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fantasia

Bewertungen

Insgesamt 21 Bewertungen
Bewertung vom 09.08.2024
Glutmoor / Janosch Janssen ermittelt Bd.2
Engels, Lars

Glutmoor / Janosch Janssen ermittelt Bd.2


gut

Zu viele Wendungen

Der zweite Band des Ermittlerduos Janosch Janssen und Diana Quester und sie sind vollauf beschäftigt mit ihren Ermittlungen. Eine Familie wird bis auf die Tochter, die zur Tatzeit im Krankenhaus arbeitet, ermordet. Vandalismus an der Todesstreifen-Gedenkstätte ist ein „Fall“, in dem ein Kollege der beiden ermittelt. Bald stellt sich heraus, dass beides zusammenhängt. Der einführende Rückblick lässt gleich vermuten, dass es ein dunkles Geheimnis in der Vergangenheit gibt.
Die Atmosphäre um den fiktiven Ort Grimmbach in der Rhön sowie die der Nähe zur Grenze sind eindrücklich dargestellt. Das Ermittlerduo wirkt sympathisch, die privaten Verbandelungen werden thematisiert; Questers Mutter und ihre Hintergründe nehmen größeren Raum ein.
Es gibt einige Verdächtige und immer wieder Wendungen, die mir bisweilen zu viel und zu konstruiert sind. Je mehr ich gelesen habe, desto mehr schweift das ganze ab und ich als Leser mit.

Bewertung vom 15.07.2024
Reise nach Laredo
Geiger, Arno

Reise nach Laredo


ausgezeichnet

Beeindruckend

Auch bei diesem Buch wird deutlich, warum dem Autor Arno Geiger all diese Preise und Auszeichnungen zugesprochen wurden und sicherlich noch werden.

Gut recherchiert erfährt der Leser von Karl V, der 1557 abdankte und all seine Ämter aufgab. Der alte König leidet an vielen Krankheiten, mit einem durchorganisierten Tagesablauf konfrontiert wartet er, aber vor allem seine Dienerschaft, auf seinen baldigen Tod in einem Kloster am Ende der Welt. Er ist an diesem Ort, um die Person sein zu können, die er nie sein durfte, herauszufinden, was für ein Mensch er ist. Dies soll ihm helfen, sich vor Gott zu verantworten.

Doch es gelingt ihm nicht im Kloster. Er ist mürrisch und hilflos. Die Tage vergehen gleichförmig, er stumpft ab, gibt sich auf. „Er steht da zwischen lauter Einsamkeiten.“

Bis es zur folgenschweren Begegnung mit Gironimo, seinem illegitimen Sohn, kommt. Mit ihm macht er sich heimlich auf die Reise (was im ersten Moment ob seines Zustandes und seiner Position verblüfft) - einer Reise zu sich selbst, die ihm zeigt, wie schön das Leben sein kann und was wirklich zählt.

Geiger schreibt in einer ausdruckstarken Sprache, die an Bildern reich ist.

Inhaltlich und sprachlich sehr beeindruckend.

Bewertung vom 14.07.2024
Wenn du schon hundert wirst, kannst du genauso gut auch glücklich sein
Kun Hoo, Rhee

Wenn du schon hundert wirst, kannst du genauso gut auch glücklich sein


sehr gut

Wichtiges Thema
Wer will nicht hundert Jahre oder mehr alt werden und glücklich sein? Das Thema trifft immer wieder den Zeitgeist und hat mich auch sehr angesprochen.
Der koreanische Autor und Psychiater bestückt seine Ansichten und Lebensweisheiten mit etlichen Redensarten seiner Heimat, die man hier nicht kennt, die aber umso mehr Freude machen, dass man sie kennenlernt. Für den Umgang mit jungen Leuten kann man da lesen: „Schließe den Mund und öffne deine Brieftasche“. Das spricht direkt die Lesergruppe derjenigen an, für die das Buch geschrieben ist: die der Älteren.
Selbstbeherrschung, eine in Asien wohl eher verbreitete Tugend als im Westen, wird vom Autor gepriesen. Er empfiehlt, sich bewusst zu machen, dass sich im Alter einiges geändert hat und man auf die Zielgerade des Lebens zusteuert. Dies zu erkennen und daraus das Beste zu machen, ist ein guter Ratschlag. In mehreren Kapiteln widmet sich der Autor einzelnen Unterpunkten, an denen er die Umsetzung dieses Ratschlags verdeutlicht.

Bewertung vom 18.06.2024
Experienced. Die Liebe bietet unbegrenzte Möglichkeiten
Young, Kate

Experienced. Die Liebe bietet unbegrenzte Möglichkeiten


schlecht

Das Cover des Buches ist sehr ansprechend: Es stellt eine weibliche Figur dar, die gut gezeichnet wurde und deren Hand den Blick vor der Sonne schützt. Das wirkt interessant und lädt - wie sollte es anders sein - auch zum Lesen ein.
Zum Inhalt: Die dreißigjährige Protagonistin Bette findet sich nach einer Beziehungspause, die von ihrer Freundin Mei vorgeschlagen wurde, in einer Welt des Online-Datings wieder. Das könnte ein interessantes Thema sein und kommt auch auf den ersten Seiten so rüber. Dann erscheint es sehr platt und vorhersehbar. Nach Vielerlei hin und her kommen doch dann die zusammen, die schon immer zusammenkommen wollten.
Über die Sprache, in der dies dargestellt wird, kann man sich auch streiten - Liebesromanheftchen haben bisweilen keine bessere Sprache, aber einen besseren Spannungsbogen.
Die Protagonistinnen bewegen sich zwischen Queerness und Selbstfindung - mir stellt sich die Frage, was die Autorin bei ihrer Leserschaft bewegen will.
Ich kanns nicht empfehlen.

Bewertung vom 01.05.2024
Astrids Vermächtnis
Mytting, Lars

Astrids Vermächtnis


sehr gut

Da ist er nun, der dritte Band dieser Geschichte um die geheimnisvollen Glocken, den Teppich, die Hekne-Schwestern- Liebe, Tod.
Auch in der neueren Hekne-Generation gibt es wieder eine Astrid, der Kai Schweigaard sehr zugetan ist und in ihr eine würdige Erbin der bisherigen Geschichte sieht. Jetzt kommen aber der zeitliche Aspekt des Zweiten Weltkriegs und Nazideutschland hinzu. Die Zeiten haben sich verändert. Auf einmal wird aus Astrid aus eine Widerstandskämpferin. Na ja, alle Register werden in diesen drei Bänden gezogen – mir ist es zu viel. Gut fand ich, dass gleich zu Beginn dieses dritten Bandes der Autor die Geschichte der siamesischen Zwillingsschwestern Halfried und Gunhild Hekne zusammengefasst hat: So ist ein leichter Einstig in diesen dritten Band möglich.

Bewertung vom 21.04.2024
Nachspielzeiten
Vogelsang, Lucas

Nachspielzeiten


sehr gut

Nach dem Spiel ist mitten im Leben

„Nachspielzeiten" von Lucas Vogelsang ist ein fesselndes Buch, das die Fußballwelt abseits des Spielfelds erkundet. Mit ehrlichen Einblicken in das Leben von bekannten Persönlichkeiten wie Otto Rehhagel und Mehmet Scholl sowie hinter die Kulissen von Ruhm und Schattenseiten des Sports bietet es eine faszinierende Lektüre. Der lebendige Schreibstil des preisgekrönten Autors vermittelt Emotionen und Humor, während er das Leben nach der Karriere und Ereignisse nach dem Abpfiff beleuchtet. Auch für Nicht-Fußballfans ist dieses Buch empfehlenswert, da es die Leserinnen und Leser auf eine kurzweilige Reise durch die Welt des Fußballs mitnimmt. Trotz gelegentlicher Längen bleibt die Authentizität der Geschichten erhalten.
Eine lohnenswerte Lektüre, die zeigt, dass die besten Geschichten am Spielfeldrand passieren.

Bewertung vom 21.04.2024
Gussie
Wortberg, Christoph

Gussie


ausgezeichnet

Eindrücklich und sehr persönlich
Die politische Seite Adenauers ist vielen bekannt, doch seine persönliche nicht. Ich wusste z.B. nicht, dass er zweimal verheiratet war und eine Schar von Kindern (acht) hatte. Daher ist es umso interessanter, etwas von dieser Seite des Politikers zu erfahren. Gussie (Auguste), die zweite Frau des Politikers, gewährt den Lesern auf dem Sterbebett Einblicke in ihr und sein Leben.
Das ist sehr interessant gemacht - über jedem kurzen Kapitel steht ein Auszug aus einem Brief an ihren Vater z.B., dem sie sehr zugewandt war. Hier wird das Bild einer Frau gezeichnet, die schon immer wusste, was sie wollte und mit dem „Verrat“ an ihrem Mann hadert und letztendlich an den Folgen stirbt (was in der Forschung umstritten ist).
Diese Frau hat mich mehr beeindruckt als ihr Mann und die Geschichten um ihn - der mir als Rosen züchtender Bundeskanzler in Erinnerung geblieben ist, der doch etliche Nazis in seinem Kabinett versammelt hatte, z.B. den Herausgeber des Kommentars zu den Nürnberger Rassegesetzen, der das Bundeskanzleramt leitete. Auch sprach Adenauer sich recht bald für ein Ende der Entnazifizierung aus.
Interessantes Buch, das ich interessiert gelesen habe und gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 13.03.2024
Das Schweigen des Wassers
Tägder, Susanne

Das Schweigen des Wassers


ausgezeichnet

Nur gut!
„Das Schweigen des Wassers" ist ein Kriminalroman der leisen Töne - die sehr eindrücklich sind und einem nicht loslassen. Der Leser will wissen, wie sich die Sache entwickelt. Und selbst am Ende bleiben Fragen offen, die die Hoffnung wecken, dass es weitere Bände der Autorin um Hauptkommissar Groth geben wird.
Der Fall oder besser die zwei Fälle verweben geschickt politische Themen in die Handlung ein, die einige Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands spielt. Hauptkommissar Groth wird aus Hamburg in seine Heimat Mecklenburg abgeordnet, um beim Aufbau zu helfen. Doch seine westliche Herkunft stößt bei den neuen Kollegen auf Skepsis, und schon bald muss er sich nicht nur mit einem mysteriösen Todesfall, dessen Vorgeschichte zu dem zweiten Mordfall vor der Wende zurückführt, sondern auch mit zwischenmenschlichen Spannungen und Schicksalen auseinandersetzen.
Der Schreibstil ist leise und teils melancholisch, was perfekt zur Stimmung des Buches passt. Die Atmosphäre der mecklenburgischen Provinz und die Charakteristik der einzelnen Figuren ist eindrücklich. Man taucht ein in eine Welt voller Geheimnisse und menschlicher Abgründe, Einsamkeit und Trauer.

Bewertung vom 20.02.2024
Spur und Abweg
Tallert, Kurt

Spur und Abweg


weniger gut

Distanziert
Vom Rapper zum Schriftsteller - das klingt nach einem unüblichen Werdegang des Autors. Sein Thema Nationalsozialismus ist zwar schon häufig bearbeitet worden, aber immer wieder lesenswert. Die Widmung sagt, dass der Autor auf einer Entdeckungsreise durch die eigene Familie ist - was er dann aber daraus macht, überzeugt nicht wirklich.
Kurt Tallert spürt seinem Vater nach, der als junger Mann als Halbjude von den Nazis verfolgt wurde und später Politiker in Westdeutschland wurde.
Dabei schweift er ab - schreibt über alles Mögliche, was schon auch irgendwelche Bezüge zum Nationalsozialismus hat, bis er irgendwann mal wieder zu der Familienhistorie kommt. Deren Darstellung wirkt sehr distanziert. Beides erschwert den Lesefluss und macht nicht wirklich Lust weiterzulesen.
Am Interessantesten fand ich, wie der Autor das Cover gedeutet hat.
Das Sachbuch "Spur und Abweg" von Kurt Tallert hat mich enttäuscht.

Bewertung vom 09.02.2024
Das Philosophenschiff
Köhlmeier, Michael

Das Philosophenschiff


sehr gut

Mit den ersten Sätzen wird eine Einladung an eine der beiden Hauptfiguren ausgesprochen - eine Einladung, die auch für den Leser gilt und ihn sofort in das Geschehen einbezieht. Ein "windiger Schriftsteller" stellt sich der Aufgabe, den Erzählungen einer alten Architektin zu lauschen und zu einer Biografie zu verarbeiten.
Und hier zeigt sich schon der Witz dieses Buches - wer ist dieser
Schriftsteller, was könnte er mit dem Autor gemein haben oder sind die beiden gar ein und dieselbe Person?
Die Geschichte der 100-jährigen Architektin dreht sich hauptsächlich um eine Episode ihres Lebens, als sie als 14-Jährige mit ihen Eltern auf dem "Philosophenschiff" aus Russland verbannt wurde. Hier wird der Leser mit vielen Namen konfrontiert, was teilweise ermüdend ist. Aber die Handlung gleicht das wieder aus - die Gespräche der Passagiere und v.a. auch die Gespräche der 14-Jährigen mit dem an den Rollstuhl gefesselten Lenin über Macht und Liebe sind wunderbar. Ein echter Köhlmeier!