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Aus Liebe zum Lesen
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Rannungen

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Insgesamt 203 Bewertungen
Bewertung vom 05.11.2021
Ohrfeige
Khider, Abbas

Ohrfeige


sehr gut

Nachdem mich vor einigen Jahren „Die Orangen des Präsidenten“ von Abbas Khider sehr bewegt hat, lag sein Roman „Ohrfeige“ seit langem auf meinem SuB. Nun habe ich ihn endlich davon befreit.

Die Ohrfeige erhält die Mitarbeiterin einer Ausländerbehörde von Karim, einem abgelehnten Asylbewerber und dieser erzählt ihr auch, warum sie diese verdient habe. Er beginnt mit seiner Flucht aus dem Irak über viele Staaten bis nach Deutschland, wo für ihn der fragwürdige Asylmarathon beginnt und durch den Sturz Saddam Husseins und der deshalb folgenden Ablehnung jäh beendet wird.

Und genau das ist die Kernaussage dieses Buchs: Der Weg eines Flüchtlings in ein normales Leben in Deutschland ist eine Farce. Khider beschreibt die teilweise sehr irrsinnigen Vorschriften und Gesetze im Asylverfahren, das Leben in Langeweile und Tristesse, ohne Aufgabe, ohne Arbeit, die nichtexistierende Möglichkeit, sich in die Gesellschaft einzubringen, die Ausgrenzung von Flüchtlingen, Asylbewerbern u. ä.

Die Ohrfeige trifft damit auch uns. Ja, wir müssen uns auch an die eigene Nase fassen und unseren Umgang mit geflüchteten Menschen überdenken. Wenn ich angesichts der jüngsten Geschehnisse in Afghanistan sehe, was manche Leute fordern, dann wird mir schlecht. Und auch wenn viele sich dafür aussprechen, mehr Menschen aufzunehmen, wollen doch die meisten keine Flüchtlingsunterkunft in der Nachbarschaft. Allen voran sehe ich aber die Politik in der Pflicht, die Integration zu ermöglichen, was mit den momentan bestehenden Verfahren und Richtlinien definitiv nicht geschieht.

Auch wenn mich das Buch nicht ganz packen konnte, ist es dennoch sehr lesenswert und aktueller denn je. Hoffentlich bringt die neue Regierung Änderungen voran.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.11.2021
Die Tiefseetaucherin

Die Tiefseetaucherin


ausgezeichnet

Juhu!!! Mein Lieblingsverlag Katapult hat sein erstes Kinderbuch herausgebracht: „Die Tiefseetaucherin“ und das durfte natürlich gleich bei uns einziehen.

Die erste Überraschung bringt gleich das Format: Das Buch ist im Querformat gedruckt, sodass man beim Blättern mit der Tiefseetaucherin auch haptisch immer weiter Richtung Meeresboden taucht. An der Meeresoberfläche nimmt uns die Protagonistin Juli mit an Bord ihres U-Boots Ulf. Von Seite zu Seite steigen wir tiefer hinab und begegnen zunächst noch alten Bekannten, wie Delfinen und Walen, dann aber lernen wir den Laternenfisch, Anglerfisch und kleineste Meeresbewohner kennen.

Die Tiefseelebewesen werden aber nicht einfach nur nacheinander abgebildet, sondern deren Zusammenleben und Umwelt originell und leicht verständlich erklärt. So wird z. B der Druck in den Untiefen des Meeres anhand von Elefanten veranschaulicht, das Revolvergebiss des Hais erklärt und wieso das Wasser Richtung Meeresgrund immer kälter wird. Die Grafiken sind dabei Katapult-like einfach, aber präzise.

Überhaupt überzeugt die Gestaltung des Buchs auf ganzer Breite. Die Lebewesen sind relativ realistisch illustriert, das U-Boot Ulf hat dafür Scheinwerferaugen, die ihn gleich sympathisch machen und Juli ist absolut klischeefrei gezeichnet. Die Seiten sind nicht kitschig bunt oder überladen, sondern stimmig gestaltet. Danke für die tolle Heldin – ein positives Vorbild für unsere Kinder.

Katapult kann auch Kinderbücher! Und zwar richtig gut. Die Tiefseetaucherin lässt uns in dunkle Sphären und unbekannte Teile unserer Erde hinabtauchen und erklärt uns die Tiefsee anschaulich und kindgerecht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.10.2021
Tiny Homes: Wohnideen für kleine Räume
Hellweg, Marion

Tiny Homes: Wohnideen für kleine Räume


sehr gut

Minimalismus ist der aktuelle Trend und im Hinblick auf Nachhaltigkeit nicht zu vernachlässigen – auch was das Wohnen betrifft. Genau damit beschäftigt sich Marion Hellweg in ihrem Buch „Tiny Homes – Wohnideen für kleine Räume“ aus dem Prestel Verlag.

Die Autorin stellt verschiedene Unternehmen und Konzepte vor und zeigt dann in kurzen Tipps, wie man diese in jedem Zuhause umsetzen kann. Die Themen reichen von Stauraum in jeder Nische, Mehrfachnutzung einzelner Wohngegenstände bis hin zu Gestaltungstipps, die Räume größer wirken lassen.

Die Aufmachung des Buchs ist sehr hochwertig und bringt sowohl optisch als auch haptisch ein tolles Lesegefühl. Vor allem die Fotozusammenstellung der einzelnen Tiny Homes und Micro-Appartements sind gut gewählt, sodass man einen realistischen Eindruck der vorgestellten Objekte erhält.

Ein paar Kritikpunkte habe ich zur Anwendung der Tipps. Während ich das Buch für durchaus praxisnah halte und wirklich wertvolle Inspiration daraus ziehen kann, sind einige Tipps für den deutschsprachigen Raum aufgrund des Klimas einfach nicht umsetzbar, die sich auf die Erweiterung des Wohnraums auf den Außenbereich beziehen. Außerdem handelt es sich fast durchweg um sehr teure Produkte und Konzepte sowie viele maßgeschneiderte Einbaumöbel, die sich wohl die wenigsten Leser (im ganzen Haus) leisten können.

Dennoch ein tolles Buch über Tiny Homes und Leben auf kleinem Raum mit großartigen Bildern und etlichen nützlichen Tipps.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.10.2021
Die Walin
Mahlow, Christian

Die Walin


ausgezeichnet

Für alle Kafka-Fans unter euch habe ich heute einen Indie-Buchtipp: „Die Walin“ von Christian Mahlow ist eine Parabel, die tatsächlich sehr kafkaesk daherkommt.

Nur so viel zum Inhalt: Ein einsamer Mann findet eines Tages ein Zwergwal-Weibchen, die Walin, in seiner Wohnung und begibt sich in den immer absurder werdenden Kampf, diese zu retten.

Christian Mahlows Schreibstil ist wirklich grandios und der Vergleich mit Kafka definitiv gerechtfertigt. Ebenso wie Kafka z. B. in „Die Verwandlung“ schafft es Mahlow die Lesenden direkt in sein diffuses Geschehen hineinzuziehen. Er produziert eine düstere, melancholische Stimmung und trotz der Absurdität baut sich zusehends Spannung auf.

Hervorzuheben ist außerdem die Gestaltung des dünnen Bändchens, mit Illustrationen von Joelle Vanderbeke und typographischer Finesse, die sich durch das ganze Buch ziehen. So entsteht eine außergewöhnliche Lektüre, auf deren Sinn und Intention sich jeder selbst einen Reim machen kann. Denn zum Nachdenken regt die Lektüre auf jeden Fall an. Für mich ist die Walin kein Wohlfühlbuch für zwischendurch, sondern eine literarische Alpenüberquerung.

Wer Kafka mag, wird auch hier voll auf seine Kosten kommen, für alle anderen wird es auf jeden Fall eine besondere Leseerfahrung.

Bewertung vom 27.10.2021
Dein Herz ist mein Meer
Peppernell, Courtney

Dein Herz ist mein Meer


gut

Heute hab ich mal wieder ein bisschen Lyrik für euch: „Dein Herz ist mein Meer“ von der australischen Autorin Courtney Peppernell.

„Du hast gesagt, ich sei deine Rose, aber im Winter hattest du nur Augen für die anderen Blumen im Garten, anstatt dich um meine welken Blätter zu kümmern.“

Wie der Titel vermuten lässt, handelt es sich im weitesten Sinne um Liebesgedichte. In einzelne Kapitel geordnet, geht es um das Verliebtsein, die Liebe, Liebeskummer, Aufmunterung und Abschied. Illustriert wurde dieses wunderschön aufgemachte Buch Ryan Gerber, der Quallen in herrlich ästhetischer Form passend zu den Themen gezeichnet hat.

Peppernells nutzt die Alltagssprache für ihre Gedichte, die vorwiegend formfrei, nur selten gereimt sind und stellenweise auch nur in Kleinbuchstaben daherkommen. Während mich manche Gedichte begeistern konnten, erinnern einige Zweizeiler eher an Instagram-Motivationssprüche oder längere Passagen an Tagebucheinträge ohne Belang. Wenn sich ein Gedicht mit Alltäglichem befasst, erwarte ich zumindest sprachliche Finesse oder eine tiefergehende Erkenntnis. Beides fehlt den meisten Gedichten in diesem Band.

Courtney Peppernell liefert ein eher durchwachsenes Werk zeitgenössischer Lyrik.

Bewertung vom 19.10.2021
Wer wird denn da gleich schwarzsehen
Jung, Marius

Wer wird denn da gleich schwarzsehen


ausgezeichnet

Der Kabarettist Marius Jung hat sich in seinem neusten Buch „Wer wird denn gleich schwarz sehen – über deine Vorurteile und meine“ dem Thema Rassismus gewidmet.

Als Mensch of Color, aufgewachsen im Ruhrpott der 60er Jahre hat der Autor Rassismus am eigenen Leib erfahren. Seine erste Reaktion war Ignorieren, dann der Witz über sich selbst und erst spät hat er sich mit seiner Hautfarbe und den erlebten Verletzungen auseinandergesetzt. Doch trotz der legitimen Wut, hat er ein sehr differenziertes Bild von Rassismus. Statt mit der Keule um sich zu schlagen und alle weißen Menschen als Rassisten an den Pranger zu stellen, versucht er zu vermitteln.

Das Buch zielt auf Aufklärung und Diskurs, um so Verständnis zu schaffen und eine echte Veränderung herbeizuführen. Marius Jung erklärt, welche Begriffe rassistisch sind, wie sich Rassismus anfühlt und vor allem, wo sich Rassismus in vermeintlich harmlosen Alltagssituationen versteckt. Untermauert mit eigenen Erfahrungen, den Erlebnissen anderer und Zitaten von Emilia Roig, Alice Hasters & anderen Expert*innen schafft er so ein Gesamtbild der aktuellen Problematik.

Dabei geht Jung trotz des schwierigen Themas mit einem lockeren Sprachstil ans Werk und auch sein Humor fließt mit ins Buch ein. Der Autor benennt sachlich und direkt Probleme und dennoch plädiert er immer wieder für einen differenzierten Blick, für Einzelfallentscheidungen und gegen ein im wahrsten Sinne des Wortes „Schwarz-Weiß-Denken“.

Marius Jung lädt uns ein, unser eigenes Verhalten zu hinterfragen und uns frei von Alltagsrassimus zu machen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.10.2021
Revolution der Träume / Wege der Zeit Bd.2
Izquierdo, Andreas

Revolution der Träume / Wege der Zeit Bd.2


sehr gut

Das Triumvirat Artur, Isi und Carl findet in den Nachkriegswirren 1918 in Berlin wieder zusammen und verstrickt sich in allerlei Abenteuer. Mehr verrate ich zum Inhalt besser nicht.

Ich habe etwas gebraucht, um in diesen Roman reinzukommen, was vielleicht auch an den Schilderungen der historischen Begebenheiten liegt, die für mich größtenteils neu waren. Ich habe mich nie näher mit dem Kriegsende und dem Zustandekommen der Weimarer Republik beschäftigt und konnte mit diesem Roman meine Wissenslücke füllen. Aber auch gesellschaftliche Themen der 20er Jahre werden authentisch geschildert.

Eingebettet in die deutsche Geschichte entspannt sich die fiktive Handlung um die 3 Protagonisten, die mir an manchen Stellen doch zu abenteuerlich, zu unwahrscheinlich, zu konstruiert ist. Man muss sich definitiv auf einen Abenteuerroman einstellen. Die historischen und fiktiven Elemente sind dabei aber gekonnt ineinander verstrickt.

Während das erste Buch durch die sympathische Charakterzeichnung besticht, lassen die Hauptfiguren im zweiten Band leider ein paar Federn und was mir sehr fehlt, sind Sympathieträger, wie Carls Vater im ersten Buch. Für mich kann hier leider keine Nebenfigur annähernd anknüpfen. Absolut herausragend hingegen bleibt Izquierdos Schreibstil, der es schafft, auf hohem Niveau dennoch leicht lesbar zu sein.

Band 2 der geplanten Trilogie kommt nicht ganz an den ersten heran. Den Leser erwartet ein Abenteuerroman mit einer fiktiven Geschichte vor historischem Schauplatz.

Bewertung vom 17.10.2021
Auf Basidis Dach
Ameziane, Mona

Auf Basidis Dach


ausgezeichnet

Habt ihr Lust, den Sommer ein bisschen zu verlängern? Dann empfehle ich euch Mona Amezianes Buch „Auf Basidis Dach“, das es spielend schafft, euch auf eine Reise nach Marokko mitzunehmen.

Ich war leider noch nie in Marokko – nach diesem Buch habe ich aber das Gefühl, doch schon dort gewesen zu sein. Die Journalistin und Moderatorin Mona Ameziane wuchs mit einem marokkanischen Vater und einer deutschen Mutter im Ruhrgebiet auf. Als Erwachsene stellt sie sich Fragen nach Heimat, Herkunft und Identität und begibt sich mit ihrem Vater auf eine Suche nach ihren Wurzeln, auf der wir sie begleiten dürfen.

Amezianes Erzählkraft zieht einen ab der ersten Seite in den Bann und schafft es, lebensechte Bilder zu erzeugen. Ich konnte beim Lesen den marokkanischen Minztee förmlich auf der Zunge schmecken. Aber nicht nur ihre große Erzählkunst macht das Buch so außergewöhnlich, auch ihr scharfsinniger Blick, der das Buch zu keinem bloßen Reisebericht macht, sondern vielmehr zum Philosophieren über Identität und Heimat einlädt.

So schafft es die Autorin, ein differenziertes Bild Marokkos abzuliefern, viel tiefer als aus europäischer Sicht, aber nicht verklärt oder gar romantisiert. Was Heimat bedeutet, muss wohl jeder für sich selbst herausfinden. Mona Ameziane hat ihre Fragen nicht vollständig beantwortet und dennoch viel über sich gelernt. Und vielleicht ist es ja genau die Krux an der Sache, dass man ein Leben lang, zumindest ein Stück weit, auf Identitätssuche bleibt, egal woher man kommt.

Ihr habt es ja bereits gemerkt, ich bin wirklich begeistert! Auf Basidis Dach ist definitiv eines meiner Jahreshighlights, weswegen ich es euch sehr ans Herz legen möchte.

Bewertung vom 14.10.2021
Ozelot
Senn, Rahel

Ozelot


sehr gut

Frauen dürfen in der Schweiz erst seit 50 Jahren wählen! Es war ein langer und steiniger Weg dahin und eine der Wegbereiterinnen war Iris von Roten. Wem der Name jetzt nichts sagt, dem geht es wohl wie vielen anderen auch. Gut, dass die Pianistin und Autorin Rahel Senn jetzt mit ihrem Buch „Ozelot“ ein Portrait dieser bemerkenswerten Frau und dem Kampf für die Rechte der Frauen (in der Schweiz) geschaffen hat.

In zwei Erzählsträngen begleiten wir Ende der 50er Jahre die Frauenrechtlerin Iris van Roten in ihrem Schaffensprozess für ihr Buch „Frauen im Laufgitter“, aus dem viele Zitate in den Text einfließen und die fiktive junge Victoria, die ihre Mutter häufig in das Sekretariat eines Frauenverbandes begleitet. Durch den geschickten Schachzug werden beide Seiten der Frauenrechtsbewegung beleuchtet, Iris von Roten, die ihrer Zeit voraus war und mit ihrem für damalige Verhältnisse provokativen Buch die Gesellschaft aufrüttelte und die Frauenverbände, die sich zunächst von ihr und ihrem Werk distanzierten, aus Angst, ihre männlichen Befürworter zu verprellen.

Im weiteren Verlauf werden auch die wichtigsten Geschehnisse für den Feminismus der 60er bis in die 90er mit Fokus auf Europa und die Schweiz angerissen. Somit ergibt sich ein guter Überblick über die Frauenbewegung, die Gesellschaft in den 50er und 60er Jahren und die Fortschritte des Feminismus. Trotz einiger Längen, vor allem im ersten Teil, ein sehr interessanter Streifzug durch die Geschichte (der Frauen).

Sprachlich bewegt sich der Roman auf hohem Niveau. Durch die extrem häufigen Wechsel zwischen den beiden Erzählsträngen mit diversen Nebenfiguren, habe ich etwas gebraucht, um ins Buch reinzukommen und auch im Verlauf immer wieder mal nachlesen müssen, bei welcher Figur ich denn nun eigentlich bin. So geschickt die Absätze manchmal sogar mitten im Satz gewechselt werden, so anstrengend macht es die Lektüre. Hinzu kommen die unzähligen Zitate, die mal bruchstückhaft, mal in ganzen Abätzen mit einfließen. Hin und wieder erweckt es bei mir den Eindruck, dass die Autorin vielleicht ein bisschen zu ambitioniert war.

Rahel Senn liefert einen anspruchsvollen Roman über die Frauenbewegung in der Schweiz.

Bewertung vom 14.10.2021
Montessori - Ideen für zu Hause
Piroddi, Chiara

Montessori - Ideen für zu Hause


gut

Die Neuropsychologin Chiara Piroddi beschäftigt sich schon lange mit der Pädagogik Maria Montessoris und hat nun ihr neueste Buch dazu herausgebracht: „Montessori – Ideen für zu Hause – Kreative Anleitungen für Kinder von 1 bis 6“.

Im ersten Teil des Buchs widmet sich die Autorin dem Leben der Ärztin Maria Montessori, der Entwicklung der Montessori-Pädagogik und der Geschichte der Montessori-Kinderhäuser auf der ganzen Welt. Außerdem stellt sie die Ideen und Grundlagen der Montessori-Pädagogik vor. Im zweiten Teil finden sich dann konkrete Anwendungsmöglichkeiten, aufgeteilt in die Bereiche „Lernen mit den Sinneserfahrungen“, „Erfahrungen des praktischen Lebens“ und „Aktivitäten im Freien“.

Die Einleitung mit dem historischen Teil des Buchs finde ich recht gut gelungen. Die Einführung in die Montessori-Pädagogik ist angesichts dessen, dass es sich um eine Ideensammlung handelt, entsprechend knapp ausgefallen. Ich denke, wer sich wirklich an den Leitlinien Maria Montessoris orientieren will, wird eine weiterführende Lektüre benötigen. Für einen kurzen Überblick reicht es aber.

Im Ideenteil wird für jede Tätigkeit der Schwierigkeitsgrad, das Alter und das Ziel angegeben, wobei ich die Altersangabe für sehr optimistisch halte.
Die Ideen zu den Sinneserfahrungen finde ich interessant. Vieles lässt sich einfach mit Alltagsgegenständen ausführen, z. B. mit Nudeln, Bohnen, Sand etc. Die Aktivitäten des Alltags und im Freien hingegen sind größtenteils so trivial, dass es fast lächerlich ist, diese als doppelseitige Ideen zu präsentieren, so z. B. Socken anziehen, Salat waschen, barfuß laufen. Bei vielen Ideen fehlen mir zudem genauere Infos zum Verhalten der Eltern, was ja bei der Montessori-Methode nicht unerheblich ist.

Als Einstieg in die Montessori-Pädagogik ist das Buch geeignet und es enthält auch einige Ideen für den Alltag zuhause.