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CanYouSeeMe

Bewertungen

Insgesamt 282 Bewertungen
Bewertung vom 31.08.2020
Jahresringe
Wagner, Andreas

Jahresringe


sehr gut

Das Debüt des Autors "Jahresringe" ist in drei thematische Abschnitte geteilt. Jeder Teil widmet sich einer Generation: Großmutter Leonore, deren Sohn Paul und dessen Kinder Jan und Sarah. Thematisch üb erwiegt die Frage nach Heimat und der Umgang mit dem Verlust eben jener.
Inhaltlich habe ich in den drei verschiedenen Teilen starke Diskrepanzen erlebt. Der erste Teil, in welchem Leonore als Familienälteste im Fokus steht, war aus meiner Sicht am differenziertesten und facettenreichsten geschrieben. Leonore ist mir als Charakter sehr sympathisch geworden, sie scheint mir ein realistischer und vielschichtiger Charakter. Die Geschichte ihrer Flucht und ihrem Ankommen in der neuen Heimat wurde einfühlsam und authentisch beschrieben. Im zweiten Teil wird der weitere Verlauf der Familiengeschichte mit Fokus auf Leonores Sohn Paul geschildert. Hier gab es in meiner Wahrnehmung einen ersten Bruch, vermutlich der Fokusänderung geschuldet. Pauls Geschichte konnte mich emotional weniger mitnehmen, zugleich fand ich ihn weitaus weniger sympatisch und facettenreich. Pauls Kinder Jan und Sarah sind im dritten Teil nur sehr oberflächlich in ihren Charaktereigenschaften skizziert, so dass ich zu ihnen gar keine emotionale Verbindung aufbauen konnte. Leonore blieb durch alle Teile hindurch mein roter Faden, hielt die Handlung kohärent.
Der Schreibstil ist ruhig und angenehm, allgemein ist dieses Buch ein eher stilles. Große Spannung ist hier nur selten zu finden, vermisst habe ich sie aber nicht.
Die Geschichte umfasst eine politisch aktuelle Thematik: Die Braunkohlegewinnung und den Hambacher Forst. Bisher habe ich mich mit dieser Sachlage nur rudimentär beschäftigt und finde dieses Buch einen guten Zugang dazu. Der Autor schafft es, die vielschichtigen Perspektiven zu vereinen und im Kontext der Frage: Was ist Heimat? zu vereinen. Das hat mir gut gefallen und mich über Schwächen in den Charakterdarstellungen und dem allgemeinen Handlungsverlauf hinwegsehen lassen.
Nichtsdestotrotz hat der Autor eindeutig versucht viele Fragestellungen und Thematiken in dieses Buch einfließen zu lassen. In meinen Augen hätte es mehr als 256 Seiten gebraucht, um diese in einigen Stellen in der verdienten Ausführlichkeit zu beleuchten.

Bewertung vom 31.08.2020
Weil alles jetzt beginnt
Holmes, Linda

Weil alles jetzt beginnt


gut

Der Klappentext verspricht ein durchaus romantisches und auch beinah tragisches Buch. Ich habe zwei Charaktere erwartet, die aneinander Halt finden und gemeinsam einen Neuanfang beginnen, eben, „weil alles jetzt beginnt“. Und so richtig enttäuscht wurde ich mit diesem Buch auch nicht. Aber die vom Klappentext zu erwartende Story verlief dann ziemlich plätschernd und unaufgeregt, dass es sich durchgehend eher so angefühlt hat, als würde man einen ziemlich langen Prolog lesen. Mir hat in der Story häufig die Spannung und Charaktertiefe gefehlt.
Evvie und Dean sind zwei durchaus sympathische Protagonisten, sie sind nur nicht sonderlich facettenreich finde ich. Ich habe innerhalb des Buches nur wenig Entwicklung wahrgenommen. Es muss ja auch nicht jeder Buchcharakter unglaublich tiefgründig und facettenreich sein, das wäre nun auch nicht realistisch, ich würde mich aber freuen, wenn Protagonisten wenigsten so viel zu bieten haben, dass ich dies in mehr als zwei Seiten erfahren kann. Tatsächlich habe ich die Nebencharaktere (allem voran Andy!) in diesem Buch mehr ins Herz geschlossen als Evvie und Dean.
Die Handlung an sich ist auch eher unspektakulär, ich habe sie als ziemlich vorhersehbar und insgesamt wenig überzeugend empfunden. Die Seiten sind so dahingeflogen aber wirklich passiert ist nichts. Es war aber auch nicht wirklich langweilig zu lesen. Nur auch nicht so sehr spannend. Ich habe mich zumeist auch gut unterhalten gefühlt – die Handlung war halt weder überraschend noch spannend.
Insgesamt ist „Weil alles jetzt beginnt“ ein solides Buch, das angenehm zu lesen ist. Überraschend oder mitreißend ist dieses Buch jedoch nicht. Für warme Sommerabende, an denen man den Kopf nicht zu sehr anstrengen möchte ist dieses Buch jedoch ideal. Starke Charaktere sollte man jedoch nicht erwarten.

Bewertung vom 03.08.2020
After the Fire - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2021
Hill, Will

After the Fire - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2021


ausgezeichnet

Die Story wird aus der Sicht von Moonbeam, der 17-jährigen Protagonistin erzählt. Die Kapitel unterteilen sich in "davor" und "danach", also in Ereignisse vor und nach dem Feuer - wie der Titel schon erahnen lässt. Der Schreibstil ist sehr flüssig und angenehm zu lesen, die Sprache passt zur Protagonistin und gibt eine authentisches Bild. Der Autor schafft es mit der Sprache eine sehr bedrückende und beklemmende, gleichzeitig aber auch wohlwohlennde Atmosphäre zu schaffen. Dieses Buch hat eher eine leise und grundlegende Spannung in sich - eigentlich gibt es keinen großen Knall. Die Spannung zieht sich aber durch jede Seite und schwillt immer mehr an.

Die Handlung selbst wird im Rahmen von psychotherapeutischen Gesprächssitzungen erzählt, wirkt aber vor allem in den "davor"-Kapiteln so, als wäre man als Leser/in mittendrin in den Geschehnissen. Das lässt die eigentlich schon vergangenen Ereignisse noch viel präsenter und realer wirken. In der Gegenwart ("danach") wird deutlich, wie sehr Moonbeam und die anderen Kinder der Basis mit sich selbst und ihren Erlebnissen kämpfen. Die emotionalen Wirrwarre wurde für mein Erachten sehr authentisch und vielschichtig wiedergegeben - ich habe die Darstellung der Traumata sehr authentisch empfunden.

Die Story entwickelt sich mit dem Verlauf der Gesprächssitzungen, die Stimmung wird vertrauensvoller, die Einblicke in die Vergangenheit von Moonbeam weiter und nicht minder erschreckender.

Ich habe alle Charaktere sehr gemocht und fand niemanden unsympathisch, die individuellen Leiden und Kämpfe der Kinder wurden gut dargestellt. Auch die Nebencharaktere waren für mich insgesamt realistisch.

Insgesamt bin ich von diesem Buch mehr als begeistert. Die Spannung war für mich von der ersten bis zur letzten Seite fassbar und hat mich an das Buch gefesselt. Das Setting war authentisch und originell, die Handlung beinah schon erschreckend.

Im Nachwort beschreibt der Autor, dass er zu diesem Buch von realen Ereignissen inspiriert wurde, was meinen Blick auf das Buch nochmals geändert hat. Ich bin wirklich begeistert!

Bewertung vom 03.08.2020
Wirklich leben heißt entscheiden
Redl, Christian;Gschwandtner, Tom

Wirklich leben heißt entscheiden


gut

Dieses Buch gliedert sich in 14 kurzweilige Kapitel, die allesamt in einer sehr angenehmen und flüssigen Sprache verfasst sind. Jedes Kapitel hat in sich den gleichen Aufbau: einen eher allgemeinen Part, dann folgen persönliche Anekdoten der zwei Autoren. Diese persönlichen Erfahrungen und Geschichten haben mir ermöglicht einen sehr intimen Blick auf einige Bereiche des Lebens der Autoren zu werfen.

So richtig packen konnte mich der Inhalt dann aber nicht. Und so recht kann ich nicht nachvollziehen woran es lag. Zum einen handelt es sich bei diesem Buch eindeutig nicht um einen reinen Ratgeber - dazu wurde hier zu wenig Rat gegeben. Andererseits ist deutlich, dass der/die Leser/in persönlich etwas aus den Anekdoten ziehen soll und die eigene Lebens- und Denkweise überprüfen sollte. Dieser Ansatz war zu erkennen, für mich jedoch ein wenig zu versteckt. Die beiden Autoren wirken nciht belehrend, sondern zeigen durch eigene Erfahrungen knifflige oder wegweisende Augenblicke auf. Ich persönlich hatte jedoch an der ein oder anderen Stelle dies auf mein eigenes Leben zu projizieren - dafür waren die Lebenswelten der Autoren zu sehr von der meinen entfernt. An anderen Stellen konnte ich deutlich eine Brücke schlagen und feststellen, dass diese Leitsätze des Buches bereits auf mein Entscheidungsverhalten zutreffen.

So recht weiß ich also noch nicht, was ich mit diesem Buch anfangen soll. Ich habe gern über die Schicksale der Autoren gelesen, habe mir an vielen Stellen eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den persönlichen Schicksalen und weniger Allgemeinplätze gewünscht.

Insgesamt habe ich das Buch durchaus gern gelesen, der Impact auf mein Leben ist dann aber doch eher gering schätze ich.

Bewertung vom 23.07.2020
Unter den Linden 6
Kaiser, Ann-Sophie

Unter den Linden 6


sehr gut

In diesem historischen Roman werden drei grundverschiedene Frauen ein Stück in ihrem Leben begleitet: Lise (eine erfolgreiche Physikerin des frühen 20. Jahrhunderts), Hedwig und Anni (beide fiktive Charaktere). Ein Zufall bringt die drei in Berlin zusammen, was bleibt ist einige innige Freundschaft und das gemeinsame Streben nach mehr: mehr Recht auf Bildung, Partizipation und Gleichberechtigung.
Die Lebenswege der drei Frauen sind gut nachgezeichnet, am meisten konnte ich mich für Lise begeistern, wohl auch, weil mir ihr Lebensweg bereits bekannt war und ich sie durch dieses Buch in anderem Licht wiedererkennen konnte. Der Spagat zwischen Fiktion und wahren Begebenheiten ist der Autorin durchaus gelungen. Das Setting und auch die Sprache ist authentisch. Der Schreibstil sehr angenehm zu lesen und rettet über einige inhaltliche Längen hinweg.
Die Handlung konnte mich nämlich nicht immer in den Bann ziehen. Mit 464 Seiten gehört dieses Buch durchaus zu den 'dickeren Schinken'. Leider haben sich in dieser Ausführlichkeit für mich sehr öde und ereignislose Stellen versteckt, welche die Lektüre für mich zuweilen sehr anstrengend gemacht haben. Das ist schade, denn mir ist das ein oder andere Mal die Lust auf den weiteren Verbleib vergangen und ich musste das Buch für einige Tage beiseite legen.
Inhaltlich ist das Buch in zwei Teile aufgegliedert, die mit einigen Jahren Abstand zueinander stehen. Vor allem der zweite Teil hat an Schärfe verloren und sich streckenweise wie langgezogener Kaugummi angefühlt - Schade!
Die drei Protagonistinnen sind alle insgesamt durchau realitätsnah und authentisch gestaltet. Zuweilen habe ich mich mehr Facettenreichtum gewünscht. Die Story wird abwechselnd aus den Perspektiven der drei erzählt, wodurch jede Frau dem/der Leser/in näher kommt.
Insgesamt hat mir "Unter den Linden 6" jedoch gut gefallen, hier und da sehe ich mehr Potential. Obgleich die Frauen sich jede auf ihre Art den Kampf um Gleichberechtigung auf die Fahne geschrieben haben, gehen sie ganz unterschiedlich vor. Dieser Aspekt steht auch nicht im alleinigen Vordergrund, sondern kam mir eher vor wie ein "nettes Beiwerk", denn eigentlich geht es um Selbstverwirklichung und Liebe.

Bewertung vom 15.07.2020
Wozu wir fähig sind
El Omari, Laila

Wozu wir fähig sind


weniger gut

Dies ist mein erstes Buch der Autorin und wird wohl auch das letzte sein.

Der Klappentext und die Leseprobe haben ein sehr spannendes und üebrraschendes Buch versprochen - die tatsächliche Handlung hat mich dann doch eher enttäuscht.

Der Schreibstil liest sich durchaus flüssig, ich bin zuügig voran gekommen. Doch die Sprache und die Formulierungen sind auch eher knapp und auf den Punkt gebracht, ausführlichere Beschreibungen sind hier nur selten zu finden. An sich ist das keine schlimme Sache, nur hat hier der Inhalt nicht recht zum Schreibstil gepasst - oder anders herum. Für mich blieben durch die klare und kühle Sprache viele Emotionen auf der Strecke, vieles wirkte beinah lieblos und distanziert dargestellt.

Die Story an sich gefällt mir gut, ich bin jedoch nciht gut rein gekommen. Zum einen war der wohl größte Plot für mich sehr früh absehbar - überraschen konnte mich eigentlich keine Wendung wirklich. Andere Dinge wirkten zu gewollt und konstruiert (z.B. Leonoras Hintergrundgeschichte), so dass die eigentlich volle Wirkung der beschriebenen Szenen für mich nicht greifbar war.

Auch die Charaktere sind mir allesamt eher fern geblieben. Die Erzählperspektive springt munter zwischen unzähligen Akteuren hin und her, als Leser*in lernt man so viele Charaktere halbwegs kennen - und doch keinen so richtig. Die Protagonisten blieben allesamt ziemlich oberflächlich beschrieben, Nebenfiguren waren in meiner Wahrnehmung beinah unsichtbar. Schade, denn ich glaube, dass ich mich besser mit dem Buch angefreundet hätte, wenn mir zumindest die Charaktere ein wenig näher gewesen wären.

Ich hätte mir an einigen Stellen tiefergehende Beschreibungen gewünscht und dafür vielleicht weniger 'große Coups'. Irgendwie stimmte das Verhältnis für mich nicht so richtig - vieles kam Kanll auf Fall, die genauen Auswirkungen der Dinge wurden dann aber schnell oder gar nicht beschrieben, denn schon kam das nächste.

Gut gefallen hat mir, dass sich der Prolog abschließend nochmals in der Handlung wiedergefunden hat, so war immerhin ein rundes Gesamtbild zu erkennen. Die Idee des Buches finde ich super, die Umsetzung ist hier in meinen Augen jedoch zu oberflächlich und distanziert, so dass ich keinerlei Verbindung zu dem Buch herstellen konnte.

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Bewertung vom 06.07.2020
Jeden Tag ein neuer Himmel
Thomas, Violet

Jeden Tag ein neuer Himmel


sehr gut

Bereits durch den Kappentext zu diesem Buch wird klar, dass es sich bei „Jeden Tag ein neuer Himmel“ von Violet Thomas um ein Buch mit einer Extraportion Emotion und Gefühl handelt. Diese Vorahnung bestätigt sich im Buch definitiv. Dabei schafft es die Autorin die Sprache leicht und angenehm zu halten, ich hatte zu keiner Zeit den Eindruck des Erdrückt-werdens, was sich bei solch schwierigen Themen durchaus schnell einstellen kann.
Die Protagonisten Charlotte und Sam kommen abwechselnd zu Wort, das bedeutet, dass sich die Perspektiven der Beiden abwechseln. Schön ist, dass beim Lesen durch veränderte Sprache und eindeutige Charakterisierungen gut unterschieden werden kann, durch wessen Sicht man gerade die Handlung erfährt. Generell finde ich die Charakterisierungen durchaus authentisch und realitätsnah, wodurch es mir leichtfiel, mich in die jeweiligen Situationen hinein zu versetzen. Auch die Nebencharaktere wurden ausreichend facettenreich dargestellt, um nicht ein zu blasses Beiwerk zu sein.
Inhaltlich konnte mich dieses Buch durchaus überraschen, ich habe nicht damit gerechnet, dass so viele schwere Themen so einfühlsam beschrieben werden. Nicht nur Trauer und ihre Bewältigung, es wurden u.a. auch der Umgang mit dem Umfeld auf solche tragischen Lebenseinschnitte oder Hospizarbeit. Diese doch eher schwere Themen werden auf ganz entspannte Weise mit einer angenehmen Portion Humor behandelt und somit wirkt die Handlung ganz und gar nicht bedrückend. Viel eher schafft es dieses Buch eine sehr schwere und bedrückende Ausgangslage in eine angenehme und leichte Atmosphäre zu verwandeln.
Die Handlung an sich hat einen spannenden Verlauf, der mich an einigen Stellen überraschen konnte. Hier und da kam mir ein Klischee zu viel vor, das war aber verschmerzbar und in einem adäquaten Maß.
Insgesamt konnte mich „Jeder Tag ein neuer Himmel“ durchaus positiv überraschen, ich habe nicht mit einem so reflektierten und gefühlvollen Roman gerechnet. Hier werden erstaunlich viele Themen aufgearbeitet, ohne diese zu lapidar zu behandeln. Besonders gut haben mir die Darstellungen und auch die Entwicklung der Charaktere gefallen.

Bewertung vom 12.06.2020
Kostbare Tage
Haruf, Kent

Kostbare Tage


sehr gut

Auch dieser Roman vom Autor Kent Haruf spielt in der fiktiven Kleinstadt Holt. Alle Romane des Autors spielen dort, so dass sich die einzelnen Geschichten lose berühren, auch in diesem Buch wird man alte Bekannte wiederfinden, wenn man die weiteren Bücher des Autors kennt.
Die Story um Dad Lewis ist nicht von viel Spannung oder überraschenden Wendungen geprägt - eher plätschert sie bedächtig und ruhig vor sich hin, nimmt den/die Leser/in mit auf eine bedächtige und melancholische Reise. Die Handlung umfasst jedoch nicht nur das langsame Ableben des Familienvaters Dad Lewis, sondern wirft auch einen Blick auf die Leben anderer Bewohner/innen der Stadt. Zentraler Punkt ist jedoch Dads Leben, das er im Sterbebett mehr oder minder reflektiert und mit Vergangenem hadert.
Der Autor schafft es das alltägliche Leben sehr klar und treffsicher darzustellen, nichts wirkt übertrieben oder maßlos, eher im Gegenteil. Die Sprache ist sehr ruhig und gesetzt. Die Beschreibungen sind beinah schon minimalistisch, dafür umso pointierter.
Die Charaktere wirken sehr realistisch und authentisch, das gesamte Setting ist sehr lebensnah. Die Handlung springt teilweise zwischen den Charakteren hin und her, es gibt nicht immer fließend Übergänge - mich hat das beim Lesen jedoch nicht gestört.
Eine weitere Besonderheit ist der Verzicht auf "Gänsefüßchen" in der wörtlichen Rede, was meinen Lesefluss zumindest auf den ersten Seiten ein wenig eingeschränkt hat. Ich konnte mich jedoch schnell daran gewöhnen und habe diesen Umstand nicht als zu störend wahrgenommen.
"Kostbare Tage" war für mich im Gesamten eine sehr emotionale und melancholische Begleitung eines Sterbenden und dessen Familie und Begleiter. Die Handlung war leise und gerade dadurch sehr lebendig.

Bewertung vom 28.05.2020
Pandatage
Gould-Bourn, James

Pandatage


sehr gut

Gelesen wurde das Hörbuch von Hendrik Duryn, der seinen Job wirklich ausgezeichnet gemacht hat. Die Emotionen des Buches wurden gut rüber gebracht und gingen direkt unter die Haut. Jeder Charakter hat eine auf ihn abgestimmte und wiedererkannbare Stimme, die auch durchweg konsistent sind. Hendrik Duryn schafft es, den trockenen britischen Humor auf den Punkt rüber zu bringen.

Die Handlung hatte indes Höhen und Tiefen, insgesamt konnte sie mich jedoch überzeugen. Als Leser*in begleitet man Danny und Will auf dem Weg besser mit ihrer Trauer umzugehen. Dabei treffen sie einige interessante und spannende Personen. Der Autor hat jeden vorkommenden Charakter beinah überspitzt dargestellt, so bleiben sie definitiv in Erinnerung. Dabei ist er ab und an übers Ziel hinaus geschossen und einige Figuren wirkten auf mich somit nicht mehr authentisch, wie z.B. Krystal. Nichtsdestotrotz ist das Gesamtensemble herrlich skurill und konnte mich voll und ganz abholen.

Die Story ist weniger von starken Wendungen geprägt, sondern ist ein angenehmer Fluss. Ich habe keine großen Überraschungen gebraucht, sondern war froh Will und Danny ein wenig auf ihrem gemeinsamen Weg begleiten zu dürfen.

Insgesamt hat mir das Buch trotz kleinerer Schwächen sehr gut gefallen. Der Humor und auch die Emotionen konnten mich packen.

Bewertung vom 22.05.2020
Ein Sommer voller Schmetterlinge
Thomas, Jo

Ein Sommer voller Schmetterlinge


weniger gut

Dieses Buch hat es mir leider nicht einfach gemacht, meine Erwartungen konnten nicht erfüllt werden. Der Klappentext verspricht ein sommerliches und durchaus seichtes Buch, das Lust auf Sommer und Spanien macht. Die einizige Lust, die ich beim Lesen verspürt habe, war die Lust das Buch weg zu legen.

Meine Schwierigkeiten mit dem Buch beziehen sich vor allem auf die Charaktere und die Handlung. Der Schreibstil der Autorin ist gut und angenehm zu lesen, die Sprache passt zum Genre und zum Setting.

Beti als Hauptchatrakter war für mich sehr schwierig. Ich konnte mich an keiner Stelle mit ihr identifizieren, was es mir schwer machte gut in die Story rein zu kommen. Die Handlung wird nicht nur aus Betis sicht erzählt, aber vorwiegend. Beti ist eine sehr unsichere und teils schon viel zu naive Protagonistin, die ihren Wert an der Meinung anderer über sie fest macht - das hat mich nicht nur einmal stark genervt. Ihre Charakteriserung wirkte auf mich nicht facettenreich genug, was schade ist. Auch die anderen Charaktere waren eher oberflächlich und klischeehaft gezeichnet. Ich hätte mir mehr Tiefe und vor allem facettenreichere Charaktere gewünscht.

Die Handlung hat mir zunächst gefallen, etwa ab einem Drittel war ich jedoch zunehmend enttäuscht. Die Handlung konnte mich nicht recht packen, vieles fand ich absolut nicht realistisch und überzogen. Andererseits waren viele Wendungen für mich absolut vorhersehbar. Überrascht hat mich das Buch an keiner Stelle. Die Autorin scheint leider kein Klischee ausgelassen zu haben, dabei wirkte es auf mich auch zu konstruiert - einiges machte einfach keinen Sinn.

Insgesamt bin ich sehr enttäuscht von dem Buch, ich habe mir mehr erhofft. Für mich ein Flop...

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