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Benutzername: 
Jule
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 159 Bewertungen
Bewertung vom 01.04.2024
Und Großvater atmete mit den Wellen
Teige, Trude

Und Großvater atmete mit den Wellen


ausgezeichnet

Als erstes ist mir das Cover ins Auge gesprungen. Ein Mann am Meer, einsam oder mit sich im Reinen? Auf jeden Fall passend zum Titel des Romans. Ich kenne das erste Buch von Trude Teige nicht, aber das ist meiner Meinung nach für die Lektüre nicht ausschlaggebend. Ich kann mich sehr gut in die Geschichte von Juni und ihrem Großvater Konrad einfinden. Der Schreibstil ist auf den Punkt. Die Sätze berühren mich, ohne gefühlsduselig zu sein. Die Figuren sind einnehmend und ich kann das Buch kaum aus der Hand legen. Die schwierigen Verhältnisse zur See, Geheimnisse und Menschlichkeit in schwierigen Zeiten sind sehr treffend eingefangen und hallen auch nach der Lektüre noch nach. Ich werde jetzt definitiv den ersten Teil „Als Großmutter im Regen tanzte“ lesen. Eine Leseempfehlung für Fans von Familiengeschichten zu Zeiten des 2. Weltkrieges. Ein Lesegenuss.

Bewertung vom 28.03.2024
Die Frauen der Familie Carbonaro / Die Carbonaro-Saga Bd.2
Giordano, Mario

Die Frauen der Familie Carbonaro / Die Carbonaro-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Nachdem ich bei Teil 1 noch etwas Probleme hatte, mich in den Schreibstil einzugewöhnen, gelingt es mir hier sehr gut. Die Geschichte der starken und ungewöhnlichen Frauen der Familie Carbonaro reißt mich mit und wirft interessante Perspektiven auf die Familiengeschichte. Pina, Anna und Maria erzählen ihre Erfahrungen und trotz dessen, dass man als Leser des ersten Bandes die Ereignisse schon kennt, wird das an keiner Stelle langweilig oder abgedroschen. Lücken schließen sich und Fäden führen zusammen. Eine wirklich originelle Idee. Die Figuren wachsen mir so noch Mehr ans Herz als im ersten Band. Sizilien und das harte Leben um 1900 wird nicht verklärt, sondern intensiv mit all seinen Facetten beschrieben. Ein packendes, stellenweise trauriges, mitreißendes, lehrreiches und vor allem gefühlvolles Buch über Tradition, Glück, Unglück und die Familie.

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Bewertung vom 17.03.2024
Das Opernhaus: Rot das Feuer / Die Dresden Reihe Bd.2
Stern, Anne

Das Opernhaus: Rot das Feuer / Die Dresden Reihe Bd.2


gut

Die Handlung im zweiten Teil der Semperoper-Saga knüpft nahtlos an Teil 1 an. Elise ist verheiratet, führt ein geregeltes Leben an der Seite ihres zwar nicht geliebten, aber Sicherheit gebenden Ehemannes Adam, Christian steigt in der Hierarchie des Theaters weiter auf und auch die Schwestern der beiden Hauptfiguren bekommen mehr Raum und schließen sich einer Frauenbewegung an. In Dresden gärt es, Revolution und Unzufriedenheit in der Bevölkerung machen sich breit. In diesen Wirren begegnen sich Elise und Christian schließlich wieder. Soweit so gut, allerdings plätschert die Handlung an einigen Stellen etwas dahin. Es passiert im ersten Teil nicht wirklich viel. Im zweiten Teil steigt die Spannung und die Handlung wird etwas packender. Dennoch hat mir Teil 1 etwas besser gefallen, mich mehr berührt. Auch hier steht wieder die Rolle der Frau in der damaligen Zeit im Mittelpunkt, dennoch kann es mich nicht so packen. Ich freue mich trotzdem auf Teil 3, der ja bereits im Sommer erscheint. Der Schreibstil gefällt mir wieder sehr gut, bildhaft, leicht und elegant.

Bewertung vom 10.03.2024
Der Lärm des Lebens
Hartmann, Jörg

Der Lärm des Lebens


ausgezeichnet

Ich bin ein großer Fan vom Schauspieler Jörg Hartmann, dass er auch so wunderbar schreiben kann, freut mich umso mehr. Ein berührendes Buch über das Leben, Familie, Heimat und Freiheit. Der Leser erfährt die Geschichte der Großeltern im 2.Weltkrieg, das Leben der Eltern im Ruhrpott, den Fall der Mauer aus Perspektive des jungen Hartmann und seinen Weg von der Schauspielschule auf die Bühne. Dabei berührt mich besonders die Liebe zu den Eltern, die Familienbande. Der Abschied vom Vater, die Zeit der Trauer, überall schwingt diese tiefe Liebe mit. Ich kann mich in einige der Situationen sehr gut hineinversetzen. An anderen Stellen muss ich herzlich lachen, das Erlebnis im Teeladen in China, die Geburtstagsfeier der Kinder nach der Pandemie. Hartmann schildert realistisch, bildhaft und in toller, mitreißender Sprache. Dabei wird auch immer wieder die Frage nach dem Sinn, nach dem was bleibt, aufgeworfen. Ein wunderbares Buch und für mich bisher ein Höhepunkt dieses Lesejahres.

Bewertung vom 04.03.2024
Zeit der Schuldigen
Thiele, Markus

Zeit der Schuldigen


ausgezeichnet

Ich bin großer Fan der Bücher von Markus Thiele. Oft spielen die Themen Schuld, Gewissen, Wahrheit und Gerechtigkeit eine Rolle. Auch hier wird der Leser mit der schwierigen Frage konfrontiert: was ist Recht und was Gerechtigkeit?Im Fall der ermordeten Nina kann dem Hauptverdächtigen die Schuld zunächst nicht ausreichend nachgewiesen werden. Im Zweifel für den Angeklagten. Doch mit den Jahren lassen sich aufgrund neuer Verfahren neue Rückschlüsse gewinnen. Die Schuld kann nachgewiesen werden und dennoch gelingt es nicht, den Täter zu bestrafen. Fassungslos und für mich schwer nachvollziehbar, aber am Ende steht das Gesetz über dem Einzelfall. Dem Autor gelingt es aber sehr gut, die unterschiedlichen Gesetzeslagen verständlich zu erklären und wenn man die Entscheidungen in der Sache auch begreift, gelingt es Gewissen und Herz nicht zu verstehen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schmerzhaft das nicht enden wollende Verhandeln vor Gericht für die Angehörigen gewesen sein muss. Mehr als 40 Jahre wurde für Gerechtigkeit gekämpft. Ein packend geschriebenes Buch, das noch einige Zeit in mir arbeiten wird.

Bewertung vom 01.03.2024
Nostalgia Siciliana
Di Stefano, Patrizia

Nostalgia Siciliana


sehr gut

Dieses Buch hat mich überrascht. Ich hatte eine sommerliche Familiengeschichte mit viel Dolce Vita, Liebe und Herzschmerz erwartet. Der Roman ist aber eine sehr gefühlvolle Familiengeschichte zwischen Deutschland und Sizilien, eine Geschichte über einen jungen Mann, der Freiheit und Selbstbestimmung sucht, ein Buch über Familie und Verbundenheit, Heimat und natürlich die italienische Küche. Dabei gelingt es der Autorin ein sehr liebevolles Bild ihrer Figuren zu zeichnen. Die Charaktere sind facettenreich, nicht oberflächlich, spannend und haben Ecken und Kanten. Sizilien wird nicht folklorisiert sondern als das beschrieben, was es ist. Mal schmutzig, mal dunkel, mal traurig und doch wunderschöne Heimat und Sehnsuchtsort. Die verschiedenen Perspektiven von Vater und Tochter, die Zeitsprünge und unterschiedlichen Wahrnehmungen sind sehr packend und halten den Spannungsbogen. Ich habe mich an keiner Stelle gelangweilt, auch wenn sich die Geschichte insbesondere in der Jugend und den Priesterjahren teilweise langsam entwickelt. Toll geschrieben und eine unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 21.02.2024
Schwestern in einem anderen Leben
Wünsche, Christiane

Schwestern in einem anderen Leben


sehr gut

Besonders berührt hat mich bei diesen Roman der Schreibstil. Sehr treffend und bewegend sind die Figuren, ihre Beziehung und Gedanken eingegangen. Anfangs war ich von der Fülle an Personen etwas überfordert, aber ich finde mich schnell ein. Die Geschichte der Schwestern beschäftigt mich nachhaltig. Wie hätte man sich selbst verhalten? Welcher Charakter entspricht der eigenen Rolle? Ohne sentimental zu sein, fängt die Autorin die Gefühlswelt der Figuren ein. Dabei ist mir nicht jeder sympathisch, dennoch kann ich mich in die Beweggründe einfinden. Das Ende gefällt mir und bildet einen gelungen Abschluss für diesen Familienroman. Das Cover ist nicht ganz mein Fall, aber das ist mir nicht so wichtig.

Bewertung vom 17.02.2024
Blutrot / Die Áróra-Reihe Bd.2
Sigurðardóttir, Lilja

Blutrot / Die Áróra-Reihe Bd.2


sehr gut

Der zweite Teil der Krimireihe um Arora ist wieder spannend und kurzweilig. Der Schreibstil gefällt mir, die Kapitel sind kurz und knackig und lesen sich wirklich gut. Der Fall um die entführte Ehefrau des reichen Unternehmers ist solide und stimmig, allerdings wenig überraschend. Mich erinnert der Plot sehr an verschiedene Fernsehkrimis. Ich habe mir etwas mehr unvorhersehbare Wendungen versprochen. Auch die persönliche Entwicklung der Figuren reicht nicht ganz an Teil 1 heran. Der Rahmen um Aroras verschwundene Schwester ist gut eingebunden. Dennoch für mich ein kurzweiliger isländischer Krimi und ich freue mich auf Teil 3.

Bewertung vom 13.02.2024
Geordnete Verhältnisse
Lux, Lana

Geordnete Verhältnisse


sehr gut

Das Grauen zieht sich von der ersten bis zur letzten Seite. Beim Lesen werde ich dieses beklemmende Gefühl nicht los. Als der stille, etwas seltsame Philipp in der Schule Faina kennenlernt, ändert sich sein Leben. Die Freundschaft wird letztlich zu Besessenheit. Aber auch Faina ist eine komplizierte Figur. Als Leser erfährt man die Geschichte aus beiden Perspektiven. Wie diese zwei zwar äußerlich sehr ähnlichen, aber grundverschiedenen Personen so enge Freunde werden konnten, ist manchmal schwer nachzuvollziehen. Faina begibt sich letztlich in eine Abhängigkeit, der sie sich nur schwer wieder entziehen kann. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Jeder Satz ist auf den Punkt, manchmal muss man schmunzeln, manchmal bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Der Autorin gelingt es beide Figuren menschlich zu zeichnen. Das sich abzeichnende Grauen lässt sich dabei jedoch nie ganz abschütteln. Ein bemerkenswerter Roman.

Bewertung vom 04.02.2024
Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
Tsokos, Anja;Tsokos, Michael

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge


sehr gut

Dieses Buch ist wirklich originell. Der Leser begibt sich mit dem fast 80jährigen Heinz auf eine Reise von Erfurt nach Rostock. Doch es ist auch eine Reise durch sein Leben in Ostdeutschland und durch die Geschichte. Heinz, der noch nicht viel von der Welt nach der Wende gesehen hat, trifft auf seinem Weg auf allerlei Mitreisende, denen er seine bewegte Lebensgeschichte erzählt. Diese ist traurig, lustig und vor allem abenteuerlich. Ob auch alles der Wahrheit entspricht? Wer weiß das schon. Wir begegnen vielen bekannten Figuren der deutschen Geschichte, wie Willy Brandt, Ulrike Meinhof und der RAF. Jede Episode wirkt märchenhafter und skurriler als die vorherige, gekrönt von einem explosiven Finale. Doch was, wenn ein Körnchen Wahrheit dabei ist? Könnte sich nicht ein Teil genauso zugetragen haben? Und über allem steht die Frage, was mit Heinz bester Freundin und Jugendliebe Rita geschehen ist. Das Ende über der Ostsee rundet diesen Roman gelungen ab. Für mich ein Buch, auf das man sich einlassen muss. Der etwas verschachtelte Schreibstil ist nicht ganz mein Geschmack. Dennoch bringt mich das Gelesene zum Staunen, Lachen, Nachdenken und Mitfühlen. Eine besondere Geschichtsstunde, die alles andere als langweilig ist.