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Benutzername: 
Waterlilly
Wohnort: 
Bayern

Bewertungen

Insgesamt 90 Bewertungen
Bewertung vom 24.02.2024
Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen
Engel, Henrike

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen


gut

3,5 Sterne.
„Ein Leben für die Hoffnung der Menschen“ ist der finale Band von Henrike Engels „Hafenärztin Saga“. Da ich Teil 1 bis 3 gerne gelesen habe und es noch ein paar lose Enden gab, habe ich gespannt zu diesem Buch gegriffen.
Leider hat es diesmal sehr lange gedauert, bis der Funke übergesprungen ist.
Die Autorin greift zwar die offenen Fragen auf, aber die erste Hälfte des Buches ist sehr zäh, da alles sehr langsam vorangeht und es mir manchmal wie künstlich aufgebauschtes Drama vorkam.
Manche Sachen wurden für meinen Geschmack auch zu oft wiederholt wie zum Beispiel Bertholds Unbehagen beim Durchqueren des Elbtunnels.

Die Protagonisten Anne, Helene und Berthold verbindet die zentrale Frage, wie es im Leben (privat und beruflich) weitergehen soll. Während Berthold seine Beförderung am liebsten ablehnen würde, sehnen sich die beiden Frauen nach beruflichem Fortkommen. Für Anne ergibt sich die Möglichkeit in der Suchthilfe aktiv zu werden und Helene möchte Psychologie studieren.

Helene war bisher immer meine Lieblingsperson der Reihe, aber in „Ein Leben für die Hoffnung der Menschen“ entwickelte sie sich teilweise zur Nervensäge. Obwohl sie mit Berthold einen sehr modernen Mann an der Seite hat, der ihr jegliche Freiheiten bietet, kann sie es nicht lassen, aus ungelegten Eiern Probleme zu schaffen und macht dem armen Berthold das Leben manchmal ganz schön schwer.

In der zweiten Hälfte nimmt die Handlung glücklicherweise ordentlich an Fahrt auf und endlich gelang es mir, in die Geschichte einzutauchen. An mehreren Fronten geht es um Leben und Tod, plötzlich ist mal wieder jeder in Verbrechen verwickelt und es wurde zum großen Finale nochmal richtig spannend und blutig. Berthold bekam ein paar unerwartet sarkastische / humorige Züge und ich stellte fest, dass ich ihn irgendwie doch liebgewonnen habe.
Interessant und belustigend fand ich auch die Erklärungen, dass sowohl Heroin als auch Strychnin früher von Ärzten als Medikamente verschrieben wurden.

Am Schluss ist dann alles Friede-Freude-Eierkuchen, wodurch das Ende der Reihe einen runden, positiven Abschluss bekommt. Man hat eine ungefähre Ahnung, wie es für die Charaktere weitergehen könnte und hofft, dass ihr Leben nun etwas ruhiger wird und sie nicht mehr so oft von Verbrechern heimgesucht werden.

Bewertung vom 18.02.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


ausgezeichnet

„Die Burg“ von Ursula Poznanski fand ich mega spannend und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Dieser Thriller ist mal was komplett anderes und genau deshalb war es für mich so fesselnd.

In einer alten Burganlage soll eine KI Escape-Room Welt eröffnet werden, die ganz neue Maßstäbe setzt. Eine Gruppe von exklusiven Testpersonen wurde eingeladen, noch vor Eröffnung die Räume zu prüfen. Die Spieler sind bunt gemischt. Hier haben wir z. B. Maxim, der selbst Escape-Rooms betreibt, Influencerin Yvonne, Geschichtsprofessor Lothar Malerski oder Profischwimmer Emil.

Zunächst einmal fand ich die Idee, dass die KI realistisch andere Welten entstehen lassen kann, sehr faszinierend. Das Spielerlebnis stellte ich mir besonders intensiv und unterhaltsam vor, am Anfang hatte ich sogar selbst Lust, so einen Escape-Room zu besuchen. Ein Wunsch, der sich im Verlauf der Geschichte immer mehr in Luft auflöste. Ursula Poznanski kreiert hier ein wahres Horrorszenario. Was wenn, die KI nicht die Welten vorspielt, die man sich vorgestellt hat, sondern viel Schrecklichere? Wenn die Rätsel nicht mehr der Unterhaltung dienen sondern dem nackten Überleben und wenn der Computer keinen Zugriff mehr erlaubt?

Der Schreibstil ist sehr bildhaft. Ich fühlte mich, als wäre ich selbst in diesen engen Gängen und dunklen Räumen und müsste Gestank, Kälte und Unwettersimulationen über mich ergehen lassen. Natürlich ist alles sehr überspannt dargestellt, aber in einem Zeitalter, in dem künstliche Intelligenzen immer mehr an Bedeutung gewinnen und Deepfakes existieren, ist das hier Beschriebene wiederum gar nicht so unvorstellbar.
Auch die Szenen, wie schnell Situationen kippen und zu was Menschen in Extremsituationen fähig sind, fand ich als denkbar dargestellt.
Mir hat gut gefallen, wie die Autorin nicht nur mit den Charakteren, sondern auch mit dem Leser spielt. Was ist hier los? Hat sich die KI selber umprogrammiert und dreht durch oder gibt es einen Drahtzieher, der hinter allem steckt und wen ja, wer? Diese Frage hat mich den ganzen Thriller über beschäftigt. Ich hatte mehre Verdächtige und musste meine Theorien immer wieder fallen lassen. Der Schluss konnte mich gleichermaßen schocken und überraschen. Bis auf eine kleine Verwirrung wurde für mich alles nachvollziehbar und im Rückblick logisch aufgeklärt.
Mich hat „Die Burg“ sehr begeistert und hat mir ein paar spannende Lesestunden beschert. Ich empfehle den Thriller Lesern, die Lust haben, sich auf eine andere Art von Verbrechen einzulassen gerne weiter.

Bewertung vom 10.02.2024
Verborgen / Mörderisches Island Bd.3
Ægisdóttir, Eva Björg

Verborgen / Mörderisches Island Bd.3


sehr gut

„Verborgen“ ist bereits der dritte Fall für die isländische Kommissarin Elma. Ich bin von dieser Reihe wirklich sehr begeistert und finde sie ausgesprochen lesenswert. Mir gefällt, wie die Autorin Familientragödien kreiert und wie Momente des Affekts zu ungeplanten Straftaten führen, über die sich die Betreffenden ein ganzes Leben lang ärgern werden.

Der neue Fall beginnt ausgesprochen seltsam. Im Zimmer eines jungen Manns bricht ein Feuer aus. Die Obduktion ergibt, dass er zum Zeitpunkt des Brands bereits an einer Überdosis Medikamente verstorben war. Die Polizei und auch die Familie steht vor einem Rätsel. Was könnte der Grund für diesen Todesfall sein? Als dann noch im Schuppen die Leiche eines Au-Pair Mädchens gefunden wird, wird es noch verzwickter.

In den ersten zwei Dritteln des Krimis fand ich die Handlung extrem mysteriös und konnte mir gar keinen Täter vorstellen. Auf den letzten hundert Seiten meinte ich, dass ich hinter den Tathergang gekommen bin und meine Theorien schienen sich zu bestätigen, wodurch die Spannung für mich ein wenig verloren ging.
Am Ende gab es dann zwar tatsächlich noch einen Twist, denn ich nicht kommen gesehen habe, der mir allerdings zu konstruiert und überflüssig erschien.

Im Verlauf der Handlung treffen wir auf sehr viele Personen und mir ist es manchmal schwer gefallen, denn Überblick zu behalten, wer zu wem gehört oder wo wir uns auf der Timeline gerade befinden. Auch haben sich manche Details im Nachhinein als irrelevant herausgestellt.

Obwohl ich „Verborgen“ gerne gelesen habe, fand ich den Krimi im Vergleich zu Band 1 und 2 etwas schwächer. Es war mir einfach zu verwirrend und vielleicht auch etwas zu übertrieben.
Die Eltern des ermordeten jungen Manns haben wir unterwegs komplett verloren. Haben sie jemals erfahren, wer ihren Sohn umgebracht hat oder müssen sie dazu auch dieses Buch lesen?

In Elmas Leben gibt es Entwicklungen, die auf die Folgebände große Auswirkungen haben werden. Ich bin gespannt, wie sie alles unter einen Hut bekommt.
Ihr Partner war mir zu blass dargestellt. Ich kann mich nicht entscheiden, wie ich ihn finden soll. Irgendwas zwischen schweigsam, langweilig und liebevoll.
Man hatte auch den Eindruck, dass Elma komplett alleine den Fall löst und die Kollegen zur Mitarbeit motivieren muss. Saevar ist ein träger Mitläufer, von dem wenig Input kommt und Chef Hördur ist mit privaten Problemen beschäftigt und interessiert sich nur am Rande für die Arbeit.

Von mir gibt es diesmal nur 4 Sterne. Ich hoffe, die Reihe wird weiter übersetzt, denn ich bin gespannt, wie es mit Elma weitergeht.

Bewertung vom 03.02.2024
Zeit der Hoffnung / Die Töchter der Ärztin Bd.2
Sommerfeld, Helene

Zeit der Hoffnung / Die Töchter der Ärztin Bd.2


sehr gut

Mit „Die Töchter der Ärztin – Zeit der Hoffnung“ treffen wir erneut auf die weit verzweigte Familie Thomasius und erleben die Irrungen und Wirrungen der einzelnen Familienmitglieder hautnah mit. Nachdem die jüngere Schwester Toni im ersten Band aufregende Abenteuer in Afrika erlebt hat, ist sie nun zurück in Deutschland. Hier ist es allerdings keineswegs ruhiger als auf dem fernen Kontinent.
Nicht nur bei Toni überschlagen sich die Ereignisse. Auch bei ihrer Schwester Henny, Cousine Frieda, Bruder Georg und sämtlichen anderen Charakteren geht es drunter und drüber. Gesundheitliche Probleme, gescheiterte Beziehungen und politischer Wandel wechseln sich ab. Dadurch, dass immer etwas los ist, ist das Buch von Anfang bis Ende abwechslungsreich und unterhaltsam. Die Charaktere sind klar unterteilt in gut und böse, wobei die Guten durchweg sympathisch und hilfsbereit auftreten. Insbesondere Toni und Celia konnte ich ausgesprochen gut leiden. Henny ist mir teilweise ein wenig zu distanziert und kühl. Ihre Erlebnisse in Amerika waren der einzige Handlungsstrang, den ich nicht ganz so interessant fand.
Für Leser der „Magda Fuchs“ Reihe gibt es auch wieder das ein oder andere Wiedersehen. Neben Celia hat auch das Fräulein Doris einen kurzen Auftritt.
Bis auf ein paar Längen hat mir das Buch wieder sehr gut gefallen und ich fände es schön, wenn es noch einen dritten Band geben würde.
Optisch passt die Fortsetzung gut zu Teil 1, wirkt durch die glänzende Oberfläche für mich allerdings ein wenig low-budget.

Bewertung vom 29.01.2024
Sturmmädchen
Bernstein, Lilly

Sturmmädchen


ausgezeichnet

Nach „Trümmermädchen“ und „Findelmädchen“ veröffentlicht Lilly Bernstein mit „Sturmmädchen“ ihren dritten historischen Roman. Von mir gibt es zum dritten Mal 5 Sterne!

Elli, Käthe und Margot wachsen zusammen auf und sind beste Freundinnen. Während Elli und Käthe aus sehr ärmlichen Verhältnissen stammen, sind Margots Eltern finanziell besser gestellt und besitzen sogar ein eigenes Ferienhaus.
Als aus den Mädchen junge Frauen werden, wird die Freundschaft auf die Probe gestellt. Käthe geht in der Nazi-Ideologie auf und distanziert sich von der Jüdin Margot.

Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Sicht von Elli erzählt. Sie lebt mit ihrer Mutter in einer kleinen Kate. Aufgrund ihres verkrüppelten Fußes und der damit verbundenen Scham lebt sie sehr zurückgezogen. Ihre Mutter unterstützt dies zusätzlich, in dem sie ihre Tochter vor allem abschirmt.
Elli war wirklich eine interessante Hauptfigur, die eine beeindruckende Entwicklung durchläuft. Vom unsicheren jungen Mädchen wächst sie zu einer mutigen jungen Frau heran, deren Hilfsbereitschaft keine Grenzen kennt. Sie möchte ihrer Freundin Margot um jeden Preis helfen auch wenn sie dafür hungern und Schmerzen erleiden muss. Ihre Selbstlosigkeit war wirklich bewundernswert.

Wer die Bücher von Lilly Bernstein kennt weiß, dass die Autorin nichts beschönigt. Auch „Sturmmädchen“ ist eine sehr, sehr düstere Geschichte, ohne dabei reißerisch zu sein. Obwohl ich schon wirklich viel über diese Zeit gelesen habe, machte mich das hier beschriebene Grauen wirklich sehr betroffen. Margot und ihre Familie müssen in ein Judenhaus ziehen. Ihr Leben, wie sie es gewohnt waren und Margots junge Ehe werden zerstört, einfach aus dem Grund, weil sie Juden sind. Es ist so unfassbar schwer zu begreifen, dass Menschen so grausam sein können und die Geschichte hat mich manches Mal schwer schlucken lassen.

Der Roman macht auch demütig. Demütig, dass man genug zu essen hat, nicht frieren muss und seine Meinung frei äußern kann.

Trotz der permanenten Tragödien, die sich in „Sturmmädchen“ abspielen, gibt es auch Momente der Hoffnung. Elli findet Verbündete und verliebt sich sogar. Dies wird ohne überflüssigen Schmalz beschrieben sondern spiegelt ebenfalls realistisch die Problematiken der damaligen Zeit wieder.

Das Buch endet mitten im 2. Weltkrieg und bietet theoretisch die Möglichkeit auf eine Fortsetzung. Ich würde mich auf jeden Fall über ein Wiedersehen freuen, vielleicht mit Fokus auf Käthe und wie es für sie nach dem Krieg weitergeht.

Bewertung vom 20.01.2024
Grenzfall - In den Tiefen der Schuld / Jahn und Krammer ermitteln Bd.4
Schneider, Anna

Grenzfall - In den Tiefen der Schuld / Jahn und Krammer ermitteln Bd.4


ausgezeichnet

Der vierte „Grenzfall“ ist der bisher persönlichste Fall, denn Roza Szabo, die Kollegin von Bernhard Krammer, ist auf mysteriöse Weise verschwunden. In seiner Not kontaktiert Krammer seine Tochter Alexa, die gemeinsam mit ihrem Partner Huber ebenfalls zu ermitteln beginnt.
Ich habe das Buch aufgeschlagen und fand schon die ersten Seiten so spannend, dass meine ohnehin große Vorfreude auf den neuen Grenzfall noch weiter gestiegen ist.

Anna Schneider gelingt es, die Spannungskurve konstant hochzuhalten und überrascht immer wieder mit neuen Enthüllungen. Ab einem gewissen Punkt konnte ich mir zwar ungefähr zusammenreimen, wieso die Polizistin verschwunden ist (kurze Rückblicke in die Vergangenheit vermitteln eine ganz gute Ahnung), aber durch die vielen kleinen Details, die man unmöglich vorhersehen kann, bringt die die Handlung immer wieder neue Überraschungen.

Trotz überwiegend physischer Abwesenheit lernen wir so viel über Roza Szabo wie in noch keinem Band und sie wächst dem Leser sehr ans Herz. Man hofft so sehr, dass sich alles zum Guten wendet, denn natürlich hat man Restzweifel, ob sie vielleicht doch die Seiten gewechselt haben könnte.

Auch sehr gut gefallen hat mir, dass sich die Beziehung von Alexa und Krammer deutlich weiterentwickelt hat. In den letzten beiden Büchern hatte mir die Interaktion zwischen den beiden gefehlt, deswegen war es nun umso schöner zu beobachten, wie sich die beiden Gedanken machen, wie sie mit ihrer neu entdeckten Vater-Tochter-Beziehung umgehen wollen.

„Grenzfall – In den Tiefen der Schuld“ ist besonders für Fans der Reihe ein sehr gelungenes Buch. Als Einsteigerband finde ich es nicht passend, da man viel intensiver mitfiebert, wenn man bereits eine Verbindung zu den Charakteren hat und diese durch die vorherigen Fälle bereits kennenlernen konnte.

Dieser Krimi hat mich sehr gut unterhalten und lässt mich auch ein wenig schockiert und traurig zurück aufgrund der Tragödien, die sich insbesondere auf den letzten Seiten ereignen.

Bewertung vom 20.01.2024
Im Herzen so kalt / Maya Topelius Bd.1
Åslund, Sandra

Im Herzen so kalt / Maya Topelius Bd.1


gut

Das Cover von „Im Herzen so kalt“ passt perfekt in die aktuelle Jahreszeit und vermittelt eine sehr ansprechende Winterstimmung. Optisch gefällt mir der Krimi sehr. Der Plot klang aktuell und zeitgemäß, denn es geht um Umweltschutz im Allgemeinen und die unnütze Rodung von Wäldern im Speziellen.
Klimaschützer und Gegner treffen aufeinander, was in diesem Fall schwere Verletzungen und tödliche Ausgänge mit sich bringt.

Nachdem ich ein paar Kapitel gelesen hatte, stellte ich fest, dass mich das Umweltthema doch weniger interessiert, als zunächst angenommen. Insbesondere die Schilderungen über die Abholzung der Wälder kamen mir streckenweise zu langatmig daher.
Man hat ja immer das Bild vor Augen, dass die Schweden in einer vorbildlichen Welt leben. Im Verlauf der Handlung wird mehrmals betont, dass in Wahrheit die Deutschen den Schweden in Sachen Umweltschutz voraus sind. Kein Land ist perfekt und grundsätzlich sind solche Vergleiche völlig legitim. Da die Autorin allerdings selbst Deutsche ist, empfand ich diese wiederholte Kritik als unangenehm. Vor allem da es wirklich immer wieder erwähnt wird und dann verbrauchen die Schweden laut Aslund auch noch deutlich mehr Klopapier als im europäischen Durchschnitt, essen mehr Zucker als Deutsche, haben eine vereinfachte Sprache usw. Diese permanenten Herabsetzungen waren auf Dauer wirklich nervig und der erhobene Zeigefinger in Sachen Umwelt erschien mir auch zu häufig.

Die Hauptfigur, Kommissarin Maya, hat ebenfalls eine ziemlich vorlaute Art an sich und wirft ständig mit deutschen Sprichwörtern um sich, die ihre Kollegen leider nicht verstehen. Vielleicht sollte sie über einen Umzug nach Deutschland nachdenken, da klappt es mit der Verständigung besser und es ist ja sowieso alles toller dort.
Merkwürdig fand ich teilweise auch die wenig gesetzeskonforme und impulsive Vorgehensweise der Kommissarin. Bei der Zulassung der Beweismittel sollte es normalerweise einige Probleme geben.

Mein Lieblingscharakter war das mutige Mädchen Frida, die einen großen Beitrag zur Lösung des Falls beigetragen hat und auch die Geschichte um Mayas Freundin Sanna war bewegend.
Die letzten Kapitel fand ich deutlich spannender als den Rest, dennoch blieb der Krimi hinter meinen Erwartungen zurück und erhält von mir nur 3 Sterne.

Bewertung vom 06.01.2024
Waiseninsel / Jessica Niemi Bd.4
Seeck, Max

Waiseninsel / Jessica Niemi Bd.4


sehr gut

4,5 Sterne.
Max Seecks Thrillerreihe hat optisch einen sehr hohen Wiedererkennungswert. Das blau-rote Design sticht sofort ins Auge und gefällt mir gut.

In „Waiseninsel“ steht die Kriminalkommissarin Jessica Niemi im Mittelpunkt. Nach einem Vorfall wird sie vom Dienst suspendiert und beschließt Urlaub auf einer schwedischen Insel zu machen. Aus der Erholung wird allerdings nichts, als eine alte Dame ermordet wird und ihr Tod seltsamerweise Parallelen zu zwei Fällen aus den 80er Jahren hat.

„Waiseninsel“ ist ein atmosphärisch sehr dichter Thriller. Die kleine Insel ist einsam, ein Sturm zieht auf und mehr als ein Charakter ist psychisch nicht ganz zurechnungsfähig, allen voran Jessica. Sie wird immer wieder von Halluzinationen heimgesucht, die sehr detailliert beschrieben werden. Diese Szenen haben mich teilweise etwas verwirrt. Für mich war es nämlich der erste Band dieser Reihe. Ich denke, es wäre von Vorteil, beim Lesen die Chronologie einzuhalten, um Jessicas Background besser zu verstehen. Ich konnte manchmal nicht einordnen, ob es sich bei ihren Halluzinationen um reale Erinnerungen oder um Fantasie handelt
Davon mal abgesehen ist der Fall komplett in sich abgeschlossen und theoretisch ist es möglich, es als Einzelband zu lesen.
Psychische Erkrankungen sind ein Thema des Thrillers, denn neben Jessica gibt es noch weitere Charaktere, bei denen man nicht so genau weiß, wie man den Wahrheitsgehalt des Gesagtem einschätzen soll. Es entstehen „Shutter Island“ Vibes und zusammen mit dem sehr ungemütlichem Wetter, der ständigen Dunkelheit, dem Sturm und den erschwerten Bedingungen, die Insel zu verlassen ist die Stimmung wirklich sehr düster und an der Grenze zum Unheimlichen. Dies hat mir wahnsinnig gut gefallen.
Der komplette Fall ist ein Mysterium, welches man als Leser unbedingt durchschauen möchte. Wer ist für diesen Spuk und die Morde auf der Insel verantwortlich?
In Rückblicken in die 40er Jahre wird die triste Geschichte einer Handvoll Waisenkinder erzählt. Die Rückblicke beschreiben Einsamkeit und Mobbing und enden mit dem Verschwinden eines kleinen Mädchens. Dieses Mädchen scheint der Schlüssel zu allen Verbrechen zu sein.
Ca. in der Hälfte des Thrillers war ich mir ziemlich sicher, dass ich den Ausgang des Buches ungefähr ausgerätselt hatte. Umso überraschter war ich, als Max Seeck auf den letzten 100 Seiten begann, einen Twist nach dem anderen auf den Tisch zu hauen. Ein ums andere Mal musste ich meine Theorien überdenken und anpassen. Das Finale von „Waiseninsel“ ist wahnsinnig fesselnd und rasant und brachte ein unerwartetes Ende mit sich.
Dieser Thriller hat mir richtig gut gefallen und ich werde die drei Vorgänger auch noch lesen.

Bewertung vom 31.12.2023
Hope's End
Sager, Riley

Hope's End


ausgezeichnet

„Hope's end“ war das letzte Buch, das ich in 2023 beendet habe und eine Ergänzung für meine Liste der Jahreshighlights.
Wow – dieser Thriller ist großes Kino!
Schon das Setting lässt beim Leser Grusel aufkommen - ein altes Herrenhaus hoch oben auf einer Klippe. Durch abbrechende Kanten gerät das Anwesen im Laufe der Zeit immer mehr in Schräglage. Das Wetter ist in dieser Geschichte prinzipiell schlecht. Das Meer tost und es auch häufig Nacht. Die Atmosphäre hat mich ein wenig an die Netflix Serie „Spuk im Hill House“ erinnert, denn auch Hope's end lässt Gänsehaut entstehen. Verfall, knarrende Böden, eine Menge ungenutzte Räume und Blutspuren einer Jahrzehnte zurückliegenden Tat.

Kit arbeitet als 24-Stunden Pflegerin. Nach 6 Monaten Suspendierung bringt ihre neue Stelle ganz besondere Herausforderungen mit sich. Ihre Patientin ist Lenora Hope. Nach einigen Schlaganfällen ist sie bis auf ihren linken Arm vollständig gelähmt und kann nicht sprechen. Kommunizieren kann sie nur mittels Klopfzeichen und mit Hilfe einer Schreibmaschine.
Kit begegnet Lenora mit mulmigen Gefühlen, denn die mittlerweile alte Dame soll als Teenager ihre Familie brutal ermordet haben.

Riley Sager baut ab der ersten Seite eine immense Spannung auf, die bis zum Schluss nicht abreißt. „Hope's end“ ist eins dieser Bücher, bei denen man alles um sich herum vergisst. Die ohnehin gruselige Stimmung wird gekrönt durch kurze Kapitel die Lenora auf ihrer Schreibmaschine tippt. Sie erzählt ihrer Version der damaligen Ereignisse, aber sagt sie wirklich die Wahrheit?
Riley Sager sät Zweifel wo er nur kann. Alle Charaktere erscheinen verdächtig und scheinen etwas zu verbergen. Am Ende überschlagen sich die Enthüllungen. Diese Geschichte ist wirklich komplett wild und von der ersten bis zur letzten Seite fesselnd.
Ich bin schwer begeistert und finde, „Hope's end“ wäre das perfekte Material für eine Verfilmung.

Bewertung vom 28.12.2023
Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1
Völler, Eva

Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1


gut

„Helle Tage, dunkel Schuld“ wird als „großer Spannungsroman“ beworben, was falsche Erwartungen in mir geweckt hat. Sonderlich spannend fand ich das Buch nämlich nicht. Der Hauptprotagonist Carl Bruns ist zwar Kriminalkommissar, ermittelt überwiegend jedoch auf eigene Faust und nicht sonderlich regelkonform. Mehr als einmal werden Hinweise verheimlicht oder Beweise vertuscht. Einen wirklichen Einblick in die Polizeiarbeit der damaligen Zeit bekommt man nicht, außer, dass die Kommissare alles nicht so eng gesehen haben.

Im Zentrum der Handlung steht also Carl Bruns, der sich freut, endlich wieder im Amt zu sein, da er währen der Nazi Herrschaft gezwungen war, seine Stelle aufgrund seines jüdischen Großvaters aufzugeben. Der Fall um eine ermordetet alte Dame entpuppt sich komplexer und persönlicher als zunächst gedacht, führt er ihn doch überraschend mit seiner Jugendliebe Anne zusammen.
Die Liebesgeschichte konnte mich nicht sonderlich begeistern, da sie auf mich sehr forciert und gestelzt wirkte.
Anne und Carl waren als Teenager für ein paar kurze Wochen ein Paar. Obwohl seit dem so viele Jahre vergangen sind, entbrennt auf den ersten Blick großes Verlangen und laut den Beteiligten sogar Liebe. Anne ist jedes Mal furchtbar atemlos, wenn sie Carl sieht und auch er spürt seinen Herzschlag bei jeden Treffen überdeutlich. Mir waren die Beschreibungen der körperlichen Befindlichkeiten zu theatralisch mit Tendenz zum Lächerlichen.

Deutlich lieber gelesen habe ich den Fall um die ermordete Dame, der von Kapitel zu Kapitel vielschichtiger und verzwickter wurde.
Zentrales Thema des Romans ist die Schuldfrage. Neben der offensichtlichen Problematik – ehemalige Nazis zurück in Amt und Würden – schlägt sich auch jeder Charakter mit der Frage nach Recht und Unrecht herum. Alle haben etwas getan, dass nicht gesetzeskonform ist und damit etwas Gutes für die eigene Familie bewirkt.
Eva Völler beleuchtet von verschiedenen Seiten die Themen Gerechtigkeit, Selbstjustiz und Zusammenhalt.
Im Großen und Ganzen fand ich „Helle Tage, dunkle Schuld“ ganz in Ordnung, wenn auch teilweise etwas langatmig. Mit den Charakteren bin ich nicht wirklich warm geworden, höchstens mit Lotti, der jüngsten Schwester und den Zwillingen, die in der Bar arbeiten.
An die Ruhrpott-Saga kam das Buch nicht ran.