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Insgesamt 1545 Bewertungen
Bewertung vom 17.11.2023
Österreich express
Seiser, Katharina

Österreich express


ausgezeichnet

Ein wunderbares Kochbuch für alle, die auf Schnickschnack verzichten

Bei diesem Buch ist für mich (und vermutlich die meisten deutschen Kochbegeisterten) das Ende das Wichtigste. Hier findet sich das Kapitel Österreichisches Küchendeutsch. Es ist immer wieder erstaunlich, wie anders so viele Lebensmittel in unserem Nachbarland heißen. Selbst wenn ich deshalb immer wieder blättern und nachlesen muss, finde ich es super, dass dieses Buch so authentisch gehalten ist.

Gestartet wird mit einem fundierten Theorieteil, den Profis überspringen können, der Anfängern aber eine echte Hilfe ist. Ich bin immer auf der Suche nach guten Tipps und Tricks rund um Lebensmittel und Zubereitung und obwohl ich schon vier Jahrzehnte koche, lerne ich noch immer dazu. Manchmal sind es Kleinigkeiten, die Großes bewirken. Und dieses Wissen ist international hilfreich, nicht nur für österreichische Blitzrezepte!

Die sieben Kapitel mit Rezepten sind Kalte Jause; Warmer Imbiss; Gemüse, Erdäpfel & Schwammerl; Teigwaren & Salzige Mehlspeisen; Fisch, Fleisch & Wurst; Warm & Süß; Kalt & Süß. Das ist etwas anders als gewohnt, gefällt mir aber richtig gut. Manche überschneiden sich ein bisschen, dennoch findet man gut, was man sucht, nicht zuletzt aufgrund des Registers am Ende des Buches.

Die Rezepte sind mit Piktogrammen gekennzeichnet, sodass man erkennt, welche Zutaten vom Vortag benötigen, besonders einfach/schnell zuzubereiten sind, mehr Aufwand/Zeit benötigen oder besser zu zweit zu machen sind, gut zum Mitnehmen oder vegetarisch sind. Auf Angaben zu Nährwerten und Kalorien wurde verzichtet.

Auch wenn es unsinnig erscheinen mag, finde ich auch die Rezepte für Butterbrote klasse und vor allem die Erklärung dazu. Man sollte es wirklich viel mehr wertschätzen! Genau deshalb bin ich von diesem Buch begeistert, denn es versammelt einfache, aber sehr leckere Gerichte, die in den letzten Jahre viel zu wenig wertgeschätzt wurden. Vielleicht kennt man die Rezepte in Österreich allgemein, für mich sind viele neue Anregungen dabei. Mit einfachen Lebensmitteln, die man oftmals sogar schon vorrätig hat, werden hier sättigende Mahlzeiten zubereitet, die jedes Chichi-Essen in den Schatten stellen. Ein Käseomelett ist genau das Richtige, wenn es ganz schnell gehen muss, warm sein und den Gaumen erfreuen soll. Auch ein Käsetoast schmeckt himmlisch, nicht nur wenn man sich wenig Arbeit machen möchte. Der Brösekarfiol verwöhnt das Auge und den Magen. Und für Krautfleckerl lasse ich persönlich jeden Braten stehen!

Mir gefallen die Texte, Varianten und Tipps zu den Rezepten, die klassische Darstellung und die gut verständlichen Zubereitungsschritte. Auf Zeitangaben wurde verzichtet. Das setzt dann nicht unter Druck. Zudem stimmen diese bei den wenigsten Kochbüchern für durchschnittliche Köche und können im Allgemeinen nur von Profis gehalten werden. Dieses Buch zeigt bodenständig, dass es nicht viel braucht, um gesund, lecker und schnell eine wunderbare Mahlzeit zu zaubern. Noch dazu ist es sehr schön aufgemacht, zeigt die Gerichte in fröhlichen Fotos und gibt dem Leser das gute Gefühl, das auch zu schaffen. Eigentlich ein echtes Soulfood-Buch! Ich liebe es! Fünf Sterne!

Bewertung vom 16.11.2023
Japan
Nagahama, Risa;Britz, Walter

Japan


sehr gut

Nix für Anfänger

Dieses Buch folgt dem aktuellen Trend, nicht nur einfach Rezepte zu präsentieren, sondern auch noch einen ausführlichen Theorieteil mitzubringen. Hier erfahren wir so einiges über Japan, die Traditionen, die Küchenphilosophie und die Menschen. Es ist insgesamt eher ein toller Bildband, denn ein Kochbuch, das immer wieder genutzt wird.

Das Buch ist in die Jahreszeiten aufgeteilt. Die Speisen werden mitsamt den entsprechenden japanischen Schriftzeichen präsentiert. Zutatenlisten gesellen sich zu Zubereitungsschritten und unfassbar schönen Fotos. Nein, so werde ich wohl niemals kochen können! Japanische Gerichte, selbst so gut erklärt, bekomme ich nicht authentisch hin. Aber die Gerichte auf meine Art mit japanischem Touch, das schaffe ich. Den Rest esse ich dann im Restaurant, ebenso schön angerichtet und umwerfend lecker. Das heißt nicht, dass das Buch nicht gut wäre! Es ist einzig mein Unvermögen. Ich koche gern und viel und wohl auch recht gut, dennoch gibt es einiges, das ich einfach nicht hinbekomme. Dazu gehören die asiatische Küche und der schnöde Sauerteig!

Zugegeben, die Zutaten sind etwas ausgefallen und natürlich exotisch. Da muss man zunächst mit gut gefülltem Portemonnaie zum guten Asia-Shop und einen Großeinkauf starten. Das eine oder andere Gericht wirkt eher europäisch, nicht asiatisch oder japanisch. Da sei hier als Beispiel der Spargel-Erdbeer-Salat genannt.

Es finden sich die Angaben zu Portionszahl und Zubereitungszeiten, jedoch keine Nährwerte. Dafür ist fast jedes Gericht noch mit einem Info-Kästchen oder Tipp versehen. Das ist hilfreich und informativ. Am Ende findet sich ein Überblick über die wichtigsten Zutaten in der japanischen Küche und Informationen dazu. Auch Bezugsquellen werden geliefert. Dennoch ist für mich dieses Buch eher eines jener Kochbücher, die man gern durchblättert, nach denen man aber selten bis gar nicht kocht. Außer natürlich, man ist ein kleiner Kochkünstler und fast schon Profi. Das bin ich jedoch in keiner Weise. Daher gebe ich vier Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.11.2023
Kocht mit Checker Tobi - Meine Lieblingsgerichte, Mitmach-Checks und Checker-Fragen rund ums Essen
Krell, Tobias;Eisenbeiß, Gregor

Kocht mit Checker Tobi - Meine Lieblingsgerichte, Mitmach-Checks und Checker-Fragen rund ums Essen


gut

Ein Buch rund ums Essen

Die Grundidee, Kindern zu erklären, wie man kocht, was man dazu benötigt und was es Wichtiges zu beachten gibt, welche Lebensmittel gesund sind, woher sie kommen und vieles mehr rund ums Essen, finde ich super. Nur befürchte ich, dass zu viel gewollt wurde und somit insgesamt auch die Zielgruppe nicht ganz definiert ist. Deklariert ist das Buch für Kinder ab 7 Jahren. Dafür finde ich viele der Rezepte zu schwierig und für Kids im Teenageralter finde ich wiederum die Texte zu sehr für kleine Kinder zugeschnitten. Gleichzeitig finde ich die Texte für kleine Kinder zu lang und zu viel. Es ist schwierig!

Das vermittelte Wissen ist breit gefächert und gar nicht so uninteressant, doch wie gesagt, es passt alles nicht so ganz zusammen und eben auch nicht auf eine vorgegebene Altersgruppe. Die Geschichten aus Tobis Familie und Kindheit lockern die Wissensvermittlung auf und führen immer wieder zu den Rezepten, die teilweise echt erstaunlich sind. Tobis Mutter hat ein paar Gerichte erfunden, um die unterschiedlichen Vorlieben und Abneigungen ihrer drei Kinder unter einen Hut zu bekommen.

Da finden sich Listen und Regeln, Checker-Fragen und die Antworten dazu, viele Grafiken und Fotos, Mitmach-Checks (also eigentlich Aktionen) und natürlich Rezepte. Es wird über vegetarische Ernährung gesprochen, ebenso über Lebensmittelallergie, den Anbau diverser Lebensmittel, Nährwerte, Vitamine, Gewürze (warum fehlt da ausgerechnet Paprika?), die fünf Geschmacksrichtungen, Schimmel, Länderspezialitäten, Getreidearten, Esskultur und vieles mehr. Einfach alles rund ums Essen. Mir sind es fast zu viele knallige und wild zusammengewürfelte Bilder und Themen, zu wenig Struktur und ein bisschen zu viel in Richtung zusätzlicher Unterricht zu Hause.

Die Rezepte sind klassisch aufgebaut mit Zutatenliste und Schritt-für-Schritt-Anweisungen, die teilweise eher für Erwachsene verständlich sind. Gerade das krasseste Beispiel, die Rinderrouladen, kann ein Kind mit sieben Jahren niemals ohne weitere Hilfe nachkochen. Hier hätten dann definitiv noch mehr Fotos dabei sein müssen. Eine echte Bilderstrecke quasi. Zudem werden zum Teil Gewürze und Zutaten benötigt, die nicht wirklich in jeder Küche oder Vorratskammer zu finden sind.

Vielleicht liegt es daran, dass ich Checker Tobi bisher nicht kannte, aber ich finde, seine Person nimmt ein bisschen zu viel Raum im Buch ein. Es sollte ums Essen gehen, nicht um den Autor. Dazu gehören auch die vielen Tobi-Fotos. Die aufgesetzte Fröhlichkeit stört mich ebenfalls. Da ist zu viel zu drüber.

Fazit: Gute Idee, nicht ganz gelungen umgesetzt und von allem ein bisschen zu viel. Daher gebe ich drei Sterne.

Bewertung vom 15.11.2023
Sizilien vegetarisch
Maugeri Holmström, Francesca;Malmros Manfrinato, Louise

Sizilien vegetarisch


sehr gut

Der Titel ist Programm – und die Rezepte sind lecker!

Das Bewusstsein für gesunde und fleischlose Ernährung wächst immer mehr. Was liegt da näher, als traditionelle Rezepte der vegetarischen und veganen Ernährung anzupassen? Genau das hat Francesca Maugeri Holström, die aus einer sizilianischen Familie stammt und 2005 nach Malmö gezogen ist, um mit ihrem Sohn echtes sizilianisches Eis nach Familienrezept herzustellen und zu verkaufen. Und nun stellt sie die runderneuerten Rezepte in diesem Buch vor. Man muss kein Vegetarier oder Veganer sein, um hier fündig zu werden und genießerisch die Augen zu schließen. Dieses Buch zeigt, dass Fleisch nicht nötig ist, um den Gaumen zu verwöhnen.

Neben den Rezepten erfährt man hier viel über Francesca, ihre Wurzeln in Sizilien und die zehn Zutaten, die für die Sizilianer und Francesca die größte Rolle spielen: Mehl, Zitrusfrüchte, Tomaten, Artischocken, Auberginen, Fenchel, Kohl, Nüsse und Kerne, Zucchini, Spargel. Darum drehen sich auch entsprechend die Kapitel und Rezepte, doch zuvor kommt erst noch ein kleiner Sprachführer rund um die Kulinarik.

Die Rezepte folgen dem klassischen Aufbau, auf einer Seite untereinander die Zutaten, daneben die Zubereitungsschritte, die kurz, aber klar verständlich gehalten sind. Angaben zu Nährwerten und Kalorien findet man hier nicht. Wer schon öfter italienisch gekocht hat, wird schnell feststellen, dass die sizilianische Küche eine ganz eigene ist. Somit ist geklärt, warum man mehr als ein Kochbuch mit Pizza, Pasta und all den anderen typisch italienischen Gerichten griffbereit haben sollte.

Auch wenn Francesca die vegane Ernährung für sich entdeckt hat, werden fast alle Rezepte, wie der Titel schon verdeutlicht, vegetarisch gekocht. Ersatzprodukte fand ich auf Anhieb nur die Mandelmilch beim Mandel-Zitronen-Pudding. Das gefällt mir wirklich sehr, denn ich esse gerne ohne Fleisch, finde Tofu und ähnliche Produkte aber einfach ungenießbar.

Die eingestreuten Texte lockern das Buch auf und machen es sehr persönlich. Ebenso die Fotos von Land und Leuten. Die Bilder zu den Gerichten sind sehr ansprechend. Fast alle Rezepte sind mit Foto. Bei ein paar wenigen wurde darauf verzichtet. Das finde ich schade, denn ich lasse mich tatsächlich ausschließlich über Fotos der Gerichte zum Nachkochen inspirieren.

Insgesamt ein schönes Buch, mit dem man sich selbst, Italienfans und Vegetariern gleichermaßen eine Freude machen kann. Vier Sterne!

Bewertung vom 14.11.2023
Gin-Quiz

Gin-Quiz


ausgezeichnet

Was haben Ozzy Osbourne und die Queen gemein?

Richtig – die Liebe zum Gin! Dies ist aber keine der 100 Fragen in diesem Quiz.

Das Quiz kommt in einer kleinen, quadratischen Box, in die die einhundert Fragekarten exakt passen. Es macht enormen Spaß, die Fragen (Vorderseite) zu lesen und zu versuchen, sie zu beantworten, bevor man die Antworten auf der Rückseite liest. Ob allein oder in geselliger Runde beim Genuss des persönlichen Lieblings-Gins oder Longdrink mit Gin, man lernt dazu und versteht immer mehr, was so besonders an dieser Spirituose ist.

Man sieht sofort, wie viel Arbeit, Mühe und Liebe Christian Lentz und Sebastian Stöwer in ihre Arbeit gesteckt haben. Das Quiz im Quadrat ist absolut gelungen. Es passt in jedes Barfach, sodass es immer griffbereit ist. Wo sonst, wenn nicht direkt neben der Ginflasche, sollte man die Box aufbewahren?

Die Fragen gehen quer durch alle Bereiche: Geschichte, Kultur, Film, Literatur, Musik. Ganz schnell wird man quasi sensibilisiert und entdeckt überall den Gin, selbst in TV-Serien! Die wenigsten Fragen kann man wohl beantworten, aber darauf kommt es gar nicht an. Der Fokus liegt auf dem Spaß, den man damit hat. Und man lernt so einige Fun-Fakts rund um den Gin dazu. Es ist ein bisschen wie die Quizshows im TV – man sammelt eine Menge Wissen, teils unnützes, aber eben Wissen! So ist die kleine Box auch ideal als Geschenk für Gin-Liebhaber oder solche, die es werden wollen.

Für mich ist dieses Quiz rundum gelungen und ich wundere mich, dass es ähnliches nicht für andere Spirituosen gibt. Ich gebe fünf Sterne!

Bewertung vom 13.11.2023
Kein guter Mann
Izquierdo, Andreas

Kein guter Mann


ausgezeichnet

Wann ist man ein guter Mann?

Postbote Walter wird mit knapp sechzig in die Christkindfiliale versetzt, weil er unbequem geworden ist. Die Beschwerden häufen sich, also muss er aus dem Weg. Walter wäre nicht Walter, wenn er auch da schnell anecken würde. Sind die Briefe der Kinder doch eindeutig zu fordernd und zudem mit erschreckend vielen Rechtschreibfehlern gespickt. Nur einer sticht heraus: Ben. Er wüscht sich nichts, sondern fragt, wie er einen Klempner beibekommen kann. Walter antwortet persönlich und so beginnt ein reger Briefwechsel zwischen Walter alias Gott und dem kleinen Ben.

Mir war Walter keine Sekunde unsympathisch, auch wenn die eine oder andere Aktion vielleicht nicht ganz so nett war, aber ich konnte ihn verstehen. Insofern hat er bei mir keine große Wandlung durchgemacht, doch das stört mich wenig bis gar nicht. Walter ist doch wie wir alle: die Summe seiner Erfahrungen. Und ich war sehr interessiert, welche das bei ihm wohl waren.

In Rückblenden erfährt man alles über Walter. Von seiner Kindheit und Jugend, seinen Wünschen und Träumen und dem, was dann tatsächlich kam. Doch auch die Ereignisse in der Gegenwart sind ergreifend und spannend. Es gibt zwar auch immer wieder Situationen, die zum Schmunzeln anregen, doch unter allem ist eine spürbare Melancholie, die bei mir bewirkt, dass ich mir vorgenommen habe, noch besser als bisher darauf zu achten, nicht auf das zu hören, was andere erzählen und auch mir selbst nicht voreilig ein Bild von einer Situation, Person oder einem Ereignis zu machen. Walters Geschichte macht betroffen und geht unter die Haut.

Das Ende hat mich sehr bewegt. Aber wenn man ehrlich zu sich selbst ist, hätte das Buch nicht anders enden dürfen, auch wenn man sich das gewünscht hätte. Mich hat Andreas Izquierdo mit seinem Roman abgeholt und auf eine wunderbare Reise mitgenommen, deren Ziel über viele heftige Themen erreicht wurde. Von mir bekommt er fünf Sterne.

Bewertung vom 12.11.2023
Die gute Schwester
Bonner, Sarah

Die gute Schwester


ausgezeichnet

Hebt sich deutlich von anderen Thrillern ab!

Megan findet auf dem Handy ihres Mannes ein eindeutiges Foto ihrer Zwillingsschwester, mit der sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hat. Sie fährt zu Leah, wo es zu einem tödlichen Streit kommt. Megan beginnt ein Doppelleben, um Zeit zu gewinnen und so sowohl Leahs Luxusleben zu übernehmen, als auch ihrer längst nicht mehr liebevollen, sondern toxischen Ehe zu entkommen und sich gleichzeitig zu rächen. Doch Leah und Chris sind nicht zu unterschätzen.

Wow! Was für ein Thriller! Hier wird man auf eine unheilvolle Achterbahnfahrt mitgenommen, die nicht eine Sekunde Erholung bietet. Kaum ist man sich sicher, dass man die Lösung kennt, dreht sich wieder alles komplett auf links. Sarah Bonner setzt immer noch eins drauf und zeigt, dass Technik sowohl Fluch, als auch Segen ist. Zudem kommt sie völlig ohne einen komplexbeladenen, kaputten Ermittler aus, denn hier geht es nicht um die Aufklärung eines Mordes, sondern um die Beteiligten, was wie zusammenspielt und was Gerechtigkeit bedeutet. Erfrischend anders also!

Dazu ist das Buch in fünf Teile aufgeteilt. Jeder Teil wird von einer der beteiligten Personen in der Ichform erzählt. Das kann ein bisschen verwirren beim Lesen, allerdings gewöhnt man sich recht schnell daran. Der erste Teil nimmt dabei am meisten Raum ein. Man muss Megan immer wieder für ihre Ideen bewundern, erlebt dann aber herbe Dämpfer, denn Chris ist ihr immer mindestens einen Schritt voraus. Das ist atemberaubend und macht den Thriller enorm rasant. Was man über die Vergangenheit erfährt, wirft ein neues Licht auf alle Beteiligten.

Ich mag es sehr, wenn man den Täter schon früh kennt und das Buch dennoch versteht, die Story spannend und interessant zu machen. Genau so ist es hier. Doch was nach und nach noch so herauskommt, setzt allem die Krone auf. Wendungen, die nicht vorhersehbar sind, Entwicklungen, die alles aus der Bahn werfen – man hat keine Sekunde zum Ausschnaufen! Es gibt auch Szenen, die ich zu brutal und detailliert geschildert finde. Da reagiere ich sehr empfindlich. Mir sind subtile Andeutungen da lieber.

Neben Corona tauchen auch noch andere brisante Themen auf. Man mag geneigt sein, von Corona nichts mehr hören zu wollen, doch spielt es hier tatsächlich eine nicht unwesentliche Rolle. Toxische Beziehungen, berechnendes Verhalten, Escort-Dienste und andere Themen werden scheinbar nur am Rande erwähnt, wiegen aber insgesamt für diesen Thriller schwer.

Auch wenn ich an der einen oder anderen Stelle nicht so ganz happy war und vielleicht auch ein bisschen Klärungsbedarf besteht, bin ich von diesem Thriller begeistert. Man bleibt dran, man driftet geistig nicht ab, weil das alles schon so oft da war, man wird immer wieder überrascht. Das ist mir dann auch die vollen fünf Sterne wert.

Bewertung vom 11.11.2023
Schwaben. Meine kulinarische Heimat
Mangold, Matthias

Schwaben. Meine kulinarische Heimat


sehr gut

Auch zu einer Region geht die Liebe durch den Magen

Dieses Buch bietet eine Menge zu lesen, denn hier geht es zu gleichen Teilen um die Liebe zum Schwabenländle, wie zum schwäbischen Essen und damit den Rezepten. Und so finden sich in Wort und Bild Portraits der Hauptdarsteller. Der Ausdruck gefällt mir, denn er trifft es so gut, wie er überraschend kommt. Die Rezepte sind dagegen quasi nur Beiwerk, wie zufällig eingestreut. Sie sind typisch für die Region, aber nicht altbacken, sondern wenn machbar zeitgemäß verändert. Trotzdem verlieren sie nicht ihren Charakter. Auch das begeistert mich sehr! Wie auf dem Titelbild gut sichtbar, geht es hier um Menschen, Geschichten und Rezepte. Eine tolle Mischung! Im Grunde hat man hier einen kulinarischen Roadtrip vor sich, einen Reiseführer durch Schwaben, dessen Ziele am Ende des Buches mit Adressen aufgelistet sind, sodass man sie in die eigenen Reisepläne einbeziehen kann. Also auch nicht so ganz werbefrei.

Die Rezepte kommen ohne Angaben von Nährwerten daher. Der Zeitaufwand wird mehr oder weniger treffend angegeben. Da ist manchmal etwas geschönt worden, was aber verziehen sei. Meist sind die Rezepte auf vier Personen ausgelegt. Neben der Zutatenliste ist die Schritt-für-Schritt-Zubereitung erklärt. Diese ist gut verständlich gehalten und weder zu ausführlich, noch zu knapp. Die Mischung ist für Flexitarier. Veganer werden hier nicht glücklich, Vegetarier finden auch fleischlose Rezepte oder können sie relativ leicht umbauen.

Die Fotos zu den Rezepten sind wie gemalt! So möchte man die Gerichte serviert bekommen. Ob man sie selbst so wunderschön hinbekommt, sei dahingestellt. Auch die anderen Fotos bringen ihre Aussage klar rüber. Bis auf die Portraits sind alle Fotos farbig. Das mag seltsam anmuten, dass ausgerechnet die Hauptdarsteller Schwarzweiß sind, ist man ja gewohnt, dass das zumeist bei Verstorbenen genutzt wird. Hier sind aber alle quicklebendig!

Lesen, genießen, kochen, genießen – ein schönes Buch, das Land, Leute und Gerichte vorstellt. Vier Sterne!

Bewertung vom 03.11.2023
Deine Küche kann nachhaltig!
Hirsch, Verena

Deine Küche kann nachhaltig!


weniger gut

Keine neuen Erkenntnisse, Rezepte oder auch nur Ideen

Dass wir umweltbewusster und damit eben nachhaltiger leben sollten, das ist gar keine Frage. Für mich wird es nur immer dann schwierig, wenn dies automatisch mit veganer Ernährung gleichgesetzt wird und so impliziert wird, dass Flexitarier nicht nachhaltig leben. Für mich muss es nicht täglich Fleisch geben, aber ganz darauf zu verzichten, halte ich für nicht ganz durchdacht oder richtig. Die Ersatzprodukte und Nahrungsergänzungsmittel will ich mir, meinem Körper und auch der Umwelt nicht antun. Das aber nur am Rande. Verena Hirsch hat an einer Stelle angemerkt, dass eine nachhaltige Ernährung vegane Ernährung (und andere Punkte) nicht voraussetzt, doch zielt der Rest des Buches stark darauf ab.

Zu Anfang erzählt uns die Autorin von ihrer Kindheit, dem Leben auf dem Bauernhof und wie sie zu der Frau wurde, die sie heute ist. Das ist nachvollziehbar, dennoch störe ich mich an der Behauptung, sie habe deshalb eine große Wertschätzung Lebensmittel gegenüber. Da behaupte ich doch glatt einfach mal, dass das reine Erziehungssache ist. Ganz gleich, ob man als Bauernhofkind aufwächst oder als Stadtkind! Zumindest mir wurde von klein auf beigebracht, dass man mit Essen nicht spielt und Lebensmittel wertvoll sind. Auch halte ich es für schwierig, alle importierten Lebensmittel zu vermeiden. Klar kann man statt Reis Goldhirse essen – ist aber dann doch eine völlig andere Sache. Umwelt schützen heißt für mich nämlich auch, dass man Länder, die vom Export abhängig sind, nicht die Lebensgrundlage komplett entziehen darf. Nachhaltigkeit ist manchmal nicht so einfach, wie das, was vor der Nase ist.

Auf weiten Strecken des Buches habe ich einfach nur gestaunt. Diese Tipps braucht die Welt? Ganz im Ernst? Wo waren diejenigen, die sie nicht vollkommen logisch finden und schon immer danach leben, denn die letzten 20 oder 30 Jahre? Dass Kunststoff nicht per se schlecht ist, man aber möglichst darauf verzichten kann, ist wohl der erstaunlichste Tipp in diesem Buch. Ich gebe zu, das war der Punkt, an dem es für das Buch und die Autorin sehr schwierig wurde, mich noch irgendwie zu überzeugen. Auch dass man angefangene Packungen in dicht verschließbare Gefäße umfüllt und diese beschriftet, um z.B. unterschiedliche Mehlsorten unterscheiden zu können, dürfte jetzt nicht die Erkenntnis schlechthin sein. Das machte meine Mutter schon so!

Wirklich neue Tipps sind in diese Buch leider nicht zu finden. Für manche mag es neu sein, Lebensmittel einzufrieren (und wie das geht), allerdings kenne ich niemanden, dem das nicht schon immer klar ist. Im günstigsten Falle könnte ich sagen, dass das Buch eine Zusammenstellung all der Dinge ist, die schon unsere Großmütter im Haushalt bzw. in der Küche beachtet haben. Doch wer bisher seine TK-Kräuter im Tütchen gekauft hat, wird auch jetzt keine frischen Kräuter haben, die er selbst tiefkühlt. Deshalb macht mich das Buch wirklich nicht glücklich, aber doch etwas ungehalten. Vor allem, weil ich mich frage, wie planlos hat man gekocht, wenn der Rest des Essens noch mal eine ganze neue Mahlzeit ergibt? Kann ich sie dann nicht einfach so, wie sie war, für zwei Tage nutzen? Wer hat so viele Spaghetti übrig, dass er am nächsten Tag genug Muffins daraus zaubern kann, dass sie für alle reichen? Wo war da dann die Nachhaltigkeit? Reste sind für mich Reste, kleine Mengen, nicht so viel, dass es eine ganze Mahlzeit ist.

Die Rezepte sind zum Teil richtig lecker, aber mit fairwerten hat das in meinen Augen wenig zu tun. Dazu benötigt man jedes Mal viel zu viele zusätzliche Zutaten. Es geht hier also nicht darum, aus echten Resten ein Essen zu machen, sondern Reste beim Kochen zusätzlich mit zu verwerten.

Schade. Ich bin wirklich entsetzt und enttäuscht. Mit viel gutem Willen kann ich gerade so eben zwei Sterne geben. Aber wenn man wirklich diese Tipps braucht, dann ist die Welt schon jetzt unrettbar verloren.