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Benutzername: 
Juti
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Bewertungen

Insgesamt 688 Bewertungen
Bewertung vom 16.05.2023
Lügen, Lügen, Lügen
Osrainik, Flo

Lügen, Lügen, Lügen


gut

Ja, was soll man davon halten!
Da machst du dir die Mühe und schreibst Zeile um Zeile und dann wird nichts veröffentlicht.
Die einen sagen Zensur, die anderen Lüge, alles Lüge!

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.05.2023
Lügen über meine Mutter
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter


gut

Gegen das weibliche Schönheitsideal

Da ich die Shortlist des Deutschen Buchpreises lesen will, kam dieses Frauenbuch auf meinen Nachttisch. Zum Inhalt des gut lesbaren Werkes ist genug gesagt – eine Ehefrau wird von ihrem Mann auf ihr Übergewicht reduziert und macht sie sogar für sein Kleben auf der Karriereleiter verantwortlich. Ich hoffte zunächst, dass sich dieses Werk gegen die „Germany next Topmodel“- Generation richtet, aber dafür ist der Roman nicht geeignet.

Mich stören aber andere zwei Dinge:
Zum einen sprachliche Ungereimtheiten wie „den ganzen über unter dem [..] Sonnenschirm aufhalten“ (54)
oder „las Seite um Seite, ohne kaum aufzusehen“ (54)
oder „Das Hotel hatte aufgrund eines Wasserschadens lange geschlossen gehabt“ (328)
oder „das dritte Rad am Wagen zu sein.“ (96) Hat ein Wagen nicht vier Räder? Also spricht man vom fünften Rad am Wagen, es geht hier aber nur um drei Personen.
Ihr Opa hat zweimal versucht aus russischer Kriegsgefangenschaft zu türmen, aber nie über den Krieg gesprochen (193). Woher sind die Fluchtversuche dann bekannt?
Die Mutter macht der alzheimerkranken Oma eine warme Mahlzeit am Mittag, aber: „Der Herd wurde vorsorglich vom Strom genommen.“ (197) Wie macht man in den 80ern warmes Essen ohne Herd?
Die Oma kann sich noch mit „Weihrauch betupfen“ (201). Es wird sich wohl um Weihwasser handeln.

Wem das zu korinthenkackerhaft erschient, dem will ich mich inhaltlich nähern:
Die Mutter hat einen Prozess mit der Nachbarin, der vom Dorf als Makel in der Familie des Vaters, „des schönen Emporkömmlings“ (186) erscheint. Es wäre schön gewesen, wenn der Vater zwar das Aussehen seiner Frau bemängeln würde, sonst aber sich logisch verhält. Es wird im Roman klar, dass die Ehe der beiden keine Liebesheirat war. Wie aber ein zweites Kind gezeugt wird, wenn beide Partner ständig miteinander streiten, bleibt ein Geheimnis. Die Autorin sagt in einem Interview, dass viele Leserinnen wütend werden beim Lesen des Buches. Ja, wegen der Unterdrückung der Ehefrau, aber ich wurde auch wütend, weil der Vater sich regelrecht dumm verhält. Und diese Schilderung ist nur ein schwaches Beispiel.

Als der Opa stirbt und das Elternhaus der Mutter verkauft wird, erlässt der Vater grundlos den Käufern die Renovierungskosten.(246) Da das verschwenderische Verhalten des Vaters schon häufiger thematisiert, brachte diese Aktion mich dazu, mein Lesetempo zu erhöhen. Seine Kündigung beim ungeliebten Chef (257) kam mir dagegen plausibler vor, wenn auch die auch für die Freunde bezahlte Urlaubsreise wieder satirisch überhöht daherkommt.

Oft wird über Lüge gesprochen. Als aber die Eltern während der Ferien der Ich-Erzählerin in ihr neues Haus umziehen, wird die Tochter damit belogen, dass sie wegen bevorstehender Trennung der Eltern länger im Urlaub bleiben soll. (331) Zwar wird später erklärt, dass der Vater auf der Rückfahrt einen Unfall hatte und man dem Kind die Ferien nicht verderben wollte, aber doch nicht mit solch einer Notlüge.


Nach all diesen Mängeln erhält „Lügen über meine Mutter“ von mir doch 3 Sterne, weil ich es zum Schluss in einem Rutsch lesen konnte, wenn auch im schnellen Tempo.

Bewertung vom 08.05.2023
Die Erweiterung
Menasse, Robert

Die Erweiterung


sehr gut

zweites Epos über die EU

Irre Gegensätze ziehen sich durch Europa. Die einen – wie Albanien – wollen in die EU und verändern ihre Justizsystem, um die Vollmitgliedschaft zu erreichen. Die anderen – wie Polen – sind in der EU und haben beim Abbau des Rechtsstaates kaum noch was zu befürchten.

Am besten gefällt mir die österreichische Ironie des Autors. So heißt der Vierte Teil: „Wenn das Lose abblättert vom Besinnungslosen.“ (385) Und besonders witzig, ist die falsche Lösung eines Rätsels, weil der Schreiber Raskolnikow anstatt Dostojewski für den Autor von Schuld und Sühne hielt. (357f) Ich habe versucht das Rätsel nachzuzeichnen und bin leider auf gewisse Unstimmigkeiten getroffen.

Gelungen ist die Wahl des Zentralsymbols, des Helms von Skanderbeg, der als Christ in einem mehrheitlich muslimischen Land die Albaner einte. Zunächst wird das Original aus einem Wiener Museum und dann die Kopie gestohlen.

Gelungen ist auch die Kreuzfahrt auf der SS Skanderbeg, was natürlich zu gewissen Nazivergleichen verleitet, wobei SS nur für „Streamship“ steht. Auf dem Schiff sind alle hochrangigen Politiker der EU vereint und dann bricht ein Virus an Bord aus.


Überflüssig fand ich dagegen die Reise nach Nordalbanien. Mühsam sind wie im ersten Teil „die Hauptstadt“ die vielen handelnden Personen. Auch die Liebesgeschichte zwischen dem österreichischen EU-Beamtem Karl Auer und Baya Muniq ist zu ausführlich. Vermutlich sollte die Schwierigkeit von Antikorruptionsgesetzen gezeigt werden.


Alles in allem aber eine gelungene Satire. Das Thema EU ist Menasses Alleinstellungsmerkmal. 4 Sterne

Bewertung vom 06.05.2023
Atlas der Religionen
Dumortier, Brigitte

Atlas der Religionen


ausgezeichnet

informatives Heftchen

Im Gegensatz zu Henkels Religionsatlas für Deutschland muss sich die Autorin nicht mit Minderheiten beschäftigen. Ja in der ersten Karte (10f) werden sie gleich vergessen. In Deutschland leben Protestanten, in den Niederlanden Katholiken, fertig. Doch zum Glück ist das nur der misslungene Einstieg.

Die nächste Doppelseite zeigt recht gelungen die Ausbreitung des Christentums, um dann auf die katholische Kirche überzugehen. Dann folgen die Orthodoxen. Von einer orthodoxen Kirche in Österreich habe ich noch nicht gehört. Vielleicht hätte man die farbliche Skalierung auf 2% erhöhen sollen.
Neben den Übersichtskarten gibt es jeweils Detailansichten vom Vatikan und vom Berg Athos. Bei den Protestanten folgt eine Tabelle mit einer chronologische Abfolge der Spaltungen.
Ab S.20 geht es um den Islam mit Übersicht und Chronologie. S.24ff widmet sich dem Judentum, 2 Seiten Übersicht, 2 Seiten Verfolgung. Es folgen die asiatischen Religionen und auch Afrika wird nicht vergessen.

Ab S.36 geht es ins Detail. Zunächst wird die Verbreitung der Reformation in Europa, insbesondere Niederlande und Schweiz, betrachtet. Dann geht es in den Orient. Weiter reisen wir durch Nordamerika.

Nun folgen einzelne Länder wie sehr interessant Nordirland, Indonesien, Jugoslawien, Libanon. Dann geht es um Wallfahrt weltweit, und speziell um den Jakobsweg und Mekka.
Und als ich schon dachte mit den frühen Religionen und Ozeanien sei es zu Ende, folgen noch neue Religionen, Sekten, Mission und Säkularisierung.


Da ich nach dem Einstieg keine größeren Mängel gefunden habe: 5 Sterne.

Bewertung vom 03.05.2023
Atlas der Kirchen und der anderen Religionsgemeinschaften in Deutschland
Henkel, Reinhard

Atlas der Kirchen und der anderen Religionsgemeinschaften in Deutschland


ausgezeichnet

Bis in die kleinste Gemeinschaft
„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“, heißt es bei Matthäus. Und mein Eindruck ist, nicht nur Christus ist dabei, sondern auch der Autor Henkel weiß Bescheid.
Selbst von so kleinen Gemeinden wie den Brüdergemeinden, deren Anteil an der Gesamtbevölkerung selbst in ihren Hochburgen unter 0,1% liegt, gibt es eine Karte mit der räumlichen Verteilung in Deutschland 1995 (201).
Natürlich mag man bemängeln, dass die Daten nicht mehr ganz aktuell sind, aber wer den Atlas heute studiert, weiß das schon vorher.
Mich irritiert eher etwas, dass die behandelten Zahlen so klein sind, dass schon eine historische Sonderentwicklung, zu hohe Ergebnissen in einer gewissen Region führt. So wird im Kapitel über die Altkatholiken die Bauerngemeinde auf Nordstrand nicht erwähnt. Allein wegen ihr gibt es relativ hohe Zahlen in Nordfriesland (Karte S.127).
Den Fleiß des Autors kann man aber nicht hoch genug einschätzen und so soll er von mir volle 5 Sterne bekommen.

Bewertung vom 16.04.2023
Über gute und böse Literatur
Stangl, Thomas;Weber, Anne

Über gute und böse Literatur


schlecht

langweiliger Briefwechsel

Dieses kleine Büchlein kann mich nicht überzeugen. Anhand von Büchern, die nicht kenne und auch zukünftig nicht lesen möchte und die auch der Empfänger kaum kennt, wird über gute und böse Literatur schwadroniert.
Dass dies für mich sinn- und nutzlos ist habe ich bereits auf S.18 erkannt und das Buch beiseitegelegt. 1 Stern

Bewertung vom 16.04.2023
Ring, Matthias

"Katholisch und deutsch"


ausgezeichnet

Die Nazizeit in der Altkatholischen Kirche

Soll man es tragisch nennen oder einfach nur folgerichtig?
Im Kampf gegen Rom, was die Theologen antiultramontan nennen, glaubte die altkatholische Kirche als deutsche Nationalkirche (Liturgiesprache war schon damals deutsch) in den Nazis einen Verbündeten gefunden zu haben.
Aus heutiger Sicht verwundert dies umso mehr, wenn man weiß, dass die Kirche sich als unpolitischen Katholizismus verstand, weil Gläubige aus allen Parteien Teil der Gemeinde waren. Hinzu kommt, dass die Altkatholiken von der Zentrumspartei der großen Katholiken abgrenzen und so eine neue Identität bilden wollten (35f).

Der ständige Kampf gegen Rom überrascht eigentlich schon damals, weil Gründungsvater Döllinger sich für die Wiedervereinigung der getrennten Christenheit einsetzte (5). Von römischer Seite wurde die Altkatholiken dagegen nur als Sekte oder „Professorenkirche“ angesehen (13). Vergessen sollten wir auch nicht, dass die heutige Kirche der Sehnsucht zwischen 1878 und 1930 mehr als die Hälfte ihrer Mitglieder verlor (75).

In einem Buch über die Nazizeit darf auch das Verhältnis zum Antisemitismus nicht fehlen. Doch spielte er bei den Altkatholiken eine geringe Rolle, weil er 1. für diese Kirche uninteressant war, 2. durch das Bildungsbürgertum ohnehin nicht so verbreitet war, 3. die Kirche sich durch den Anti- Antisemitismus noch stärker von Rom abgrenzen konnte und 4. weil man durch die Behauptung Roms nur Protestanten und Juden würde in diese Kirche eintreten, selbst Opfer des Antisemitismus wurde (65). Um Unruhen zu vermeiden, sollte die Frage, ob Jesus ein Jude war, nicht diskutiert werden. (417) Dennoch konnte auf altkatholischen Kongressen unter Beifall gefordert werden, Gegner der Arbeit der Werbeorganisation KNB von Hütwohl, die NSDAP-Mitglieder warb, weil die Römer den Nazis die Sakramente verweigerten, ins KZ zu schicken (544). Die deutschen römisch-katholischen Bischöfe hatten sich 1931klar von den Nazis distanziert. Man müsste spekulative Geschichte betreiben und überlegen, was passiert wäre, wenn sich der Vatikan nicht im Frühling 1933 in einem Konkordat mit den Nazis geeinigt hätte.

Erwin Kreuzer heißt der altkatholische Bischof der Nazizeit, der als talentierter Pfarrer in Kempten auffiel. Seine beiden Vorgänger wurden des Amtes enthoben und einer davon beging im Gefängnis Selbstmord. Außerdem befasste er sich in den 20er Jahren mit der sozialen Frage (80f). Im Krieg hob er ohne Beschluss die Interkommunion mit den Anglikanern auf.

Der Schweizer christkatholische Bischof Küry blieb dagegen stets gegenüber den Nazis reserviert. Auf dem Internationalen Kongress 1934 in Konstanz sorgte er für Unterkünfte auf Schweizer Seite, damit niemand fürchten müsse, „nachts aus dem Bett geholt zu werden.“ (352) Warum Küry die deutschen Altkatholiken in Schutz nimmt und erklärt, sie hätten ein halbes Jahrhundert unter dem Terror der Zentrumspartei gelitten, bleibt mir rätselhaft (612).

Nach dem Krieg wurde wie in Deutschland üblich rein gewaschen. Man habe außer einige hebräischen Wörtern wie Hosianna die Liturgie nicht geändert und sei selbst Opfer gewesen. Immerhin hatte die Altkatholische Kirche sich nicht den Deutschen Christen angeschlossen.

Lokalgeschichtlich war Norbert Keussen seit 1925 Pfarrer in Heidelberg (178) und trat auch brav in die Partei ein. An der KNB beteiligte er sich aber nicht (455), weshalb die Gemeinde eher schrumpfte (591). Zu Vorträgen der KNB 1937 in Heidelberg kamen nur 180-200 Mitglieder (511). Schon 1931 durfte der evangelische Theologe Günther Dehn nicht an die Uni Heidelberg, weil er sich in einem Vortrag gegen die Verherrlichung des Krieges aussprach (195f). Kreuzers Stellvertreter schrieb im November 1945 einen Hirtenbrief aus Neckargmünd (761).


Außer dass mitunter zu lang aus Quellen zitiert wird, kann ich keine Mängel finden. 5 Sterne

Bewertung vom 06.04.2023
Allein gegen Hitler
Benz, Wolfgang

Allein gegen Hitler


sehr gut

Bewegende Widerstandsbiografie

Gleich am Anfang erschreckte mich der Autor mit den Hinweisen, dass es nur eine spärliche Quellenlage gibt und dass es kaum neue Quellen gibt. Weil ich noch kein Buch über Georg Elser kannte, las ich dennoch weiter.

Und so schreibt der Autor im 1. Kapitel allgemein Bekanntes, um im 2. Kapitel einen Reiseführer über die Schwäbische Alb. Dann erst beginnt die Biografie bevor es weiter ein Loblied auf die Demokratie in Württemberg geht. Auch Sätze wie „Das waren einige weniger als der Landesschnitt“ (39) beschleunigten nicht mein Lesetempo.
Der Jugendzeit unseres Helden folgt ein Exkurs über den Tyrannenmord. Besser wäre das Kapitel mit der Zusammenfassung aller Anschläge auf Hitler zu überschreiben.
Und als ich mich an die ständigen Exkurse gewöhnt hatte, folgen vier Kapitel, die sich weitgehend mit Vorbereitung und Durchführung des Anschlags beschäftigen, allerdings nicht ohne bei der Sudentenfrage weiter Schulstoff zu verbreiten.

Erst nach dem Anschlag am 8.11.1939 erfahre ich neues. Hitler wollte den Briten den Anschlag in die Schuhe schieben und so wurden zwei britische Geheimdienstmitarbeiter aus Venlo entführt. Für die SS war die Alleintäterhypothese unbefriedigend, so wurde nicht nur Elser familiäre Umfeld in Haft genommen, auch sein Heimatort Königsbronn geriet unter Generalverdacht.
Mag es da verwundern, dass Königsbronn bis in die 90er Jahre brauchte, also bis alle Zeitzeugen unter der Erde lagen, um seinem Helden ein Denkmal zu setzen. Die Familie Elser, insbesondere die Mutter, wurde dagegen auch nach dem Krieg wie Aussätzige behandelt.

Sonderbar – und für mich bislang völlig unbekannt – ist, dass dem Gefangenen Elser im KZ Sachsenhausen eine Sonderbehandlung zu Teil wurde. Weil er eine dreimal so große Zelle hatte und Radio hörte, dachten die anderen Insassen, er habe als SS-Mann den Anschlag auf Hitler nur inszeniert, damit der Führer alte, aber unliebsam gewordene Parteimitglieder verhaften konnte. Selbst dem evangelischen Pfarrer Niemöller, dem der Autor natürlich einen ausführlichen Exkurs widmet, konnte auch von Briefen von Mutter Elser nicht von der Wahrheit überzeugt werden.
Diese entstehende Gerüchte, denen auch aus der Heimat und Familie nur wenig entgegengesetzt wurde – es gab aber einzelne Lesebriefschreiber und den Journalisten Erwin Roth – trugen dazu bei, dass es bis der Historiker Anton Hoch das Bild Elsers änderte.


Die Franzosen schreiben Bücher mit weniger als 100 Seite. Diese Buch ist leider auf über 200 Seiten verlängert worden. Am sinnlosesten ist vielleicht der Exkurs über den Schwaben Christian Friedrich Daniel Schubart, der in der Romantik lebte und mit Elser verglichen wird, weil der Autor ihn nennen wollte. Weil die Geschichte von Elser wertvoll ist – und aus Respekt vor seiner Tat - , gibt es von mir 4 Sterne, aber wegen sinnlosen Exkursen und sprachlichen Mängeln, die mehrfaches Lesen erzwingen, hätte ich einen Stern weniger vergeben sollen. Möge der Nächste dies machen.

Bewertung vom 03.04.2023
Die Geschichte der Welt
Grataloup, Christian

Die Geschichte der Welt


gut

neuer historischer Atlas

Große Freude überfiel mich, als ich von diesem monumentalen Werk hörte. Das Kriegsgeschehen des 1. und 2. Weltkriegs habe ich so noch nicht auf Karten gesehen. Überzeugt hat mich auch die Schließung der letzten weißen Flecken und die Tiefseekabel. Dass ich bei der Themenwahl einen französischen Schwerpunkt ausgemacht habe, sei dem französischen Autor verziehen.

Doch muss ich Wasser in den Wein gießen:
Karten die über eine Doppelseite gehen, sind in der Mitte des Buches nicht in der Kartenmitte zu erkennen, weil die Karte durch die Bindung verschwindet. Das hätte der Verlag anders lösen müssen.

Ferner sind es die üblichen Petitessen:
Einerseits freue ich mich über die biblischen Karten zu denen der Autor korrekt schreibt, dass archäologische Funde dazu fehlen, andererseits gehen auf S.45 die Feldzüge der Babylonier direkt durch die syrische Wüste. Das kann aber nicht sein. Entlang des Euphrats oder Tigris sind die einzigen möglichen Wege.
Dass die Legende bei den Konfessionen auf S. 303 die falschen Farben benennt, ist sogar dem Rezensent der SZ aufgefallen. Mein Kompliment.

Beim Aufstieg Preußens auf S. 333 wird im Jahre 1702 die Grafschaft Moers erwähnt. Das ist falsch! Wie in der Karte korrekt dargestellt, kam am Niederrhein zunächst Kleve zu Preußen. Die genauen Hintergründe mögen man bei Lokalhistorikern nachfragen.
Auf S.429 liegt Mannheim außerhalb von Baden, was falsch sein muss.


Wie zu sehen ist, habe ich nur bei Deutschlandkarten Fehler gefunden. Dies liegt allein daran, dass ich mich in andere Ländern nicht so auskenne. Ich lese, dass es schon eine 6. Auflage gibt. Da ich nicht herausfinden konnte, welche Auflage ich studiert habe, hoffe ich sehr, dass das ein oder andere schon korrigiert ist. So bleibt aber ein gewisses Misstrauen, dass ich bei mir unbekannten Dingen wie Tiefseekabeln aufs Eis geführt werde. Deswegen nur 3 Sterne.

Bewertung vom 02.04.2023
Lachen
Hohler, Franz; Leeb, Root; Helfer, Monika; Köhlmeier, Michael; Dragnic, Natasa

Lachen


gut

Licht und Schatten

Da höre ich in der Kulturzeit, dass der Schweizer Franz Hohler Geburtstag feierte, da suche ich nach einem Buch von ihm und so liegt dieser Band auf meinem Nachttisch.
Nun habe ich das alte Problem: Wie bewerte ich Kurzgeschichten?

Also heute mal ausführlich:
Köhlmeier schreibt drei, ich würde sagen, Märchen. „Das Kasmandl“ bleibt in Erinnerung, ist aber für den Titel zu traurig. 4 Sterne.
In „Der Joker“ habe ich alles vergessen: 2 Sterne
„Die Legende von Levi und dem Bettler“ geht es um seine Bruder Josef eine wertvolle Perle und das Glück, 3 Sterne.
Gesamtnote Köhlmeier: 3 Sterne

Dragnic schreibt über einen Menschen, der sich nur als Museumswärter eignet und dann verschwindet. Es gibt nichts zu lachen. 2 Sterne

Shami hat vier Geschichten:
In der ersten träumt einer, dass die Männer ihre Geschlechtsteile auf einer langen Kreuzfahrt entkoppeln müssen, damit es auf dem Schiff keinen Nachwuchs gibt. Das geht beim ausschecken schief. 5 Sterne
In „Der Teufel war es nicht“ bedient sich der Sohn am Tresor des Vaters. 3 Sterne
In „Der Teppichklopfer“ wird um die Wette gefurzt. 4 Sterne
Und in „Galgenhumor“ wird ein Satiriker in der Diktatur beschrieben. 3 Sterne
Gesamtnote Shami: 4 Sterne

Helfers „Es ist alles nicht so einfach“ beschreibt ein Ehepaar, das die Nachbarin hinter der Wand immer Lachen hört. Nur das Ende habe ich nicht verstanden. 4 Sterne
Hohlers „Das verlorene Lachen“ hat mich enttäuscht. Der Ich-Erzähler wollte gleichnamige Novelle von Keller mit auf die Alp nehmen, findet aber das Reclam-Heft nicht mehr. 2 Sterne
Leebs Geschichten müsste ich auch einzeln bewerten. Ich habe aber die Lust verloren. Sie passten jedenfalls zum Thema. 3 Sterne.

Und im Nachwort behandelt Shami Lachen wissenschaftlich. Das Lachen im Christentum misslingt ihm aber, weil er die Bibel zu wörtlich nimmt. Dafür streut er wirklich gute Witze ein. Also wieder 3 Sterne.

So ist die klare Gesamtnote: 3 Sterne.