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Sikal
Wohnort: 
Österreich

Bewertungen

Insgesamt 1155 Bewertungen
Bewertung vom 26.03.2022
Grado
Lux, Claudia

Grado


ausgezeichnet

Urlaubsfeeling pur

Gleich wenn man den Buchdeckel aufschlägt, stolpert man über zehn Highlights für den Grado-Besuch. Und da merkt man schon – ein Wochenende ist eindeutig zu kurz, um alle Vorzüge zu genießen, die dieses Kaleidoskop an Eindrücken mit sich bringt.

Anfangs erfahren wir einiges über die Geschichte, u.a. die Habsburgerzeit als auch schon der Kaiser selbst Grado zum Urlaubsdomizil erkoren hatte. Das hat sich nicht geändert und so zählt Grado immer noch zu einem beliebten Urlaubsziel, bei dem wohl jeder auf seine Kosten kommt: ob Kulturliebhaber, Strandhocker oder der Genießer der vielfältigen Küche.

Die Autorin Claudia Lux gibt mit diesem Reiseführer einen guten Einblick und zeigt auch in dieser Neuauflage das ganz besondere Flair.

Wir erhalten einen Überblick über Kleinode, genauso wie wir über Shoppingangebote oder Flaniermailen erfahren. Radtouren, eine Meerwassertherme oder einen Ausflug in die Umgebung. Wie gesagt – ein Wochenende ist eindeutig zu kurz für die Vielfalt, die Grado zu bieten hat.

Natürlich dürfen auch praktische Angelegenheiten in keinem Reiseführer fehlen und so erfahren wir nützliche Telefonnummern, Restauranttipps (und gleich auch noch Rezepte dazu), traditionelle Besonderheiten, Verkehrsregeln und einige Eigenheiten, wie beispielsweise Badekleidung in der Sauna.

Ein rundum gelungener Ausflug in den sonnigen Süden, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 23.03.2022
Zauberberge - Als es die Dichter und Denker auf die Schweizer Gipfel zog
Lesti, Andreas

Zauberberge - Als es die Dichter und Denker auf die Schweizer Gipfel zog


ausgezeichnet

Eine Zauberbergwelt

Andreas Lesti will uns in den Zauber der Schweizer Bergwelt entführen und muss gleich mal aufgrund der Corona-Pandemie einbremsen und sein Vorhaben verschieben. Dafür finde ich, wird man als Leser belohnt – denn angeblich braucht Gut Ding Weile …

Lesti nimmt uns mit nach Davos, Sils Maria, St. Moritz und Zermatt, wo wir mit ihm gemeinsam auf den Spuren von Thomas Mann, Theodor Adorno, Friedrich Nietzsche und Richard Wagner wandern dürfen. Durch Zufall wurde entdeckt, dass es keine Tuberkulosekranken in Davos gibt und so wurde der Kurort-Tourismus angekurbelt. Dass diese Kur für Otto-Normalverbraucher natürlich nicht leistbar war, versteht sich von selbst. Doch diverse Dichter und Denker nutzten die Gunst der Stunde und verfielen den Zauberbergen.

Der Autor ist begeisterter Alpinist und schreibt mit einer solchen Begeisterung, dass man meint, der Zauber der Berge müsste nun auf alle überspringen. Wie in einem Kaleidoskop wirft er Fragen auf, punktet mit literarischen Einschüben, Historischem und Kulturellem. Mit einem Hauch Poesie und eine ordentlichen Prise Humor folgen wir diesen Erzählungen und lassen uns anstecken von einer Zauberbergwelt, die seinesgleichen sucht.

Ein rundum gelungenes Büchlein, das ich sehr genossen habe und dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 22.03.2022
Gejagt im Eis
Hauge, Odd Harald

Gejagt im Eis


gut

Spannende Jagd im ewigen Eis von Spitzbergen

Eine Schneemobiltour auf Spitzbergen zu unternehmen mag für den einen oder anderen mit Sicherheit ein Highlight in der Urlaubsplanung sein. Für Martin Moltzau ist es jedoch das, womit er sein tägliches Brot verdient.

Wenn man von etwas leben muss, sieht man vielleicht nicht ganz so genau hin. So kann es schon einmal vorkommen, dass die Schrulligkeit einer Familie zwar im ersten Moment irritiert, man sich weiter aber keine Gedanken darüber macht. Es gehört eben zum Job, auch solchen Menschen die Schönheiten Spitzbergens zu zeigen. So ergeht es auch dem Protagonisten in Harald Hauges Roman. Zumindest solange bis die Geschichte eine Wendung nimmt, die sich der Tourguide in seinen kühnsten Träumen nicht vorzustellen vermochte.

Den Plan der Familie in ein verlassenes Bergbaudorf zu gelangen, ist für Martin Moltzau noch nachvollziehbar. Dort zieht es schließlich oftmals Touristen hin. Als jedoch das Wetter umschlägt, einer seiner Schlitten zu Bruch geht und die Familie immer noch daran festhält nach Pyramiden gebracht zu werden, beginnt Martin einiges zu hinterfragen. In der Bergbaustadt angelangt, beginnt für den Guide jedoch die wirkliche Herausforderung. Gejagt von einem Trupp russischer Agenten muss er die Familie gesund zurück bringen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Bis zu dieser Wendung hat der Leser durchaus das Gefühl, dass sich daraus eine große politische Erzählung entwickeln könnte. Leider passieren aber nun immer mehr Dinge, die wenig glaubwürdig zu sein scheinen. Die folgenden Kapitel wirken etwas holprig und konstruiert. Man neigt dazu, die Verfolgungsszenen als Angeberei des Autors zu werten. Ebenso wie den Fortgang der Geschichte.

Nimmt man diesen Teil nicht allzu ernst, so hat man dennoch eine spannende Geschichte in der Hand und kann sich nach der Lektüre immer noch über die geopolitischen Machenschaften im ewigen Eis Gedanken machen. 3 Sterne

Bewertung vom 20.03.2022
Doppelporträt
Pleijel, Agneta

Doppelporträt


ausgezeichnet

Ein außergewöhnlicher Roman

London, 1969: Agatha Christie soll sich anlässlich ihres 80. Geburtstages porträtieren lassen. Niemand geringerer als Oskar Kokoschka wurde von ihrer Familie ausgewählt. Christie, abgeneigt gegen dieses Porträt im Allgemeinen und nach dem ersten Kennenlernen ist sie auch abgeneigt gegenüber Kokoschka, der sie mit seiner Selbstsicherheit überrollt. Nichtsdestotrotz werden sechs Sitzungen vereinbart, in denen es vorrangig um Whiskey, persönliche Geschichten, Ängste und Leidenschaften geht.

Bevor Kokoschka zum Pinsel greift, muss er einiges über die Persönlichkeit der Porträtierten erfahren, doch die Schriftstellerin gibt nichts über sich selbst preis. Die beiden unterschiedlichen Charaktere umkreisen sich anfangs oberflächlich bis Kokoschka anfängt von sich zu erzählen und Christie neugierig wird und nachzufragen beginnt.

Wir erfahren amüsante Anekdoten, skurrile Geschichten und historische Fakten. Kurios ist die Geschichte rund um Alma Mahler-Werfel, von der Kokoschka verlassen wird und der sich dafür eine lebensgroße Alma-Puppe anfertigen lässt.

Diese sechs Porträtsitzungen erzählen von den Annäherungen der beiden Künstler, aus denen letztendlich eine Freundschaft hervorgeht und weiterer Kontakt bestehen bleibt.

Die Gespräche der beiden Künstler könnten tatsächlich so stattgefunden haben. Die Autorin Agneta Pleijel hat hier einen ungewöhnlichen Roman geschrieben, von dem man sich gerne mitreißen lässt.

Zwei faszinierende Persönlichkeiten, denen ich gerne noch weiter gefolgt wäre. 5 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.03.2022
Coup
Palinkas, Johann

Coup


ausgezeichnet

Zukunftsszenario oder doch nicht?

Ein russischer Kampfjet wird über der Ostsee abgeschossen. Dieses Szenario scheint die Europäische Union in ein Chaos zu stürzen. Während sich Polen und das Baltikum Unterstützung von Deutschland erwarten, haben die Politiker dort mit ganz anderen Dingen zu kämpfen. Als nachgewiesen wird, dass der deutsche Kanzler von Russland erpresst wird, ist dessen Zeit als Politiker vorbei. Doch kann sich die Vizekanzlerin beweisen und das Land aus der Krise führen? Viel Zeit zum Überlegen bleibt nicht, denn das Militär plant einen Putsch, um an die Macht zu kommen und zieht dabei alle Register.

Der Autor Johann Palinkas zeigt in seinem Debüt wie instabil das politische System ist, wie schnell die Demokratie in Gefahr kommen kann. Derzeit ein brandaktuelles Thema.

Das Spiel mit Macht, Intrigen und Korruption ist ein gefährliches, wie man immer wieder erfährt. Und dass so manche Chatnachricht zum Verhängnis werden kann, mussten auch schon einige Politiker am eigenen Leib erfahren. Spannend eingebunden finde ich die Rolle der Medien und welche Wendungen es oft von einer Minute zur anderen gibt.

Die Geschichte ist über mehrere Handlungsstränge aufgebaut. Einerseits liest man über Julius Graf, einen Adjutanten des Generals Tröpke, den Initiator des Putsches. Andererseits liest man über die Journalistin Emilia Berg, die Grafs Freundin ist und von Verteidigungsminister Schnarr angehalten wird, positive Stimmung in den Medien über seine Person zu machen. Richard Hartig, deutscher Botschafter in Riga, versucht von seiner Seite die Ereignisse zu stoppen während der Soldat Sablinski nicht genau weiß auf welcher Seite er stehen soll.

Vielleicht sind so manche Szenarien etwas weit hergeholt, hätte man vor einigen Monaten noch denken können. Doch mittlerweile weiß man wieder wie rasch in der Politik alles anders sein kann und wie schnell mitten in Europa ein Krieg ausbrechen kann.

Der Autor hat hier ein spannendes Szenario aufgebaut, welches gegen Ende noch an Tempo zulegt.
Ein Politthriller, der realitätsnah und authentisch, packend und auch erschreckend daherkommt. Ein Szenario, dem wir uns hoffentlich niemals stellen müssen. 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 18.03.2022
Dr. Melchiors lustige Tiere
Köhlmeier, Michael

Dr. Melchiors lustige Tiere


sehr gut

100 Tiere in 100 Gedichten

Michael Köhlmeier präsentiert hier mit spitzer Feder – pardon Zunge – tierischen Wortwitz vom Feinsten. Dabei dürfen wir einem ganzen Zoo folgen, Skurriles, Unterhaltsames, Nachdenkliches und Originelles erleben.

Köhlmeiers pointenreiche Gedichtsammlung nimmt uns mit in ein literarisches Kabarett aus mehr oder weniger humorvollen Spinnereien, bei denen wir auf die unterschiedlichsten Tiere treffen oder so manchem Politiker begegnen.
Querbeet durch die Welt der Fauna lesen wir Anekdoten über Giraffen, Affen, Frösche, Saurier, Fische, Bären oder auch Stubenfliegen. Herrlich!

Eine kleine Kostprobe:
Der Bundespräsident isst heut
gebrat’nen Barsch mit Salz bestreut.
Mit seinem Finger bohrt er dann
dem Reim zum Trotz im Backenzahn.

Illustriert wurde dieses Buch von Köhlmeiers Sohn Lorenz Helfer und diese monochromen, fast wie skizziert hingeworfenen Abbildungen fügen sich perfekt in diese tierische Harmonie ein.
Das Büchlein ist sehr hochwertig gebunden, hat ein Lesebändchen und ist sicherlich ein willkommenes Geschenk.

Für mich ein unterhaltsames Leseerlebnis, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Bewertung vom 13.03.2022
Panzerschloss
Aigelsperger, Lisa

Panzerschloss


sehr gut

Ein Märchen – oder doch nicht?

Mittlerweile hat die Autorin Lisa Aigelsperger bereits den dritten Band der Reihe „Was wir mit dem Herzen sehen“ herausgebracht. Dieses Mal erzählt Fynn eine Geschichte über Panzer und Schlösser, natürlich über eine Prinzessin und einen Räuber.

Während man anfangs einem Streitgespräch folgt und die Kinder in den Wald begleitet wo diese erstmals einen Panzer sehen, fühlt man sich in einem beklemmenden (weil derzeit so aktuellem) Szenario. Doch dann wendet sich das Blatt und Fynn nimmt uns mit in ein Fantasia-Land, wo Menschen miteinander reden, sich zusammensetzen und diskutieren – und dorthin wo Kinder das Sagen haben, die so viel klarer Denken als die Erwachsenen und zeigen wie es funktioniert, wenn zwei Meinungen aufeinander treffen. Dazu noch einige märchenhafte Elemente und fertig ist der Traum vom Frieden. Leider ist es in der Erwachsenenwelt nicht ganz so einfach…

Die Autorin schreibt mit einem poetischen, kindgerechten Schreibstil. Einfache Sprache, kurze Absätze und keine Schachtelsätze lassen schon die Jüngsten der Geschichte folgen.
Die Illustrationen von Beatrice Cozzolino sind fantasievoll und nicht überladen.

Ein liebevoll gestaltetes Buch über ein Thema, das leider derzeit aktuell ist. Um Kindern Panzer und Soldaten zu erklären, finde ich das Buch sehr passend. 4 Sterne

Bewertung vom 13.03.2022
connect
Mengeler, Thea

connect


ausgezeichnet

Brisantes und aktuelles Thema

Die Protagonistin Ava scheint in einem erfolgreichen Leben zu stecken. Sie arbeitet als Werbedesignerin in einer Agentur, hat eine schöne Wohnung und einige Freunde sowie den Rückhalt ihrer Familie. Von außen betrachtet, scheint Ave es „geschafft“ zu haben – Erfolg, finanzielle Sicherheit … Alles Dinge, die in unserer Gesellschaft zum „Glücklich-sein“ reichen. Doch Ava scheint in einem Hamsterrat gefangen zu sein, steht am Rande eines Burnouts und kämpft mit den ausbeuterischen Arbeitsbedingungen.

Als Ava durch Zufall auf Lina trifft, kommt sie mit „Connect“ in Berührung. Einer Gemeinschaft, die den Menschen in den Fokus rückt und sich vom ungesunden digitalen Lebensstil abwendet. Es scheint, Ava hat nun für sich einen Weg aus ihrem Hamsterrad gefunden und gibt Connect immer mehr Raum in ihrem Leben. Als sich Ava auch von ihrer Familie und ihren Freunden zurückzieht, ergreifen diese Maßnahmen, um Ava aus den Fängen dieser Sekte zu befreien. Doch ist Connect tatsächlich eine Sekte oder einfach eine Möglichkeit, ein alternatives Leben zu führen? Hat nicht jeder Mensch selbst das Recht, diese Entscheidung über sein Leben zu treffen?

Die Autorin Thea Mengeler hat mit ihrem Debütroman „Connect“ einen Denkanstoß geliefert. Man fragt sich immer wieder, ob man selbst gefeit vor solchen Manipulationen und Gehirnwäschen wäre. Wie würde es aussehen, wenn die eigene Freundin, Schwester, Tochter, … was auch immer … in die Fänge einer Sekte geraten würde? Hätte man überhaupt eine Möglichkeit eine Person wieder daraus zu befreien? Wie würde man selbst handeln, um jemandem zu helfen (wenn derjenige das auch gar nicht möchte)?

Ein brillant umgesetztes Thema, das aufzeigt, mit welchen Methoden Sektenführer arbeiten und wie einfach es ist, Menschen zu manipulieren. Dabei möchte man meinen, intelligente und aufgeschlossene Menschen sind einem solchen Szenario nicht so leicht ausgeliefert. Doch Ava zeigt hier das genaue Gegenteil auf – sie ist intelligent und aufgeschlossen.

Der Schreibstil der Autorin fesselt und baut den Spannungsbogen nach und nach auf, dem man bis zum Ende nicht mehr entkommt.

Ein gesellschaftskritischer und aktueller Roman, dem ich sehr gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 27.02.2022
Viral. Blutrausch
Benecke, Mark

Viral. Blutrausch


gut

Ungewöhnliche Morde

Es werden kurz nacheinander zwei Frauenleichen gefunden, die der Polizei ein Rätsel aufgeben. Durch minimale Schnitte wurde den Toten ihr ganzes Blut abgepumpt und sie wurden ungewöhnlich ausgestellt. Schnell wird in den Medien von Schneewittchen-Morden gesprochen, doch bald wendet sich das Blatt und man hört nur mehr von Vampir-Morden… Privatermittler Bastian Becker wird engagiert und soll die Polizei bei der Aufklärung unterstützen. Doch Becker schleppt ein Problem aus seiner Vergangenheit mit und kommt mit der bremsenden Recherche nur schlecht zurecht. Mit seinen ungewöhnlichen Methoden macht er sich nicht nur Freunde und ist Einzelkämpfer statt Teamplayer.

In der Zwischenzeit verbreiten sich Verschwörungstheorien im Netz und bringen die Polizei zusätzlich unter Druck. Als Becker ein Video zugespielt bekommt, scheinen sich die Ereignisse zu überschlagen.

Autor Mark Benecke ist durch das Schreiben von Sachbüchern bekannt. Mit seinem ersten Krimi legt er eine ungewöhnliche Tötungsvariante vor und lässt sich vom Querdenker-Mythos leiten. Dass das Thema gerade sehr aktuell ist, veranlasst Autoren, dieses auch in ihre Geschichten einzubauen – muss das sein?

Der Schreibstil ist flüssig, liest sich locker und lässt die Seiten verfliegen. Spannung wird nur langsam aufgebaut, steigert sich bis zum Schluss enorm.

Die Charaktere haben mich jetzt nicht so angesprochen, Becker hat sein Leben absolut nicht im Griff und auch seine Partnerin Janina ist etwas anstrengend. Haben beide noch Entwicklungspotential.

Ein ungewöhnlicher Krimi, der als Reihenauftakt in Ordnung aber nicht herausragend ist. Gerne gebe ich dem Nachfolgeband eine weitere Chance. Für diesen Band gibt es von mir 3 Sterne

Bewertung vom 27.02.2022
Zukunftsmusik
Poladjan, Katerina

Zukunftsmusik


gut

Ein Umbruch

Die Autorin Katerina Poladjan lädt uns ein, einen Blick in eine Kommunalka zu werfen und den Themen kurz vor der Ära Gorbatschow zu folgen. Wir begegnen vier Frauen einer Familie: Großmutter Warwara, Mutter Maria, Tochter Janka und der kleinen Enkelin Kroschka. Sie teilen sich mit anderen Mietern Küche und Toilette und müssen auch in ihrem privaten Zimmer sehr beengt leben, was immer wieder Konflikte heraufbeschwört.

Warwara geht noch immer zur Arbeit ins Krankenhaus während Maria beinahe in einem Museum verstaubt und auch die kleine Kroschka in den Kindergarten bringt. Janka arbeitet nachts während sie von einer Karriere als Musikerin träumt. Ein Konzert in der Küche der Kommunalka soll ihr zu einem großen Sprung verhelfen, immerhin hat ein bekannter Künstler sein Kommen zugesagt. Doch ihre Gitarre ist kaputt und wie soll sie nun Musik machen?

Außerdem begegnen wir noch den anderen Mietern der Gemeinschaftswohnung: Dem Nachbarn Koslapijs, der als Schlafwagenschaffner arbeitet und immer in Gegenrichtung zu seiner Frau unterwegs zu sein scheint. Und dem Ingenieur Matweij, der nach einem Vorfall im Institut seine Arbeit abbricht und irgendwie immer etwas zu sortieren hat.

Generell will uns die Autorin in das Leben, das an einem Wendepunkt steht, einbeziehen. In beengte Wohnverhältnisse zu Sowjetzeiten und eine Hoffnung auf eine unbekümmerte, glorreiche Zukunft, die so ganz dann doch nicht eingetreten ist. Die Bewohner wollen sich den Umbruch noch nicht vor Augen führen, gönnen sich kleine Ausflüge aus dem Alltag der deprimierenden Situation.

Der Schreibstil der Autorin ist zum Teil etwas sperrig und konnte mich nur bedingt fesseln. Die Charaktere scheinen flatterhaft und sind nicht zu greifen. Das Thema selbst hat man schon zig-fach gelesen.
Leider konnte mich der Roman nicht so ganz erreichen, daher nur 3 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.