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Glüxklaus
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Franken

Bewertungen

Insgesamt 576 Bewertungen
Bewertung vom 05.08.2022
Memento Monstrum (Bd. 2)
Till, Jochen

Memento Monstrum (Bd. 2)


ausgezeichnet

Steht dem ersten Band in nichts nach - ein monstermäßig grandioser Bücherschatz

„Ach, weißt du“, erwiderte ich. „Es muss ja nicht jeder alles können. Und es kann auch nicht jeder berühmt werden. Aber das ist nicht schlimm. Es gibt viel wichtigere Sachen im Leben, als berühmt zu werden.“

Nach der großen Wiedervereinigung aller Monster mit anschließender Feier bleiben die Gäste noch ein Weilchen in Draculas Schloß bei Vlad und seinen Enkeln. Rhesus, Vira und Globinchen können immer noch nicht genug von Opa Vlads Geschichten bekommen. Vlad hat zum Glück noch mehr spannende Erzählungen auf Lager und lässt sich nicht lange bitten, seine Erlebnisse mit dem Riesenaffen Kong zum Besten zu geben. Und auch Yetis Vergangenheit ist ziemlich ereignisreich, sie erzählt allen von einem ganz besonderen Weggefährten. Schließlich erfahren die Kids auch noch, wie Van Helsing zum Zombie wurde.

Jochen Till schreibt gewohnt flüssig, kindgemäß und sehr witzig, abwechselnd in der Gegenwart und in der Vergangenheit. Seine originellen Wort- und Sprachspielereien machen großen Spaß, so z.B. Globinchens herrliche Verhörer wie „Weltwirtschafstfrise“ statt „Weltwirtschaftskrise“. Auch der Name „BlutTube“ für das vampirische Pendant zu YouTube sorgte in der Vorleserunde für viele Schmunzler. Wie auch beim ersten Band ist die äußerliche Gestaltung perfekt gelungen: der Einband mit Goldprägung, ein ansprechendes Cover mit Bildern von Kong, Opa Vlad und Globinchen und Wiebke Rauers einfach zauberhafte, detaillierte, kunstvolle Illustrationen, die man nicht oft genug bewundern kann. Das Buch ist bewusst auf alt gemacht, mitunter finden sich auf den Seiten Abbildung von erstaunlich real wirkenden Insekten. Dieses Buch stellt schon äußerlich einen echten Bücherschatz dar.
Die Schrift im Blocksatz ist normal groß gedruckt, sie hat einen größeren Zeilenabstand und recht breite Seitenränder, so ist sie angenehm zu lesen.
Zum Vorlesen und Selberlesen eignet sich das Buch für unerschrockene Kinder ab acht Jahren.

Was für monstermäßig starke Figuren! Da ist zunächst Vampir Vlad, der mit den Erlebnissen in seinem Leben gut und gerne zig Bücher füllen könnte, schließlich ist er ja schon 589 Jahre alt und geht auf die 600 zu. Opa verfügt über ein ausgesprochenes Erzähltalent und kann mit seinen alten Geschichten selbst die Pubertierenden unter seinen Enkelkinder fesseln. Enkel Rhesus kennt sich mit Technik aus und ist viel in den Sozialen Medien unterwegs, Sandwichkind Vira ist sehr schlau und Nesthäkchen Globinchen frech, quirlig und überhaupt nicht auf den Mund gefallen. Zur Abendstückgesellschaft gehören noch eine imposante Spinne, ein Werwolf, ein Yeti, ein Zombie, ein Unsichtbarer und ein Fischmensch. Aber das sind längst nicht alle im Buch vorkommenden Monster. Bereichert wird das Ganze zusätzlich noch durch einen weltberühmten Riesenaffen und Frankensteins Schöpfung. Alles waschechte und ziemlich liebenswerte Gruselgestalten!

Sowohl die Rahmenhandlung mit den erfrischenden Gesprächen der kleinen und großen Anwesenden als auch die fast märchenhaft anmutenden Geschichten mit ihren klugen Botschaften unterhalten auf allerfeinste Weise. King Kong erkennt, was wirklich wichtig ist im Leben, Yeti blickt ins Innere von Menschen und lässt sich nicht von Äußerlichkeiten blenden und Van Helsing erfährt, dass ein Pakt mit dem Teufel immer Nachteile hat. Für Kinder sind die mitreißenden, phantasievollen Abenteuergeschichten der faszinierenden Figuren vermutlich neu. Erwachsenen werden die Geschichten der Protagonisten auf etwas andere Art kennen und sich sehr über Jochen Tills Neuinterpretationen und die zahlreichen Anspielungen aus Literatur und Kultur freuen. Ein Buch, das Jung und Alt gleichermaßen Vergnügen bereitet. Auch der zweite Band von Memento Monstrum „Achtung haarig“ ist rundum gelungen: eine hochwertige Aufmachung, spannende Geschichten mit Botschaften zum Nachdenken, bekannte, originelle und witzige Charaktere, eine herrliche Sprache, alle

Bewertung vom 03.08.2022
Ich bin Joy / Joy Applebloom Bd.1
Valentine, Jenny

Ich bin Joy / Joy Applebloom Bd.1


ausgezeichnet

Ein Plädoyer für Optimismus - buntes, fröhliches Kinderbuch mit liebenswerter Hauptfigur

„ »Wir sind klein, aber wir sind nicht niemand«, sage ich. »Stimmt.« »Und etwas ist immer besser als nichts«, sage ich.“

Joy Applebloom ist ein durch und durch fröhliches Mädchen, das stets in allem das Positive sieht. Bisher hatten Joy und ihre Familie keinen festen Wohnsitz, waren als Weltenbummler überall in der Welt zu Hause. Jetzt sind sie zu Joys Großvater, der mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat, ins verregnete England gezogen. Eigentlich freut sich Joy, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben eine Schule besuchen soll, doch die Eingewöhnung verläuft viel schwieriger als gedacht. An der Schule gefällt ihr zunächst nur der alte Eichenbaum auf dem Pausenhof. Doch dann soll ausgerechnet der einem Schulneubau weichen. Das muss Joy auf jeden Fall verhindern.

Autorin Jenny Valentine schreibt aus Joys Sicht in Ich-Form. Sie erzählt erfrischend witzig und herrlich direkt. Ihre bildhafte, individuelle Sprache macht großen Spaß, zum Beispiel erfindet Joy stets einen der Situation angepassten neuen Zweitnamen für ihren Großvater. Die Art wie sich Joy ausdrückt, lässt ohne Zweifel Rückschlüsse auf ihren Charakter zu. Auf mich wirkt die Erzählweise daher sehr authentisch. Die Schrift ist etwas größer gedruckt. Claire Lefevre hat für die Geschichte wenige klare, zum Inhalt passende Bilder von Wolken, dem Baum und Joy gezeichnet. Das farbenfrohe, fröhliche Cover entspricht perfekt dem Inhalt, der Botschaft und der Stimmung der Geschichte. Das Buch richtet sich an Kinder ab neun Jahren.

Joy mit ihrem unverwüstlichem Optimismus, ihrer Tatkraft und ihrer guten Laune muss man einfach mögen. Sie glaubt ganz fest an „Alltagsmagie“, daran, dass das Leben viele besondere Überraschungen bereithält, die man nur erkennen muss. Joy ist ein Freigeist mit viel Humor, braucht Bewegung, ist kreativ, einfallsreich, leidenschaftlich, erfasst scharfsinnig vieles auf den ersten Blick und bringt es treffend auf den Punkt. Nur mit manchen starren Regeln in der Schule tut sich Joy schwer. Schule ist für sie, die überall einen Silberstreif finden kann, leider eine „silberstreifenfreie“ Zone“.
Hat Joys Schwester wirklich recht, wenn sie zu Joy sagt, Joy „und die Schule, das passt einfach nicht? »Es ist wie bei Schneewittchen: Du bist die hässliche Schwester, und die Schule ist der Schuh.« Oder liegt eher Joy richtig, wenn sie denkt: „Vielleicht ist es ja genau andersherum.“?
Joys Großvater wirkt anfangs recht nüchtern, streng, sehr organisiert. Er hat viele Regeln, z.B. wie Hausarbeit richtig erledigt oder wann gesungen wird. Seine Einstellung scheint oft ziemlich gegensätzlich zu Joys. Doch möglicherweise wirken Joys Zuversicht und ihre gute Laune ja auch ansteckend…
Auch Joys spaßbefreite Lehrerin Mrs. Hunter könnte sich eine Scheibe von Joys Unbeschwertheit abschneiden..

Ob Joy sich in ihrer neuen Schule doch noch einleben und dort ihren Silberstreifen finden wird? Und was passiert mit der Eiche?
Die quirlige Hauptfigur Joy lässt sich nicht unterkriegen und beeinflusst auch andere mit ihrem Optimismus. Sie resigniert nicht, sondern stellt sich unangenehmen Situationen und versucht Schwierigkeiten und Hindernisse zu bewältigen. Von ihrer unbekümmerten, direkten Art können wir alle sicher noch etwas lernen. Probleme gibt es mehr als genug im Leben und nicht alle sind zu lösen. Aber dass es sich immer lohnt, sie anzugehen und Ungerechtigkeiten zu bekämpfen, ist eine wunderbare Botschaft an die Leserinnen und Leser. So lässt sich schon einiges verändern. Joy macht einfach Spaß, gute Laune und glücklich, ihre Geschichte auch.

Bewertung vom 02.08.2022
PAW Patrol: Die Fellfreunde retten den Tag

PAW Patrol: Die Fellfreunde retten den Tag


weniger gut

Enttäuschendes Erstlesebuch mit kaum Spannung und wenig Anspruch

Die Paw Patrol retten den Tag und zeigen in zwei Geschichten, was sie alles drauf haben. 1. „Der kleine Oktopus“: Kapitän Tollpatschs Boot wird von einem riesigen Oktopus festgehalten. Die Paw Patrol greift ein. Die tierischen Helfer möchten Tollpatsch und sein Boot retten und finden dabei heraus, was mit dem Oktopus los ist.
2. „Flugzeug in Not“: Bürgermeisterin Gutherzig nimmt bei Lotta Flugstunden, doch während des Flugs kommt es zu einem Unglück. Das Flugzeug braucht sofort eine Reparatur, Skye und Rocky sind sofort zur Stelle und versuchen zu helfen. Ob sie es schaffen?

Die Sprache ist ausgesprochen einfach gehalten, es werden keine ausschmückenden Wörter verwendet. Die Sätze sind also sehr kurz und auf das absolut Notwendige reduziert. Alles liest sich eher wie eine Inhaltsangabe als wie eine Geschichte. Die englischen Aussprachen der Namen werden in der Personenübersicht am Anfang in Lautsprache in Klammern hinzugefügt. Die Namen der Mitglieder der tierischen Patrouille sind in der Geschichte zudem in unterschiedlichen Farben gedruckt, entsprechend der Kleidungsfarbe der Tiere, so erkennen Kinder schon ohne genau zu lesen, um wen es gerade geht und müssen sich nicht durch die Schreibweise, die nicht der Aussprache entspricht, verwirren lassen. Das ist durchaus sinnvoll.
Die Schrift ist groß gedruckt. Meist gibt es nur einen einzigen Satz pro Seite. Viele bunte Bilder zeigen die Handlung deutlich, so dass der Sinn im Wesentlichen auch ohne Worte zu verstehen ist. Am Ende schließt sich eine Rätselseite mit Purzelwörtern an. Das Buch richtet sich an Leseanfänger ab sechs Jahren zum Lesenlernen und üben.

Die Figuren werden auf der ersten Seite mit Bild vorgestellt und sind den meisten Kindern sicher schon bekannt. Die Paw Patrol besteht aus Hunden, die wie Superhelden in Notsituationen helfen. Diese kommen bei tierlieben Kindern bestimmt gut an.

Das Buch „Die Fellfreunde retten den Tag“ ist mein erster Kontakt mit der Paw Patrol. Mir erschließt sich die Faszination, die von dieser Serie ausgeht, nach dem Lesen dieses Buchs absolut nicht. Die Handlung ist leider ziemlich plump, schlicht und wenig originell, die Sprache ebenso. Auch wenn es sich um ein Erstlesebuch handelt, hätte es meiner Meinung nicht geschadet, die Sätze zumindest ein wenig abwechslungsreicher zu formulieren. Lesen sollte immer auch der Wortschatzerweiterung dienen.
Für Fans der tierischen Rettungstruppe ist es sicherlich motivierend, eine Geschichte der Serie selber lesen zu können. Für alle anderen gibt es meiner Meinung nach aber deutlich raffiniertere, einfallsreichere und unterhaltsamere Erstlesegeschichten.

Bewertung vom 02.08.2022
Fabelwesen zelten selten / Emmi & Einschwein Bd.6
Böhm, Anna

Fabelwesen zelten selten / Emmi & Einschwein Bd.6


ausgezeichnet

Campingurlaub mit Fabelwesen - rundum gelungene Fortsetzung mit viel Witz, Herz und Wunder

Emmi, Einschwein und die restliche Familie Brix freuen sich sehr auf den kommenden Urlaub am Meer, doch dann trüben zwei Hiobsbotschaften die Stimmung gewaltig. Einschweins kulinarische Magie scheint irgendwie kaputt - es zaubert nur noch saure Gurken. Und der Fabelbaum der Familie Brix auf der Brombeerlichtung im Fabelwald soll abgeholzt werden. Das darf auf keinen Fall passieren. Kurzerhand wird umdisponiert und statt Ferien am Meer steht nun Protestcamping im Wald auf dem Programm. Ob sich die Abholzung dadurch aufhalten lässt?

Anna Böhm schreibt gewohnt flüssig, gut verständlich, anschaulich, witzig und sehr kindgemäß. Die ganz eigenen Wortkreationen und Einschweins kreative Wortspiele machen immer wieder Spaß. Schon der gereimte Titel des Buchs „Fabelwesen zelten selten“ verspricht viel Unterhaltung. Auch die lustigen Kapitelüberschriften wie „Dieses Kapitel fährt woandershin“ zeigen, dass es hier besonders originell zugeht. Susanne Göhlichs Bilder illustrieren die Geschichte sehr passend. Die Zeichnungen sehen drollig aus, sind voller Dynamik und lassen gleich erahnen, wie es in Wichtelstadt aussieht. Die Schrift ist normal groß gedruckt, das Buch richtet sich an selberlesende Kinder ab acht Jahren, zum Vorlesen ist es auch schon für jüngere Zuhörer geeignet.

Es gibt wohl kaum Kinderbücher mit abwechslungs- und einfallsreicherer Personenauswahl als die Bücher der Einschwein-Reihe. Da jeder Bewohner von Wichtelstadt im Alter von zehn Jahren sein eigenes Fabelwesen bekommt, tummeln sich im Ort die schillerndsten, buntesten und skurrilsten Charaktere. Einschwein ist zu allen nett und freundlich und hat immer eine gute Idee auf Lager. Diesmal muss es lernen, dass es nicht immer nur darum geht, es allen recht zu machen, sondern auch mal seinen eigenen Bedürfnissen zu folgen. Denn „Einschwein ist schließlich kein Einkaufsladen“. Das niedliche Fabelschwein muss man wie seine unkomplizierte, patente Gefährtin Emmi einfach mögen. Die beiden lernen erneut besondere Fabelwesen kennen wie den fleißigen Schuftinger Scholli oder die Gefühlsfee Pinea, die auf den Köpfen der Personen lesen kann wie in einem Buch. Und das sind nur zwei der phantastischen Geschöpfe, die oft für schräg-komische Situationen sorgen.

Was ist nur mit Einschwein los? Und was hat es mit der geplanten Baumfällung auf sich? Einschwein und Emmi erleben ein einzigartiges, magisches Abenteuer, diesmal mit Zelt, Wald, natürlich allerlei verschiedenen Fabelwesen, wichtigen Wichtelstädtern, viel Humor und Herz. Die Familie Brix geht auf Wollen-Urlaub, die Geschichte befasst sich mit den eigenen Wünschen und Bedürfnissen, die von anderen akzeptiert werden müssen, aber manchmal auch ihre Grenzen haben. Ebenso wird das Thema Umweltschutz angesprochen. Herrlich unterhaltsam zudem die Anspielungen auf absurde Ämterbürokratie, der man selbst in Wichtelstadt nicht entkommt. Hier ist es zum Beispiel per Antrag möglich, seinen idyllischen Fabelort, der Ort, in dem die Kinder der Familien zum ersten Mal auf ihr Fabelwesen treffen, in eine Mehrzweckhalle neben der Toilette zu verlegen.
Das lange Warten auf ein neues Buch der Reihe hat sich definitiv gelohnt. „Fabelwesen zelten selten“ ist ein rundum gelungenes, fröhliches, zauberhaftes, phantasievolles und außergewöhnlich charmantes Kinderbuch. Wir können von Einschwein einfach nicht genug bekommen.

Bewertung vom 01.08.2022
Ein Leben für das Glück der Kinder / Die Hafenärztin Bd.2
Engel, Henrike

Ein Leben für das Glück der Kinder / Die Hafenärztin Bd.2


sehr gut

Kurzweiliger, mitreißender historischer Kriminalroman mit interessanter Personenkonstellation

1911 kümmern sich die Ärztin Anne Fitzpatrick und die Pfarrerstochter und angehende Lehrerin Helene Curtius um Familien, die von Hamburg aus nach Amerika auswandern möchten. Helene unterrichtet dort teils stark traumatisierte Kinder, Anne widmet sich der medizinischen Versorgung der Auswanderer während der Quarantäne vor der Überfahrt. Als einige Kinder rätselhafte Symptome zeigen, ein Junge gar stirbt und es zu einem verdächtigen Todesfall im zwielichtigen Umfeld des Hafens kommt - ein Zuhälter wird ermordet- ruft das Kommissar Berthold Rheydt auf den Plan. Ob die Ereignisse zusammenhängen? Irgendetwas scheint hier ganz und gar nicht mit rechten Dingen zuzugehen.

Autorin Henrike Engel schreibt gut verständlich und flüssig in der Vergangenheit. Abwechselnd schildert sie, wie Ärztin Anne, Pfarrerstochter Helene und Kommissar Berthold das Geschehen erleben.
Das Cover, eine vornehm gekleidete Dame vor einer historischen Hamburger Stadtansicht, erinnert stark an das Titelbild des ersten Bandes der Reihe „Die Hafenärztin“. Dass die beiden Bände zusammengehören, ist sofort offensichtlich. Den Titel des Buches „Ein Leben für das Glück der Kinder“ empfinde ich als kitschig,„aufgeblasen“ und unpassend, er wird meiner Meinung nach dem Inhalt des Buchs, das ich als historischen Kriminalroman bezeichnen würde, nicht gerecht.

Wiedersehen mit den vielfältigen Charakteren des ersten Bandes: Die engagierte Ärztin Anne Fitzpatrick scheint nicht die zu sein, für die sie sich ausgibt. Um ihre Vergangenheit macht sie ein großes Geheimnis, hat sie doch sogar ihren Geburtsnamen abgelegt. Anne geht ihrem Beruf mit Leidenschaft nach, kümmert sich mit großem Einsatz um die Kranken und Schwächeren. Pfarrerstochter Helene Curtius möchte Lehrerin werden und beruflich auf eigenen Beinen stehen. Eine Ehe sieht sie nicht als Erfüllung an, Unabhängigkeit hingegen schon. Mitunter mangelt es ihr noch an Lebenserfahrung, dann zeigt sie sich in manchen Situationen etwas naiv. Vor allem ihrem Vater ist Helenes moderne, emanzipierte Einstellung ein Dorn im Auge. Und dann ist da noch Kommissar Berthold Rheydt, der immer noch von den Geistern seiner Vergangenheit heimgesucht wird und nach wie vor sehr unter dem Verlust seiner Familie leidet. Er ist alles anderer als ein makelloser, strahlender Held, stürzt sich mit Haut und Haaren in die Aufklärung seiner Fälle und macht sich im Beruf und beim Fußball schon mal mehr als die Hände schmutzig.
Einige der vorkommenden Charaktere erfüllen durchaus so manche Klischees, aber die recht unkonventionellen, auf unterschiedliche Art für ihre Zeit recht fortschrittlichen Hauptcharaktere machen immer wieder neugierig, vermögen auch zu überraschen. Im Zusammenwirken entfalten die drei eine interessante Dynamik, die Personenkonstellation des Romans gefällt mir insgesamt daher gut.

Was hat es mit den rätselhaften Todesfällen auf sich? Henrike Engel hat einen logisch nachvollziehbaren, raffinierten und mitreißenden Kriminalfall konstruiert. Nach und nach wird klar, wie die verschiedenen Einzelaspekte der Handlung miteinander verwoben sind, dabei kommt es durchaus zu einigen unvorhersehbaren Entwicklungen. Auch die Privatleben der drei Hauptfiguren, ihre Beziehungen zueinander stehen im Fokus des Romans. Die Autorin liefert den Lesern zudem ernste Themen zum Nachdenken: Menschenhandel oder die Fragen nach Gerechtigkeit, Moral, Schuld und Selbstjustiz. Mich hat auch der zweite Teil der Reihe prima unterhalten: ein fesselnder Fall mit aufregendem Finale, überzeugenden, faszinierenden Figuren, ein wenig Familiendrama und viel Gefühl. Ich bin gespannt, wie es mit Anne, Helene und Berthold weitergeht und kann diese Reihe allen, die historische Kriminalromane mit emotionalen Verwicklungen mögen, nur weiterempfehlen.

Bewertung vom 01.08.2022
Die Familie
Krupitsky, Naomi

Die Familie


ausgezeichnet

„Wie es sich anfühlen kann, denkt Sofia. Wie leicht es sein kann, in die Rolle zu schlüpfen, die für einen anderen gemacht wurde.“

Es war einmal in New York: In den 1920er Jahren bekommen die Freunde Carlo und Joey, die der Mafia angehören, fast zeitgleich ihre Töchter Antonia und Sofia. Die beiden Mädchen werden trotz ihrer Unterschiedlichkeit engste Vertraute, beste Freundinnen. Als Carlo versucht, bei der „Familie“ auszusteigen, verschwindet er spurlos. Antonia muss ohne Vater aufwachsen, auch ihre Mutter scheint daraufhin abwesend. Die Beziehung zwischen Sofia und Antonia entwickelt sich im Laufe der Zeit zunehmend kompliziert. Aber auch wenn nun eine Distanz zwischen den Freundinnen herrscht, werden die Mädchen durch die Umstände und ihre Geschichte immer miteinander verbunden bleiben.

Naomi Krupitsky schreibt in ungewöhnlichem und äußerst beeindruckenden Stil im Präsens. Sie erzählt glasklar und bildhaft, auch zwischen und hinter den Zeilen. Ein kurzer Satz sagt bei der Autorin viel mehr aus als das Offensichtliche, wie folgender Satz beweist: „Im Herbst 1928 gehen Sofia und Antonia zum ersten Mal in die Schule, und mit jedem Tag verdoppelt sich die Größe der Welt.“ Diese intensive Erzählweise schafft eine ganz besondere Atmosphäre. Die Sprache wirkt dabei authentisch, mir gelang es problemlos, mich in die Geschichte hineinzuversetzen.

Beide Mädchen teilen dasselbe Los, sie sind von Geburt an Teil der „Familie“, gehen aber unterschiedlich damit um. Während sich Sofia eher spontan, temperamentvoll, ungestüm und wild gibt und andere ob ihrer Extrovertiertheit sofort für sich einnimmt, wirkt Antonia eher zurückhaltend und nachdenklich. Den Verlust ihres Vaters kann sie nicht verwinden. Aber auch Sofia ist nicht glücklich. Mit 17 fühlt sie sich beispielsweise so: „Siebzehn ist ein Abgrund. Sie empfindet eine Kluft zu ihren früheren Ichs, deren Kummer eindeutiger war. Und die Zukunft - mittlerweile so nah, dass die Mauern der Gegenwart unter deren Gewicht nachgeben- ist immer noch eine strudelnde Panik. Sofia kommt sich allein vor. Verbindungslos.“
Antonias Mutter bleut ihrer Tochter stets ein: „Lass die Finger von Männern mit Pomade im Haar!“, womit sie auf die Mitglieder der Mafia anspielt. Doch ihr eigenes Schicksal droht sich bei ihrer Tochter und deren Freundin zu wiederholen.

Wer sich einmal mit der Familie eingelassen hat, kommt nie wieder von ihr los. Diese Erfahrung macht Carlo, Antonias Vater, und auch den Mädchen ist die ständige Gefahr, in der sie sich befinden, sehr bewusst. Eine falsche Entscheidung könnte die letzte sein. Sofia und Antonia träumen von Flucht, wissen aber genau, dass diese unmöglich ist. Naomi Krupitsky beschreibt sehr eindrucksvoll, wie betroffene Familien von der Mafia kontrolliert, ja erdrückt werden. Die Mafia prägt die Mädchen auf unveränderliche Weise, auch wenn die furchtbaren kriminellen Machenschaften hier kaum direkt und detailliert dargestellt werden. Paradoxerweise scheinen die Mädchen sogar behütet aufzuwachsen, die Gefahr allerdings immer im Nacken. Als Carlos die Mädchen einmal vor dem Wasser warnt, könnte er eigentlich auch die Mafia meinen: „Mädchen, dreht dem Meer nie den Rücken zu, es ist verschlagen. Sobald ihr es aus den Augen lasst, schleicht es sich hinterrücks an.“
Es braucht kein Blutvergießen, um die schonungslose Grausamkeit der Mafia zu schildern.
Sie wird auch ohne explizite Gewaltszenen sehr deutlich spürbar.
Naomi Krupitsky verfügt über ein außergewöhnliches Erzähltalent, schildert mit wunderschöner Sprache die Geschichte einer schicksalhaften Verbundenheit, schreibt von Liebe, Verrat, Kriminalität, Flucht und letzte Auswege. Keine actionreicher, brutaler Mafiakrimi, sondern ein absolut lesenswertes, nahegehendes Porträt einer Freundschaft. Die Geschichte zweier Familien innerhalb der Familie. Ein großartiges Debüt.

Bewertung vom 01.08.2022
Salate zum Sattessen
Dusy, Tanja

Salate zum Sattessen


gut

Nicht Fisch, nicht Fleisch - ansprechend gestaltetes Kochbuch mit nicht ganz überzeugendem Grundkonzept

Salate sind nur Beilage, manchmal eher notwendiges Übel, schließlich muss doch die Vitaminversorgung gewährleistet werden? Das Buch „Salate zum Sattessen“ macht Salate zum magischen Hauptgerichtestar und räumt mit dem Vorurteil auf, dass Salate oft nur eine Nebenrolle spielen.
21 Rezepte für besondere Salate finden sich in diesem Kochbuch unter dem Motto „Magic Cooking“. Nach einer kurzen Einleitung wird aufgetischt: „ganz pur“ z.B. „Tomaten-Melone-Salat“ oder „Kartoffelsalat mit Speck“, „ganz klassisch“ wie „Griechischer Salat mit Hähnchen“ oder „Cesar Salad mit Austernpilzen“ oder „ganz kreativ“ wie „Linsensalat mit bunter Bete“ oder „Qinoa-Salat mit Kürbis“. Zwischendurch gibt es allgemeine Abschnitte über den perfekten Salat, Dressings oder Toppings.

Die Rezepte und Texte sind schlicht und klar formuliert. Die Rezept sind auch für Anfänger problemlos nachzukochen, den „Antipasti-Nudelsalat“ habe ich beispielsweise ohne Schwierigkeiten zubereiten können. Dass im Buch immer wieder Begriffe rund um die Magie verwendet werden, wirkt auf mich allerdings etwas gekünstelt und zu gewollt. Die Magie des Buchs hat mich leider nicht erreicht.
Die Gerichte werden auf sehr ansprechenden Fotos perfekt in Szene gesetzt und machen großen Appetit. Die äußerliche Gestaltung ist insgesamt gelungen: kleines Format, stabile Bindung, dickeres Papier, recht hochwertige Aufmachung und ein attraktives Cover.

Zu jedem Rezept gibt es unter der Rubrik „eine fantastische Idee“ oder die „Prise Magie“ Tipps, z.B. kleinen Abwandlungen wie eine zusätzliche Zutat oder ein Alternativgewürz, die das Rezept noch schmackhafter oder raffinierter gestalten. Das gefällt mir.
Die Rezeptauswahl ist allerdings nicht besonders innovativ. Für viele Geschmäcker ist sicherlich etwas dabei, aber es finden sich hier meiner Meinung nach keine magischen „Rezeptneuheiten“.
Für den Preis von 14,99 Euro hätten es für mich außerdem durchaus noch mehr Rezepte sein können.
Nach welchen Kriterien welcher Salat in die Kategorien „Ganz pur“, „Ganz klassisch“ oder „Ganz kreativ“ eingeordnet wird, erschließt sich mir nicht. Ich hätte mir eine klarerer Einteilungen oder alternativ Hinweise am Rezept wie „mit Fisch“,„mit Fleisch“,„vegetarisch“ oder „vegan“ gewünscht. Insgesamt hat mich das attraktiv gestaltete Buch daher leider nicht ganz überzeugt.

Bewertung vom 27.07.2022
Das Tor / Keeper of the Lost Cities Bd.5
Messenger, Shannon

Das Tor / Keeper of the Lost Cities Bd.5


sehr gut

Solide Fortsetzung mit superspannendem, starkem Cliffhanger

„Was tun wir mit einer Spezies“, sprach Fintan weiter, „die klug genug ist, um Dinge zu erbauen und zu erschaffen, aber trotzdem so töricht, ihren eigenen Untergang herbeizuführen?“

Seit Keefe sich offiziell den Neverseen angeschlossen hat, ist Sophies Welt nicht mehr dieselbe. Der Friede in der Elfenwelt ist massiv bedroht. Die Neverseen scheinen immer einen Schritt voraus. Ob sie ihr Ziel, die Macht im Elfenreich zu übernehmen, erreichen werden? Oder hat Black Swan, zu denen Sophie und ihre Freunde gehören, der Geheimorganisation etwas entgegenzusetzen?

Shannon Messenger schreibt in klar strukturierter Sprache in der Vergangenheit. Sie erzählt chronologisch, allerdings auf unterschiedlichen Ebenen. Manche Begegnungen finden nicht real statt, sondern nur in Gedanken, was anfangs etwas verwirrend sein kann. In der Welt der Elfen gibt es zahlreiche Begriffe, die in der Menschenwelt nicht vorkommen und die man nur versteht, wenn man die Geschichte bereits kennt. Ohne Vorkenntnisse tun sich Leser daher sicher schwer, alle Zusammenhänge auf Anhieb zu erfassen. Das typische Fantasy-Cover passt perfekt zu denen der Vorgängerbände. So ist das Buch sofort als Teil der Reihe „Keeper of the lost cities“ zu erkennen.

Sophie ist eine ganz besondere Protagonistin. Nicht nur ihre braunen Augen sind für Elfen ungewöhnlich. Manche ihrer erstaunlichen Fähigkeiten begreift sie selbst noch gar nicht. Und es kommen immer mehr Talente dazu, die sie vor neue Herausforderungen stellen. Mit 14 befindet sich Sophie mitten in der Pubertät. Die macht auch vor den Elfen nicht halt. So sind ihr und ihren Freunden bestimmte biologische Gesprächsthemen mitunter ziemlich unangenehm und sie wirken dann recht verstockt oder albern. Da unterscheiden sie sich wenig von ihren menschlichen Altersgenossen. Mit Fitz hat Sophie eine ganz besondere Verbindung, aber auch Technopath Dex pflegt eine sehr enge Freundschaft zu ihr. Und dann gibt es ja noch Keefe, der sich zum Schein den Neverseen angeschlossen hat und der Sophie immer wieder Rätsel aufgibt. Kann sie ihm wirklich trauen? Bei den zahlreichen Personen, die in der Reihe mitwirken, fällt es manchmal nicht leicht, die Übersicht zu behalten. Es sind sehr viele interessante, vielschichtige, unberechenbare Charaktere mit von der Partie, allen voran Keefe. Manche führen ein Doppelleben oder warten mit anderen Überraschungen auf.

Auch diesmal kommt Sophie nicht zur Ruhe, immer wieder begibt sie sich mehr oder weniger freiwillig in äußerst brenzlige Situationen. In der Elfenwelt lebt es sich nun mal sehr gefährlich. Trotz der ständigen Ausnahmesituationen, Turbulenzen und vieler Begegnungen mit nicht ganz so vertrauenserweckenden Personen zog sich der Mittelteil ein wenig hin. Zwischendurch werden aber immer wieder interessante moralische Fragen thematisiert. So muss Sophie beispielsweise eine wichtige Entscheidung treffen, die großen Einfluss auf ihr zukünftiges Leben hat. Auch die Anspielungen auf die Menschenwelt und die Kritik an der Gesellschaft bieten reichlich interessanten Stoff zum Diskutieren. Dabei findet sich in den Gesprächen der Figuren das ein oder andere Klischee wieder. Dass sie ein Händchen für beeindruckende Cliffhanger hat, beweist die Autorin erneut. Nach dem atemberaubenden Finale von „Das Tor“ fällt es schwer, geduldig auf den nächsten Band zu warten. Insgesamt für mich zwar etwas schwächer als der Vorgänger, aber das überraschenden Ende steht denen der bisherigen Bände in nichts nach. Die Reihe ist und bleibt absolut lesenswert.

Bewertung vom 21.07.2022
Der Duft der Kirschblüten / Kirschblüten-Saga Bd.1
Schmidt, Rosalie

Der Duft der Kirschblüten / Kirschblüten-Saga Bd.1


sehr gut

Vernunft oder Liebe? Leichter Schmöker mit viel Gefühl

„Clara nahm einen Schluck des schon nicht mehr ganz heißen Tees. Das Aroma breitete sich in ihrem Mund aus und ein kurzes, intensives Glücksgefühl durchströmte sie. Das war wirklich anders.“

1871 betreibt die Familie Winterfeld in Berlin schon seit längerer Zeit recht erfolgreich ein Teehaus. Clara Winterfeld führt die Geschäfte weiter, als ihr Vater aus gesundheitlichen Gründen dazu nicht mehr in der Lage ist. Durch einen unglücklichen Zwischenfall geraten die Winterfelds in finanzielle Schwierigkeiten. Da kommt der Heiratsantrag von Claras reichem Jugendfreund Franz gerade recht. Obwohl sie Franz nicht liebt, entschließt sich Clara aus Vernunft, Franz zu heiraten. Doch die Ehe verläuft von Anfang an nicht glücklich, muss Clara doch ständig an einen anderen denken, den japanischen Teehändler Akeno.

Autorin Rosalie Schmidt schreibt angenehm flüssig und klar verständlich in der Vergangenheit. Sie erzählt chronologisch. Das verspielte Cover - eine Frau gekleidet in der Mode der damaligen Zeit vor Kirschblüten- zeigt deutlich den romantischen Charakter des Buchs.

Clara Winterfeld ist selbstbewusst, willensstark und spontan. Sie packt sofort mit an, wenn es nötig ist. Clara hat einen ausgeprägten Geschäftssinn, befasst sich leidenschaftlich mit verschiedenen Teesorten und deren Vermarktung. Die junge Frau braucht Herausforderungen und ihre Freiheit, möchte nicht nur Ehefrau sein. Doch ihrem Ehemann Franz ist Claras unkonventionelle Art ein Dorn im Auge. Da sind Konflikte vorprogrammiert, zumal Clara recht intensiv für einen anderen fühlt.
Obgleich einige Figuren wie z.B. Franz doch etwas stereotyp und klischeehaft dargestellt werden, ist die Personenkonstellation insgesamt durchaus spannend.

Ob Clara trotz aller Schwierigkeiten glücklich wird? Was wird aus dem Teehaus ihrer Familie, aus ihrer Ehe und der Liebe zu Akeno?
Claras Schicksal zu verfolgen, war kurzweilig und aufregend. Durchaus interessant, nebenbei noch etwas über Teesorten, deren Entwicklung und Verbreitung zu erfahren. Zwar sind die Charaktere nicht besonders komplex ausgestaltet, dafür unterhält die Handlung umso mehr und entführt in längst vergangene Zeiten, in denen Vernunftehen die Regel waren, das Leben der Frauen vorherbestimmt schien und Ehrenmänner noch Satisfaktion forderten, auch wenn es offiziell illegal war. Ein Roman für lange Winterabend mit heißem Tee oder sommerliche Strandtage mit Eistee. Alle, die historische Romane mit einer großen Portion Gefühl mögen, sind mit „Der Duft der Kirschblüten“ gut bedient. Claras Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt, das Finale wartet mit manchen Ungewissheiten auf und macht jetzt schon Lust auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 20.07.2022
Für immer, oder was?
Berg, Ellen

Für immer, oder was?


ausgezeichnet

Wunderbarer Wohlfühlroman mit viel Witz und so manchen Weisheiten über das Mysterium der Liebe

„Darf ich dir einen Tipp geben? Verschwende deine Zeit nicht mit der Suche nach weiteren Hindernissen. Überwinde sie einfach!“

Laura und die Liebe, das funktioniert irgendwie nicht. Bisher ging leider jede Beziehung der Floristin schief, kürzlich nun auch die mit Sebastian. Lauras Freundin Charlotte glaubt, in Tierarzt Daniel den perfekten Partner für Laura gefunden zu haben. Doch statt sich sofort in das nächste Date zu stürzen, möchte Laura herausfinden, warum es für sie bisher noch nicht mit einer langfristigen Beziehung geklappt hat. Sie plant eine Reise zu all ihren Exfreunden und hofft im Gespräch mit ihnen zu erfahren, wo die jeweiligen Gründe für das Beziehungsaus lagen. Ob die Exfreundetour wichtige neue Erkenntnisse bringt? Und ob diese Laura zum Umdenken bewegen?

Ellen Berg schreibt erfrischend, leicht und locker in der Vergangenheit. Sie erzählt chronologisch, was aktuell passiert, mitunter sind auch WhatsApp-Textnachrichten von Laura, Daniel und Lauras Familie und Freunden abgedruckt, die die Handlung voran- und Lauras Gefühlswelt gewaltig durcheinanderbringen.
Das bunte Titelbild, auf dem sich eine Braut auf dem Motorrad aus dem Staub macht und den Brautstrauß wirft, passt perfekt zu den anderen Ellen-Berg- Romanen. Das Buch ist auf den ersten Blick als Werk der Autorin zu erkennen, ebenso typisch der Untertitel mit dem eingeklammert K vor „ein Liebes-Roman“.

Laura ist eine sympathische Hauptfigur, die sich nichts mehr als eine funktionierende Beziehung wünscht. Sie ist offen, herzlich, verträumt, durchaus spontan, manchmal etwas naiv, aber sehr liebenswert. Ich habe sie jedenfalls gleich ins Herz geschlossen, habe mit ihr einfach mitfiebern müssen. Durch ihr häufiges Liebespech fühlt sich Laura etwas unsicher und verloren, „wie die verwirrte Version von sich selbst“. Lauras Umfeld, ihre Freundinnen Mimi und Charlotte, ihre weiteren Freunde und ihre Familie, kümmert sich gut um Laura. Alle wollen nur das Beste für sie, verlieren aber zeitweise Lauras eigentliche Bedürfnisse aus den Augen und bringen sie daher ganz schön in die Bredouille. Und dann muss sich Laura auch noch mit jeder Menge Verflossener auseinandersetzen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Eine herrlich bunte, abwechslungsreiche Personenkonstellation!

Ob Laura endlich bei ihrem Für-immer-Mann landen wird? Ihre Suche gestaltet sich ziemlich turbulent und witzig und ist mit vielen weisen Erkenntnissen über Beziehungen gepflastert. Laura erlebt so manche skurrile Momente voller schräger Situationskomik, trifft auf die verschiedensten Menschen. Und zum Finale hin wird es nochmal extra spannend. „Für immer oder was“ ist die perfekte Lektüre für alle, die Romane mit Herz mögen und mehr über das Mysterium der Liebe erfahren wollen, denn auch Laura muss erkennen, dass die Liebe manchmal seltsame Wege geht und sich nur sehr bedingt berechnen und erzwingen lässt. Ein wunderbarer Wohlfühlroman, ein Buch wie Blumen und Schokolade, das gute Laune und prima Unterhaltung garantiert.