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Lesebiene72
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Franken

Bewertungen

Insgesamt 74 Bewertungen
Bewertung vom 01.08.2024
Im Nordwind / Nordwind-Saga Bd.1
Georg, Miriam

Im Nordwind / Nordwind-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Schwere Zeiten für Frauen
Und wieder ein gewaltiger und mitreißender Roman der Autorin der uns in die Anfänge des letzten Jahrhunderts schickt. In gewohnt ausführlich und gut recherchierter Miriam-Georg-Manier werden wir ins traditionelle hanseatische Hamburg entführt. Sehr lebendig und atmosphärisch wechselt sie im Leben der Hauptprotagonistin immer wieder in deren Kindheit auf dem Land zurück. So ergibt sich ein umfassendes Bild von Alice mit all ihren Problemen, ihrer Sturheit aber auch ihren Hoffnungen und Sehnsüchten. Aber auch die Problematiken der damaligen Gesellschaftsschichten - gebildet/ungebildet, arm/reich, herrschaftlich/untertänig, städtisch/ländlich und nicht zuletzt sesshaft/fahrendes Volk - werden thematisiert und stellen dies sehr anschaulich, und in vielen Nebencharakteren, dar. Sehr lebendige Figuren werden gezeichnet und runden diesen Roman sehr authentisch ab.
Geschichte in vielen Facetten wird hier mal wieder aufgezeigt, allen voran: die Rechte der Frauen, juristische Geschichte des Scheidungsrechts, Brauereigeschichte sowie die Geschichte des Hamburger Doms ohne dies alles zu beschönigen.

Miriam Georg ist hier wieder einmal ein aufschlussreicher, dramatischer und bildgewaltiger Roman der den Alltag wiederspiegelt gelungen, den man nicht aus der Hand legen kann und sehnsüchtig den Oktober herbeisehnt um in Band 2 zu erfahren wie sich das Leben von Alice, John, Rosa, Henk und den andern (auch vor dem Hintergrund des drohenden bevorstehenden 1. Weltkrieges) weiterentwickelt;

Bewertung vom 15.07.2024
Signum / Stormland Bd.2
Lindqvist, John Ajvide

Signum / Stormland Bd.2


sehr gut

Hoffnung auf Band 3
Ich hatte mich sehr auf Band 2 der Trilogie gefreut, hatte ich Band 1 "Refugium" doch erst vor 2 Monaten regelrecht verschlungen. Ich wollte unbedingt die spannende Fortsetzung dieses Thrillers lesen.
Leider kann Band 2 bzgl. der Spannung nicht mithalten. Mir fehlt der rote Faden. Alles ist etwas oberflächlich, gekünstelt, in die Länge ziehend und gar nicht authentisch. Das Verhalten von Julia und Astrid ist teilweise sehr befremdlich und erschließt sich mir nicht immer. Die On-Off-Beziehung von Kim und Julia überlagert etwas die eigentlichen Geschehnisse wie die der Entführung und des Todes des ehemaligen Psychologen von Kim und dessen Aufklärung durch die Polizei. Die Recherchen für das neue Buch von Julia bzgl. der wahren Schweden werden auch nur ansatzweise dargelegt; ich gehe aber davon aus, dass diese bereits die Vorbereitungen für Band 3 sind und sich erst dann alles in einem finalen Ende aufklärt.

Meiner Meinung nach sollte vorher auf alle Fälle "Refugium" gelesen werden um die einzelnen Charaktere und die Beziehungen zueinander zu verstehen.
In Band 2 sind die einzelnen Kapitel auch wieder sehr kurz gehalten, so das doch ein gewisser Lesefluss entsteht.
Alles in allem ist es doch eine gute Geschichte, auch wenn mir dieser Band etwas lückenfüllend und als die Vorbereitung für Band 3 erscheint auf welchen wir nun 1 Jahr warten müssen.

Bewertung vom 09.07.2024
Das Pfauengemälde
Bidian, Maria

Das Pfauengemälde


sehr gut

Schwierige Reise

Kommt ganz darauf an unter welcher Prämisse ich dieses Buch lesen möchte. Wenn ich einen Unterhaltungsroman erwarte wie es der Klappentext und die Leseprobe suggerieren werde ich mit Sicherheit enttäuscht werden. Diese Buch geht tiefer. Es handelt natürlich genau von dem was der Klappentext verspricht. Das Thema bietet schließlich Stoff für einen wunderbaren Roman, doch hat sich die Autorin dagegen entschieden und vielmehr ein literarisches Werk erschaffen welches sich intensiv sowohl mit familiärer Trauer- und Vergangenheitsbewältigung, Identitätsfindung, rumänischer Kultur und politischer Willkür (sowohl in der Vergangenheit als auch im Jetzt) auseinandersetzt.
Die einzelnen Charaktere der großen Familie werden sehr authentisch dargestellt; allerdings wäre ein Personenregister manchmal hilfreich gewesen um die manchmal etwas verzwickten Verbindungen leichter verstehen zu können.

Dieses Erstlingswerk bietet eine atmosphärische Geschichte in einem immer noch zerrissenen Land der EU in dem nicht nur extreme finanzielle sondern auch große Stadt - Land sowie politische Unterschiede vorherrschen.
Die Autorin hat es bestens verstanden genau diese Unterschiede sehr anschaulich herauszuarbeiten.
Mit waren diese extremen Unterschiede nicht so sehr bewusst doch wurden sie von meiner rumänische Schwiegertochter genauso bestätigt.
Ein sehr anschauliches Werk um besser verstehen zu können.

Bewertung vom 20.06.2024
Das Baumhaus
Buck, Vera

Das Baumhaus


ausgezeichnet

Ein Buch bei dem bereits das Cover sehr atmosphärisch ist - Schriftzug/Titel sowie die Buchseiten in neongrün machen dieses Buch zu einem Hingucker im Regal zu dem man einfach greifen muss. Und dieser Griff hat sich (für mich) definitiv gelohnt.

Vollkommen harmlos fängt die Autorin mit 3 verschiedenen Erzählsträngen an, diese haben erst mal gar nichts gemeinsam.
Auf allen Erzählsträngen werden sämtliche Charaktere, auch die etwas Ungewöhnlichen, sehr facettenreich dargestellt. Und ganz allmählich, ganz ruhig - fast unsichtbar - werden die Kreise mit einigen Überschneidungen der einzelnen Stränge miteinander verwoben. Gleichzeitig zieht sich die Schlinge um den/die Täter immer enger zu.
Die Autorin schafft es sehr atmosphärisch, mit vielen Zwischentönen, einem Umeinanderkreisen und verweben, geschickt, ohne aufgesetzt oder gar realitätsfremd zu wirken, immer mehr Spannung aufzubauen.

Aber wirklich erst gegen Ende fügen sich die Stränge zu einem starken Tau zusammen und alles ist auf einmal vollkommen logisch. Trotzdem dürfte den einen oder anderen das Ende überraschen.

Die Autorin hat es mit ihrem leichten Schreibstil (wieder einmal) geschafft ein schwieriges Thema in einen ungewöhnlichen Thriller mit Gänsehautfeeling zu packen.
Für mich mein bisheriges diesjähriges Lesehighlight.

Bewertung vom 29.04.2024
Unter dem Moor
Weber, Tanja

Unter dem Moor


sehr gut

Leiser Start im Hier und Jetzt Ich muss zugeben ich habe etwas Probleme diesen Roman als das zu bewerten als was ich ihn ausgesucht hatte. Ich hatte ihn unter der Prämisse historischer Roman ausgesucht und gelesen. Historischer Roman ist für mich etwas anderes. Nichtsdestotrotz handelt es sich um einen, wie ich finde, guten Roman, aber eben nicht historisch.

3 sehr unterschiedliche Frauen, 3 Schicksale, 3 Zeitepochen. Aber sind sie miteinander verbunden? Und wenn ja, wie? Nur mit dem Ort - dem Haff, oder doch irgendwie anders?
Zeitlich spielen die einzelnen Zeitstränge in der frühen NS-Zeit, in der DDR-Zeit sowie dem Hier und Jetzt, nach der Pandemie.
Es wird in allen 3 Zeitsträngen eine eigene gewisse Spannung aufgebaut, die einzelnen Charaktere der Frauen sind sehr gut ausgearbeitet und erzählen von Frauen ihrer Zeit mit sämtlichen Stärken und Schwächen sowohl privater, emotionaler Natur als auch dem politischen Zeitgeist geschuldet. Erst relativ spät erkennt man einzelne Zusammenhänge; und spätestens dann hat es einen gepackt und man kann das Buch kaum mehr aus der Hand legen.

Ein großes Buch mit großartig gezeichneten Frauen ihrer Zeit das einen berührt und nachdenklich macht.
Auch wenn es ein ganz anderes Buch war als ursprünglich gedacht gebe ich diesem Buch eine Lesempfehlung.

Bewertung vom 22.03.2024
Eine Fingerkuppe Freiheit
Zwerina, Thomas

Eine Fingerkuppe Freiheit


sehr gut

Bildgewaltig
Bei dem Buch "Eine Fingerkuppe Freiheit" handelt es sich um ein großes Stück Zeitgeschichte über Freiheit, Eigenständigkeit, Beharrlichkeit und Mut - beeindruckend und unterhaltsam erzählt. Erzählt von einem Autor der selbst erblindet ist; in einer unvergleichlichen poetisch anmuteten Art und Weise, ein historischer Roman mit ein bisschen Sachbuch. Gleichsam faszinierend und beeindruckend wie der Autor eine solch revolutionäre Erfindung der Geschichte auf so wenigen Seiten in einer sehr bildhaften Sprache zu Papier gebracht hat, dabei schreibt er sehr authentisch und einfühlsam. Manches mal schweift er allerdings etwas weit ab.
Für den Ein oder Anderen mag dieser bildhafte Schreibstil altmodisch oder "Aus der Zeit gefallen" anmuten, doch passt er wunderbar zu der historischen Figur des Louis Braille. Auch der Einband des Buches ist der Geschichte geschuldet - ein kleiner Junge vor dem weiten Hintergrund eines Kornfeldes lässt sofort ein Bild des Heimatdorfes des kleinen Louis Braille vor dem geistigen Auge entstehen.
Mir hat dieses Buch durchaus schöne und interessante Einblicke in ein gewaltiges Lebenswerk bereitet, doch ist der Schreibstil schon etwas speziell und nicht jedermanns Sache; der Lesefluss kommt manchmal schon etwas ins stocken.

Bewertung vom 05.03.2024
Das verborgene Genie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.5
Benedict, Marie

Das verborgene Genie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.5


sehr gut

Starke Frau in einer Männerwelt
Genau wie die 4 Vorgängerromane aus der Reihe habe ich diesen Band regelrecht verschlungen. Aber bei diesem Band habe ich das erste Mal ein bisschen gebraucht um das Gelesene auch zu verdauen.
Bei den Bänden 1 bis 3 waren mir die Frauen namentlich ein Begriff; bei Band 4 und jetzt auch bei Band 5 sieht die Sache ganz anders aus. - Ein blinder Fleck. -
Warum frage ich mich.
Wird Geschichte nur von Männern geschrieben? Oder warum werden so außergewöhnliche Frauen die solch fundamentale Forscherinnen waren und derart wichtige Beiträge in ihrem Leben geleistet haben erst jetzt in den Fokus gerückt. Ich hoffe, dass die Autorin noch viele weitere starke Frauen für diese tolle Serie findet und meine blinden Flecken ausfüllt. Und ich bin mir sicher, dass es noch viele solcher blinden Flecke gibt.
Beim Inhalt hat es Marie Benedict mal wieder in ihrer bekannten, leicht und flüssig zu lesenden, Art geschafft geschichtliche Details in einen autobiografischen Roman zu verwandeln. Etwas zu kurz gekommen ist hier für mich aber ein bisschen das Privat-/Familienleben von Rosalind Franklin.

Normalerweise schaue ich nicht so sehr auf das Cover eines Buches, aber bei diesem hier passt die abgebildete DNA-Form einfach zu gut zur abgebildeten Frauenfigur.

Auch für Band 5 dieser Reihe gebe ich hier eine klare Leseempfehlung. Frau -vor allem aber auch Männer - können sie genug über starke Frauen wissen.

Bewertung vom 23.02.2024
OLAF ERMITTELT - Der Kanzler-Krimi
Hofer, Wolfgang

OLAF ERMITTELT - Der Kanzler-Krimi


sehr gut

Leichter Unterhaltungskrimi
Ich habe bei diesem Krimi genau das bekommen was ich erwartet hatte - einen leichten und nicht zu ernst nehmenden Unterhaltungskrimi.

Bei den ersten paar Seiten hatte ich ein bisschen Probleme mich in die Geschichte einzufinden, da die relativ kurzen Kapitel ein bisschen seicht dahinplätscherten. Auch hatten die Kapitel scheinbar erst mal nichts miteinander zu tun - haben sie aber doch und man kommt, nicht zuletzt wegen der humorigen politischen Seitenhiebe, relativ schnell hinein; auch nimmt das Buch schnell an Fahrt auf. Die Figuren sind auf eine sehr karikierte Art authentisch dargestellt und lassen einen recht häufig schmunzeln.
Der Schreibstil ist angenehm kurzweilig und lässt sich flüssig lesen.
Jedes Kapitel war statt einer Überschrift mit einem zutreffenden Zitat (gekennzeichnet!!!) überschrieben was mir sehr gut gefallen hat.

Alles in allem ist dies ein leichter Krimi für mal zwischendurch und um den Tag mal nicht zu ernst ausklingen zu lassen.

Bewertung vom 09.02.2024
Das Lächeln der Königin
Gerhold, Stefanie

Das Lächeln der Königin


sehr gut

Die Autorin hat in ihrem Debütroman versucht den Spagat zwischen Fiktion und erwiesenen Fakten zu schaffen. Dies ist ihr, wenn auch zwischendurch einmal etwas langatmig, durchaus gut gelungen. Es ist aber auch wahrlich kein leichtes Thema das sie da angegangen ist, aber sie schafft es die sehr komplexen Themen von Wissenschaft/Ägyptologie, die sich daraus ergebenden Problematiken der Politik zwischen verschiedenen Staaten, die Weltwirtschaftskrise und nicht zu vergessen die persönlichen Höhen und Tiefen eines jüdischen Kunstmäzens so anschaulich, fiktiv aber auch geschichtlich nachweisbar in einem sehr flüssigen und leicht lesbaren Stil darzustellen.
Zugegebenermaßen wusste ich, dass die Büste der Nofretete in Berlin ausgestellt ist, und auch dass es hier einige Ungereimtheiten gibt - aber wie dies alles zusammenhängt war mir bis dato unbekannt. Von einem James Simon hatte ich bis zum lesen des Buches auch noch nichts gehört. Diese Buch macht Geschichte hier leicht erlesbar und regt gleichzeitig dazu an, sich etwas intensiver geschichtlich mit dem Thema zu beschäftigen.

Für mich ist dieses Buch weder ein typischer Roman noch ein Sachbuch - irgendwie etwas dazwischen. Ein toller Einstieg sich entweder mit dem Thema auseinanderzusetzen wenn man noch mehr wissen möchte, aber trotzdem bereits so wissensvermittelnd um sich eine guten und ausreichenden Überblick verschaffen zu können.