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Azyria Sun

Bewertungen

Insgesamt 571 Bewertungen
Bewertung vom 22.08.2023
Die verlorene Tochter / Die verlorenen Töchter Bd.1
Lane, Soraya

Die verlorene Tochter / Die verlorenen Töchter Bd.1


sehr gut

Ein gelungener Serienstart

Worum geht’s?
Lily erhält von einem Nachlassverwalter ein geheimnisvolles Erbstück. Eine Holzkiste, die ihre Urgroßmutter ihrer Großmutter hinterlassen hat, als sie diese zur Adoption freigab. Die Schachtel enthält nur zwei Dinge: Ein Rezept und einen Abschnitt eines Programms der Mailänder Scala aus dem Jahr 1946. Was hat es damit auf sich? Welches Geheimnis steckt dahinter?

Meine Meinung:
Mit „Die verlorene Tochter“ startet Soraya Lane in ihre achtteilige Saga um verlorene Töchter. Und der Start ist ihr wirklich gelungen. Mir hat vor allem der Schreibstil gefallen, der eine wundervolle Atmosphäre geschaffen und dem Roman eine schöne Leichtigkeit verliehen hat.

Lily war mir gleich sympathisch. Eine Frau, die mit dem Geheimnis um ihre Großmutter zugleich auch sich selbst findet und ihre große Liebe, nachdem sie nach dem frühen Tod ihres Vaters etwas verloren war. Dann noch Antonio, der Sohn des Weinguts, auf dem sie als Kellermeisterin arbeitet, auch er ein absolut herzlicher Mensch, obwohl ich das nicht gleich gedacht hätte. Und Lilys Mutter: Das Mutter-Tochter-Verhältnis ist wirklich schön. Überhaupt alle Familien in diesem Roman haben mir gut gefallen, da war einfach Liebe, Vertrauen, Geborgenheit und Zusammenhalt zu spüren. Ein Buch, das zeigt, dass Familie Heimat sein kann.

Wir begleiten nicht nur Lily auf ihrer Suche nach dem Geheimnis hinter der Schachtel ihrer Urgroßmutter, sondern es geht auch in die Vergangenheit. Ins Mailand der 1930er/40er Jahre. Und hier treffen wir Estée, ihre Urgroßmutter, persönlich und erleben, was sie erlebt hat. Wie schwierig es für sie war, die Erwartungen ihrer Familie zu erfüllen und was für ein Druck es damals auf Frauen gab, die unehelich schwanger wurden. Es war wirklich eindrucksvoll, wie die Autorin von ihrem Schicksal geschrieben hat. Überhaupt hat mir das Buch gut gefallen. Es ging einfach zu Herzen, die Szene in Hopes Haus. Es gab viele emotionale Stellen, viele schöne Stellen, viele Wohlfühlmomente. Kennt ihr den Film „Letters to Juliet“? Ein bisschen hat mich das Buch hieran erinnert. Teilweise war es mir zwar fast zu viel Herzschmerz, aber ich bin total gerne ins Italien der Gegenwart und der Vergangenheit gereist, habe die Weinberge besucht, die Menschen ins Herz geschlossen. Die Autorin hat es wirklich geschafft, dass ich die Protagonisten gemocht habe, mich unter ihnen wohlgefühlt habe und es war eine wundervolle Reise, die ich mit diesen erleben durfte. Ich freue mich schon sehr auf den zweiten Teil der Saga und bin gespannt, was uns dort erwartet und wohin uns diese nächste Reise führen wird! Eine ganz klare Leseempfehlung an alle, die historische Romane und Familiengeheimnisse lieben und für die es auch ein bisschen rosa-romantisch sein darf.

Fazit:
Soraya Lane startet mir „Die verlorene Tochter“ wirklich spannend in ihre achtteilige Saga um verlorene Töchter. Wir reisen in die Vergangenheit, nach Mailand in die 1930er/40er Jahre. Wir erleben das Italien der Gegenwart. Dürfen Weinberge besuchen, ein Geheimnis lüften und haben jede Menge sympathischer Protagonisten, die ich – allen voran Lily und ihre Mutter – sofort ins Herz geschlossen habe. Der Schreibstil war mitreißend und lebendig und ich freue mich jetzt schon auf die weiteren Bücher der Autorin, auch wenn es streckenweise doch etwas zu romantisch war für meinen Geschmack.

4 Sterne von mir und ich bin gespannt, welche verlorene Tochter wir im nächsten Buch wiederfinden!

Bewertung vom 17.08.2023
Der Prediger von Fjällbacka / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.2
Läckberg, Camilla

Der Prediger von Fjällbacka / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.2


gut

Spannend aber vorhersehbar

Worum geht’s?
Ein Mädchen wird tot aufgefunden. Unter ihr die Skelette zweier Toten aus dem Jahr 1979. Alle drei weisen identische Verletzungen auf. Hat Patrick Hedström es hier mit einem Serienkiller zu tun? Und falls ja, warum hat er über 20 Jahre nicht getötet? Oder werden sie noch weitere Leichen finden?

Meine Meinung:
„Der Prediger von Fjällbacka“ von Camilla Läckberg ist der zweite Teil der Falck-Hedström-Krimireihe. Auch hier hat mir der Schreibstil der Autorin gut gefallen. Wir lesen zum einen kursiv aus der Sicht der Opfer, zum anderen begleiten wir die Protagonisten in der Gegenwart.

Erica hat hier leider einen nur sehr kleinen Teil, sodass es nicht wirklich ein Falck-Hedström-Krimi ist. Aber sie ist hochschwanger und hat eben andere Dinge im Kopf. Patrick darf diesmal die Ermittlungen leiten und mir hat es Spaß gemacht, an seiner Seite den Täter zu jagen. Gut gefallen hat mir auch wieder der Part von Anna, Ericas Schwester. Ich mag es, wie die Autorin auch ein bisschen familiäres Drama mit in die Geschichte bringt. So lernen wir die Protagonisten kennen, und doch hat es den Fall selbst nicht gestört, sondern für mich war die Mischung perfekt. Das macht die Bücher in meinen Augen noch authentischer.

Der Fall selbst war schon spannend, aber leider auch sehr vorhersehbar. Als ich die ersten Erzählungen aus der Vergangenheit gelesen habe, wusste ich schon, worauf das Ganze hinausgeht. Dadurch gab es für mich dann bei den Teilen mit der Familie Hult doch einige Längen, sodass das Buch für mich leider nicht an den Erfolg des ersten Bandes anknüpfen kann. Dennoch haben wir viele verworrene und spannende Momente, gute Ermittlungsarbeit und wie gesagt hervorragende Protagonisten, die ich näher kennenlernen durfte und die ich trotzdem gerne weiterbegleiten würde. Für mich eine Kriminalserie mit jede Menge Potenzial und ich freue mich schon auf den dritten Fall! Außerdem möchte ich wissen, ob Erica ein Mädchen oder einen Jungen bekommt und wie es mit Anna weitergeht!

Fazit:
Der zweite Kriminalfall für Falck und Hedström „Der Prediger von Fjällbacka“ konnte für mich leider nicht ganz an den Erfolg des ersten Bandes anknüpfen. Ich mochte den Schreibstil von Camilla Läckberg, die Protagonisten sind mir mehr als sympathisch und das Buch war auch wieder spannend und mitreißend geschrieben – besonders die kursiven Teile, in denen wir aus der Sicht der Opfer gelesen haben, gingen unter die Haut. Leider war der Fall aber auch sehr vorhersehbar, sodass es zwischendurch für mich einige Längen gab und auch das Ende keine Überraschung war.

Dennoch gute 3 Sterne von mir und ich freue mich schon, Erica, Patrick und all die anderen im dritten Teil wiederzusehen!

Bewertung vom 15.08.2023
18 Kilometer bis Ljubljana
Vojnovic, Goran

18 Kilometer bis Ljubljana


gut

Ein hervorragender Roman für junge Erwachsene

Worum geht’s?
Um nicht ins Gefängnis zu müssen, kehrt Marko nach Fuzine in seine alte Heimat zurück. Aber dort ist nichts mehr so, wie es früher war. Nicht nur der Ort selbst hat sich verändert, auch die Leute von früher sind anders geworden. Zudem hat sein Vater einen Tumor und will sich dies nicht eingestehen. Wird Marko hier wieder Fuß fassen können?

Meine Meinung:
Der Roman „18 km bis Ljubljana“ (Folio Verlag, 08/2023) von Goran Vojnovic hat mich zuerst vom Titel und Cover her angesprochen, da meine Oma aus einem Ort in der Nähe von Ljubljana kommt und daher auch ein Teil meiner Wurzeln dort verankert sind. Und auch der Klappentext war vielversprechend. Ich habe einen Roman erwartet, der mich geistreich und mit Wortwitz unterhält. Allerdings muss ich sagen, dass ich mit dem Schreibstil leider nicht so zurechtgekommen bin, da doch viel Slang und ein großer Teil Jugendsprache eingeflossen sind, die mir dann doch teils zu grob und derb war.

Wobei dieser Sprachstil gut zu Marko, dem Hauptprotagonisten, passt, der in seinen 20ern ist. In dem Roman geht es um die Perspektivlosigkeit von Marko und seinen gleichaltrigen Freunden. Um die Suche nach einem Platz im Leben. Und auch darum, wie der Aufenthalt im Häfen, dem dortigen Gefängnis, das Leben der Insassen ändert. Einige seiner Freunde und Bekannten sind in die Drogenszene abgerutscht, wie z.B. Aco. Marko selbst ging von zu Hause weg, aber war auch andernorts immer ein Fremder und musste und wollte aus mehreren Gründen wieder zurück in sein Elternhaus.

Was mir gut gefallen hat ist, wie der Familienzusammenhalt dargestellt wird. Wie wichtig Marko die Familie ist, vor allem als sein Vater krank wird. Und auch, wie der Vater mit der Krankheit umgeht und sich um seine Frau sorgt. Ebenso die Dialoge von Marko und seinem Vater, die sich um Belanglosigkeiten drehten, um nicht auf den Punkt kommen zu müssen. All dies ist realistisch und authentisch. Dann Markos Rückblicke in die Vergangenheit zu Alma, seiner ersten Liebe. Die typische Liebesbeziehung zwischen zwei Jugendlichen, real und gut beschrieben. Für mich war an dem Roman das Problem wirklich der Sprachstil; durch diesen kam die Geschichte nicht so bei mir an, wie sie das bestimmt bei Twens tun würde. Und auch den Protagonisten kam ich nicht wirklich nahe, was ich im Nachhinein schade finde, da die Geschichte in meinen Augen viel Potenzial für Emotionen und Aha-Momente hat. Daher war das Buch für mich zwar gut, für jüngere Erwachsene ist es aber sicherlich emotionaler, lustiger und zu Herzen gehender, da diese dem Hauptprotagonisten einfach näher sind. Daher eine Leseempfehlung für alle Menschen in ihren 20ern, die reden und denken wir Marko. Mich hat das Buch leider nicht ganz so mitgerissen, wie ich es mir gewünscht und vom Klappentext her erhofft habe.

Fazit:
„18 km bis Ljubljana“ von Goran Vojnovic ist ein Roman für junge Erwachsene. Der Schreibstil entspricht dem Hauptprotagonisten Marko, der in seinen 20ern ist. Der Autor schreibt so, wie Menschen in diesem Alter reden und denken und trifft damit genau deren Stil. Auch die Handlung ist spannend. Es geht darum, seinen Platz in der Welt zu finden. Es geht um Krankheit und Familienzusammenhalt und um das Fehlen einer Perspektive. Die Charaktere sind gut gewählt, lediglich der Schreibstil konnte mich nicht packen, sodass das Buch bei mir nicht so angekommen ist, wie es wohl bei jüngeren Menschen ankommt, obwohl mir die Grundzüge und die Geschichte wirklich gut gefallen haben. Aber da ich mit Markos Sprache nicht viel anfangen konnte, ging mir der Roman nicht so zu Herzen, wie es hätte sein können.

Dennoch gute 3 Sterne von mir und eine klare Leseempfehlung für alle junge Erwachsene!

Bewertung vom 15.08.2023
Die Bücherjägerin
Beer, Elisabeth

Die Bücherjägerin


ausgezeichnet

Eine Welt der wundervollen Worte

Worum geht’s?
Nach dem Tod von Sarahs Tante Amalia steht plötzlich Benjamin vor der Tür der Villa. Sarah ist bei Amalia aufgewachsen und teilt mit ihr ihre Liebe zu Büchern, die sie sucht, restauriert, kauft und verkauft. Einer der letzten Aufträge ihrer Tante war die Suche nach dem fehlenden Teil der Tabula Pointingeriana, die sie Benjamin, der für eine Londoner Bibliothek arbeitet, verkaufen möchte und dieser kommt nun, um den Auftrag abzuschließen.

Meine Meinung:
Elisabeth Beers Roman „Die Bücherjägerin“ (DuMont Buchverlage GmbH & Co. KG, 08/2023) ist ein wundervolles Buch. Das Cover ist schlicht, und dennoch umfasst es die Liebe zu Büchern und den Schildkröten Bonnie und Clyde und passt perfekt zu der Geschichte. Aus Sicht von Sarah erzählt die Autorin in der Ich-Form von der Suche nach dem verschollenen Teil der römischen Karte Tabula Pointingeriana. Und ich muss sagen: Selten habe ich ein Buch gelesen, das Worte so schön und gekonnt einsetzt um Dinge zu beschreiben, Szenen aufleben zu lassen und Emotionen zu erzeugen. Egal ob wir in Sarahs Vergangenheit oder in der Gegenwart sind – auf fast jeder Seite ist ein Satz, den ich zu gerne zitieren würde, weil er so schön und eindrucksvoll ist!

Wir erleben die Geschichte vorwiegend aus Sicht von Sarah, einer jungen Frau, die mit Gefühlen von Menschen nicht zurechtkommt und Gesichter nicht deuten kann. Die daher in ihrer ganz eigenen Welt lebt, abgeschottet von allen und umgeben von Büchern. Sie und ihre Schwester Milena wurden nach dem Tod der Eltern von ihrer Tante Amalia aufgezogen, die eine unglaubliche Frau gewesen sein muss. Und wir haben noch Ben, den Bibliothekar, wegen ihm und gemeinsam mit diesem begibt sich Sarah auf die Suche nach dem verschollenen Teil der Karte. Ben ist auch ein eindrucksvoller Mensch. Der wegen seiner Hautfarbe mit Vorurteilen zu kämpfen hat und der ein bisschen ein Gentleman der alten Schule ist.

Die eigentliche Geschichte, die Jagd nach der Tabula Pointingeriana, bleibt dann fast ein bisschen im Hintergrund. Vielmehr im Vordergrund stehen die eigentlich nebensächlichen Dinge. Einfach, weil die Autorin diese so wundervoll in Worte gefasst hat. Es ging um Verlust, Trauer, Familie und Liebe. Ein bisschen um Rassismus und auch um Erinnerungen und Freundschaft. Und durch diese Themen hat uns Frau Beers eindrucksvoll geführt. Sie hat mit ihren Worten bezaubernde Bilder gemalt, unglaubliche Emotionen erzeugt und es war einfach nur wundervoll zu lesen! Der Roman hat es genau auf den Punkt gebracht mit Worten, die wie Poesie klingen und von denen ich nicht genug bekommen konnte. Ein wirklich literarisches Wunderwerk und eine ganz klare Leseempfehlung von mir!

Fazit:
Elisabeth Beer schreibt in ihrem Roman „Die Bücherjägerin“ nicht nur eine Geschichte über die Jagd nach dem verlorenen Teil einer alten römischen Landkarte, sondern auch über Verlust und Trauer, über Familie und Liebe. Und mich hat besonders ihre Art beeindruckt, mit Worten zu spielen. Das Lesen war einfach ein Genuss, ihre Worte klangen wie Poesie und haben die Emotionen auf den Punkt getroffen. Ich hatte schon lange kein Buch mehr in der Hand, das so mit Worten gespielt und auf diese Weise wundervolle Bilder entstehen lassen hat.

5 Sterne von mir für dieses Buch, das auf fast jeder Seite einen Satz hat, der so zu Herzen geht und so wundervoll formuliert ist, dass ich ihn am Liebsten hier zitiert hätte!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.08.2023
Das Glück der Geschichtensammlerin
Page, Sally

Das Glück der Geschichtensammlerin


ausgezeichnet

Ein unterhaltsamer Wohlfühlroman

Worum geht’s?
Janice arbeitet als Putzfrau und aus irgendeinem Grund erzählen ihr ihre Kunden ihre Geschichten. Und Janice hört zu und sammelt diese, für jede hat sie einen Platz in ihrem Kopf reserviert. Doch ihre eigene Geschichte, die will sie niemandem erzählen – bis sie der 92jährigen Mrs. B begegnet.

Meine Meinung:
„Das Glück der Geschichtensammlerin“ (dtv, Juli 2023) von Sally Page war ein wunderschön angenehm zu lesender Roman. Ich mochte den unaufgeregten Schreibstil. Die Darstellung der Charaktere ist perfekt gelungen, ich konnte alle Personen lebhaft vor mir sehen. Und auch die Geschichten in der Geschichte waren schön zu lesen.

Janice hat mir natürlich sehr gut gefallen. Die Putzfrau, die eigentlich so viel mehr ist und es am Ende schafft, Menschen zusammenzubringen. Und sich besser zu fühlen. Auch sie selbst macht eine große Entwicklung durch. Sehr gut gefallen hat mir die Vorstellung, wie Janice die Geschichten ihrer Kunden und der Menschen um sie herum in ihrem Gehirn aufbewahrt, ein Fach für jede Geschichte und sie bei Bedarf herausziehen kann. Meine absolute Lieblingsprotagonistin war aber Mrs. B, die ehemalige Geheimagentin. Jetzt ist sie 92 und hat es faustdick hinter den Ohren. Überhaupt waren alle Menschen in dem Buch liebevoll dargestellt. Und nicht nur die Menschen, auch Decius, der Hund.

Der Roman selbst plätschert unaufgeregt vor sich hin, hat aber durchaus auch ein paar spannende Augenblicke. Und jede Menge schöne und emotionale Momente. Gut gefallen haben mir die Dialoge zwischen Janice und Mrs. B, wie die beiden immer wieder vorwitzig versucht haben, der jeweils anderen gekonnt ein Schnippchen zu schlagen und Informationen zu entlocken. Hier hat die Autorin wirklich viel Herz und Humor in die Dialoge und Kapitel gesteckt. Auch Janice am Ende, wenn sie redet, da habe ich ein paarmal gedacht: Yessss! Doch, dieser Roman hat mir mehr als gut gefallen. Er war warmherzig, wortwitzig, emotional, amüsant und richtig unterhaltsam. Zu gerne würde ich noch mehr Geschichten von Janice bzw. ihren Kunden hören und sie und all die anderen noch weiter begleiten. Auch über die Vergangenheit von Mrs. B hätte ich gerne noch viel, viel mehr erfahren, das wäre sicher auch richtig interessant und vielleicht sogar eine Geschichte für einen ganz eigenen Roman. Auf jeden Fall eine klare Leseempfehlung von mir an alle, die auf der Suche nach einem unterhaltsamen und kurzweiligen Buch sind, bei dem man sich einfach heimelig fühlt.

Fazit:
Mit „Das Glück der Geschichtensammlerin“ hat Sally Page einen wirklich schönen, wortwitzigen und unterhaltsamen Wohlfühlroman geschrieben, der auch ein paar spannende und aufregende Momente hat. Mir haben vor allem die Dialoge zwischen Mrs. B und Janice gefallen, aber auch am Ende die Reden von Janice, als sie aus sich herauskommt. Der Schreibstil war flüssig und gut zu lesen, die Charaktere alle absolut bildhaft beschrieben und die Geschichte bzw. die Geschichten warmherzig und wundervoll. Ich habe dieses Buch wirklich gerne gelesen, habe insbesondere Janice und Mrs. B – und natürlich Decius – ins Herz geschlossen und würde alle zu gerne noch weiter begleiten.

5 Sterne von mir!

Bewertung vom 11.08.2023
Prophet
Blaché, Sin;Macdonald, Helen

Prophet


sehr gut

Akte X meets Romantik

Worum geht’s?
Mitten im Nichts steht plötzlich ein Diner. Hell, warm – aber es gibt keinen Strom. Immer mehr Gegenstände tauchen auf. Menschen verschwinden. Der Geheimagent Adam Rubenstein und Sunil Rao machen sich auf die Suche nach den Hintergründen und stoßen auf mysteriöse Phänomene.

Meine Meinung:
Mit „Prophet“ haben Sin Blaché und Helen MacDonald wirklich einen genreübergreifenden Roman geschrieben. Ich könnte nicht sagen, welches Genre hier am besten greift – am nächsten kommt dem wohl Science-Fiction, gespickt mit einem Agententhriller und ein bisschen Romantik. Aber es gefällt mir sehr gut und ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Auch der Schreibstil hat dazu beigetragen, die Autorinnen haben wirklich eine beeindruckende Art, die Szenen schriftlich darzustellen und die Charaktere zum Leben zu erwecken, die mir mehr als gut gefallen hat.

Wobei ich nicht mal sagen könnte, was der tiefere Sinn hinter dem Roman ist. Es ist ein bisschen wie ein Akte X Fall. Mysteriös und undurchsichtig. Wir haben zum eine Sunil Rao, der mit sehr gut gefällt, weil er doch ein sehr eigener Charakter ist mit einer Inselbegabung, die ihm zum einen ein eidetisches Gedächtnis verleiht und zum anderen dazu führt, dass er Fälschungen und Lügen sofort erkennt. Außer bei Adam, womit wir beim zweiten Hauptcharakter wären. Adam Rubenstein, Geheimagent und sozusagen Raos Leibwächter und bester Freund. Mit ihm reisen wir immer mal wieder in seine Vergangenheit und erleben, was ein Elternhaus mit einem Kind anstellen kann und wie die Erziehung bzw. die Rollenbilder von Vater und Mutter die Entwicklung eines Kindes beeinflussen können.

Im eigentlichen Fall geht es um Prophet, genauer gesagt EOS-Prophet. Ich nenne es mal eine biologische Waffe, durch die Menschen Erinnerungen quasi materialisieren können, die sie dann zerstören. Eine wirklich interessante Idee und gemeinsam mit Adam und Rao kommen wir dem wahren Sein hinter Prophet immer näher. Hier entwickelt sich das Buch teilweise zu einem richtigen Agenten- bzw. Spionagethriller mit mysteriösen Vorfällen und extraterrestrisch erscheinenden Phänomenen. Auch haben wir einige Horrorelemente mit dabei und so spannend das Buch an den einen Stellen ist, so nervenaufreibend ist es an anderen. Und ja, es wird nie langweilig und auch die seltsamen Szenen sind mitreißend und spannend und wirken gar nicht seltsam. Zudem haben wir einen genialen Showdown, der so unwirklich und krass war, wie faszinierend und unglaublich bildhaft dargestellt. Lediglich das Ende hat mir nicht ganz so gut gefallen, das war ein bisschen zu inszeniert in meinen Augen, ansonsten war das Buch für mich aber der absolute Hit und hat mir Lust auf mehr Bücher dieser Art gemacht.

Fazit:
Mit „Prophet“ schreiben Sin Blaché und Helen MacDonald ein Buch, das wirklich außergewöhnlich ist. Wir haben SciFi, Horror, Spannung, Spionage, Romantik – also quasi wirklich alles. Zudem zwei Hauptprotagonisten, die sehr interessant sind – Rao mit seiner Inselbegabung und Adam, Geheimagent und Raos Leibwächter. Die Autorinnen haben einen absolut mitreißenden Schreibstil, die einzelnen Szenen reichen von phänomenal über krass bis absolut horrormäßig. Der Showdown am Ende ist überzogen aber genau passend und ganz großes Kino. Nur für das Ende nach dem Showdown muss ich einen kleinen Stern Abzug geben, da das doch etwas inszeniert wirkte.

Das Buch hat mir wirklich gefallen und ich möchte unbedingt noch mehr davon lesen – 4 Sterne von mir!

Bewertung vom 08.08.2023
Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
Strobel, Arno

Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.


ausgezeichnet

Der Stoff, aus dem Alpträume sind

Worum geht’s?
Vor zwei Jahren verschwanden Evelyns Bruder und seine Frau bei einem Wohnwagentrip spurlos. Ihre Leichen wurden nie gefunden. Jetzt treibt ein Serientäter sein Unwesen auf Campingplätzen. Das Phantombild sieht Evelyns Bruder erschreckend ähnlich. Ist er wieder da? Was ist in den vergangenen zwei Jahren geschehen?

Meine Meinung:
Arno Strobel ist wirklich ein Meister der Psychothriller, was er mit „Der Trip – Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.“ erneut unter Beweis stellt. Sein Schreibstil ist leicht zu lesen und mitreißend. Die Erzählperspektive wechselt aus der Gegenwart immer wieder in den Kopf des Täters, von dessen Kindheit bis zu den aktuellen Geschehnissen und bringt dadurch noch mehr Spannung in die Geschichte. Besonders die Perspektive aus der Sicht des Kindes war richtig krass und erschreckend!

Mit Evelyn, der Schwester des verschwundenen Fabian, und dem Polizisten und Evelyns Ex-Freund Gerhard Tillmann haben wir ein gutes Ermittlerduo. Besonders gefallen hat mir, wie der Autor den psychischen Kampf von Evelyn darstellt. Nach dem Tod ihrer Eltern war ihr Bruder ihre einzige Bezugsperson und ihr innerer Kampf um sein Verschwinden, ihre psychische Entwicklung im Rahmen der Ermittlungen ist wirklich unglaublich krass. Ja, so könnte es meiner Meinung nach Personen in so einer Situation tatsächlich ergehen. Gut gefallen hat mir auch die Nebenrolle des Neureichen Jasper Kriebich. Überhaupt hat mir gefallen, dass bei jedem Protagonisten alles möglich war und alle einerseits greifbar, andererseits aber auch absolut undurchschaubar waren.

Neben dem psychischen Thema von Evelyn haben wir es auch noch mit Kindesmissbrauch zu tun sowie mit einem Fall von toxischer Liebe. Ihr seht, wir haben hier die perfekten Zutaten für einen gelungenen Psychothriller, den wir dann auch bekommen haben. Am Anfang folgen die Geschehnisse aufeinander und wir sind mitten drin in den Ermittlungen, bis es plötzlich etwa in der Mitte des Buches eine Wendung gibt, die mir die Nackenhaare aufgestellt hat und ich habe ab diesem Zeitpunkt niemandem mehr vertraut. Wirklich sehr geschickt eingefädelt vom Autor. Ab diesem Zeitpunkt stieg dann auch die Spannungskurve ins Unendliche. Ich konnte auch ab der o.g. Wendung das Buch nicht mehr aus der Hand legen, zu krass waren die Entwicklungen ab diesem Zeitpunkt. Und ihr glaubt nicht, wie froh ich war, als es dann endlich zum finalen Showdown kam und wir noch einen Epilog mit einer absoluten Auflösung von allem bekommen haben! Ein weiteres Meisterwerk aus der Feder von Herrn Strobel und ich freue mich schon auf seine nächsten Thriller!

Fazit:
Arno Strobels „Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.“ startet mit interessanten Charakteren, grausamen Morden und spannenden Ermittlungen und macht dann plötzlich eine Wendung, bei der mir die Haare zu Berge standen. Ab diesem Zeitpunkt ging die Spannungskurve durch die Decke und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen! Kindesmissbrauch, toxische Liebe und ein Serientäter – hier wird viel geboten und das Buch ist spätestens ab der Mitte ein richtiger Pageturner. Ich habe es genossen, niemandem mehr über den Weg trauen zu können und dann das Ende von allem miterleben zu dürfen!

Ganz eindeutige 5 Sterne von mir!

Bewertung vom 06.08.2023
Die Eisprinzessin schläft / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.1 (eBook, ePUB)
Läckberg, Camilla

Die Eisprinzessin schläft / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mörderisch spannender Serienstart

Worum geht’s?
Alex ist wunderschön, erfolgreich, glücklich, reich und – tot. Wie Schneewittchen liegt sie in einer Badewanne. Die Schriftstellerin Erica Falck, ihre frühere beste Freundin ist eine der ersten, die am Tatort ist und das Schicksal ihrer Jugendfreundin lässt ihr keine Ruhe. Zusammen mit dem Polizisten Patrik Hedström versucht sie, den Mörder zu finden.

Meine Meinung:
Camilla Läckberg startet ihre Krimiserie um Falck und Hedström mehr als gelungen mit „Die Eisprinzessin schläft“. Ich habe von der Autorin schon einige Bücher gelesen, die sie zusammen mit anderen Autoren geschrieben hat; dies ist mein erstes Buch, in dem nur sie Autorin ist und ich bin absolut begeistert. Der Schreibstil war wirklich intensiv und obwohl es der Auftakt einer Reihe ist, war es total mitreißend. Oft ist der erste Band etwas langwierig, da man erstmal die Protagonisten kennenlernt, aber dieses Buch ist in meinen Augen ein absoluter Pageturner.

Mit dem Ermittlerduo Falck und Hedström haben wir auch wirklich sympathische und erstaunlich normale und problemfreie Charaktere. Die Schriftstellerin Erica Falck, die allein im Haus ihrer verstorbenen Eltern wohnt und es gerade auflöst und Patrik, der seit seiner Jugend in Erica verliebt ist. Gut gefallen hat mir auch der Part von Ericas Schwester Anna. Eigentlich hatte es mit dem Fall selbst nichts zu tun, aber sie und ihre Kinder sind auch total sympathisch und ihr Fall von häuslicher Gewalt kann nicht oft genug erwähnt werden. Gut, dass sie Erica hat, die sich um sie kümmert und ihr helfen möchte.

Dann der Mord an Alex: Die Beschreibung des Tatorts hat mir wirklich Gänsehaut beschert und der Fall selbst sowie die Ermittlungen waren super aufgebaut. Wir haben gerade so viel Brocken hingeworfen bekommen, dass ich einige Dinge vorhergesehen habe, von anderen aber auch überrascht war. Patriks Chef Mellberg ist super unsympathisch, passt aber auch gut in die Geschichte, ebenso seine Kollegin Annika, die gute Seele im Revier. Ich bin gespannt, was wir mit diesem Team noch erleben dürfen. Gut gefallen hat mir auch die Verbindung zurück in die Vergangenheit. Geheimnisse, die verstuscht wurden und dann wieder ans Tageslicht kamen und die viel Unheil mit sich bringen – einfach genial! Wir haben eine gleichbleibend mäßig Spannungskurve und immer wieder kleine Hints, die mich einfach haben weiterlesen lassen. Es gab keinen fulminanten Showdown, dafür aber kriminalromantypisch ein solides Ende mit einer guten Auflösung, die mir sehr gefallen hat. Aber eine Frage blieb für mich dann doch noch offen: Was ist mit Eilert? Warum hatte er am Ende nochmals so einen großen Auftritt? Wird er in den kommenden Bänden nochmals relevant? Und warum reden er und Svea wie Gollum? Mir hat das Ermittlerduo auf jeden Fall gut gefallen und ich freue mich auf die weiteren Teile der Serie!

Fazit:
Mit „Die Eisprinzessin schläft“ liefert Camilla Läckberg den perfekten Einstieg in ihre Kriminalromanserie um Erica Falck und Patrik Hedström. Die Ermittlungen sind solide aber spannend aufgebaut. Die Protagonisten sind sympathisch und auch deren Hintergrund und die Nebendarstellenden sind einfach toll. Mir hat der Schreibstil gut gefallen. Das Buch war für mich ein wirklicher Pageturner und ich bin total gespannt auf die weiteren Fälle mit Erica und Patrik und auch, wie es mit den beiden persönlich weitergeht.

5 Sterne für diesen gelungenen Serienstart!

Bewertung vom 01.08.2023
Bei euch ist es immer so unheimlich still
Schröder, Alena

Bei euch ist es immer so unheimlich still


ausgezeichnet

Freud und Leid und Familiengeheimnisse

Worum geht’s?
Evelyn hat alles, was sie sich wünscht und ist dennoch nicht glücklich, sie vermisst ihren Beruf. Als Ärztin in den 1950er Jahren ist sie nun an Kind und Küche gebunden und fühlt sich überfordert und auf das Hausfrausein reduziert. Knapp 40 Jahre später kommt ihre Tochter sie aus Berlin besuchen – auf dem Nebensitz in einem Wäschekorb ein 6 Monate altes Baby.

Meine Meinung:
Mit „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ setzt Alena Schröder ihre historische Romanserie um Hannah, Evelyn und Silvia fort. Dieses Buch hatte zwar nicht die Spannung nach dem verlorenen Erbe, wie im letzten Buch, auch sind hier die historischen Details etwas weniger breit ausgeführt, sodass es mehr eine Art Familienroman ist, dennoch war es unheimlich mitreißend. Der Schreibstil wieder wirklich schön, die Protagonisten muss man einfach gernhaben und mit ihren Worten hat sie erneut wunderschöne Szenerien und Bilder gemalt. Man kann dieses Buch auch lesen, ohne den Vorgängerband zu kennen, aber ich würde die Lektüre des ersten Romans empfehlen, um schonmal einen Eindruck der Familien zu erhalten.

Hier erleben wir Evelyn in den 1950er Jahren, wie sie als einzige Frau unter Männern in ihrem Traumberuf Ärztin versucht, Fuß zu fassen, bis sie ein Kind bekommt und zur Hausfrau wird. Und Silvia, Evelyns Tochter, die im ersten Buch eine eher untergeordnete Rolle hatte, kommt hier auch zum Zug. Mit ihr erleben wir das Berlin kurz vor der Grenzöffnung und bekommen ein bisschen mit von dem Leben in einer Hausbesetzer-WG und wie sie versucht, als alleinerziehende Mutter klarzukommen.

Wie gesagt, so richtig ins Detail geht Frau Schröder hier mit den historischen Hintergründen nicht. Aber mir waren die Charaktere noch aus dem ersten Buch im Hinterkopf und ich mochte einfach alle, sodass es schön war, an deren Leben im jeweiligen Jahrzehnt anzuknüpfen und sie weiter begleiten zu dürfen. Hier haben wir zwei starke Frauen, die versuchen, ein Kind großzuziehen und merken, dass es hierfür wirklich ein Dorf braucht. Wir erleben ein bisschen Drama, die Angst, als Frau zu versagen oder nicht zu genügen, aber auch schöne Momente und ja, ich habe mich beim Lesen wohlgefühlt und bin noch tiefer in das Familienleben von Evelyn und Silvia, aber auch von Hannah hineingekommen. Und eine Stelle gibt es, als Evelyn ihre Wohnung entrümpelt, an dem die Kommode aus dem ersten Teil vorkommt. Ob sie wohl das Bild des Vermeer aus dem ersten Roman finden werden?

Was jetzt noch fehlt, ist ein Ausflug nach Rio zu Senta. Im ersten Buch hatte Hannah sich ja in einen Flieger dorthin gesetzt und in diesem Buch haben wir die Briefe von Senta an Evelyn gelesen. Jetzt würde ich zu gerne wissen, wie es ihr und ihrem Mann Julius dort ergangen ist, vielleicht erzählt uns das die Autorin ja in ihrem nächsten Buch?

Fazit:
In Alena Schröders Roman „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ treffen wir Evelyn, Silvia und Hannah aus ihrem ersten Roman wieder und knüpfen dort an, wo wir aufgehört haben. Es hat mir Spaß gemacht, in die Vergangenheit zu reisen und alle wiederzusehen. Wir haben hier weniger historische Details, dafür aber umso mehr Familienmomente und es war ein schönes Buch. Ich habe mich beim Lesen wohlgefühlt mit den Familien, dem typischen Familiendrama, den Freuden und dem Leid. Und ich freue mich schon sehr auf das nächste Buch der Autorin, vielleicht dürfen wir dann Senta und Julius nach Rio folgen und erleben, wie es den beiden dort ergangen ist?

5 Sterne von mir!

Bewertung vom 27.07.2023
Wir träumten vom Sommer
Rehn, Heidi

Wir träumten vom Sommer


sehr gut

Turbulent und lebendig

Worum geht’s?
Amrei ist gerade in Italien, als sie die Nachricht erreicht, dass sie an den Olympischen Spielen in München 1972 als Hostess teilhaben darf. Sie sagt zu und reist zurück in ihre Wahlheimat und ihrer Vergangenheit entgegen, vor der sie damals Hals über Kopf nach Paris geflohen war.

Meine Meinung:
Heidi Rehns historischer Roman „Wir träumten vom Sommer“ schließt an den Erfolg ihrer anderen Bücher an. Wie wir das von ihr gewohnt sind, ist alles wieder perfekt recherchiert und gekonnt Fakten und Fiktion vermengt. Der Schreibstil ist einfach beeindruckend. Lebendig und bunt, wie die 1970er Jahre selbst und als wären wir mittendrin.

Wir dürfen Amrei begleiten und ihre Freunde Biggi, Chris, David, Jürgen etc., eine bunte Truppe Studenten, sowie den Polizisten Wastl. Die Mädels und Jungs sind wirklich ein toller Haufen und man würde zu gerne ein Teil der Clique sein und mit ihnen erleben, was in dem Buch geschrieben ist.

Und da geht es um eine Menge: Wir erleben die 1967/68er Jahre mit den Studentenprotesten. Den Aufbau des Olympia-Dorfes und die Geiselnahme der israelischen Athleten 1972 bei den Olympischen Spielen durch die Palästinenser. Besonders gefallen haben mir die Protestaktionen der Studenten, die wirklich absolut bildhaft beschrieben wurden. Ich konnte das laute Treiben vor meinen inneren Augen sehen und wurde mitgerissen von der Faszination, mit der David und die anderen ihr Tun gerechtfertigt haben, sowie die Diskussionsrunden am Tisch der WG. Und als besonderes Sahnehäubchen durften wir Annemirl und Elly aus der Buchhandlung in der Amalienstraße wiedersehen, was mich besonders gefreut hat. Heidi Rehn schafft es einfach, dass ich die Protagonisten mag und mich über ein Wiedersehen herzlich freue! Einziges Manko an dem Buch für mich: Mir war es mit dem Wechsel zwischen den Jahren etwas zu durcheinander, besser hätte ich einen chronologischen Aufbau gefunden, vor allem, da ich nichts gefunden habe, was die Aufteilung bedingt hätte. Aus anderen Büchern kennen wir das ja, dass Vergangenheit und Gegenwart z.B. bei der Auflösung eines Thrillers zusammengeführt werden, hier liefen meiner Sicht nach die Geschichten einfach unabhängig voneinander und ich musste manchmal kurz nachdenken, in welchem Jahr ich jetzt bin. Ansonsten hat mich das Buch wieder absolut begeistert und nach den Ausflügen, bei denen Frau Rehn uns mit in die Zeit in und um den zweiten Weltkrieg genommen hat, dürfen wir nun erleben, dass sie auch in den 1960er und 70er Jahren der perfekte Reiseguide ist!

Fazit:
In „Wir träumten vom Sommer“ entführt uns Heidi Rehn ins München der 1967-1972er Jahre. Wir dürfen an den Studentenaufständen und -protesten teilnehmen, erleben den Umbau und die Modernisierung von München für die Olympischen Spiele 1972 und schließlich die Geiselnahme der israelischen Athleten durch die Palästinenser. Mit Amrei und ihren Freunden sind wir hautnah bei all diesen historischen Begebenheiten dabei und ich habe mich wirklich gefühlt, als wäre ich mittendrin. Einzig der Wechsel zwischen den Jahren hat mich etwas gestört, eine chronologische Reihenfolge wäre mir lieber gewesen. Aber ich habe den Ausflug in die Vergangenheit genossen und wieder viel Neues dazugelernt!

4 Sterne von mir und ich bin gespannt, wohin Frau Rehn uns in ihrem nächsten Buch entführt!