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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
anonymus
Wohnort: 
Norddeutschland
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 18 Bewertungen
12
Bewertung vom 12.03.2023
Feuer
Pourchet, Maria

Feuer


gut

Ein in Frankreich viel gelobter Roman, der u.a. für den Prix Goncourt nominiert war. Eigentlich erstaunlich, denn es handelt sich um eine ganz gewöhnliche Geschichte über einen Ehebruch mit wenig sympathischen Romanfiguren. Die beiden Liebenden kommen abwechselnd zu Wort. Laure ist Dozentin an einer Universität, verheiratet, in der Ehe gelangweilt, zwei Töchter; Clément ist gelangweilt von seinem Job als Banker, Junggeselle, depressiv, Besitzer eines riesigen Hundes, den er über alles liebt. Sie haben nichts gemeinsam: Sie sucht Liebe, er Sex. Ihre Beziehung ist elektrisierend. Gespräche sind zwischen ihnen nicht möglich. Das muss schlecht ausgehen …

Die gewählte Erzählweise ist besonders. Als Offstimmen hört Laure ihre Mutter und Großmutter ihre Handlungen kommentieren, sie erzählt in der zweiten Person Singular; Clément wiederum wendet sich in direkter Ansprache an seinen Hund und beschwert sich über seine Mutter, die ihn nie geliebt hat, was seine emotionalen Defizite erklärt. Mit manchmal schwarzem Humor werden Scheinheiligkeiten in den familiären und beruflichen Beziehungen angeprangert. Die rebellische älteste Tochter von Laure setzt noch einen drauf. Der makabre Ausgang der Geschichte ist komplett unerwartet.

Bewertung vom 27.01.2023
Die Zeit, die vor uns liegt
Barbal, Maria

Die Zeit, die vor uns liegt


sehr gut

In ruhigem, bedächtigem Erzählstil präsentiert uns die Autorin eine sich anbahnende Liebesgeschichte zweier über 60jähriger. Er ist Witwer und hat den Kontakt zu seinem Sohn verloren, sie lebt schon seit vielen Jahren in einer von Gleichgültigkeit geprägten Ehe. Bei einem gemeinsamen Yoga-Kurs lernen sie sich kennen. Beide wissen, dass sie zunächst ihre Vergangenheit aufräumen müssen, bis sie frei für den anderen sind. Doch das fällt ihnen schwer.

Es wird gut dargestellt, dass ein Neuanfang im Alter nicht unbedingt einfach ist. Gefallen hat mir, dass hier einmal über ein Paar jenseits der Lebensmitte erzählt wird, noch dazu abwechselnd aus der Perspektive eines jeden Partners. Dazu passt der ruhige Grundton der Geschichte.

Nur schade, dass das Buch keinen größeren Umfang hat.

Bewertung vom 04.12.2022
Der Anfang von morgen
Liljestrand, Jens

Der Anfang von morgen


weniger gut

Dieses Buch zu lesen, ist mir nicht leicht gefallen. Das lag nicht so sehr am Umfang des Buches, das immerhin 541 Seiten umfasst und durchaus hätte komprimiert werden können, als vielmehr an der übertrieben dystopischen Weise, in der sich der Autor des aktuellen Themas der Klimakrise annimmt. Aus ihm macht er ein Weltuntergangsszenario, wodurch die Lektüre sehr bedrückend ist, zumal das Geschilderte sich zeitlich unmittelbar anknüpft an eine weitere Krise und auf sie auch eingeht, die Pandemie. Ich als Leserin möchte durch ein Buch auch unterhalten werden und hätte mir gewünscht, dass die Geschichte Hoffnung verbreitet angesichts der Klimakatastrophe und am Beispiel der Romanfiguren aufzeigt, wie mit den zu erwartenden Veränderungen gelebt werden kann. Vermisst habe ich neben etwas sympathischeren Figuren den sich durch die Geschichte ziehenden roten Faden. Vier Abschnitte geben die Sichtweisen von vier Protagonisten wieder, zwischen denen eine lose Verbindung besteht. Sie führen alle ein Leben, das mit dem eines Durchschnittsmenschen nicht viel zu tun hat und deshalb nicht sehr realitätsgetreu ist. Es wird sich zu sehr in nebensächlichen Kleinigkeiten verfangen. Interessant fand ich allein zu lesen, zu was Menschen in Notsituationen fähig sind.
So wichtig es auch ist, den Klimawandel in Buchform zu behandeln, dieses Buch kann ich diesbezüglich nicht unbedingt empfehlen

Bewertung vom 24.07.2017
Als die Träume in den Himmel stiegen
McVeigh, Laura

Als die Träume in den Himmel stiegen


ausgezeichnet

Vor dem Hintergrund der zahlreichen Flüchtlinge aus u.a. Syrien, Irak, Afghanistan gewinnt das Buch an besonderer Aktualität und spricht vor allem all diejenigen an, die sich für die Geschichte Afghanistans in den 80er/90er Jahren unter dem weichenden Einfluss der Sowjets und den erstarkenden Taliban interessieren.
Das Schicksal ihrer Familie in dieser Zeit bereitet uns die ca. zwölfjährige Ich-Erzählerin Samar auf. Mit ihren Eltern und mehreren Geschwistern verlässt sie fluchtartig ihr Haus in Kabul, um bei den Großeltern in einem Bergdorf im unzugänglichen Hindukusch unterzukommen, wo sie die letzten glücklichen Jahre ihrer Kindheit verbringen darf. Dann wird die Familie nach dem Erstarken der Taliban und einem schlimmen Erdbeben auseinandergerissen und Samar begibt sich auf eine Odyssee in ein pakistanisches Auffanglager, dann nach Kabul und schließlich nach Tadschikistan, wo sie die Transsibirische Eisenbahn als blinder Passagier besteigt. Im Zug beginnt sie die Geschichte ihrer Familie niederzuschreiben, getreu ihrem Vornamen, denn Samar bedeutet Geschichtenerzählerin. Das Niederschreiben ihrer Erinnerungen gibt ihr Hoffnung und Mut durchzuhalten.
Angesiedelt ist die Geschichte auf mehreren zeitlichen Ebenen. Die Fahrt in der Transsibirischen Eisenbahn spielt in der Gegenwart. Von ihr wird auf die Vergangenheit zurückgeblendet. Die Zugfahrt hat eine ganz besondere Bedeutung, was der Leser aber erst nach geraumer Zeit erkennen kann. Nur so viel sei verraten – die Grenzen zwischen Realität und Fantasie werden flüssig. Aus Samars kindlicher Perspektive erzählt, lässt sich die Geschichte unschwer lesen, wenngleich es überhaupt nicht um leicht verdauliche Kost geht (Stichwort Gräueltaten der Taliban wie Steinigung einer vermeintlichen Ehebrecherin oder unmenschliche Zustände im Flüchtlingslager). Die gewählte kindliche Sichtweise lässt einen auch die verworrenen politischen Verhältnisse in Afghanistan mit seinen zahlreichen Gruppierungen verstehen, führt Samar doch schlicht und ihrem Verständnis entsprechend an sie heran. Eine Botschaft vermag das Buch hervorragend zu vermitteln: Alles ist möglich und es gibt Hoffnung, auch wenn alles ausweglos erscheint.
Das Buch bekommt von mir eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 02.12.2015
Süße Österreichische Küche
Rieder, Bernie

Süße Österreichische Küche


ausgezeichnet

Wer vielleicht schon Bernie Rieders „Österreichische Küche- Reloaded“ in seinem Kochbuchregal stehen hat, sollte sein weiteres Buch unbedingt dazustellen. Mit dem manchmal geäußerten Kritikpunkt am erstgenannten Buch, es biete zu wenig Vorschläge zum Thema Dessert, wird nun gründlich aufgeräumt. Ganze 281 Seiten widmen sich ausschließlich dem Thema Süßspeisen. Zu finden sind österreichische Klassiker wie Kaiserschmarrn, Palatschinken, Guglhupf, Knödel, aber auch neue ungewöhnliche Kreationen wie Schokoladentarte mit Chili, Maroni-Kardamom-Guglhupf oder Kürbiskernöl-Marmorgugelhupf-Tiramisu, manche noch mit verschiedenen Variationen. Da läuft einem schon beim Lesen das Wasser im Mund zusammen. Aber auch dem Durst lässt sich mit einigen Getränkevorschlägen beikommen (Sirup, Eistee, Eiskaffee). Man sollte sich einfach von den vielen Süßspeisen- (und –getränke-)bezeichnungen im vorangestellten Inhaltsverzeichnis inspirieren lassen, wenngleich es für mich keine systematische Ordnung erkennen lässt. Die Rezepte sind wie allgemein üblich in eine Zutatenliste und eine genaue Zubereitungsanleitung unterteilt. Angaben zur Zubereitungsdauer fehlen allerdings. Als aus Deutschland kommende Nutzerin bin ich dankbar, gelegentlich auf das im Anhang befindliche nützliche Glossar Österreichisch-Deutsch vorblättern zu können, um in Erfahrung zu bringen, dass Staubzucker Puderzucker und Germ Hefe ist. Die optische Gestaltung ist liebevoll und gelungen. Alle Süßspeisen sind großformatig abfotografiert; gelegentlich werden private Bilder des Autors und seiner Familie eingefügt. Zusammengehalten wird das Ganze durch einen robusten, küchengeeigneten festen Einband ohne Schutzumschlag.
Vielleicht ist das Buch nicht unbedingt für jemanden, der einfache Rezepte zubereiten mag. Experimentierfreudige Backliebhaber kommen aber auf jeden Fall auf ihre Kosten.

Bewertung vom 01.12.2015
Meine amerikanische Freundin
Halberstadt, Michèle

Meine amerikanische Freundin


sehr gut

Die - bis auf den Initialbuchstaben M namenlos bleibende - Pariser Erzählerin dieses Romans und ihre Freundin Molly aus New York sind seit gemeinsamer Tätigkeit in der Filmbranche zu engen Freundinnen geworden. Eines Tages fällt Molly nach einem Gehirnaneurysma ins Koma. Verrückt vor Sorge, schreibt M am Computer eine Art Tagebuch, das sie später Molly zum Lesen geben will und das Gedanken über ihre Freundschaft sowie das eigene alltägliche Leben enthält. Nach drei Monaten wacht Molly auf, halbseitig gelähmt, mit eingeschränktem Gedächtnisvermögen und veränderter Persönlichkeit, ohne Lebensmut. Ob M die Freundin ins Leben zurückholen kann?

Dieser Roman umreißt im Wesentlichen zwei Themenkomplexe. Zum einen wird sehr behutsam auf das Thema Krankheit eingegangen, vor allem was sie indirekt für die Umgebung des Kranken bedeutet: vom Schock über die Hiobsbotschaft des Unglücks über den Kummer hinsichtlich der Diagnose bis hin zur schmerzhaften Erkenntnis, dass derjenige, den man gekannt hat, nicht mehr derselbe ist. Das ist eine Situation, in die jeder von uns geraten könnte und die sehr zum Nachdenken anregt. Zum anderen rückt das Thema Freundschaft in den Focus. Sehr sensibel wird über die Grenzen einer Freundschaft sinniert, an die man niemals stoßen möchte. Quer durch den Roman finden sich immer wieder passende, schöne Gedanken zu dem, was Freundschaft ausmacht. In bleibender Erinnerung ist mir etwa die Passage, in der sich M selbst so viele Antworten auf die Frage gibt, warum sie und die so andersartige Molly Freundinnen sind. Etwas störend empfinde ich, dass etwa ab der Mitte der Geschichte ein vermeintliches außereheliches Verhältnis von M’s Mann an Bedeutung gewinnt.
Der mit nur 152 Seiten recht kurze Roman lässt sich zügig lesen. Seine Sprache ist kurz und knapp gehalten. Die direkte, intensive Ansprache von Molly durch M wirkt belebend.

Ein Buch, das ich gerne empfehle.

Bewertung vom 25.10.2015
Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich
Jaud, Tommy

Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich


ausgezeichnet

Tommy Jaud ist ja als Comedy-Autor bekannt. Aus seiner Feder stammen etwa „Vollidiot“ oder „Hummeldumm“. In diese Reihe fügt sich das vorliegende Buch bestens ein, wenngleich es völlig andersartig ist. Es ist nicht als Roman im eigentlichen Sinne einzustufen, am ehesten noch als satirischer Ratgeber.

Jaud erfindet den Enddreißiger Sean Brummel, der in Kalifornien unglücklich verheiratet und unzufrieden im Job ist. Als er zufällig erkennt, dass Grund für sein gesamtes Unglück maßloses Müssen ist, macht er sich frei von allen Verpflichtungen und verwirklicht seine Träume. Er macht den Satz „Einen Scheiß muss ich (kurz ESMI)“ zu seinem Lebensmotto, über das er dann dank der Anregung der von ihm gefundenen passenden Frau ein Buch schreibt, eben das vorliegende. Grundessenz von Seans Erkenntnissen ist, dass wir 99 Prozent der Dinge, die wir tun, gar nicht tun müssen. Dass wir sie dennoch tun, liegt an dem Muss-Monster, das uns ein schlechtes Gewissen einimpft. Dem lässt sich mit der Formel ESMI entgegenwirken.

Sean handelt sodann sechs Lebensbereiche (sie entsprechen den Kapiteln) ab - Gesundheit, Ernährung, Erfolg, Freizeit, Gesellschaft und Sinn des Lebens. Anhand von Beispielen aus seinem eigenen Leben oder dem Dritter zeigt er auf, um wieviel besser es doch ist, sich keinen Zwängen zu unterwerfen. Das erfolgt humorvoll, ironisch, überspitzt, mit der Sprache spielend, häufig auch (pseudo)wissenschaftlich untermauert und auf Zitate zurückgreifend. Kurz gesagt, das Ganze ist einem Comedy-Autoren würdig. So unsinnig und abstrus Seans Thesen meistens auch sind, den Kern des Problems erkennt er recht gut. Und so verwundert es nicht, dass man ihm im tiefsten Innern Recht gibt. Denn ist es nicht wirklich so, besser keinen Sport zu treiben, weil er erst Stress fördert („Früher hat man sich seine Laufschuhe angezogen und ist eine halbe Stunde durch den Park gelaufen. Duschen und fertig. Heute muss der iPod aufgeladen sein, die Playlist aufgespielt und die Fitness-App upgedatet. Der Energieriegel verspeist, der Pulsgurt umgeschnallt und der Gore-Tex-Windbreaker übergestreift. … Wo sind die Kopfhörer? … Warum hat der iPod nur 9 Prozent Akku … ? Wo ist die High-Tech-Unterhose, die nich so schubbern tut und wo die Carbon-Einlagen für den bösen Fuß? Wie krieg ich den Kopfhörer entknüddelt …? … als ich noch der Meinung war, ich müsse regelmäßig laufen, war ich schon vor dem Joggen so fertig, dass ich erst gar nicht loslief, sondern gleich duschen ging“ (S. 49,50)? Oder sollten wir nicht wirklich Hausarbeit am Wochenende liegen lassen und dieses besser nutzen, um unsere Akkus für die neue Woche aufzuladen - „Wenn wir es mit unsinnigen Aufgaben wie Hausarbeit und Besorgungen vollstopfen, sei das genauso, als zögen wir bereits bei einer Akkuladung von 37 Prozent den Ladestecker wieder aus unserem Smartphone.“ (S. 196, 197)? Diese beiden Zitate zeigen recht gut, wie das Buch gestrickt ist und worauf sich der Leser einlassen wird.

Hoffentlich entgegnet jetzt keiner ESMI, wenn ich sage „Ihr müsst dieses Buch einfach lesen“.

Bewertung vom 17.11.2012
Wir sind doch Schwestern
Gesthuysen, Anne

Wir sind doch Schwestern


ausgezeichnet

Das Gerüst der Erzählung bilden die Vorbereitungen der 84jährigen Katty Franken für den 100. Geburtstag ihrer Schwester Gertrud im Jahr 1994 auf dem Gut Tellemann in Wardt bei Xanten am Niederrhein. Auch die dritte Schwester Paula, 98 Jahre alt, ist zugegen.

Mit dem Tellemannshof sind für alle drei Erinnerungen verbunden. Daher sind in die Rahmenhandlung Geschichten aus der Vergangenheit eingebettet, die sich durch das ganze 20. Jahrhundert ziehen. Diese Geschichten werden aus den wechselnden Perspektiven der Schwestern erzählt und informieren so den Leser allumfassend. Durch den stetigen Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit wirkt die Erzählung recht lebendig.

Allen Geschichten ist gemeinsam, dass sie bewegend und komisch geschrieben sind: Bewegend, weil viele ernste Themen angesprochen werden; komisch, weil lustige Anekdoten eingestreut sind.

Zu den ernsten Themen gehören Alter und Tod. So wird immer wieder auf die Altersgebrechen (Blindheit und Schwerhörigkeit) der Schwestern eingegangen, aber durchaus humorvoll. Es ist die Rede vom Schwindsuchttod ihrer Mutter, dem Suizid ihres bei homosexuellen Handlungen ertappten Cousins, den tragischen Unfalltoden ihrer kleinen Neffen, woran deren Vater zerbrach, dem Fallen von Heinrichs einzigem Sohn Theodor in den letzten Kriegstagen 1945.

Von den lustigen Anekdoten ist mir z.B. in Erinnerung geblieben, wie sich Kattys auf Tellemannshof unerwünschter Verehrer vor Heinrich in einem Schrank versteckt und er seine Flucht über den Hinterausgang antreten soll. Dabei wird er gewarnt " … pass auf, hinten auf der Weide läuft der Stier frei rum. Mit deinem hochroten Kopf wird er dich schon von Weitem sehen" (S. 198).

Der Roman bietet dem Leser viel historisches und politisches Wissen über das Deutschland des 20. Jahrhunderts. Anhand des männlichen Protagonisten Heinrich wird ein gutes Bild der Parteienlandschaft in Deutschland, insbesondere der CDU, vermittelt. Das Thema Antisemitismus wird anhand Gertruds zweitem, jüdischem Verehrer Karl aufgegriffen. Interessant ist auch das anhand von Paulas geschiedenem, homosexuellem Ehemann Alfred in den Fokus gerückte Thema Homosexualität, die ja bis 1994 strafbar war.

Für weibliche Leser soll betont werden, dass es sich auch um einen Liebesroman handelt. Wie ein roter Faden zieht sich durch das Buch Gertruds Liebe zu Franz. Sie wird von seinem Bruder Heinrich als nicht standesgemäß abgelehnt und findet durch Franz' tragischen Tod im 1. Weltkrieg ein Ende. Dafür gibt Gertrud unerbittlich Heinrich bis zu dessen Lebensende die Schuld - was auch ihr Verhältnis zu Katty zeitlebens trübt. Rührend geschildert ist auch die ebenfalls nicht standesgemäße Liebe zwischen Katty und Heinrich, letztlich ebenfalls unerfüllt.

Die weiblichen Protagonisten sind allesamt starke Frauen mit eigener Persönlichkeit. Die Ursache dürfte in der zur damaligen Zeit ungewöhnlichen liberalen Erziehung durch den Vater zu finden sein. Eine ebenso starke Persönlichkeit ist der männliche Gegenspieler Heinrich Hegmann, Politiker und Machtmensch durch und durch, dessen zutreffend wiedergegebene Vita sich bei Wikipedia nachlesen lässt.

Über allem steht die unerschütterliche Zusammengehörigkeit von Katty, Paula und Gertrud. Zwar haben alle zu ihrem Lebensende hin das Bedürfnis , noch einmal reinen Tisch zu machen. Sie erkennen aber, dass sie doch Schwestern sind. Deshalb ist auch der Buchtitel treffend gewählt. Er findet sich auch in zwei Textstellen wieder (S. 111, 352).

Kurzum, eine lebendige Erzählung, die uneingeschränkt für Leser aller Art zu empfehlen ist.

9 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

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