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Benutzername: 
lalunara
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Heidesee
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lese fast alles

Bewertungen

Insgesamt 85 Bewertungen
Bewertung vom 04.10.2024
Im Unterholz
Strömberg, Sara

Im Unterholz


ausgezeichnet

Spannend und ruhig und ganz viel Alltag
Mich hat dieses Buch auf den 2. Blick gefesselt. Ich musste mich frei machen, einen typisch reißerischen schwedischen Krimi in den Händen zu halten. Im Unterholz hat mich dann tatsächlich eingefangen mit der Alltagsbeschreibung in einem schwedischen Nest, ziemlich weit im Norden und fernab der flimmernden Lichthöllen und Städte. Es ging sehr ruhig zu im Krimi.
Besonders schön fand ich die Lebensbeschreibung der Journalistin Vera. Sie steht im Mittelpunkt des Buches, hat gerade eine Trennung hinter sich und auch den Job verloren und sich deshalb durchgerungen, als Schulbegleiter ihre Brötchen zu verdienen. Hier würde ich fast 1 zu 1 mit deutschen Verhältnissen übersetzen. Bei uns heißt das Vertretungslehrer oder Teilungslehrer, aber die Einstellung der fest angestellten Lehrer zu ihrer Arbeit, trifft die, die ich hier leider zu großen Teilen erfahren habe, genau gleich.
Für Vera war das nichts und sie bekam den Hinweis, einen Mord näher unter die Lupe zu nehmen und wie sie daran geht, Steinchen für Steinchen umdreht, sich natürlich auch in Gefahr begibt, sonst wäre es langweilig, hat mich interessiert und fasziniert. Ich mochte sie immer mehr in diesem Buch.
Ihre Probleme macht sie mit sich ab, was ich eine gute Einstellung finde, die heute kaum noch jemand hat.
Dieses Buch hat mich über längere Zeit begleitet und es hat mir richtig gut gefallen. Allen, die auf jeder Seite Mord und Totschlag erwarten, muss ich wohl abraten. Aber wer sich für Hintergründe, Geschichte und tägliches Leben interessiert, macht mit Im Unterholz nichts falsch.

Bewertung vom 29.09.2024
La Louisiane
Malye, Julia

La Louisiane


sehr gut

Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge
Ich freue mich, dass ich diesen über 500 Seiten starken Wälzer endlich geschafft habe und ich bin traurig, denn über das Leben der Frauen in La Louisiane hätte ich gern noch viel mehr erfahren.
Diesen Roman betrachte ich zweigeteilt: Der erste Teil zog sich zäh wie Gummi, obwohl die Zeit um 1720 in Frankreich eigentlich auch eine spannende war. Es wurden die einzelnen Protagonistinnen vorgestellt, ihr Leben in einer psychiatrischen Anstalt und die vielgeschichtigen Gründe, weshalb die Frauen sich entschieden oder überzeugt wurden, Frankreich zu verlassen und ihr Heil in der französischen Kolonie zu suchen. Auch de Überfahrt mit dem Schiff hätte die Autorin spannender gestalten können, denke ich.
Besonders im ersten Teil des Buches habe ich schmerzlich ein Personenverzeichnis und eine Liste über die verschiedenen Örtlichkeiten vermisst. Ich bin leider der französischen Sprache nicht mächtig und so flossen die Eigennamen immer wieder zusammen und nur mühsam kam ich weiter.
Dies änderte sich schlagartig mit der Ankunft in Amerika. Jetzt wurde es richtig spannend und meine absolute Lieblingsfrau wurde Geneviève. Ihr Tun konnte ich nachvollziehen und ich habe ihre Stärke bewundert, mit der sie sich zum Vorteil ihrer Person und ihrer Kinder immer wieder nach oben gekämpft hat und sich dabei ihre Menschlichkeit bewahrt hat.
Dieses Buch legt Zeugnis ab über die Besiedlung des amerikanischen Kontinents. Sicher ist das Landnahme und ich würde mir heute wünschen, Amerika würde nie entdeckt worden sein. Aber so ist es ja leider nicht und deshalb stellt dieser Roman ein wichtiges Dokument dar. Und ich kann nur jedem wünschen, tapfer den ersten Teil zu lesen – es lohnt sich definitiv.

Bewertung vom 20.09.2024
Tee auf Windsor Castle
Parker, Claire

Tee auf Windsor Castle


ausgezeichnet

Die Queen lebt!
So ein süßes Büchlein! Zugegeben, es hat nicht lange Lesezeit in Anspruch genommen, aber das war angenehm und von der ersten bis zur letzten Seite habe ich es amüsiert gelesen und dabei natürlich, wie sollte es anders sein, eine Tasse schwarzen englischen Tee getrunken.
Kate verläuft sich auf dem Schloss Windsor auf der Suche nach einer Toilette und gerät in Bettys Küche. Dort erhält sie Tee und jede Menge interessante und außergewöhnliche Einblicke in das Leben der Royals. Mit Betty landet sie dann noch in einem Pub und wird auch noch betrunken gemacht.
Ich habe selten so eine wirklich nette Geschichte gelesen. Man müsste das Büchlein noch einmal Richtung Weihnachten lesen oder wenigstens, wenn die Herbststürme ums Haus jagen. Es ist äußerst kurzweilig geschrieben, keine Seite ist verschwendet. Flink geht es im Schloss zu und auch in dem Buch.
Das Cover wird absolut dem Inhalt gerecht. Es ist stilvoll und wunderschön.
Ich empfehle jedem, der ein wenig gute Laune benötigt, die dieses Lesevergnügen zu gönnen.

Bewertung vom 19.09.2024
Unendlicher Friede
Poniewaz, Edward

Unendlicher Friede


ausgezeichnet

Hoffentlich bleibt dieses Buch eine Fiktion
Der Autor schreibt, dass die Behandlungsmethode, die in diesem Buch zur Sprache kommt, noch reine Fiktion ist. Das möchte ich gern glauben, allein, so ganz gelingt ,ist das nicht.
Unendlicher Friede ist spannend geschrieben, gar keine Frage. Der Psychologe Heimer will einer Patientin helfen, ihr ungeborenes Kind vor einer Abtreibung zu retten. Das klingt weit weniger spannend, als es sich dann gestaltet. Heimer verliebt sich auch noch in diese Patientin und lernt mehr oder weniger freundschaftlich Ehemann derselben und den Vater kennen und leider auch die Mafia, mit der die beiden zuletzt genannten enge Geschäftsbeziehungen haben.
Der Krimi ist sehr konstruiert und in dieser Konstruktion sicher absolut konstruiert. Wobei man hat auch schon Pferde… und so weiter.
Mir ging der 2. Teil des Buches zu schnell. Es ist so viel passiert, dass ich mit dem Lesen und Verarbeiten und Vorstellen gar nicht hinterher kam.
Das Ende des Buches ist etwas erschreckend und mich würde interessieren, ob es weitere Bücher mit dem Psychologen Heimer geben wird.

Bewertung vom 13.09.2024
Hoffnung der Frauen / Die Berghebamme Bd.1
Winterberg, Linda

Hoffnung der Frauen / Die Berghebamme Bd.1


ausgezeichnet

Wunderbar warmherziger Roman
Das neue Buch von Linda Winterberg – Die Berghebamme – hat gerade sehr gut in mein Leben gepasst. Im Sommer war ich im Urlaub im Allgäu und deshalb hatte ich eine richtig tolle Vorstellung von den Örtlichkeiten von Brannenburg. Dorthin kehrt die junge Maria nun als Hebamme zurück.
Die Geschichte spielt 1893. Ich habe mir ausgerechnet, dass die Maria ungefähr 100 Jahre vor mir auf die Welt gekommen ist. Sie war ein Findelkind, ein Bankert und ich bin sehr froh, dass so eine Geschichte heute nicht mehr den Untergang bedeutet.
Maria mangelt es aus heutiger Sicht oft an Selbstbewusstsein, aber wahrscheinlich muss man das Leben vor ca. 130 Jahren so annehmen.
Mir hat dieser Roman so gut gefallen, dass ich mir das Erscheinungsdatum des 2. Bandes der Geschichte um die Hebamme Maria bereits im Kalender festgehalten habe.
Das Buch ist was fürs Herz. Es kommen Dramen vor, die es sicher gegeben hat, einige Missverständnisse und viele kleine neue Erdenbürger und eine große Zahl wird doch ziemlich liebevoll erwartet, einige trifft es aber auch hart.
Ich musste beim Lesen nicht groß nachdenken. Es ist so geschrieben, dass ich mir alles gut vorstellen und mich in die Gedanken der Protagonisten hineinversetzen konnte. Das machte das Lesen leicht und flüssig und großen Spaß. Schade, dass auch 410 Seiten ein schnelles Ende haben können.

Bewertung vom 11.09.2024
In den Wald
Vaglio Tanet, Maddalena

In den Wald


sehr gut

Oberflächliche Verhältnisse
Es geht um die Lehrerin Silvia, die nach dem Freitod einer Schülerin, für den sie sich verantwortlich glaubt, in den Wald geht, um genau was dort zu tun? Dieser Gang ist für mich eine Kurzschlussreaktion, denn sie nimmt nichts mit, außer ihrer Lehrertasche, sie war eigentlich auf dem Weg in die Schule. Letztendlich bleibt sie nicht im Wald, sondern in einer verfallenen Hütte im Wald. Obwohl das ganze Dorf nach ihr sucht und damit auch nicht aufhört, wird sie zufällig von einem Schüler gefunden, der sie dann mit etwas Essen und Trinken versorgt. Irgendwann kommt sie dann wieder aus dem Wald und das Buch ist aus.
Die Zeit zwischen Weggang und Ankommen ist beschrieben mit kleinen Geschichten der Menschen des Ortes unterschiedlichster Couleur.
Mehr als diese Geschichten hätte mich das tote Mädchen noch interessiert. Hat sie mit ihren 11 Jahren gewusst, dass sie in den Tod springt. War der Grund tatsächlich die Ohrfeigen des Vaters auf ihre schulischen Ergebnisse oder ging ihr Trauma vielleicht noch tiefer?
Dieses Buch kratzt an vielen Oberflächen, mit Tiefgang bleibt der Leser verschont. Mir hat das nicht gereicht. Zu vieles ist offengeblieben.
Das Buch lässt sich flüssig lesen und die Geschichte ist interessant. Ich bereue nicht, es gelesen zu haben, aber für mich fehlt hier noch viel.

Bewertung vom 08.09.2024
Lupus
Rode, Tibor

Lupus


ausgezeichnet

Wahnsinn in vielerlei Gestalt
Lupus war mein erstes Buch von Tibor Rode und sicher wird es nicht mein letztes sein. Dass, was mich geärgert hat, vorneweg. Ich tue mich sehr schwer, wenn Menschen, die nach mir geboren wurden und damit nicht lange in der DDR aufgewachsen sind, bzw. als Westdeutschland neben ihr, ständig absolut negative Dinge beschreiben. Ich habe das nicht so empfunden. Letztendlich sterben aber auch mit den heutigen Mittfünfzigern und älter die Menschen langsam aus, die sich noch bewusst erinnern werden und deshalb muss ich mich wohl daran gewöhnen, dass zunehmend Dreck auf mein ehemaliges Heimatland ausgekippt wird.
Tibor Rode hat einen Roman geschrieben und das hat er mit Bravour getan. Ich habe das Buch durchgesuchtet. Die Idee mit dem Zaun, nicht gegen Wölfe, sondern gegen Menschen hatte auch Timur Verdes in „Die Hungrigen und die Satten“ schon. Aber das tut der Spannung absolut keinen Abbruch. Tibor Rode wirft hier sehr viel in dieses Buch. Überall lauert Korruption und Geldgier und Machtstreben. Die Verflechtung der einzelnen Personen ist wirklich gut ersonnen und mag sein, dass der ein oder andere daran herumkrittelt, aber letztendlich passt es.
Gut dargestellt ist auch, dass es nicht nur schwarz oder weiß, gut oder böse gibt. Zum einen ist es die Figur des Ziehvaters Jo, der seine Jenny mehr liebt, als ihr bewusst ist, zum anderen auch die zusammengekreuzten „Schattenwölfe“, die genetisch gesehen, nicht viel vom Wolf haben. Gerade letzteres ist wirklich nicht weit hergeholt. Die Entstehung vom Schaf „Dolly“ ist schon eine Weile her und ich will gar nicht so genau wissen, was in der Zwischenzeit bereits auf dem Gebiet der Genetik entwickelt wurde. Vielleicht laufen ja irgendwo bereits wieder keine Saurier herum und der Säbelzahntiger lauert auf seine Opfer. Ich fürchte, hier ist bereits mehr entstanden, als ein normales Hirn zu fassen vermag.
Schlussendlich hat Tibor Rode einen wirklich spannenden Thriller geschrieben und ich freue mich, mehr von ihm zu lesen.

Bewertung vom 06.09.2024
Die vorletzte Frau
Oskamp, Katja

Die vorletzte Frau


ausgezeichnet

Interessante Lebenseinsichten
Hin- und hergerissen war ich beim Lesen des neuesten Buches von Katja Oskamp. Ich kannte die Autorin noch nicht und wusste somit nicht genau, was auch mich zukommt. Die Leseprobe fand ich originell und interessant und deshalb bestellte ich das Buch, sofort zum Erscheinungstermin.
Katje Oskamp ist etwa in meinem Alter, auch groß geworden in der DDR und offensichtlich hat auch sie mit ihrer Vergangenheit nicht gebrochen. Das macht sie mir sehr sympathisch.
Sie ist bodenständig und führte teilweise ein abgehobenes Leben – ein Widerspruch, der sich einem nur erklärt, wenn man das Buch liest.
Ihre teilweise ziemlich offene und drastische Beschreibung einzelner Sachverhalte passt zu diesem Buch.
Mir tut es leid, dass sie den Mann ihres Lebens verloren hat, obwohl sie sich mehr als hingebungsvoll um ihn – Tosch - kümmerte und wann immer er es forderte, bei ihm zu sein.
Auch wenn er während ihrer Autorinnenkariere stets hilfreich zur Seite stand, kann ich sagen, dass dieses Buch auch ohne ihn ein ganz besonderes Werk geworden ist. Ich denke, es wird nicht das letzte Buch sein, dass ich von Katja Oskamp lese. Ich mag ihre Ehrlichkeit und die Bodenhaftung.
Weshalb dieser Buchtitel gewählt wurde, hat sich mir zum Buchende erschlossen und ich muss sagen – eine gute Wahl.

Bewertung vom 31.08.2024
It's me oder Wie mein Leben plötzlich glitzerte
Andeck, Mara

It's me oder Wie mein Leben plötzlich glitzerte


ausgezeichnet

Nicht nur für Kinder
Ein wirklich wunderschönes Kinder- und Jugendbuch ist Mara Andeck mit diesem Buch gelungen.
Schon das Cover ist toll mit dem netten Mädchengesicht und ein bisschen Bling Bling.
Erzählt werden in Tagebuchform auf lustige, auch ernste Weise die täglichen Erlebnisse des Mädchens Gwinny. Sie ist so richtig toll normal, hat eine tolle Freundin und lernt Noam, die männliche Fee kennen. Intensivere Beziehungen und zarte Bande bleiben nicht aus. Aber auf sanfte Weise in einem angemessenen Zeitraum.
Gwinny muss Aufgaben bestehen und lernt dabei viel über sich selbst und andere. Leider ist die Familie von Gwinny nicht mehr richtig zusammen, aber zum Glück auch nicht so kaputt, wie viele Beziehungen heute. Die Eltern geben sich große Mühe für ihre Kinder da zu sein und trotz verschiedener Wohnungen an einem Strang zu ziehen, so gut es eben geht. Hier wird gezeigt, dass es geht und das finde ich super.
Noam ist auch allein mit seiner Mutter, aber aus einem anderen Grund.
Auch meiner 13-jährigen Tochter hat das Buch super gefallen. Wir sprechen eine klare Leseempfehlung aus für alle ab 11 Jahren und unbedingt auch den Eltern.

Bewertung vom 29.08.2024
Sing, wilder Vogel, sing
O'Mahony, Jacqueline

Sing, wilder Vogel, sing


ausgezeichnet

Einer der besten Romane in diesem Jahr
Es war ein Lesegenuss, dieses Buch von Jacqueline O`Mahony. Inhalt des Buches ist das Leben der jungen Irin Honora. Sie wird unter keinem guten Stern geboren, beziehungsweise soll ein Rotkehlchen schuld daran sein, dass ihre Mutter bei ihrer Geburt stirbt und sie wird vom Vater und allen anderen Menschen abgelehnt. So geht sie in den Wald, so oft sie kann und lernt dort zu leben und in der Natur die Dinge verstehen. In der Schule ist sie klug.
Zum ersten Mal gehört habe ich von der großen Hungernsot 1849 in Doolought. Honora verliert ihren Mann und alle Menschen ihres Umfelds. Allein zurückbleibend, macht sie sich auf den Weg ins gelobte Land – nach Amerika. Auch dort warten bösartige Menschen, die leichtes Spiel haben mit neu angekommenen Iren.
Aber Honora findet ihren Weg und geht ihn konsequent. Als der Roman endete, hätte ich noch lange weiterlesen können, denn was aus ihr wird, steht wieder völlig auf Neubeginn.
Honora ist eine starke Frau. Entgegen der Regeln und Normen ihrer Zeit, erkannte sie sehr zeitig, dass Frauen sich nicht klein fühlen müssen, gegenüber dem „starken“ Geschlecht.
Ein Mut machendes Buch, auch dahingehend, welche Tragödien der Mensch zu überstehen vermag, ohne auf der Strecke zu bleiben. So sind wir alle heute nicht mehr erzogen. Aber, stark sein und das eigene Leben leben geht und wie, steht in diesem Buch.