Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
xxx
Wohnort: 
xxx

Bewertungen

Insgesamt 36 Bewertungen
Bewertung vom 23.12.2017
Moon Chosen / Gefährten einer neuen Welt Bd.1
Cast, P. C.

Moon Chosen / Gefährten einer neuen Welt Bd.1


sehr gut

Der Roman fiel mir durch den Namen der Autorin auf, da ich von ihr bereits die „House of Night“-Reihe kannte. Ich schätze ihren kreativen und mystisch angehauchten Stil und griff trotz des 700-seitigen Bandes zu. Ich war sehr schnell vertieft in diese von Anfang an intensiv beschriebene Welt, die Jahrhunderte „nach uns“ spielt. In auktorialer Erzählweise wird näher gebracht, dass durch Naturkatastrophen, Klimawandel und der Evolution keinerlei Technik mehr existiert. Städte aus Glas, Asphalt und Metall sind nur noch Bruchstücke einer lang vergangenen Zeit. Der Mensch hat sich wieder der Urtümlichkeit zugewandt und kämpft gegen gigantische Tiere und unheilbare Krankheiten. Die Überlebenden haben sich zu drei Völkern entwickelt: Die indianisch angehauchten Erdwanderer, die Gefährten mit ihrer tiefen Zuneigung zur ihren Hunden und die kannibalischen Schnitter.
Das Leben dieser Völker ist so verschieden wie Tag und Nacht, genauso wie die Gründe für ihre Feindschaft. Allerdings begleitet alle eine Art Religion und Magie. Ziemlich erstaunt und mitgerissen fiel es mir sehr leicht, ein „Lieblingsvolk“ zu wählen.
Selbstverständlich wird jedes Volk durch einen Hauptprotagonisten vertreten, so dass ich immer wieder mit emotionsgeladenen Perspektiven- und Situationswechsel zu tun hatte.
Dabei rücken Mari von den Erdwanderern und Nik von den Gefährten in den Vordergrund. Der brutale und wahnsinnige Fahlauge von den Schnittern spielt vorerst noch eine gruselige Nebenrolle. Darüber bin ich auch nicht böse. Denn er versucht alles um sein Volk bzw. hauptsächlich sich selbst besser zu stellen. Dabei spielen Folter und Mord eine angsteinflößende Rolle. Ich bin über bildliche Vorstellungen dankbar, aber die Brutalität in diesem Jugendroman war teilweise erschreckend.
Mari und Nik hingegen hinterließen einen positiven Eindruck. Beide sind anders und innerhalb ihres Volkes Außenseiter. Trotz spürbarer Frustration stellen sie sich ihrer Verantwortung als Kinder der Clanoberhäupter und versuchen mit Liebe und Tiefsinn nach vorn zu sehen. Doch nicht immer lässt sie die Respektlosigkeit und Intoleranz kalt, wünschen sich Anerkennung und stellen alte Riten und Gesetze in Frage. Hier wird bewusst angesprochen, dass man statt Vorurteile zu haben, den Menschen besser kennen lernen sollte. Ist man schlechter als ein anderer, nur weil man anders ist? Die Thematik ist gegenwärtiger denn je und wird, vor allem durch Mari als „nur“ halbe Erdwanderin, auf den Punkt gebracht.
Durch Kämpfe, Verrat und den nie endenden Ideen, diese Welt weiter zu entwickeln, lässt die Autorin beide Protagonisten aufeinander zugehen. Natürlich ist es recht vorhersehbar, dass sie sich näher kommen.
Begleitet von sehr selbstbewussten Nebendarstellern wie den Gefährten Thaddeus und der Erdwanderin Sora wird die Beziehungskiste noch einmal aufgemischt. Manko sind allerdings deren sprunghaften Entscheidungen, das lässt sie nicht unbedingt authentisch erscheinen.
Der Abschluss mit der Andeutung eines neuen Charakters, bereitet mich jetzt schon auf einen noch unbekannten Teil dieser Welt vor. Der Cliffhanger blieb mir trotzdem nicht erspart und ich werde voller Vorfreude auf den 2. Band warten.

Fazit: Die imposante Ouvertüre in ein Bühnenwerk, dass seinesgleichen sucht. Empfehlenswert für Leser, die eine neue mystische und bildgewaltige Welt erkunden wollen.

Bewertung vom 11.12.2017
Briefe vom Weihnachtsmann
Tolkien, John R. R.

Briefe vom Weihnachtsmann


ausgezeichnet

J.R.R. Tolkiens „Letters from Father Christmas“ oder zu deutsch „Briefe vom Weihnachtsmann“ wurde erstmals 1976 durch George Allen & Unwin veröffentlicht. Die aktuellste Ausgabe mit Originalabbildungen der Briefe und Zeichnungen publizierte der Klett-Cotta Verlag 2017.
In diesem Buch zeigt sich der bekannteste Fantasy-Autor von seiner privaten Seite.
Denn 23 Jahre lang schrieb er seinen eigenen Kindern Briefe im Namen des Weihnachtsmannes, der die wildesten Abenteuer erlebte. Immer dabei seine Freunde Polarbär oder das Elbchen Ibereth, die ihm beim Schreiben an die Kinder unterstützen.

Weihnachtszeit, schönste Zeit. Daher sollte auch eine stimmungsvolle Lektüre nicht fehlen. Ich stieß durch Zufall auf „Briefe vom Weihnachtsmann“, da Tolkiens Name in großen Lettern auf dem Cover mit dem rot-weiß gekleideten, bärtigen Mann zu sehen ist. Tolkien und Weihnachtsgeschichten? Der Mann, der uns mit Mittelerde, die komplexeste Welt im Fantasy-Universum beschert hat? Die Überraschung saß und der Hintergrund berührte mich. Kinder schreiben Wunschzettel und Briefe an Father Christmas seit es ihn gibt, aber selten bekommen sie eine Antwort zurück.
Eine herzergreifende Idee, die den Autor nicht nur als Weihnachtsmann, sondern auch als Vater zeigen. Von 1920 bis 1943 bekamen seine Kinder um die Weihnachtszeit bunte Briefe und Zeichnungen im „Original-Nordpolumschlag“. Selbst die Briefmarken waren individuell gestaltet und abgestempelt! Wer es nicht glaubt, kann es selbst nachsehen: Im Buch wurden alle vorhandenen Briefe, Skizzen und Umschläge innerhalb der 192 Seiten abgedruckt. Das hat mir das Gefühl gegeben, selbst Post vom Weihnachtsmann zu bekommen :-)
Und alles begann mit einem Brief an seinen ältesten Sohn John, der wissen wollte, wer der Weihnachtsmann wirklich war und wo er lebte. Im Laufe der Jahre wurden seine Geschwister Michael, Christopher und Priscilla geboren, so dass auch diese einzeln oder alle zusammen Briefe bekamen. Ich wurde beim Lesen in das Leben der Kinder katapultiert. Wusste, wer noch lesen und schreiben lernen würde, wer älter wurde und dem Weihnachtsmann nicht mehr schrieb, welche Wünsche herangetragen wurden und Weltereignisse wie der 2. Weltkrieg, die Dinge aus den Gleichgewicht brachten. Fasziniert wie einfallsreich Tolkien aus der Weihnachtsmannperspektive begründen konnte, dass nicht jeder Wunsch erfüllt werden kann und dass man auch die kleinen Dinge schätzen lernt. Das klingt jetzt nach Moralpredigten, aber nein, so ist es nicht: Zuversicht und Tiefgründigkeit gehen dabei nie verloren. Der Weihnachtsmann berichtet kreativ von seinem Haus auf der Nordklippe, vom Krieg mit den Kobolden, die Geschenke stehlen oder vom gemütlichen Polarbären, der in Unfälle verwickelt ist. Der zuletzt Genannte schreibt und kommentiert die Briefe im übrigen mit prankenhafter Schrift und einer leichten Rechtschreibschwäche, die den Inhalt lebendig und knuffig werden lassen. Tolkien lässt nichts unversucht, damit die Briefe authentisch wirken. Weitere Beispiel ist ein eigens entwickeltes arktisches Alphabet. Man vermisst also nicht den vertrauten Touch des Autors, nur diesmal in kindgerechter Form.
Der Abschluss ließ etwas Wehmut zurück. Denn wir müssen realistisch sein, jeder hört irgendwann auf dem Weihnachtsmann zu schreiben und bekommt dementsprechend keine Antwort zurück. Hier auch mein persönliches Manko: Es ist schade, dass die verfassten Briefe der Kinder nicht Inhalt des Buches waren. Das hätte den Dialog auf jeden Fall vervollständigt.
Nichtsdestotrotz bin ich Dank der „Briefe vom Weihnachtsmann“ schnell in besinnliche und fröhliche Stimmung gekommen und sehe den Autor aus einem neuen Blickwinkel.

Fazit: Nicht nur für Tolkien-Fans ein besonderes Geschenk mit wunderbaren Illustrationen und Geschichten rund um den bärtigen Mann vom Nordpol.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.11.2017
Das Geheimnis der 100 Pforten / 100 Pforten Bd.1
Wilson, N. D.

Das Geheimnis der 100 Pforten / 100 Pforten Bd.1


gut

„Das Geheimnis der 100 Pforten“ ist der 1. Band einer Fantasy-Triologie für Kinder. In Deutschland wurde die Geschichte des amerikanischen Autors N.D. Wilson erstmals 2009 durch den cbj – Verlag veröffentlicht.
Im Buch macht der zwölfjährige Henry, im Haus seiner Verwandten, eine wunderliche Entdeckung. An der Wand seines Zimmer versteckt sich eine immense Anzahl von kleinen, noch verschlossenen Fächern. Was hat es damit auf sich?

Ich bin auf einem Büchermarkt durch das düstere, vielfältig wirkende Cover und den ansprechenden Titel auf das Buch aufmerksam geworden. Schon allein das Wort „Geheimnis“ bringt mich dazu, es „lüften“ zu wollen. Auf den ersten Seiten gibt es eine Besonderheit: Eine Skizze der 99 (!) Pforten. Aus der dazugehörigen Nummerierung und Beschriftung bin ich allerdings bis zum Schluss nicht wirklich schlau geworden.
Am Anfang erinnerte mich der Schreibstil ein wenig an J.K. Rowling. Ein märchenhafter, allwissender und kindgerechter Erzähler führte in den einfach gehaltenen Ort Henry in Kansas. Bisher lebten Frank und Dotty Willis, sowie ihre drei Töchter hier. Die Familie verglich ich wahrhaftig mit den Weasleys aus Harry Potter. Bis sie ihren ihren Neffen Henry (ich weiß bis jetzt nicht, warum er so heißt wie der Ort) bei sich aufnahmen. Der zwölfjährige Junge ist anfangs nicht allzu begeistert. Er wirkt pessimistisch, altklug und einsam auf mich. Nicht gerade der Hauptdarsteller mit dem man über 300 Seiten verbunden bleiben möchte. Aber so bleibt es nicht. Das Haus und auch das Leben ist ein reiner Abenteuerspielplatz, bei dem der Onkel Taschenmesser verschenkt und hoch oben in der Scheune Spiele veranstaltet werden. Der Autor lässt Kinderträume lebendig werden. Ich bin begeistert.
Leider bleibt es nicht lange märchenhaft und allwissend. Auch wenn die Dialoge zwischen den Kindern sich wirklich herzallerliebst lesen lassen, fehlt es an Gefühlsregungen. Die Kinder „sagen“ und „meinen“ etwas, aber wie? Fröhlich, entsetzt, wütend? Eine Wertung nimmt die personale Erzählweise leider nicht vor. Schade, da wir von Kinderliteratur sprechen. Nichtsdestotrotz tauchte ich spätestens beim Bröckeln des Wandputzes in eine neue Atmosphäre ein. Die Beschreibung der einzelnen Fächer ist wirklich himmlisch, so detailliert, dass man es fühlen kann. Genauso mitreißend sind die Wahrnehmungen beim Öffnen der verschiedensten Türen und deren Rätsel. Es bleibt nicht lange Henrys Geheimnis. Bald gesellt sich Henrietta dazu. Sie ist das pure Gegenteil von ihm: Optimistisch, neugierig und voller Tatendrang. Zusammen beginnen sie die Pforten zu erforschen. Denn es gibt helle und dunkle, gute und böse, kalte und warme Welten dahinter. Nur werden der Leser und unsere beiden Abenteurer ständig durch den Alltag unterbrochen. Ich gebe zu, das nervt. Nebensächlichkeiten lenken vom grundlegenden Thema ab und dadurch verliert die Geschichte im mittleren Teil an Tiefe. Die Welten hinter den Pforten werden nur angedeutet. Man lernt keine Einzige intensiv kennen. Natürlich gibt es Spannungsmomente, aber die hätte der Autor noch ausreizen können. Stattdessen wird zwischen den Erlebnissen hinter den Pforten, der Geschichte um Henrys Herkunft oder dem verstorbenen Großvater oberflächlich hin und her gesprungen. Ich fühlte mich kaum schlauer als zu Beginn. Zum Schluss gab es zumindest einige packende Momente. N.D. Wilson versuchte näher auf die Familiengeschichte und einen Antagonisten einzugehen. Ein gelungener Rettungsversuch, um die Geschichte des 1. Band sauber zu schließen.
Ausreichend ist es trotzdem nicht. Die Idee ist super, aber die Story muss mehr in die Tiefe gehen, es fehlt an Erklärungen um dauerhaft folgen zu können. Was wird helfen? Wahrscheinlich nur weiterlesen um von der Oberfläche auf den Grund zu kommen.

Fazit: Eine grandiose und spannende Grundlage zu oberflächlich erzählt. Lohnt sich hier nur, wer mit wenigen Antworten leben kann und weiter liest, um den Rätseln auf die Spur zu kommen.

Bewertung vom 28.10.2017
Love Letters to the Dead
Dellaira, Ava

Love Letters to the Dead


sehr gut

„Love Letter to the dead“ ist er erste Roman der amerikanischen Autorin Ava Dellaira.
Die Geschichte wurde 2015 durch den cbt-Verlag in Deutschland veröffentlicht. Inhaltlich beginnt es mit der Hausaufgabe, einen Brief an eine berühmte Person zu schreiben. Für Laurel bleibt es nicht bei einem Brief. Sie verfasst sehr viele, u.a. an Kurt Cobain, Janis Joplin oder E.E. Cummings. Sie stellt Ihnen Fragen, schreibt über ihr Leben und ihre Gefühle nach dem Tod ihrer Schwester. Wird es ihr helfen über das Erlebte hinweg zu kommen?

Mich hat der Titel des Buches sehr angesprochen. Die Grundidee, Briefe an Verstorbene zu verfassen, die man respektiert oder bewundert, ist nicht neu. Nicht nur die Literatur, auch der Film nutzt die Emotionalität der Thematik. Daher schon vorab: Es ist keine leichte Kost, die man mal schnell „durchsuchten“ kann!
Mich führt die 14-jährige Laurel mit ihren Briefen an 12 verstorbene Berühmtheiten durch den 400 Seiten starken Roman. Das Makabere dabei ist, dass ich jetzt genau weiß, wie welcher Empfänger gestorben ist. Laurel schreibt dies auf poetische, manchmal trockene Art nieder. Der Tod ist also der traurige Begleiter des Buchs. Nun, was haben die Menschen wie Amy Winehouse, E.E. Cummings oder Amelia Earhart aber noch gemeinsam? Zum einen hat Laurel zu allen einen persönlichen Bezug und zum anderen haben sie gegen ihre Ängste angekämpft und ihre Gefühle der Welt offenbart. Genau das, was Laurel fehlt.
Es beginnt damit, dass sie einsam und verloren ihr 1. High School – Jahr beginnt und schildert hochsensibel das Leben mit ihrer zerrütteten Familie und wie sehr sie ihre verstorbene Schwester May vermisst
Es hat mich mitgenommen, wie Laurel May nacheifert, um die geschwisterliche Verbindung wieder zu spüren und schreckliche Erinnerungen bruchstückhaft in den Briefen ans Licht kommen. Damit ziehen sich Schatten der Vergangenheit durch die Geschichte. Warum kann Laurel nicht sie selbst sein? Und wie ist May gestorben? Genau diese Fragen und das Finden der Antworten sind wichtige Bestandteile der Briefe. Und ich wollte es wissen! Einer der Gründe, warum ich trotz der deprimierenden Stimmung weiter gelesen habe.
Das Gute ist, unsere Hauptprotagonistin bleibt nicht lange allein. Sie findet Freunde, die ich am Anfang überhaupt nicht mochte. Hannah und Natalie, die laut Laurel ihre eigene Sternenkonstellation bilden, stiften Unruhe. Aber Hauptsache dazugehören. Ich fand es vorhersehbar, aber auch authentisch. Denn ganz ehrlich, wer wusste schon in diesem Alter, wer er ist und wo er hin gehört? Tiefgründig gilt es für alle drei Mädchen das herauszufinden.
Um das Bild abzurunden, kommt die erste große Liebe namens Sky dazu. Einfach ein vernünftiger und liebevoller Typ. Ab diesem Punkt gab es auch ein paar positiv Ereignisse, die mir Hoffnung auf ein Happy End gaben.
Das wäre aber zu schön gewesen. Ich gleitete weiter durch ein sich wiederholendes Potpourri aus Selbstzweifeln, Schuldgefühlen, Wut, Hass, Angst, Liebe, Traurigkeit und Verständnis gegenüber ihrer Familie, Freunden, sich selbst, sowie Kurt Cobain & Co..Durch dieses hin und her war es teilweise sehr langatmig. Die klare Linie hat gefehlt. Erst als Laurel eine Metamorphose durch macht und plötzlich erkennt, dass es nicht schlimm ist, sich zu öffnen, hat es richtig Spaß gemacht zu lesen. Es ist eine wunderbare Message zu sagen: Sei verletzlich, aber auch mutig und überwinde deine Ängste. Für diesen Teil des Erwachsenwerden hat es nur ein ganzes langes Schuljahr in Albuquerque gebraucht.
Schlussendlich bin ich froh das Buch gelesen zu haben, auch wenn es länger gedauert hat. Einen Verlust zu verarbeiten und sich selbst zu finden ist dramatisch, aber hier gelungen beschrieben.

Fazit: Ein Jugendbuch, dass berührt. Für Leser, die mit langem Atem unter die Oberfläche von Verlust und Liebe tauchen wollen.

Bewertung vom 16.10.2017
Die Gabe der Auserwählten / Die Chroniken der Verbliebenen Bd.3
Pearson, Mary E.

Die Gabe der Auserwählten / Die Chroniken der Verbliebenen Bd.3


sehr gut

„Die Gabe der Auserwählten“ ist der dritte Band aus den „Chroniken der Verbliebenen“ von Mary E. Pearson. Die erstmalige Veröffentlichung in Deutschland übernahm erneut „One by Lübbe“ im Oktober 2017.
Die amerikanische Autorin strickt die Geschichte um Lia und ihre Gefährten weiter:
Nachdem Lia und Rafe die Flucht aus Venda gelungen ist, versuchen sie nun den Weg Richtung Heimat einzuschlagen. In Sicherheit zu sein und ihrer Verpflichtung nachzukommen ist das oberste Ziel. Wird es ihnen gelingen?

Ich finde es klasse, dass man dem Cover-Thema treu bleibt. Ich mag die Rückenansicht der jungen Frau in dem im dalbrecker blau gehaltenen Kleid und die verwunschene Winterlandschaft im Hintergrund. Passend zur Geschichte gibt es Aufschluss über die Jahreszeit und wer noch eine Rolle spielen wird.
Allerdings schließt sich die Story dieses Mal nicht nahtlos an den letzten Teil an. Das hat mich ein wenig verwundert. Damit der Leser aber nicht den Eindruck bekommt, etwas verpasst zu haben, wird der fehlende Marsch vom Flussufer (Ende „Herz des Verräters“) zumindest angeschnitten.
Wie bereits vermutet werden nach dem Morrighesen und Vendanern dieser Welt nun die Dalbrecker in Augenschein genommen. Mir wird schnell klar, Dalbreck steht für Königstreue, Ordnung, Glanz und Gloria. Der „Aberglaube“ an eine Gabe gehört wiederum nicht dazu. Mir gefällt es, dass ich mich erneut in einer komplett anderen Umgebung befinde.
Rafe macht nun eine Entwicklung durch, die ich nicht vorhergesehen habe. Er wurde vom Landarbeiter, zum Abgesandten und jetzt zum königlichen Nachfolger. Seine Verpflichtung gegenüber Dalbreck hat oberste Priorität, auch vor Lia. Es ist ein innerlicher Kampf, den die Autorin mit viel Nerven, Wut, Trotz, Verlangen und Widerstreben beschreibt.
Auch Lia mutiert von der Geflüchteten, zur Gefangenen zu einer weisen Hoffnungsträgerin mehrerer Völker und übertrifft inzwischen meine Erwartungen an Reife und Mut. Sie macht deutlich, dass ihre Priorität nicht das Erreichen von Dalbreck ist, sondern ihre Heimat zu schützen und von den Verrätern zu befreien.
Aus ihrer Perspektive wird klar: Lias und Rafes unterschiedliche Bestimmungen und damit verbundene Hürden stehen im Mittelpunkt.
Um mich nicht ganz im Beziehungschaos zu verlieren, gibt es allerhand alte und neue Protagonisten, sowie geschichtliche Hintergründe. Der dritte bisherige Hauptdarsteller Kaden spielt in diesem Band eine friedliche Nebenrolle. Natürlich traut der Leser der Sache nicht, es ist kommt viel zu plötzlich. Miss Pearson beeindruckt mich also gekonnt mit ihren Spielchen, dass die Geschichte nicht immer den typischen Klischees entspricht und einiges unvorhergesehen oder überraschend bleibt.
Gelungen sind die Nebendarsteller der Offiziere Jeb und Tavish, die viel hinterfragen, genauso wie die dalbrecker Dame Madama Rathbone, die Lia mit offenen Armen aufnimmt. Um auch etwas zum Lachen zu haben, blieb mir Griz. Seine direkte Ader ist einfach der Hit.
Gibt es Minuspunkte? Natürlich, ein kleiner Cliffhanger. Nur das ist den Lesern der Reihe inzwischen bewusst. Und wer viel Wert auf Lias Freundin Pauline legt, muss verzichten. Es gibt nur wenige Parts mit ihr.
Der Band lebt von den Schicksalen der zwei Liebenden, nicht von umfangreichen Handlungssträngen. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass der dritte Band für Deutschland gesplittet wurde. Ich werde also gespannt auf den finalen Band warten.

Fazit: Spannungen in Dalbrecker Blau! Eine gute Fortsetzung in denen bekannte Charaktere neue Seiten aufziehen. Man sollte aber keine Action und Kampfgetümmel erwarten.

Bewertung vom 15.10.2017
Sieben Tage voller Wunder
Atkins, Dani

Sieben Tage voller Wunder


gut

Ich bin bekennender Dani Atkins – Fan und habe jeden, auf deutsch, erschienenen Roman gelesen. Es war also logisch, dass ich auch diesen Schmöker bald in meinen Händen halten werde. Das Cover reiht sich perfekt ein: Die altbekannte Linie führt eine junge Frau und einen „geisterhaften“ Mann zusammen. Diese Bilder sind insgeheim schon kleine Spoiler. Das wird einem aber immer erst später bewusst. Im knapp über 230 seitigen Werk erzählt uns die 27-jähringe Hannah Truman aus ihrer Perspektive und Erinnerung heraus, was am Tag ihrer Abreise und den nachfolgenden 6 weiteren Tagen geschah.
Hannah erfüllt für mich den Stereotyp der Frau, die betrogen und belogen wurde, sich eine Auszeit nimmt und danach trotzdem nicht weiß, wie es weiter gehen soll. Die Grundlage ist nicht neu, aber durchaus eine gängige Ausgangsposition für einen Liebesroman. Und wie es der Zufall so will, trifft Hannah am Flughafen mehrere Male auf einen Mann, der ihr „inneres Radar“ anspricht. Und wie es die Autorin so will, verliert sie ihn auch wieder aus den Augen. Ich muss leider sagen, dass das und der natürliche Verlauf vorhersehbar sind. Damit der Leser aber nicht komplett in sinnloser Gefühlsduselei untergeht, spielen negative Gefühle wie Angst oder Panik eine tragende Rolle. Zum Beispiel war ich vollkommen gebannt bei der präzisen Beschreibung des Flugzeugabsturzes und fror mit Hannah und ihrer wieder getroffenen Bekanntschaft Logan in der schneebedeckten kanadischen Wildnis. Der Traum von der klischeehaften Bruchlandung auf einer „Liebesinsel“ wurde demnach nicht genutzt. Nur wer braucht denn so etwas, wenn man den Inbegriff eines Traummanns dabei hat. Er ist so toll, dass es schon wieder surreal wirkt: Retter, Tröster, Häuslebauer. Ich suchte Macken und fand keine, ich bin förmlich dahin geflossen. Dementsprechend geht es Hannah, so allein mit ihm... Schnell schleichen sich allerhand Vergleiche zum bisherigen Partner ein. Meines Erachtens zu oft, auch wenn ihr dadurch Dinge klarer erscheinen. Im Gegensatz zu Supermann Logan geht Hannah in ihren Taten regelrecht unter. Ihr immer wieder angesprochenes fotografisches Gedächtnis kommt irgendwie nie zum Einsatz und der Sinn dahinter ergibt sich erst zum Schluss. Sie ist eindeutig das Opfer, das gerettet werden muss. Ich hätte ihr gern eine Ohrfeige verpasst und gesagt, dass sie sich zusammenreißen soll, auch wenn ihre Emotionen sehr intensiv und nachvollziehbar sind. Ich habe deutlich wahrgenommen, dass sehr viele Menschen ums Leben gekommen sind, dass ihre Familie Qualen erleiden muss, weil sie nicht wissen, wo Hannah ist und dass sie selbst nicht weiß, ob sie lebend heraus kommt. Dramatisch, doch sie sie muss das nicht allein durchstehen!
Im Laufe des Geschehens kommen Offenheit, Humor und Romantik zwischen den beiden einzigen Protagonisten auf. Das lässt die Tragödie der Rollenverteilung für einen Augenblick vergessen. Aber nur für einen Augenblick: Denn Miss Atkins ist dafür bekannt, ihren Romanen einen überraschenden Schluss zu verpassen. Leider ist ihr das dieses Mal nicht gelungen. Die vorwiegend weibliche Leserschaft merkt bei zu perfekten männlichen Darstellern sicherlich schnell, dass etwas faul ist! Tut mir leid.

Fazit: Intensive und dramatische Emotionen, so kennt man Dani Atkins. Nur leider bringt der Trip nach Kanada zu viel Klischees mit sich. Meine Empfehlung an Frauen, die einen Helden suchen.

Bewertung vom 18.09.2017
Palast der Finsternis
Bachmann, Stefan

Palast der Finsternis


sehr gut

„Palast der Finsternis“ ist ein Roman des schweizerisch-amerikanischen Autors Stefan Bachmann, der sein erstes Buch „Die Seltsamen“ bereits im Alter von 19 Jahren veröffentlichte.
Seine neue Geschichte rund um einen geheimnisvollen, unterirdischen Palast wurde in Deutschland im August 2017 durch den Diogenes – Verlag publiziert.
Inhaltlich dreht es sich um Anouk und vier weitere Jugendliche, die die Möglichkeit bekommen, den „Palais du Papillon“ zum vermeintlich ersten Mal seit dem 18. Jahrhundert zu betreten. Es soll eine Forschungsexpedition werden. Doch warum dürfen ausgerechnet Anouk und die anderen zuerst hinunter? Warum halten sich die Organisatoren der Unternehmung so bedeckt? Und was erwartet sie wirklich 34 Meter unter der Erde?

Als ich das Taschenbuch in der Hand hielt, bekam ich einen leichten Wow-Effektt. Je nach Lichteinfall verändert sich das düstere Bildnis eines Schlosskorridors inklusive geisterhaften Bewohner. Ich habe es anfangs tatsächlich immer wieder fasziniert hin und her bewegt. Der Klappentext zum Roman klingt nach einem abenteuerlichen Jugendroman mit Escape-Challenge-Charakter. Also vielversprechend.
Mit knapp 400 Seiten und etlichen, nicht zu langen Kapiteln, ist das Buch gut unterteilt.
Wichtiger Fakt: Es gibt zwei zeitlich versetzte Erzählstränge aus der Sicht der Hauptprotagonistinnen Anouk und Aurelie .
Die Perspektive der siebzehnjährigen Anouk fiel für mich mehr ins Gewicht. Sie ist clever, sarkastisch, direkt und leider verletzend anderen gegenüber.
Dennoch wurde ich durch sie sehr dynamisch durch das Buch geführt. Ihre jugendliche Art und das Know-How zur Renaissance bzw. zeitgenössischen Geschichte lieferte einen intensiven Blick in die Umgebung des Schlosses. Durch sie nimmt man auch die unterschiedlichen Nebendarsteller wahr. Wie zum Beispiel meine heimliche Heldin: Die sechzehnjährige Lilly. Sie ist diejenige ohne riesigen IQ, aber mit einem Herzen aus Gold. Hier schon der Wink mit dem Zaunspfahl, dass Freundschaft in beiden Erzählperspektiven eine große Rolle spielt.
Aurelie du Bessancourts Part führte mich zurück in das 18. Jahrhundert und live in den Beginn der französischen Revolution. Sie ist Anouks Gegenstück, genau so clever, aber höflicher. Das machte sie als Tochter eines Marquis authentisch. Hier wird besonders auf die Familie eingegangen, dem Palast und seine Geheimnisse. Aurelies sehr neugierige Ader springt übrigens schnell auf den Leser über. Denn man wird mit wenigen Informationen gefüttert bis es 34 Meter unter die Erde geht. Herr Bachmann ließ im Raum stehen: Was ist dort unten? Es war schon nervenaufreibend. Nicht, weil es sich um ein unerforschtes und altes Gemäuer handelt, nein, das täuscht. Man wird eingangs auf eine falsche Fährte gelockt und dann verfällt man in Spekulationen. Vorhersehbar ist es selten bis gar nicht. Warum? Tja, Aspekte aus Mary Shelleys "Frankensein", John Dashners „Das Labyrinth der Auserwählten“, Darsteller mit dramatischen Hintergrund und französische Geschichte werden vermischt. Genial! Außerdem hat der Autor historische Begebenheiten gut recherchiert und scheint der französischen Sprache mächtig zu sein. Glücklicherweise wurden französische Parts innerhalb des Redeflusses übersetzt.
Erst auf der Zielgeraden rasseln alle Antworten und Schlussfolgerungen auf einen herein. Das ist mein einziges Manko: Der Schluss. Es passiert so viel auf einmal, dass ich manche Stellen zweimal lesen musste, um folgen zu können. Manchmal ist weniger mehr und spart Nerven. Nichts desto trotz bin ich Fan dieses Fantasy-Thrillers mit einem „halb-guten“ Ende.

Fazit: Drama, Thriller, Historie, Fantasy ohne schnulzig zu werden. Ein Mix der Leser mehrere Genre vereint.

Bewertung vom 04.09.2017
Eine Geschichte von Land und Meer
Simpson Smith, Katy

Eine Geschichte von Land und Meer


weniger gut

„Eine Geschichte von Land und Meer“ ist der erste Roman von Katy Simpson Smith. In Deutschland ist es das bislang einzig erschienene Buch der amerikanischen Autorin und wurde 2014 durch den Suhrkamp Verlag veröffentlicht.
Die Geschichte spielt vorrangig innerhalb und nach dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Es dreht sich um die Liebe des ehemaligen Soldaten John zu der Plantagentochter Helen. Beide flüchten für ein Jahr auf das Meer, kehren aber mit froher Botschaft zurück. Wird Helens Vater, der harte Geschäftsmann und Sklavenhalter Asa, John endlich akzeptieren?

Zunächst muss ich sagen, dass ich das Buch geschenkt bekam und es demnach nicht auf meiner Wunschliste stand. Das Cover war farbenfroh, der Klappentext klang nach einem dramatischen Historienroman, sehr schön. Das Buch schießt sich grundlegend auf die Thematiken des 18. Jahrhunderts in Amerika ein: Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg, Sklaverei, Glaube und Familie. Für mich bislang die erste Geschichte mit diesem Hintergrund.
Die 317 Seiten werden in drei zeitliche Abschnitte geteilt. Aber nicht, dass es chronologisch erzählt wird. Nein! Wir fangen in der jüngsten Vergangenheit an, gehen über in die ältere Vergangenheit, um zum Schluss in der Gegenwart zu landen. Ich hatte damit meine Probleme, da die Geschichte nicht mit der versprochenen Liebe zwischen Helen und John beginnt, sondern gleich Preis gibt, was zehn Jahre später passiert. Grundlegend mag ich es nicht besonders, wenn ich schon am Anfang ein Teil vom Ende erfahre. Es nimmt einfach einen Aspekt der Spannung.
Nichtsdestotrotz lernen wir in auktorialer Erzählperspektive nach und nach die Hauptprotagonisten kennen. Zu meiner anfänglichen Verwunderung sind das Helens Ehemann John und ihr Vater Asa.
Beide hängen gedanklich oft an Helen, aber sie selbst spielt eher eine Nebenrolle, agiert nur im mittleren Teil der Geschichte. Schade, der Klappentext hatte eine falsche Fährte gelegt.
Zur dargestellten Zeit passend, gesellt sich Helens Sklavin, und meist auch Freundin, Moll dazu. Mit ihr zeigt sich Gegensatz zwischen den Menschen, deren Leben und Glauben.
Im Buch spielt weiterhin der Verlust, und nicht die Liebe, der beiden Männer eine tragende Rolle. Über die Seiten bekam ich immer wieder das Gefühl, dass John und Asa ihre Meinungen wie Unterhosen wechseln. Beispielsweise Asas Gefühle für seine Ehefrau: Mal liebte er alles Materielle mehr, dann war seine Frau alles, was er brauchte. Das kann natürlich durchaus an den Zeitsprüngen innerhalb des Buches liegen. Leider ist mir dadurch keiner der Erwachsenen ans Herz gewachsen. Ihre Ansichten haben mich beinahe erdrückt und mir fehlte die Authentizität.
Daher bin ich der Autorin über die Kinder dankbar. Die kleine Tabitha, Johns Tochter, und der Sklavenjungen Davy begeisterten mich mit ihrem unkonventionellen Verhalten in dieser Zeit. Kinder, die die Welt sehen und erleben möchten, sich nicht durch die „Ordnung“ klein kriegen lassen. Hier ein großes Lob an Miss Simpson Smith für die spürbaren Beschreibungen von Wald, der Küste, vom Sumpf, dem Klima und der Tierwelt. Ich bin mit den Kindern gern barfuß durch das kühle Wasser, dem Schilf oder Johns Kaufmannsladen gelaufen.
Abschließend muss ich sagen, dass die Umstände des Krieges und der Sklaverei für mich nur in Ansätzen gut und nicht eindringlich genug beschrieben wurden. Der Spannungsbogen hat gefehlt. Man liest vor allem die melancholische Stimmung und eine Zeit der Einsamkeit heraus. Ein offenes Ende lässt auch noch wichtige Fragen offen.

Fazit: Grundlage gut, aber ausbaufähig. Wer sich für Historienromane inklusive einer Familientragödie interessiert, der kann es gern mit „Eine Geschichte von Land und Meer“ versuchen.

Bewertung vom 13.08.2017
Paper Prince - Das Verlangen / Paper Bd.2
Watt, Erin

Paper Prince - Das Verlangen / Paper Bd.2


gut

„Ich kümmere mich darum“ - Reed Royals neues Lebensmotto

„Paper Prince – Das Verlangen“ ist der 2. Band der Paper-Triologie und erschien im April 2017 erstmals in deutsch bei Piper. Urheber der Bestsellerlisten füllenden Story ist ein amerikanisches Autorenduo, dass unter dem Pseudonym Erin Watt arbeitet.
In diesem Buch wird klar, dass kein Geld der Welt Ella bei den Royal-Männern halten kann. Sie ist geflohen und Reed Royal ist Schuld daran. Die Sorge um Ella, lässt die Familie auseinander gehen und in ein tiefes Loch sinken. Wird Ella zurückkehren und alles wieder ins Lot bringen?

Ich hatte nicht vor, Band 2 zu lesen, da mich der 1. Band leider enttäuschte. Mit Überzeugungskraft und der Aussicht auf Verbesserung ließ ich mich dann doch überreden. Das Taschenbuch im dezenten blau und einer glitzernden Königskrone lag also in meinen Händen und begann genau dort, wo „Paper Princess“ endete. Kein Prolog, und auch im weiteren Verlauf wenig Rückblicke im Buch – Empfehlung: Man sollte Band 1 gelesen haben.
Fließend und emotional berichtet Reed Royal aus der Ich-Perspektive, was nach Ellas Verschwinden im Royal Palace und der Astor Park School passiert. Seine Schuldgefühle, Panik und Sehnsucht kommen in etlichen Kapiteln zur Geltung. Das hätte nervig sein müssen, aber mich hat sein kühler Kopf überrascht: Der Junge denkt nach! Die Oberflächlichkeit verschwindet zu einem großen Teil. Für mich als Leser endlich mehr Niveau. Selbst als er langsam die Nerven verliert, ist es nachvollziehbar. Wie würdest du reagieren, wenn der wichtigste Mensch in deinem Leben verschwindet? Natürlich ist es immer noch ein amerikanisches Teenie-Drama und die Situation spitzt sich weiter zu. Alle drehen durch, weil die Royals nichts mehr kontrollieren oder „führen“. Die Übertreibungen dienen allerdings der Spannung und dem Erscheinen von Nebendarstellern, die nichts Gutes im Sinn haben.
Zu meinem Erstaunen kam es nach einigen Kapiteln zum Perspektivenwechsel: Ella übernahm! Und dann wieder Reed. Im schlagfertigen Wechsel erfuhr ich von ihrem verzweifelten Katz- und Mausspiel. Ella, die Reed nie wieder an sich ran lassen möchte und Reed, der sie nie aufgeben wird... Ja, es ist vorhersehbar. Aschenputtel und ihr Prinz haben sich im Märchen doch auch gefunden, oder?
Beide gehen aus dieser Erfahrung als reifere Menschen heraus. Die Gespräche werden tiefgründiger, endlich gibt es einen Zusammenhalt. Die Rettung der Familie rückt in den Vordergrund. Reeds neues Motto scheint „Ich kümmere mich darum“ zu sein und selbst Cullum Royal entwickelt sich vom desinteressierten, zu viel Alkohol trinkenden Geschäftsmann in kürzester Zeit zum Helden. Das alles hatte mir in „Paper Princess“ gefehlt.
Diese Änderung tut der einfachen Lesbarkeit keinen Abbruch. Es gibt immer noch ordinären Humor und sexuelle Annäherungen. Mal mit einem Augenrollen, weil es so typisch jugendlich-amerikanisch ist. Mal mit einem vor sich hin Schmachten...Die Leidenschaft der beiden Hauptdarsteller wird nicht mehr nur durch Verlangen entfacht, sondern durch bedingungslose Liebe.
Keine Angst, das vor sich hin Schmachten wird durch Gegenspieler in Form perverser Mitschüler und Cullums Verlobten unterbrochen. Wenn ein Problem gelöst ist, taucht ein neues auf. Willkommen in einer Endlos-Schleife. Langeweile, Fehlanzeige! Es passieren tatsächlich noch unvorhersehbare Dinge. Ich hätte ich mir zum Abschluss weniger Drama gewünscht, denn eine schlechte Nachricht reicht normalerweise um mich aus dem Konzept zu bringen ;-) Dementsprechend muss ich mitteilen, dass es einen gigantischen Cliffhanger gibt.
Dieses Mal werde ich mir vornehmen auch „Paper Palace – Die Verführung“ zu lesen.

Fazit: Eine Verbesserung! Mehr Niveau und Überraschungen als im vorherigen Teil warten auf Young Adult - Fans. Allerdings sollte man Band 1 gelesen haben.

Bewertung vom 31.07.2017
Wörter durchfluten die Zeit / Bookless Bd.1
Woolf, Marah

Wörter durchfluten die Zeit / Bookless Bd.1


gut

Der 1. Band ist mein „erster Marah Woolf“. Ich habe die Neuauflage geschenkt bekommen und weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich es gekauft hätte. Ein Coverkauf wäre es nicht geworden. Das Bild ist recht abstrakt und meiner Meinung nach nicht einladend. Die inhaltliche Prämisse, die Liebe zu Büchern, könnte man bildlich „feiner“ ausdrücken. Das machen nur die schönen literarischen Zitate vor jedem Kapitel weg. So hinterlassen Kafka oder gar Cornelia Funke ihre Spuren in „Bookless“.
Zum Buch selbst: Zuerst erzählt der Prolog traurigerweise einen Teil des Endes, daher mein Tipp: Lasst ihn weg! Der gleiche Wortlaut kommt euch nochmals entgegen. Schade eigentlich.
Die weiteren Seiten stellen in personaler Erzählweise Lucy und ihre Mitmenschen im Detail vor. Marah Woolf hat ein Faible für die Nutzung von Adjektiven und selten genutzten Wörtern (wie „wispern“), was mir eine gute bildliche Vorstellung gegeben hat. Und jetzt kommt das Aber: Mir fehlt die Atmosphäre Londons. Das bisschen Tee trinken holt es leider nicht rein. Ich möchte mich in die kühleren Tage des düsteren oder herbstlichen Londons hineinversetzen. Leider blieb das aus und der Ausdruck „mystisch“, den die Autorin für das Buch verwendet, auch.
Nichtsdestotrotz gefällt mir der Grundsatz, dass jeder das Recht hat, sich im Universum der Bücher zu verlieren, die Geschichten zu fühlen und sich ihr Wissen anzueignen.
Genau das verkörpert die Hauptprotagonistin Lucy Guardian mit der magischen Eigenschaft Bücher als Lebewesen wahrzunehmen.
Leider passt eins nicht ganz ins Bild: Lucy stempelt es (für sich) als „normal“ ab. Sie stellt meines Erachtens viel zu spät Nachforschungen dazu an. Wie naiv kann sie nur sein?
Spannender wurde es, als der Gegenpart in Form des gutaussehenden, düsteren Nathan auftritt. Die „Badboy – hin- und hergerissen – Liebesgeschichte“ ist zwar vorhersehbar und könnte noch tiefer gehen, aber was soll´s.
Dafür sind die gemeinsamen Dialoge abwechslungsreich. So, wie sie sich in eine Diskussion hineinsteigern, so temporeich überschlugen sich die Perspektiven des Erzählers von einen auf den anderen und wieder zurück. Die Seiten lesen sich dadurch sehr schnell. Das hat die Autorin definitiv drauf.
Dementsprechend ziehen sich die Gegensätze an: Gut gegen böse, bewahren gegen stehlen. Im Endeffekt: Eine alte Rivalität, die wieder auflebt und die Entscheidung, auf welche Seite Lucy sich stellen wird.
Ich bin abgetaucht in die Welt von altmodischen Regeln, Glauben und Verschwörungstheorien. Es klingt ein wenig nach Illuminati von Dan Brown. Nur, dass Dan viel tiefer in die Materie eintaucht. Bei Marah schwimmt man dahingehend noch an der Oberfläche. Durchaus möglich, dass viele Geheimnisse erst in den nächsten Bänden gelüftet werden sollen, aber selbst die Infos, die gegeben werden, könnte man hübscher ausschmücken. Beispielweise wird die Vorstellung von den Männern des Geheimbundes erwähnt, aber dann leider kein weiteres Detail dazu. Dann kann man es auch weglassen, oder?
Der eigentliche Abschluss beinhaltet leider einen Cliffhanger, auch wenn dieser hoffnungsvoll ausgeht. Man muss also weiter lesen um wirklich abschließen zu können.
Werde ich weiterlesen? Ich weiß es noch nicht. Mir hat an vielen Stellen der Kick gefehlt und sich ehe das Buch tatsächlich als Einführung in eine Triologie, die hoffentlich noch abenteuerlicher wird.

Fazit: Das Buch ist ein mittelmäßiger 1. Band und stellt die Einführung in die Triologie dar. Menschen und Bücher stehen im Vordergrund, kein Action geladenes Abenteuer – Daher etwas für geduldige Fantasy-Leser.