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La Calavera Catrina

Bewertungen

Insgesamt 633 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2023
Die Butterbrotbriefe
Henn, Carsten Sebastian

Die Butterbrotbriefe


ausgezeichnet

Die 39-jährige Kati Waldstein durchlebt einen aufreibenden Umbruch in ihrem Leben. Sie schreibt Briefe auf Butterpapier, in denen sie offen und ehrlich ihre Gedanken und Gefühle offenbart, um Kummer und Dankbarkeit loszuwerden, bevor sie sich weiter aufstauen. Doch sie schickt diese nicht ab, sondern liest sie dem Empfänger oder der Empfängerin persönlich vor. Als sie ihre ehemaligen Lehrerin einen vorwurfsvollen Brief vorliest, muss sie erfahren, dass alles ganz anders ist, als gedacht. In Wahrheit lag ihr Leben nicht in ihrer Hand. Als sich Kati intensiv mit ihrer Vergangenheit beschäftigt, wird der Wunsch nach Selbstbestimmung und Freiheit immer größer. Nun will sie endlich ihren Traum leben und Abstand gewinnen. Zum Glück hat sie ein stärkendes Umfeld, das ihre „stille Heldin“ feiert und auf dessen Unterstützung sie bauen kann. Ihr Onkel Martin führt ein Arktismuseum und hat immer einen guten Rat. Madame Catherine, die Kati liebt, wie eine Tochter und natürlich Serverin, der schicksalshaft seinen Weg zu ihr fand und Gefühle für sie entwickelt. „Manchmal passieren überraschende Dinge im Leben.“

Ein poetischer Roman über das Schicksal, das Loslassen, die zeitlose Schönheit von Briefen und die Liebe. Wunderbar geschrieben, ist es ein Vergnügen der Handlung zu folgen, die nach und nach Geheimnisse offenbart und nie ihren Reiz verliert, während man die Charaktere lieb gewinnt. Gleichzeit hält "Die Butterbrotbriefe" schöne Ideen bereit, wärmende Worte, Impulse für das eigene Leben und ein großartiges Entwicklungsgeschehen aller Protagonisten. Sehr unterhaltsam und empfehlenswert für alle, die gut geschriebene Bücher mit Herz und Verstand lieben.

Bewertung vom 23.09.2023
Kleine Probleme
Pollatschek, Nele

Kleine Probleme


sehr gut

Es ist Freitag, der 31. Dezember und das Unerledigte soll nicht mit, ins neue, aufgeräumte Jahr. Dreizehn Stichpunkte stehen auf Lars „Zu erledigen“-Liste, für die er weniger als zehn Stunden übrig hat. Jedem der Punkte ist ein Kapitel gewidmet oder auch Zwei. Einiges davon scheint machbar, anderes ambitioniert, ähnlich den Vorsätzen für das neue Jahr und manches scheint unmöglich zu schaffen. Lars guckt kritisch, ja, beinahe vernichtend auf sein Leben, von dem er sich ein anderes wünschen würde, mit einem besseren Ich, einem Ich, das tut, was es sich vornimmt und das Leben nicht auf später verschiebt. Dabei erinnert sich der neunundvierzigjährige Ich-Erzähler an seine Kinder, seine Frau Johanna, ihre Stimme in seinem Kopf und es ist faszinierend, wie Nele Pollatschek philosophisch abschweift, wenn es darum geht, zu putzen oder ein Bett zusammenzubauen. Galante Übergänge berichten davon, das Unmögliche zu schaffen und nicht aufzugeben - und immer schwingt der Stolz mit, am Ende einen Hacken auf der To-do-Liste setzten zu können.

Das Leben und all die unerledigten Sachen. Nele Pollatschek geht der Tragik des Lebens auf humorvolle Weise nach und erzählt vom Sich-neu-erfinden und Alles-beim-Alten lassen, vom Nicht-Hinschauen, vom Alles-oder-nichts-Denken, der Liebe zu Listen, Überforderung, Aufschieberei und der Sehnsucht nach Ordnung, Freiheit und erreichten Zielen. Beim Lesen wechselte mein Gemüt zwischen Bewunderung, für das gekonnte Einfangen des „Vieldenkers“, für das eigene Wiedererkennen und innerliche Kopfnicken, die vielen lustigen Szenen (Nudelsalat, Vater anrufen) und zwischen Überdruss, bei all den Pleumeln, Plodden, Knülpen und Niezen, der Anstrengung, den endlosen Sätzen, da hatte ich manchmal keine Lust mehr, ähnlich wie Lars, der beim fünften Punkt auf der Liste (Geschenke einpacken) am liebsten die Geschichte beenden wollte. Doch ich hatte Mitgefühl für Lars, deren Frau Abstand brauchte, der depressive Gedanken brütet, nach Hilfe schreit, den Druck braucht, um anzufangen. Da steckt eben auch ganz viel Wahrheit drin, ganz viel lockere Schreibkunst, einfach die gute Unterhaltung des Zerdenkens, Weiterschweifens und Umdenkens.

Bewertung vom 23.09.2023
Ent-Eltert euch!
Teml, Sandra;Wall, Martin

Ent-Eltert euch!


ausgezeichnet

In diesem Ratgeber geht es darum, sich weiterzuentwickeln und eine emotional distanzierte, aber gleichzeitig mitfühlende Position einzunehmen, was einen respektvollen und klaren Umgang (mit den Eltern) möglich machen könnte. Zugehörige Themen wie Selbstführsorge oder Ängste werden dabei nur angedeutet. Deshalb hilft der Ratgeber vor allem, einen guten Überblick zu erhalten, da alles verständlich und nachvollziehbar erklärt wird. Die wichtigsten Ansätze werden deutlich und neben den ersten Aha-Momenten, erhält man zudem einiges zum Nachdenken. Durch die vielen (konstruierten) Fallbeispiele, machte der Ratgeber einen sehr praktischen Eindruck. Tatsächlich ist das ganze Thema aber so komplex und anspruchsvoll, dass es nicht leicht ist, nach der Lektüre tatsächlich in den aktiven Prozess überzugehen - zumal die häufigsten familiären Dynamiken betrachtet werden, aber eben auch nicht alle. Insgesamt ist es auch eine aufwühlende Thematik, für die man sich bereit fühlen sollte.

Interessant waren die (konstruierten, aber authentischen) Dialoge zwischen Kind und Mutter oder Vater, und die Entwicklung vom Ist-Zustand zum Besseren. Hilfreich fand ich, das eigene Kreisgefühl zu visualisieren (um Grenzen zu erkennen) und die vorgestellten Mittel zur Selbstregulierung. Besonders die erzeugten Bilder prägen sich gut ein, wie die Leiter hoch- oder runterzusteigen, den eigenen Garten oder andere Visualisierungen. Etwas unglücklich fand ich, die Zerteilung der Fallbeispiele, die erst im abschließenden Kapitel mit Handlungsalternativen noch einmal aufgegriffen werden und (für mich) viel zu knapp ausgefallen sind.

Fazit: “Ent-Eltert euch!" macht Hoffnung und Mut, dranzubleiben, zu sich selbst zu stehen und bietet Impulse für bewusste Gestaltungsmöglichkeiten von (elterlichen) Beziehungen. Wer hier Handlungsbedarf sieht, für den könnte sich ein Blick ins Buch lohnen, um mehr darüber zu erfahren. Wer sich bei den Fallbeispielen wiedererkennt, könnte sehr davon profitieren.

Bewertung vom 23.09.2023
Ich, Sperling
Hynes, James

Ich, Sperling


ausgezeichnet

"Ich, Sperling" ist die Geschichte eines Kindes, welches nur Junge genannt wird und unter sklavenhaften Bedingungen aufwächst. Erzählt wird in der Ich-Perspektive von dem alten, zurückblickendem Mann, der seine Lebensgeschichte niederschreibt. Dementsprechend achtvoll und weise tritt diese Erzählstimme auf. Mir hat gefallen, dass er dabei auch immer wieder seine Leserschaft miteinbezieht und auch seine subjektive Verschleierung der Tatsachen, in Frage stellt. Seinem Weg zu folgen, seiner sich Stück für Stück erweiternden Umwelt, war eine schonungslos ehrliche und bewegende Lesereise, eng verknüpft mit der Kraft von Geschichten, Vertrauen und der kostbaren Freiheit. Mich hat die annehmende Schreibweise sehr beeindruckt, fernab von einem reuehaften Blick zurück, um Mitleid und Antworten hoffend, um all die traumatischen Schicksalsschläge zu verstehen. Und das alles in einer geschichtsträchtigen Atmosphäre und einem liebevoll ausgearbeitet Setting, welches sehr realistisch wirkte. Die ungewöhnlichen Einblicke in das Leben dieses Jungen empfand ich als besonders eindrucksvolle Literatur, die mit ihrer Einzigartigkeit zu überzeugen weiß, obwohl es eine Lektüre voller schwermütiger Themen ist. Absolut empfehlenswert, auch für jene, die sonst keine historischen Romane lesen.

Bewertung vom 23.09.2023
Das Mosaik meines Lebens
Wiebusch, Michaela

Das Mosaik meines Lebens


ausgezeichnet

Lisa braucht eine Auszeit und macht Urlaub, wo sie früher schon viel Zeit in ihrer Kindheit verbracht hat. Dort trifft sie die Bäuerin Judith, die sich noch gut an Lisa erinnert, und ihr bereitwillig erklärt, was es mit den zwölf geheimnisvollen Mosaikresten auf sich hat.

Die Darstellung der Figurenentwicklung von Lisa und ihrer persönlichen Einsichten, hat mir richtig gut gefallen. Das ganze Bild war stimmig und authentisch. Lisa ist eine aufopfernde Mutter und Ehefrau, mit der man sich identifizieren kann, selbst wenn man ein anderes Lebensmodell führt. Denn ihre innere Kritikerin, ihre Ängste und Sehnsüchte kennt wahrscheinlich jeder, und die gewonnenen Erkenntnisse lassen sich auch auf das eigene Leben anwenden. Wer mit Ratgebern allein nicht viel anfangen kann, findet in diesem Ratgeber-Roman fantasievoll präsentierte Anregungen, für die eigene Reflexion und viele wertvolle Aussagen und Botschaften. Durch die Geschichte kann man sich alles gut vorstellen und auch besser merken. Denn Lisa interagiert mit ihren zwölf, lebendig gewordenen, Persönlichkeits-Anteilen und kommt auf diese Weise ins Gespräch mit sich selbst. Nach und nach identifiziert sie die Stimmen und Archetypen, lernt diese besser kennen und macht am Ende eine überraschende Entdeckung. Das fand ich alles gelungen umgesetzt. Auch die Atmosphäre von Griechenland und das Wandeln auf bekannten Kindheitswegen sorgt für ein angenehmes Leseerlebnis. Ingesamt ein empfehlenswerter Roman über Dankbarkeit, Achtsamkeit, Selbstführsorge, Kommunikation in der Liebe, das eigene Lebensglück und die vielen verschwenden Facetten ins uns.

Bewertung vom 23.09.2023
Schneekinder
Langer, Andreas

Schneekinder


ausgezeichnet

Bereits das tolle Cover erzählt von der eiskalten Kulisse in „Schneekinder“, aber erst beim Lesen spürt man die ganze Intensität dieser mitreißenden Abenteuergeschichte, die einen in eine magische Welt zurückversetzt, in der noch Könige herrschten. Elin und ihr Zwillingsbruder Kjell wohnen in einem Dorf, das wegen der Zwangsverpflichtung zum Krieg, nur noch von Kindern und Alten bewohnt wird. Beide werden getrennt und Elin muss als Anführerin mit einer Gruppe Kindern aus dem Dorf fliehen, als dieses von Steinwesen angegriffen wird.

Obwohl das Szenario der nordisch Unerbittlichkeit, der großen Gefahren und vielen Entbehrung ganz weit von unserer eigenen Realität entfernt ist, geht es doch um allgemeingültig Werte, wie Freundschaft, Mut und Verantwortungsgefühl, mit denen wir uns alle identifizieren können. Das man sich dadurch mit den Charakteren verbunden fühlt, während man voller Spannung, der aufregenden Handlung folgt, machte für mich den Reiz dieser Geschichte aus. Sehr hingerissen war ich dann von der tollen Umsetzung. Andreas Langer hat, durch seinen eingängig ruhigen Schreibstil, das passende Tempo zu den atmosphärischen Bildern geschaffen. Absolut großartig sind die mutigen und authentischen Charaktere, die dieses Buch in ein Highlight verwandeln. Man fiebert sehr mit Elin und Kjell, die für ihr zartes Alter soviel Verantwortung schultern und Stärke beweisen müssen, zudem unter der Trennung ihrer innigen Verbindung leiden. Dabei stellt sie nicht nur ihre unbarmherzige Umwelt vor Herausforderungen, sondern auch das gemeinschaftliche Miteinander im Überlebenskampf. Die Altersempfehlung von 11 Jahren finde ich angemessen. Daher meine wärmste und absolute Empfehlung für Kinder und auch Erwachsene, die fantasievolle Abenteuergeschichten mögen, die ein bisschen an "Der Herr der Ringe" erinnern und das Potenzial zur Verfilmung haben.

Bewertung vom 02.09.2023
Weil da war etwas im Wasser
Kieser, Luca

Weil da war etwas im Wasser


sehr gut

Der Roman "Weil da war etwas im Wasser" ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Sei es die ungewöhnliche Erzählweise, der Romanaufbau oder die unterschiedlichsten Protagonisten und Erzählungen. Es geht um einen Riesenkalmar, der von einem Krillfänger gefangen wird und Sanja, die auf dem Schiff als Praktikantin arbeitet und sich um sie kümmert.

Gern hätte ich mehr aus der einzigartigen Sichtweise eines Tintenfisches gelesen, dessen acht benannte Arme, um die Aufmerksamkeit des Lesers konkurrieren. Die Erzählweise ist nicht nur faszinierend, sondern auch (heraus)fordernd und abschweifend bis unangenehm überraschend. Die Erzählungen verlieren sich, landen in Rückblenden, Mythen, vom „Weißen Hai“ bis Walt Disney und ergründen, woher die Angst kommt. Hier schließt sich der Kreis zum Buchtitel, hier wird die sprachliche Kraft deutlich, die sich in vielen Ansätzen präsentiert. Ganz vielfältig ist der Versuch einer Erklärung, das Vermitteln ganz unterschiedlicher Botschaften: Aufgeschlossenheit, Schamgefühle und eine neue Betrachtungsweise. Sehr gut hat mir auch die aktive Möglichkeit des Lesens gefallen und die einnehmende Erzählweise, die Tagebucheinträge, eine Familienstammbaum, Anmerkungen und Verweise. Lediglich mehr Tiefe hätte ich mir gewünscht, statt zahlreicher Andeutungen. Wenn man sich darauf einlassen kann, ist "Weil da war etwas im Wasser“ unheimlich gut und lädt zum erneuten lesen ein.

Bewertung vom 02.09.2023
Heldenhörnchen und Drachenfreund
Scheffel, Annika

Heldenhörnchen und Drachenfreund


ausgezeichnet

Für das junge Eichhörnchen ist es der erste Herbst, der sich ankündigt. Die Blätter fallen vom Baum und die Tiere auf der Lichtung haben alle zutun. Also macht sich auch das Eichhörnchen an die Wintervorbereitung. Als es seine Nuss sicher in einer Höhle verstecken will, lernt es einen Drachen kennen, der dort jahrhundertelang geschlafen hat. Vor dem Drachen stellt es sich ein bisschen anders dar, als es eigentlich ist, denn es möchte ein Held sein und Anerkennung von den anderen Tieren erhalten. Die haben Angst vor dem Drachen und beauftragen das Eichhörnchen kurzerhand, den Drachen ganz weit weg zu bringen. Also brechen Eichhörnchen und Drache zum Ende der Welt auf, um nach anderen Drachen zu suchen, während das Eichhörnchen seine wahren Absichten verschweigt.


Warum dies eines der schönsten Kinderbücher ist, die ich in letzter Zeit gelesen habe? Weil "Heldenhörnchen und Drachenfreund" mit kindlicher Beobachtungsgabe eine Identifikationsfigur schafft, die ganz unbefangen eine Menge über die Welt lernt und lehrt. Das kleine Eichhörnchen begegnet auf dieser Heldenreise nicht nur anderen, sondern auch sich selbst.

„Das Eichhörnchen mag den Gedanken, sich ganz unbemerkt selbst
begegnet zu sein und sich von nun an immer dabeizuhaben.“

Der Drache hingegen hat eine ganze Menge mehr Lebenserfahrung und wirkt sehr ausgleichend und vorbildlich auf das quirlige Eichhörnchen ein, das sich auch immer viele Gedanken um alles macht. Auch Angst und andere Gefühle, mit den entsprechenden Körperwahrnehmungen, werden geradeheraus und aufschlussreich benannt. Die Charaktere sind sehr liebenswert und es gibt viele schöne Details. Generell ist dies keine actionreiche Geschichte, sondern ein sehr themenvielfältiges Buch, beinahe poetisch geschrieben, mit einer authentische Heldenentwicklung und vielen „zum ersten Mal“-Momenten aus der Sicht von Tieren.
Hier stehen Freundschaft, Selbstfindung und Zugehörigkeit im Mittelpunkt. Es geht um die Kraftentfaltung von Geschichten, Vertrauen, Verständnis füreinander, aber auch um Vorverurteilung, Ausgrenzung und Anderssein. Dazu die stimmige Atmosphäre des Waldes und die funkelnden Sterne in der Nacht. Die Dialogdichte ist sehr ausgeglichen. Oft taucht man auch nur mit dem Eichhörnchen ins Geschehen ein.

Die farbigen Illustrationen ergänzen den Text, wenn auch nicht so detailliert, wie auf dem Cover - nur manchmal mit Hintergrund. Auffällig ist, dass auch hier das kleine Eichhörnchen in den Fokus gerückt wird und Gefühle und Gedanken (auf kreative Weise) eingefangen werden.

Dieses besondere Kinderbuch ist viel tiefsinniger, als es den Anschein macht und bietet viel Gesprächsstoff, ohne zu anspruchsvoll zu sein. Wer unterschwellige schöne Botschaften, kleine Weisheiten und kluge Sätze liebt, wird es mögen. Es ist aber auch einfach eine schöne und unterhaltsame Geschichte, deshalb eignet sie sich auch zum abendlichen Vorlesen vor dem Einschlafen.

Wenn ich könnte, würde ich mehr als fünf Sterne geben, denn dieses Buch hat mich sehr begeistert und ich bin überzeugt, hier werden Kinder und Erwachsene gleichermaßen das großartige Potenzial erkennen, das diese Geschichte auszeichnet.

Bewertung vom 02.09.2023
Cleopatra und Frankenstein
Mellors, Coco

Cleopatra und Frankenstein


sehr gut

"Cleopatra und Frankenstein“ ist ein mitreißender Roman, der von Liebe erzählt, von Vielfalt, Selbstfindung, Erwachsenwerden und Schuld. Cleopatra, der Inbegriff der Schönheit und Verführungskunst, begabte Künstlerin aus England, zarte fünfundzwanzig Jahre alt, sensibel und klug. Frankenstein, der Erschaffer von Monstern ist in der Werbebrache tätig und ein wohlhabender Amerikaner Mitte Vierzig. Im ersten Kapitel lernen sie sich kennen. Man spürt sofort die Funken sprühen. Coco Mellors kreiert eine berauschende Stimmung, die den Zauber des Anfangs erhascht und durch aufgeschlossene, originelle und humorvolle Dialoge überzeugt, während man ahnungslos bleibt, wo die Reise hingehen soll. Dann verliert sich die anfänglich Leichtigkeit, das gewohnte Leseverhalten wird herausgefordert und Coco Mellors überrascht mit Unvorhersehbarkeit in Schreibstil und Handlung, mit unterschiedlichsten Nebencharakteren aus dem Umfeld des Paares, die näher beleuchtet werden. Mich hat besonders begeistert, dass die Figuren stets authentisch ist ihrer Skurrilität bleiben. Sie alle haben ihre Probleme, die näher beleuchtet werden, womit eine breite Themenpalette aufgegriffen wird.

Dabei ist der Erzählstil angenehm locker, die Dialoge mitunter oberflächlich und etwas reflektierend. Aber vor allem unterhaltsam. Man möchte einfach weiterlesen, fühlt sich gut unterhalten. Lässt sich von jedem Kapitel aufs neue überraschen. Wieviel Zeit ist vergangen? Wenn lernt man nun kennen? Wie geht es mit Cleo und Frank weiter? Es ist eine emotionale Achterbahn der Gefühle, aufbauend auf verschiedenen Episoden, des Paares und ihrem Umfelds.

Coco Mellors hat viele Jahre an diesem Debüt gearbeitet und ich mag ihren Mut und ihre Experimentierfreude. Dies ist keine klassische Romanze zum Dahinschmelzen, kein tiefgründiger Roman, aber in vielen Aspekten originell, wenn man sich darauf einlässt, erschütternd und vielleicht viel realistischer als es gut wäre, mit Blick auf die Figuren und ihre Dialoge, die in einer wichtigen Botschaft gipfeln.

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Bewertung vom 02.09.2023
Dachs Naseweiß Phantastische Geschichten aus dem Wunderlichen Wald / Dachs Naseweiß-Kollektion Bd.1
Wunderlich, Christian

Dachs Naseweiß Phantastische Geschichten aus dem Wunderlichen Wald / Dachs Naseweiß-Kollektion Bd.1


ausgezeichnet

Acht phantastische Geschichten erzählen von Dachs Naseweiß und seinen Freunden, Glühwürmchen Glüh, einem ängstlichen Igel, einem verliebten Wildschwein, einer ungeschickten Biberin, einem kleinen Hasenmädchen, einem kurzsichtigen Maulwurf und seiner allerbesten Dachsfreundin Dachsima und ihren Erlebnissen im magischen Wunderlichen Wald. Es sind Geschichten über das Anfangen, das Träumen, das Gewinnen, das Lachen, das Bleiben, das Fürchten, das Spielen und das Weinen. Sie erzählen fantasievoll von Freundschaft und Mut, und halten tugendhafte Botschaften und eine waldig, magische Atmosphäre bereit. Dazu gesellt sich ein humorvoller Wortwitz und ein angenehm bildhafter Schreibstil. Im Mittelpunkt stehen Dachs Naseweiß und seine Freunde, die Entdecken, Bestehen und Dazulernen. Die liebenswerten Charaktere sind sehr vielfältig und gegensätzlich, wie Francois, ein Wildschwein, das von einer Karriere als Ballerina träumt. Die leicht verwaschenen Illustrationen von Verena Körting passen perfekt in die träumerische Waldkulisse. Jede der Geschichten steht für sich allein, insgesamt ergibt sich jedoch ein roter Faden, wie beispielsweise die Vergänglichkeit der Jahreszeiten. Da vorwiegend Herbst und Winter vertreten sind, eignet sich das Buch toll zum Einkuscheln und Vorlesen, wenn es draußen immer kühler wird. Da eine ganz wichtige Frage ungeklärt bleibt, wird die Fortsetzung, die für 2024 angekündigt ist, sehnlichst erwartet. Sehr empfehlenswert!