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Benutzername: 
Regine Bacherle
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 11.06.2013
Opfer
Unsworth, Cathi

Opfer


ausgezeichnet

"Opfer" von Cathi Unsworth ist ein unfassbar raffiniert gestrickter Thriller aus dem sehr düsteren Nordengland.
Mich hat die Erzähltechnik der Autorin unglaublich beeindruckt.
Vom Inhalt ist es eine Art "Cold Case", ein ehemaliger Polizist, der durch einen Unfall behindert ist und aus dem Polizeidienst ausscheiden musste, wird als Privatermittler engagiert: Sean Ward soll einen 20 Jahre alten, eigentlich abgeschlossenen Fall neu aufrollen, da heute Ermittlungs- und Labortechniken existieren, die es eben 1984 noch nicht gab.
Die verurteilte Täterin sitzt 1984 in einer geschlossenen Psychiatrie.
Die Autorin führt den Leser Kapitelweise abwechselnd ins ehemalige Geschehen 1984 und dann wieder ins "heutige" 2004, wobei wir immer nur so viele Informationen aus der Vergangenheit erhalten, um den Lauf der erneuten Ermittlungen zu verstehen.
Mit dieser Technik schafft Cathi Unsworth eine ganz eigenartige Spannung, mir fiel beispielsweise wenige Kapitel vor Ende des Buches auf, dass ich immer noch nicht weiss, wer ermordet wurde, dafür aber sehr wohl früh erkannt, dass Sean Ward in eine tödliche Falle läuft.
Die Autorin hält den Leser zwischen Hoffnung auf Gerechtigkeit, Angst um den Ermittler, Mitgefühl mit der Verurteilten und der Düsternis der Umgebung, der Macht einiger weniger Bewohner eines Ortes, der vielleicht durch seine isolierte Lage eine ganz eigene Gesetzgebung entwickelte.
Man sieht als Leser hilflos zu, wie sowohl 1984, als auch 2004 das Drama einem Höhepunkt zuläuft, sozusagen parallel zu einem finalen Ende, bei dem man nicht unbedingt mit einem Happy End rechnen kann.
Man fragt sich mehr und mehr, wer eigentlich das wirkliche Opfer der Geschichte ist!
Teils musste ich tief durchatmen, ab und zu das Buch auch aus der Hand legen, weil mir sämtliche Haare zu Berge standen, und ich das Gefühl hatte, ich würde durch eine eisige Hand ins Buch gezogen.
Selten habe ich etwas so mystisch-dramatisches, etwas so Böses und gleichzeitig raffiniertes gelesen!
Cathi Unsworth lebt in London, dieser Roman ist ihr vierter Roman.

Bewertung vom 19.05.2013
Die achte Offenbarung (eBook, ePUB)
Olsberg, Karl

Die achte Offenbarung (eBook, ePUB)


weniger gut

"Die achte Offenbarung" des Autors Karl Olsberg macht mir die Bewertung wirklich nicht leicht.
Angelockt durch interessante Themen wie Physik, Geschichte und Virologie habe ich mich auf einen interessanten, kurzweiligen und informativen, vielleicht auch raffiniert-gestrickten Thriller gefreut.
Das Buch lässt sich auch tatsächlich sehr locker runterlesen, durch Verwendung diverser Fachbegriffe und Zeichnungen aufgelockert, bekommt man als Leser den Eindruck, dass der Autor gut recherchierte und sich in der Thematik sehr gut auskennt.
Ein Historiker bekommt ein offensichtlich aus dem Mittelalter stammendes Buch zugespielt, dass in der Nazizeit nach Amerika geschmuggelt wurde. Es gehörte seiner Grossmutter, der Text ist codiert und die Neugier des Historikers geweckt. Da er nahezu nichts über die Lebensgeschichte seiner Grossmutter weiss, begibt er sich auf eine Reise durch Deutschland, um Informationen zu beschaffen, die er zur Decodierung benötigt. Offensichtlich wird er dabei von arabisch-stämmigen Männern verfolgt und bedroht.
Zur gleichen Zeit verschwinden in den USA wichtige, hochgefährliche Virusgenomabschnitte aus eine Hochsicherheitslabor.
Für mich wurde das Lesen dieses Buches zur Qual. Ewig in die Länge gezogen, an der Oberfläche angekratzte Themen, die man so schön hätte ausbauen können, unsympathische Protagonisten und Dialoge, die mich zunehmend nicht nur langweilten, sondern auch nervten.
Fachbegriffe, die nach meinem Gefühl und Wissen nicht recht passten, ein junger, aufstrebender Historiker, der voller Vorbehalte und Vorurteile nur schlechte Laune verbreitet, mir völlig unklar, warum der das Buch nicht einfach ins Regal stellte, da er ja grundsätzlich alles aburteilte, Kollegen für blöd hält, lieber mit ungebildeten Leuten aus anderen Fachbereichen diskutiert, Actionszenen, die vollkommen unrealistisch und an den Haaren herbeigezogen mich an schlechte Filme erinnerten, ein junges Mädel, das ausschliesslich Lügengeschichten erfindet und dann beleidigt reagiert, wenn man ihr nicht glaubt und ein junger Student, der scheinbar mystisch beeinflusst wird von dem Buch, alles irgendwie nicht passend, nicht glaubwürdig, nicht spannend, nicht rund. Alle paar hundert Seiten kommt dann mal der zweite Geschichtsstrang wieder in Erinnerung, also packen konnte mcih der Inhalt wirklich nicht.
Ich war zunehmend genervt, wurde wütend und hätte das Buch im zweiten Teil abgebrochen, hätte ich es nicht im Rahmen einer Leserunde gelesen.
Ich habe selten ein so unrealistisches, unglaubwürdiges und unlogisches Buch gelesen, weder die konstruierte Liebesgeschichte, noch die ständige Erwähnung der Paralleluniversen (Quantenphysik besteht aus wesentlich mehr als das!), noch der erfundene Terroranschlag, der so gar nichts mit politischem Terror zu tun hat, und auch der "Knall" im Epilog (immerhin die letzten 3 Seiten des Buches), der für mich leider auch nicht neu war, konnten mich irgendwie entschädigen für die Qual des Lesens.
Schade, wirklich schade, geblieben ist ein ganz schlechtes Gefühl, ich habe mich so oft als Leser verschaukelt, bzw als dumm verkauft gefühlt, dabei hat der Autor bewiesen, dass er durchaus des Schreibens fähig ist.
Schade dass er mir als Leser so wenig Intelligenz und Denkvermögen zutraut, meinen Leseansprüchen konnte das Buch nicht genügen.

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