Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
easymarkt3
Wohnort: 
...

Bewertungen

Insgesamt 748 Bewertungen
Bewertung vom 27.11.2023
Eine halbe Ewigkeit
Kürthy, Ildikó von

Eine halbe Ewigkeit


sehr gut

Über die Frauen, die wir waren, die wir sind und die wir werden wollen – heiter bis tiefsinnig.
Das farbenfrohe Cover gewährt einen weiten Blick durch ein weit geöffnetes Fenster auf die Ostsee, in sommerlich angenehmem Ambiente – sehr ansprechend. Nach dem tristen, deprimierenden Buchanfang am Papiercontainer mit einem Tagebuch voller Erinnerungen, geschrieben vor 25 Jahren, blickt die Hauptfigur Cora Hübsch zurück, bereits bekannt aus dem ersten Roman der Autorin: Mondscheintarif. Sowohl ernste Themen wie z. B. Sterbehilfe, das in die Jahre gekommene Eheleben voller Gewohnheiten, die Rückbesinnung auf ehemalige Träume auch hinsichtlich der ersten, großen Liebesbeziehung werden in gebührendem Schreibstil angesprochen als auch heitere, sehr humorvolle Episoden über Frauen um 55 Jahre. Besonders das Wochenende am Meer outet sich als Zerreißprobe. Da sind die immer noch tiefen Schuldgefühle gegenüber der lange verstorbenen Freundin. Dieser alte Schmerz lässt sie das letzte, befreiende Kapitel im Tagebuch schreiben. Neben dieser wichtigen Entscheidung des Loslassens geht es auch um das unerwartete Zusammentreffen mit ihrer ersten, großen Liebe, um körperliche und seelische Veränderungen, um Abschiede und Neuanfang während einer solchen halben Ewigkeit. Auch die weiteren Figuren sind liebevoll, humorvoll, skurril in ihrer Diversität porträtiert. Viele Frauen-Themen des Lebens werden derzeit auch als Show zu diesem Buch angeboten, als lebendiges Bühnenerlebnis mit zwei Frauen, mit ehrlichem Blick zurück und nach vorn.

Bewertung vom 24.11.2023
Stunde um Stunde
Fox, Candice

Stunde um Stunde


sehr gut

Die dramatische Verzweiflung von Eltern – ein realistischer Plot?
Das Cover in Schwarz und Rot zeigt eine zerbrochene, wohl Blut verschüttende Ampulle neben weiteren aufgereihten, mit roter Flüssigkeit gefüllten Ampullen– eine doch düstere Atmosphäre passend herauf beschwörend. Denn als wichtiger Tatort sticht das Labor 21 im Hertzberg-Davis Institut für Forensische Forschung in Los Angeles heraus, denn in diesem Labor lagern viele Proben, auch sogenannte One-Shots, die für die Aufklärung wichtiger Fälle existenziell sind. Man hat also nur eine einzige Chance für die Auswertung der Probe zur möglichen polizeilichen Aufklärung, danach ist alles verloren. Ein Cold-Case, aufgeklärt in 24 Stunden, bildet den spannenden Rahmen zur Vorstellung von Undercover-Detective Charlie Hoskins und der frischgebackenen Polizistin Lynette Lamb. Das verzweifelte Ehepaar Delaney, Geiselnehmer von 3 Personen, zerstört zunächst alle zwei Stunden eine solche einzigartige Probe, wenn man nicht ihr seit zwei Jahren vermisstes Kind findet. Im Verlaufe dieses Geiseldramas kommt es zu Verletzten und Getöteten, bei denen die Einsatzkräfte vor Ort der Polizeichefin kräftig in den Rücken fallen, während sich der enttarnte Undercover-Agent Charly Hoskins und die noch vor Dienstantritt geschasste Polizistin Lamb auf die Suche nach diesem Kind machen. Stunde um Stunde werden nun unwiederbringliche Beweise anderer ungeklärter Fälle im Labor vernichtet. Die beiden Hauptcharaktere ermitteln unter Zeitdruck aus unterschiedlichen Motiven: Charlys Proben aus 5-jähriger Undercover-Arbeit über eine äußerst kriminelle Rockerbande drohen auch die Vernichtung im Labor 21, Lynette möchte als Polizistin bei der LAPD eingestellt werden. Die zwei Handlungsstränge das Schicksal des vermissten Kindes Tilly und das Geiseldrama betreffend werden durch drei Erzählperspektiven aufgelockert: Sicht der Geiseln und Geiselnehmer, der Polizei rund um die Geiselnahme, während Charles Rückblicken und beider Suche nach Beweismitteln. Besonders die originellen, sympathischen Charaktere rund um Charly wie sein Kumpel Surge oder seine große Schwester begeistern wie auch die kreativen Dialoge im ganzen Krimi. Es entwickeln sich dramatische Ereignisse mit einigen Cliffhangern, auch in etlichen, vielleicht zu vielen Nebenschauplätzen, mit einem ebensolch überraschenden Ende. Für unrealistisch halte ich die Aufklärung eines solchen Cold Cases innerhalb von 24 Stunden. Die Polizeiarbeit mit ihren ungenügenden Ermittlungsmethoden sowie deren Loyalität gegenüber der Vorgesetzten sorgen in ihrer Beschreibung für Nachdenklichkeit.
Insgesamt ist das kreative Setting, die verschiedenen Charaktere, der Plot vielfältig gelungen.

Bewertung vom 21.11.2023
Die geheime Gesellschaft
Penner, Sarah

Die geheime Gesellschaft


sehr gut

Spiritualismus zur Zeit Königin Viktorias
Das Cover zeigt wohl einen oval förmigen Goldrahmen eines Spiegels ins Zentrum, der den Buchtitel perfekt hervorhebt. Eine brennende Kerze und rundum scheinbar schwebende Blüten auf neblig blauem Untergrund leiten zum geheimnisvollen Inhalt sinnvoll und kreativ hin. Das späte Viktorianische Zeitalter um 1873 mit seinen teils sehr teuren, renommierten Herrenclubs in London, Séancen und Trauerbräuchen stehen im Mittelpunkt. Weiterer Schauplatz zweier geheimnisvoller Frauen namens Vaudeline D’Allaire und Lenna Wickes, agierend als Spiritualistinnen und Wahrsagerinnen, ist Paris mit viel freieren Sitten zwischenmenschlicher Art. Die spirituelle Bewegung, zentriert um Kommunikation mit den Toten mit theatralischen, betrügerischen Darbietungen, führt hier spannend zur Lösung eines außergewöhnlichen Morddesasters. Dass Frauen als Medium in Sachen Spiritismus speziell bei Mordopfern um Kontaktaufnahme gebeten werden, wird hier praktiziert, sogar von der ausschließlich aus Männern bestehenden Geheimgesellschaft »Séance Society«. Während die Entlarvung dieser kriminellen Gentleman Society und die Aufklärung mehrerer Morde gelingen, ändern sich speziell bei Lenna auch die logischen Ansichten über Wissenschaft und nicht greifbarer Geisterwelt. Auch werden Konventionen hinsichtlich der geschätzten Brautwerbung der Londoner Gesellschaft von ihr aufgegeben, mutig für die damalige Zeit. Begriffe wie Meton-Zyklus, Lampadomantie, Geisterhörner oder Ektoplasma etc. lassen materielle Techniken der Séancen als greifbares Zeichen für das Jenseits bildlich vorstellbar werden. Die fiktiven Beschwörungsformeln aus sieben Phasen einer hier praktizierten Séance sind kreativ zusammengestellt und spannend eingeflochten bei der Mordaufklärung besonders im Londoner Wermutkeller. Alle Charaktere überzeugen, der Schreibstil unterstreicht passend den dramatischen Handlungsverlauf.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.11.2023
Eine Frage der Chemie
Garmus, Bonnie

Eine Frage der Chemie


sehr gut

Abiogenese und Frauenemanzipation – eine Frau kämpft.
Das Cover passt auch mit der Bekleidung der jungen Frau im Vordergrund ideal in die Zeit ab 1951 in den USA. Diese Liebesgeschichte zwischen Elizabeth Zott und Calvin Evans, beide vom Beruf Chemiker*in, die in ihrem Institut dasselbe Forschungsvorhaben verfolgen mit gegenseitigem Respekt vor den Fähigkeiten des anderen, spielt grössenteils in Commons, wohl ein Ort mit idealen Wetterbedingungen zum Rudern. Thematisiert wird die Geschlechterordnung ohne Gleichberechtigung und Selbstbestimmung der Frau. Sehr kritisch bekämpft Elisabeth, Wissenschaftlerin im Bereich Chemie, unverheiratet und alleinerziehend als Hauptfigur das gesamte Gesellschaftssystem mit all ihren Vorurteilen der damaligen Zeit und fordert überzeugend in ihrer letzten Kochsendung zu mehr Veränderung auf: nie wieder zulassen, dass andere Sie in Schubladen stecken, in sinnlose Kategorien wie Geschlecht, Rasse, wirtschaftlicher Status und Religion. Lassen Sie Ihre Talente nicht schlummern, Ladys. Gestalten Sie Ihre eigene Zukunft. Ihr Charakter als verwundbarer, ernster Aussenseiter mit selbstgebauter Laborküche ist überzeugend unterhaltsam dargestellt, während ihre hoch begabte Tochter Mad eher wie eine Erwachsene handelnd erscheint – zu übertrieben, unglaubwürdig. Die Nebencharaktere sind teils menschlich sympathisch (incl. Hund Halbsieben), teils abschreckend sexistisch aufgeführt. Aus wissenschaftlichen wie aus persönlichen Gründen wird der Glaube an Gott in Frage gestellt – auch ein Thema zum Nachdenken: Religion basiert auf Glauben. Glaube basiert aber nicht auf Religion. Die Themen Abiogenese und Frauenemanzipation gehen hier eine kreative Verbindung ein. Auch der Schreibstil gefällt. Insgesamt ein angenehmes Lesevergnügen.

Bewertung vom 18.11.2023
Ein guter Plan ist die halbe Liebe
Schmölzl, Lydia

Ein guter Plan ist die halbe Liebe


gut

Eine moderne Liebesgeschichte
Das Cover, in jugendlicher, rosaroter Farbgebung gehalten, suggeriert leichtes Lesevergnügen für zwischendurch. Die Hauptfigur Roxana Winter, Roxy, 35 Jahre alt, erfolgreich als Personalleiterin, will aufgrund ihrer biologischen Zeitbombe ein Kind, hat dafür drei männliche Exemplare aus ihrem Umfeld zur Auswahl, die ihrem Testverfahren unterzogen werden. Die zwischenmenschlichen Beziehungen zu ihrer Schwester Val und ihrer Mutter scheinen schwierig zu sein schon seit ihrer Kindheit. Neben diesen Ereignissen ihrer Vergangenheit besticht das Buch durch humorvolle Dialoge, besonders zwischen ihr und Dorian, ihrem Arbeitskollegen. Der Schreibstil mit bildhafter, origineller Wortwahl und witzigen Vergleichen wirkt leicht und locker trotz ernsthafter Monologe Roxys in der Ich-Form – bisweilen etwas langatmig und ohne Spannung. Romantisches Ambiente im Kölner Setting mag etwas zu kurz gekommen sein bei ihrem Hang zu Kontrolle, rationalen Erwägungen und Perfektion. Neben versprühtem Humor werden auch Themen wie z. B. Einsamkeit, Vertrauen, Familie, Karriere und Zukunftsängste tangiert. Der Charakter von Roxy wirkt sehr berechnend und egoistisch, durchorganisiert und strukturiert. Nur läuft gerade in der Liebe nicht alles so emotional wohlgeordnet ab. Insgesamt eine erfrischende Geschichte mit Hindernissen.

Bewertung vom 18.11.2023
Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11
Neuhaus, Nele

Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11


ausgezeichnet

Aus einem Mordfall wird ein spannendes Politikum
Das Cover dieses Krimis lässt keinen Verdacht über die umfangreiche Ermittlungsarbeit von Pia Sander und Oliver von Bodenstein nebst seinem effektiven Team aufkommen. Das stattliche Personenregister am Anfang könnte jedoch schon aufmerken lassen. Die Szenerie spielt hauptsächlich im Taunus und in Frankfurt. Während zunächst mit der toten 16-jährigen Larissa ein klassischer Mordfall beschrieben wird, entwickelt sich ein zweiter tödlicher Unfall eines mit Bisswunden entstellten Mannes zu einem Politikum mit großer Reichweite. Die sich daraus ergebenden Handlungsstränge sind gut miteinander verflochten, führen immer wieder auch zu etlichen falschen, nachvollziehbaren Spuren. Letztendlich decken die gründlichen Ermittlungen einen Zusammenhang obiger Fälle auf, nachdem immer mehr rätselhafter Todes- und Vermisstenfälle aufgetaucht sind. Neben der reinen komplexen kriminalistischen Ermittlungsarbeit werden menschliche und gesellschaftliche Probleme angesprochen wie Demenz, Trauer- und Trauma-Bewältigung, Gewissenskonflikte, Vergeltung, Ausländerhass neben Einwanderung krimineller Jugendlicher, Selbstjustiz, Asylpolitik in der Bundesrepublik, Brandrede gegen die deutsche Justiz etc. Das Privatleben der beteiligten Personen mit ihren Stärken und Schwächen wird glaubwürdig und realistisch dargestellt, die Polizeiarbeit wirkt überzeugend authentisch. Manche Kapitel enden mit offenen Fragestellungen, erhöhen gekonnt den Spannungsfaktor. Alle Fragen sind final beantwortet. Zwei aufsehenerregende Ermittlungen werden zu einem erfolgreichen Ende geführt – Spannung pur.

Bewertung vom 15.11.2023
Stille Falle / Leo Asker Bd.1
Motte, Anders de la

Stille Falle / Leo Asker Bd.1


ausgezeichnet

Sehr spannend bis zur letzten Seite.
Das Cover zeigt einen orangefarbenen Schmetterling im verschlossenen Glas, was Bezug nehmen könnte auf die anfänglichen Buchkapitel des Trolls und seinem Trauermantel-Schmetterlingshobby – was passend zum Buchtitel eine stille Falle ist. Hier geht es um einen Serienmörder, der Menschen raubt und sie tauscht gegen kleine Figuren, platziert in eine Modelleisenbahn-Landschaft, einer Szenerie der 60-ger Jahre. Die weibliche Hauptfigur Kriminalinspektorin Leonore Asker, eher eine introvertierte Einzelgängerin, Außenseiterin allein schon durch ihren außergewöhnlichen Vater, passt ideal in das Dezernat für hoffnungslose Fälle mit skurrilen Mitarbeitern und Nerds. Der männliche Charakter Martin Hill, ihr einziger Kindheitsfreund, schreibt erfolgreich Bücher über Urban Exploration, urbex und hält Vorlesungen darüber in seiner eher extrovertierten Art. Der Troll als menschenähnliches Wesen in der nordischen Folklore und Mythologie spielt hier eine gefährliche Rolle. Über geschickt eingeflochtene Rückblenden erfährt man viel über die Kindheit dieser drei Hauptfiguren. Die Szenerie spielt in Malmö, Skane und Lund mit seinem Schattenland auf dem fennoskandischen Felspanzer mit alten Bunkern, Ruinen diverser Art. Die Ermittlungen in einem spektakulären Entführungsfall lassen die neue Leitung der Abteilung für Schwerverbrechen mit ihrem ehemaligen Vorgesetzten inoffiziell antreten gegen ihr doch sehr bescheidenes Dezernat für hoffnungslose Fälle. Dieser äußerst kreative Plot mit nachvollziehbaren, spannenden, unheimlichen Wendungen begeistert.

Bewertung vom 13.11.2023
Bevor die Welt sich weiterdreht
Brosch, Luca

Bevor die Welt sich weiterdreht


sehr gut

Die Schweiz im 1. Weltkrieg – interessanter Agentenplot
Das Cover zeigt eine winterlich verschneite Berglandschaft mit einem riesigen Gebäudekomplex oberhalb eines bewaldeten Bergrückens. Nebelig ummantelt steht mit Blick auf das ferne Sanatorium die Hauptfigur des Romans, die Krankenschwester Johanna Gabathuler. Ein frontal angebrachter Tag verrät, dass dieser Roman zur Serie DAVOS 1917 gehört. Durch diese bildlich passende Einstimmung des Covers findet man sich wieder in der neutralen Schweiz, in Davos, einem noblen Bergkurort für Tuberkulosekranke. Das luxuriöse Ambiente an diesem Ort mit schillernden, internationalen Persönlichkeiten lässt zunächst nicht auf ein Nest voller Spione im 1. Weltkrieg schließen. Jedoch neben der Ochrana, der Geheimpolizei im zaristischen Russland, ist auch die Entente, die Tripleentente von Frankreich und England sowie dem bolschewistischen Russland aktiv hier neben dem deutschen Geheimdienst Kaiser Wilhems. Auch über König Leopold II. von Belgien und seinen Kongogräueln erfährt man einiges. Einige Kapitel dreier Soldaten, tatsächlich an der deutschen Front in Frankreich im Einsatz, runden das Gräuelbild eines Weltkriegs ab: Erich gefallen, Max Horowitz – als Chirurg Teil des deutschen Heeres mit kurzer Karriere als Spion der Entente und Georg Kohlmann, Bolschewist. Die Einbeziehung derer Aktivitäten zunächst mittels Rückblende wirkt etwas konstruiert, macht aber im Gesamtbild den abwechslungsreichen Plot interessanter, spannender. Inmitten und zwischen allen Fronten steckt die junge Schweizer Krankenschwester Johanna Gabathuler mit unehelichem Kind, das zum Spielball wird. Freundschaft und etwas Liebesgeplänkel finden ebenso statt. Insgesamt eine schlüssige Kulisse im internationalen Agentenkrieg, auch wenn etwas zu viel geraucht wird inmitten all der Tuberkulosekranken.