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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Rebecca1120
Wohnort: 
Oranienburg
Über mich: 
bin eine absolute Leseratte; besonders gerne lese ich Krimis, Thriller und historische Romane

Bewertungen

Insgesamt 892 Bewertungen
Bewertung vom 09.10.2023
Bornholmer Finale / Sarah Pirohl ermittelt Bd.4
Peters, Katharina

Bornholmer Finale / Sarah Pirohl ermittelt Bd.4


ausgezeichnet

Sarah Pirohl ist auf der dänischen Insel Bornholm als verdeckte Ermittlerin tätig, als in der Nähe des Leuchtturms eine männliche Leiche gefunden wird. Sarah ist verwirrt, weil der Tote aussieht wie ihr Vater, Berndt Pirohl. Doch der ist doch bereits vor zwei Jahren während einer Not-OP gestorben. Kann er das wirklich sein……
Gleich voranstellen möchte ich, dass man diesen finalen Teil erst lesen sollte, wenn man auch die vorherigen Teile gelesen hat. Ich habe mich mit diesen vierten und letzten jedenfalls sehr gut unterhalten gefühlt. Es gelingt der Autorin in diesem Krimi wieder eine Spannungsspirale aufzubauen, die zum Weiterlesen zwingt. Auch hier muss sich Sarah wieder mit den kriminellen Aktivitäten ihres Vaters, der mit als Kopf und Finanzier der rechten Szene galt, auseinandersetzen. Sarah selbst hat wegen dieser Machenschaften schon vor Jahren jeden Kontakt zu ihm abgebrochen. Als BKA-Ermittlerin steht sie auf der anderen Seite und selbst wenn das Konsequenzen auf ihre Familie und ihre Liebe zu dem Journalisten hat, fühlt sie sich der Gerechtigkeit verpflichtet. Doch genau das sieht nicht jeder Polizeibeamte ebenso. Sarah steht einer Wand von Korruption, Kompetenzgerangel und der Eitelkeit von einzelnen Polizeibeamten in den unterschiedlichsten Behörden gegenüber. Verlassen kann sie sich nur auf einige wenige, aber selbst die geben ihre wahre Identität nicht preis. So ignoriert Sarah bei den Ermittlungen mitunter auch Dienstanweisungen ihrer Vorgesetzten und geht eigene Wege. Der Erfolg dabei gibt ihr recht. Mir ist sie mit ihrer Beharrlichkeit und ihrem Sensor für Zwischentöne sehr sympathisch. Gerade daraus entwickelt sich in diesem Krimi die Spannungsspirale. Schlussendlich schließt sich durch diesen vierten Teil der Kreis um Sarah, um die Machenschaften ihres Vaters und das Motiv an diesem Mord. Für mich ist das ein gelungener Abschluss, 5 Lese-Sterne sind da absolut verdient.

Bewertung vom 07.10.2023
Rotkäppchen lügt
Haller, Elias

Rotkäppchen lügt


ausgezeichnet

Die Hauptfigur Nora Rothmann, kann man mögen oder auch nicht. Mir hat sie gefallen, auch wenn sie gewisse autistische Verhaltensweisen erkennen lässt. Das liegt sicher daran, dass sie vor 19 Jahren ihre gesamte Familie verloren hat, damals als sie selbst noch ein Kind war. Vielleicht macht sie deshalb auch heute noch vieles mit sich alleine ab, ist hartnäckig beim Nachforschen und fühlt sich auch bei kleinen Vergehen der Wahrheit verpflichtet. Vielleicht ist sie gerade deshalb auch so gut in ihrem Job in der internen Abteilung Amtsdelikte bei der Polizei. Dass die Kollegen sie wegen ihres Jobs und auch wegen ihrer Art nicht mögen und die Wölfin nennen, stört sie nicht.
Im Moment führt sie Ermittlungen gegen den pensionierten Polizeipräsidenten, Wilhelm Tuchfeldt. Entgegen der Empfehlung seines Rechtsanwalts, Martin Bechstein, stimmt Tuchfeldt einer Befragung durch Nora zu, doch leider endet diese tödlich ….
Ich fand diesen Thriller sehr gelungen, auch wenn das Lesen zum Teil eine Herausforderung war. Einfach weil Elias Haller hier Vergangenheit mit Gegenwart verflechtet, dann anfangs nicht zuordenbare alte Darknet-Verläufe aufführt und natürlich auch, weil Nora bei den vielen neuen Opfern Parallelen zu dem Mord an ihrer Familie sieht und sich gleichzeitig eine dunkle Bedrohung über ihr verdichtet. Da muss man beim Lesen schon arg aufpassen. Immer mehr erkennt Nora ein Netz aus Käuflichkeit, aus sadistischer Gewalt. Sie bekommt Hinweise vom neuen Wolf, wie sich der Täter im Internet nennt und doch kann sie daraus nicht die richtigen Schlüsse ziehen. Immer kommt ihr der Wolf zuvor und sie kann nur noch als Erste die Brutalität seiner nächsten Tötungsphantasien in Augenschein nehmen. Ein Anblick, der auch hartgesottene Kollegen auf den Magen schlägt. Anfangs gerät Nora dadurch selbst unter Verdacht. Doch Konrad König, genannt KK, erkennt recht bald, dass Nora hier zum Spielball gemacht wird und es Mitarbeiter in seiner Abteilung für Kapitalverbrechen gibt, die interne Informationen weitergegeben. Der Cliffhanger am Schluss ist darum auch absolut gelungen und ich hoffe, dass KK das im Folgeteil aufdeckt und künftig auf die richtigen Mitarbeiter setzt. Von mir gibt’s 5 Lese-Sterne und eine uneingeschränkte Weiterempfehlung.

Bewertung vom 03.10.2023
Glutspur / Liv Jensen Bd.1
Engberg, Katrine

Glutspur / Liv Jensen Bd.1


sehr gut

Ich hatte anfangs so meine Schwierigkeiten in diesen Krimi einzusteigen. Das lag daran, man gleich zu Anfang mit drei Toten in unterschiedlichen Zeitebenen konfrontiert wird. Anfangs erkennt man keinen Zusammenhang zwischen ihnen. Aber wenn man diese Hürde erst genommen hat, wird es eine sehr spannende Geschichte. Als Figur fand ich, obwohl er eher eine Nebenrolle einnimmt, Petter Bohm, sehr sympathisch. Der ehemalige Mentor während Livs Ausbildung bei der Polizei setzt großes Vertrauen in Liv. Wie er sie in ihrem Plan wieder bei der Polizei in Kopenhagen anzufangen unterstützt, fand ich richtig väterlich. Dass er dabei auch auf das richtige Pferd setzt, nun wo sein alter Fall ungeklärt geschlossen ist, beweist Liv gründlich. Bis sie nicht nur ihren Fall, sondern auch den Hintergrund des Selbstmordes von Daniel, dem Zwillingsbruder ihrer Vermieterin wie auch den an der Museumsdirektorin aufdeckt, sind viele Puzzleteile zu finden und an die richtige Stelle zu bringen. Das mitzuerleben bringt dem Leser spannende Lesezeit. Auf die Abschnitte mit den Visionen hätte ich allerdings verzichten können. Insgesamt gebe ich 4 Lese-Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.09.2023
Die Kinder des Don Arrigo
Sciapeconi, Ivan

Die Kinder des Don Arrigo


sehr gut

Natan, 11 Jahre alt, macht sich alleine ohne Eltern und dem kleinen Buder Sami auf eine ungewisse Reise. Ziel ist Palästina. Recha Freier sammelt ihn und andere jüdische Kinder ein und versucht damit ihr Leben zu retten. Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten, dieser Natan ist allerdings eine Fiktion. Durch ihn lässt der Autor uns an der Flucht der Kinder und Begleiter teilnehmen. Und die ist abenteuerlich, geht quer durch Europa mit vielen Unwägbarkeiten. Die Gruppe trifft aber auch auf Menschen mit großem Herz.
Im Buch hat es mir an Tiefe bei den Beschreibungen der Ängste der Kinder gefehlt. Sicher waren viele stark traumatisiert. Das ist nicht richtig bei mir angekommen. Was mir aber gut gefallen hat war, dass der Autor gleich am Angang den Icherzähler, Natan, berichten lässt, dass er bereits seit er es gelernt hat, immer laufen muss. Selbst wenn seine Füße stillstehen, sind es die Gedanken, die ihn weitertragen. Vielleicht ist Natan so vor seinen Ängsten geflohen.
Natan will sich auch alles über seine Flucht merken, schafft es auch, meistens. Dadurch wirken manche Kapitel aber wie eine straffe Aufzählung von Fakten. Beim Lesen fand ich das gewöhnungsbedürftig. Gut gefallen haben mir aber Natans Dank gegenüber den Helfern. „ich hoffe aus tiefstem Herzen, dein Name werde nie vergessen“. Ich bin überzeugt, durch dieses Buch wird sein Wunsch in Erfüllung gehen. Von mir gibt’s 3,5 Lese-Sterne.

Bewertung vom 29.09.2023
Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1
Völler, Eva

Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1


sehr gut

Die Autorin führt den Leser in diesem historischen Krimi nach Essen-Rüttenscheid ins Jahr 1948. Hier wird die Hausbesitzerin, Adelheid Hoffmann, nach einem Fenstersturz tot hinter ihrem Mietshaus gefunden. Alles weist darauf hin, dass es kein Unfall oder Suizid war und so beginnt Karl Bruns von der Essener Polizei mit seinen Ermittlungen. Wie er dabei vorgegangen ist, in meinen Augen eher nachlässig als motiviert, hat mich anfangs nicht von seiner Kompetenz überzeugt. Dagegen hat die Autorin die damalige Zeit mit Nahrungs- und Wohnungsmangel, dem blühenden Schwarzmarkt und der Einführung der neuen Währung sehr gut vermittelt. Die Säuberungsaktionen durch die Alliierten, bei der skrupellose NS-Verbrecher auch in den Reihen der Polizei ermittelt, entfernt und für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden, sind Thema im Buch. Carl Bruns hat sich da nichts vorzuwerfen, wurde er doch von den Nazis wegen seines jüdischen Großvaters aus dem Polizeidienst entlassen und in die Zeche verbannt. Erst nachdem Krieg durfte er wieder in den Polizeidienst zurückkehren.
Nach der Fensterleiche kommt es zu weiteren brutalen Morden. Es verdichten sich die Anzeichen, dass es einen Zusammenhang zu den Massenmorden im März 1945 beim Gruga-Park gibt. Hier wurden in den letzten Kriegstagen inhaftierte Zwangsarbeiter regelrecht abgeschlachtet und in einem Massengrab regelrecht verscharrt. Der Haupttäter ist noch immer untergetaucht.
Der Fall wird für Carl aber auch sehr persönlich, denn er trifft auf Anne, seiner ersten großen Liebe, bei seinen Ermittlungen. Alte Gefühle kommen nach so vielen Jahren wieder auf, doch sie und ihre Familie stehen auch im Focus der Ermittlungen.
Das Motto auf der Polizeiwache lautet: Wir machen alle mal Mist. Solange wir es nicht rumposaunen und schön die Klappe halten, interessiert`s keinen. Anfangs sperrt Carl sich gegen diese Sichtweise. Doch sein Verstand lässt auch ihn immer wieder abwägen zwischen Recht und Gerechtigkeit. Manchmal ist (ver)schweigen besser. Gegen Ende des Buchs überschlagen sich die Ereignisse. Auf bisher offen gebliebene Fragen des Lesers gibt es unerwartete Auflösungen und die Entlarvung der Täter bringt Carl nicht unbedingt Anerkennung bei seinen Kollegen. Auch wenn ich den Anfang eher schleppend empfunden habe, so hat mich das Ende doch überzeugt. Darum gibt’s von mir 4 Lese-Sterne.

Bewertung vom 26.09.2023
Der Geschmack von Freiheit / Die Glücksfrauen Bd.1
Claire, Anna

Der Geschmack von Freiheit / Die Glücksfrauen Bd.1


ausgezeichnet

Die drei Frauen sind unzertrennlich, auch wenn sie so unterschiedlich sind. Luises arbeitet gemeinsam mit Richard, ihrem ehemaligen Philosophie-Dozenten und künftigen Ehemann, aktiv im Widerstand gegen die Nazis. Doch nun sind sie aufgeflogen. Richard flieht Hals über Kopf nach New York und Luise soll ihm, nachdem sie noch einige Dinge geregelt hat, bald folgen. Auch Marias Leben und das ihrer Familie ist durch die immer mehr ausufernden Anfeindungen der Nazis gegenüber Juden, bedroht. Nur will Marias Mann den Buchladen nicht aufgeben, ignoriert die Gefahren. Die Dritte im Bunde ist Anni. Sie hat nur Augen für ihren Siegfried, ihren Liebsten seit Kindheitstagen. Doch der ist begeisterter SS-Mann, arbeitet für die Gestapo und ist damit auch unmittelbar eine Bedrohung für das eingeschweißte Damentrio.
Der Roman wird in zwei Zeitebenen erzählt. Einmal sind es die 30 und 40er Jahre, die Luises Weg nach Amerika, die Schwierigkeiten dort Fuß zu fassen und das Umsetzen ihres Versprechens gegenüber ihren Freundinnen wie auch ihre Schuldgefühle beschreiben. Das geschieht auf sehr bildhafte und eindringliche Weise, so dass ich Luise ins Herz geschlossen habe. Doch nun ist Luise bereits seit 5 Jahren tot und übergibt erst jetzt ihrer Enkelin, June, in einem beim Notar verwahrten Brief eine schier unlösbare Aufgabe. Von deren erfolgreicher Lösung macht Luise ihr Erbe an June abhängig. June soll ihre alten Freundinnen oder deren Nachkommen aufspüren, um denen den Anteil am Restaurant zu übergeben.
Der Wechsel zwischen dem hier und jetzt zu den Rückblenden auf Luises Leben in New York hat die Autorin sehr geschickt vorgenommen. Da wird beispielsweise aus Luises Emigrantenleben ein Stichwort aufgenommen, das dann in der Gegenwart als Denkanstoß für Junes Recherche aufgegriffen wird. Dadurch fließen die unterschiedlichen Zeiträume ineinander über. Es kommt zu keinen Gedankenbrüchen. Das hat mir gefallen. Überhaupt hat das Lesen dieses Romans mir sehr kurzweilige und spannende Unterhaltung gebracht, so dass ich gerne 5 Lese-Sterne gebe und mich bereits heute auf die Fortsetzung freue.

Bewertung vom 26.09.2023
Die Leuchtturmwärterin
Dieckmann, Guido

Die Leuchtturmwärterin


ausgezeichnet

Nelly Vogel, Tochter einer gutsituierten Fabrikantenfamilie, ist begeisterte Fotografin. Doch leider ist sie nun ins Visier der Gestapo geraten. Obwohl Nelly nicht viel Kontakt zu ihrer Familie hat, da die mit ihrem bisherigen Leben mehr als unzufrieden sind, setzt sich ihr Schwager für sie ein. Als General lässt er seine Beziehungen und Kontakte spielen, so dass sie nach Holland ausreisen kann und dort als Leuchtfeuerwärterin im kleinen Nordseedörfchen Paardendijk arbeiten. Kurz vor der Abreise steckt ihre Mutter ihr noch einen Brief zu. Ein einziger Satz steht darin: frag sie nach Febe….
Ich fand den Roman, der 1943 in Deutschland und Holland spielt, total gelungen. Schon mit den ersten Seiten ist es dem Autor gelungen mich in die Geschichte fallenzulassen. Er zeigt uns in Nelly eine temperamentvolle, junge Frau, die nach der Trennung von ihrem ehemaligen Journalistenkollegen Paul, versucht allein ihren Weg zu finden. Dass der sie gerade in den Geburtsort ihrer Mutter führt und sie dort von der ihr unbekannten Familienseite nur Abweisung und Argwohn erfährt, macht ihren Aufenthalt dort nicht gerade angenehm. Aber Nelly lässt nicht locker, schließlich und das merkt man beim Lesen, ist sie Journalistin und darum hartnäckig und einfallsreich. Darum ist das Lesen dieses Romans auch so spannend wie abwechslungsreich. Immer wieder gerät Nelly in Bedrängnis, darf doch keiner wissen, dass sie keineswegs die linientreue Nazianhängerin ist und auf der anderen Seite drängt es sie Febe, von der sie anfangs nicht einmal weiß wer das sein soll, finden. Ich empfand den Roman als sehr spannungsgeladen und gebe daher auch 5 Lese-Sterne.

Bewertung vom 18.09.2023
Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1
Skybäck, Frida

Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1


gut

Anfangs schwebt in diesem Schweden-Krimi die Frage, die immer wieder mit Andeutungen und fehlenden konkreten Hinweisen befeuert wird, was Fredrika bei der Stockholmer Polizei so Schlimmes passiert ist, dass sie sich in den eher unspektakulären kleinen Ort Lund versetzen lässt. Die zweite Frage ist, ob es die richtige Entscheidung war sich in ihre alte Heimat versetzen zu lassen. Hier wo sie groß geworden ist, jeder sie kennt und sie jeden kennt. Genau das macht es Fredrika auch schwer im aktuellen Fall, der ertrunkenen jungen Frau, zu ermitteln. Nicht nur, dass ihre Großmutter Gun beobachtet hat, wie die junge Frau, als wäre sie vor irgendjemand geflüchtet, auf das noch brüchige Eis des Sees läuft, eingebrochen und schlussendlich ertrunken ist. Die Tote hat sogar für die Firma ihres Cousins als Putzfrau gearbeitet.
Dieses Buch kam mir eher wie eine Aufklärung von Familiengeheimnissen der Familie Storm denn wie ein echter Krimi vor. Sicher, Fredrika ist eine beharrliche Ermittlerin, wenn es darum geht tiefer zu bohren und Zusammenhänge zu erkennen. Doch richtig überzeugt hat sie mich als Polizistin nicht. Dafür finde ich ihre Alleingänge zu unprofessionell. Bereits am Anfang war zu erkennen, dass die Tote Verbindungen zu ihrer Familie hatte und doch wird Fredrika nicht vom Fall abgezogen. Damit nicht genug, unternimmt sie immer wieder Alleingänge, oft auch gegen die Absprachen mit den Kollegen und Verstöße gegen Dienstvorschriften. Dass sie damit beim Chef durchkommt, fand ich nicht sehr realitätsnah. Ihr Kollege Henry bezeichnet sie zwar als gute Ermittlerin, aber der scheint ja auch so einige Geheimnisse zu haben. Was die Ausführungen zu seiner Mitgliedschaft im Geheimbund Isis Nodus hier im Buch sollten, hat sich mir nicht erschlossen. Insgesamt gebe ich 3 Lese-Sterne, einfach weil es mir trotz der vielen Verwicklungen an Spannung fehlte.

Bewertung vom 16.09.2023
Wie ein Stern in mondloser Nacht
Sand, Marie

Wie ein Stern in mondloser Nacht


ausgezeichnet

Berlin ist im Jahr 1947, in dem die Geschichte von Henni Bartholdy beginnt, gezeichnet vom Krieg und Lebensmittel sind noch immer rationiert. Henni lebt mit ihrer Mutter, die mit Putz-Jobs versucht über die Runden zu kommen, und ihrem kleinen lungenkranken Bruder Paul in einer kleinen Kellerwohnung. Henni ist dabei ihr Abitur machen, doch das muss warten, denn Mutter ist krank und um den Job bei den von Rothenburgs dadurch nicht zu verlieren, muss Henni an ihrer Stelle dort in der Arztvilla putzen. Hier lernt sie den Sohn der Familie, Eduard von Rothenburg, genannt Ed, kennen. Er fällt ihr regelrecht vor die Füße. Es ist eine Begegnung, die ihrer beider Leben beeinflussen wird.
Die Schere zwischen arm und reich wird in den 50er Jahren immer größer und Henni, findet ihre berufliche Erfüllung als Hebamme im Waldfriede. Empathisch, engagiert setzt sie sich für die Gebärenden ein, versucht ihnen trotz der Geburtsschmerzen eine Atmosphäre zu schaffen, die optimal für die erste Begegnung zwischen Mutter und Kind ist. Umso entsetzter ist Henni, wenn sie wieder einmal davon hört oder liest, dass eine Mutter ihr Baby ausgesetzt oder wie Abfall entsorgt hat. Henni weiß, dass die Mütter nicht böse sind, sie sind verzweifelt. Kurzer Hand stellt sie eine Apfelsinenkiste, dick gepolstert sowie mit luftdurchlässigem Deckel versehen und liebevoll mit Teddy und einem Brief für die verzweifelte Mutter ausgestattet im Hinterhof an die Tür zu ihrem Geburtsraum. Was sie macht ist ungesetzlich und doch kann sie nicht anders. Was das erste Findelkind in Henni auslöst und wie sie durch Ed unterstützt und dann doch wieder enttäuscht wird, das wird hier im Roman von der Autorin unter die Haut gehend geschildert. Man spürt beim Lesen wie sehr Henni ihren Beruf liebt und mit wieviel Gefühl sie die Geburt der Frauen begleitet. Im Gegensatz zur Krankenhausentbindung, wo festgelegte Abläufe und Überwachungsapparate den Verlauf der Entbindung eher steril bestimmen, setzt Henni auf die Bedürfnisse der Geberenden wie auch auf die Natürlichkeit dieser Vorgänge. Mich hat dieses Buch überzeugt, so dass es von mir auch 5 Lese-Sterne erhält, eine 100%ige Leseempfehlung eingeschlossen.

Bewertung vom 13.09.2023
Im Licht der Freiheit / Club Paradies Bd.2
Benedikt, Caren

Im Licht der Freiheit / Club Paradies Bd.2


sehr gut

Als wenn es mit der Firmenpleite und dem Selbstmord von Hanns Borchardt nicht genug wäre. Nun erfahren Marie Borchardt und ihre Tochter Hanna noch weitere Lebenslügen ihres toten Ehemannes beziehungsweise Vaters. So etwas geht nicht spurlos an einem vorbei und genau dieses Abwägen, die Resignation, die Verzweiflung, die sich in Wut kehrt, bringt die Autorin sehr gut in diesem Buch zum Ausdruck. Anfangs fällt es Maria äußerst schwer anderen Menschen noch zu vertrauen. Einzig in ihrer Freundin Ulla und dem Familienanwalt, Klaus Schröder, sieht sie noch echte Freunde. Sie sind es, die sie bedingungslos unterstützen.
Im Buch kann man miterleben, wie das Band zwischen Mutter und Tochter eine völlig neue Dimension erreicht und wie Maria Menschen, die sie vorher verachtet hat, zu engen Freunden werden. Diese Entwicklung wird detailreich und nachvollziehbar geschildert. Als schönste Stelle im Buch fand ich Maries zornigen Auftritt im Savoy, als eine ehemalige Bekannte lautstark abwertende Bemerkungen ihr gegenüber in dem Raum stellt. Trotz ihrer inneren Wut brilliert Marie in dieser Situation und wächst über sich hinaus. Das hat mir gefallen. Von solchen dramatischen Situationen hätte ich mir mehr gewünscht.
Eine eher traurige Figur macht auch in diesem Teil Maries Sohn Holger. Mit seinen 23 Jahren ist er seiner radikalen Freundin Monika verfallen. Immer wieder zwingt sie ihn mit Liebesentzug die RAF-Aktionen zu unterstützen oder daran teilzunehmen. Für mich ist er ein orientierungsloser Junge dessen Schicksal mich nicht weiter berührt hat. Insgesamt betrachtet gebe ich diesem Roman mit den so starken Frauen 3,5 Lese-Sterne.