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Clausi80

Bewertungen

Insgesamt 15 Bewertungen
12
Bewertung vom 11.04.2010
Hochsaison / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.2
Maurer, Jörg

Hochsaison / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.2


sehr gut

Über dieses Buch kann man eigentlich gar nicht viel sagen, ohne zu viel von der Handlung zu verraten. Alle Schicksale sind irgendwie miteinander verwoben und alle haben sie ihre Eigenheiten, oftmals ganz urbayrischer Art – seien es die kriminellen Asiaten, die unbedingt die Olympischen Spiele in ihrem Land haben wollen. Oder Al-Hasid, der besessen ist von dem Plan, eine Skisprungschanze in der Wüste Dubais zu errichten. Oder die heldenhafte Ilse Schmitz, die von einem Unglück ins nächste rast – übrigens eine meiner Lieblingsfiguren im Buch. Neben Gisela. Leider bleiben manche Figuren ein wenig flach, aber bei der Vielzahl der Handelnden war das fast zu erwarten.

Der Krimi, der sich hinter all diesem Geflecht versteckt, scheint zu Anfang viel zu einfach zu sein, viel zu offensichtlich scheinen die Beteiligten schon vom Autor verraten zu werden. Aber die Wahrheit liegt, glücklicherweise, ganz woanders und die Person, nach der alle suchen ist dann doch wieder jemand, den niemand erwartet hat.

Auch optisch macht das Buch einiges her. Schon das Cover ist hübsch anzusehen; Autor, Kuh und Almwiese auf der Innenseite tun ein übriges – und die Kühe am Anfang eines jeden Kapitels fügen eine ordentliche Prise Charme hinzu, die es auch wieder wett macht, dass man manchmal so gar nichts versteht, wenn man nicht selbst aus der beschriebenen Gegend stammt. Der Stil ist locker und liest sich rasch, die Kapitel sind erfreulich kurz und durch Verhörprotokolle, Bekennerschreiben & Co. so aufgelockert, dass man sich oft dabei ertappt „nur noch ein Kapitelchen“ lesen zu wollen, weil einen die Handlung nicht mehr loslässt.

Ein absolutes Highlight ist übrigens auch die geschäftstüchtige Bäckerei, in der es alles gibt – nur keine normalen Semmeln.

Alles in allem ein großer Lesespaß und die hohen Erwartungen, die durch das große Lob für den ersten Band des Autors („Föhnlage“) geschaffen wurden, sind nicht enttäuscht worden.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2010
Mein Leben als Pinguin
Mazetti, Katarina

Mein Leben als Pinguin


sehr gut

Zunächst sieht alles nach einem locker-leichten Lesevergnügen aus – die Kurzbeschreibung, das Cover, Wilmas rasanter Einstieg, mit ihrem Pinguin-Koffer (die Vorstellung ist zum Brüllen komisch!) durch den Flughafen rasend, damit sie ja ihren Flug nicht verpasst. Und obwohl sich das gesamte Buch wirklich flott liest, amüsant ist und auch nie wirklich langweilig wird – die Reise an den Südpol, zu den Pinguinen, tritt schnell in den Hintergrund.

Das wichtigste in diesem Buch sind die Figuren, ihre Gedanken, ihre Gefühle, ihre Pläne (manche gar grausamer Art) – und vor allem ihre Beziehungen zueinander. Da haben wir Wilma und Tomas, die sich zueinander hingezogen fühlen, obwohl sie doch so verschieden sind. Oder Alba, die dritte Hauptfigur, mit ihrem „Die Entstehung der Unarten“, einem Tagebuch, in dem die welterfahrende Dame mit spitzen Worten alles kommentiert, was sich an Bord des Schiffes so tut. Ein großer Gewinn sind die wechselnden Perspektiven. Zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, erlauben sie, die Figuren genauer kennen zu lernen, von innen und von außen, als es anders möglich gewesen wäre.

Und nicht nur die drei Hauptfiguren gewinnen Tiefe. Selbst die Nebenrollen, mal kleiner, mal größer, werden plastisch, um so stärker, je mehr man von den einzelnen Personen erfährt, seien es die Schwestern Borkmeyer oder die schon tragische Geschichte um Mona und Goran.

Alles in allem ein Buch, das so gar nicht Erwartungen erfüllt, die Umschlag und Klappentext erzeugen – dafür aber um so beeindruckender und länger nachwirkend ist. Und ich habe einen neuen Lieblingsausdruck, der passender nicht sein könnte für einen Zustand, den vermutlich jeder kennt, aber kaum jemand benennen kann: „Seelisches Sodbrennen.“ Danke auch dafür!

Bewertung vom 14.12.2009
Ich will dich, ich krieg dich
Robertsen, Hedda H.

Ich will dich, ich krieg dich


schlecht

Die 19-jährige Buchhändlerin Alba himmelt Tag für Tag einen attraktiven Kunden an. Auch wenn er kaum Notiz von ihr nimmt, sprudeln Albas Träume nur so über. Nach und nach geht die Phantasie mit ihr durch, die Grenzen zwischen Wunsch und Wirklichkeit verwischen. Und eine einzige SMS von ihm führt direkt ins Liebeschaos.

Autor: Hedda H. Robertsen
Verlag: Ullstein
Erschienen: 12/2009
Seitenzahl: 191

Die Leseprobe liess es bereits erahnen: Entweder handelte es sich hierbei um ein, auf einer psychologischen Ebene, richtig gutes Buch – oder ein grauenhaft schlechtes Machwerk.

Leider war es letzteres.

Alba, 19 Jahre jung, arbeitet in einem Buchladen und himmelt – sei es während der Arbeitszeit, sei es in ihrer Freizeit, in einer Phantasiewelt – einen Kunden an. Und auch er will etwas von ihr – meint Alba zumindest zu spüren. Das größte Problem dabei: In nicht einmal einem Monat geht sie für ein halbes Jahr nach Wien und bis dahin *muss* einfach etwas passieren, zwischen ihr und diesem Mann.

Schon nach zwanzig Seiten war mir klar – das wird nichts mit einem psychologischen Thriller über Besessenheit in der Liebe. Schade, das wäre zu schön gewesen und auch das rosa Cover, das schreckliche so wundervoll verhüllend, wäre zu passend gewesen. Stattdessen handelt es sich hier einfach um eine Ansammlung oftmals nur lose zusammenhängender Gedanken – alle im Stil von „Oh mein Gott, der ist so toll!“; Der Mann scheint sogar so toll zu sein, dass die gute Alba prompt im Laden in Ohnmacht kippt – und Softporno-Sexfantasien eines hormongesteuerten Teenagers. Alba will ach so erwachsen und reif sein, benimmt sich aber albern und kindisch, liegt heulend im Bett und isst nichts mehr, weil sie furchtbaren Liebeskummer hat. Als sie dann auch noch ihren Angebeteten mit SMS bombardiert und ihn sogar anruft – wovon dieser nicht wirklich begeistert ist – stellt sich nur noch eine Frage: Wann ist dieses Buch endlich zuende.

Das Ende kam ein Glück schneller als ersehnt. Die nur knapp 200 Seiten sind extrem sparsam bedruckt, teils befinden sich auf einer Seite nur ein paar Zeilen. Zusammengeschoben hätte sich vermutlich nur ein loses Heftchen mit knapp 100 Seiten ergeben, das niemand kaufen würde. Die Gründe für die riesigen Lücken erschließen sich nicht immer – trennen sie nun Gedanken, Geschehnisse, Perspektiven, Traum und Wirklichkeit?

Alles in allem ein Buch wie ein Autounfall – schrecklich, aber man kann nicht wegsehen. Vielleicht bin ich mit knapp 30 auch einfach ein wenig außerhalb der Zielgruppe. Was in diesem Fall gar keine große Tragödie ist ...

1/5 Sternen

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.12.2009
Mittwinternacht / Ein Merrily-Watkins-Mystery Bd.2
Rickman, Phil

Mittwinternacht / Ein Merrily-Watkins-Mystery Bd.2


ausgezeichnet

Merrily wird, als einzige Frau in ihrem Seminar, zur "Beraterin für Spirituelle Grenzfragen" ausgebildet. Doch wieder zuhause in ihrer Gemeinde ist sie sich gar nicht mehr so sicher, ob dieser Job wirklich etwas für sie ist und ob die Kritiker, die bezweifeln, dass eine Frau diesen Job übernehmen könnte, nicht vielleicht doch recht haben ... dazu kommen die Sorgen über ihre Tochter Jane, die eine deutliche Abneigung gegen die Kirche und einen Fable für New Age hat. Was ist das für eine Gruppe, mit der sie sich trifft? Und das, was Merrily schließlich über das Leben und die Vergangenheit von Janes neuster Freundin Rowenna erfährt, beunruhigt sie zutiefst. Und dann ist da noch Moon, die junge Frau, die in einer Wohnung auf dem Hügel wohnt, von dem sie behauptet, dass dort bereits ihre Ahnen gelebt haben und die Energielinien entdeckt und schließlich noch ihren toten Vater sieht. Hat sie vielleicht etwas mit den Angriffen einiger Satanisten auf Kirchen in der Umgebung zu tun?

Es war nicht ganz einfach, die obige Zusammenfassung zu schreiben - so verworren sind die einzelnen Handlungsstränge, so zahlreich die Figuren, so undurchsichtig ihre Motive. Aber gerade diese Vielfalt, die in den ersten Kapitel noch etwas verwirrend wirkt, ist der wahre Schatz dieses Buches. Alles hängt irgendwie zusammen und nach und nach tun sich Verbindungen auf, von denen man nicht gedacht hätte, dass sie auch nur im Entferntesten irgendwie einen Bezug haben könnten. In einem grandiosen temporeichen Finale schließlich führen alle diese Linien zusammen und wie ein Puzzle setzt sich alles zusammen. Der leichte übersinnliche Touch des Buches ist ein wundervolles Extra, ein Kribbeln und Gruseln - was ist echt, was nicht... Der Autor baut oftmals Spannung auf um dann am Höhepunkt abzubrechen und zunächst mit einem anderen, doch eng verknüpften, Handlungsstrang weiterzumachen, so dass man nicht anders kann, als einfach weiter zu lesen. Die Auflösungen folgen oft quälend langsam - doch gerade das macht einen großen Reiz aus.

Die Figuren sind vielschichtig und lebendig, ich liebe Merrily und Jane, war misstrauisch gegenüber Rowenna und habe mit dem armen, oftmals unglücklichen Lol gefühlt (von dem ich schwer hoffe, dass in späteren Bänden ein wenig mehr Ordnung in sein Leben kommt, der arme Kerl - schon alleine mit *der* Abkürzung seines Namens, fast eine Lachnummer). Alle handeln verständlich und menschlich und nicht so nervtötend irrational wie in vielen anderen Büchern.

Der Einband zeigt die Kathedrale von Hereford, ein winterlich-kalter, beunruhigender Ort, der Name des Autors wirkt wie mit Blut geschrieben und verwischt (und fühlt sich, so erhaben, toll an). Alles in allem sehr stimmungsvoll. Die Kapitel sind gerade lang genug, dass viel in ihnen passiert, aber doch so kurz, dass man schnell weiterliest, "nur noch ein Kapitel, ist ja nicht so lang".

Im Prinzip habe ich für die Kirche und das ganze Drumherum nicht viel übrig (und habe mich daher ein wenig in Jane wiedergefunden), aber das störte in diesem rundum spannenden Buch keine Sekunde. Vielmehr waren die Einblicke in Kirche und den quasi dazugehörigen Satanismus höchst spannend. Ich habe das Buch verschlungen und nicht einmal fünf Tage (bzw. Abende) für die guten 600 Seiten gebraucht. Mehr davon!

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

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