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Genussleserin
Wohnort: 
Brütten, Schweiz

Bewertungen

Insgesamt 22 Bewertungen
Bewertung vom 20.01.2011
Ausgebucht
Wolff, Steffi von

Ausgebucht


sehr gut

Wie weit gehen zwei verhasste Zwillingsschwestern für Geld?!

Ich habe alle Werke von Steffi von Wolff gelesen und mag ihre humorvolle und kurzweilige Schreibweise. Das Buch war also im nu (war auch nicht allzu umfangreich) verschlungen. Zur Geschichte:
Ein Hotel von der verstorbenen Urgrossmutter zu erben ist eine feine Sache! Wenn aber wie im Fall von Katikna & Dine fast unerfüllbare Bedingungen daran geknüpft sind, kann es böse enden… Die zerstrittenen Zwillingsschwestern müssen das schier unmögliche erfüllen:
 Eine Rennovation des baufälligen Hotels „Friesenzauber“ innert drei Monaten
 3 Monate am Stück muss das Hotel ausgebucht sein
Dann kriegen Sie beide je eine Million. Geld genug, um es zu versuchen. Das Hotel ist zwar himmlisch auf einer kleinen Anhöhe gleich am Strand der Nordsee gelegen, aber derart baufällig, dass die beiden fast aufgeben. Ihr Ehrgeiz wird aber dadurch angestachelt, dass die mürrischen und eigenwilligen Bewohner des hinterwäldlerischen Kaffs Ihnen in Ihrem Alter ein solches Vorhaben nicht zutrauen. Aber als wäre das nicht schon genug schlimm, erfahren die beiden noch, dass das Wasser vor dem Hotel total verseucht ist und das Hotel nicht umgebaut werden kann, weil ein geschützter Vogel im Gebälk brütet! Unterstützt werden Sie aber von ihrem Cousin Klausi und dem älteren Herrn von nebenan.
Was ich allerdings vergeblich suchte, war der Grund wieso die Zwillinge so verhasst sind. Darauf war ich nach der Leseprobe sehr neugierig, aber im Ungewissen gelassen… Es ist sicher nicht ihr bestes Buch, denn die Story, die sehr viel Potenzial bietet, wurde nicht vollumfänglich ausgeschöpft und vor allem das Ende sehr kurz gehalten. Gute Unterhaltung nach einem stressigen Arbeitstag mit viel gewohnt gutem Humor von Frau von Wolff!

0 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.09.2010
Hart aber Hilde
Haskamp, Bettina

Hart aber Hilde


ausgezeichnet

Doofe Situationen im Leben haben Entwicklungspotenzial!

Das Leben von Pia – Pleitegeier aus Bad Zwischenahn - ist ein einziges Chaos! Vom Mann mit Schulden und Sohn Niklas sitzengelassen. Erst verliert sie ihren Führerausweis nach Überfahren eines Rotlichts. Dann überfährt sie mit dem Wagen ihres Chef’s ein altes Mütterchen, deren Sohn auch noch Anwalt ist... Sie verliert darauf ihre zwei ihrer drei Jobs. Und das alles, weil sie endlich ihr Leben ändern wollte!
Aber Pia wäre nicht Pia, wenn sie sich dadurch unterkriegen lassen würde! Sie glaubt an ihre grosse Zukunft in der Kosmetikbranche. Aber Hilde - die angefahrene ältere Dame - hat andere Pläne mit Pia in der Modebranche! Pia's Leben kommt allmählich wieder ins Loht mit dem neuen Kosmetikjob. Wann immer möglich besucht sie Hilde im Altenheim und verwirklicht endlich ihren Wunsch zu segeln. Aber irgendwas scheint Hilde im Schilde zu führen. Bloss was?
Nun macht ihr auch noch der Anwaltsohn von Hilde Avancen. Hilde bietet ihr die Geschäftsmöglichkeit ihres Lebens... Aber in Kapverden taucht plötzlich ihr Ex wieder auf. Da muss Pia erst die alten Zeiten wieder aufrollen... Mit von der Partie Freund & Segellehrer Sebastian. Pia's grösster Alptraum wird wahr als Niklaus bei seinem Vater bleiben will. Pia kehrt am Boden zerstört zurück und muss mit ihrem Ex-Chef ins Fernsehen! Ihr Schulden an seinem Auto soll sie als Vorzeigefreundin bei Wer wird Millionär loswerden. Pia weiss noch nicht, dass diese Sendung endgültig ihr Leben umkrempelt und sie nun in jeder Beziehung endgültig durchstartet!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.07.2010
Schlampen im Schlafsack
Bahr, Iris

Schlampen im Schlafsack


gut

Mal wieder Moomlatz Tour wenn zuhause nichts geht!

Das Buch ist die Fortsetzung von "MOOMLATZ" - in dem Iris Bahr ihre Entjungferungsreise durch Asien erlebt hatte. Nun beginnt sie das Studium an einer Eliteuniversität in den USA. Iris stellt sich das so vor: heisse Affären und Party, Party, Party... Die Realität holt sie aber rasch wieder ein! Mit den Mitschülern kommt sie nur schwer zu Recht… Und der Spass bleibt irgendwie aussen vor!
Da arbeitet sie erst mal mit einem Psychologen ihre Vergangenheit auf! Das braucht Zeit, denn die war wirklich ziemlich übel… Als sogar der Psychologe an seine Grenzen stösst, greift Iris zu einem altbewährten Mittel: Moonlatz. Diesmal nach Südamerika mit Freundin Talia. Aber irgendwie lassen sie die Vergangenheit nicht wirklich los. Sie trifft Tamir – in den sie sich verknallt, der aber ihre Liebe nicht erwidert. Droht Moonlatz diesmal zu scheitern?!
Meiner Meinung nach gute, leichte Unterhaltung. Aber durch die stetigen Rückblicke in die Vergangenheit reicht das Buch nicht an einen Erotikroman heran. Dies obwohl vieles unverblümt gesagt wird!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.04.2010
Heiraten für Turnschuhträgerinnen
Bluhm, Filippa

Heiraten für Turnschuhträgerinnen


ausgezeichnet

Heiraten ist nicht leicht!
In diesem Buch geht es um die wichtigsten Dinge im Leben - zumindest bei einem Paar: Antrag, Verlobung, Hochzeitsplanung, Hochzeit und Flitterwochen. Lotte und George entschliessen sich zu heiraten. Aber im
richtigen Leben läuft es sicher nicht so wie im Traum! Der Antrag ist zwar nicht so wie jahrelang erwünscht und erträumt - aber doch grenzenlos romantisch... Die Bekanntgabe der Verlobung läuft für Lotte unerwartet ab - man starrt ihr auf den Bauch. Aber das ist so bei Hochzeiten - davor und danach, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann. Vor allem bei der Planung mischt sich jeder ein und was Jahre lang kein Thema war, wird auf einmal zum Thema. Und das kommt in allen Familien vor. Erst recht da, wo man es nicht erwartet! Dachte auch, bei uns
wird das sicher nicht so sein. So ist es einfach! Genauso, wie alles auf einmal viel teurer ist als sonst, sobald Hochzeit nur erwähnt wird... Ich jedenfalls hatte pausenlos Gedanken wie "Kennen wir!", "Ja, genau so ist es" oder "Stimmt, so war es!" Heiraten ist einfach Ausnahmezustand in jeder Beziehung! Und schön gibt es ein Buch darüber, das einem entweder vorab die Augen öffnet oder hinterher die Erlebnisse etwas gelassener zu sehen!

Bewertung vom 22.03.2010
Ticket ins Paradies
Hauptmann, Gaby

Ticket ins Paradies


ausgezeichnet

„Ticket ins Paradies“ ist die Fortsetzung von Gaby Hauptmanns Buch „Rückflug zu verschenken“. Mir haben beide Bücher mit der vollen Frauenpower sehr gut gefallen. Clara nimmt mit ihrer Tochter Katie Reissaus nach Mallorca, nachdem ihr Ehemann sie mit einer anderen Frau in ihrem Ehebett betrogen hat (erstes Buch). In der Fortsetzung ist sie mit Andrés zu Beginn sehr glücklich. Dann verdüstert sich aber ihre Beziehung durch ein Foto in der Zeitung von Andrés und seiner Köchin im Amici miei mit zweideutigem Blickwechsel und entsprechendem Artikel.
Clara flüchtet in gewohnter Manier wieder zurück nach Köln und will dort bei ihrer Mutter neu starten. Diese löst aber gerade ihr Hab und Gut auf und wollte nach Mallorca ziehen. Das Timing stimmt mal wieder überhaupt nicht! Clara trifft das Trio, welches sie in Mallorca kennen gelernt hatte. Sie setzt mal wieder ihre detektivischen Fähigkeiten ein um den Mädels bei einer ungewollten Fotoveröffentlichung zu helfen. Nur Frederik, für den sie das Amici miei neu einrichten darf, bringt sie dann wieder nach Mallorca zurück. Durch den hoffte sie nun endlich als Innenarchitektin durchstarten zu können! Vor Ort erhält Clara dann dank Tom auch zu ein paar Erkenntnissen à la "Warum Frauen schlecht einparken und Männer nicht zuhören". Eine Frau die Frauenpower pur ausstrahlt, sich aber innerlich nicht immer so fühlt. Aber mit ihrer Mutter, ihrer Tochter und Brigitte eine unschlagbare Frauenfront bildet! Einfach schön und kurzlebig zu lesen…

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.12.2009
Herr Blunagalli hat kein Humor
Colagrossi, Angelo

Herr Blunagalli hat kein Humor


gut

Die längste Zugfahrt seines Lebens!

Dieses Buch beinhaltet eine Schilderung von "dem" Tag. Den kennt jeder. Den Tag an dem es um das Ganze geht. An dem persönliche Geschichte geschrieben wird. Sei es eine Prüfung, anstehende Beförderung, Geburt… x-was. Bei Angelo geht es um ein Treffen für sein Filmdrehbuch in Hamburg. Und wie es oft ist an solchen Tagen, kommt am Schluss doch alles ganz anders als erwartet… Bei Angelo läuft alles gegen ihn. Die Deutsche Bahn, die in schon am Schalter beim Ticketverkauf auf Trab hält. Dann der Platz besetzt. Schliesslich wird die Bahn wird Schneemassen gestoppt. Und dazu kommt, dass die Passagiere im Funkloch feststecken! Dann geht’s zurück und auf einer anderen Strecke vermeintlich nach Hamburg. Dann doch wieder zurück. Einfach unglaublich und zum Verzweifeln! Da bleibt einem wirklich nur zu fragem "Macht mein Tag etwa wieder eine kleine Pause?"
Dazu werden uns aber auch seine Erlebnisse aus Sicht eines Italieners köstlich geschildert. Und die Sprachprobleme eins zu eins mit Beispielen vor die Augen geführt. Das Buch bietet eine gute und leichte Unterhaltung. Alles charmant Italienisch. Ich glaube, das ist auch der Grund wieso wir vieles verzeihen. Ich weiss nicht, ob ich ein so kunterbuntes und unstrukturiertes, etwas oberflächliches Buch von einem Deutschen durchgelesen hätte...

Mein Fazit zum Buch:
Positiv: Lustige Schilderung seines Tages, um sein Drehbuch zu besprechen. Unsere Mentalität mit den Augen eines Italieners zu "sehen". Von seiner Gelassenheit auf der Reise könnten wir uns ein grosses Stück abschneiden und das an "seinem" Tag! Das Buch ist an einem Tag gelesen… Sehr gut gefallen hat mir die Wittmung des Buches an die deutsche Bahn!
Negativ: Das Buch war viel kleiner als erwartet und als auf dem Bild dargestellt. Die Drehbuchausschnitte haben mir nicht gefallen - unpassend für ein Roman und teils zusammenhangslos. Brachte unnötige Unterbrüche in die sonst schöne Geschichte. Gefallen hat mir nur die Geschichte "Ein Mann, ein Fjord" - die kannte ich aber schon. Irgendwie wird alles ein bisschen berücksichtigt: Vergangenheit, Integrationsprobleme der Italiener, seine Karriere, seine Werke, Rezepte und diese Reise (die hat aber als einziges so richtig Substanz).

Bewertung vom 26.10.2009
Lauf
Freveletti, Jamie

Lauf


sehr gut

Lauf durch den Dschungel – da kommt auch eine Ultramarathonläuferin kommt an Ihre Grenzen

Der Debüt-Thriller von Jamie Freveletti ist hoch spannend und fesselnd. Dies von der ersten Minute an… Ein Passagierflugzeug (Flug Nummer 689) von Miami nach Bogota wird von kolumbianischen Guerilla-Kämpfern entführt und im kolumbianischen Bergdschungel zur Notlandung gezwungen. Dort werden die Überlebenden von Guerilla-Kämpfern als Geiseln genommen, um Lösegeld von den US-Behörden zu erpressen. Die Entführer gehen äusserst brutal vor und sprengen das Wrack und die Toten in die Luft. Nur eine kann entkommen, weil sie mit ihrem Sitz in den Dschungel neben der Landepiste geschleudert wurde: Emma Caldrigde, Biochemikerin bei einem Kosmetikkonzern und Ultramarathonläuferin. Ihr gelingt es sogar per SMS noch eine SOS-Nachricht an Ihren Chef zu schreiben, die trotz keines Empfangs über Satelliten übertragen wird. Dies bringt die US-Regierung schnell zur Einleitung einer Rettungsaktion, die sie mit einer privaten Sicherheitsfirma startet. Von nun an kann man den Verlauf der Dinge aus verschiedenen Erlebnispunkten:

Der von Emma, die (da sie weder einen Kompass noch eine Machete hat – nur noch ihr Zelt und Essenreste aus dem Frack bergen konnte) den Entführern und den Geiseln durch den Dschungel folgen muss. Aber versucht den allfälligen Rettungstrupps Zeichen zu hinterlassen.

Jene von Cameron Sumner, für die US Regierung an einem Geheimprojekt zur Überwachung der Drogenkurierflüge in Kolumbien arbeitet und mit den anderen Passagieren als Geisel genommen wurde.

Edward Banner vom Kommunikationszentrum des United States Southern Command in Miami und Carol Stromeyer, die stellvertretende Geschäftsführerin seines Unternehmens.

Zudem des Offiziers Miguel Gonzalez, der mit der militärischen Leitung beauftragt worden war und mit einer Spezialeinheit vor Ort versucht, die Geisseln zu retten.

Aber es ist ein Politikum, denn die Geldgeber der Guerillas sind amerikanisch! Und kolumbische Regierung ist verstickt in die Drogengeschäfte und Erpressung- somit untersagt nach einem Ultimatum die Hilfe.

Der Weg durch den Dschungel wird für alle sehr beschwerlich: Zahlreichen Landminen pflastern den Weg zum Übergabepunkt. Der Anführer Luis Rodrigo, der zu wenige Geiseln an das Guerilla-Kartell übergeben kann, da wegen der zu kurzen Landebahn nur etwa 70 Passagiere überlebt haben. Zudem versucht er immer wieder durch Tötung oder Misshandlung einzelner Passagiere seine Autorität zu beweisen. Und seine Untergebenen sind ihm keine grosse Hilfe, da sie mit Suchtmitteln zugedröhnt sind. Die Passagiere, die sich das weite Laufen durch den Dschungel nicht gewöhnt sind und mit starker Hitze und wenig Verpflegung zu kämpfen haben. Schliesslich gelingt Emma mit Sumner die Flucht, aber es bricht ein riesiger Drogen- und Ölkrieg im Dschungel aus. Die beiden werden wieder getrennt und Emma erkennt, dass die sie und ihr zufälliger chemischer Fund, der Auslöser des Anschlags ist! Emma kämpft wie eine Löwin für sich, die Passagiere, die kolumbianische Bevölkerung und verliert dabei den Grund ihrer Reise nicht aus den Augen.

Eigentlich bin ich eine Thriller-Ablehnerin und mehr Roman-Leserin. Aber in diesem Fall: Auch wenn das Buch stellenweise unrealistisch ist, hat mir gut gefallen und mich wegen seiner Einfachheit trotz der vielen involvierten Parteien überzeugt! Und immerhin hat Emma als Biochemikerin und Langstreckenläuferin in diesem Roman wirklich die besten Voraussetzungen als Superheldin :-)

Bewertung vom 07.09.2009
Das Herz ihrer Tochter
Picoult, Jodi

Das Herz ihrer Tochter


sehr gut

Wer hat das Recht zu entscheiden, wer die Todesstrafe verdient und wer als nächstes ein Spenderorgan erhält?

Ihre Tochter Elizabeth ist für June der einzige Halt im Leben, nachdem ihr Mann bei einem Autounfall - verursacht durch einen alkoholisierten Unbekannter - zu Tode kommt. Sie überleben beide - das Kind unverletzt. Sogar June findet nach kurzer Zeit wieder ihr Glück. Mit Kurt - dem Polizeibeamten, der sie ab dem Unfall betreut. Und ein gemeinsames Kind ist in Erwartung. Doch das Glück währt nur kurz und das Schicksal schlägt wieder mit voller Wucht zu! Kurt und Elizabeth werden auf offener Strasse erschossen.
Der Prozess des zum Doppelmord angeklagten Shay Bourne wird durch den als Geschworenen geladenen Michal erzählt. Schuldig war Shay Bourne schnell gesprochen - die Indizien waren eindeutig. Aber sollte er wirklich zur Todesstrafe verurteilt werden? Für June ist es schwierig, eine solche Entscheidung in den Händen von 12 unabhängigen Geschworenen zu wissen. Kann man diese Entscheidung wirklich ganz sachlich nach vorgegebenen Kriterien fällen? Kann man die gewollte Vergewaltigung von Elizabeth wirklich von der Entscheidung ausklammern, weil sie nicht vollständig passiert ist? Wie sieht eine solche Entscheidung aus, wenn sich gewisse Umstände ändern? Die Geschworenen entscheiden sich knapp: Shay Bourne wird zum Tode verurteilt. Ich finde das Thema der Todesstrafe wird sehr gut aus diversen Blickwinkeln erörtert – mittels einzelnen Kapitel, die in der Ich-Form diverser Beteiligten geschrieben sind: aus Sicht der Religion (aus meiner Sicht einen zu grossen Part und Einfluss auf die Geschichte), aus Opfersicht, aus Sicht der Geschworenen und Seelsorger (in der gleichen Person – im Leben sieht man sich immer zweimal), der Anwältin und der Mitgefangenen. Nur die Sicht des Verurteilten offenbart sich nicht. Aber genau das, macht das Buch aus. Aus Sicht der Verurteilten wurde schon viel über Todesstrafen geschrieben…
Aber die Todesstrafe ist nicht das einzige Thema im Buch von Jodi Picoult. Ein weiteres sehr brisantes und ebenso umstrittenes Thema kommt dazu: Organspende. Dazu kommt es, weil die zweite Tochter von June – Claire – schwer Herzkrank ist und dringend ein Spenderherz braucht. Leider sind die Wartelisten aber sehr lang und die Anforderungen an ein Spenderherz sehr umfassend. Das einzige Herz, das kurzfristig zur Verfügung steht, ist das des Mörders ihrer Schwester. Auch hier fehlt die Sicht der Betroffenen. Auch hier zeigt sich leider wieder einmal: erst mit dem Medienrummel kommt ein Anliegen – nämlich das von Shay, der als Wiedergutmachung sein Herz an Claire spenden will – erst richtig ins Rollen. Das Buch versucht Antworten auf Fragen zu finden wie: Verändert ein Spenderherz seinen Empfänger? Wieso wird die Todesstrafe so durchgeführt, dass keine Organspende mehr möglich ist?
Schade finde ich, dass das Buch sich zu einem grossen Teil mit Religion und Wunderheilung auseinandersetzt. Im Grunde geht es aber um die Trennung von Staat und den verschiedenen Religionen. Es war mein erstes Buch von Jodi Picoult. Ich war positiv überrascht über den spannenden Schreibstil und die Tiefgründigkeit des Buchinhaltes. Da kann man den meiner Meinung nach etwas zu grossen Teil über Religion auch mal verzeihen…

Bewertung vom 04.08.2009
Stadt, Land - Schluss
O'Reilly, Judith

Stadt, Land - Schluss


ausgezeichnet

Von der wummernden Zivilisation in die längliche Einöde ist Sterbenslangweilig!

Die schwangere Karrierefrau Judith weiss, die Entscheidung dem Umzug aufs Land zuzustimmen, kann nur an ihren Hormonausschüttungen liegen! Nun zogen sie einfach so weg von London - zurück in die Ödnis des Nordens, wo Alastair schon immer wieder hinwollte - und es war nicht mehr aufzuhalten… Seit der Collage-Zeit hat sich einiges in ihrer Beziehung verändert. Nicht nur wegen der zwei kleinen Söhnen, des Fötus und der Katze. Sondern die Beziehung leidet unter Alltagsabnutzung. Bislang machten sie nur Ferien in Northumberland in ihrem Cottage, das Alastair mit dem Versprechen kaufte, sie nicht zu beknien, ganz hinzuziehen. Aber sein Paradies sah anders aus: Umbau des Feriencottage mit dem Nachbarcottage zu einem grossen, gemütlichen Familienwohnhaus. Zuerst war es nur eine Skizze, aber Judith wusste sofort, dass sie da auf dem Papier Ihre Zukunft vor sich sah. Und sie war es leid, seine Träume zu blockieren. Aber kann Judith nach dem Umzug auch glücklich werden oder bleibt das Gefühl, den grössten Fehler des Lebens begangen zu haben? Stichtag ist der 31. Dezember 2007, da wird entschieden, ob sie bleiben oder gehen. Aber würde er sie wirklich gehen lassen? Vorübergehend zieht Ihre an rheumatoider Arthritis erkrankte Mutter und damit ihr Vater ebenfalls ein. Eigentlich hatte der Neuanfang für alle nur Vorteile! Aber es ist für alle ein Neuanfang: neue Freunde finden, neue Schule, neue Kinderbetreuung und anderer Lifestyle. Aller Anfang ist nicht einfach. Und Alastair, der doch hierhin ziehen wollte, hält sich praktisch nur in London bei der Arbeit auf. Aber vorschnell aufgeben und zurückkehren will sie doch noch nicht. Zudem ist ihr das Glück ihrer Familie am Allerwichtigsten. Langsam begreift sie wie es für Alastair in London sein musste, wo er nicht wirklich sein wollte. Und Zeit für ruhig und klare Überlegungen bezüglich der Zukunft fehlt sowieso im knallharten Familienalltag. Der dank leeren Tanks (der volle Kanister als ständiger Begleiter würde sich echt lohnen, aber wohin dann mit der ganzen Wut?) und verlorenen Schlüsseln dank ihrem Mann und ihren Kindern nicht gerade erleichtert wird. Mangels Auswahl an potentiellen Freundschaften und bei der zurückgezogenen Lebensweise der Farmerleute entschliesst sich Judith zu bloggen und eröffnet den Blog »Stadt, Land - Schluss«. Damit stösst sie jedoch die Einwohner vor dem Kopf, da sie auch über das Mobbing ihres Sohnes an der Schule schreibt. Als auch das Traumhaus schliesslich fertig wird und der Tag der Entscheidung langsam näher rückt, fühlt sich Judith zwar in Northumberland ganz wohl, vermisst aber nach wie vor ihr geliebtes London. Sie merkt aber auch, dass die Zeit viel Gutes gebracht hat und sie diese nicht missen wollte, ganz egal wie die Entscheidung ausgehen sollte. Und eine Entscheidung muss ja auch nicht für immer sein...
Das Buch ist witzig (Galgenhumor) und kurzweilig geschrieben, da es im Tagebuch-Stil erzählt. Zudem wird es durch süsse Illustrationen aufgelockert. Zeigt einem mal wieder ein anderer Blickwinkel auf das Leben, dass man führt und was eigentlich wirklich wichtig ist!

Bewertung vom 12.06.2009
Alles wegen Werner
Haskamp, Bettina

Alles wegen Werner


ausgezeichnet

Das Leben kann so schön sein ohne Werner!

Oder war doch nicht nur „Alles wegen Werner“? Braucht es nicht immer zwei für eine gescheiterte Ehe? Clara und Werner haben sich auseinander gelebt. Clara’s Freundin Heike nannte die Ehe eine
Farce unter portugiesischer Sonne. Clara selbst nannte sie ein Arrangement. Es gab in Portugal auch jede Menge Gesellschaft - dauernd gab es irgendwo eine Party, ein Golfturnier oder einen Kartenabend -, aber seit Werner keinen Betrieb mehr hatte, in dem er bestimmen konnte, bestimmte er über Clara. Und kritisierte sie bevorzugt vor Dritten. Sie hatte resigniert. Die Auseinandersetzungen waren vorbei - sie war ihm einfach nicht gewachsen. Werner hatte seinen Golfclub, Clara ihren Rotwein. Die Alternativen waren schlimmer, davon war Clara überzeugt. Sie war ja auch geblieben, nachdem Werner sie mit Nancy betrogen hatte, nachdem er das geerbte Porzellan, auf dem Küchenboden zertrümmert hat und sogar nachdem er ihr in einem Wutanfall ins Gesicht geschlagen hatte. Wir waren beide geblieben.

Die Sache mit Brasilien kurz vor dem 30. Hochzeitstag war nur eine weitere Enttäuschung. Werner reist mit Paul ins Land von Clara’s Träumen, um dort Land zu kaufen. Ohne sie. Clara ist wütend auf Werner und auf sich selbst. Er kehrt nach vier Wochen verändert zurück, hat dort eine Frau kennen gelernt – wie Clara zufällig anhand einer SMS herausfindet - mit der er seine Zukunft verbringen will. Er will die Scheidung und stellt Clara vor vollendete Tatsachen. Werner zwingt Clara durch seine Macht und Einfluss zu einer einvernehmlichen Scheidung, verkauft die Villa. In Ihrem Alkoholrausch mit der stetigen Erinnerung ihres Versagens vor Augen entscheidet sich Clara zu einem ungewöhnlichen Schritt: Sie kauft eine Hütte im Alentejo – dem trockensten, heissesten und ungemütlichsten Landstrich, der Portugal zu bieten hat. Zurück nach Deutschland will sie nicht. Mit einem alten VW Bus und Ihrem Hund macht sie sich auf in eine neue Welt. Verschwindet einfach aus dem Leben von Werner. Was diesem sehr missfällt, denn bisher war Clara immer fügsam. Er kann aber nichts daran ändern. Als Kontakt bleibt ihm nur noch Dr. Schneider – ihr Anwalt.

Mutlos verkriecht sich Clara in der veralteten, spartanisch eingerichteten Hütte Quinta Pereira ohne Strom und Heisswasser. Es blieb alles wie gehabt – sie frönte weiterhin ihrem Alkohol, nur in anderer Umgebung und mit dem Unterschied, dass jetzt niemand mehr von mir verlangte aufzustehen. Doch irgendwann gingen ihre Vorräte zu Ende. So musste sie sich im nächsten Dorf– mehr als eine halbe Stunde entfernt – zeigen. Sie fand Ana’s Laden. Die Fremde war Thema im Dorf. Sie galt als krank und man sandte Ihr Joäo – der Mann von Ana. Der alte Mann holte sie durch seinen Besuch und der freundlichen Art wieder in die Realität zurück und öffnete Ihr die Augen für die wundervolle Natur rund um die Hütte. Sie begann gegen das Chaos in der Hütte und ihren Kummer anzukämpfen – putzte und renovierte mit Hilfe von Joäo. Er kam regelmässig zu Besuch. Im Umgang mit den Dorfbewohnern und den Ladenbesitzern, die für Sie fast wie eine neue Familie werden, wurde ihr bewusst, dass sie nach 15 Jahren in Portugal noch kaum Portugiesisch sprach und das Land kaum kannte. Endlich meldet sie sich auch wieder bei Ihrer Freundin Heike und bei Ihrem Anwalt, der Clara bat ein Postfach einzurichten. Darauf absolviert Clara ihr ganz persönliches Alentejo-Entdeckungsprogramm. Sie lernt die gastfreundlichen Bewohner kennen. Im Café lernt Clara Celeste kennen und gewinnt eine neue Freundin. Clara’s Leben verändert sich komplett. Sie hat eine Affäre mit dem zugelaufenen Schweizer Leo. Ihrem Mann nach der Scheidung endlich Paroli bietet. Und schliesslich wird Clara zur erfolgreichen Geschäftsfrau. Aber wird sie auch Ihre grosse Liebe finden?