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Tialda von bibliofeles.de
Wohnort: 
Saarland
Über mich: 
schwarzromantische Buchliebhaberin

Bewertungen

Insgesamt 239 Bewertungen
Bewertung vom 28.12.2016
Hört Franka eigentlich noch Black Metal?
Wesensbitter, Mikis

Hört Franka eigentlich noch Black Metal?


weniger gut

Ich lese ja sehr gerne Geschichten, die in irgendeiner Form mit der Metal- oder Gothicszene zu tun haben, und so war ich auf Mikis Wesensbitters „Hört Franka eigentlich noch Black Metal?“ sehr gespannt. Im Buch sind alle drei Geschichten der Fortsetzungsstory enthalten, die vor einigen Jahren im Metal-Magazin Legacy erschien, und ich hatte an die Story hohe Erwartungen, da der Klappentext wirklich grandios klingt.

Man kann eigentlich direkt vorweg sagen, dass sich der Klappentext nur auf den ersten Teil der Geschichte bezieht. Diese ist zwar wie alle Teile recht schräg, aber irgendwie noch amüsant. Kirk wird ebenso wie Bea und Rouven von Franka nach Schweden eingeladen, nachdem sie Jahre zuvor plötzlich einfach aus ihrer und Kirks gemeinsamer Wohnung verschwand und ihn mit gebrochenem Herzen zurückließ. Doch nicht nur ihre Beziehung zerbrach, sondern daraufhin die ganze Clique.

So sehen sich die Freunde auf der Fähre nach Schweden zum ersten Mal nach Jahren wieder und tauschen sich darüber aus, was es Neues gibt. In Schweden stellt sich dann heraus, warum Franka Deutschland damals verließ und warum sie die Clique nun wieder zusammentrommelt – ein durchaus interessanter und überraschender Grund. Danach reisen Kirk, Bea und Rouven zurück und von mir aus hätte das Buch an dieser Stelle enden können. Doch stattdessen folgen zwei weitere Teile, die zwar auf dem ersten aufbauen, aber eigentlich nur folgendermaßen zusammenzufassen sind: Sex, Drugs and … what the F***!?

Der Schreibstil des Autors ist okay. Man kommt leicht durch den Text, sprachlich hätte aber durchaus noch mehr rausgeholt werden können. Im Großen und Ganzen passen Schreibstil und Story aber gut zusammen.

Wenn man selbst gern mal die ein oder andere Pille einwirft und es mit dem Konsum von Drogen nicht ganz so eng sieht, findet man das Buch vermutlich richtig witzig. In mir hat das Ganze allerdings keine Saite zum Klingen gebracht, sondern eher dafür gesorgt, dass mir ausnahmslos jeder der Charaktere unsympathisch war.

Und hört Franka nun eigentlich noch Black Metal? – Spielt im Buch keine ernsthafte Rolle. Lass uns lieber noch ein paar Medikamente einwerfen … einfach so zum Spaß.

Fazit:

Über meinem Kopf bleibt ein großes Fragezeichen zurück. Vielleicht versteht man das Buch besser, wenn man es während eines Drogentrips liest.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.12.2016
Ich im Hier & Jetzt
The Mindfulness Project

Ich im Hier & Jetzt


sehr gut

Achtsamkeit – dieses Wort ist mittlerweile in aller Munde, und das zu Recht. Wir leben in einer wahnsinnig schnelllebigen Zeit, bekommen nur noch die Hälfte von allem mit, verheizen unsere Kraft teils bei fragwürdigen Aktivitäten. Alexandra Frey und Autumn Totton, Gründerinnen von The Mindfulness Project, haben mit „Ich im Hier & Jetzt“ ein Achtsamkeitsbuch erschaffen, das zu Kreativität und zum Innehalten einlädt.

Ich finde schon allein den Aufbau des Buches klasse. Zu Anfang wird der Leser anhand eines sympathischen Vorworts darauf eingestellt, was ihn im Buch erwartet, gefolgt von einer Beschreibung, wie man mit dem Werk arbeitet: frei.

Wen man Neuling auf dem Gebiet der Achtsamkeit ist, stellt das absolut kein Problem dar, denn auf den ersten 19 Seiten gibt es eine spielerische und dennoch gut erklärte Einführung. Zwischen Suchbildern, dem Erstellen einer Zeitachse mit den wichtigsten Ereignissen des eigenen Lebens und einem Quiz lernt man schnell, worum es beim Thema Achtsamkeit geht, da man sie bei dieser ersten Arbeit mit dem Buch bereits praktiziert.

Was für mich bei dieser Einführung neu war, war das Thema Meditation, das anhand eines Schaubilds richtig gut erklärt wird. Ebenfalls sehr nützlich sind die Vorlagen für Meditationsnotizen am Ende des Buches, die einem helfen, zu reflektieren und Fortschritte nachverfolgen zu können. Einziger Minuspunkt: Der Link zu den geführten Meditationen führt auf die englischsprachige Webseite der Originalausgabe des Buches, womit die Audiodateien für Leser, die nicht gut Englisch sprechen, unbrauchbar sein dürften.

Der Großteil des Buches besteht aus Übungen, die sich über die Gebiete „Praktizieren“, „Konzentrieren“, „Beobachten/Ergründen“ und „Sinne“ erstrecken. So lernt man, auf welche Art und Weise Achtsamkeit möglich ist, und kann jeden Tag spontan entscheiden, wonach einem der Sinn steht – das Buch muss nicht der Reihe nach durchgearbeitet werden.

Besonders toll finde ich, dass man so gut wie jede Aufgabe direkt im Buch erledigen kann. Man kann „Ich im Hier & Jetzt“ mit „Mach dieses Buch fertig“ von Keri Smith vergleichen, nur dass der Fokus der interaktiven Aufgaben hier eben auf der Achtsamkeit liegt. So lautet z. B. eine Aufgabe, einen Eiswürfel in der Hand zu halten und zu dokumentieren, was sich dabei auf der Ebene der Gedanken, der Handlungsimpulse, der Emotionen und der Sinneswahrnehmungen tut. In einer anderen Aufgabe schreibt man in vorgedruckte Ballons, was man loslassen möchte, und bei wieder einer anderen soll man verschiedene Dinge zählen, während man draußen unterwegs ist.

Für mich ist dieses Buch bisher das Nützlichste aller Achtsamkeitsbücher, weil man quasi gezwungen ist, direkt in die Umsetzung zu gehen. Dieses Buch ist sehr praxisorientiert, statt nur theoretisch, und es macht richtig Spaß, damit zu arbeiten.

Fazit:

Ein Achtsamkeitsbuch für Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen – Stift schnappen, loslegen, achtsamer durchs Leben gehen.

Bewertung vom 17.10.2016
Erwachen im Licht
Parti, Rajiv;Perry, Paul

Erwachen im Licht


gut

Die Mischung aus tollem Cover und interessantem Untertitel schaffte es, dass ich „Erwachen im Licht von Dr. Rajiv Parti unbedingt lesen wollte. Hand aufs Herz – Berichte vom Leben nach dem Tod findet doch irgendwie jeder spannend.

Besonders interessant fand ich, dass das Buch von einem Schulmediziner handelt und geschrieben wurde, der vor seinem Nahtoderlebnis eben nur an eines glaubte: die Wissenschaft der Schulmedizin. Und der Autor ist auch weiterhin kritisch – vor allem sich selbst gegenüber. Er lässt kein gutes Haar an seinem früheren Ich, denn er war laut eigenen Angaben ignorant, egozentrisch – ein materialistischer Arsch.

Genau hier setzt auch das ‚Problem‘ an, das ich mit dem Buch hatte. Er erwähnt nicht nur ein Mal, wie schlecht er war, sondern bringt immer wieder Beispiele dafür ein. Dadurch zieht sich die Story nicht am Stück durch das Buch, sondern ist ziemlich durcheinander. Der Ablauf der Ereignisse wird auseinandergerissen und die Szenen von vor und nach dem Schlüsselerlebnis werden wild durcheinandergewürfelt.

Lesen lässt sich der Text an sich eigentlich richtig flüssig, aber ich hätte mir bei diesem Thema etwas mehr Emotionen gewünscht – man stirbt schließlich nicht jeden Tag beinahe. Die Sachlichkeit in Kombination mit den Wiederholungen führt dazu, dass man als Leser teils unaufmerksam wird – die Eintönigkeit fesselt nicht.

Allerdings lässt der frühere Anästhesist, der durch sein Erlebnis den Weg den ‚Seelenheilers‘ einschlug, den Leser in Form von verschiedenen Listen und zwei Meditationen an seinem Wissen teilhaben und war mir vor allem wegen seiner gnadenlos ehrlichen und selbstkritischen Art trotz meiner Mängelpunkte absolut sympathisch.

Von daher empfehle ich das Buch am Thema interessierten Lesern auf jeden Fall. Interessant ist übrigens außerdem das Vorwort des Psychiaters Raymond A. Moody, der durch seine Forschungen auf dem Gebiet der Nahtoderfahrungen bekannt ist.

Fazit:

Vom Aufbau her nicht so toll, aber gnadenlos ehrlich und sehr interessant.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.10.2016
Der Seelen-Navigator
Gulder, Angelika

Der Seelen-Navigator


ausgezeichnet

Rezension:

Seit ich mich selbstständig gemacht habe, beschäftige ich mich gerne mit Persönlichkeitsentwicklung und Zielen, die ich noch erreichen möchte. Dazu bin ich noch spirituell angehaucht – und so zog Angelika Gulders „Der Seelen-Navigator“ bei mir ein.

Bevor ich ins Detail gehe, möchte ich sagen, dass dieses Buch natürlich nur für Menschen infrage kommt, die überhaupt daran glauben, eine Seele zu haben. Wer davon nicht ausgeht, wird weder das Buch noch die Rezension interessant finden. Für alle, die davon ausgehen, eine Seele zu haben: Ich feiere dieses Buch. Der Inhalt baut schlüssig aufeinander auf, sodass man das Werk nach und nach durcharbeiten kann, sich dabei besser kennenlernt, neue Ideen bekommt.

Ich hatte bisher noch nichts von der Autorin gehört, finde ihre Ansichten und Art aber sehr sympathisch. So betont sie direkt zu Anfang, dass sie dazu rät, ihr nicht grundsätzlich alles zu glauben, aber für alles offen zu sein. Sie missioniert nicht und wirkt zu keiner Zeit aufdringlich, erzählt dafür aber aus ihrem eigenen Leben und von ihren Erfahrungen.

Zu Anfang des Buches wird eine Basis geschaffen, und die Autorin umreißt das Thema und den Sinn dahinter. Der Text ist interessant und dazu flüssig geschrieben – man kann sich sehr gut auf den Inhalt konzentrieren. Es geht grob gesagt um die ‚geistige Welt‘ – die Seele an sich, Seelenfamilien und dem Mythos des Seelengefährten. Nach diesem Fundament geht es an die Arbeit. Der Seelen-Navigator umfasst sieben Aufgaben mit ausführlichen Erklärungen, was zu tun ist. Man benötigt Schreibzeug, denn man muss sich in fast jeder Aufgabe mit seinen eigenen spontanen Gedanken befassen und diese notieren, um später einen thematischen roten Faden finden zu können. Dieser rote Faden ergibt dann die sogenannte Landkarte, die die großen Themen des eigenen Lebens darstellt – bei mir ist das tatsächlich unter anderem Literatur, bzw. Menschen in ihrem kreativen Prozess zu begleiten, was ich seit einem Jahr beruflich mache :). Ich denke, ich bin auf dem richtigen Weg.

Nach dem Erarbeiten seiner Landkarte wird der Leser aber nicht einfach sich selbst überlassen. Die Autorin bestärkt den Leser im dritten Teil des Buches, seinen eigenen Weg zu gehen und sich selbst und seiner Intuition zu vertrauen.

Für mich stellte die Arbeit mit diesem Buch einen echten Mehrwert dar. Am meisten hilft das Buch, den Kopf zu ordnen – denn meist weiß man ja ohnehin schon unterbewusst, was die Aufgabe im Leben ist: Wünsche und Pläne, die im Kopf immer wieder aufploppen. Die erstellte Landkarte kann aber auch zum Entscheidungshelfer werden, wenn man sich unsicher ist, ob ein neues Projekt etc. wirklich sein muss. Im Endeffekt muss man nur gucken, ob die neuen Pläne entfernt zum roten Faden passen.

Fazit:

Wenn man offen dafür ist, eine echte Bereicherung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.08.2016
Opfer / Spiel-Trilogie Bd.1
Menapace, Jeff

Opfer / Spiel-Trilogie Bd.1


sehr gut

Rezension:

Auf Jeff Menapace‘ Trilogieauftakt „Das Spiel: Opfer“ wurde ich vor allem durch den Vergleich mit den Büchern von Richard Laymon, den ich total gerne lese, aufmerksam. Und direkt zu Anfang sei gesagt: Der Vergleich ist auf keinen Fall an den Haaren herbeigezogen.

Das zeigte sich für mich vor allem am Schreibstil. Trotz der teils recht harten Kost, liest sich der Text fast von allein. Menapace hat das Talent, so locker und leicht zu schreiben, dass man sich als Leser ganz auf die Geschichte einlassen kann. „Das Spiel: Opfer“ ist eines dieser Bücher, die man sich mehr im Kopfkino ansieht, als sie bewusst zu lesen.

Die Story an sich ist ebenso simpel wie beängstigend. Eine Familie – Mutter, Vater, die 6-jährige Tochter und der 4-jährige Sohn – fährt in eine Ferienhaussiedlung. Auf dem Weg treffen sie an einer Tankstelle einen Typ, der kommunikativ und superfreundlich ist – fast schon zu freundlich. Von da an passieren immer seltsamere Dinge. Die Familie wird beobachtet und perfide drangsaliert. Man kann sich schon denken, wer dahintersteckt, ein Psychopath ist und viel Leid auslösen wird.

Irgendwie ist das Ganze schon sehr vorhersehbar, aber das sind die meisten Horrorfilme ja auch – wer sich Bücher dieser Art kauft, weiß, womit er in etwa rechnen kann, und kommt bei diesem Buch definitiv auf seine Kosten.

Gut gefallen hat mir übrigens der Kampfgeist der Mutter, die sich als äußerst widerstandsfähig und einfallsreich erweist.

Hingegen hat mich etwas irritiert, dass die Geschichte nach dem finalen Showdown, nur um einen „Aber was war das…?“-Moment auszulösen, für meinen Geschmack etwas zu lange weitererzählt wurde. Andererseits stellt dies vermutlich einen Minicliffhanger für Band 2 dar.

Fazit:

Wer auf ein Buch voller Gemeinheit und Gewalt hofft, wird hier bestens bedient – Laymon ist für mich zwar auf diesem Gebiet immer noch unangefochten, aber Menapace ist auf dem richtigen Weg.

Bewertung vom 06.08.2016
Jogginghosen-Henry
Finkbeiner, Hannes

Jogginghosen-Henry


ausgezeichnet

Rezension:

Ein Buch, das als Kombi aus Heavy Metal und feinem Sprachgefühl beworben wird, und dazu noch direkt im Klappentext einen Lacher mitbringt? – Ich konnte gar nicht anders, als „Jogginghosen-Henry“ von Hannes Finkbeiner zu lesen. Und meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen.

Dass es der Autor versteht, mit Worten umzugehen, zeigt sich von Anfang an – einerseits fliegt man nahezu durch den Text, er liest sich quasi von selbst, und andererseits feierte ich die genialen, witzigen Vergleiche. Durch die komplette Geschichte zieht sich ein Humor, der mir absolut liegt – trocken, etwas schwarz und einfach typisch für die Metalszene.

Die Beschreibungen der Szenen erinnerten mich an eigene Festivalerfahrungen im Kreise etwas rauer, völlig verrückter und großteils liebenswürdiger Personen. Daran hat sich Finkbeiner auch mit seinen Charakteren gehalten, die zwar sehr verschieden sind, aber durch eine große Leidenschaft – die Musik – miteinander verbunden sind.

Von der Geschichte an sich wurde ich völlig überrascht, und das immer wieder. Es fängt schon damit an, dass sich die Story über mehrere Jahre zieht und immer wieder das fiktive Festival, das Hardbeat Open-Air, als Ausgangspunkt findet. Hier begegnet Henry jedes Jahr wieder seiner Traumfrau, die immer mit anderen seltsamen Persönlichkeiten anreist. Ich habe hier vor allem Henrys Ausdauer bewundert, jedes Jahr erneut darauf hinzufiebern, das Mädchen zu sehen.

Immer mit von der Partie sind Henrys Freunde – der etwas arrogante Felix und Gabriel, der von allen Grabriel genannt wird, weil er im Beerdigungsinstitut seines Vaters arbeitet und wegen seiner Vorliebe für Gothic regelmäßig Spott erntet – den er aber einfach an seiner Schminke abperlen lässt.

Am meisten faszinierte mich aber, dass es trotz des Humors auch einige sehr ernste Aspekte in Form von z. B. Schicksalsschlägen gibt, was die Geschichte noch authentischer zeichnet. Abgerundet wird das Ganze noch mit Karten aus der Vogelperspektive vom Festivalgelände, welche sich am Anfang und am Ende des Buches befinden.

Ich kann mir auf jeden Fall nicht vorstellen, dass es auch nur einen Metalhead gibt, der dieses Buch nicht toll finden wird.

Fazit:

Ein Buch, das für mich alles hat, was ein Lieblingsbuch braucht: sprachliche Klasse, authentische Charaktere und Sznenarien, genialer Humor und überraschende Wendungen.

Bewertung vom 06.08.2016
Das Eisrosenkind / Christine Bernard Bd.2
Vieten, Michael E.

Das Eisrosenkind / Christine Bernard Bd.2


sehr gut

Rezension:

Immer wenn Michael E. Vieten einen neuen Krimi auf den Markt wirft, werfe ich meine Überzeugung, ich wäre keine Krimileserin, kurzerhand über Bord und gehe mit Christine Bernard auf Ermittlungstour – so also auch beim zweiten Band „Das Eisrosenkind“. Eigentlich langweiligen mich Geschichten aus Ermittlersicht meist, aber Storys aus Vietens Feder stellen hier für mich die berühmte Ausnahme von der Regel dar.

Obwohl Band 1 schon zwei Jahre her ist, habe ich ohne Probleme den Einstieg zurück ins Leben der Ermittlerin Christine Bernard gefunden. Fast so, als wäre sie eine gute Bekannte, habe ich neugierig in Gedanken abgeglichen, was sich in der Zwischenzeit in ihrem Leben verändert hat. Ein paar wenige Einwürfe stellen zum letzten Buch eine Verbindung her, ein Vorwissen ist aber nicht nötig. Theoretisch kann man also „Das Eisrosenkind“ auch vor „Der Fall Siebenschön“ lesen – aber lesen sollte man sie ohnehin beide, weil: einfach megaspannend.

Der Schreibstil des Autors ist gewohnt angenehm und somit ohne Stolperschwellen zu lesen. Obwohl sich Krimis für mich sonst immer sachlicher „anfühlen“ als Thriller, verliert sich Vieten nicht in trockenen Details, sondern reißt den Leser mit, indem er auch seine Protagonistin ein ums andere Mal in Gefahr geraten lässt – man kann einfach gar nicht anders, als mitzufiebern.

Die Geschichte an sich hat mir auch gut gefallen. Alles beginnt mit einem verschwundenen 8-jährigen Mädchen namens Rosalia. Tags darauf wird eine von Reif bedeckte Leiche gefunden, die haargenau wie das gesuchte Kind aussieht – allerdings stellt sich heraus, dass diese Leiche schon um einiges älter ist. Ist diese Ähnlichkeit nur ein Zufall? Und was hat der Vater des Kindes damit zu tun, der sich noch während der Schwangerschaft aus genau diesem Grund von der Mutter trennte? Und ist es nicht seltsam, dass die mumifizierte und besterhaltenste Kinderleiche der Welt ebenfalls Rosalia heißt? Was mir am besten gefallen hat: Die Lösung des Falles ist nicht so einfach, wie es zunächst scheint – die Ungewissheit bleibt sehr lange erhalten.

Für mich ist dieser Christine Bernard-Krimi, wie schon der letzte, kein richtiger Krimi, sondern eigentlich eher im Thrillergebiet anzusiedeln. Er bildet das beste aus Krimi und softem Thriller und ist somit für Leser beider Genres bestens geeignet.

Fazit:

Auch Christine Bernards zweiter Fall hat mich davon überzeugt, dass Krimis nicht automatisch trocken und öde sein müssen.

Bewertung vom 06.08.2016
Club der Töchter
Fennell, Natasha;Ingle, Róisín

Club der Töchter


sehr gut

Rezension:

„Club der Töchter“ von Natasha Fennell und Róisín Ingle behandelt ein Thema, über das sich die meisten Frauen die wenigste Zeit Gedanken machen, das aber fast jede Frau früher oder später beschäftigen wird: War/bin ich meiner Mutter eine gute Tochter? Oder im schlimmsten Fall: Wieso denke ich erst jetzt darüber nach, wo sie tot ist? Das klingt natürlich erst mal dramatisch, aber nach diesem Buch denke ich, dass es tatsächlich ein Thema ist, über das jede Frau mal nachdenken sollte.

Als Natasha Fennells Mutter im Krankenhaus liegt, macht sie sich Gedanken um ihre gemeinsame Beziehung. Schnellt steht für sie fest, dass sie ein Projekt ins Leben rufen möchte, das sich mit der Beziehung zwischen Müttern und Töchtern beschäftigt. Ins Boot holt sie sich dazu die Kolumnistin Róisín Ingle, und gemeinsam erschaffen die beiden Frauen den Club der Töchter, über den man unter thedaughterhood.com mehr erfahren kann.

Über einen öffentlichen Aufruf starten die beiden Autorinnen die Suche nach verschiedenen Typen von Töchtern, die die jeweilige Beziehung zu ihrer Mutter verbessern wollen, um mit ihnen über diese Beziehung zu sprechen – sozusagen eine Art Selbsthilfegruppe, die sich um eine der beiden Personen dreht, die dafür verantwortlich ist, dass wir leben.

Mit den Autorinnen besteht der Club am Ende aus neun Töchtern – die Tochter, die nie Zeit für ihre Mutter hat, die Tochter, deren Mutter psychisch krank ist, die Tochter, die Angst hat, wie ihre Mutter zu werden, die Tochter, deren Mutter nur Gefühlskälte für sie übrig hat, die Tochter, die mit der Demenz und dem damit einhergehenden Verlust ihrer Mutter kämpfen muss, die Tochter, die ohne ihre Mutter aufgeschmissen wäre, die Tochter, die alles für ihre Mutter tun würde, die Tochter, die zu ihrer Mutter keine Beziehung hat und die Tochter, die für ihre Mutter immer nur eine Enttäuschung darstellt.

Neun verschiedene Typen, neun verschiedene Wege, die Beziehung zur Mutter zu verbessern und unterschiedliche Ergebnisse. Festgehalten werden grob drei Treffen, in denen jede Tochter zu Wort kommt. Beim ersten Treffen lernen wir die jeweilige Frau und die Beziehung zu ihrer Mutter kennen, im zweiten Treffen wird von den Fortschritten berichtet und zum dritten Treffen gibt es einen Brief an die Mutter, die großteils sehr emotional ausfallen.

Ich fand die verschiedenen Ausgangspunkte der neun Frauen sehr spannend, erkannte mich manches Mal wieder und bekam durchaus den ein oder anderen Gedankenanstoß. Das Ende zeigt, dass es für die Verbesserung der Tochter-Mutter-Beziehung selbstverständlich keine Patentlösung gibt, es teilweise nicht einmal möglich ist, die Beziehung zu verbessern. Aber das Ziel sollte sein, seinen Frieden mit dem Thema zu schließen.

Empfehlenswert ist „Club der Töchter“ für jede Tochter, die die Beziehung zu ihrer Mutter überdenken möchte. Zu guter Letzt möchte ich erwähnen, wie gut mir auch der Schreibstil im Buch gefallen hat. Im Endeffekt fühlt man sich, als würde einem eine gute Freundin von der Sache erzählen – ich habe mich beim Lesen sehr wohl gefühlt.

Fazit:

Wie erfülle ich meine Rolle als Tochter und welche Beziehung führe ich zu meiner Mutter? – Eine Frage, die sich neun äußerst verschiedene Frauen stellten und einen als Leserin zum Nachdenken anregen. Klare Empfehlung.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.03.2016
Willkommen in Night Vale
Fink, Joseph;Cranor, Jeffrey

Willkommen in Night Vale


weniger gut

Gleich zu Anfang möchte ich sagen: Meine Rezension zu „Willkommen in Night Vale“ von Joseph Fink und Jeffrey Cranor stellt die Meinung einer Leserin dar, die vor dem Aufschlagen der ersten Seite noch nie etwas von Night Vale gehört hat. Ich wusste nicht, dass es einen erfolgreichen Podcast dazu gibt, und musste mittlerweile feststellen, dass sogar ein Night Vale-Wiki existiert. Von daher werden eingefleischte Night Vale-Fans, nachdem sie diese Rezension gelesen habe, vermutlich heute Nacht mit Mistgabeln und Fakeln vor meiner Haustür stehen. Geht weg – ich werde nicht öffnen.

Also, wie gesagt – ich kannte nur den Klappentext und war wirklich sehr gespannt auf Night Vale. Welcher Schreibstil einen im Buch erwartet, spiegelt sich bereits auf der ersten Seite sehr gut wider. Ein schräger Humor, Wortgewandtheit, entweder extrem lange Sätze oder auffallend kurze, dazu Wiederholungen über mehrere Sätze hinweg, die im Endeffekt alle das Gleiche aussagen, aber immer anders formuliert wurden.

Ganz ehrlich? Mir hat es null Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Nach den ersten 50 Seiten habe ich mich bei allen möglichen Leuten darüber ausgekotzt, weil mich dieser Schreibstil so fertig gemacht hat. Mein gefühlt tausendfach wiederholter Jammer-Satz: „Man könnte dieses verrückte Buch um die Hälfte kürzen, alles wird ständig wiederholt, ich ertrage das nicht!“ Warum ich es trotzdem zu Ende gelesen habe? Ich klammerte mich immer an den Gedanken „Vielleicht wirds ja doch noch besser …“

Und ab der Mitte wurde die Geschichte auch tatsächlich etwas besser. Ich hatte mich langsam eingefunden und wusste so ungefähr, worum es geht und wie das Buch ‚funktioniert‘. Fakt ist: In Night Vale läuft alles irgendwie verrückt und keiner der Bewohner wundert sich darüber. Die Hauptcharaktere sind die 19-jährige Jackie, die schon seit irgendwie immer 19 ist und ein Pfandhaus führt, in dem jedes Pfand den gleichen Wert hat (egal ob Auto oder Rotzfahne). Dazu kommt Diane, Büroangestellte und alleinerziehende Mutter eines Teenies, der jede Gestalt annehmen kann, die er nur will – und dies auch tut.

Eines Tages taucht ein komischer Typ in der Stadt auf und gibt mehreren Bewohnern, darunter auch Jackie, einen Zettel mit dem Namen einer anderen Stadt – das Besondere an dem Zettel ist aber, dass man ihn nicht mehr los wird. Egal, was man mit ihm macht, er landet immer wieder in der Hand. Schließlich finden Jackie und Diane irgendwie zusammen und machen sich auf der Suche nach dieser Stadt – blöd nur, dass man Night Vale nicht so einfach verlassen kann.

Wäre die Geschichte anders geschrieben, hätte sie mir vielleicht sogar gefallen, aber so war es für mich einfach nur ein Krampf das Ding zu lesen. Jetzt, nach meinen Recherchen, wo ich weiß, was es mit dem Podcast usw. auf sich hat, kann ich eine gewisse Genialität nicht abstreiten. Aber ich widme meine Rezension einfach mal den Lesern, die nicht wissen, was „Night Vale“ ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses Buch nichts für euch ist.

Fazit:

Ganz einfache Ansage: Ohne Hintergrundwissen macht es keinen Spaß, dieses Buch zu lesen.