Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 865 Bewertungen
Bewertung vom 28.02.2025
Die Fletchers von Long Island
Brodesser-Akner, Taffy

Die Fletchers von Long Island


sehr gut

Etwas zu ausführlich erzählt
"Die Fletchers von Long Island" von Taffy Brodesser-Akner ist eine jüdisch-amerikanische Familiengeschichte, die mit der Entführung von Carl Fletcher beginnt.
Er ist reich, Geschäftsmann und lebt 1980 im wohlhabenden Long Island. Obwohl die Entführung gut ausgeht, hinterlässt sie Spuren in der Familiengeschichte, tiefer als man im ersten Augenblick glauben mag.
Der Erzählstil ist locker, nicht ohne Humor und liest sich gut. Die Geschichte ist nicht spannend, aber interessant geschrieben, obwohl ich im Mittelteil doch einige Längen empfand.
Die drei Kinder der Familie werden ausführlich beleuchtet und es wird sehr schnell klar, dass ihr Geld sie nicht vor Problemen schützt. Sehr schön wird dargestellt, welche Probleme sich gerade für sie ergeben. Sei es sich ihr Selbstbewusstsein zu schaffen oder ihren eigenen Platz im Leben zu finden, sie sind reich und privilegiert geboren und ich fand es schon interessant, wie hier jeder seinen Weg fand. Das war teilweise auch schon komisch dargestellt.
Interessant waren vor allem auch die Traumata, die unbewusst weitergegeben werden, auch noch an spätere Generationen, nicht nur das der Entführung.
Ich fand diese Geschichte gut zu lesen, ich habe auch einiges daraus mitnehmen können, was mir im Gedächtnis bleiben wird, aber ich fand sie wirklich zu langatmig. Hier hätten dem Buch wirklich 200 Seiten weniger gut getan.

Bewertung vom 27.02.2025
Minus 22 Grad
Peck, Quentin

Minus 22 Grad


ausgezeichnet

Eiskalt und überraschend
"Minus 22 Grad" von Quentin Peck ist ein Thriller, den ich als sehr spannend empfunden habe.
Laura ist mit ihrem Rad unterwegs, wie jeden Tag. Plötzlich wird sie von einem SUV verfolgt und entführt.
Die Ermittlungen sind schleppend, es gibt keine wirkliche Spur, bis es dann diese Puppe mit ihrem Sterbedatum gibt. Noch ist unklar, wie das alles zusammenpasst.
Es gibt hier verschiedene Erzählstränge, die gleichermaßen spannend sind und einen durch das Buch jagen, um zu erfahren, was warum passiert ist.
Der Schreibstil liest sich gut, ich kann mir alles gut vorstellen, auch die Protagonisten.
Über Rückblenden steigt man tiefer in das Geschehen ein, manchmal warf das für mich zusätzliche Fragen auf.
Es gibt so einige Wendungen, mit denen ich gar nicht gerechnet hätte und auch das Ende weiß noch zu überraschen. Das ist absolut klasse konstruiert und sauber zum Abschluss gebracht. Absolut empfehlenswert für alle, die gerne spannendes lesen.

Bewertung vom 21.02.2025
Der Gott des Waldes
Moore, Liz

Der Gott des Waldes


ausgezeichnet

Setz dich hin und schreie
"Der Gott des Waldes" von Liz Moore ist schwer in eine Kategorie zu stecken. Aber egal, ob man das Buch als Krimi, Thriller oder Gesellschaftsroman liest, es ist unglaublich gut aufgebaut.
Es ist der Sommer 1975 und aus einem Feriencamp in den Adirondack Mountains ist die 13jährige Barbara verschwunden. Sie ist die Tochter der Eigentümer. Das besondere daran aber ist, dass vor 14 Jahren hier auch schon einmal ein Kind verschwand, Bear. Und er der Bruder von Barbara war. So richtig redet darüber aber auch keiner.
Das besondere hier ist, wir erleben die Geschichte aus ganz vielen Perspektiven, die jeweiligen Namen stehen über den Kapiteln. Ebenso wechseln wir in der Zeit, auch da sind die Überschriften eindeutig, man ist sich hier immer sicher.
Die Geschichte baut sich so nach und nach auf und jeder hat ein anderes Detail zum Gesamtbild hinzuzufügen, das ist clever gemacht. Ein Staunen, ein Unglauben, ein Grauen, manchmal wusste ich nicht, wie ich reagieren soll.
Das Buch hat sehr vielfältige Themen, die sich langsam vertiefen und sich so noch nachdrücklicher einprägen.
Die Spannung ist sehr schnell sehr hoch, ich hätte es am liebsten direkt am Stück gelesen.
Gerade die gesellschaftlichen Klassenunterschiede und was das mit den Menschen macht, ist gut dargestellt. Mich haben auch die Naturbeschreibungen dieser Wälder, der Landschaft dort, stark beeindruckt.
Für mich ist dieses Buch ein Highlight dieses Jahres.

Bewertung vom 20.02.2025
They Are Everywhere: Ein Near-Future-Thriller mit Sogfaktor!
Langer, Andreas

They Are Everywhere: Ein Near-Future-Thriller mit Sogfaktor!


ausgezeichnet

Sehr spannend und voller Action
"They Are Everywhere" ist ein Jugendbuch, welches man als Erwachsener sehr gut lesen kann, mir hat es so richtig gut gefallen. Mit den Kindern und Jugendlichen in der Familie kann man über die Themen auch gut ins Gespräch kommen.
Hannah ist 16 und soll den Sommer auf einer Farm in Ohio verbringen, da sie im Alltag sonst total im Cyber-Leben versinkt. Ihre Eltern wollen sie da raus holen, die Farm ist analog. Die Handlung selbst spielt in einer recht nahen Zukunft, vieles ist uns bekannt, einiges Sci-Fi.
Schon auf der Fahrt zur Farm lernt sie Jarrett kennen, einen Jungen, den ganz andere Sorgen und Probleme plagen. Hannah ist sehr schüchtern und ohne Selbstvertrauen und den Umgang mit realen Menschen nicht so gewohnt, sie braucht etwas, um sich mit ihm anzufreunden. Durch die nachfolgenden Ereignisse werden sie aber sehr schnell ein gutes Team, dass sich aufeinander verlassen kann und sich vertraut.
Die Geschehnisse selbst bestehen in Technik, die sich gegen die Menschen wendet, konsequent und auch mit tödlichen Folgen. Selbstfahrende Autos crashen miteinander, Farmroboter jagen die Farmer und Drohnen greifen an. Mehr möchte ich hier nicht verraten.
Das Buch ist von der ersten Seite an spannend, man mag es kaum aus der Hand legen. Es gibt viel Action, aber auch nachdenkliche, besinnliche Momente. Es geht um Menschlichkeit und Freundschaft, aber auch um unsere zunehmende Abhängigkeit von KI, Technik und computergesteuerten Systemen.
Die Charaktere entwickeln sich beide weiter, das wird gut aufgezeigt und auch, wie Menschen über sich hinauswachsen können und gemeinsam erreichen.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und freue mich sehr auf weitere Werke dieses Autors.

Bewertung vom 17.02.2025
Nacht der Ruinen
Rademacher, Cay

Nacht der Ruinen


ausgezeichnet

Es ist nicht alles so, wie es scheint
"Nacht der Ruinen" von Cay Rademacher ist ein historischer Kriminalroman, der sehr gut die reale Geschichte mit Fiktion vermischt. So trifft man auf bekannte Gestalten aus Politik und Literatur, auf Ereignisse, zu denen man selber weiter recherchieren kann.
Wir befinden uns im März 1945 in Köln, es wird auf einer Seite des Rheins gekämpft, auf der anderen wird schon versucht eine behelfsmäßige Ordnung wieder herzustellen. Joe Salmon ist hier als amerikanischer Soldat, als Joseph Salomon, Jude in Köln konnte er nach der Reichskristallnacht noch fliehen und nach Amerika emigrieren.
Jetzt soll er versuchen ein Verbrechen aufzuklären, ein abgeschossener Pilot wurde feige gelyncht, obwohl die Amerikaner schon vor der Stadt standen. Joe macht sich auf Spurensuche im, ihm vertrauten und doch so fremden Köln und verfolgt damit auch seine ganz persönliche Spurensuche.
Er sucht seinen besten Freund aus den vergangenen Tagen und die Frau, in die er damals und wohl auch jetzt noch, verliebt ist. Alle drei Suchen gestalten sich spannend, ein Puzzle, das nach und nach Gestalt annimmt. Eine Spur ergibt die nächste und es gibt auch einige falsche Fährten.
Einmal angelesen, ist die Geschichte so spannend erzählt, dass ich sie am liebsten nicht mehr weggelegt hätte. Die Spannung lässt nie nach, es gibt keine Längen.
Sehr gut entsteht diese furchtbare Zeit vor unseren Augen, auch und gerade durch die Einbindung realer Figuren und Orte. Die Geschichte ist ergreifend und emotional, spannend und sehr gut geschrieben, mit guter Recherche.
Ich mochte den Protagonisten sehr und auch den Schreibstil, für mich wird dieses nicht das letzte Buch des Autors bleiben.

Bewertung vom 16.02.2025
Shanghai Story
Min, Juli

Shanghai Story


sehr gut

Familiengeschichte im Rückwärtsgang
" Shanghai Story" von Juli Min ist ein Roman, auf den ich sehr gespannt war. Das besondere ist hier die Erzählweise. Es wird die Geschichte einer chinesischen Familie erzählt, allerdings rückwärts durch die Zeit gehend.
Die Familie Yang ist wohlhabend, der Vater erfolgreicher Geschäftsmann, auch die Mutter ist eine selbstbewusste, gebildete Frau, sie haben drei Töchter.
Jede einzelne der unterschiedlich langen Episoden aus den jeweiligen Jahren konnte ich sehr genießen. Die Protagonisten wurden sehr gut vorgestellt, mir wurden sie vertraut und es gab auch richtig gute und wichtige Nebencharaktere. Nicht jeder hier ist sympathisch, das muss aber auch gar nicht sein.
Die Geschichte der Familie stand mir am Ende schon irgendwie vor Augen, obwohl mir ein roter Faden durch die einzelnen Episoden gefehlt hat.
Gerade bei Personen, wo man wusste, sie treten in der Vergangenheit noch nicht auf, fand ich es oft schade, da nichts weiter erfahren zu können.
An Themen wurde hier sehr viel aufgegriffen und es gab auch viel Stoff, den ich länger zum nachdenken hatte, das Buch bleibt mir immer noch präsent.
Auf jeden Fall ist die Geschichte es wert gelesen zu werden, ob der Kniff mit dem rückwärts erzählen ihr gut getan hat, zweifle ich persönlich an, ich hätte gerne offene Stränge in die Zukunft hinein verfolgt. Aber es ist definitiv mal etwas ganz anderes, lesenswert.

Bewertung vom 09.02.2025
Der letzte Mord am Ende der Welt
Turton, Stuart

Der letzte Mord am Ende der Welt


ausgezeichnet

Was der Nebel verbirgt
"Der letzte Mord am Ende der Welt" von Stuart Turton ist ein Krimi, auf den ich mich schon lange sehr gefreut habe.
Einmal begonnen, konnte ich ihn dann auch nicht mehr aus der Hand legen, denn irgendwie ist er auch etwas ganz anderes als ein Krimi, viel mehr als nur ein Krimi. Es hat etwas Science Fiction, Dystopie und auch Gesellschaftspolitik.
122 Überlebende auf einer Insel und noch 107 Stunden Zeit, um das Ende der Menschheit zu verhindern, denn eine der Ältesten wurde ermordet. Obwohl Mord hier eigentlich gar kein Thema mehr ist. Die Ausgangslage ist verzwickt und die Ermittlungen kommen schleppend voran, denn die Erinnerungen an die Tatnacht wurden gelöscht, auch die des Mörders. Schon diese Idee finde ich genial.
Vielmehr kann man hier auch gar nicht von der Handlung verraten, um nichts vorwegzunehmen.
Das Buch ist genial aufgebaut, es macht Spaß mit Emory und Abi, einer KI, gemeinsam die kleinsten Spuren zu sichern und wie ein Puzzle zusammenzusetzen. Nicht immer ist alles gleich beim ersten Versuch richtig.
Das Buch hat mich immer wieder überrascht und verwirrt und wieder erhellt, es hat mir riesigen Spaß gemacht es zu lesen.
Jetzt bleibt mir nur noch mich in Geduld zu üben und auf das nächste Werk des Autors zu warten, ich bin gespannt.

Bewertung vom 09.02.2025
Serera - Zweites Buch
Hof, Bruno

Serera - Zweites Buch


ausgezeichnet

Wunderbare Fantasy für Erwachsene
"Serera-Die zwei Kriege" ist der Abschlussband der Dilogie um unsere magische Parallelwelt Serera. Gerade bei dieser Reihe finde ich es sehr wichtig den ersten Band "Serera-Die zwei Welten" gelesen zu haben, denn die Handlung ist sehr umfassend und komplex und baut aufeinander auf.
Wie schon beim ersten Band weiß mich hier der Schreibstil des Autors zu begeistern. Er nimmt sich sehr viel Zeit um zu beschreiben, es entstehen dabei regelrecht Bilder vor meinem inneren Auge. Auch die Beschreibung von Terror, Brutalität und Gewalt hat immer einen tieferen Grund, eine Notwendigkeit. Mir gefällt auch besonders, dass wichtige Szenen aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden, also wiederholt und doch ganz anders dargestellt, das vertieft einiges besonders. Hierbei blicken wir nicht nur durch die Augen der Menschen und der guten Seite, nein, auch das abgrundtief Böse wird begleitet.
In diesem Band hat sich die Lage in beiden Welten zugespitzt, es droht die Übernahme unserer Welt durch den Einen, das Böse.
Robin ist ziemlich gereift und gewachsen an seinen Aufgaben, bleibt aber immer noch der Jugendliche, der dieses Abenteuer nicht wollte.
Sehr schön wird hier die Verflechtung der Welten offenbart und die Folge von Handlungen, der guten wie bösen, ja schon von missgünstigen Gedanken.
Sehr gut gefallen mir auch die Vergleiche mit unserer Lebens-und Denkweise, hier wird uns Menschen mehr als einmal ein Spiegel vorgehalten und das aktuelle Geschehen mit eingebracht, nicht mit der Moralkeule, sondern wirklich gut und geschickt.
Der komplette Weltenbau, die Protagonisten, die Kämpfe, Intrigen und Kreaturen, ich bin hier absolut begeistert, endlich mal wieder Fantasy für Erwachsene. Von dem Autor würde ich gerne noch viel mehr lesen.
Auch das Buch ist sehr schön gestaltet, mit wunderbaren Karten, Personenregistern beider Welten und auch einer Übersetzungshilfe für die eigene Sprache, die man aber nicht zwingend nutzen muss. Beide Bände müssen hier als Komplettwerk gesehen und gelesen werden, ein absoluter Geheimtipp und lesenswert für jeden Fantasy-Liebhaber.

Bewertung vom 03.02.2025
Coast Road
Murrin, Alan

Coast Road


sehr gut

Frauenleben
"Coast Road" von Alan Murrin ist ein Roman, der mich erschrocken zurückließ. Erschrocken darüber, wie kurz der Zeitraum erst her ist, wo es den Frauen in diesem Roman nicht möglich war, sich scheiden zu lassen.
Erzählt wird hier die Geschichte zweier Frauen, eine davon ist aus ihrer Ehe ausgebrochen und musste ihre Kinder zurücklassen, die andere verharrt in einer Ehe, in der niemand glücklich ist.
Mir haben hier die Beschreibungen sehr gut gefallen, die von Land und Leuten, von den gesellschaftlichen Gegebenheiten und Zwängen der Bewohner des irischen Küstenstädtchens Ardglas, im Herbst 1994.
Das Leben der Frauen wird sehr gut gezeichnet, nichts beschönigt, man kann sie sich gut in ihrem Alltag und ihrer Verzweiflung vorstellen.
Die Geschichte ist spannend, sie ist düster und nicht immer leicht zu ertragen, aber es ist eine Geschichte, die in mir noch lange nachhallen wird, die einen tiefen Eindruck hinterlassen hat.
Der Schreibstil ist einfach zu lesen, alles ist gut und verständlich beschrieben, nichts bleibt ungeklärt.

Bewertung vom 03.02.2025
Middletide - Was die Gezeiten verbergen
Crouch, Sarah

Middletide - Was die Gezeiten verbergen


sehr gut

Mal ein anderer Krimi
"Middletide - Was die Gezeiten verbergen" von Sarah Crouch ist ein Roman über eine große Liebe, aber auch über Vorurteile, Vertrauen und Verrat.
Elijah und Nakita sind ein Paar, als Elijah weggeht, um Schriftsteller zu werden Er schreibt einen Roman, der große Erfolg bleibt aus und er kehrt nach 15 Jahren wieder nach Point Orchards zurück. Nakita ist für ihn verloren, sein Vater verstorben, sein Erbe ist eine Hütte in der wunderschönen Natur. Er baut sich dort ein einfaches, naturverbundenes und einsames Leben auf.
Es gibt einen Todesfall, bei dem der Verdächtige sehr schnell feststeht und hier kommen wir dann dahin, dass sich der Roman wie ein Krimi liest. Ich fand die Spannung hier sehr gut und den Kriminalfall auch. Obwohl man ihn schnell durchschaute beim lesen, blieb das Buch für mich interessant und schön geschrieben.
Die Naturbeschreibungen waren hier sehr schön zu lesen und das Buch ist in mehreren Zeitebenen erzählt. Die sind zwar mit dem Jahr überschrieben, führen aber trotzdem manchmal in die Irre, weil sie teils recht nah zusammen liegen.
Das Buch war für mich kein Highlight, aber angenehm zu lesen.