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Benutzername: 
meldsebjon
Wohnort: 
Hattingen

Bewertungen

Insgesamt 149 Bewertungen
Bewertung vom 29.07.2024
Yoko
Aichner, Bernhard

Yoko


ausgezeichnet

Selbstjustiz
Yoko, so benannt nach Yoko Ono, hat ursprünglich den Beruf der Metzgerin erlernt. Damit wollte sie ihrem Vater gefallen, der eine eigene Metzgerei betrieb. Nach dessen Erkrankung pflegte sie ihn und hat das blutige Handwerk nach seinem Tod aufgegeben, um eine Manufaktur für besondere Glückskekse zu eröffnen. Nach zwei Jahren läuft alles ganz gut, sogar eine Liebe hat Yoko mit Maren gefunden.
Leider begeht Yoko den Fehler, einen misshandelten Hund zu verteidigen und wird so selbst Opfer einer Vergewaltigung. Voller Scham zieht sie sich zunächst zurück, zeigt die Täter auch nicht an. Später gerät sie in einen Strudel von Gewalt, der immer weitere Kreise zieht und wobei ihr ihre Ausbildung zur Metzgerin und ihr sicherer Umgang mit dem Messer helfen. Nach und nach kommen auch vergrabene Erinnerungen an frühere Ereignisse wieder zum Vorschein.
Selbstjustiz ist etwas, was eigentlich nicht zu tolerieren ist. Da das Buch aber aus der Sicht von Yoko, einem Opfer, geschrieben wurde, sind ihre Gedankengänge und Gefühle nachvollziehbar und erwecken so ein gewisses Verständnis für ihr Handeln. Sie reflektiert ihr Tun durchaus, fühlt, dass alles auf ein Ende zuläuft, das nicht gut sein kann. Eigentlich. Gleichzeitig ist sie aber auch überzeugt, nicht nur Rache zu üben, sondern auch anderen Opfern Schlimmes zu ersparen. Ein heikles Thema, das der Autor sehr gut umsetzt. Kein Thriller im üblichen Sinne, sondern eher ein Krimi mit moralischem Tiefgang. Sehr zu empfehlen!

Bewertung vom 22.07.2024
Letzte Lügen / Georgia Bd.12
Slaughter, Karin

Letzte Lügen / Georgia Bd.12


ausgezeichnet

Verpatzter Honeymoon
Will hat sich für Sara etwas Besonderes ausgedacht: Der Honeymoon soll in einem abgelegenen Camp stattfinden, nur die zwei in einer Hütte, mitten in der Natur. Will hat eine besondere Beziehung zu diesem Ort, trifft aber auch Saras Geschmack damit. Leider dauert die Entspannung nicht lange, bald werden die beiden in eine Mordermittlung hineingezogen. Bereits am Abend der Ankunft stellen sie fest, dass in der Familie, der das Anwesen gehört, große Spannungen herrschen. Noch in der Nacht hören Sie Schreie und dann laute Hilferufe. Leider kommen sie zu spät, können dem Opfer nicht mehr helfen. Mercy, die derzeitige Leiterin des Camps, wurde von mehreren Stichen verletzt und stirbt unter Wills Händen. Natürlich haben beide keinen Gedanken mehr an Flitterwochen, sondern möchten die Ermittlungen selbst voranbringen. Besonders Will ist persönlich involviert, kennt er doch den zunächst Hauptverdächtigen aus seiner Zeit im Kinderheim und hat keine guten Erinnerungen an ihn. Allerdings haben sie mit Problemen zu kämpfen, denn die örtliche Polizei wehrt sich gegen die Eimischung des CBI und auch Wills Vorgesetzte möchte ihnen lieber die Fortsetzung des Urlaubs ermöglichen. Will hält es für notwendig, sich einzumischen, da niemand sich früher für die lebende Mercy eingesetzt hat und offenbar auch niemand wirklich Anteil an deren Tod nimmt.
Sehr dicht ist dieser Thriller geschrieben und sehr dicht sind persönliche Erinnerungen der Ermittler verwoben mit den zunächst undurchdringlichen Geflechten der Familie und der Gäste. Absolut spannend geschrieben und absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 08.07.2024
Mittsommercamp zum Verlieben
Metzner, Michaela

Mittsommercamp zum Verlieben


ausgezeichnet

Beste Urlaubslektüre - nicht nur für Schwedenfans
Bea wird von ihrem Dauerverlobten Thomas wegen einer anderen Frau verlassen und mit einem Minivan und einem renovierungsbedürftigen Schwedenhaus abgespeist. Auf der Suche nach neuen Möglichkeiten macht sie sich auf nach Schweden, das für sie schon immer ein Zufluchtsort war. Vor Ort ist nichts so ganz einfach, aber Aufgeben ist keine Option. Da sie dringend Geld braucht und ihre Dienste als Sekretärin nicht benötigt werden, heuert sie kurzentschlossen als Betreuerin n einem Feriencamp für schwierige Jugendliche an. Nach anfänglichen Schwierigkeiten lernt sie in dieser Gruppe sich auch ihren eigenen Ängsten zu stellen und gewinnt neue Freunde und - ganz vielleicht - auch eine neue Liebe. Natürlich geht das alles nicht ohne Verwicklungen, so dass es auch eine gehörige Portion Spannung gibt. Der Humor kommt bei so manchen Schilderungen nicht zu kurz. Wirklich gut ist die Schilderung der schwedischen Landschaft und so einiger Besonderheiten der Bevölkerung. Man kann deutlich erkennen, dass das Herz der Autorin an diesem Land hängt. Sie nimmt die Leser auf tolle Art mit in dieses Land, ich habe einen neuen Sehnsuchtsort gefunden!

Bewertung vom 04.07.2024
Forever Never
Score, Lucy

Forever Never


ausgezeichnet

Etwas Romantik und Spannung und sehr viel Sex
Vor Jahren waren Remi und Brick ineinander verliebt, konnten aber nicht zusammen kommen. Remi war immer schon ein Wirbelwind mit der besonderen Begabung, Musik sehen zu können, die sich selbst als Tollpatsch und Pechvogel sieht. Der ruhige, zurückhaltende Brick, der allen anderen als ein unerschütterlicher Fels in der Brandung vorkommt, hält so gar nichts von sich selbst und glaubt, eine Beziehung mit Remi sei von Anfang an zum Scheitern verurteilt, weil sie es auf Dauer mit einem solchen Provinzler nicht aushalten kann.
Als Remi nach vielen Jahren in New York und mit einer erfolgreichen Karriere hinter sich unerwartet auf ihrer kleinen Heimatinsel ankommt, kommen all die scheinbar vergessenen Gefühle füreinander weder auf. Mit teilweise wirklich gutem Wortwitz wird die langsame Annäherung der beiden beschrieben, leider ausführlicher und langatmiger als dem Buch gut tut. Dazu kommt dann noch eine Krimi-Handlung rund um eine misshandelte Frau, bei der nicht so viel Spannung aufgebaut wird, wie die Idee es eigentlich verdient hätte. Sehr ausführlich werden auch sehr intime Szenen geschildert, durchaus ein bisschen in Richtung "Fifty shades of grey" , aber nicht so gut, daher für meinen Geschmack zu langatmig.
Fazit: Eine gute romantische und spannende Geschichte, die eine bessere Umsetzung verdient hätte. Lesen kann man es, ein paar Seiten dabei zuüberspringen schadet dem Gesamteindruck nicht.

Bewertung vom 22.06.2024
Dunkler Abgrund
Lillegraven, Ruth

Dunkler Abgrund


ausgezeichnet

Mord und Entführung
Zu Beginn geht es um die Entführung von Zwillingen. Deren Mutter Clara wurde vier Wochen zuvor überraschend zur neuen Justizministerin ernannt. Genau zu dem Zeitpunkt der Ernennung beginnt die eigentliche Handlung, abwechselnd aus der Sicht verschiedener Personen geschildert. Relativ schnell merkt man, dass eine dieser Personen bereits mehrere Morde verübt hat, bisher aber nie verdächtigt wurde. Teilweise war die Tat so geschickt getarnt, dass sie als Unfall durchging, teilweise wurde auch gleich ein passender Mörder mitgeliefert. Für alle diese Taten gab es eine Rechtfertigung, die aber in den meisten Staaten verbotene Selbstjustiz darstellt. Trotzdem kann man als Leser in einem gewissen Umfang den Gedankengängen folgen, sie verstehen. Das ist natürlich der ausgezeichneten Schreibweise der Autorin geschuldet, die auch sonst so schreibt, dass man gefangen ist. Parallel schildert auch einer der entführten Zwillinge seine derzeitige Lage und seine Sicht auf die Vergangenheit. Auch wenn einiges gleich von vornhinein feststeht, entwickelt sich das Geschehen doch weiter und es wird ein Spannungsbogen gespannt, dem man sich nicht entziehen kann.

Bewertung vom 22.06.2024
Toskanisches Verhängnis
Trinchieri, Camilla

Toskanisches Verhängnis


ausgezeichnet

Mordermittlung mit Augenzwinkern
Nico will sich in der Toskana eigentlich ganz seiner Kunst des Kochens widmen und ist froh, nicht mehr als Ermittler in New York seinen Dienst tun zu müssen. Wenn es aber nun einen Fall gibt, in dem nicht nur seine Englischkenntnisse sondern auch seine sonstigen Fähigkeiten gefordert werden, muss er natürlich helfen. In der Toskana geht es aber ein wenig anders zu als in den USA: auch im Beruf geht es erst einmal um die Familie, um das Leben und den Genuss. Trotzdem kommt man voran. Im Fall der Ermordeten Gina wird deren Hintergrund durchleuchtet, manche Spuren tun sich überraschend im Privatleben der Ermittler auf, oder auch im Restaurant. Viele Verdächtige gibt es, viele Motive und alles scheint zunächst ein völliges Durcheinander zu sein. Herrlich die Personenbeschreibungen, keine "normalen" Leute, sondern richtige Typen, die man glaubt, vor sich zu sehen. Herrlich auch die durchgehenden Einfälle, von dem fast schon historischen Kassettenrekorder bis zu Nicos Hund, der auf zwei Namen hört (oder auch nicht hört). Kein spannender Thriller, aber ein tolles Buch mit einer Menge Lokalkolorit.
Sehr gut finde ich am Endes die Auflistung der Personen. Da es sich offensichtlich um eine Serie handelt, kennen viele Leser die Hauptpersonen schon, für alle anderen ist das wirklich sehr hilfreich!

Bewertung vom 28.05.2024
Der Totenarzt / Detective Robert Hunter Bd.13
Carter, Chris

Der Totenarzt / Detective Robert Hunter Bd.13


ausgezeichnet

Grausame Spannung
Durch puren Zufall gerät ein scheinbarer Unfall in den Focus der Ermittler Robert Hunter und Carlos Garcia. Wie wahrscheinlich ist es, dass jemand überfahren wird, der ausgerechnet in Kalifornien vorher schon überfahren wurde? Bei genauerem Hinsehen wird festgestellt, dass das Opfer vor seinem Tod über einen längeren Zeitraum grausam gefoltert wurde. Da das Mordopfer ein Einzelgänger war, erweisen sich die Ermittlungen als schwierig. Erst ein zweiter Todesfall, ein angeblicher Selbstmord, der sich ebenfalls rein zufällig als Mord mit vorheriger Folter herausstellt, legt den Verdacht nahe, dass da ein Serientäter am Werk ist. Beeindruckend und spannend gestaltet sich jetzt die Ermittlungsarbeit. Diese führt zwar auf die richtige Fährte, ist aber so ungenau, dass es Jahre dauern könnte, bis man tatsächlich zu Ergebnissen kommt. Bis dann auch hier wieder der Zufall hilft und ein Polizist in Gefahr gerät. Die bis es zur Auflösung kommt, steigt die Spannung schier ins Unerträgliche!
Ein absolut phantastischer Thriller, den man wirklich nicht aus der Hand legen mag. Die Schilderungen der Grausamkeit sind Anfangs noch etwas dezent, weil sie auf Mutmaßungen beruhen, werden aber (leider) immer konkreter. Etwas weniger davon hätte mir noch besser gefallen.
Fazit: Ein tolles Leseerlebnis, aber nichts für zartbesaitete Leser.

Bewertung vom 20.05.2024
Mord stand nicht im Drehbuch
Horowitz, Anthony

Mord stand nicht im Drehbuch


ausgezeichnet

Schicht für Schicht zur Wahrheit
Vorab: Wer Agatha Christie mag, muss diesen Roman lieben!
Zum Inhalt: Anthony Horowitz wird des Mordes verdächtigt. Dies geschieht zwar sehr zur Freude der Ermittlerin, ist aber erst einmal nicht unbegründet, weisen doch einige Indizien auf ihn als Täter hin. Er hatte ein Motiv (wenn denn eine schlechte Theaterkritik eines ist), er hatte die Gelegenheit und er hatte das Mordwerkzeug in der Hand. Wenn jetzt auch noch das bei der Toten gefundene Haar von ihm stammt, wird die Falle wohl zuschnappen. Es ist also nicht viel Zeit zu verlieren, soll seine Unschuld bewiesen werden. Auch wenn es ihm schwerfällt, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich an den nervigen Privatdetektiv Hawthorne zu wenden, von dem er sich eigentlich - literarisch gesehen - gerade getrennt hatte.
Natürlich ermittelt dieser, und ebenso natürlich fördert er weitere Verdächtige zu Tage, denn die Tote hat ihre Bösartigkeit auch schon über andere Menschen geschüttet. Die Reise geht ganze 20 Jahre zurück und so nach und nach wird eine Schicht Lügen nach der anderen abgetragen, bis am Ende nur noch die Wahrheit bleibt.
Ein richtig toller Mitdenk-Krimi, mit einem durchgehend rotem Faden und auch mit einem ab und zu aufflackernden Augenzwinkern. Ich hatte lange nicht soviel Spaß beim Lesen eines Krimis. Diese Kombination ist unverwechselbar, einmalig und absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 01.05.2024
Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1
Koppelstätter, Lenz

Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1


ausgezeichnet

Verschlungene Geheimnisse
Gianna Pitti arbeitet als Journalistin für ein kleines Blättchen, das zu der aussterbenden Gattung der Printmedien gehört. Chefredakteurin Elvira weigert sich konsequent, in die moderne Welt des Online-Journalismus einzusteigen. Da die Umsätze sinken, muss um jeden Abonnenten gekämpft werden, am besten mit einer tollen Story.
Zufällig kommt Gianna dazu, als eine Leiche aufgefunden wird und zufällig kennt sie den jungen Mann. Natürlich beginnt sie zu ermitteln und gerät immer tiefer in ein Geflecht hinein, in das Vergangenheit und Gegenwart dicht verwoben sind. Ihr sehr ungewöhnlicher Onkel Francesco spielt dabei eine Rolle, auch der Staatsanwalt und ein Kollege aus der Redaktion scheinen darin verwickelt zu sein. Ein Leserbrief, der sich mit dem Umgang mit einer historischen Villa beschäftigt, hat auch eine Bedeutung.
Der Autor schreibt sehr spannend, lockt den Leser immer wieder auf neue Fährten und spannt den Bogen geschickt so, dass das Ende und die Aufklärung einen logischen Bogen schlägt. Das Ende ist zwar nicht offen, scheint aber die Möglichkeit einer Fortsetzung zu versprechen. Darauf kann man sich bestimmt freuen!

Bewertung vom 23.04.2024
Treibgut
Brodeur, Adrienne

Treibgut


ausgezeichnet

Leichen im Keller
Nein, um wirkliche Leichen geht es nicht in diesem sehr berührenden Roman. Es geht eher um die symbolischen Leichen, die die Familie Gardener versteckt hat.
Anlässlich des 70sten Geburtstags des Senioren der Familie, Adam Gardener, soll ein Fest gefeiert werden und alles soll harmonisch verlaufen. Jedes Mitglied der Familie hat andere Erwartungen: Der manisch-depressive Adam selbst will eine großartige neue wissenschaftliche Entdeckung publik machen, sein Sohn Ken will seine politischen Ambitionen manifestieren und die Tochter Abby will ihren künstlerischen Durchbruch erreichen und verkünden. Leider ist die angebliche Entdeckung die Phantasie einer manischen Phase und um politische Karriere zu machen braucht es auch eine intakte Familie. Genau die zerfällt aber nach und nach, weil sie bisher nur an der Oberfläche existiert hat. Zu viele Geheimnisse tun einfach nicht gut. Es gibt weitere Akteure, Ehepartner, Enkelkinder, Halbgeschwister, die ihren Teil zur Wahrheitsfindung beitragen, die hier nicht genauer beschrieben werden sollen.
Wichtig ist: ein richtig gut geschriebener Roman, bei dem Schicht für Schicht der äußere Schein abgehoben wird und am Ende die echten Gefühle und Ereignisse übrigbleiben. Man kann eine Menge für das eigene Leben mitnehmen, oder alles von außen, mit Blick auf diese Familie, betrachten. Beides ist ein Gewinn!