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Lillith
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 57 Bewertungen
Bewertung vom 03.11.2023
Frau Morgenstern und der Abgrund
Huwyler, Marcel

Frau Morgenstern und der Abgrund


ausgezeichnet

Wortakrobatik und ein Feuerwerk an originellen Ideen – unübertroffen! Der Verbalzauberer Marcel Huwyler hat wieder zugeschlagen

Frau Morgenstern hadert, mit dem Alter, mit der Gesundheit, mit ihrer verlorenen Liebe... Dies macht sie in manchen Situationen nicht nur dünnhäutig, sondern auch anfällig. Und gar leichtsinnig – denn einen leichten Sinn vermisst sie tatsächlich...

Und Miguel, der Haderlump, geniesst zwar seine Quartalsliebe mit Leena, vermisst jedoch ein geordnetes Leben – wer hätte das gedacht?

Beider Schicksal ist ja auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden, jedoch gehen sie dieses Mal teilweise getrennte und gefährliche Wege... Geheimnisse vor dem Partner sind auf der Flucht und im Untergrund nicht eben von Vorteil.

Aber oarum geht es überhaupt?
Man soll es zwar kaum glauben, aber nicht alle Leser'innen kennen diese überragende Buchreihe. Dies ist bereits der 5. Band um Violetta Morgenstern und Miguel Schlunegger, das ungleiche und unvergleichliche Duo, Hauptberuf Eliminator. Früher von Staats wegen, im Auftrag eines Geheimministeriums, nachdem sie in Ungnade gefallen sind nun jedoch auf der Flucht und selbstständig. Rent a Killer sozusagen.

Man kann das Buch sicher für sich allein lesen, jedoch würde ich jedem Interessenten dringend anraten, die Vorgänger auch zu genießen, denn viele Zusammenhänge sind so klarer – und außerdem ist jeder Band ein Lesegenuss! Für mich gibt es auf dem deutschsprachigen Markt derzeit keinen anderen Autor, der solche Schreibgewandtheit besitzt und derart mit Worten jongliert wie Marcel Huwyler. Mir gehen bei Band 5 nun aber bald die Superlative aus, darum nun zum aktuellen Buch:

Natürlich werden wir wieder Zeuge eines sehr originellen Auftragsmords und ebenfalls macht sich unser Duo quasi pro bono an die Aufklärung eines anderen, völlig unfantasievoll und brutal geschehenen Mordes, weil Miguels Liebste sie darum gebeten hat. Was hierbei zu Tage kommt könnte die Weltgeschichte erschüttern, wenn es denn ans Licht der Welt käme, doch soweit wird es nicht kommen...

Eine aberwitzige Story, bestens gespickt mit fantasievollen Wortgebilden, eingestreuten Schwyzer Begriffen und verbalen Spitzfindigkeiten, gewohnt flüssig zu lesen, doch nicht ganz so federleicht wie gewohnt, eine gewisse Melancholie schwebt über dem Ganzen, insbesondere in den Gedanken von Violetta... Die Protagonisten haben sich weiter entwickelt – dies bleibt bei einer Serie ja nicht aus.

Herrn Huwyler gelang es nicht nur, mich wieder einmal prächtig zu unterhalten und zu amüsieren, er führte mich bisweilen auch auf falsche Fährten.

Und – liebe Mitlesende: Schaut bitte auf gar keinen Fall zuerst in das letzte Kapitel!!! Hört Ihr? Auf gar keinen Fall! Was da geschieht ist so unglaublich, dass einem der Mund offenbleibt und man Marcel Huwyler mit vorgehaltenem Revolver zwingen möchte sofort, aber wirklich subito, am Band 6 zu feilen und diesen zu veröffentlichen...

Nun denn – was soll es anderes geben als 5* und eine absolute Leseempfehlung für Freunde skurriler Geschichten, mit Wortspielereien garniert und mit gehörig schwarzem Humor serviert!

Bewertung vom 28.09.2023
Nebel über der Uckermark
Brandes, Richard

Nebel über der Uckermark


ausgezeichnet

Packender dritter Teil der Brandenburg-Reihe! Gibt es Hellseherei? Oder alles Scharlatanerie? Kein Esoterik-Kram sondern ernsthafter Krimi!

Dies ist bereits der dritte Brandenburg-Krimi von Richard Brandes, den ich gelesen habe und ich wurde auch dieses Mal nicht enttäuscht.

Maria, die Wirtin der Gaststätte, in der gerade noch Kommissarin Carla ausgelassen ihren 60.Geburtstag gefeiert hat, berichtet, dass sie in einer Vision die Ermordung einer jungen Frau voraussah. Carla hält bekanntlich nichts von Hokus-Pokus. Als jedoch eine Vermisstenmeldung für Jeta, eine junge Albanerin, hereinkommt, deren Beschreibung bis ins kleinste Detail mit der Vision übereinstimmt, wird selbst Carla stutzig.
Zufall? Insiderwissen? Oder tatsächliche hellsichtige Begabung?
Julia und Carla beginnen zu ermitteln, beide haben allerdings höchst unterschiedliche Auffassungen von Wahrsagerei und Hellsichtigkeit...
Carla wird jedoch ebenfalls ein wenig unruhig, als Maria auch ihr eine warnende Vision mitteilt.

Das ganze Buch bewegt sich etwas im mystischen Rahmen, ohne jedoch in Esoterik abzugleiten. Man merkt, dass der Autor gut recherchiert hat. Er zeigt sowohl Möglichkeiten der Hellsichtigkeit, deren Bedeutung in anderen Kulturen (Julias Vater) auf, nimmt aber auch die Scharlatanerie aufs Korn, die oft mit derlei Weissagerei und verzweifelt nach jedem Strohhalm greifenden Menschen betrieben wird.
Bis zum Schluss weiß man nicht genau, was Trug und was Wahrheit ist...

Das Buch liest sich gewohnt flüssig, die Gegend wird anschaulich beschrieben, was ich als Kennerin der Uckermark sehr gut beurteilen kann. Die bereits bekannten Charaktere haben sich weiter entwickelt und wachsen dem Leser immer mehr ans Herz. Maik, um den wir uns bereits im letzten Band sorgen mussten, befindet sich in einem sehr gefährlichen Undercover-Einsatz, so dass dem Leser des Öfteren der Atem stockt.

Jedoch – hier kommt mein einziger Minuspunkt des Buchs: Das Umfeld dieses Undercover-Einsatzes ist mir zu plakativ gewählt. „Klimaleugner“, Reichsbürger, ein unehrenhaft entlassener Oberst, rechte Schlägertypen, hier wurde wirklich alles versammelt, was zum typischen Klischee der rechten Szene passt, und dann über das Klima und „Querdenker“ versucht, einen aktuellen Bezug herzustellen. Ich habe zwar keinen Verbesserungsvorschlag – Mafia in der Uckermark wäre vielleicht ungewollt komisch geworden - aber wie gesagt, dieser Handlungsstrang hat mir sehr missfallen. Glücklicherweise hat der Autor aber ein Händchen dafür, solche Themen relativ gut in den Gesamtkontext einzubinden, so wie er es ja auch mit anderen Themen wie z.B. Alltagsrassismus tut.

Und dass ich dennoch die volle Punktzahl – ebenso eine absolute Leseempfehlung!!! - gebe liegt daran, dass es einfach ein unglaublich guter und spannender Kriminalroman, fast schon ein „Uckermark-Thriller“, geworden ist. Die kurzen Kapitel, oft am Ende mit Cliffhangern versehen, lassen einen das Buch nicht aus der Hand legen – und am Ende werden alle Fäden zusammengeführt, mit einer Wendung, mit der ich nicht gerechnet hätte, die aber sehr stimmig war.

Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Band und auf ein Wiedersehen mit den mir nun schon so vertrauten Protagonisten!

Bewertung vom 16.09.2023
Nach der Zeit
Johannsen, Anna

Nach der Zeit


sehr gut

Ruhiger, angenehm lesbarer Krimi mit sympathischem Ermittler-Team

Dies ist mein erster Krimi dieser Autorin, ich habe also auch Band eins der Serie nicht gelesen. Das war aber für den Fall auch nicht unbedingt nötig, vielleicht aber für das Verständnis der beiden Hauptcharaktere.

Jan, ein Psychologe, der momentan vor lauter privaten Problemen (bevorstehender Scheidung mit Kind in England) manchmal schwer ins Tagesgeschehen findet und Hanna, junge, toughe Kommissarin, deren Innenleben uns noch etwas verborgen ist, die aber wohl schon mal eine Schulter zum Anlehnen bräuchte.

Beide ermitteln nicht zum ersten Mal miteinander und das Miteinander geht auf jeden Fall dienstlich sehr gut, denn sie ergänzen sich sowohl in ihren Schlussfolgerungen als auch bei den Vernehmungen und Beobachtungen. Und sind letztendlich oft dergleichen Ansicht - im Gegensatz der Polizeibeamten, denen sie beratend zur Seite stehen sollen, denen sie aber öfter als Wichtigtuer und Störfaktor erscheinen.

Der Fall selbst – zwei vorgetäuschte Selbstmorde, deren einzige gemeinsame Spur weit in die Vergangenheit führt – wird minutiös und ruhig aufgeklärt. Der Leser weiß nie mehr als die ermittelnden Teams und die Spannung erzeugt sich somit mehr durch das Mitermitteln. Mir persönlich war diese Art des Erzählens sehr angenehm.

Zwischendurch kommen sich Jan und Hanna ab und zu etwas näher, was beiden gut tut, aber die Angst vor Verletzungen sitzt bei beiden sehr tief. Diese Segmente fand ich sehr schön und nachvollziehbar geschildert.

Am Ende kommt auch noch wirkliche Spannung auf, als – fast zu spät – erkannt wird, wer hinter diesen und weiteren zumindest geplanten Morden steckt. Das Motiv war nachvollziehbar, wenn auch vielleicht für solch akribische Morde fast etwas dünn. Es blieben nur ganz wenige offene Fragen für mich und da ich Jan und Hanna beide sehr sympathisch fand, werde ich den nächsten Band auch lesen.

Was mir ein wenig fehlte: Die Beschreibung der Personen, ich konnte mir rein optisch vor meinem inneren Auge kein Bild machen. Die Schilderung der Lüneburger Heide dagegen kam ganz gut rüber.

Da in meinen Augen noch Luft nach oben ist vergebe ich 4 gute Sterne und eine Lese-Empfehlung für Freunde eines ruhigen, unblutigen Krimis mit viel Augenmerk auf den Ermittlungen.

Bewertung vom 28.08.2023
Canaria Criminal
Verano, Daniel

Canaria Criminal


sehr gut

Solider Krimi mit etwas zu wenig Kanarenflair

Es handelt sich um den 2. Band einer Reihe. Ich hatte jedoch nicht das Gefühl, dass mir zum Verständnis dieses Buches etwas fehlt, da ich Band 1 leider nicht gelesen habe.

Handlung:

Felix Faber, deutscher Auswanderer und Mitarbeiter einer Zeitung auf Gran Canaria, wird zufällig Augenzeuge, wie ein umstrittener Politiker bei einem Fallschirmsprung auf Gran Canaria zu Tode kommt. Gemeinsam mit seiner Kollegin-Freundin Candela versucht er, die Hintergründe heraus zu finden.

Gleichzeitig begleiten wir Ana Montero und ihren Kollegen Ruiz bei den polizeilichen Ermittlungen in diesem Fall.

Es gibt natürlich verschiedene Varianten, Verdächtige und mögliche Motive. Schließlich führt dann eine Zufallsentdeckung auf die richtige Spur und alles wird schlüssig aufgeklärt.

Dazwischen gibt es ein paar nette kanarische Szenen, das Flair wird jedoch überwiegend durch eingestreute spanische Redewendungen erzeugt. Dies hat bei mir ganz gut funktioniert, da ich die Sprache spreche. Jedoch sollte dem Autor jemand mal sagen, dass es einen Cortado (spanische Kaffeespezialität, die im Buch ohne Unterlass getrunken wird) ohne Milch nicht gibt, denn dann ist es kein cortado mehr. Das hat mich fast verrückt gemacht.

Die Protagonisten sind recht sympathisch, die Ermittlungsarbeit wird glaubhaft dargestellt.

Resume: Ein gut zu lesender, flüssig geschriebener Urlaubskrimi.
Dafür gibt es von mir 4* und eine Leseempfehlung als Urlaubslektüre.

Bewertung vom 23.08.2023
One for the Rock
Major, Kevin

One for the Rock


ausgezeichnet

Spannende Lektüre mit authentischem Neufundland-Flair

Das Cover dieses Buchs sprang mir wegen des Ahornblatts sofort ins Auge – Krimis, die in Kanada spielen, interessieren mich immer. Noch erfreuter war ich, einen Neufundland-Krimi vorzufinden, denn diese Ecke von Kanada habe ich selbst kennen- und lieben gelernt.
Am Anfang war ich noch nicht ganz überzeugt, ob mich der Krimi packen würde, in Ich-Form, von einem männlichen Erzähler geschrieben, und recht „betont lustig“...hm.

Aber dieser Eindruck hatte sich bald verflüchtigt, denn die Story des ehemaligen Lehrers, Whisky-Freunds und neuerdings Reiseleiters Sebastian ist so witzig und unterhaltsam geschrieben, dass man das Buch fast in einem Rutsch durchliest.

Zum Inhalt nur ganz kurz:
Auf der ersten Wanderung seiner neuen Tour stürzt einer der Teilnehmer ab und kommt zu Tode...Unfall oder Mord? Sebastian ist neugierig und wird bald vom ermittelnden Officer in die Ermittlungen mit eingespannt, was er nicht unbedingt toll findet, ist der Cop doch der „Neue“ seiner Ex.

Das Buch ist spannend, die Story ein wenig skurril, aber auch das passt nach Neufundland. Ich hatte meine Freude nicht nur an den unterschiedlichen und gut geschilderten Typen der Reisegruppe, sondern ebenso an den Beschreibungen der Orte und Gegebenheiten, worin ich vieles wiedererkannte.
Dazu ist der Erzähler stets schön selbstironisch und auch die Nebenhandlungen um seinen Sohn und seinen Hund sind sehr liebenswert erzählt.
Auch wenn ich relativ früh eine Ahnung hatte, in welche Richtung Tat und Motiv laufen, blieb die Storyline spannend bis zuletzt.

Ich hatte großen Lesespaß, freue mich auf Band 2 und vergebe sehr gern 5*.
Eine Leseempfehlung nicht nur für Kanadafreunde und Whyskyliebhaber, sondern für alle, die eine turbulente Story mit viel Witz und Spannung zu schätzen wissen.

Bewertung vom 21.08.2023
Der lila Seeteufel / Eliza Roth-Schild Bd.2
Huwyler, Marcel

Der lila Seeteufel / Eliza Roth-Schild Bd.2


sehr gut

Einleitend möchte ich erwähnen, dass für mich die „Frau Morgenstern...“-Reihe von Marcel Huwyler in den letzten Jahren das Lese-Highlight überhaupt war. Somit war ich auf die neue Reihe sehr gespannt, deren ersten Teil ich bisher noch nicht gelesen habe.
Das Cover sprach mich auch hier sofort an.
Man braucht keine Vorkenntnisse aus Band 1, um in die Reihe einzusteigen.
Eliza Roth-Schild, die für ihre Diskretion bekannte Privatermittlerin, stürzt sich hier mit ihrem neuen Auftrag kopfüber (manchmal buchstäblich) in ein Abenteuer, welches ihr einiges abverlangt. Eliza kann zwar nicht schwimmen, ist aber sonst mit allen Wassern gewaschen.

Wer Marcel Huwyler kennt weiß, dass den Leser ein wahres Feuerwerk an Wortspielereien, irrwitzigsten Ideen und jede Menge Situationskomik erwartet. So wird man auch hier nicht enttäuscht. Man wird verwöhnt mit schweizerdeutschen Begriffen, die für deutsche Ohren oft so niedlich klingen, mitunter nicht immer sofort verständlich aber aus dem Zusammenhang zu erraten sind, und genießt brillante Worteigenschöpfungen des sprachgewaltigen Autors, die einen fortwährend schmunzeln lassen.
Besondere Freude machte mir die Figur des Taxifahrers Wölti mit seinen modischen Auftritten und seinen kühnen Ideen – ich könnte mir vorstellen, dass er in weiteren Bänden eine Art Kompagnon für Elizas Business werden wird.

Das Büchlein ist nicht dick, die 190 Seiten sind im Nu durchgelesen und man hat von Anfang bis Ende einen großen Lesespaß dabei. Vom Inhalt sei hier nicht viel erwähnt, das sollte man selbst lesen.

Obwohl ich nicht vergleichen wollte und auch nicht sollte – die feingeistige Violetta Morgenstern ist eine Protagonistin, die mir sehr ans Herz gewachsen ist. Diese Reihe hat mir also um einiges besser gefallen. Hier bei Frau Roth-Schild erschien mir der Humor manchmal ein wenig derb, und die Figuren gerieten mitunter zu holzschnittartig.
Dennoch vergebe ich gern 4* für ein großes Lesevergnügen, denn das Büchlein ragt immer noch aus dem Gros anderer Romane weit heraus.
Unbedingte Leseempfehlung für kurzweilige Schmunzellektüre.

Bewertung vom 18.08.2023
Im Sturm / Lilly Hed Bd.2
Ericson, Pernilla

Im Sturm / Lilly Hed Bd.2


gut

Nach der Leseprobe hatte ich mich auf einen spannenden Schweden-Krimi gefreut, der zudem in einer Gegend spielt, die ich gerade bereist habe.
Aber meine Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt.

Worum geht es?
Die „toughen“ Kommissarinnen Liv und Lilly werden als „Spezialistinnen“ zur Verstärkung in die nordschwedische Provinz geschickt, wo die örtlichen Polizeikräfte in einem bislang unaufklärbaren Mord keine Fortschritte zu erzielen scheinen. Voller Elan beginnen sie mit ihren Ermittlungen, als ein schwerer Sturm das Dorf von der Außenwelt abschneidet.

Pernilla Ericson gelingt es sehr gut, die Situation „plötzlich ohne Strom“ zu beschreiben und man denkt unwillkürlich darüber nach, wie abhängig man davon ist, dass einfach alles funktioniert, und sei es bei der Supermarktkasse... Das hat mir ganz gut gefallen. Allerdings hat die Autorin für meinen Geschmack die „Klimakrise“ zu plakativ in den „Krimi“ mit eingebracht, ich las erst später, dass es eine Herzensangelegenheit von ihr ist. Das war mir an manchen Stellen ein wenig too much.
Auch sonst war das Buch gut gemeint ein wenig überfrachtet – Stalking, Gewalt gegen Frauen, unerfüllter Kinderwunsch, Pflegekinder, Adoptivkinder...es gibt jede Menge Rahmenhandlung, aber viel zu wenig Krimi.

Die eigentliche Krimihandlung – es gibt weitere Tote – kann man schnell durchschauen und ich fand die Auflösung plausibel, aber bis auf eine Kleinigkeit auch recht vorhersehbar. Das wäre aber nicht so schlimm, wenn mir die Personen in irgendeiner Form ans Herz gewachsen wären, aber dem war leider auch nicht so.

Das Buch ist in einem einfachen Schreibstil gehalten und lässt sich gut und flüssig lesen.Man erfährt viel – im Grunde zuviel - über das Privatleben der Ermittlerinnen und eine Hausgeburt mitten im Sturm muss auch noch für Spannung herhalten.
Für mich las es sich mehr wie ein Roman für Frauen, junge Frauen, die sich wohl in den beiden Kommissarinnen – deren Toughheit sich überwiegend in Selbstverteidigungskünsten zeigt - wiederfinden sollen ? Keine Ahnung.
Mir blieben die Protagonistinnen sehr fern, ich konnte zu keiner von beiden eine Beziehung aufbauen.

Die Mordserie an sich wurde schlüssig und nachvollziehbar aufgeklärt, ich hatte sogar Verständnis für die Taten.
Das Buch kann man gut so vor sich hinlesen. Ich werde aber keine weiteren Bände der Serie lesen, dazu fehlte mir der Funke, der leider nicht übersprang.
Ich kann mir hingegen durchaus eine Verfilmung des Buchs vorstellen.

Ich vergebe gerne 3* - und durchaus eine Leseempfehlung, aber nicht für einen Krimi, sondern für das Genre „Spannungsromane für Frauen“.

Bewertung vom 03.08.2023
Der Lehrmeister: Thriller
Shepherd, Catherine

Der Lehrmeister: Thriller


ausgezeichnet

Ein Serienkiller treibt sein Unwesen im Norden von Berlin. Er hinterlässt bei seinen Opfern kryptische Botschaften, die die Ermittlungen jedoch nicht voran bringen. Alle Fäden scheinen in einer Anwaltskanzlei zusammenzulaufen.
Doch wer hätte ein Motiv?
Es gibt einige Verdächtige, aber...
Ermittlerin Laura Kern und ihr Team versuchen fieberhaft, den nächsten Mord zu verhindern – doch der Täter scheint ihnen immer voraus zu sein.
Wie bei CS üblich ist der Krimi sehr flüssig zu lesen und lädt zum gedanklichen Mitermitteln ein. Schon bald hat man als LeserIn einen Verdacht, doch schafft es die Autorin in gekonnter Weise, immer wieder neue Spuren zu legen, und die Leserschaft zu verwirren.
Am Ende, nach einem furiosen Showdown, klärt sich alles auf.
Nur die „MeToo“ Story am Rande hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht.
Ansonsten – spannende Krimiunterhaltung wie sie sein soll!
5* und Leseempfehlung für Freunde spannender, unblutiger Kriminalromane.

Bewertung vom 23.06.2023
Wiener Todesmelodie
Albich, Mina

Wiener Todesmelodie


ausgezeichnet

Mord mit List und Liszt

Nach dem Privatkonzert einer jungen Pianistin bei einer Wiener Mäzenin wird im Kofferraum der Künstlerin die Leiche ihres Freundes entdeckt.
Offensichtlich wurde sie dort abgelegt und er nicht vor Ort ermordet. Bezirksinspektor Felix Grohsman ist zufällig Gast des Konzerts gewesen und beginnt sofort mit den Ermittlungen...

Nachdem mich der erste Band um den leicht melancholischen aber sehr sympathischen Felix und die quirlige Kriminalpsychologin Nicky, ergänzt durch Felix' vorwitzige aber blitzgescheite junge Polizeikollegin Joe bereits begeistert hatte, hat die Autorin hier noch eine Schippe draufgelegt.

Der Plot ist raffiniert angelegt, es gibt etliche Verdächtige und viele Spuren und es gelingt ihr dennoch, am Ende für eine absolute Überraschung zu sorgen.

Dieser Roman besticht durch sympathische, gut gezeichnete Charaktere, viel Wiener Lokalkolorit, gerade richtig eingesetzten Wiener Dialekt – nur pointiert, um die nicht dieses Idioms Mächtigen nicht abzuschrecken. Die verschiedenen Denk- und Ermittlungsansätze der unterschiedlichen Personen ergänzen sich aufs Feinste. Der Anteil der privaten Sorgen und Probleme ist nicht zu groß, sondern sorgt für Figuren aus Fleisch und Blut. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, ist aber nie „schenkelklopfend“, sondern eher im leisen, zwischenmenschlichen Bereich anzutreffen, wenn Grohsman z.B. langsam „lernt“, sich mit moderner Technologie auseinander zu setzen und stolz eine WhatsApp Gruppe ins Leben ruft.

Der Roman ist unblutig und im Grunde ein klassischer Kriminalroman, es zieht sich aber eine Spannung durch die gesamte Handlung und das Ende ist - wie schon erwähnt - nicht vorhersehbar.

Ich habe mich gefreut, die Protagonisten wiederzutreffen, liebe auch Grohsmans Hundedame und würde mich sehr freuen, nächstes Jahr einen neuen Wienkrimi aus Minas Feder lesen zu können!

Klare 5 * und eine Leseempfehlung für einen spannenden Krimi mit Wiener Schmäh.

Bewertung vom 05.06.2023
Sturzwasser
Ewald, karina

Sturzwasser


ausgezeichnet

Spannung mit Alpenflair

Dies ist der 2. Band einer Reihe, der sich aber problemlos ohne Vorkenntnisse lesen lässt, unter anderem weil – und das ist der einzige kleine Kritikpunkt an diesem wunderbaren Landkrimi – häufig auf die Vorkommnisse im Band 1 hingewiesen wird.

Carolin, die deutsche Bibliothekarin, hat sich in Bad Gastein eingelebt. Zu Beginn wandert sie mit einem Freund auf eine Alm und stolpert dort quasi über eine Leiche. Ein russischer Investor, der die herrliche Natur dort mit seinen Bauplänen sicher nicht verschönern würde, liegt tot in einem Wasserbottich.
Schnell gerät die Familie Grassl in Verdacht, denen das Grundstück gehört, denn diese sind uneins was den Verkauf angeht. Hat etwa der charmante Lois etwas damit zu tun, dem zu einem Drittel das Gelände gehört?

Dann verschwindet Caros Fahrrad, in der Bibliothek finden sich allmorgendlich Hinweise auf nächtliche Besucher und ein geplantes Rockkonzert im Eventzentrum kollidiert zeitlich beinahe mit einer Lesung... Wenn man jetzt noch hinzunimmt, dass Caro von drei unterschiedlichen Herren teilweise umworben wird, dann ist klar, dass sie alle Hände voll zu tun hat.

Im ersten Band hat sie den Spitznamen „Miss Marple von Bad Gastein“ erworben und trägt diesen zu recht. Kleinste Ungereimtheiten fallen ihr auf, und so ist sie schließlich maßgeblich an der Aufklärung des Mordes beteiligt, wobei sie sich in große Gefahr begibt.
Soweit so gut.

Das klingt aber alles viel zu trocken, Das muss man lesen!

Ich habe lange nicht mehr soviel Lesefreude gehabt wie bei diesem Buch. Wahnsinnig anschaulich wird die Gegend beschrieben, ohne dass das langweilig wird. Im Gegenteil – ich war noch nie in Bad Gastein und habe trotzdem Häuser und Landschaft plastisch vor mir gesehen, die Wasserfälle und Kuhglocken gehört usw. Ich bin beim Lesen total in die Gegend eingetaucht. Dazu schreibt Karina Ewald flüssig und humorvoll, es gibt auch herrliche Dialoge im Dialekt, die man sich im Kopf laut vorlesen kann, um sie auch als Nordlicht super zu verstehen, Ihre Figuren sind im Grunde durchweg sympathisch und agieren nachvollziehbar.

Es war für mich ein absoluter Genuss, diesen Krimi zu lesen, wobei die Spannung sich bei mir eher auf die Gesamthandlung als nur auf die Aufklärung des Mordes bezog.

Ich vergebe sehr gern 5* und eine Leseempfehlung für einen „Feelgood-Krimi“ in alpinem Flair. Freu mich jetzt schon auf den nächsten Band!