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san1

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Insgesamt 247 Bewertungen
Bewertung vom 07.03.2020
Eddie Fox und der Spuk von Stormy Castle / Eddie Fox Bd.1
Szillat, Antje

Eddie Fox und der Spuk von Stormy Castle / Eddie Fox Bd.1


sehr gut

Die uralte Burg Stormy Castle wird von Geistern heimgesucht. Glaubst du nicht? Doch, doch...sogar von einem Grafen, nämlich Edward Donald Darius Ignatz Eliot von Fox und Wood, der mit etwa 10 Jahren verstorben ist. Seine Freundin Tilla, die kurzsichtige Zwergfledermaus mit regelmäßigem Schluckauf, nennt ihn jedoch einfach nur Eddie. Seit ganzen 299 Jahren "lebt" Eddie nun auf der Burg und kann sich nichts Schöneres vorstellen als hier weiterhin ungestört zu bleiben. Kurz nach seinem Geburtstag bekommt er jedoch noch nachträglich eine schaurig schöne Überraschung, denn die Burg soll zur Schule werden. Schule? Ja, Kinder werden hier bald ein- und ausgehen und die Nächte in der Burg verbringen. Eddie kann sich nichts grauenhafteres vorstellen, als dass Kinder um ihn herum sein werden, er mag nämlich keine Kinder. Seine Erinnerungen an seine eigene Kindheit sind einfach nur schrecklich. Plötzlich taucht auch noch ein Mädchen namens Pia mit ihrer Mutter, der baldigen Schulleiterin, in der Burg auf.und stellt Eddies und Tillas Leben gewaltig auf den Kopf. Ob Spuk und Magie da helfen können?

Mit Eddie Fox hat die Autorin eine wirklich liebenswerte Figur geschaffen. Mit Tilla und Golfo, dem kleinen feuerspeienden Hausdrachen, gibt es für die kleinen Leser viel zu lachen. Wir empfanden die Charaktere als gut ausgereift und sehr individuell, also keine 08/15 Figuren. Eddies Angst bringt einen immer wieder zum Schmunzeln und sein Halbwissen in Richtung Zaubern ist auch für einige Lacher gut.
Da viele Burgen und Schlösser zu Schulen "umfunktioniert" werden, empfinde ich dieses Szenario auch nicht als allzu weit hergeholt und auch für Kinder nachvollziehbar.
Eddie kommt eher als ein Außenseiter-Typ herüber, was ihn definitiv sympathisch macht und sich die kleinen Leser auch mit ihm vergleichen können.

Nur weil die vorrangige Hauptfigur ein Junge ist, sehe ich trotzdem auch Mädchen als potenzielle Leserinnen, denn Pia, die Eddies Leben aufmischt, ist ein sehr toughes Mädchen, das keine Angst zeigt und für jedes Abenteuer zu haben ist. Starke Mädchen oder Frauen finde ich ja immer toll in Geschichten (egal welches Genre). Hierfür also definitiv Daumen hoch!
Positiv anmerken möchte ich an dieser Stelle auch, dass Pia Eddie aus seiner Außenseiterrolle herausholt und seiner eigen gewählten Ausgrenzung entgegenwirkt.

Der bereits erwähnte "Spuk" ist auch nicht allzu gruselig gehalten und hat auch eine gewisse Prise an Humor. Auch zartbesaitete Kinder können das Buch trotzdem lesen.

Freundschaft und gegenseitiges Helfen macht in diesem Buch auch viel Platz aus, was ich definitiv positiv sehe. Hier bekommen unsere Kinder auch sehr positiv "vorgelebt", was man gemeinsam alles schaffen kann.

Die Illustrationen sind schwarz/weiß gehalten und zeigen sich eher von einer schnellen Stiftführung. Dementsprechend muss man sich eher auf skizzenhafte, fast schon Comic-hafte Zeichnungen einstellen. Die Umgebung fand ich immer toll gestaltet, jedoch hätte ich mir gerne etwas mehr Detailreichtum bei den einzelnen Figuren gewünscht.

Sprachlich gesehen finde ich die Geschichte für das angegebene Alter von 8 Jahren genau passend. Die Satzlänge ist im Normalfall nicht zu lang und auch die Wortwahl ist für die Kinder verständlich. Schwierig sehe ich nur die eingestreuten französischen Wörter an. Diese werden nämlich viele Kinder nicht verstehen können.

Schade finde ich auch, dass man eigentlich fast schon den nächsten Band kaufen muss! Pia und Eddie sind nun Freunde geworden und das "Abenteuer Schule" fängt gerade an. Dann ist der erste Band zu Ende und lässt den Leser etwas unwissend stehen. Man will unbedingt wissen, wie sich Eddie nun mit all den Kindern um sich herum schlagen wird. Wer also Band 1 kauft, kann den 2. Band eigentlich sofort mit dazu bestellen.

Bewertung vom 23.02.2020
Zuckerfrei von Anfang an
Falck, Marianne

Zuckerfrei von Anfang an


sehr gut

Wir wollen alle nur das Beste für unsere Kinder. Sie sollen behütet aufwachsen, gesund ernährt werden und zu schlauen Erwachsenen heranwachsen. Jedoch wirft das Thema "gesunde Ernährung" immer noch massenhaft Fragezeichen auf.
Mein Sohn ist im Kleinkindalter und bereits von der Schwangerschaft an habe ich mir bezüglich meiner Ernährung Gedanken gemacht. Intensiver wurde es natürlich dann, als mein kleiner Sohn zu essen begann. Man wird bezüglich Beikost von allen Seiten bombardiert, sei es nun von Seiten der Großeltern oder aber auch den ganzen Versprechen der Lebensmittelindustrie. Ich fühlte mich einfach nur überfordert und tat das, was ich für richtig hielt, jedoch muss ich nun, nachdem ich dieses Buch gelesen habe, zugeben, dass ich auch den Verschleierungstricks der Lebensmittelhersteller aufgesessen bin.

Marianne Falck macht sich in diesem Buch vor allem dafür stark, dass wir als Eltern die ganzen Fallen kennen und aufdecken können. Wir sollen nicht blauäugig durch die Supermarktregale schlendern und alles, was als "Kinderprodukt" gekennzeichnet ist als gut für unsere Kinder erachten.

Besonders im ersten Drittel (circa) des Buches bombardiert einen die Autorin regelrecht mit Statistiken und Aussagen der Hersteller. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mich an dieser Stelle nicht überfahren gefühlt hätte. Mir persönlich war das Jonglieren von Statistiken, Namen und Verbänden alle paar Zeilen einfach zu viel. Ich habe selbst im Studium geforscht und kenne die Tücken von wissenschaftlichen Aussagen. Vieles lässt sich äußerst leicht hindrehen, wie man den Ausgang gerne haben möchte.
Im Allgemeinen ist man jedoch erstaunt, wie viel Gelder der Zuckerlobbyisten in angeblich unabhängige wissenschaftliche Arbeiten fließt. Schockiert hat mich zudem das regelrechte Gehorchen der Politiker auf die Firmenaussagen und das andauernde Nichtstun in Bezug auf gültige Richtlinien zum Verbraucherschutz.

Wir müssen insgesamt von der Denkweise "mit Süßigkeiten belohne ich mein Kind" wegkommen. Die Autorin legt sehr gut dar, was der Zucker mit unseren Körpern anstellt und was die Langzeitfolgen davon sind. Auch nicht übergewichtige Personen können negative Folgen haben.
Sehr schön fand ich, dass auch Lightprodukte, Süßstoffe und die ganzen hippen Süßungsmittel, wie Agavendicksaft angesprochen werden.

Auch der Abschnitt "Warenkunde" ist äußerst informativ gestaltet und lässt uns besser verstehen, was sich so alles in den verarbeiteten Lebensmitteln versteckt. Wie bereits oben erwähnt, habe ich meinem Sohn auch einmal ein "Babyprodukt" mit Süßmolkenpulver gegeben. Ich dachte, diese Zutat hätte etwas mit getrockneter Milch oder Ähnlichem zu tun. Weit gefehlt, die Autorin hat mich aufgeklärt, dass es sich hierbei auch um Zucker handelt. Es ist einfach nur schockierend, was in diese bunten Verpackungen, die unsere Kinder einfach nur magisch anzieht, hinein gegeben wird.
Wie man die ganzen "Zuckerstoffe" in den Zutatenlisten erkennen kann und auch, was man an den Nährwerttabellen erkennen kann oder aber auch nicht, erklärt die Autorin recht übersichtlich.

Wovon ich mir etwas mehr versprochen habe, war der Rezeptabschnitt. Leider hat mich dieser etwas enttäuscht. Ich hoffte eher auf Rezepte für den "süßen Appetit", bekam jedoch Rezepte für Grünes Pesto, Hühnerbrühe und Erdnusssauce.
Ich möchte auch gerne denjenigen sehen, der im Hochsommer bei Ausflügen mit dem Kind Omelettestreifen, Tomaten-Mozzarella-Spieße, Erdbeeren und Käsewürfel in der Handtasche mit sich herumschleppt. Das empfinde ich schon bei wärmeren Frühlingstemperaturen als grenzwertig. Von einer Kühltasche ist keine Rede, jedoch würde ich diese Lebensmittel wohl nicht ohne Kühlung transportieren. Hier kam ich mir als Leserin doch etwas veräppelt vor.

Bewertung vom 22.02.2020
Vernichtende Begierden
Franley, Mark

Vernichtende Begierden


sehr gut

Der Banker Bastian und sein bester Kumpel Daniel, ein Immobilienmakler, konnten es nicht lassen, ihre Überlegenheit gegenüber Kunden auszuspielen. Die Pärchen kaufen ein überteuertes Haus und können bald schon die Raten dafür nicht mehr begleichen. Ab diesem Zeitpunkt an werden die Frauen von Bastian erpresst und zu kranken Sexspielchen gezwungen. Auch Daniel ist hier oft mit von der Partie. Eine betroffene Frau bringt sich um/wird umgebracht und plötzlich folgen Morde im Umkreis der beiden Freunde. Will einer den anderen für die Erpressungen ans Messer liefern oder was geht hier genau vor sich? Andauernd treibt sich auch noch ein Privatdetektiv in der Näher herum. Wer hat ihn engagiert?
Um genau diese Fragen zu beantworten, wird Ruben Hattinger als Sonderermittler hinzugezogen. Mit Ute Bernhard und Peter Hallhuber, den ortsansässigen Ermittlern, wird der Fall aufgenommen und stellt sich als schwieriger heraus, als es anfangs schien.

Mark Franley schickt auch hier wieder den Ruben Hattinger ins Rennen, den wir aus dem 1. Band bereits kennen: irgendwie sozial unkompatibel, eigensinnig und äußerst direkt, jedoch mit einem sehr guten Gespür für Zusammenhänge. Genau das macht ihn ja auch aus. Seine Art ist äußerst gegensätzlich in Bezug auf die beiden "Täter" Daniel und Bastian, die sowohl um ihren Charme, als auch um ihre Stellung genau Bescheid wissen.
Der Autor weiß, wie er die Beziehungen untereinander dem Leser gut rüberbringen kann und zeigt, wie schnell sich beste Freunde auch gegeneinander wenden können. Die Wirrungen sind wieder einmalig und toll ausgearbeitet. Man versucht mit zu raten, wer nun wann an welcher Stelle war und dies und das getan haben könnte. Die Verwirrtheit als Leser scheint auch die Figuren im Buch zu betreffen.

Auf die beiden Kumpels würde wohl das Sprichwort "Hochmut kommt vor dem Fall" gut passen. Ihre Taten sind äußerst verwerflich und sind äußerst bedrückend. Dennoch muss ich zugeben, dass mir die enorme Brutalität im 1. Band mehr zugesagt hat. Dies ist jedoch eine rein persönliche Präferenz. Bei anderen Lesern mag es genau anders herum sein! Diesbezüglich muss ich jedoch für mich persönlich, leichte Abstriche bezüglich der Gesamtbewertung machen.
Mir sind auch minimale Aspekte aufgefallen, die in der Geschichte erwähnt werden, jedoch nie aufgeklärt wurden. Beispiel: Daniel und das Messer. Vom Autor war es natürlich jedoch taktisch clever.

Die Geschichte lässt sich wieder fließend lesen und für mich gibt es sprachlich gesehen nichts zu meckern. Franleys bodenständige Polizeifiguren gefallen mir äußerst gut. Hier wird niemand positiv hervorgehoben, der Autor zeigt eher noch die besonders schlechten Seiten der Ermittler. Äußerst sympathisch!

Ein Hoch auf das Wiedersehen mit den Charakteren aus Band 1! Das hat mich sehr gefreut. Schober ist und bleibt mein Favorit.

Ich hoffe auf Band 3...bitte bald, denn Rubens schräge Art finde ich äußerst unterhaltsam. Alles gut gemacht, Herr Franley!

Bewertung vom 16.02.2020
Rachs Rezepte für jeden Tag
Rach, Christian

Rachs Rezepte für jeden Tag


sehr gut

Kochbücher von sogenannten Promi- oder auch Fernsehköchen interessieren mich immer ganz besonders. Durch den Fernsehauftritt hat man einfach ein bestimmtes Bild der Person und auch deren Kochart. Herr Rach kommt mir nicht immer wie die sympathischste Person herüber, jedoch scheint er immer viel von seiner Art zu Kochen zu halten, so dass mich sein Buch sehr ansprach. Zudem wird mit "Rezepten für jeden Tag" geworben, wofür wir uns doch eigentlich immer die größte Inspiration erhoffen.

Allein vom Layout her gefällt mir das Kochbuch außerordentlich gut. Es ist sehr "clean" gehalten und die Fotos der Gerichte stehen im Fokus. Hier wird kein Schnickschnack noch mit ins Bild gelegt, sondern die einzelnen Komponenten wirken allein. Für meinen Geschmack sind die Gerichte definitiv appetitlich und äußerst ansprechend angerichtet. Ich kann mir zudem auch gut vorstellen, dass man die Anrichteweise als (kochbegeisterter) Laie auch so hinbekommen kann.

Auch das "geschriebene" Rezept ist klar strukturiert und aufgeteilt. Der Titel wird hervorgehoben und auch Zubereitungszeit und Personenanzahl sind sofort zu sehen. Auch die Zutaten sind oftmals in die einzelnen Komponenten des Gerichts aufgeteilt, dass eigentlich keine Fehler mehr bei den Angaben in der praktischen Ausführung passieren dürften. Zudem sind auch die Zubereitungsschritte klar gegliedert. Dies alles ist für mich definitiv positiv zu werten. Nun aber zu einem kleinen Minuspunkt: wer schlecht sieht, hat ohne seine Brille bei der Zutatenliste wahrscheinlich schon verloren. Die Schriftgröße könnte gerne größer ausfallen.

Die Zutaten sind zum Großteil in einem gut sortierten Supermarkt zu finden. Bei einigen Gerichten kommt man auch definitiv mit dem Discountersortiment klar. Sehr ausgefallene Zutaten verwendet Herr Rach im Buch eher spärlich, man wird dann aber im Asialaden oder "schlimmstenfall" im Feinkostladen auch fündig. Dies stellt hier jedoch klar die Ausnahme dar. Ich finde es toll, dass er wirklich das Thema "Gerichte für jeden Tag" auch machbar umsetzt. Auch die Zubereitungszeiten halten sich im Rahmen und sind gut einzuhalten. Rach scheut auch nicht davor, Fertigprodukte in den Zutatenlisten zu haben, denn nicht jeder hat vor, regelmäßig Teriyaki-Sauce selbst herzustellen.
Herr Rach fügt jedoch im letzten Kapitel "Grundrezepte" Rezepte zu genau solchen "Fertigprodukten" an. Mich haben besonders die Salzzitronen angesprochen, die ich definitiv noch selbst herstellen möchte.

Insgesamt freut mich die vorrangige Verwendung von Gemüse, jedoch werden auch unsere heiß geliebten Beilagen, wie Reis und Nudeln, nicht verteufelt und sind in einigen Rezepten zu finden.
Allgemein möchte ich hervorheben, dass die Rezepte unserem Haushalt zusagen. Einige Gerichte kochen wir bereits ähnlich, demnach hätten wir mit noch ein paar mehr "untypischen" Rezepten gerechnet. Herr Rach präsentiert zum großen Teil eher geschmacklich etablierte Gerichte, die wahrscheinlich der breiten Masse zusagen.

Bewertung vom 11.02.2020
Ben und Teo
Baltscheit, Martin

Ben und Teo


sehr gut

Ben und Teo (oder sollte ich besser Ben&Teo schreiben?) sind eineiige Zwillingsbrüder und haben sich zum Streiten gern. Sie sind so davon genervt, immer nur als EIN Duo wahrgenommen zu werden und nicht als einzelne Jungs, dass sie den anderen einfach gerne einmal los wären. Man hätte dann die Eltern ganz für sich alleine, müsste sich nicht andauend streiten und würde auch von den Lehrern nicht immer verwechselt, sowie mal für seine ganz individuelle Leistung gelobt werden. Wer hätte gedacht, dass ein magischer Spiegel, den sie von der Straße mitgenommen haben, ihren Wunsch erfüllen könnte? Bei einem Streit oder besser gesagt, einer Rauferei, fällt plötzlich ein Zwilling in den Spiegel und findet sich plötzlich in einer Parallelwelt als Einzelkind wieder. Beide Brüder können ihren Traum ausleben, nur was passiert, wenn sie doch wieder lieber als Zwillinge zusammen sein möchten?

Martin Baltscheit präsentiert uns zwei ganz witzige Charaktere, die man so auch im wahren Leben antreffen könnte. Die zwei Raufbolde sind auch im lustigen Wortgebrauch ganz vorne mit dabei und zanken sich äußerst sprachgewandt. Man merkt richtig die Bruder-hass-liebe. Auch in Bezug auf die Szenen ist die Geschichte eindeutig an Kinder gerichtet. Mein Sohn fand einige Szenen irrwitzig und fand sich dort auch teilweise wieder.

Die im Buch angesprochene Thematik mit dem verwechselt werden als Zwilling, ist meiner Meinung nach wirklich oft eine Problematik und hat somit definitiv seine Berechtigung auch in Kinderbüchern zur Sprache zu kommen. Besonders Kinder können sich in diesem Alter eigentlich kaum voneinander abgrenzen und stehen demnach selten in der Masse als Individuum da.

Was mich persönlich als Elternteil etwas gestört hat, war der Umgang der Eltern miteinander. Die zwei scheinen arge Probleme zu haben und es las sich für mich nicht wie harmlose Zankereien.

Bezüglich der Worterfindungen im Buch sind wir etwas zwiegespalten. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob jeder 8jährige die erfundenen Wörter nachvollziehen und verstehen kann. Mein Sohn ist noch jünger und ich musste ihn auf die Wörter gezielt hinweisen und diese auch erklären. Trotzdem sind sie natürlich auch lustig und zeigen den hellen Kopf von Ben und Teo.

Die Illustrationen brachten die oft lustigen Szenen gut rüber, jedoch hätte ich mir mehr "komplette" Bilder gewünscht. Oftmals wird der Hintergrund nur schemenhaft abgebildet und nicht mehr farblich gestaltet. Das fand ich einfach schade. Natürlich liegt der Fokus eher auf den zwei Jungs, trotzdem hätte uns mehr Detailreichtum gefallen.

Insgesamt hatten wir mit dem Buch eine lustige Zeit und verstehen Zwillinge nun eindeutig besser als zuvor.

Bewertung vom 08.02.2020
Die Geliebte des Kaisers
Dempf, Peter

Die Geliebte des Kaisers


sehr gut

Mena, die Leibdienerin und Geliebte Ottos III, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, trägt ein Kind ihres Liebhabers unter dem Herzen. Otto liegt jedoch im Sterben und hat keinen offiziellen Erben und Nachfolger vorzuweisen. Da der Kaiser wohl nicht einmal die nächsten Wochen überstehen wird, wäre eine sofortige Legitimierung des Kindes aussichtslos, dennoch hofft Mena auf das Schicksal und will das Kaiserherz nach Ottos Dahinscheiden nach Augsburg bringen. Dieser gibt ihr in seinen letzten Stunden als Erkennungszeichen den Zahn Kaiser Karls, der sie als seine "Gesandte" auszeichnen sollte.
Getrieben von ihrer Überzeugung muss sie schnellstmöglich über die Alpen nach Augsburg gelangen, jedoch kann sie noch nicht absehen, was dies im Winter bedeutet. Zudem ist die Kaiserkrone heiß begehrt und der Kampf darum hat längst begonnen.

Peter Dempf lässt sich für seinen Historienroman von den bekannten geschichtlichen Überlieferungen inspirieren und setzt Mina mitten in die damals vorherrschenden (uns übermittelten) Szenarien. Natürlich ist ihre Figur und somit auch ihr Tun frei erfunden.
Mir gefiel besonders, dass Mena trotz ihres niedrigen Standes ihr Ziel nicht aus den Augen verloren hat und als Frau auch sehr tough dargestellt wird. Leider zeigt sie auch naive Züge, was das Lesevergnügen an einigen Stellen etwas trübte. Ein Beispiel hierfür wäre ihre Beziehung zum Leibdiener Ottos, genannt Ewalt, der sie auf der Reise über die Alpen immer wieder hintergeht, Mena dies auch weiß, sich jedoch immer wieder in seine Nähe begibt.
Man muss dem Autor jedoch auch zu Gute halten, dass solche Situationen auch das Geschehen anheizen und dadurch den Charakteren Steine in den Weg gelegt werden. Trotzdem fielen einige Stellen einfach negativ auf, so dass man sich als Leser doch irgendwie veräppelt fühlte. Ein weiteres Beispiel zeigte auch Menas körperlichen Stärken und Schwächen. In dem einen Moment kann sie sich kaum mehr bewegen, kann dann doch wieder eine gute Strecke hinweg fliehen und bricht dann wieder zusammen. Solche Szenen wirkten einfach zu inszeniert und gewollt, jedoch fern ab von der Realität. Die Charaktere schienen sich teilweise regelrecht in Probleme zu stürzen, als taktisch klug zu reagieren. Zudem handelte es sich hier oftmals um recht logische Handlungen.

Emotional gesehen passte sich der Autor schon eher der Zeit an. Große Gefühle sind Mangelware. Wer diese jedoch erwartet, sollte sich von diesem Buch eher fern halten. Für Mena steht eher ihr Ziel im Vordergrund, so dass sie ihre Schwangerschaft und die dadurch entstandenen Einschränkungen eher als etwas lästiges Übel ansieht. Einerseits verständlich, wenn man im Winter die Alpen unvorbereitet überqueren und hunderte Kilometer zu Fuß zurücklegen möchte, jedoch hätte ich mir doch ein innigeres Verhältnis zum ungeborenen Kind gewünscht.

Vordergründig steht eher die Alpenüberquerung und die dadurch entstandenen Gefahren. Peter Dempf hat diesen Weg für meinen Geschmack sehr gut beschrieben und auch die Hindernisse realitätsnah rüber gebracht.
Auch die hinterlistigen Charaktere sind dem Autor eher gut gelungen. Die von ihnen ausgehenden Gefahren konnte ich mir gut vorstellen.

Leider waren einige zwischenmenschliche Beziehungen etwas undurchschaubar. Die Allianzen schienen sich stets zu ändern und konnten von mir als Leser nicht immer klar erkannt werden, was ich als sehr schade empfand.

Wie bereits erwähnt, wirkte auf mich einiges etwas zu sehr vom Autor inszeniert und gewollt, so dass die Glaubhaftigkeit der Handlungen oftmals auf der Strecke bliebt. Trotzdem möchte ich es Dempf auch hoch anrechnen, dass er sich an ein so ungewöhnliches geschichtliches Szenario gewagt hat. Er hätte sich jedoch noch mehr trauen und nicht die Geschichte in eine Richtung pressen sollen, in die sie nicht gehört. Das Lesen des Buches hat mir trotzdem Spaß gemacht, weshalb ich bei meiner Bewertung ein Auge zudrücken möchte.

Bewertung vom 07.02.2020
Der Duft der weiten Welt / Speicherstadt-Saga Bd.1
Lüders, Fenja

Der Duft der weiten Welt / Speicherstadt-Saga Bd.1


sehr gut

Das schöne Hamburg im Jahr 1912 ist die Heimat unserer Protagonistin Mina Deharde, einer Kaufmannstochter die gerade an der Schwelle zum Erwachsenwerden steht. Immer schon interessiert sie sich für die Arbeit ihres Vaters im Kaffeekontor und eifert ihm stark nach. Einen Ehemann zu finden steht bei ihr nicht an oberster Stelle, sondern eher das Hinarbeiten auf ein selbständiges Leben, das ihr eventuell ein Studium ermöglichen würde. Mit "Kaffee im Blut" und mathematisches Geschick kann sie im Kontor allen gut zur Hand gehen. Jedoch sind die Aussichten auf die Übernahme des Kaffeekontors zu dieser Zeit gleich Null, denn Frauen werden nicht an der Kaffeebörse geduldet.
Die junge Mina lässt sich jedoch nicht unterkriegen, als ihr Vater aufgrund von Krankheit kaum mehr seiner Arbeit nachkommen kann.

Die Geschichte liefert ein Historiendrama, das die Zeiten Anfang des 20. Jahrhunderts sehr gut widerspiegelt. Mina ist engagiert und nicht auf den Kopf gefallen, trotzdem lässt sie die Gesellschaft nicht in die Fußstapfen des Vaters treten. In den höheren Kreisen wird von ihr erwartet, dass sie die Rolle der vornehmen Hausdame einnimmt, was ihr sehr widerstrebt. In der Familie Deharde gibt es jedoch keinen Sohn, der den Kontor übernehmen konnte.

Minas Geschichte wird sehr facettenreich erzählt, die Autorin verfällt jedoch nicht in emotionales "Gesülze", was vielleicht der eine oder andere bei diesem Genre befürchten würde. Ich wurde sehr positiv überrascht, dass ich richtig mit Mina mitfieberte und ihre Sorgen mit ihr teilte. Die gesellschaftlichen Forderungen können nicht einfach vom Tisch gewischt werden.
Zudem kommt auch noch die erste Liebe ins Spiel. Auch hier lässt sich die Autorin nicht zu Handlungen hinreißen, die in 1912 undenkbar waren, sondern bleibt den historischen Gegebenheiten treu.

Insgesamt ist mir die Familie Deharde sehr ans Herz gewachsen und die aufgeführten Charaktere wurden vielschichtig beleuchtet. Man trifft nicht auf plumpe Gestalten, sondern sieht in jedem die einzelne Individualität.

Die Seiten flogen beim Lesen nur so dahin. Man kann die Geschichte sehr schnell in einem weglesen, da man unbedingt wissen möchte, was nun mit den Figuren passiert und wie jeder einzelne reagieren wird. Auch vom Erzählstil ist die Geschichte einfach gehalten, jedoch nicht im negativen Sinne, sondern eher "gerade heraus". Einige Hamburger Ausdrücke waren eine nette Abwechslung, die die örtliche Platzierung der Geschichte noch authentischer werden ließ.

Ein paar Kleinigkeiten sind mir etwas negativ aufgefallen, jedoch gehe ich davon aus, dass die Autorin diese zum Spannungsaufbau und auch für den gewissen Reiz an den Folgebänden fast schon einbauen musste. Trotzdem empfand ich es als sehr schade, dass etwa das letzte Drittel schon sehr auf Mina bezogen war und einige Nebenfiguren kaum mehr erwähnt werden.

Ich hatte anfangs wirklich nicht geglaubt, dass ich so ein großes Interesse an den Folgebänden haben werde, jedoch ist dies nun definitiv der Fall! Ich bin unendlich gespannt, wie es mit Mina weitergehen wird und was sich innerhalb der Familie noch alles entwickeln wird. Der Auftakt ist der Autorin meiner Meinung nach sehr gelungen, so dass ich die Geschichte empfehlen möchte.

Bewertung vom 05.02.2020
Achtsamkeit in der Familie

Achtsamkeit in der Familie


ausgezeichnet

Diese Achtsamkeitskärtchen richten sich vor allem an Familien. Im stressigen Alltag vergisst man viel zu oft sich auch mal auf die kleineren Dinge zu konzentrieren und versucht nur noch einfach durch den Tag zu kommen. So verlieren wir uns jedoch irgendwann selbst aus den Augen und die Familienmitglieder leben einfach nur so nebeneinander her. So muss es jedoch nicht sein und bereits kleinere Übungen beziehungsweise, besser gesagt, Spielchen können uns dabei helfen, die anderen, also die Kinder und den Partner, wieder mehr wert zu schätzen. Die Übungen wirken fast schon meditativ, laden aber jeden in der Familie zum aktiven mitmachen ein.
Besonders gefällt mir daran, dass die Vorschläge auch richtig gut umsetzbar sind. Es sind keine abgehobenen Beispiele, die sowieso niemand machen möchte, sondern in unser Leben integrierbare Rituale. Natürlich können wir uns nicht jeden Tag beim Schul- oder Arbeitsweg unsere Umwelt genauer betrachten und auf unsere Empfindungen zu achten, jedoch schafft man es mit den Kindern vielleicht einmal im Monat dafür 15 Minuten eher los zu gehen.
Es sind zwar nicht alle Kärtchen mit Kindern aller Altersstufen durchführbar, jedoch bin ich der Meinung, dass sich viele Vorschläge auch den Kindern anpassen lässt. Dementsprechend sehe ich hier kein allzu großes Problem.
Zusätzlich findet man auch einige Motivationssprüche, die man eventuell sichtbar am Kühlschrank oder an einer besonderen Stelle im Haus anbringen könnte. Die Karten sind ja zudem auch noch alle ganz toll gestaltet und haben dementsprechend auch einen ästhetischen Wert.
Wer die Motivationskärtchen überflüssig findet, kann diese auch mit gutem Gewissen an Geschenke binden und macht damit vielleicht anderen eine große Freude.

Meiner Meinung nach sind die Achtsamkeitskärtchen durch den eher niedrigen Preis auch ein nettes Mitbringsel bei Feiern. Wir wissen oft sowieso nicht, was wir anderen Erwachsenen bzw. Eltern schenken sollen und greifen immer zur klassischen Weinflasche. Dies könnte man hiermit aber definitiv mal ändern und der Familie mehr Zeit zusammen und auch Ausgeglichenheit schenken.