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Sylvias-Lesezimmer
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Ingelbach

Bewertungen

Insgesamt 487 Bewertungen
Bewertung vom 12.04.2025
3 Streuner wittern das Abenteuer
Fröhlich, Anja

3 Streuner wittern das Abenteuer


ausgezeichnet

3 Streuner zum Liebhaben

Klappentext:
Glück bis in die Pfotenspitzen – so fühlt es sich an, wenn die drei ehemaligen Straßenhunde King Kerl, Big Ben und Flirty von ihrer neuen Besitzerin Joy gekrault werden. Aber einige Dinge sind sehr merkwürdig in ihrem neuen Zuhause: im Garten treibt nicht nur ein Außerirdischer sein Unwesen, sondern es gibt dort auch einen Berg, der spricht! Und von außerhalb des Zauns weht ihnen der Duft der Freiheit um die Hundenasen. Ab und zu ein kleines Abenteuer ohne Leine wird ja wohl gestattet sein.

„3 Streuner wittern das Abenteuer“ von Anja Fröhlich ist der 1. Band einer Kinderbuchreihe mit Illustrationen von Pe Grigo. Empfohlen wird das Buch für Kinder ab 8 Jahren.

Im Mittelpunkt stehen die 3 Streuner King Kerl, Big Ben und Flirty. Die 3 Streuner lebten in Spanien. Doch eines Tages landeten sie im Tierheim und wurden von dort, von einer deutschen Familie adoptiert und mitgenommen. Jetzt sind die Hunde ganz glücklich, wenn sie ihre Streicheleinheiten bekommen. Für die 3 Streuner heißt es jetzt ihre neue Heimat zu erkunden, dabei erleben sie einige zum Teil lustige Abenteuer. Diese werden in dem Buch aus der Sicht von King Kerl erzählt.

Anja Fröhlich erzählt die Geschichten in einem Ton, der für Kinder ab 8 Jahren gut verständlich ist. Die 3 Streuner werden gut vorgestellt und sind zum Liebhaben. Der Schreibstil der Autorin ist locker und leicht. Durch schöne Illustrationen von Pe Grigo werden die Geschichten aufgelockert.

Die Schrift ist angenehm groß, so, dass Kinder sie gut lesen können.
„3 Streuner wittern das Abenteuer“ ist ein schönes Buch um Kinder zum Lesen zu inspirieren. Es macht aber auch großen Spaß das Buch vorzulesen oder gemeinsam mit den Kindern zu lesen.

Bewertung vom 10.04.2025
Maikäferjahre
Höflich, Sarah

Maikäferjahre


ausgezeichnet

Ein mitreißender Roman

Klappentext:
Frühjahr 1945, Europa ist zerstört. Anni flieht mit ihrer kleinen Tochter und dem halbjüdischen Geiger Adam aus dem brennenden Dresden, quer durch das besetzte Deutschland, auf der Suche nach einer sicheren Zuflucht. Im Tiroler Bergdorf bei Annis Schwiegereltern werden sie dann vor eine folgenreiche Entscheidung gestellt: Will Anni bleiben, muss Adam gehen.
Was kann Liebe leisten, was kann sie verzeihen? Eine Frage, die sich Anni & Adam, Tristan & Rosalie angesichts von Leid und Zerstörung stellen müssen.
Ihr geliebter Zwillingsbruder Tristan ist als junger Luftwaffenpilot nur knapp dem Tod entronnen und in englische Kriegsgefangenschaft geraten. Trotz schwerer Anfeindungen pflegt ihn die britische Krankenschwester Rosalie, es entsteht eine Liebe, die vom Gesetz verboten ist.

„Maikäferjahre“ ist ein mitreißender Roman über 4 junge Menschen von Sarah Höflich.

Im Mittelpunkt stehen Anni, Adam, Tristan und Rosalie.

Anni muss das brennende Dresden verlassen. Sie hat fast alles verloren. Ihre Eltern haben den Krieg nicht überlebt. Ihr Bruder Tristan wird vermisst. Nur ihre Tochter Clara ist ihr geblieben. Da trifft sie den Geiger Adam wieder. Doch als sie Zuflucht bei ihren Schwiegereltern sucht, wird Adam nicht geduldet.

Der Geiger Adam ist leidenschaftlicher Musiker. Zusammen mit Anni und ihrer Tochter flieht er aus Dresden. Die drei bilden eine Schicksalsgemeinschaft. Adam hegt für Anni stärkere Gefühle, doch ist ihnen eine Zukunft möglich?

Tristan ist ein junger Luftwaffenpilot und in englische Kriegsgefangenschaft geraten. Während seiner Genesung muss er immer wieder an seine Zwillingsschwester Anni denken. Nur der Gedanke, dass sie den Krieg überlebt hat, gibt ihm die Kraft um zu genesen. Die Krankenschwester Rosalie pflegt ihn aufopferungsvoll.

Rosalie ist Krankenschwester und weiß, dass sie mit den Patienten, die sie im Lazarett pflegt, keinerlei private Beziehungen eingehen darf. Aber ihre Gefühle für den verletzten Tristan kann sie nicht unterdrücken.

Das sind die vier jungen Menschen, um die es in der Geschichte geht.
Erzählt wird die Geschichte der Familie Baumgartner. Die Zwillinge Anni und Tristan haben ein sehr enges Verhältnis. Tristan muss in den Krieg und ist bei der Luftwaffe. Anni hat ihre Jugendliebe geheiratet und bekommt ein Kind.
Anni begleitet man durch die schlimmen Kriegsjahre und Tristan bei seinem Absturz und der Gefangennahme. Als Kriegsgefangener kommt er ins Lazarett und darf dort genesen.

Sarah Höflich hat für die Geschichte liebenswerte Charaktere ins Leben gerufen. Die Autorin spiegelt die Zeit der Handlung sehr gut wider. Die Zerstörung der Städte und das karge Leben der Überlebenden genauso wie das Leben der in Gefangenschaft geratenen deutschen Soldaten. Der Schreibstil von Sarah Höflich ist flüssig und gut verständlich. Ich bin beim Lesen ganz tief in die Geschichte versunken.
„Maikäferjahre“ ist ein mitreißender Roman, den ich mit viel Begeisterung gelesen habe.

Bewertung vom 10.04.2025
Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3
Raabe, Marc

Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3


ausgezeichnet

Sehr spannend - eben ein echter Marc Raabe

Klappentext:
Ein kleiner Junge verschwindet. Doch der Fall taucht in keiner Akte auf. Fünfzehn Jahre später verschwindet Dana Karasch, seine ältere Schwester. Doch auch für sie scheint sich niemand zu interessieren. Bis auf Art Mayer. Denn der ruppige BKA-Ermittler hat Danas kleine Tochter Milla, die in der Etage unter ihm wohnt, ins Herz geschlossen.
Als Art einen mächtigen Freund um Hilfe bittet, stößt er in ein Wespennest. Ein anonymer Hinweis führt ihn und Nele Tschaikowski zu einer verlassenen Wohnwagensiedlung im Wald, fernab der Zivilisation. Dort finden sie mehrere namenlose Tote und den aufgeschlitzten Körper eines angesehenen Berliner Richters.

„Die Nacht“ ist der 3. Band der Art Mayer-Reihe von Marc Raabe.
Wenn man, wie ich schon einige Bücher von Marc Raabe gelesen hat, weiß man die nächsten Nächte werden kurz.

Die Ermittler sind wieder einmal einzigartig.
Art Mayer besticht durch seine Coolness.
Er ist Diabetiker was er allerdings sehr auf die leichte Schulter nimmt.
Seine Handlungsweise ist recht unkonventionell.
Seine Aufklärungsrate spricht für Art Mayer.
Hinter seiner rauen Schale steckt allerdings ein weicher Kern.
Nele Tschaikowsky ist noch recht jung.
Sie trennt gut und böse.
Aber es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, oft vermischt sich alles zu einem Grau.
Nele ist sehr motiviert aber auch noch mit wenig Erfahrung.
Mit den Erinnerungen ihres letzten Falls hat sie noch zu kämpfen.

Nach den üblichen Anfangsschwierigkeiten haben Art und Nele sich zu einem guten Team zusammengerauft.
Mir sind beide schon seit dem ersten Band sehr sympathisch

Der Fall ist sehr kompliziert.
Dana Karasch wird vermisst und genau wie vor 15 Jahren bei ihrem jüngeren Bruder gibt es keine Hinweise auf ihr Verbleiben. Art Mayer ist überrascht, dass er vom Verschwinden des Bruders keine Akte findet und auch für das Verschwinden von Dana Karasch zeigt niemand großes Interesse. Als Art einen Freund um Hilfe bittet, bekommt er einen Hinweis, der ihn in den Wald führt, wo eine verlassene Wohnsiedlung ist. Zusammen mit seiner eigentlich im Mutterschutz befindlichen Kollegin Nele macht er eine grausige Entdeckung.

Marc Raabe baut gleich am Anfang Spannung auf. Es gibt kein langes Vorgeplänkel, es geht gleich zu Sache.
Und in diesem Tempo geht es dann auch meist weiter.
Man bekommt tiefe psychologische Einblicke in die menschliche Seele.
Seine Charaktere sind gut beschrieben. Die Ermittler haben beide ihr Päckchen zu tragen.
Marc Raabe hat einen fesselnden und gut verständlichen Schreibstil.
Wie immer bei dem Autor kann ich das Buch nicht aus der Hand legen. Ich will nicht Essen und nicht Trinken, ich will nur Lesen.
So hat Marc Raabe mir auch mit „Die Nacht“ wieder einige schlaflose Nächte beschert.

Ich freue mich jetzt schon auf den 4. Band „Im Morgengrauen“ der im März 2026 erscheinen soll.

Bewertung vom 07.04.2025
Um jeden Preis
Lind, Hera

Um jeden Preis


sehr gut

Ein berührender Schicksalsroman

Klappentext:
1944 beginnt für die 16-jährige Lydia ein Alptraum, der nicht enden will: Als die Rote Armee auf ihr kleines Dorf bei Odessa in der Ukraine vorrückt, flieht die Familie. Sie schaffen es sogar bis nach Deutschland, doch sie werden zurückgeholt. Mit Mutter und vier Geschwistern wird Lydia bei minus 50 Grad nach Sibirien verschleppt. Zwölf unbarmherzige Jahre lang kämpft sie in einem Gulag ums Überleben und wird Mutter von acht Kindern, von denen sechs überleben. Als man sie endlich aus dem Lager entlässt, ist der eiserne Vorhang dicht. Weitere zwölf Jahre irrt sie mit den Kindern durch die Sowjetunion, immer nur ein Ziel von Augen: um jeden Preis mit ihnen nach Westdeutschland gelangen, auch wenn sie da noch nie war. Denn Deutschland ist ihre Heimat!

„Um jeden Preis“ ist ein sehr berührender Schicksalsroman Hera Lind.

Im Mittelpunkt steht Lydia, die die Leser*innen über eine lange und tragische Zeit begleiten. Geboren wurde Lydia in einem kleinen Ort namens Hahnhofen, in der Nähe von Odessa am Schwarzen Meer. Lydia und ihre Familie sind deutscher Abstammung. Die Vorfahren sind aufgrund von russischen Werbern, in die Ukraine ausgewandert. Doch als der 2. Weltkrieg ausbrach, wurde ihr Vater eingezogen und Lydia musste mit ihrer Mutter und den 4 Geschwister fliehen. Ihre Hoffnung war, in das Land ihrer Vorfahren zurückzukehren. Bis Ostdeutschland schafften sie es, doch dann kamen die Russen und nahmen sie gefangen. Als Kriegsgefangenen mussten sie in Sibirien 12 Jahre lang als Zwangsarbeiter unter unvorstellbaren Bedingungen ihr Leben fristen. Als sie endlich die Freiheit wiedererlangten gingen sie nach Kasachstan. Lydia war mittlerweile selbst verheiratet und hatte 6 Kinder. Das Ziel nach Westdeutschland zurückzukehren hat sie nie aus den Augen verloren.

Hera Lind vermittelt das Leben der Familie Groß und später auch Lydias Familie Judt schonungslos ehrlich. Die Geschichte ist nicht immer leicht zu lesen. Ich hatte oft einen Kloß im Hals. Man kann sich nicht vorstellen wie das Leben in Sibirien wirklich war. Wie es ist bei Minus 50 Grad kilometerweit zu laufen, um seine Arbeitsstelle zu erreichen. Der Hunger war ihr ständiger Begleiter.
Der Zusammenhalt der Familie war erstaunlich. Ich denke, ohne dieser Zusammenhalt hätten sie auch nicht überlebt.
Hera Lind beschreibt die Familie sehr eingehend. Ich konnte mir die einzelnen Charaktere genau vorstellen. Ich habe viel mit ihnen gelitten und mich über jede erfreuliche Kleinigkeit mit ihnen gefreut.
Auch die Handlungsorte werden in all ihrer Tristes gut beschrieben. Ich muss sagen, dass mir bei all dieser Kälte manchmal ein Schauer über den Rücken gelaufen ist.

Hera Lind erzählt die Geschichte sehr emotional. Ich war beim Lesen oft den Tränen nahe. Ich denke, der Autorin ging es beim Schreiben und vor allem bei den Gesprächen mit der Familie Judt nicht anders.
Trotzdem hat die Geschichte manchmal eine Leichtigkeit die den Leser*innen über den oft schwer verdaulichen Stoff hinweg hilft. Der Schreibstil von Hera Lind ist flüssig und gut verständlich. Die Geschichte wurde zu Beginn aus der Perspektive von Lydia erzählt und gegen Ende hin aus wechselnden Perspektiven der Kinder. Beim lesen stößt man immer wieder einmal auf Wiederholungen. Auch hat die Zeit in Sibirien und in Kasachstan sich etwas in die Länge gezogen. Hie wären ein paar Seiten weniger vielleicht besser gewesen.

Um jeden Preis“ ist ein Buch nach einem wahren Schicksal, dass mich sehr bewegt hat.

Bewertung vom 03.04.2025
Flusslinien
Hagena, Katharina

Flusslinien


ausgezeichnet

Drei Menschen, drei Schicksale

Klappentext:
Margrit Raven ist hundertzwei und wartet auf den Tod. Früher war sie Stimmbildnerin, jetzt lebt sie in einer Seniorenresidenz an der Elbe. Jeden Tag lässt sie sich von dem jungen Fahrer Arthur in den Römischen Garten bringen. Dort, mit Blick auf den Fluss, erinnert sie sich: an ihre Kindheit, den Krieg, ihre Liebhaber und an das, was sie über die einstige Gärtnerin dieses Parks weiß, Else, die große Liebe ihrer Mutter.
Die Erinnerungen halten Margrit am Leben und die Besuche ihrer zornigen Enkelin. Luzie hat sich kurz vor dem Abitur von der Schule abgemeldet und übernachtet nun allein in einer Hütte an der Elbe. Während sie Margrit, deren Mitbewohner und sich selbst im Keller der Seniorenresidenz tätowiert, versucht sie, Stich für Stich, ihre Kraft und ihr Leben zurückzugewinnen.
Und dann ist da noch Arthur. Wenn er gerade niemanden zur Dialyse fährt, sucht er mit einer Metallsonde den Strand ab, erfindet Sprachen, kämpft für gefährdete Arten und ringt mit einer Schuld.
Um nicht vom Strom der eigenen Erinnerungen fortgerissen zu werden, müssen sich die drei auf sich selbst besinnen. Und aufeinander einlassen.

„Flusslinien“ von Katharina Hagena ist ein Roman über drei Menschen und drei Schicksale.

Die wichtigsten Personen sind Margrit Raven, ihre Enkelin Luzie und der Fahrer Arthur.
Margit ist 102 Jahre und lebt in einer Seniorenresidenz. Jeden Tag lässt sie sich von Arthut in den Römischen Garten fahren und sieht dem Fluss zu. Dabei erinnert sie sich zurück an ihr langes Leben. Sie erinnert sich an ihre Kindheit, an ihre Eltern, an Beziehungen und an den Krieg den sie miterleben musste.

Luzie hat sich von der Schule abgemeldet bevor sie ihr Abitur gemacht hat. Sie ist noch jung und doch hat sie schon schmerzhafte Erinnerungen. Sie wurde von einem Mitschüler vergewaltigt und kämpft seither gegen die Dämonen.

Arthur ist Fahrer und fährt die Senioren nach Bedarf zu verschiedenen Orten. Am Anfang ist Arthur nur eine Randfigur. Aber je weiter die Geschichte fortschreitet, so mehr rückt Arthur ins Licht. Er scheint so etwas wie ein Vermittler zwischen der alten Margit und der jungen Luzie zu sein.

Katharina Hagena erzählt die Geschichte ganz wunderbar. Die wechselten Perspektiven machen die Geschichte interessant. Es macht Freude den Gedankengängen der einzelnen Charaktere zu folgen. Die Leser*innen erfahren immer mehr über die einzelnen Personen. Man bekommt dadurch ein gutes Bild von Margit, Luzie und Arthur, kann sie immer besser verstehen und auch Luzies Widerspenstigkeit hat einen Grund.

Der Schreibstil von Katharina Hagena ist flüssig und gut verständlich. Die Leichtigkeit, mit der die Autorin der Gedanken der Charaktere vermittelt, sorgt dafür, dass die Seiten nur so dahinfliegen.

„Flusslinien“ ist ein großartiger Roman über das Leben und seine Wendungen. Ich habe das Buch mit großer Freude gelesen.

Bewertung vom 28.03.2025
Vor hundert Sommern
Fuchs, Katharina

Vor hundert Sommern


ausgezeichnet

Ein großer Familienroman über drei Generationen

Klappentext:
Lena eckt an, seit sie denken kann: in der Schule, im Studium, in Beziehungen und in ihrem politischen Engagement. Als sie mit ihrer Mutter Anja die Wohnung der Großmutter ausräumt, entdeckt sie das Vermächtnis von Anjas Großtante Clara, über deren Leben stets der Schatten von etwas Unausgesprochenem lag. Im Berlin der 1920er-Jahre interessiert sich die junge Clara kaum für Politik. Selbst als 1933 alle Zeichen auf Sturm stehen, gestattet sie dem idealistischen Revolutionär Aleksei, im Hinterzimmer ihres Hundesalons geheime Treffen abzuhalten, ohne zu ahnen, in welche Gefahr sie sich und ihre Familie dadurch bringt. Endlich erkennt Lena, dass sie nicht die Erste in der Familie ist, die ein konfliktträchtiges Leben führt und dass es um mehr geht als nur um eine verheimlichte Liebe. Schließlich treffen Mutter und Tochter eine Entscheidung, die niemand in ihrer Familie nachvollziehen kann.

„Vor hundert Sommer“ ist ein bewegender Familienroman von Katharina Fuchs.
Die Autorin hat mich schon mit einigen Romanen begeistert, auf ihr neues Werk war ich sehr gespannt.

Im Mittelpunkt stehen 3 Frauen und deren Schicksal. Die Leser*innen lernen Lena, ihre Mutter Anja und Anjas Großtante Clara kennen. Aber auch Elisabeth, die Mutter von Anja spielt eine Rolle in der Geschichte.

Lena eckt gerne an, egal ob in der Schule, im Studium oder in ihren Beziehungen. Was Lena nicht weiß, ein unsichtbares Band verbindet sie mit Clara, der Großtante ihrer Mutter.
Anja und Lena müssen die Wohnung von Anjas Mutter räumen, da die betagte Frau in ein Heim umziehen muss. Dabei stoßen sie auf einen alten Koffer, der unerklärliche Dinge aus der Vergangenheit enthält. Es ergeben sich viele Fragen die sie der Mutter/Oma stellen wollen.
So erzählt Elisabeth aus ihrem früheren Leben und kommt automatisch auf ihre Tante Clara, die ihr Leben geprägt hat zu sprechen.

In der 2. Zeitebene lernen die Leser*innen dann Clara gut kennen.
Auch Clara eckte oft an, dabei war das meist ungewollt. Sie arbeitet in den 1920er Jahren als Flaschenspülerin, doch dann war sie so mutig und eröffnete einen Hundesalon.
Mit Clara erleben die Leser*innen die schlimmen Jahre der NS Zeit. Vor allem sind es schwerwiegende Entscheidungen von Clara die sie in große Schwierigkeiten bringen.

Katharina Fuchs erzählt in ihrem neuen Roman eine Familiengeschichte über mehrere Generationen.
Mich hat sowohl die Gegenwart als auch die Vergangenheit sehr berührt.
Sehr authentisch erzählt die Autorin aus dem Leben von Clara und Elisabeth während der Nazizeit. Aber auch die Geschichte von Anja und Lena wird sehr realistisch erzählt. Obwohl die Gegenwart eine ganz andere Zeit ist, spürt man Verbindungen zwischen den Zeitebenen. Auch Lena lernt Antisemitismus kennen, auch sie weiß, was Mobbing ist. Natürlich ist Lenas Leben viel einfacher, weil die Zeit eben eine andere ist aber interessant fand ich die Verbindungen schon.

Wie schon in anderen Romanen verwebt Katharina Fuchs die Vergangenheit und die Gegenwart zu einer großen Geschichte. Dabei sind ihre Charaktere sehr lebendig. Im Nachwort erfahren die Leser*innen, dass Clara die Großtante von Katharina Fuchs ist und die Schwägerin von ihrer Großmutter Anna, die man schon in dem Roman „Zwei Handvoll Leben“ kennenlernen durfte.

Katharina Fuchs hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Ich bin nach wenigen Seiten ganz tief in die Geschichte eingetaucht und habe das Buch an zwei Abenden gelesen.

„Vor hundert Sommer“ ist einmal mehr ein Roman von Katharina Fuchs, der mich einfach nur begeistert hat.

Bewertung vom 27.03.2025
Der Wolf im dunklen Wald / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.2
Piontek, Sia

Der Wolf im dunklen Wald / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.2


ausgezeichnet

Spannend bis zum Schluss

Klappentext:
Nach einer großen Gesellschaftsjagd im Wendland wird einer der Teilnehmer vermisst. Wenig später wird der Mann grausam ermordet auf einer Lichtung aufgefunden. Das Opfer wurde mit sieben massiven Messerstichen getötet, wovon bereits der erste tödlich war. Die Heftigkeit, mit der die Tat ausgeführt wurde, lässt Carla Seidel ein Verbrechen aus Rache vermuten. Unterdessen hat Carlas Tochter Lana andere Sorgen: Warum hat ihr Schwarm Fabian sie in der Nacht vor dem Mord mit in den Wald genommen? Weiß er mehr, als er zugibt? Noch bevor sie ihn zur Rede stellen kann, geschieht ein weiterer Mord. Während Carla fieberhaft nach dem Täter fahndet, hat dieser bereits sein nächstes Opfer im Visier. Und Lana kommt ihm dabei gefährlich nahe …

„Der Wolf im dunklen Wald“ ist der 2. Band der Carla-Seidel-Krimireihe von Sia Piontek.

Carla Seidel war in Hamburg als Mordermittlerin tätig. Jetzt hat sie Hamburg den Rücken gekehrt und ist mit ihrer Tochter Lana ins Wendland gezogen. Nach unschönen Erlebnissen in Hamburg hat sich Carla Seidel in eine kleinere Polizeistation versetzten lassen und will zusammen mit ihrer Tochter einen Neuanfang starten. Doch auch in dem idyllischen Wendland gibt es Grausamkeiten.
Mir gefällt Carla Seidel als Ermittlerin gut. Man muss sie erst richtig kennenlernen, um nachzuvollziehen, warum sie sich an eine kleine Dienststelle hat versetzten lassen.
Carla hat ein feines Gespür, ist intelligent und kann gut kombinieren.

Carla Seidel wird zu einem neuen Tatort gerufen. Auf einer Lichtung im Wald liegt das Opfer, es wurde mit 7 Messerstichen getötet. Das Opfer hat an einer Jagdgesellschaft teilgenommen und wurde vermisst. Die Tat lässt auf eine immense Wut des Täters schließen, den der erste der 7 Stiche war schon tödlich. Carla fängt an zu ermitteln, hat aber keine richtige Spur, die sie verfolgen kann.
Carlas Tochter Lana war kurz vor der Tat noch mit einem Familienmitglied der Jagdgesellschaft im Wald. Als Carla das erfährt ist sie besorgt, doch da gibt es schon einen weiteren Mord.

Sia Piontek erzählt die spannende Geschichte mit einer Leichtigkeit, dass, das Lesen richtig Freude macht.
Sie baut schnell Spannung auf und hält sie bis zum Ende aufrecht. Ihre Charaktere setzt sie gekonnt ein. Mir ist Carla sehr sympathisch, auch ihre Tochter mag ich, auch wenn sie manchmal etwas rebellisch ist. Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist nicht einfach. Ich denke da spielt aber auch viel die Vergangenheit mit und Carla hat als Alleinerziehende immer das schlechte Gewissen nicht oft genug da zu sein.
Auch die Handlungsorte werden sehr anschaulich beschrieben.

Sia Piontek erzählt die Geschichte meist aus den Perspektiven von Carla und von ihrer Tochter Lana. Da stellt sich beim Lesen schon eine gewisse Nähe zu den Charakteren ein.

„Der Wolf im dunklen Wald“, ist ein spannender Krimi, den ich gerne gelesen habe. Jetzt freue ich mich schon, wenn ein 3. Band erscheint.

Bewertung vom 26.03.2025
Stromlinien (eBook, ePUB)
Frank, Rebekka

Stromlinien (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine spannend erzählte Familiengeschichte

Klappentext:
Enna und Jale sind in den Elbmarschen zu Hause. Sie leben im Rhythmus von Ebbe und Flut, beobachten Kormorane und Austernfischer und zählen die Tage, bis ihre Mutter Alea aus der Haft entlassen wird. Doch als es endlich so weit ist, verschwindet nicht nur Alea spurlos, sondern auch Jale. Entschlossen durchkämmt Enna auf der Suche nach ihnen das Alte Land, ohne zu ahnen, dass dieser Weg sie für immer verändern wird.

„Stromlinien“ von Rebekka Frank ist eine spannend erzählte Familiengeschichte.
Schon alleine das Cover ist ein Hingucker, man muss das Buch unbedingt in die Hand nehmen.

Die Zwillinge Enna und Jale leben bei ihrer Großmutter Ehmi, da die Mutter Alea im Gefängnis ist. Warum, das hat man den Zwillingen nie gesagt, darüber herrscht in der Familie Schweigen. Enna und Jale zählen die Tage bis ihre Mutter endlich aus der Haft entlassen wird. Doch als der Tag endlich da ist, ist Jale plötzlich verschwunden. Enna muss alleine zum Gefängnis und vor dessen Tor auf die Mutter warten. Doch auch die Mutter verschwindet, ohne Spuren zu hinterlassen.
Enna ist verzweifelt, sie hat eine sehr enge Bindung zu ihrer Zwillingsschwester und eigentlich erzählen sie sich auch alles. Enna macht sich auf und durchkämmt das Alte Land, in der Hoffnung eine Spur von ihrer Mutter und ihrer Schwester zu finden.

Rebekka Frank entführt ihre Leser*innen in die Elbmarsch. Die Beschreibung der Handlungsorte und der Natur ist so intensiv, man kann die Schönheit der Landschaft richtig vor seinem inneren Auge sehen. Wir begleiten Enna wie sie auf einem Boot auf der Elbe und der Lühe fährt und die Ufer absucht. Wie sie durchs Alte Land streicht um ihre Mutter und ihre Zwillingsschwester zu finden.
Dabei erfährt man so einiges von der Landschaft und von den Strömungen der Flüsse und von Schiffsunglücken. Diese interessanten Informationen werden ganz nebenbei vermittelt.

Die Charaktere sind gut gezeichnet, sie sind recht unterschiedlich und wirken alle richtig lebendig. Alle sind auf eine gewisse Art sympathisch. Die Familienmitglieder über verschiedene Generationen gesehen, sind allerdings alle etwas distanziert. Es gibt keine enge Bindung zwischen den einzelnen Personen.

Die Geschichte hat verschiedene Zeitebenen. Als Gegenwart ist das Jahr 2023 festgelegt, dann und gibt es Rückblicke in die 1980er Jahre und in das Jahr 1923. Die Leser*innen lernen verschiedene Familienmitglieder kennen, erfahren mehr von Alea als junges Mädchen und von ihrer Inhaftierung. Vor allem herrscht in der Familie Schweigen. Es muss weit zurück in die Vergangenheit geschaut werden, um das Familiengeheimnis Stück für Stück zu entblättern. Dabei liest man viel von Tragik und von Schmerz. Immer wieder ist von einer Toten die Rede, die im Fluss treibt. Was es damit auf sich hat und was genau in der Familie verschwiegen wird, kommt nur langsam zu Vorschein.

Rebekka Frank erzählt die Geschichte recht spannend. Ich konnte nach einigen Seiten das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich. Die Autorin nimmt ihre Leser*innen mit auf eine Reise durch die Erbmarsch und in vergangene Zeiten.

„Stromlinien“ ist ein Roman, der mich schnell in seinen Bann gezogen hat. Ich habe die gut 500 Seiten an zwei Abenden gelesen.

Bewertung vom 24.03.2025
Hier draußen
Behm, Martina

Hier draußen


ausgezeichnet

Das Landleben und seine Tücken

Klappentext:
In Fehrdorf scheinen alle zu wissen, wo sie hingehören. Nur Ingo und Lara, die mit den Kindern von der Großstadt aufs holsteinische Dorf gezogen sind, haben Schwierigkeiten. Vor allem Ingo strapaziert die Pendelei zu seinem Start-Up nach Hamburg. Als er eines Abends eine weiße Hirschkuh anfährt, bringt das die gesamte Dorfgemeinschaft aus dem Gleichgewicht. Denn wer so eine tötet, heißt es, hat nur noch ein Jahr zu leben. Und plötzlich fragen sich auch der Dorfjäger, die Vorzeige-Landfrau und die Überbleibsel einer Öko-WG, ob sie das Landleben wirklich glücklich macht.

Hier draußen“ ist der Debütroman von Martina Behm.

Von der Großstadt aufs Land welche ein Abenteuer. Das erleben in dieser Geschichte Ingo und Lara mit ihren zwei Kindern. Sie ziehen von der Großstadt in ein Dorf mit ca. 200 Einwohnern. Der gekaufte Resthof bietet genügend Platz für die Familie. Für Lara, die im Homeoffice arbeite, ist es kein Problem aber Ingo muss jeden Tag nach Hamburg pendeln, was manchmal schon nervenaufreibend ist. Eines Tages läuft ihm eine weiße Hirschkuh vor das Auto. Der herbeigerufene Förster muss das Tier erschießen. Bei den Dorfbewohnern gilt Ingo ab nun als Mörder der weißen Hirschkuh und es wird, der alte Mythos laut, dass der, der eine weiße Hirschkuh tötet innerhalb eines Jahres selbst stirbt.

Martina Behm zeichnet ein authentisches Bild vom Dorfleben. dass nicht immer nur idyllisch anmutet.
Die Autorin erzählt sehr realistische von den Vorstellungen der Städter vom Dorfleben. Leben mitten in der Natur, zur Ruhe kommen, entschleunigen. Für die Kinder bedeutet ein Landleben viel mehr Freiheit. Martina Behm zeigt aber auch die negativen Seiten, auf die so ein Landleben automatisch mit sich bringt. Das Fremdsein, nicht dazuzugehören. Die weiten Wege, egal ob zur Arbeit oder zum Einkaufen. Auch die Gerüche die so ein Landleben nun einmal mit sich bringt werden beschrieben. Beim Lesen hatte ich manchmal gedacht, ich rieche die Gülle durch die Seiten.
Auch der alte Mythos der Hirschkuh zieht sich durch die ganze Geschichte.

Die Charaktere sind sympathisch und wirken lebendig. Die Leser*innen begleiten die Familie bei ihrem Eingewöhnen in das Dorfleben. Sie lernen aber auch die Einwohner kennen. Da ist der Jäger Uwe, der auf dem Hof seiner Eltern lebt. Der Schweinezüchter Enno mit seiner Frau und die Familie Söhnke, die sich auf Geflügel spezialisiert hat und noch einige mehr.

Martina Behm hat mich mit ihrem Debütroman völlig begeistert. Mit einer Leichtigkeit erzählt sie vom Landleben in allen Facetten. Dabei setzt sie ihren trockenen Humor gekonnt ein.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich. Nach wenigen Seiten hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Von Martina Behm wünsche ich mir noch mehr solcher Geschichten.

Bewertung vom 23.03.2025
Im Wind der Freiheit
Kinkel, Tanja

Im Wind der Freiheit


ausgezeichnet

Frauen im Kampf für die Demokratie

„Im Wind der Freiheit“ von Tanja Kinkel ist ein mitreißender Roman, in dem mutige Frauen im Vordergrund stehen.

Die Geschichte erzählt von den Jahren 1848/1849, es sind die Jahre der Deutschen Revolution. Die Menschen fühlten sich durch die Macht des Adels unterdrückt und gegängelt. Freiheit war das Schlagwort.
In diesen Wirren lernen die Leser*innen die mittellose Susanne Grabasch und die Schriftstellerin Louise Otto kennen.

Susanne versorgt ihre lungenkranke Mutter, jetzt hat sie ihre Arbeit verloren und sucht eine Stelle in einem Haushalt. Bis dahin muss Susanne sich prostituieren.
Susanne fühlt sich zu den Revolutionären hingezogen. Auch sie will die Demokratie und vor allem bessere Bezahlung der Frauen in den Fabriken, die im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen nur ausgebeutet werden. Susanne gelangt an einen Freier, der es nicht gut mit ihr meint. Er bringt ihre kranke Mutter in seine Gewalt und erpresst Susanne. Sie muss ihm Informationen über die Revolutionäre besorgen. Ein Drahtseilakt für Susanne, den sie möchte, ihre Mitstreiterinnen nicht in Gefahr bringen.

Louise Otto ist im Gegensatz zu Susanne eine reale historische Persönlichkeit. Louise Otto wollte nie heiraten, sondern immer schon Schriftstellerin werden.
Mit ihren sozialkritischen Schriften hat sie sich einen Namen gemacht.

Tanja Kinkel beschreibt ihre Charaktere sehr gut, man kann sie sich richtig gut vorstellen, so lebendig wirken sie. Die beiden Frauen Susanne und Louise sind sehr gegensätzlich, aber beide habe ich sofort gemocht. Auch die Frauenrechtlerin Amalie Struve gefällt mir gut in der Geschichte. Amalie ist auch eine historisch überlieferte Persönlichkeit, wie viele Charaktere in dieser Geschichte wirklich gelebt haben.

Die Leser*innen erfahren viel über die Jahre der Revolution. Tanja Kinkel hat gut recherchiert, um ihren Leser*innen diese Zeit nahezubringen. Zum ersten Mal kann man aber auch Lesen, dass Frauen unmittelbar an der Revolution beteiligt waren und für eine Demokratie gekämpft haben. Die Leser*innen können sich aber auch ein gutes Bild davon machen, wie die Stellung der Frau und ihre Rechte zu dieser Zeit waren. Wie Frauen an ihren Arbeitsplätzen ausgebeutet wurden. Wie Frauen immer wieder Stolpersteine in den Weg gelegt bekommen um klein und unbedeutend zu bleiben.

Tanja Kinkel erzählt die Geschichte sehr intensiv. Dabei ist ihr Schreibstil flüssig und gut verständlich.
„Im Wind der Freiheit“ hat mir einen guten Eindruck darüber verschafft wie es zu unserer so wertvollen Demokratie gekommen ist. Ein Buch das ich mit großem Interesse und mit großer Freude gelesen habe.