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Lesefreundin
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Düsseldorf

Bewertungen

Insgesamt 23 Bewertungen
Bewertung vom 06.03.2024
Der ehrliche Finder
Spit, Lize

Der ehrliche Finder


ausgezeichnet

Intensiver Roman

Mit nur 128 Seiten ist "Der ehrliche Finder" von Lize Spit zwar ein wirklich dünnes Büchlein, aber es steckt so viel in diesen wenigen Seiten!

Es geht in der Geschichte um Jimmy und seine Freundschaft zu Tristan. Jimmy ist ein Außenseiter, ein liebenswerter Nerd, der sich dem Sammeln von Flippo-Kärtchen mit voller Hingabe widmet und mit Tristan, einem aus dem Kosovo geflohenen Jungen, seinen ersten richtigen Freund gefunden hat. Als Tristan und seiner Familie die Abschiebung droht, schmieden er und seine Schwester einen gefährlichen Plan um dies zu verhindern. Für diesen Plan benötigen sie Jimmys Hilfe.

Dieses Buch fängt sehr unscheinbar an, indem die Leser:innen zunächst über Jimmys Sammelleidenschaft und seine Freundschaft zu Tristan lesen. Mir ist Jimmy hier schon sehr ans Herz gewachsen mit seiner speziellen Art und seinen alltäglichen Herausforderungen. Was als "schöne Freundschaftsgeschichte" anmutet, entwickelt sich immer mehr zu einem gesellschaftskritischen Roman über das Thema Flucht/Abschiebung. Als Leser:innen sehen wir die Perspektive der Kinder, die in großer Angst darum leben, ihre neue Heimat verlassen zu müssen.

Ich bewundere Lize Spit dafür, wie sie es in so wenigen Seiten schafft sowohl einen intensiven Spannungsbogen zu erzeugen und gleichzeitig die Ängste und Sorgen der Kinder zu vermitteln. Ich habe während der ganzen Lektüre sehr mit den Protagonist:innen mitgefühlt und werde sicherlich noch lange über das Thema Abschiebung, und was dies mit den betroffenen Menschen macht, nachdenken. Der Schreibstil der Autorin liest sich ausgesprochen flüssig und lässt einen sehr nah an die Geschichte heran. Außerdem ist es Lize Spit gelungen, die Geschichte sehr glaubhaft aus einer kindlichen Perspektive zu erzählen und die Gedankenwelt sowie die Gefühle von Jimmy als Haupterzähler wiederzugeben.

Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich das offene Ende bewerten möchte. Grundsätzlich bin ich kein Fan von offenen Enden und natürlich hätte ich die Geschichte gerne mit einem deutlichen Abschluss gelesen. Gleichzeitig sorgt Lize Spit mit einer Geschichte, die am höchsten Spannungspunkt endet, dafür, dass mich der Roman nach dem Lesen noch stark beschäftigt.

Fazit: Ein unfassbar starker, gesellschaftskritischer Roman!

Bewertung vom 04.03.2024
Annas Lied
Koppel, Benjamin

Annas Lied


weniger gut

Sehr ausufernd erzählt

In "Annas Lied" erzählt Benjamin Koppel die Lebensgeschichte seiner Großtante, die als Tochter einer jüdischen Familie zu Beginn des 20. Jhd. in Kopenhagen aufgewachsen ist und später der Ehe wegen nach Paris geht. Es handelt sich um eine von den Eltern arrangierten Ehe, die Hannah eingehen muss, um die Traditionen der streng gläubigen Familie aufrecht zu erhalten.

Ich lese sehr gerne Lebensgeschichten, die über mehrere Jahrzehnte erzählt werden und die Familienstrukturen in den Fokus stellen. Leider muss ich hier gestehen, dass ich den Roman nach über 300 Seiten nicht mehr weiterlesen möchte. Mein Hauptkritikpunkt liegt darin, dass die Geschichte für mich viel zu ausufernd erzählt wird und es zu viel Raum für kleinere Familienanekdoten gibt. Der Roman hat einfach zu viele Länge für mich. Gleichzeitig empfinde ich die Dialoge zum Teil als sehr hölzern. Weiterhin fällt es mir als Leserin schwer der Hauptprotagonistin näher zu kommen, vielmehr fühle ich mich Hannah gegenüber sehr distanziert.

Kurz nach dem Wechsel vom ersten zum zweiten Teil des Buches, hat mich der Roman nun ganz verloren. Denn an diesem Punkt der Geschichte passiert ein Handlungsstrang im Buch, der für mich großes erzählerisches Potential gehabt hätte. Stattdessen gibt es einen Cut und wir "verlieren" ein Jahr in der Geschichte, was ich ausgesprochen schade finde.

Fazit: Für mich war es dieses Mal leider nicht der richtige Roman.

Bewertung vom 25.02.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


ausgezeichnet

Brillant!

"Yellowface" von Rebecca F. Kuang ist brillant! In der Regel ist es bei gehypten Büchern so, dass ich diejenige mit der "unpopular opinion" bin, aber in diesem Fall hat sich der Roman als ein absolutes Highlight herausgestellt!

"Yellowface" ist so vielseitig, dass es mir schwer fällt, meine Gedanke in Worte zu fassen. Mit einem sehr flüssigen Schreibstil und einer packenden Story entwickelte das Buch eine absolute Sogwirkung auf mich. Rebecca F. Kuang schreibt über Rassismus, Kulturelle Aneignung, die harte Buchbranche und das gegenseitige Zerfleischen auf Social Media. Dabei zeigt sie eindringlich, gerade mit Blick auf die Themen Rassismus und Kulturelle Aneignung, dass nichts nur schwarz und weiß ist. Damit ist "Yellowface" ein eindringlicher und unsagbar wichtiger Beitrag zu den heutigen, toxischen Gesellschaftsdebatten.

Noch ein Kommentar zur Gestaltung: Ein riesiges Lob geht an die Menschen, die für die Gestaltung dieses Buches verantwortlich sind. Nicht nur ist der Buchschnitt einmalig, sondern auch die Idee ist genial, das im Roman besagte Buch "Die letzte Front" und die "beiden Autorinnen" vorne auf das Buch zu drucken! Ich war begeistert als ich den Buchumschlag entfernte.

Bewertung vom 24.02.2024
ruh
Dost, Sehnaz

ruh


weniger gut

Sprachlich wunderbar, Handlung zäh

Ich hatte mir nach dem Lesen des Klappentextes von "ruh" der Autorin Sehnaz Dost eine Geschichte erhofft, wo es um einen Protagonisten geht, der in seinen ersten Lebensjahren in der Türkei bei seinen Großeltern aufgewachsen ist und später zu seiner ihm weitestgehend fremden Eltern nach Deutschland kommt. Ich erwartete Einblicke in die familiären Beziehungen und wie Cemal zwischen diesen beiden Heimaten aufwächst. Außerdem fand ich den Aspekt der homosexuellen Beziehung interessant.

Leider war der Roman dann doch eine große Enttäuschung. Ich habe mich immer wieder gefragt, wo die Autorin mit der Geschichte hin möchte. Es gibt kaum Einblicke in die familiären Beziehungen, vielmehr lesen wir hauptsächlich von Cemal, der im Selbstmitleid versinkt. Zwischendrin wechselt die Perspektive zu Cemals Urgroßmutter, die sich an an ein vormaliges Leben erinnert und sich nun stark auf ihre Tochter fixiert. Hier fehlte es mir völlig am Zusammenhang. Warum wird dieser Handlungsstrang erzählt? Was hat das Ganze mit Cemal zu tun?
Was mich wirklich sehr stört, ist die Darstellung von "den rassistischen Deutschen". Diese stereotype Zeichnung fördert ebenso Vorurteile und spaltet unsere Gesellschaft (und das schreibe ich als eine Person, die selber einen sogenannten "Migrationshintergrund" hat!).

Es ist schade, dass das Potential der Geschichte nicht genutzt wurde. Das Thema Heimat und auch der innere Konflikt rund um Cemals sexuelle Orientierung sind aus meiner Sicht absolut interessante Themen, die zwar angerissen, aber nicht wirklich auserzählt wurden. Ich empfinde die Handlung als sehr zäh und langatmig.

Ein Lob möchte ich dennoch aussprechen: Die Autorin hat eine wunderbare Sprache! In ihren Sätzen liegt etwas sehr melancholisches und zartes, was ich sehr mag.

Bewertung vom 22.02.2024
Leuchtfeuer
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


ausgezeichnet

Berührende Familiengeschichte

Mit dem Roman "Leuchtfeuer" von Dani Shapiro habe ich mein erstes Highlight im Jahr 2024 gefunden. Es ist ein Buch, das ruhig erzählt ist, tief in die Seele seiner Protagonist:innen blicken lässt und mich auf ganz besondere Weise berührt hat.

Zunächst lernen wir die Familie Wilf kennen, deren Leben sich mit einem einzigen Fehltritt grundlegend ändert. Denn die Kinder Theo und Sarah verursachen einen Autounfall, bei dem ein befreundetes Mädchen sein Leben verliert. Die Familie schweigt fortan über den Unfall und doch schwebt er über die vielen Jahre hinweg immer weiter wie eine dunkle Wolke über den Köpfen der Familie Wilf. In einem zweiten Handlungsstrang lernen wir den kleinen Nachbarsjungen Waldo kennen, der auf besondere Weise mit Benjamin Wilf, dem Vater von Theo und Sarah, verbunden ist. Waldo ist anders als andere Jungen, er verliert sich in der Astrophysik und durchlebt eine schwierige Beziehung zu seinem Vater.

Dani Shapiro erzählt die miteinander verwobene Geschichte der beiden Familien über mehrere Jahrzehnte hinweg und geht dabei nicht chronologisch vor, sondern springt immer wieder in den Zeitebenen. Dabei wechselt sie auch die Erzählperspektiven. Das mag verwirrend klingen, aber Dani Shapiro ist diese besondere Erzählstruktur herausragend gelungen! An keiner Stelle hatte ich das Gefühl den Faden zu verlieren, sondern im Gegenteil konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.

Gleichzeitig bekommen alle Familienmitglieder ihre eigenen Kapitel, sodass ich als Leserin sehr tiefe Einblicke in die Gedanken und Gefühle der einzelnen Personen bekommen habe. Dadurch fühlte ich mich den Familienmitgliedern ausgesprochen nahe und war emotional sehr berührt.

Für mich ist Leuchtfeuer ein Jahreshighlight und ein Herzensbuch. Ich empfehle es unbedingt weiter!

Bewertung vom 12.02.2024
Hallo, du Schöne
Napolitano, Ann

Hallo, du Schöne


sehr gut

Ein moderner Little Women - Roman

Nach den ersten Kapiteln war meine Begeisterung für das Buch mit dem wunderschönen, ausdrucksstarkem Cover geweckt, denn: Die Geschichte der Padavano-Schwestern, die die US-amerikanische Schriftstellerin Ann Napolitano in ihrem Roman "Hallo, du Schöne" erzählt, erinnert an den Klassiker "Little Women".

Zu Beginn erleben wir die Schwesternschaft von Julia, Sylvie, Cecilia und Emmeline, die, wie auch die March-Schwestern aus Little Women, sehr eng miteinander verbunden sind. Sie sind nicht nur Schwestern, sondern beste Freundinnen und engste Vertraute füreinander. Im Laufe der Jahre ändern sich die Dynamiken und das enge Band, als William in die Familie einheiratet. William ist als Einzelkind aufgewachsen und erfuhr in seiner Kindheit kaum elterliche Liebe.

Ich kann das viele Lob, das die Autorin für ihren Roman bekommt, sehr gut nachvollziehen! Es geht in der Geschichte, die mehrere Jahrzehnte umspannt, um Geschwisterliebe, Depressionen, Resilienz, Trauer und Vergebung. Dabei schafft Ann Napolitano es, die einzelnen Charaktere mit ihren Stärken, Schwächen und Gefühlen sehr tiefgründig darzustellen, was mir als Leserin eine ausgesprochene Nähe zu den Figuren ermöglicht hat.

Allerdings konnte ich nicht alle Handlungen der Protagonist:innen nachvollziehen. Insbesondere tat ich mich mit den Entscheidungen von Julia und Rose, der Mutter der vier Schwestern, schwer. Trotz der über 500 Seiten hätte ich mir außerdem mehr Infos zu Williams Familiengeschichte gewünscht und hätte die Familiengeschichte zum Schluss gerne um ein paar weitere Jahre begleitet.

Ich empfehle den Roman an alle Leser:innen, die Little Women geliebt haben, Familiengeschichten mögen und die einen Roman lesen möchten, der tiefe, zwischenmenschliche Beziehungen und Gefühle beschreibt.

Bewertung vom 09.02.2024
Lily und der Herzenszauber
Fleming, Lucy

Lily und der Herzenszauber


ausgezeichnet

Goldige Teichnixe

"Lily und der Herzenszauber" von Lucy Fleming ist ein absolut goldiges Bilderbuch, das die kleinen Leser:innen in einen Teich verzaubert, wo die Teichnixe Lily sich um den Teich und seine tierischen Bewohner:innen kümmert. Die Tiere wissen, dass sie sich auf Lily verlassen können, doch irgendwann macht Lily sich Sorgen darum, wie sie die vielen Aufgaben bewältigen soll. Schon bald erkennt sie, dass ihre Freund:innen ihr zur Seite stehen und sie gemeinsam die schwierigsten Aufgaben bewältigen können.

Das Kinderbuch ist von der Optik her ein wahrer Blickfang. Das Cover mit seinen kräftigen Grün- und Orangetöne sowie den Glitzerelementen weckten sofort das Interesse meiner Kinder. Dazu sind die Charaktere des Buches liebevoll gezeichnet und Lily ist auf Anhieb sympathisch.

Ebenso weiß das Kinderbuch inhaltlich zu glänzen, denn es zeigt Kindern, dass auch die fröhliche und sich stets kümmernde Lily Kummer und Sorgen haben kann. Es ist wichtig, diese Gefühle zum Ausdruck zu bringen und sich anderen anzuvertrauen, um die Probleme zu lösen. Die Botschaft, dass man gemeinsam alles schaffen kann, gefällt mir sehr gut.

Es ist ein durchweg gelungenes Kinderbuch, sowohl optisch als auch inhaltlich, das ich sehr gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 26.01.2024
Wieso? Weshalb? Warum?, Band 26: Komm mit zum Schwimmen
Erne, Andrea

Wieso? Weshalb? Warum?, Band 26: Komm mit zum Schwimmen


ausgezeichnet

Für ängstliche Kinder geeignet


Das Buch "Komm mit zum Schwimmen" ist Teil der beliebten Sachbuchreihe "Wieso? Weshalb? Warum?" für Kinder. Dieses Mal dreht sich alles rund um das Thema Schwimmen und Spaß im Wasser.

Wir haben dieses Buch für unsere dreijährige Tochter gekauft, die seit jeher nicht gerne badet und auch nicht ins Schwimmbad möchte. Um ihr vor dem Schwimmbadbesuch zu zeigen, wie ein Schwimmbad aussieht und was es dort alles gibt, haben wir dieses Buch gekauft. Für diesen Zweck ist das Buch wunderbar geeignet! Wie von der Sachbuchreihe gewöhnt, ist das Thema absolut kindgerecht aufgearbeitet, die Länge der Texte ist optimal, die Illustrationen farbenfroh und natürlich sind die Klappen jedes Mal spannend zu öffnen.

Für unsere ängstliche Tochter ist es schön zu sehen, wie viel Spaß das Schwimmen und Planschen im Wasser macht, denn die Illustrationen zeigen viele fröhliche Kinder und lachende Erwachsene. Gleichzeitig erfährt sie, dass es extra Spielbereiche für die kleinen Badegäste, was ihr Interesse geweckt hat.

Das Buch ist ohne Zweifel empfehlenswert und durchaus auch schon für jüngere Kinder interessant. Darüber hinaus ist das Buch toll als Vorbereitung auf das Seepferdchen-Abzeichen, da das Buch sich auch dem Erwerb des Abzeichens widmet und sogar die Baderegel auflistet.

Fazit: Ich möchte das Buch besonders den Eltern ans Herz legen, deren Kinder nicht gerne ins Wasser/Schwimmbad gehen oder ihren Kindern erklären möchten, was es mit dem Seepferdchen auf sich hat.

Bewertung vom 22.01.2024
Wie wir den Frieden lernten
Klee, Annika

Wie wir den Frieden lernten


sehr gut

Verliebt ins Cover

In der Kinderbuchabteilung passiert es mir wirklich immer wieder: Ich bin blitzverliebt in diese viele wunderschönen Cover! Das war bei "Wie wir den Frieden lernten" nicht anders. Nini Alaska hat mit ihren Illustrationen einen wahren, optischen Buchschatz geschaffen. Positiv möchte ich noch die Haptik des Buches hervorheben. Hier wurde viel auf Nachhaltigkeit geachtet und das merkt man dem Buch an. Auch inhaltlich hat mich dieses Buch sofort angesprochen, da es das Thema "Frieden" in den Vordergrund stellt, das aktuell nicht nur Erwachsene, sondern auch viele Kinder in Anbetracht der turbulenten Weltlage sehr beschäftigt.

Die Geschichte erzählt kindgerecht, wie zwischen zwei Klassen aus einer Kleinigkeit ein großer Streit entsteht. Annika Klee lässt es in ihrer Geschichte zu, dass die Kinder ihre Gefühle zeigen dürfen. Dass Wut und Ärger teil ihrer Gefühlswelt sind, sie einem im Weg stehen, um zurück zum Frieden zu finden.

Mir gefällt die Geschichte sehr, allerdings halte ich sie vom Alter her nicht für 6jährige geeignet (mein Kind ist sechs Jahre alt und ich habe es ihm noch nicht vorgelesen), da die Sätze zum Teil doch recht lang sind und viel Text vorhanden ist. Für mich ist es daher nicht als "Vorlesebuch" geeignet, sondern eher für Kinder, die bereits selber gut lesen können.

Ich bin über dieses Buch zum ersten Mal mit dem Jupitermond Verlag in Berührung gekommen und bin sehr begeistert über das Programm dieses kleinen und unabhängigen Verlags. Die Bücher sind allesamt wunderschön illustriert und beschäftigen sich mit den verschiedensten gesellschaftlichen Themen (z.B. Diversität, Inklusion, etc.). Ich bin absolut begeistert!

Bewertung vom 22.01.2024
Lichtungen
Wolff, Iris

Lichtungen


gut

Ein ruhiger Roman

Ein wunderschönes Cover, ein Klappentext, der einen "großen europäischen Roman" rund um eine besondere Freundschaft verspricht sowie eine bekannte Autorin, die bereits mit einigen Literaturpreisen ausgezeichnet wurde. Meine Erwartungen an "Lichtungen" waren entsprechend hoch und ich war mir sicher, ein Highlight lesen zu dürfen. Doch dem war letztlich leider nicht so.

Iris Wolff schreibt melancholisch, ruhig und ausgesprochen bildhaft. Diese Art des Schreibens mag ich sehr, kann man sich doch wunderbar in die vielen poetischen Sätze der Autorin verlieren. So sehr ich diesen Stil auch genossen habe, blieb mir die Freundschaft von Lev und Kato doch zu blass. Ich konnte nicht nachvollziehen, warum diese Freundschaft so intensiv war, was sie ausmacht. Ebenso fehlt es mir an Tiefe, was die Personenzeichnungen von Kato und der Nebenfiguren angeht. Keine der Figuren ist für mich wirklich greifbar und auch die einzelnen Handlungsstränge sind mir teilweise zu ungenau beschrieben. Vieles wird nur angedeutet.

Fand ich zu Beginn die Idee, die Geschichte "rückwärts" zu erzählen noch originell und interessant, musste ich im Laufe der Lektüre feststellen, dass mich das Ganze aus dem Lesefluss brachte. Ebenso hätte es mir geholfen, die ein oder andere Randinfo zu den politischen Gegebenheiten in Rumänien zu bekommen.