Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
SBS

Bewertungen

Insgesamt 362 Bewertungen
Bewertung vom 16.08.2020
Mein Puste-Licht-Buch: Wenn im Dunkeln Sterne funkeln
Nömer, Christina

Mein Puste-Licht-Buch: Wenn im Dunkeln Sterne funkeln


ausgezeichnet

Einschlafen kann bei kleinen Kindern zum Krampf ausarten und Eltern (sowieso Erzieher) versuchen gerne mal dieses, mal jenes aus, um den Kindern das Einschlafen zu erleichtern. Dieses Buch ist hier wirklich zu empfehlen. Denn es hat ein besonderes Feature: Kinder können den Tieren im Buch das Einschlafen erleichtern, indem sie Sterne anpusten. Es ist auch für Erwachsene einfach schön, wenn die Sterne anfangen zu leuchten.

Die Bilder sind sehr ansprechend, kindgerecht und mir fiel direkt positiv auf, dass Mal Mama, Papa oder Oma die Kinder ins Bett bringen. Maus und Co sind in ihrem natürlichen Lebensraum dargestellt und so können Kinder eine bessere Vorstellung bekommen, wie es bei den Tieren zugeht. Dazu kommen die kleinen, sehr knappen Verse, die selbst kleinste Kinder verstehen und nicht überfordern. Es ist sowieso viel interessanter die detailreichen Bilder zu betrachten und immer wieder Neues zu entdecken. Das interaktive Element, also das Pusten, ist aber natürlich der Höhepunkt des Buches.

Haptisch ist das Buch mit seinen vier Doppelseiten einwandfrei und durch die stabilen Pappseiten auch für Kinderhände geeignet. Die Farben sind kraftvoll, erschlagen aber nicht und der Pustemechanismus ist stabil.

Darüber hinaus lobt die Erzieherin, dass das Buch gerade bei kleineren Kindern auch die Mundmotorik schult – ein wichtiger Punkt, der mir so gar nicht bewusst war. Die Kinder lieben es einfach zu pusten und lernen nebenbei wirklich nur zu pusten und nicht zu spucken – für manche wohl gar nicht so einfach…aber selbst wenn das Pusten nicht gleich gelingt: Die Kinder lieben es.

Bewertung vom 16.08.2020
Geburtstagskind / Ewert Grens ermittelt Bd.6
Roslund, Anders

Geburtstagskind / Ewert Grens ermittelt Bd.6


ausgezeichnet

Kommissar Ewert Grens steht zur vor seiner Pensionierung als ihn ein alter, ungelöster Fall wieder einholt. Vor 17 Jahren fand er in einer Wohnung ein kleines Mädchen, das tagelang inmitten seiner ermordeten Familie lebte. Er kümmerte sich, hatte Tatverdächtige – konnte aber keine Verurteilung erwirken. Nun sterben wieder Menschen, genau nach dem gleichen Muster. Derweil wird der frühere V-Mann Piet Hoffmann bedroht. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit.

Ich brauchte meine Zeit, bis ich in der Geschichte drin war, denn es lief einiges anders, als ich das vorab erwartet habe. Vor allem der erste größere Teil vom früher sehr zwielichtigen Hoffmann hat mich nicht so ganz überzeugen können und ich hatte schon die Befürchtung, dass das Buch für mich einfach nicht funktioniert – doch weit gefehlt. Je weiter ich las und je mehr Grens und Hoffmann zusammenarbeiten, desto spannender wurde es. Sowohl Grens, als auch Hoffmann werden immer sympathischer, man fiebert mit ihnen mit und fragt sich, wer wohl hinter all dem nach so vielen Jahren stecken wird. Es ist spannend aufgebaut, man erfährt so einiges über den Waffenhandel (hatte ich so nicht erwartet, aber es war nichtsdestotrotz interessant), Korruption und der Schreibstil ist schön rund, besonders ab der Hälfte des Buches wird es dann zu einem Wettlauf gegen die Zeit, der es wirklich in sich hat. Die wechselnden Schauplätze, die Sprünge in der Zeit und auch die vielschichtigen Charaktere sind an sich schon spannend. Die Geschichte dann, wenn man sich darauf einlassen kann und will, ist nahezu genial. Neben all den Überraschungen, Lügen und Verneblungsaktionen zwischendurch hat mich vor allem der Twist am Ende des Buches, zwar nicht völlig überrascht, aber doch komplett überzeugt.

Spätestens ab der Hälfte des Buches ist der Krimi ein waschecher Pageturner, den ich kaum mehr aus den Händen legen wollte. Einziger Kritikpunkt ist der lange erste Part zu Hoffmann, der gekürzt sicher mehr Leser mitnehmen würde.

Bewertung vom 16.08.2020
Unser Mathelehrer unterrichtet von draußen - damit er dabei rauchen kann!
Greiner, Lena;Padtberg-Kruse, Carola

Unser Mathelehrer unterrichtet von draußen - damit er dabei rauchen kann!


sehr gut

Lehrer, eine Spezies für sich und (trotzdem) einfach auch nur Mensch! Jeder hatte Exemplare an die er sich noch nach Jahren lebhaft erinnert – im positiven, wie im negativen Sinne. In diesem Buch sind neben einer kurzweiligen Typologie, samt Tipps zum richtigen Umgang, zahlreiche Themengebiete behandelt. Von fiesen Typen bis zu verrückten Aktionen und besonderen Lehrmethoden ist alles dabei.

Ich habe alle Bände der Reihe gelesen und fast jedes Mal hatte ich Lachmuskelkater – dieses Mal hat es dafür nicht ganz gereicht, obwohl schon einige echte Knüller dabei waren. Nach Schülern und Eltern bekommen hier nun endlich auch einmal die Lehrer ihr Fett weg. Manche Geschichten weckten Erinnerungen, andere machten sprachlos und manche Anekdoten habe ich eins zu eins so selbst erlebt. „Ist das Mädchen brav, bleibt der Bauch konkav, hat das Mädchen Sex, wird der Bauch konvex“ ist eine davon und im Gegensatz zur einreichenden Person fand ich das nicht schlimm. Hier heiligt der Zweck die Mittel und wie ich von meinem Sohn erfahren habe, hat er den Spruch genauso vor rund einem Jahr gehört - hier macht einfach der Ton die Musik. Nun nicht nur hier... Der Lehrerjob ist aber auch nicht so "einfach", ob man nun irgendwelche Spleens hat oder nicht, irgendwann geht auf jeden Fall mal schief und das ist natürlich allen Schülern ein gefundenes Fressen. Nicht alle Kapitel haben mich so richtig überzeugt, aber besonders der tiefschwarze Humor hatte es mir angetan. Wie immer sind die Einleitungen und Überleitungen durch die Autorinnen sehr gelungen und kurzweilig. Abgerundet wird dies durch gelungene Comiczeichnungen.

Für mich das bisher schwächste Buch – und trotzdem kann ich es nur empfehlen, wenn man ein paar lustige Erinnerungen wecken will und/oder einfach eine kurze, entspannte Auszeit mit einem Buch haben möchte.

Bewertung vom 14.08.2020
Die verstummte Frau / Georgia Bd.10
Slaughter, Karin

Die verstummte Frau / Georgia Bd.10


sehr gut

Spannender Roman mit ein paar kleineren Schwächen

Will ermittelt im Gefängnis und wird plötzlich von einem Inhaftierten angesprochen, der behauptet zu Unrecht inhaftiert worden zu sein. So weit sicher nichts ungewöhnliches, doch dieser Mann hat erste Indizien zu bieten, die tatsächlich Zweifel wecken und viel schlimmer - Saras inzwischen verstorbener (Ex-)Mann Jeffrey Tolliver soll laut diesem Häftling ganz bewusst ihn an den Pranger gestellt haben, während der tatsächliche Täter möglicherweise weitermordet...Immer wieder verunfallten Frauen in der Gegend - nun stellt sich die Frage, ob vielleicht etwas anderes dahinter steckt.

Ich bin Fan der Autorin und wusste, was da auf mich zukommen würde. Eine spannende, teils brutale Geschichte, die allerdings auch gespickt ist mit zahlreichen Passagen aus dem Privatleben von Sara und Will. Das muss man mögen, sonst könnte es stellenweise etwas langatmig werden. Da ich die beiden sehr schätze und mich auch für ihre Gefühlswelt interessiere, hat mich das aber keineswegs gestört – im Gegenteil. Es hätte mir was gefehlt, wäre Slaughter plötzlich von ihrem bewährten Muster abgewichen. Und doch ist es etwas anders, denn hier verbindet die Autorin die Vergangenheit mit der Gegenwart. Eine Geschichte, die vor acht Jahren ihren Anfang nahm, wird hier wieder zum zentralen Element. Ich denke, dass es auch deshalb ratsam ist die anderen Bücher der Reihe zu kennen, sonst könnten Verständnislücken auftreten – wenn auch nicht den Fall betreffend, denn dieser wird haarklein, mit all seinen Abscheulichkeiten in den Fokus gestellt. Hier zeigt sich der brillante Schreibstil der Autorin wieder einmal. Sie schreibt einerseits knallhart und fordert den Leser, dann kommen Passagen, die zwar weniger spannend sind, aber oft gewürzt mit einem trockenen Humor, der es einfach in sich hat. Trotzdem nimmt das Privatleben einfach fast zu viel Raum ein. Besonders nach der sehr gelungenen Auflösung ist klar, dass das Buch hier auch mal locker 50 bis 100 Seiten kürzer hätte ausfallen können.
Mir gefiel die Verbindung der Fälle auf zwei Zeitebenen, denn das lädt den Leser zum Miträtseln ein und es hat mich auch überrascht, aber ein richtiger Thriller war das Buch aus meiner Sicht nicht, denn der Thrill oder das, was ich darunter verstehe, fehlte über weite Strecken.
Während ich die Auflösung des Coldcases gelungen fand, ärgerte mich, dass der Fall, der alles ins Rollen brachte einfach nicht mehr zur Sprache kam.


Dieser achte Teil wäre sicher für Einsteiger nicht immer ganz leicht zu nachzuvollziehen, aber trotzdem empfehlenswert, besonders wenn man auch detailreiche Ausführungen, auch der brutalen Art, mag.

Bewertung vom 31.07.2020
Halligmord / Minke-van-Hoorn Bd.1
Henning, Greta

Halligmord / Minke-van-Hoorn Bd.1


gut

Minke, eine frühere Meeresbiologin, tritt ihren neuen Job als Kommissarin an und bekommt es gleich mit einem Cold case zu tun, der es in sich hat. Vor über 30 Jahren verunglückte ein Arzt, doch nun wurde auf einer Hallig, ganz nah an seinem eigenen Zuhause ein Skelett gefunden. Minkes Bruder, ein Rechtsmediziner untersucht die Knochen und stellt fest, dass es tatsächlich der allseits beliebte Arzt ist. Was ist wirklich geschehen? Wird Minke diesen Fall lösen können?

Raue Nordsee, eine scheinbar idyllische Hallig, alles könnte so schön sein, aber das ist es natürlich nicht. Nach dem Fund des Skeletts sind die Menschen in Aufruhr und für die sympathische Minke läuft nicht alles wie gewünscht. Ihr Kollege plant lieber seinen Abschied, als zu arbeiten, ihre Mutter bedrängt sie, sich mit dem Tod ihres Vaters auseinander zu setzen und der Fall ist sehr verzwickt und niemand scheint mit Minke offen reden zu wollen, was nicht nur am friesischen Temperament zu liegen scheint. Und dann kündigt sich auch noch ein schwerer Sturm an, der alles dramatisiert. Stutzig machte mich Minkes Lebenslauf. Sie scheint noch ziemlich jung, hat das Studium zur Meeresbiologin abgeschlossen und Jahre in dem Beruf gearbeitet und jetzt ist sie ausgebildete Kommissarin - scheint mir alles ein wenig arg schnell gegangen zu sein. Gerade am Anfang fand ich das wenig glaubwürdig.

Sprünge in die Vergangenheit und überraschende Wendungen in der Gegenwart funktionieren etwa ab der Hälfte für mich sehr gut. Da hatte mich die Autorin doch noch eingewickelt und das hatte ich vorher so gar nicht erwartet...Insgesamt war das Buch schon überzeugend, aber gerade zu Beginn hatte ich zwischendurch immer wieder Hänger, ein bisschen musste ich mich zwingen weiterzulesen. Bisschen schade, und gerade am Anfang, ein Grund für meine negative Einstellung, mag unterschwellig auch gewesen sein, dass die Orte fiktiv sind. Da ich demnächst an die Nordsee fahre, hätte ich mir das anders gewünscht. Beschrieben ist die Region aber sehr treffend und atmosphärisch toll mit extrem viel Lokalkolorit. Überhaupt ist der Schreibstil sehr ansprechend und flüssig zu lesen. Gerade zu Beginn hielt sich die Spannung zwar in Grenzen, aber das wird mit jeder Seite besser und die Auflösung fand ich gelungen. Vermutet hatte ich etwas in der Art, aber so dann doch wieder nicht.

Trotz etwas holprigem Beginn, bin ich schon gespannt auf Minkes nächsten Fall.

Bewertung vom 28.07.2020
HOLIDAY Reisebuch: Hiergeblieben! - 55 fantastische Reiseziele in Deutschland
Rooij, Jens van

HOLIDAY Reisebuch: Hiergeblieben! - 55 fantastische Reiseziele in Deutschland


ausgezeichnet

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah, ist schon länger mein Credo und ich denke nun mit Corona werden noch einige mehr erkennen, was so vor der Haustür alles möglich ist. Denn das ist wirklich eine ganze Menge! Hier werden 55 Destinationen vorgestellt, die bekanntere Pendants im Ausland haben. Die Vergleiche fand ich nicht immer perfekt und mancher hinkt ein wenig (aus meiner Sicht ist die deutsche Alternative aber manchmal auch vorziehen), aber das tut der Sache keinen Abbruch. Es gibt sehr viel zu entdecken und das mit einer deutlich besseren ökologischen Bilanz als beim Besuch der Alternativen in allen Herren Ländern. Dazu gibt es in der entsprechenden Region noch zahlreiche Ausflugstipps, damit man eben nicht nur für ein bestimmtes Ziel in eine Region fährt. Restauranttipps und Hotels brauche ich als Ferienwohnungsreisender nicht, aber sie runden das Ganze schön ab.

Die Fotos sind sehr ansprechend und hochwertig, die Karten, auf der man sieht, wie weit die Ziele voneinander entfernt sind, machen noch einmal deutlich, was man der Umwelt ersparen kann.

Am Anfang dachte ich, dass das Buch vielleicht doch nicht so überzeugend ist. Es ist aufgeteilt in Norden und Süden und beginnt mit Hamburg – einer Stadt, die ich einfach immer und immer wieder besuche und nie überdrüssig werde. Doch der Mississippi Dampfer, ob in Hamburg oder New Orleans, löst bei mir keine Begeisterungsstürme aus. Weiter ging es mit der Lüneburger Heide – schön, aber der Vergleich zur Provence ist wohl allgemein bekannt und auch Bremerhaven mit seinem Hotel, das dem Burj al Arab in Dubai wirklich stark ähnelt, bot für mich nichts Neues. Ist aber in jedem Fall zu empfehlen! Die Hafenwelten sind echt das Prunkstück des „Armenhauses Deutschlands“. Weiter geht’s mit Helgoland. Das ist wirklich zumindest ein Tagestrip wert, wenn ich persönlich auch die Robben viel interessanter fand als die alten Fischerbuden, aber das ist ja Geschmackssache. Aber dann fand ich doch noch einiges, was ich bisher nicht kannte und bisher nur überlegt habe, ob man nicht mal in die Kante fahren sollte, das ist beispielsweise bei Potsdam der Fall, auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass man die Filmstudios Babelsberg nicht unbedingt mit Hollywood vergleichen kann. Völlig unbekannt war mir der Kalimanscharo von Zielitz. Umwelttechnisch eher bedenklich, aber wenn wir mal in der Nähe sind, werden wir sicher mal hinfahren. Nicht ganz so gelungen fand ich das deutsche Stonehenge, aber dafür ist die Erfurter Krämerbrücke tatsächlich deutlich hübscher als Ponte Vecchio. Besonders gelungen fand ich die „Werbung“ für meine Region im Südwesten, teils auf dem platten Land, die ich nicht unbedingt in dem Buch erwartet hätte, wenn es auch absolut zu Recht seinen Platz darin gefunden hat. Der japanische Garten Kaiserslautern ist einfach phantastisch. Das Buch hat mir auch Versäumnisse aufgezeigt, so war ich noch immer nicht in Andernach an dem Geysir, der sich vor Island nicht verstecken braucht – der nächste Tagestrip steht also schon. So könnte ich noch gefühlt ewig ausholen – lass ich aber, denn unter dem Strich reicht hier, dass das Buch die sowieso schon vorhandene Lust in Deutschland zu reisen nochmal befeuert hat.

Das Buch ist, sieht man von manch arg flapsigem Spruch des Autors ab, sehr gelungen und überzeugt trotz manch hinkendem Vergleich auf ganzer Linie.

Bewertung vom 23.07.2020
Wo die Sterne tanzen
Herzog, Katharina

Wo die Sterne tanzen


sehr gut

Nele hat ihren Traum verwirklicht. Schon als kleines Mädchen wusste sie, dass sie Musicaldarstellerin, am besten in NY, werden will. Doch immer wieder zog es die alleinerziehende Mittdreißigerin zurück nach Juist, wo sie schon immer ihre Sommer bei Oma in deren Deichschlösschen verbracht hat. Nun ist sie zurück, denn ihre Oma ist verstorben und das Deichschlösschen soll verkauft werden. Alles nicht so einfach und Nele hat noch weitere (emotionale) Baustellen…

Bevor ich zum Inhalt komme, muss ich zunächst was zum ersten Eindruck sagen. Das Cover entspricht so gar nicht meinem Geschmack und auch der Titel hätte mich bei einer anderen Autorin wohl abgeschreckt. Herzog schreibt jedoch immer sehr schön und daher darf es auch mal rosa- statt blutrot (ich bevorzuge sonst Krimis und Thriller) sein. Und das Beste: Es hat sich wirklich gelohnt, denn der Roman ist gleichermaßen sommerlich, wie nett zu lesen, unterhaltsam und mit deutlich mehr Tiefe, als es der erste Blick vermuten lässt. Durch die verschiedenen Kapitel, die zwischen den Zeiten umherspringen bekommt man erst nach und nach einen Überblick über das gesamte Leben der Protagonistin Nele, die ihren Traum als Tänzerin berühmt zu werden lebt. Manchmal ist es daher nicht ganz klar, warum gewisse Dinge passiert sind du das hat mich zum Weiterlesen animiert. Neles Zerrissenheit ist spürbar – nur die Gründe liegen nicht immer klar auf der Hand – wenn man dem Genre entsprechend natürlich so seine Ideen entwickelt. Ich lag da häufig richtig, trotzdem gab es auch manche Überraschung. Zum Ende hin hat mich das Buch nicht mehr so überzeugt, denn mir was es dann einfach viel zu sehr Happy End. Es gibt einige Charaktere, manche mag man mehr, manche weniger, aber positiv ist, dass sie alle ihre Eigenarten haben und daher gut zu unterscheiden sind.

Neles Träume sind groß, aber in Ordnung, da sie gewisse Voraussetzungen mitbringt; ihre Verbundenheit zu Juist und besonders zum Deichschlösschen ist nachvollziehbar und trotzdem hat mich manches an ihrem Verhalten gestört. Gerade in den Liebesdingen, aber ich denke dass vielen die Entwicklungen zusagen und ich da nicht ganz der richtige Adressat bin, da ich kein Fan von Liebesgeschichten bin. Zum Glück hatte das Buch noch einiges mehr zu bieten und zeigt, wie wichtig es ist Dinge anzusprechen und nicht in Annahmen zu leben und zahlreiche andere Weisheiten. So zahlreich, dass es mir fast schon wieder zuviel war. Etwas mehr von der Bühne und New York hätte mir da sehr viel besser gefallen.

Trotz aller Kritik war das sommerliche Buch unterhaltsam und vor allem der Schreibstil, der zum Weiterlesen animierte, hat mir wieder richtig gut gefallen. Ein nette Urlaubslektüre, die ich nicht nur Freunden des Liebesromans empfehle.

Bewertung vom 22.07.2020
Dunkles Lavandou / Leon Ritter Bd.6 (eBook, ePUB)
Eyssen, Remy

Dunkles Lavandou / Leon Ritter Bd.6 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Le Lavandou liegt in der wunderschönen Provence, das Wetter ist frühsommerlich, alles könnte so schön sein, doch der Schein trügt. Eine junge Frau wird unter einer Autobahnbrücke gefunden. War es Selbstmord oder steckt etwas anderes dahinter? Der deutsche Pathologe Leon Ritter hält einen Selbstmord für unwahrscheinlich, den rituelle Zeichen und Folterspuren lassen ganz anderes befürchten und es verschwinden weitere Frauen…als die Stieftochter des französischen Kultusministers verschwindet, kommt es nicht nur zu einem Presserummel, sondern auch zur „Verstärkung“ des Teams durch einen Sonderermittler aus Paris.

Für mich war es der erste Teil der Reihe. Ich hatte im Vorfeld so viel Gutes gehört, dass ich den Einstieg mittendrin einfach gewagt habe und ich habe es überhaupt nicht bereut, auch wenn der Einstieg mit den sechsten Fall sicher nicht immer eine gute Idee ist – hier war es kein Problem. Das Privatleben der Ermittler ist nachvollziehbar und die Fälle sind offensichtlich in sich geschlossen. Besonders gelungen fand ich die Beschreibung von Le Lavandou, der Region und Bewohner. Das Lebensgefühl wird deutlich herausgearbeitet und das Kulinarische kommt auch nicht zu kurz. Ganz wie man es von Krimis dieser Art kennt – ich persönlich bin zwar nicht so der Fan davon, aber es passt noch – soooo ausufernd war es nicht und gäbe es zu wenig Lokalkolorit wäre ich auch enttäuscht, also alles richtig gemacht.

Leon Ritter hat bei den französischen Polizisten nicht den leichtesten Stand, denn seine Methoden sind nicht immer ganz herkömmlich. Insgesamt sind die Polizisten ein wenig speziell und scheinen auch mal auf der Leitung zu stehen. Selbst Ritter erkennt nicht so früh wie ich was gespielt wird….das ist auch der größte Kritikpunkt an dem Buch. Ich war dem Täter schnell auf die Spur gekommen und wunderte mich, dass die Ermittler so lange im Dunklen tappen, auch wenn immer wieder neue potentielle Täter auftauchen. Trotzdem hat mir das Buch auch weiterhin gut gefallen. Der Fall ist an sich spannend, die Tathintergründe sind nicht unbedingt neu, aber gut umgesetzt und der Schreibstil so flüssig, dass ich das Buch binnen kurzer Zeit schon wieder beendet habe. Heftig fand ich die Kapitel, die die Qualen der Opfer verdeutlichten – das ist nichts für Zartbesaitete.

Es war ein weitgehend spannender Fall vor toller Kulisse mit gelungenen Charakteren, nur den Täter hatte ich etwas schnell erahnt. Ich werde die Reihe weiterverfolgen – auch wenn so manches Klischee bedient wird - und empfehle dieses Buch gerne weiter.

Bewertung vom 20.07.2020
Saale Premium - Stürme über dem Weinschloss / Weinschloss-Saga Bd.1
Seifert, Paula

Saale Premium - Stürme über dem Weinschloss / Weinschloss-Saga Bd.1


sehr gut

Freyburg zwischen Saale und Unstrut, 1880: Aenne ist die Tochter eines Weingutbesitzers und kennt sich bestens aus. Trotzdem ist es zu dieser Zeit eine Unmöglichkeit das Gut zu übernehmen, vielmehr soll die junge Frau endlich heiraten. Aspiranten gibt es, aber Aenne will mehr als eine Vernunftehe und vor allem ein gewisses Maß an Eigenverantwortung. Der Auftakt einer dreiteiligen Familiensaga, der nicht nach dem kitschigen Cover beurteilt werden sollte, denn da steckt viel mehr drin, als es den Anschein erweckt.

Ein historischer Roman, der sich um das Schicksal von Aenne dreht, deren Geschichte eng mit dem Weinbau und dem Sekt verbunden ist. Aufgewachsen in einem Weingut ohne Sohn, ist es ihr Traum das Gut einmal zu übernehmen, doch um 1880 ist das natürlich ein Unding. Einzig ein Mann kann diese Aufgabe übernehmen – glaubt man zu der Zeit – entsprechend soll Aenne einen Mann finden. Tut sie nach langem hin und her auch, allerdings verbietet der Vater eine Beziehung zu Clemens, dem Verwandten eines rivalisierenden Guts. Es ist keine typische Romeo und Julia Geschichte, aber ihre Liebe steht unter keinem guten Stern. Schwere Zeiten brechen an und das auch jenseits der Gefühlswelt, denn die Reblaus und mancher andere Schicksalsschlag machen nicht nur Aenne das Leben schwer.

Eine Familiensaga die eng verwoben mit dem Wein und Sekt ein recht prickelndes und kurzweiliges Lesevergnügen bietet. Man erfährt sehr viel zum Thema, wie beschwerlich die Arbeit war, wie verbohrt manche Menschen und wie schwer es Frauen daher hatten, besonders ist einer Männerdomäne. Die Arbeit in den Weinbergen, aber auch das Marketing der Zeit ist Thema und hat mich überrascht. Rotkäppchen ist bis heute eine Marke und ihre Entstehung ist interessant zu verfolgen. Eine kurze Google-Suche zeigt, dass die Autorin gut recherchiert hat und das Interessante der Firmengeschichte in einen kurzweiligen Roman gepackt hat. Mich persönlich haben sowohl die Geschichten um die Weine und Sekte, als auch das schwere Los der Frauen, die für gleiches viel härter arbeiten mussten, interessiert und weitgehend überzeugt. Aenne ist eine beeindruckend starke Frau, die auch ihre Schwächen hat und somit sehr authentisch wirkt. Manchmal konnte ich ihre Handlungsweisen nicht ganz nachvollziehen, aber das ist einfach der Zeit geschuldet. Leider gab es immer wieder Momente die plötzlich ganz schnell und knapp abgehandelt wurden, mancher Zeitsprung war ein bisschen arg groß, aber die Zusammenhänge wurden immer klar und es blieben keine Fragen offen. Trotzdem hatte es stellenweise was von einer raschen Zusammenfassung, als hätte das Buch irgendwie gestrafft werden müssen. Für einen historischen Roman ist er ja auch eher schmal.

Insgesamt ist es ein wirklich interessanter Auftakt der Trilogie, der mich zumindest so überzeugt hat, dass ich am liebsten sofort die weiteren Bände gelesen hätte. Leider war ich teilweise vom Schreibstil nicht ganz so überzeugt, mir fehlte an einigen Stellen die Tiefe (vor allem mancher Charakter ist ein wenig arg farblos), aber insgesamt ist es nicht so ins Gewicht gefallen, da der Stil sonst flüssig und recht bildhaft ist. Ich freue mich schon mehr von Aenne und Hedda zu erfahren und wie es mit den Wein-/Sektgeschäften weitergeht, denn das war überraschend spannend.
Insgesamt 3,5 Sterne

Bewertung vom 06.07.2020
Kinder backen mit Christina
Bauer, Christina

Kinder backen mit Christina


ausgezeichnet

Dieses Buch ist mehr als „nur“ ein Backbuch für Kinder. Mir gefällt sehr, dass das Buch nicht nur Rezepte, sondern tiefgehende Informationen zu den Grundzutaten und im hinteren Teil auch zur Landwirtschaft und dem Leben auf dem Bauernhof vermittelt. Woher kommen sie und was kann man mit ihnen so anstellen? Direkt haben wir mal Butter selbst geschüttelt, wie es im Buch empfohlen wurde – schmeckt direkt noch ein bisschen besser, wenn man sie quasi selbstgemacht hat. Auch weitere Tipps und Tricks mit Lebensmitteln, wie das Ermitteln, ob das Ei im Kühlschrank noch frisch ist, können für Kinder besonders viel Freude bereiten, denn man spielt zwar eigentlich nicht mit Essen, aber es werden keine Lebensmittel verschwendet, sodass das völlig in Ordnung geht. Was auf dem Bauernhof zu den einzelnen Jahreszeiten los ist und Infos zu Kühen, Schafen oder Hühner waren uns als „Landeier“ nicht neu, aber sehr schön präsentiert.

Ich kenne Christinas andere Backbücher, daher musste ich dieses auch haben. Ihre Rezepte funktionieren einfach immer, wenn man sich an die Vorgaben hält. Dazu hat sie auch oft kleine Tipps und Kniffe in petto oder Alternativen, die einem bewährten Rezept eine andere Geschmacksnote verleihen, sodass etwas Abwechslung ins Spiel kommt, selbst wenn man eigentlich immer wieder den einen und selben Kuchen bäckt.

Gelungen und wichtig sind auch die Tipps für das Backen mit Kindern. Man darf nicht direkt eine Meisterleistung erwarten und naja, ein wenig Sauerei ist gerade bei Anfängern nicht zu vermeiden und meiner Erfahrung nach ist das eher witzig und gerade das macht das Backen mit Kindern doch so interessant und abenteuerlich. Solche und andere Grundlagen reißt Christina an, auch wenn sie selbstverständlich sein sollten, ist das sicher nicht unwichtig.

Mein Sohn (16) hat direkt mal gemeckert, dass in erster Linie süßes Backwerk vorgestellt wird, dabei sollten Kinder nicht so viel Süßes essen. Trotzdem hat ihm die Vielzahl der Rezepte als solche gefallen und es dauerte auch nicht lange, bis er sich in die Küche begab, um die Igelchen zu backen. Hat einwandfrei geklappt und sehr gut geschmeckt – allerdings ist er auch schon recht backaffin und erfahren. Die Ruck-Zuck-Kuchen aus dem Glas habe ich dann nachgeschoben und war begeistert. Einfach und sehr lecker – genau das was man nach der Beschreibung erwartet hat. Die benötigten Zutaten sind alltäglich, regional und saisonal leicht zu besorgen.
Auch die Beschreibung ist stimmig und für ältere Kinder verständlich, sodass sie auch allein backen können. Ich fand die Rezepte kindgerecht – sowohl das Backen als auch deren Geschmack betreffend. Trotzdem war ich auch nicht zu 100% von der Auswahl begeistert, denn z.B. das Popcorn fand ich ein bisschen arg „billig“ und nicht immer wird wirklich gebacken (z.B. beim Jogurt oder dem Eis herstellen). Aber das fällt nicht so sehr ins Gewicht, denn die Rezepte sind alltagstauglich und lecker.

Abgerundet wird das Buch von tollen Bildern und Einblicken in das Leben der Familie Bauer.