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Traeumerin109

Bewertungen

Insgesamt 221 Bewertungen
Bewertung vom 13.07.2016
Das Haus am Rande der Zeit
Tatlock, Ann

Das Haus am Rande der Zeit


sehr gut

Der Ort, an dem alles gleichzeitig passiert


Pastor Patrick Crane muss wegen einer Affäre sein Amt aufgeben und zieht mit seiner Frau Meg und den Kindern Linda und Digger in ein abgelegenes Haus in den Bergen. Die Beziehung zu seiner Familie gestaltet sich sehr schwierig, vor allem Meg und Linda können ihm den Fehltritt nicht verzeihen. Aber schon bald haben sie alle ganz andere Probleme, denn in dem alten Haus tauchen immer wieder andere Personen auf, die behaupten dort zu leben, und verschwinden dann genauso plötzlich wie sie gekommen sind. Es bleibt ihnen schließlich nichts anderes übrig, als tatsächlich zu glauben, dass sie Begegnungen mit Personen aus der Zukunft und aus der Vergangenheit haben, und dies als Geschenk Gottes anzunehmen.

Das Cover des Buches ist sehr hübsch und ansprechend, es hat mir sofort gefallen. Die Geschichte ist in viele kurze Kapitel unterteilt, sodass man sie sich schön einteilen kann.
Auch der Schreibstil der Autorin hat mich sofort angesprochen, er lässt sich flüssig lesen und verleiht der Geschichte einen ganz eigenen Charakter. Abwechselnd kommen hier Patrick, Meg, Linda und Digger zu Wort, die das Geschehen aus ihrer Sicht schildern.
Jedoch fand ich, dass allen vier Personen in gewisser Weise die Tiefe fehlte. Sie lassen uns zwar an ihren Zweifeln und Ängsten teilhaben, bleiben dabei aber stets an der Oberfläche. Die Sprache wirkt irgendwie auch sehr unpersönlich und belässt es meistens bei allgemeinen Formulierungen. Das war sehr schade, weil ich mich so nicht mit Meg und den anderen identifizieren konnte.
Gerade Lindas Abschnitte sind ein wenig anstrengend zu lesen, weil sie in einem „Jugendslang“ geschrieben sind, den ich persönlich ziemlich gekünstelt finde.

Stellenweise geben uns die Gedankengänge jedoch auch einen schönen Einblick in das Innenleben. Gerade die Gespräche mit den Personen aus anderen Zeiten enthalten viele gute Gedanken. Dafür sind sie wohl auch gedacht, sodass alle Protagonisten sich am Ende der Geschichte lösen und weiterentwickeln konnten.
Insgesamt finde ich auch die Idee eines Ortes, an dem alle Zeiten gleichzeitig stattfinden, sehr interessant. Es ist ein Ort, der zur Versöhnung einlädt. Dazu kamen noch einige überraschende Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Zeiten, die besonders einen Gedanken hervorgehoben haben: Alles, was geschieht, ist ein Geschenk Gottes. Immer wieder wird auch betont, dass alles aus Liebe geschieht, aus Gottes Liebe heraus. Diese Vorstellung und wie sie im Buch umgesetzt wird, ist sehr schön und gibt der Geschichte einen friedlichen, auf Erlösung und Gnade hoffenden Charakter.

Fazit: Eine schöne Geschichte, die viele gute Ideen enthält. Auch wenn mich nicht alles daran komplett überzeugt hat, ist sie doch auf jeden Fall vier Sterne wert.

Bewertung vom 13.07.2016
Die Klientin
Singer, Randy

Die Klientin


gut

Die Klientin

Leslie Connors ist frischgebackene Anwältin und darf sich direkt mit ihrem ersten Mordfall herumschlagen. Tara Bannister hat ihren Stiefvater in Notwehr erschossen, der sie und ihre Mutter immer misshandelt hat, das gesteht sie zumindest der Polizei. Doch irgendetwas scheint da nicht zusammenzupassen. Leslie möchte ihre Klientin gut verteidigen, deshalb macht sie sich auf die Suche nach der Wahrheit. Viele Personen scheinen in diesem Fall etwas zu verbergen. Nebenher muss sie auch noch die Hochzeit mit ihrem Kanzleipartner planen und eine Herzoperation durchstehen.

Randy Singer ist eine relativ spannende Geschichte mit vielen Wendungen gelungen. Einige kamen ziemlich überraschend, andere waren vorhersehbar. Dabei erhalten wir auch einen guten Einblick in das Justizsystem und seine Fallstricke, eben alles womit Anwälte es zu tun haben.
Insgesamt hat mir das Buch aber nicht so zugesagt. Das lag vor allem an den Charakteren, besonders an der Hauptperson, aus deren Sicht das Buch geschrieben ist. Leslie bleibt für mich furchtbar oberflächlich, ihre Gedankengänge teilweise etwas abstrus. So kommt beispielsweise ihre Herzkrankheit ans Licht, und sie macht sich Sorgen, dass eine hässliche Narbe zurückbleiben könnte. Außerdem möchte sie ihrem Verlobten auf keinen Fall etwas davon erzählen. Gerade das Letztere fand ich dann doch ziemlich lächerlich und auch im Buch nur fadenscheinig begründet. Da ihre Sorgen diesbezüglich einen ziemlich großen Raum einnehmen, war es schon störend, dass sie so unglaubwürdig waren.
Auch andere Personen haben mich nicht überzeugt, beispielsweise der fiese Polizist, der überall seine Hände im Spiel hat. Der ist zwar größtenteils kaum in Erscheinung getreten, hatte aber gegen Ende einen Auftritt, bei dem ich mich gefragt habe, wie es sein kann, dass er so lange mit seinen Machenschaften durchgekommen ist. Alles viel zu offensichtlich und durchschaubar.

Der Schreibstil des Buches ist ebenfalls ein bisschen holprig, zumindest für meinen Geschmack. Einer, der sich weder besonders leicht und flüssig lesen lässt, noch überzeugend mit den Worten umzugehen weiß. Dazu kamen inhaltlich einige Wiederholungen völlig belangloser Situationen, die den Handlungsfluss gestört haben und die man nicht hätte so ausführlich beschreiben müssen.

Dann tauchten in diesem Buch aber doch wieder auch gute Fragen auf, mit denen es sich lohnt, sich zu beschäftigen, gerade wenn man sich auch für juristische Zusammenhänge interessiert. Ethisches Verhalten und die Suche nach der Wahrheit sind nämlich nicht immer ganz so einfach und klar erkennbar, wie sie zu sein scheinen.

Insgesamt war das Buch trotzdem nicht überzeugend und ich kann ihm leider nur drei Sterne geben.

Bewertung vom 08.07.2016
Die Sehnsucht ihrer Mutter
Francine Rivers

Die Sehnsucht ihrer Mutter


ausgezeichnet

Der Adler fliegt allein

Marta Schneider muss schon als junges Mädchen hart arbeiten, dennoch scheint sie es ihrem Vater nie recht machen zu können. Schließlich verlässt sie ihre Heimat in der Schweiz, um mehr zu lernen und ein besseres Leben zu führen, als es ihr dort möglich war. Ein Gutes hatte ihre Kindheit, sie hat sie zu einer unerbittlichen Kämpfernatur gemacht. Nach vielen Stationen landet Marta endlich in Kanada und möchte sich dort den Traum einer eigenen Pension erfüllen. Dann begegnet Niclas Waltert, mit dem sie eine Familie gründet. Doch auf das junge Paar warten noch viele Abenteuer. Ganz besonders die Beziehung zu ihrer Tochter Hildemara gestaltet sich für Marta als sehr schwierig, was nicht zuletzt auch mit dunklen Erinnerungen an ihre eigene Vergangenheit zu tun hat.

Ein sehr beeindruckendes Buch mit starken Charakteren, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen. Zunächst begleiten wir Marta auf ihrem langen und steinigen Weg und empfinden eine immer größere Bewunderung für sie. Diese Frau ist durch nichts und niemanden aufzuhalten, sie weiß was sie will. Gerade in Anbetracht ihrer schwierigen Kindheit und des traumatischen Verlustes ihrer jüngeren Schwester ist es ein Wunder, dass Marta so ist, wie sie ist.

„Flieg, Marta, flieg! Ein Adler fliegt allein!“

Diesen Tipp hat ihre Mutter ihr mit auf den Weg gegeben, und er passt so gut zu der ganzen Geschichte. Ein einziger Versuch, zu fliegen, immer und immer wieder. Der Autorin ist hier mit Marta ein wirklich außergewöhnlicher, starker, lebenshungriger und überzeugender Charakter gelungen, der auch mir als Leser viel beibringen kann.

Nachdem wir Marta eine Zeitlang begleiten durften, wechselt ziemlich überraschend die Perspektive, und wir erleben die folgenden Jahre aus der Sicht ihrer Tochter Hildemara. Ein sehr spannender Perspektivenwechsel, wie ich finde, denn so sehen wir an Marta nach und nach auch beunruhigende, scheinbar hartherzige und verletzende Eigenschaften und Charaktereigenarten, die uns vorher nicht aufgefallen sind. Hildemara wird von ihrer Mutter anders behandelt als ihre Geschwister, sie muss sich viel mehr erkämpfen und erfährt fast nie die Zustimmung ihrer Mutter. Dadurch entsteht nach und nach eine Kluft zwischen den beiden, die ich mit großem Bedauern habe entstehen sehen. Auch Hildemara gefällt mir als Charakter unglaublich gut, auch sie ist sehr überzeugend. Hier liegen also zwei starke Persönlichkeiten miteinander im Streit.

Es war mein erstes Buch von Francine Rivers und ich bin begeistert. Zwar hat die Geschichte ein unglaubliches Tempo, in nicht einmal 500 Seiten wird mehr als eine Generation durch Worte ins Leben gerufen. Dennoch störte mich dieser Umstand überhaupt nicht, denn es ist vor allem auch sehr, sehr schön geschrieben. Ich war von der ersten Seite an gefesselt, und konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Dazu muss ich sagen, dass für dieses enorme Tempo sehr, sehr viel enthalten ist. Eine mitreißende Familiengeschichte über Schmerz und Schuldgefühle, die voller Mut und großer Träume steckt. Tiefe Emotionen trotz einfachster Verhältnisse. Es ist ein Ringen nach Verstehen, einander verstehen und Gott verstehen. Die Personen haben die unterschiedlichsten Beziehungen zu Gott, aber fast alle haben irgendetwas in dieser Hinsicht und sind die ganze Zeit auf der Suche danach, wie sie dieses Etwas besser gestalten können.

Für mich ein grandioses Buch, das ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann.

Bewertung vom 08.07.2016
Junikäfer, flieg
Fabry, Chris

Junikäfer, flieg


ausgezeichnet

Eine Geschichte, die Herzen erobert

Juni führt ein Nomadenleben, gemeinsam mit ihrem Papa reist sie mit einem Wohnmobil durch Nordamerika, solange sie denken kann. Nirgendwo bleiben die beiden lange, ihr Zuhause ist die Straße. Junikäfer, so nennt Papa sie, hat schon mehr gesehen als die meisten anderen in ihrem Alter. Aber eines Tages entdeckt sie in einem Supermarkt das Bild eines vor sieben Jahren entführten kleinen Mädchens. Das stellt ihr komplettes bisheriges Leben auf den Kopf, denn auf dem Bild ist sie selbst zu sehen. Bedeutet das, dass ihr über alles geliebter Papa gar nicht ihr richtiger Papa ist?Mutig macht sie sich auf die Suche nach der Wahrheit.

„Eine Geschichte, die Herzen erobert“

So steht es auf der Rückseite des Buches, und tatsächlich: Mein Herz hat die Geschichte sehr schnell erobert. Es ist eine unglaublich bewegende Geschichte über ein aufgewecktes kleines Mädchen, das mir sofort ans Herz gewachsen ist. Am liebsten würde man den kleinen Junikäfer in den Arm nehmen. Da ist so viel Lebensklugheit in dem kleinen Mädchen, ein solcher Wissensdurst, aber gleichzeitig auch so viel Sehnsucht nach Geborgenheit. Auch der Papa ist eine ganz tolle Persönlichkeit, finde ich. Hier merkt man einfach, dass es beim Vatersein nicht darauf ankommt, ein Kind zu zeugen, sondern vor allem, ein Kind zu lieben. Und das tut er, aus ganzem Herzen. Es wird unglaublich schön beschrieben, wie er mit seinem Junikäfer umgeht, wie er ihr alles Wichtige beibringt oder schon beigebracht hat. Auch sie hängt ja total an ihm, durchaus verständlich, sogar nachdem sie erfahren hat, dass er nicht ihr richtiger Papa ist. Einfach ein bezauberndes Team, die beiden.

Der Schreibstil von Chris Fabry ist auch sehr, sehr schön zu lesen. Er schafft es, die Dinge mit wenigen, treffenden Worten zu benennen, oft genug humorvoll und immer sehr einfühlsam. So habe auch ich als Leser etwas gelernt und gestaunt. Die Lebensweisheit, die ich in diesem Buch gefunden habe, ist in keinster Weise gekünstelt oder übertrieben in Szene gesetzt. Es passt einfach alles!

Fazit: Nicht nur wunderbar geschrieben, sondern auch sehr tiefgründig und mitreißend. Ein Buch, das ich wirklich weiterempfehlen kann. Von mir klar volle Punktzahl.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.07.2016
Sterne leuchten nachts
Härry, Thomas

Sterne leuchten nachts


sehr gut

Gott im Leiden erkennen

In diesem kleinen Büchlein geht der Autor einigen Fragen nach, die wohl die meisten von uns kennen. Wieso lässt Gott so viel Leid zu? Er könnte doch einfach eingreifen, oder? Eine Antwort darauf zu finden, ist überhaupt nicht einfach, viele suchen ihr ganzes Leben lang danach. Da hilft nur, mitten im scheinbar sinnlosen Leid Gott trotzdem vertrauen. Die Begegnung mit ihm zulassen und vielleicht erleben, wie in all dem Schmerz etwas Gutes entstehen kann.

Eine sehr einfühlsame und lehrreiche Reise mitten in unserem Leiden, raus aus der Verbitterung und der Enttäuschung, hin zu einer echten Beziehung mit Gott. Wie Thomas Härry an die allzeit präsente Frage nach Gott in all dem Leid herangegangen ist, finde ich gut. Es beginnt mit der Feststellung einer scheinbar ganz simplen Tatsache, die aber in ihrer Tragweite zu Unverständnis und Vertrauensverlust führen kann: Manchmal greift Gott ein, und manchmal nicht, auch wenn wir noch so viel und vertrauensvoll beten. Wenn er eingreift, ist alles gut, aber wenn nicht, geht für uns eine Welt unter. Wie kann Gott, wenn er uns doch angeblich liebt, so etwas zulassen, in unserem Leben? Wir wollen das verstehen, wir erwarten eine Erklärung. Leider gibt es einfach nichts, was das erklären könnte. Da bleibt nur, mit dem Unerklärlichen umzugehen lernen.
Ich kenne auch einige Menschen, die schon viel Leid erlebt haben. Alle reagieren anders darauf. Die Reaktionen, die ich jedoch am meisten bewundere, sind nicht diejenigen, die alles und jeden verfluchen, sondern die, die ihre Kraft dafür aufwenden, weiterzugehen. Irgendwann kommen wir alle in eine Situation, in denen eine uns sehr nahestehende Person unsere Hilfe braucht. Sprüche wie „Das wird schon wieder“ helfen bekanntlich relativ wenig, wenn man gerade am Boden liegt. Doch was können wir tun, um den anderen nicht im Stich zu lassen? Auch darauf finden sich hier vielleicht Antworten. Zu guter letzt geht es darum, was im Leid alles entstehen kann. Dabei ist es ganz wichtig zu unterscheiden, dass dieses Gute, was entsteht, nicht DANK des Leidens entsteht, sondern TROTZ des Leidens. Ein kleiner, aber feiner Unterschied.

Ich habe dieses kleine Buch gerne gelesen und hoffentlich auch etwas daraus mitgenommen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.07.2016
Bevor es Morgen wird
Peterson, Tracie

Bevor es Morgen wird


gut

Lydia Gray wird schon als junges Mädchen an einen herzlosen und grausamen Mann verheiratet. Deshalb ist sie erleichtert, als dieser schließlich bei einem Unglück ums Leben kommt. Er lässt sie als reiche Witwe zurück, sehr zum Unwillen ihrer Stiefkinder. Diese würden alles tun, um sich das ihnen vermeintlich zustehende Erbe zurückzuholen. Daher beschließt Lydia, zu ihrer Tante nach Alaska zu ziehen, um dort noch einmal neu anzufangen. In der schönen Landschaft dort findet sie langsam zur Ruhe, und lernt Kjell Lindquist kennen und lieben. Ihr Leben scheint sich doch noch zum Besseren zu wenden, aber noch immer versuchen die Kinder ihres verstorbenen Mannes, ihr dieses Leben zur Hölle zu machen.

Insgesamt ist es eine ganz nette Geschichte, aber mehr leider auch nicht. Es gibt einiges, was nicht so recht zusammenpasst. Angefangen bei der Handlung, die erschien mir immer wieder an den Haaren herbeigezogen und wirkt teilweise ein wenig gekünstelt melodramatisch. Auch die Charaktere haben mich nicht überzeugt. Die Stiefkinder von Lydia sind zu eindeutig garstig und boshaft, dabei aber gleichzeitig auch so dumm dargestellt – alles in allem des Guten zuviel.
Lydia selbst hat mir noch am meisten gefallen, aber ihr Gedächtnisverlust im Verlauf der Handlung passt wieder nicht so richtig ins Bild. Auch Kjell und die Tante sind zwar nett, aber leider ein bisschen zu nett.

Nachdem ich gelesen hatte, dass Tracie Peterson schon mehr als achtzig erfolgreiche Romane veröffentlicht hat, hatte ich ehrlich gesagt etwas mehr erwartet. Dieser hier bleibt konsequent nur an der Oberfläche der Dinge, und verläuft sich so in Klischees und starren Rollen. Das fand ich sehr schade. Es gibt bestimmt auch andere Leser, denen so etwas mehr zusagt, mir leider gar nicht. Da das Buch aber insgesamt flüssig und locker zu lesen war, gebe ich ihm noch drei Sterne.

Bewertung vom 02.07.2016
Wie im Himmel, so auf Erden
Duffey, Betsy;Myers, Laurie

Wie im Himmel, so auf Erden


ausgezeichnet

Es gibt immer Hoffnung

Wer kennt es nicht, das Vaterunser? Der Minenarbeiter Manny Santos hat es lange nicht mehr gebetet, aber als er zusammen mit ein paar anderen Männern bei einem Grubenunglück verschüttet wird, erinnert er sich wieder. Über ein Mikrofon, das zu den Eingeschlossenen hinabgelassen wird, hört alle Welt zu, wie die Männer mit einer herzzerreißenden Intensität zu Gott rufen. Was sie nicht wissen können, ist, welche Auswirkungen sie damit auf das Leben vieler Menschen an den verschiedensten Orten haben. Die kraftvollen Worte ihres Gebets verbreiten sich und entfalten ihre Wirkung, scheinbar immer in dem Moment, in dem sie am dringendsten gebraucht werden.

Dies war ein Buch, was ich in einem Rutsch gelesen habe, weil ich es nicht mehr aus der Hand legen wollte. Als ich fertig war, flossen die Tränen, so sehr hat mich die Geschichte berührt. In vielen Episoden habe ich zuerst Menschen kennengelernt, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr weiter wussten oder konnten, denen das Leben übel mitgespielt hatte. Dann hörten sie die Worte des Vaterunser, gebetet von einem verzweifelten Menschen, und mussten entscheiden, was diese Worte für sie bedeuten. Anschließend waren sie nicht mehr dieselben. Wenige Worte nur, denen eine immense Kraft innewohnt. Die bewegendste Szene des Buches stand ganz am Ende: Manny hat erst 50 Jahre nach dem schrecklichen Unglück begriffen, was er damals im Leben so vieler Menschen bewirkt hat.

Nacheinander beschäftigen die Menschen sich mit dem Vaterunser, Wort für Wort, Zeile für Zeile. Was bedeuten diese Worte wirklich, für uns, die wir hier leben? Wie können sie uns helfen, wie können wir daraus Kraft schöpfen? Es sind sehr beeindruckende Erkenntnisse, die da zum Vorschein kommen. Erkenntnisse, mit denen jeder etwas anfangen kann. Gott ist nicht irgendwo da oben, weit weg von uns, er ist hier! Sein Reich ist schon längst auf die Erde gekommen. Er gibt uns alles, was wir jeden Tag brauchen. Er hilft uns dabei, zu vergeben, und Versuchungen zu widerstehen. Er errettet uns von bösen Gedanken und führt uns zurück ins Gute. Es ist ein unglaublich guter, kraftvoller, herrlicher Gott, den ich in diesem Buch kennengelernt habe, der uns gleichzeitig aber so nahe ist, dass er immer bei uns ist.

Fazit: Wirklich eine wunderschöne Geschichte, die mir nicht nur dieses Gebet wieder näher gebracht hat. Es steckt auch ganz, ganz viel Hoffnung darin. Kann ich nur empfehlen, von mir gibt’s auf jeden Fall fünf Sterne.

Bewertung vom 25.06.2016
Die Treppe
Sita, Fabienne

Die Treppe


ausgezeichnet

Eine ganz persönliche Begegnung mit Gott

Eine Treppe mit unzähligen Stufen, an deren Ende Gott wartet. Jedoch sind es mal Angst und Zweifel, mal Ablenkung oder Erwartungen, die den Aufstieg erschweren. Fabienne Sita lässt uns hier an ihren ganz außergewöhnlichen Begegnungen mit Gott teilhaben. In insgesamt dreißig Episoden erkennt sie mehr und mehr, dass sie nicht alles alleine schaffen kann und daher muss sie lernen, Gott zu vertrauen. Dabei ist die gemeinsam verbrachte Zeit sehr intensiv und voller wichtiger Lektionen.

Die Gestaltung des Buches finde ich sehr gelungen. Das schlichte Weiß im Zusammenspiel mit goldenen Elementen, komplexen Linien und jeweils zum Thema passenden Fotos wirkt insgesamt sehr schön und beruhigend.
Was den Inhalt betrifft: Am Anfang des Buches war ich noch ein wenig skeptisch, da mir die Geschichte nicht ganz einleuchten wollte. Ich wusste nicht, was ich mit diesen Visionen oder was auch immer das alles war, anfangen sollte. Jedoch haben die Episoden mich mehr und mehr überzeugt. Die Autorin erzählt uns nicht nur von ganz speziellen Begegnungen mit Gott, sondern auch von ihren ganz und gar verständlichen Gefühlen dabei und wie sie es trotz allem schaffte, immer wieder den Weg zu finden. Mit dabei ist der Mann in Weiß, der ihr immer hilft und viele wertvolle Lektionen bereithält. Ich muss sagen: diesem Jesus würde ich auch sehr gerne begegnen.

Vor allem habe ich auf einmal festgestellt, dass viele der Lektionen viel mehr mit mir zu tun hatten, als ich vorher gedacht hätte. Und dabei waren sie so klar und eindringlich geschildert, dass ich mich ihnen schwer entziehen konnte. Es war, als hätte Gott mich persönlich angesprochen, so perfekt passten die Szenarien teilweise zu meinem Leben und meinen Gefühlen. Als wäre auch ich beim Lesen die ersten Schritte auf jener Treppe gegangen.

Fazit: Ein für mich unglaublich wichtiges Buch. Aber auch insgesamt wirklich sehr schön, von der Gestaltung bis hin zu der Sprache, die zwar einfach war, aber doch so vieles dabei vermittelt hat. Auf jeden Fall fünf Sterne wert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.06.2016
Zurück zur Gnade
Yancey, Philip

Zurück zur Gnade


ausgezeichnet

Die gute Nachricht


In der heutigen Zeit besteht eine Kluft zwischen Anspruch und Außenwirkung des christlichen Glaubens. Den meisten Außenstehenden erscheinen Christen eher heuchlerisch und engstirnig, als liebevoll und tolerant. So besteht oft schon von vorneherein eine Abwehrhaltung und der eigentliche Anspruch, nämlich die gute Nachricht weiterzugeben, ist zum Scheitern verurteilt. An dieser Stelle gilt es anzusetzen, wenn es uns mit unserem Glauben ernst ist: Wir können durchaus dafür sorgen, dass die Nachricht, die wir verbreiten, wieder als gut wahrgenommen wird. Praktische Ansätze dafür liefert uns Philip Yancey in seinem neuen Buch.

Für mich war dieses Buch das erste des Autors, und es hat mich voll erwischt. Es ist einfach nur beeindruckend, mit welcher Präzision hier das Verhältnis von Religion und Gesellschaft dargestellt und dessen geschichtliche und kulturelle Hintergründe analysiert werden. Dazu werden mögliche Vorschläge eingebracht, wie Christen sich anders verhalten könnten, um diesen Zustand zu ändern. Dabei bleibt Philip Yancey ebenso beeindruckend ehrlich und selbstkritisch und damit in keinster Weise herablassend.
Was er feststellt, ist, dass ein Durst herrscht, den nur Gott stillen kann. Und wenn wir, statt andere Menschen zu verurteilen, hinter ihrem Verhalten, so unverständlich es uns auch erscheinen mag, diesen Durst zu erkennen versuchen, dann haben wir schon einen großen Schritt getan. Hin zu einer Versöhnung mit einer Welt, die kollektiv auf der Suche ist, auf der Suche nach der Gnade die sie verloren hat. Manchmal reicht es schon, ein einfaches Buch zu lesen wie dieses, um ebendiese Gnade zu spüren.

Es gibt in unserem Leben ja diese alles entscheidenden Fragen: Ist da noch jemand? Warum sind wir hier? Wie sollen wir uns verhalten? Diese werden hier nicht nur aus religiöser, sondern auch aus wissenschaftlicher Perspektive beleuchtet. So werden verschiedene bekannte Persönlichkeiten zitiert, die am Ende doch auch nicht alles erklären können und eingestehen, dass sie die Existenz Gottes zumindest nicht ausschließen können. Ich finde, diese Herangehensweise erweitert unseren Horizont, auch wenn wir schließlich genau wie der Autor selbst zu dem Schluss kommen, dass nur die Religion eine zufriedenstellende Lösung für diese Probleme bieten kann.
Wenn wir den christlichen Glauben nicht nur predigen, sondern auch leben, können wir damit andere Menschen inspirieren, mehr als jede feurige Rede es hätte tun können.

So vieles spricht er hier an, dass es mit Sicherheit noch eine Weile nachklingen wird und ich das Buch bald wieder zur Hand nehmen werde. Die ganze Sprache und Art in diesem Buch sind sehr wohltuend, wie ich finde. Es geht nicht um alleinigen Wahrheitsanspruch. Auch wenn ich hier oder da eine Ansicht des Autors nicht teilen konnte, so vertritt er seine Meinung doch nicht aufdringlich, sondern höchstens eindringlich.
Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen, es beinhaltet nicht nur praktische Grundsätze zum alltäglichen Umgang mit unserem Glauben, sondern auch viel Wissenswertes und Anregendes.