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Bücherfee

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Insgesamt 389 Bewertungen
Bewertung vom 13.03.2021
Schach mit toter Dame
Minck, Lotte

Schach mit toter Dame


ausgezeichnet

Jetzt schlägt' s 13!

Mit der Ruhrpott-Krimödie "Schach mit toter Dame" legt Lotte Minck den 13. Fall für ihre clevere Amateur-Detektivin Loretta Luchs vor, die zum zweiten Mal tatkräftig von Cäcilie und Käthe, zwei rüstigen alten Damen, auf der Verbrecherjagd in einer vornehmen Seniorenresidenz unterstützt wird.

Auch wenn Gevatter Tod in einem Seniorenheim kein seltener Gast ist, sind Cäcilie und Käthe sich sicher: Ihr Mitbewohner Heribert ist keines natürlichen Todes gestorben, zumal er vor seinem Ableben auch noch beraubt wurde. Um der Sache auf den Grund zu gehen, schleusen sie ihre Freundin Loretta als Kaltmamsell in die Küche der Residenz „Herbstglück“ ein. Dort schnippelt sie nicht nur Gemüse, sondern stolpert – wie sollte es anders sein? – bald auch höchstselbst über ein weiteres Mordopfer …

Wie immer hat mich das in düsteren Farben gehaltene Cover von Ommo Wille direkt mitgenommen. Denn es zeigt eine wichtige Szene in dieser spannenden Ruhrpott-Krimödie: Loretta Luchs entdeckt eine weibliche Leiche im weitläufigen Park der Seniorenresidenz "Herbstglück" , die von einer blutverschmierten "Dame" auf dem Riesenschachfeld für alle Zeiten schachmatt gesetzt worden ist. Auch die Rückseite des Buches ist perfekt auf den düsteren Inhalt der Ruhrpott-Krimödie abgestimmt worden. Das prächtige Anwesen ist in völlige Dunkelheit getaucht, an einem einzigen hell erleuchteten Fenster ist eine dunkle Gestalt auszumachen, welche die denkwürdigen Ereignisse in der "Residenz Senilio" genau zu beobachten scheint.

Wieder einmal hat Lotte Minck das perfekte Rezept für eine witzig-spritzige, spannende Ruhrpott-Krimödie gefunden, die allen Lesern allerbeste, intelligente Unterhaltung bietet. Als erklärter Fan von Loretta Luchs freue ich mich sehr, meine Lieblingsheldin wiederzusehen und in ihren Mikro-Kosmos einzutauchen, es fühlt sich so vertraut an, als ob ich nach Hause komme. Ruhrpott, da komm ich wech! Tatsächlich ist Bochum für mich nur "umme Ecke"...

Wer diese Reihe noch nicht kennt, sollte unbedingt die bereits erschienenen Bände lesen. Denn es macht einfach großen Spaß, die persönliche Entwicklung der liebevoll ausgearbeiteten Protagonisten im Laufe der Jahre zu verfolgen. Das bewährte Dream-Team Loretta, das "Hornbrillen-Girl", Erwin, der "Mini-Pli-Mann" , Frank, der "Incredible Flying Ninja" und Dennis, der "Breitcord-Boy", erhalten Verstärkung durch zwei bezaubernde alte Damen, die in bester Miss-Marple-Tradition stehen. Cäcilie und Käthe begnügen sich nicht damit, einen ruhigen Lebensabend in der Seniorenresidenz zu verleben, sondern bringen lieber ihre kleinen grauen Zellen auf Touren, wenn es um die Aufklärung eines komplizierten Falles geht.

In der Seniorenresidenz treffen wir auf einen bunt zusammengewürfelten Haufen von verschiedenen Persönlichkeiten, die mit ihren jeweiligen Eigenarten ausführlich beschrieben werden. Hierbei sind Hansi Sommer, ein in den späten 1970er Jahren steckengebliebener Sänger, der den guten alten Zeiten als Hitparaden- und Schlüpferstürmer nachtrauert, oder Micky, ein ambitionierter Ex-Sterne-Koch, der kulinarische Feuerwerke in der Küche der Seniorenresidenz abbrennt, sozusagen das Salz in der Suppe.

Bei der Lektüre hab ich hin und wieder den Atem angehalten - und im nächsten Augenblick schallend gelacht. Dieses locker-leicht geschriebene Buch hat mich echt umgehauen. Lotte Minck ist und bleibt einfach die Queen of Crimedy.

So, und gezz aba ma mit Schmackes. Wat soll ich noch sagen? Toll! Einfach toll! Besser geht nich! Musse kaufen und lesen!

Bewertung vom 27.02.2021
Die große Lombarden-Box
Schier, Petra

Die große Lombarden-Box


ausgezeichnet

Seit vielen Jahren gehört Petra Schier zu meinen Lieblingsautorinnen. Mit ihren herzerwärmenden Weihnachtsromanen und ihrer romantischen Lichterhaven-Reihe hat sie sich in mein Herz geschrieben, und nun musste ich einfach ihre historischen Romane kennenlernen.

Drei ungekürzte historische Romane in einer Hörbuch-Box: In Petra Schiers "Lombarden-Trilogie" schlägt sich Aleydis de Bruinker im mittelalterlichen Köln als wohlhabende Witwe mit Neidern, Erbschleichern, Schmeichlern und Intriganten herum. Mit feinem Gespür für ihre Situation und unterstützt von Gewaltrichter Vinzenz van Clewe klärt sie nicht nur den Tod ihres Mannes, des lombardischen Geldverleihers Nicolai Golatti, auf. Sie schafft es auch, sich gegen alle Widersacher zu behaupten.

Bei der Wahl eines Covers hat man sich für das Motiv entschieden, welches bereits "Die Rache des Lombarden", den dritten und letzten Band dieser erfolgreichen Reihe, geziert hat. Es zeigt eine hübsche junge Frau in einem feinen golddurchwirkten Kleid, ihr streng gescheiteltes dunkles Haar unter einer feinen Haube verborgen, wie es die damalige Mode forderte

Kommen wir zur Sprecherin Brigitte Carlsen, die mich mit ihrer ausdrucksvollen Stimme in eine längst vergangene Epoche getragen und allen Charakteren eine eigene Sprache verliehen hat. Das ist Kopfkino vom Feinsten!

Die große Lombarden-Box ist eine packende Trilogie, die zwischen 1423 und 1424 in Köln spielt. Das Geschehen dreht sich um die schöne junge Witwe Aleydis de Bruinker, welche sich mit dem dunklen Erbe ihres Mannes auseinandersetzen muss. Sie ist eine starke Frauengestalt, die im Laufe der Handlung eine bemerkenswerte Entwicklung durchläuft. Als glücklich verheiratete junge Frau hat sie alle Erwartungen erfüllt, die an sie gestellt worden sind. Sie hielt ihren wesentlich älteren verstorbenen Mann, der sie gut behandelt hat und ihr aufrichtig zugetan war, für einen Ehrenmann und fällt aus allen Wolken, als sie von seinen geheimen Machenschaften erfährt. Durch die folgenden Ereignisse wird ihr Glaube an das Gute im Menschen auf die Probe gestellt. Sie kann nicht mehr blind vertrauen, sondern hinterfragt das Verhalten ihrer Mitmenschen.

Dank der lebendigen Erzählweise von Petra Schier war ich gleich mitten im Geschehen und hatte alles deutlich vor meinen Augen. Petra Schier hat nicht nur ihre Protagonisten sorgfältig ausgearbeitet, sondern auch alle Schauplätze der Handlung anschaulich beschrieben. Auch das alltägliche Leben der Bevölkerung (Aberglaube, Bräuche, Speisen, Getränke, Kleidung usw.) ist mit der spannenden Geschichte verwoben worden, ohne dass die Handlung durch die ausführlichen Beschreibungen unterbrochen und der Lesefluss aufgehalten wird. Die große Lombarden-Box st eine gelungene Mischung, spannend, turbulent und prickelnd-romantisch, die alle Leserinnen begeistern wird!

Bewertung vom 27.02.2021
Romy und der Weg nach Paris / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.16
Marly, Michelle

Romy und der Weg nach Paris / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.16


ausgezeichnet

«Ich muss immer bis zum Äussersten gehen, selbst wenn es nicht gut ist. Ich liebe es, bis an die Grenzen des Möglichen zu gehen, im Beruf wie im Gefühlsleben.» (Romy Schneider)

"Romy und der Weg nach Paris" ist bereits der 16. Band aus der Reihe "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe", die im Aufbau Taschenbuch Verlag erscheinen. Nach ihren brillanten Büchern über Coco Chanel, Edith Piaf und Maria Callas konzentriert sich die Bestseller-Autorin Michelle Marly alias Micaela Jary auf Romy Schneider, eine viel zu früh verstorbene Schauspielerin, die nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich unvergessen ist. Sie erzählt von der Suche einer einmalig faszinierenden Frau nach ihrem Weg als Künstlerin, als Liebende – und nach sich selbst


1958: Die junge Romy fühlt sich in einer Sackgasse gefangen. Als Sissi ist sie zum Weltstar geworden, doch sie ist es leid, immer nur das süße Mädel zu geben. Sie träumt von einer Laufbahn als Charakterdarstellerin. Dann lernt die wohlbehütete Romy bei Dreharbeiten den noch unbekannten Alain Delon kennen – und verliebt sich in den rebellischen jungen Mann. Gegen den Willen ihrer Familie folgt sie ihm nach Paris. Doch Romys Karriere gerät ins Stocken, und schon bald erlebt auch ihre Liebe zu Alain eine Krise …

Wie es sich für historische Romane gehört, ist dieses Buch in Sepia-Tönen gehalten. Es zeigt eine dunkelhaarige Frau in einem eleganten Kostüm, die versonnen auf den Eiffelturm blickt, ein klassisches Wahrzeichen der französischen Metropole, die das Leben von Romy Schneider auf eine nachhaltige Weise geprägt hat.

Einfühlsam zeichnet Michelle Marly den Weg von Romy Schneider nach Paris nach. Paris bedeutete einen klaren Wendepunkt in dem Leben der wohlbehütet aufgewachsenen jungen Schauspielerin. Hier sollte sie sich von dem Image des "süßen Mädels", das durch den Historien-Schinken "Sissi" begründet worden war, lösen und zu einer ernstzunehmenden, viel beachteten Charakterdarstellerin heranreifen. Hier sollte sie Alain Delon, einen aufstrebenden, chronisch untreuen französischen Nachwuchs-Schauspieler, kennenlernen, der trotz seiner zahllosen Affairen die Liebe ihres Lebens gewesen ist. Hier sollte sie den exzentrischen Star-Regisseur Lucchino Visconti treffen, der sie bewusst gegen ihr biederes Image besetzte und ihr wichtige Rollen in seinem Theater-Stück "Schade, dass du eine Dirne bist" und weiteren Film-Produktionen anvertraute. Hier sollte sie die Bekanntschaft der desillusionierten, gealterten Modeschöpferin Coco Chanel machen, welche sie zu einer eleganten Frau von Welt formte und mit ihr vertrauliche Gespräche über die Liebe und das Leben führte.

Das viel zu kurze Leben von Romy Schneider war kein Märchen, genausowenig wie das Leben der österreichischen Kaiserin. Berufliche Triumphe und private Niederlagen wechselten einander ab. Auf die (von ihren Eltern erzwungene) Verlobung mit Alain Delon folgte nicht die ersehnte Traum-Hochzeit, die von der Klatsch-Presse erwartet wurde. Zweifellos hegte Alain Delon tiefe Gefühle für sie, gab ihr ein Zuhause und lebte mit ihr unter einem Dach. Dennoch verweigerte er sich den bürgerlichen Konventionen, beharrte auf seiner persönlichen Freiheit und wollte sich nicht dauerhaft an sie binden. Letzten Endes sollte er sie für eine andere Frau verlassen, wie es die greise Modeschöpferin Coco Chanel ihr bereits vorausgesagt hatte.

Michelle Marly versteht es wie keine andere Autorin, nüchterne Fakten mit echtem Leben zu füllen. Sie bringt uns eine gefühlsbetonte, sensible junge Frau näher, die sich von der ständigen Bevormundung durch die wohlmeinende Mutter und den geschäftstüchtigen Stiefvater freistrampeln, an ihre körperlichen und seelischen Grenzen gehen und ihre persönliche Unabhängigkeit teuer erkaufen musste. "Romy und der Weg nach Paris" ist ein literarisches Kunstwerk, das ich jedem Leser ausdrücklich ans Herz legen möchte.

Bewertung vom 20.02.2021
Die Mitternachtsbibliothek (MP3-Download)
Haig, Matt

Die Mitternachtsbibliothek (MP3-Download)


sehr gut

Was wäre gewesen, wenn... Wer von uns hat nicht schon einmal mit diesem theoretischen Gedanken gespielt? Wie wäre unser Leben verlaufen, wenn wir von unserem Weg abgewichen und andere Entscheidungen gefällt hätten? Wären wir womöglich erfolgreicher und glücklicher geworden? Mögliche Antworten auf diese Fragen finden wir in dem Buch "Die Mitternachtsbibliothek", in dem sich der Bestseller-Autor Matt Haig mit dem Sinn des Lebens auseinandersetzt.

Stell dir vor, auf dem Weg ins Jenseits gäbe es eine riesige Bibliothek, gesäumt mit all den Leben, die du hättest führen können. Buch für Buch gefüllt mit den Wegen, die deiner hätten sein können. Hier findet sich Nora Seed wieder, nachdem sie aus lauter Verzweiflung beschlossen hat, sich das Leben zu nehmen. An diesem Ort, an dem die Uhrzeiger immer auf Mitternacht stehen, eröffnet sich für Nora plötzlich die Möglichkeit herauszufinden, was passiert wäre, wenn sie sich anders entschieden hätte. Jedes Buch in der Mitternachtsbibliothek bringt sie in ein anderes Leben, in eine andere Welt, in der sie sich zurechtfinden muss. Aber kann man in einem anderen Leben glücklich werden, wenn man weiß, dass es nicht das eigene ist?

Für mein Empfinden ist das Cover perfekt auf den Inhalt des Buches abgestimmt worden. Eine Katze läuft auf ein hohes Gebäude zu, das von innen heraus zu strahlen scheint. Die Mitternachtsbibliothek ist eine Zwischenwelt zwischen Leben und Tod. Auf ein festes Dach ist verzichtet worden; man ist für alle Optionen offen.

Ehrlich gestanden, ist mir der Einstieg in dieses Hörbuch ziemlich schwergefallen. Nora Seed ist eine schwer depressive, unbedarfte Protagonistin, mit der ich nicht warmgeworden bin. Es ist hart, ihre negativen Gedankengänge verfolgen und den minutiös geschilderten Countdown bis ihrem Selbstmord miterleben zu müssen, und ich war mehr als einmal versucht, das Hörbuch abzubrechen. Dass ich es nicht getan habe, ist der Verdienst der Sprecherin Annette Frier, die mich mit ihrer angenehmen, frischen und klaren Stimme durch dieses anspruchsvolle Hörbuch getragen und die vielen verschiedenen Charaktere deutlich herausgearbeitet hat.

Nach diesem schwierigen Start hat das Hörbuch für mich langsam an Fahrt aufgenommen. In der Mitternachtsbibliothek hat Nora die Chance, alternative Lebenskonzepte zu wählen, die ihr weiteres Schicksal verändert hätten. Wie erwartet, muss sie die Erfahrung machen, dass nicht alles perfekt gelaufen wäre, wenn sie andere Entscheidungen in ihrem Leben getroffen hätte. Leider darf sie nicht dauerhaft in einem Leben verweilen, das jeweilige Konzept wird nur angerissen, aber unterm Strich kann sie wichtige Einsichten gewinnen.

Alles in allem ist Matt Haig ein interessantes und tiefgründiges Buch gelungen, das durchaus zum Nachdenken über den Sinn des Lebens anregt. "Du musst das Leben nicht verstehen, nur leben." Diese einfache Botschaft sollten wir alle beherzigen!

Bewertung vom 13.02.2021
Ich dachte schon, du fragst mich nie
Engelmann, Gabriella

Ich dachte schon, du fragst mich nie


ausgezeichnet

Wer ist reif für die Insel? Nach ihrem humorvollen Roman "Zu wahr, um schön zu sein" legt die Bestseller-Roman mit ihrem neuen Buch "Ich dachte schon, du fragst mich nie" nach und entführt ihre Leserinnen von ihrer Wahl-Heimat Hamburg auf Mallorca, die Lieblingsinsel der Deutschen.

Kann das Chaos noch ein bisschen größer werden?, fragt Sophie Hartmann sich. Tochter Pauli leidet am ersten Liebeskummer, Schwester Geli an notorischem Hang zu falschen Männern und dann bricht sich Tochter Liv ausgerechnet kurz vor Eröffnung des gemeinsamen Restaurants die Hand. Dummerweise ist Sophie in der Küche ein Totalausfall, selbst mit ihrem Wahlspruch „Familie ist das Allerwichtigste“ stößt sie hier an ihre Grenzen. Zum Glück beweist das Schicksal Sinn für Humor und schickt Hilfe von unerwarteter Stelle. Doch während sich in Sophies Umfeld alles zum Besten wendet, muss sie selbst erkennen, dass sie ihre eigenen Wünsche und Ziele viel zu lange begraben hat ...

Stilistisch ist das in frischen Tönen gehaltene Cover genau an den erfolgreichen Vorgänger "Zu wahr, um schön zu sein" angepasst worden. Man glaubt direkt an einem liebevoll eingedeckten Tisch auf der Terrasse einer Finca auf Mallorca zu sitzen, von der man einen traumhaften Blick auf die idyllische Landschaft genießen kann. Die Mandelbäume blühen, und ein Esel grast friedlich auf der Weide. Wer freut sich nicht über ein Glas Cava, frisch gepressten Orangensaft und köstlichen selbstgebackenen Kuchen zum Frühstück im Grünen?

Die Handlung spielt an zwei Schauplätzen, nämlich in Hamburg und auf Mallorca. Erzählt wird sie aus zwei Perspektiven. Zu Wort kommen Sophie, eine verwitwete Frau im mittleren Alter, die mit ihren fast erwachsenen Töchtern, ihrer Schwester und zwei Untermieterin unter einem Dach in einem großzügigen Haus in Hamburg lebt und ihren Lebensunterhalt mit dem Übersetzen von Belletristik verdient, und Marc, ein reicher Unternehmensberater im besten Mannesalter, der für die gehobene Küche schwärmt und sich auf Hotel und Gastronomie im oberen Preissegment auf Mallorca spezialisiert hat. Sie haben sich mit ihrer beruflichen Laufbahn arrangiert, wie man so schön sagt, aber glücklich sind sie nicht geworden. Auch ihr Privatleben ist auf der Strecke geblieben; Sophie hat den Tod ihres Mannes nicht überwunden und ein regelrechtes Küchen-Trauma entwickelt, während Marc schwer daran knabbert, dass er von seiner großen Liebe vor der geplanten Traumhochzeit sitzengelassen worden ist und seine Wünsche nach der Gründung einer eigenen Familie unerfüllt geblieben sind.

Die finanziellen Sorgen von Sophie werden häufig thematisiert, dennoch sollte man nicht vergessen, dass sie ein großes Mehrfamilienhaus in einer bevorzugten Lage in Hamburg besitzt, regelmäßige Mieteinkünfte durch die Vermietung einer separaten Einliegerwohnung an eine WG bezieht, ihre zwei heranwachsenden Töchter zu privaten Schulen schicken und die Gründung eines Pop-Up-Lokals finanziell stemmen kann. Auch Marc steht auf der Sonnenseite des Lebens, er kommt aus einem reichen Elternhaus und hat sein geerbtes Vermögen weiter ausbauen können. Mit diesen privilegierten, durchaus bodenständigen und sympathischen Menschen, die in einer kochenden Leidenschaft zueinander entbrennen, werden sich die meisten Leserinnen nicht identifizieren können.

Alles in allem hat mir diese heitere, wenn auch ziemlich unrealistische Lektüre gut gefallen. Es ist eine unterhaltsame, warmherzige Geschichte für zwischendurch, die sich um Lebensträume und Selbstverwirklichung von erwachsenen Menschen dreht und locker und leicht lesen lässt.

Bewertung vom 13.02.2021
Lebenssekunden
Fuchs, Katharina

Lebenssekunden


ausgezeichnet

Im Mittelpunkt des historischen Romans "Lebenssekunden" steht die Geschichte der ersten deutschen Foto-Journalisten und einer Leistungsturnerin aus der DDR - ein bewegendes Stück Zeitgeschichte. Katharina Fuchs erzählt von zwei Frauen, zwei Leben und einer Fotografie

Der große Traum von Angelika Stein scheint geplatzt, als sie mit 15 von der Schule fliegt: Kein Fotograf in Kassel will einem Mädchen, noch dazu ohne Schulabschluss, eine Lehrstelle geben. Doch Angelika gibt nicht auf – und bekommt schließlich eine Chance von einem Fotografen, der vor Kurzem aus der DDR gekommen ist. Zur selben Zeit wird in Ostberlin die junge Leistungsturnerin Christine Magold darauf gedrillt, die DDR bei den Olympischen Spielen zu vertreten. Doch ist das wirklich ihr Traum? Beim Bau der Berliner Mauer 1961 treffen die beiden jungen Frauen unter dramatischen Umständen aufeinander.

Das Cover spiegelt den Zeitgeist der späten 1950er Jahre, in denen diese packende deutsch-deutsche Geschichte, der interessante Titel verdeutlicht, dass wichtige Momentaufnahmen aus dem Leben der zwei Protagonistinnen im Mittelpunkt dieses historischen Romans stehen.

Dieser historische Roman spielt in Berlin, das Geschehen wird aus der Sicht von zwei gleichaltrigen eigensinnigen jungen Mädchen erzählt, die in der Bundesrepublik Deutschland und in der Deutschen Demokratischen Republik aufwachsen. Angelika und Christine brennen für ihre Hobbies; Angelika liebt die Fotografie, während Christine sich dem Leistungsturnen verschrieben hat.

Auch wenn im Leben von Angelika nicht alles rund läuft, ist sie in einer privilegierten Position, weil sie selbst über ihre berufliche Laufbahn bestimmen und wichtige Entscheidungen selbst fällen kann. Dagegen ist Christine ein fremdbestimmtes Wesen, das wegen seines hervorragenden Talentes für die DDR ausgebeutet wird. Die ungeschminkte Darstellung der brutalen, knallharten Trainingsmethoden (inklusive psychischer und physischer Misshandlungen durch gewissenlose Trainer und Funktionäre) hat mich zutiefst erschüttert. Für mich ist dieses Buch mein Highlight im Februar. Unbedingt lesenswert!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.02.2021
Das Leben braucht mehr Schokoguss (eBook, ePUB)
Lindberg, Ella

Das Leben braucht mehr Schokoguss (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hot chocolate is like a hug from the inside. Deshalb habe ich mir eine Heiße Schokolade gegönnt, als ich mich an einem eisigkalten Winterwochenende im Februar auf dem Sofa in meine Lieblingsdecke gekuschelt und den zuckersüßen Roman "Das Leben braucht mehr Schokoguss. Ein romantischer Feelgood-Roman in einer Schokoladenmanufaktur" gelesen habe. Der romantische Feelgood-Roman ist das erste Buch von Ella Lindberg, die vielen aufmerksamen Leserinnen bereits als Mara Winter in guter Erinnerung geblieben ist, und spielt in einer kleinen inhabergeführten Schokoladenmanufaktur.

»Ich kann spüren, wie die Erdbeer-Sahne-Füllung der Praline auf meiner Zunge zergeht, wie das Karamell schmilzt und die weiße Schokolade meinen Gaumen kitzelt. Ja, das ist das Paradies.«
Mias Praktikum in einer Schweizer Schokoladen-Manufaktur könnte so schön sein: die Schweizer Berge genießen, nette Kollegen kennenlernen und Schokolade, so viel sie will. Die Realität sieht leider etwas anders aus. Die Manufaktur hat finanzielle Schwierigkeiten, keiner fühlt sich für Mia verantwortlich, und dann soll sie auch noch der im Sterben liegenden Großmutter des Juniorchefs vorspielen, sie sei dessen Verlobte Isabella. Widerwillig lässt sich Mia auf die falsche Liebesgeschichte ein und muss bald feststellen, dass sie sich nicht nur in die Schweizer Berge und die skurrile Belegschaft der Schokoladen-Manufaktur verliebt hat – sondern auch in ihren Chef Fabian. Da taucht plötzlich die echte Isabella auf und macht das Liebes-Chaos perfekt.
Aber wer sagt eigentlich, dass Schokolade keine Probleme lösen kann?

Das hübsche Cover hat mich direkt angesprochen. Die zarte Schleife hat mich an eine teure Pralinenschachtel erinnert, der kräftige Pink-Ton spricht für eine klassische Liebesgeschichte, und die grob skizzierte stolpernde Frau erinnert an Mia, die sympathische Protagonistin, der stets witzige Missgeschicke passieren. Eine gelungene Mischung!

Mal unter uns: Das Setting in einer familiär geführten Schokoladenmanufaktur mitten in der Schweiz könnte gar nicht besser gewählt sein. Schließlich hat ein international tätiger Schokoladenhersteller seinen Sitz in Kilchberg am Zürichsee.

Das Geschehen wird aus der Sicht von Mia erzählt, einer 26 Jahre alten Studentin, die gerade ein Praktikum absolviert. Sie ist eine liebenswerte, kreativ veranlagte Protagonistin, die eine ausgeprägte Schwäche für Schokolade hat und sich mit ihren neuen Aufgaben (und dem krisengeschüttelten Familienbetrieb, in dem längst nicht mehr alles rund läuft) absolut identifiziert.

Ella Lindberg ist eine charmante, humorvolle, moderne Liebesgeschichte gelungen, die auf der Zunge zergeht wie feine Schweizer Schokolade. Mir hat der kleine Blick hinter die Kulissen einer Schokoladenmanufaktur sehr gefallen, und tatsächlich konnte ich gar nicht mehr die Finger von diesem zuckersüßen Buch lassen, wie ich es sonst nur von meiner Lieblingsschokolade kenne. Ella Lindberg hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert - und das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Alles in allem bietet dieser Feelgood-Roman eine unwiderstehliche Mischung für unterhaltsame Lesestunden – mit oder ohne Schokolade.

Bewertung vom 02.02.2021
Ein neuer Anfang / Palais Heiligendamm Bd.1 (eBook, ePUB)
Grünig, Michaela

Ein neuer Anfang / Palais Heiligendamm Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Hin und wieder leide ich unter akutem Meerweh. Deshalb habe ich mich gern von einem historischen Roman einfangen lassen, der an der Ostsee spielt. "Palais Heiligendamm - Ein neuer Anfang" ist das erste Buch, das ich von Michaela Grünig lese. Es bildet den Auftakt der "Palais Heiligendamm"-Reihe, die sich um das wechselhafte Schicksal einer bürgerlichen deutschen Hoteliersfamilie in Heiligendamm, Bad Doberan, in Mecklenburg-Vorpommern dreht.

Heiligendamm, 1912: Die Berliner Hotelierfamilie Kuhlmann hat große Pläne, man will dem berühmten Grand Hotel Konkurrenz machen. Doch die High Society steigt lieber weiter bei dem etablierten Rivalen ab. In dieser schweren Zeit zeigt ausgerechnet die junge Tochter Elisabeth kaufmännisches Geschick, während sich der sensible Sohn Paul für Musik begeistert. Vater Kuhlmann sieht sich gezwungen, den Emporkömmling Julius Falkenhayn um Hilfe zu bitten. Und der hegt recht unkonventionelle Ansichten ...

Das hübsche Cover ist perfekt auf das literarische Genre abgestimmt. Man sieht eine schlicht gekleidete hübsche junge Frau die Promenade entlangflanieren, im Hintergrund ist ein großes Hotel zu erkennen.

Schauplatz des Geschehens ist Heiligendamm, ein Stadtteil von Bad Doberan an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns in der Mecklenburger Bucht, die sich im Deutschen Kaiserreich zu einem beliebten Ferienort entwickelte. Die Handlung erstreckt sich von 1912 bis 1918, wir erleben die sorglose Vorkriegszeit, den schrecklichen Ersten Weltkrieg und die erzwungene Abdankung des Deutschen Kaisers hautnah mit.

Für meinen persönlichen Geschmack wirkt dieser historische Roman etwas zu überfrachtet. Das Aufgebot an handelnden Personen ist beachtlich; wir verfolgen nicht nur die Schicksale der vermögenden bürgerlichen Familie Kuhlmann, sondern auch ihrer zahlreichen Angestellten. An dieser Stelle erwähnen möchte ich zwei Frauen, die aus dem Rahmen des Üblichen herausfallen: Elisabeth Kuhlmann, eine temperamentvolle junge Frau, die sich nicht mit einer guten Partie begnügen, sondern lieber in das Hotelbusiness einsteigen möchte, und Minna, eine fleißige Zofe, die einen neuen beruflichen Weg einschlagen und im Palais Heiligendamm das Koch-Handwerk von der Pike auf erlernen darf. Man wird geradezu erschlagen von der Fülle von dramatischen Ereignissen, die sich im Palais Heiligendamm (und anderen Schauplätzen) abspielen.

Dennoch hat mir dieser leicht und locker geschriebene, unterhaltsame historische Roman gut gefallen. Wie wird es wohl mit den Protagonisten dieser Reihe weitergehen? Warten wir es ab...

Bewertung vom 02.02.2021
Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
Schröder, Alena

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid


ausgezeichnet

"Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" ist das literarische Debüt von Alena Schröder, einer deutschen Schriftstellerin, Kolumnistin und Journalistin , die vom Erbe unserer Mütter erzählt.

Berlin, 2017. Die 27-jährige Hannah Borowski bekommt einen Brief, der sie als mögliche Erbin eines verschollenen jüdischen Kunstvermögens ausweist. Warum weiß sie nichts von ihrer jüdischen Familie? Warum will ihre Großmutter Evelyn — ihre einzige lebende Verwandte — nicht darüber sprechen?
Rostock, 1924. Senta Köhler, 18 Jahre alt, ist ungewollt schwanger. Der Vater des Kindes, ein hochdekorierter Fliegerheld aus dem Ersten Weltkrieg, verspricht, sie zu heiraten. Den Plan, mit ihrer besten Freundin Lotte nach Berlin zu gehen, muss sie begraben. Als die Ehe nach zwei Jahren zerbricht, stellt Sentas Mann sie vor eine Entscheidung: Er willigt nur in die Scheidung ein, wenn Evelyn, die gemeinsame Tochter, bei ihm bleibt. Senta geht ohne ihr Kind nach Berlin. Berlin, 1927. Senta findet Arbeit beim Berliner Tageblatt und steigt von der Schreibkraft zur Journalistin auf. Sie heiratet einen jüdischen Kollegen, Julius Goldmann, dessen Vater Itzig ein angesehener Kunsthändler ist. Sie und ihr Mann werden Teil der Berliner Kunst- und Kulturszene. Schließlich fliehen beide vor den immer stärker werdenden Repressalien der Nationalsozialisten. Erst fast hundert Jahre später schließt sich der Kreis.

Das wunderschöne Cover ist ein echter Hingucker in jeder Buchhandlung. Der Hintergrund ist in einem schlichten Dunkelblau gehalten, von dem sich üppige, in verschiedenen Brauntöten schimmernde Blüten und fein stilisierte Vögel wirkungsvoll abheben. Auch der ausgefallene Titel, der an eine kurze sachliche Beschreibung eines Kunstwerkes erinnert, ist perfekt in einem cremefarbenen Kreis in Szene gesetzt worden.

"Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" ist eine außergewöhnliche historische Familiensaga, die von vier (komplizierten) Generationen von Frauen erzählt. Auf den ersten Blick weisen sie keinerlei Gemeinsamkeiten auf, dennoch ziehen sich schwierige Mutter-Tochter-Beziehung wie ein roter Faden durch das gesamte Buch, das aus wechselnden Erzählperspektiven und zeitlichen Ebenen von den Goldenen Zwanziger Jahren bis zur aktuellen Gegenwart (2017) erzählt wird.

Weder der stetige Perspektivenwechsel noch die zeitlichen Sprünge stören den Lesefluss; im Gegenteil, diese packende Lektüre hat mich gleich in ihren Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. Alena Schröder hat sämtliche Charaktere gründlich ausgearbeitet; sie zeigt bestimmte Typen von Menschen, wie wir sie aus dem realen Leben kennen. Ihr Buch kreist vordergründig um verschollene Kunstwerke, die ihren rechtmäßigen (jüdischen) Besitzern während des Nationalsozialismus gestohlen und beschlagnahmt worden sind. Gleichzeitig werden viele weitere komplexe Frauen-Themen (Emanzipation, Selbstverwirklichung, Vereinbarung von Erwerbstätigkeit und Mutterschaft usw.) gestreift.

"Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" ist keine einfache, aber eine fesselnd geschriebene, mitreißende Lektüre, die nicht nur kunstinteressierte Leser begeistern wird. Für mich ist dieses faszinierende Buch ein literarisches Kunstwerk und mein absolutes Lese-Highlight im Januar 2021.