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SillyT
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Heinsberg
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unheilbar Büchersüchtig!

Bewertungen

Insgesamt 316 Bewertungen
Bewertung vom 13.08.2023
Die Davenports - Liebe und andere Vorfälle
Marquis, Krystal

Die Davenports - Liebe und andere Vorfälle


gut

Chicago im Jahr 1910, während noch viele Menschen mit dunkler Hautfarbe um Gleichberechtigung kämpfen, ist es der Familie Davenport gelungen, eine der reichsten und einflussreichsten Familien Chicagos zu werden. John, Olivia und Helen, die Kinder der Davenports sind mittlerweile erwachsen. John studiert, würde aber lieber gemeinsam mit seiner Schwester Helen an Automobilen schrauben, während Olivia zunächst noch ganz den Wünschen der Eltern entspricht. Hausmädchen Amy-Rose ist gemeinsam mit den Geschwistern aufgewachsen und auch Olivias beste Freundin Ruby gehört fast schon zur Familie. Doch sowohl die Geschwister als auch Ruby sind im heiratsfähigen Alter, aber sind die Auswahlen, die die Eltern getroffen haben dass, was sie sich wünschen?
Das Cover versprach wieder einmal eine Geschichte á la Bridgerton und da dieses Mal POC im Mittelpunkt standen, war ich gespannt auf die Umsetzung.
Der Schreibstil liest sich leicht und flüssig und man befindet sich gleich mitten in der Geschichte rund um die Geschwister. Autorin Krystal Marquis schafft es sowohl sprachlich als auch bildlich die damalige Zeit lebendig werden zu lassen. Dabei bezieht sie sich auf reale Ereignisse aus der damaligen Zeit, was mir gut gefallen hat.
Zwar scheint es, als würden die Davenports das typische Leben einer reichen Familie führen, doch hinter ihren Rücken wird getuschelt. Das kommt hier im Buch aber nur zwischen den Zeilen vor, denn im Mittelpunkt stehen die Liebesgeschichten der vier jungen Frauen.
Ein eher neutraler Erzähler führt den Leser durch die Geschichte, dabei wird abwechselnd aus den vier Sichten der jungen Frauen erzählt. Das fand ich leider nicht so günstig, denn dadurch blieben die einzelnen Geschichten zu oberflächlich und man konnte sich nur wenig auf die Charaktere einlassen. Da ich aufgrund des offenen Endes davon ausgehe, dass es sich um eine Reihe handelt, wäre es meinem Empfinden nach besser gewesen, jeder der Frauen ein Buch zu widmen.
Wir haben hier gleich vier Protagonistinnen, die sich charakterlich völlig voneinander unterscheiden. Da wäre zunächst Olivia Davenport, auf dem ersten Blick die folgsame Tochter, die sich auch sozial engagiert und hilfsbereit ist. Sie beginnt sich, nachdem sie den jungen Anwalt Washington kennenlernt, für Politik zu interessieren und vieles zu hinterfragen.
Helen hingegen ist temperamentvoll und interessiert sich eher für Autos und Technik als fürs Sticken oder Bälle. Sie war mein persönlicher Liebling, weil sie einfach mit ihrer rebellischen Art mich zum Schmunzeln brachte.
Amy-Rose, das Hausmädchen, mochte ich ebenfalls. Sie ist eher still und bedacht, aber auch klug und mutig und sie kämpft für ihre Träume, einen eigenen Schönheitssalon.
Zu guter letzt wäre da noch Ruby Tremaine, deren Vater der erste schwarze Bürgermeister werden möchte. Durch die Kosten rund um den Wahlkampf steht die Existenz der Familie auf dem Spiel und Rubys Eltern hoffen, den finanziellen Ruin durch Rubys Heirat mit John Davenport abzuwenden. Doch auch Ruby, zunächst noch auf der Seite ihrer Eltern, lernt einen jungen Mann kennen und plötzlich ist es gar nicht mehr so einfach, den Wünschen der Eltern folge zu leisten.
Das alles wird hier in etwas über 400 Seiten verpackt und mir war bei jeder der vier Frauen bei der ersten Begegnung mit einem jungen Mann klar, wie es weitergehen wird. Das zu lesen war, dank des lebendigen Schreibstils, zwar nicht langweilig, blieb aber leider ohne jegliche Überraschungen. Auch die Nebenfiguren blieben eher blass und in ihren Handlungen vorhersehbar.
Mein Fazit: Die Davenports ist eine nette Geschichte für zwischendurch und durchaus für jüngere Leser geeignet. Insgesamt wurde mir zuviel in ein Buch gestopft, so dass es im allgemeinen wenig Überraschungen gibt. Das dann eher abrupte Ende lässt mich davon ausgehen, dass es eine Fortsetzung geben wird, von der ich aber leider nichts finden konnte. Wer gern leichte Lesestunden verbringen möchte, ist hier gut aufgehoben.

Bewertung vom 12.08.2023
Magnolia Parks / Magnolia Parks Universum Bd.1
Hastings, Jessa

Magnolia Parks / Magnolia Parks Universum Bd.1


gut

Londons It-Girl Magnolia Parks und Influencer BJ Ballentine sind verliebt ineinander und das schon so lange sie zurückdenken können. Sie waren auch einst ein Paar, bis BJ etwas getan hat, was Magnolia ihm nicht verzeihen kann. Drei Jahre ist das nun her und sie schaffen es einfach nicht, einander loszulassen. Sie lieben sich und sie verletzen sich und das immer wieder. Doch wie lang kann das ein Mensch aushalten?!
Ich weiß gar nicht genau, was es war, was mich an diesem Buch anzog, aber ich war sehr neugierig auf die Geschichte. Der Einstieg fiel mir relativ leicht, denn Autorin Jessa Hastings schreibt leicht und schnörkellos, so dass man sich gleich mitten in Londons jüngerer High Society befand. Es fiel mir auch irgendwie schwer, das Buch wegzulegen, es übt auf eine gewisse Art einen Sog auf den Leser aus.
Es geht um die Beziehung zwischen Magnolia und BJ und durch das gesamte Buch war es ein auf und ab zwischen ihnen. Mal glaubte man sie lieben sich und im nächsten Moment taten sie wieder etwas, was den anderen am Boden zerstörte. Ich glaube, ich habe noch nie von einer toxischeren Beziehung gelesen, als die von den beiden. Ich war genervt von ihrem Verhalten und doch musste ich weiterlesen, weil ich wissen musste, wie es endet.
Zwar dreht sich hier in erster Linie alles rund um diese furchtbare Beziehung zwischen den beiden, aber auch weitere Themen wie Drogen, Alkohol und Betrug sind hier verarbeitet. Man fühlte sich beim Lesen wie in einer ziemlich trashigen Gossip Realityshow. Wie ein roter Faden zieht sich immer wieder das gleiche Thema durch das Buch, lieben, zerstören, lieben, zerstören, wie in einer Zeitschleife. Mir fiel es sehr schwer, Verständnis für die Handlungen der Protagonisten aufzubringen.
Diese Handlungen erleben wir in der Ich-Perspektive abwechselnd erzählt von Magnolia und BJ. Dies sollte eigentlich die Gefühle und Gedanken der beiden näher bringen, aber ich konnte für beide kein Verständnis aufbringen.
Magnolia ist die Tochter eines Musikproduzenten und eines ehemaligen Topmodels, an materiellem hat es ihr nie gefehlt, doch was wahre Liebe und Nähe bedeutet, hat sie zumindest durch ihre Eltern nicht erfahren. Sie ist so unglaublich fixiert auf BJ und ich konnte nicht richtig nachvollziehen, warum eigentlich. Sie hat neben ihrer Fixierung auf BJ noch die Angewohnheit, jedes Bekleidungsstück ihrer gegenüber nach Marke und Qualität zu beurteilen, was mich völlig genervt hat. Magnolia scheint aussergewöhnlich hübsch zu sein und die Männer, die sie, in meinen Augen ausnutzt, um BJ zu verletzen, liegen ihr zu Füßen.
BJ ist mindestens genauso fixiert auf Magnolia wie sie auf ihn. Doch auch ihm fehlt es absolut an Einfühlungsvermögen und anstelle, dass er es schafft, auf sie einzugehen, verbringt er beinahe jede Nacht mit einer anderen. Insgesamt mochte ich beide nicht richtig und doch war ich fasziniert von ihrer Art. Allerdings fehlt mir jegliches Verständnis für ihre Handlungen, wie ich bereits erwähnte.
Neben den beiden gibt es noch die gesamte It-Clique, Magnolias Familie und ein paar weitere Nebencharaktere, die aber recht blass blieben. Es fiel mir relativ schwer, sie auseinander zu halten, da sie recht austauschbar wirkten.
Mein Fazit: eigentlich wiederholt sich das gesamte Buch immer wieder zwischen lieben und zerstören, die Charaktere blieben oberflächlich wie ihre Handlungen und mir fehlte dieser eine Moment, der mir wenigstens klar gemacht hätte, warum die Protagonisten so aneinander klammerten und sich wieder verletzten, wie sie es taten. Nichtsdestotrotz habe ich nicht aufhören können zu lesen, da Autorin Jessa Hastings es doch geschafft hatte, einen Sog auf mich zu erwirken. Wer toxische On-Off-Beziehungen mag, ist hier genau richtig.

Bewertung vom 10.08.2023
Das Glück der Geschichtensammlerin
Page, Sally

Das Glück der Geschichtensammlerin


gut

Janice ist Ende 40 und arbeitet als Putzfrau. Während dieser Tätigkeit hat sie im Laufe der Jahre etwas ganz Besonderes für sich gefunden: sie sammelt Geschichten. Denn Janice glaubt, dass sie selbst so uninteressant sei, dass sie keine eigene Geschichte habe. Doch dann beginnt sie bei der 92-jährigen Mrs B zu arbeiten und plötzlich ist auch Janice eigene Geschichte wieder präsent. Wird sie den Mut finden, ihre Geschichte zu erzählen?
Ich hatte schon viele positive Stimmen zu diesem Buch gehört und auch der Klappentext machte mich neugierig auf diese Geschichte. Doch schon der Einstieg fiel mir nicht ganz so leicht, denn auch wenn Sally Page einen sehr leichten, beinahe sanft wirkenden Schreibstil hat, fand ich es schwierig, mich auf all die Geschichten zu konzentrieren.
So wie der Titel des Buches vorhersagt, geht es hier um Geschichten, um die Geschichten der Menschen, für die Janice arbeitet und sie glaubt, jeder andere hätte eine eigene Geschichte, nur sie nicht. Mit den vielen einzelnen Geschichten nimmt Autorin Sally Page Bezug auf wirklich wichtige Themen, wie z. b. der Tod eines geliebten Menschen oder häusliche Gewalt. Für mein persönliches Empfinden allerdings waren das zu viele unterschiedliche Themen, die hier zum Vorschein kamen und jedes einzelne wird angerissen, ohne wirklich vertieft zu werden. Manche Momente zogen sich, andere Entwicklungen machten Sprünge, die ich nicht immer als schlüssig empfand.
Eine weitere, sehr große Bedeutung hat eine Geschichte, die die alte Mrs B Janice erzählt, nämlich die von Becky, die wohl an einen bekannten Roman angelehnt sein sollte, die ich allerdings nicht kenne. Während dieser Erzählung beginnt Janice sich zu verändern und irgendwann merkt auch sie, dass auch sie eine persönliche Geschichte hat.
Protagonistin Janice war mir zwar sympathisch, aber sie blieb mir auch zu wenig greifbar. Zu Beginn ist sie unheimlich schüchtern und hat keinerlei Selbstvertrauen. Ihre Beziehung zu Mrs B tut Janice sehr gut und sie beginnt, sich selbst zu verändern und zu entwickeln. Viele ihrer Handlungen kann ich absolut nachempfinden, allerdings passten sie für mein Empfinden nicht zu Janice, auch wenn diese sich deutlich weiterentwickelt.
Neben Janice spielen auch viele weitere Charaktere eine wichtige Rolle für die gesamte Entwicklung der Geschichte, wie z. b. Mrs B. Sie scheint ein schwieriger Mensch zu sein, doch je mehr man von ihr erlebt, desto mehr spürt man, was wirklich in ihr vorgeht. Für mich ein Charakter, der zwar recht stereotyp daherkommt, aber mir trotzdem näherkam.
Mein Fazit: eine Geschichte rund um das Thema Selbstfindung und Selbstliebe, die noch so einige andere Themen mit hineinpackt, was für mich allerdings oft zu viel wurde. Auch wenn es durchaus einen roten Faden durch das Buch gibt, fiel es mir unheimlich schwer, am Ball zu bleiben. Vieles wirkte auf mich zu langatmig und dementsprechend blieb die Spannung aus. Auch meine Verbundenheit mit der Protagonistin blieb mir fern und ich war eher die unbeteiligte Beobachterin. Wer ruhige Geschichten mag, könnte sich hier wohlfinden, da man auch unter anderem jede Menge Zitate rund um Lebensweisheiten findet.

Bewertung vom 10.08.2023
Prophet
Blaché, Sin;Macdonald, Helen

Prophet


gut

Als mitten in England wie aus dem Nichts ein amerikanisches Diner erscheint, könnte die Verblüffung kaum größer sein. Doch schon schnell wird neben dem Diner eine Leiche gefunden und nicht nur diese, sondern auch jede Menge ungewöhnliche Dinge, von denen niemand eine Ahnung hat, wie sie dorthin gelangen. Das Militär übernimmt den Fall und setzt das ungleiche Ermittlerduo Adam Rubinstein und Sunil Rao zur Bearbeitung des Falls ein und diese stoßen auf etwas, was noch nie jemand gesehen hat. Das Cover schreit den Leser förmlich an, sich das Buch genauer anzuschauen und so war ich absolut neugierig auf die ungewöhnlich klingende Story. Der Einstieg fiel mir allerdings alles andere als leicht, denn das Autorenduo hat einen recht ungewöhnlichen Schreibstil, der beinahe abgehackt wirkt und mir es schwer machte, mich auf den Text zu konzentrieren. Es hat auch eine Weile gedauert, bis ich das gesamte Thema und auch die Protagonisten greifen konnte. Ansonsten blieb ich hier eher über den gesamten Zeitraum ein distanzierter Beobachter. Die einzelnen Kapitel werden zu weiten Teilen aus Raos Sicht erzählt, dabei springt die Perspektive immer wieder in die Vergangenheit. Hier muss man einfach am Ball bleiben und sich ein bisschen durchbeißen, bis dann die Story wirklich interessanter, jedoch nicht wirklich einfacher wird. Diese Story ist absolut außergewöhnlich und die Idee dahinter hat mir richtig gut gefallen. Es geht um Prophet, eine Substanz oder eigentlich schon eine Droge und diese richtet ungewöhnliches an. Insgesamt hat die gesamte Atmosphäre so ein bisschen was von X-Files, allerdings ist es auch nicht wirklich leicht zu verstehen und an manchen Stellen musste ich mich einfach zusammenreißen, um weiterzulesen. Das macht dann aber das Ermittlerduo Rao und Rubinstein wieder ein wenig wett. Die beiden sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht, so wie Rubinstein introvertiert und ernst ist, ist Rao lebendig und aufgeschlossen. Die beiden haben eine gemeinsame Vergangenheit, die man so nach und nach im Buch erfährt und sie entwickeln Gefühle füreinander. Diese Lovestory zwischen den beiden hat mir gut gefallen, da es einfach sehr glaubwürdig dargestellt wurde, gerade bei queeren Charakteren muss der Autor, in diesem Fall die Autorinnen, durchaus ein Händchen haben, um solch eine Beziehung nicht hölzern oder gestelzt darzustellen. Mein Fazit: insgesamt war es ein hoch und runter beim Lesen, die Story ist nicht schlecht, aber wirklich nicht einfach zu lesen und dementsprechend alles andere für mal zwischendurch. Die gesamte Idee finde ich super, die beiden Protagonisten ebenso, schwer war der Schreibstil und auch die Sprünge im Plot. Manche Dinge bleiben mir zu offen zum Schluss und manches wiederum zog sich ein wenig. Also ein regelrechtes auf und ab.

Bewertung vom 07.08.2023
Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1


sehr gut

Schweden im Sommer 1994, es ist ein außergewöhnlich heißer Sommer und die Schwedische Nationalmannschaft spielt bei der WM in den USA. Währenddessen treibt sich ein Serienmörder durch die Städte Schwedens. Zunächst bleibt er noch unentdeckt, doch dann wird eine junge Frau vergewaltigt und erdrosselt aufgefunden. Tomas Wolf wird zu den Ermittlungen gerufen, doch diesem fällt es unheimlich schwer zu ermitteln, nachdem er selbst unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet. Aber nicht nur Wolf ermittelt, sondern auch die Journalistin Vera Berg. Für diese geht es um so viel mehr als nur darum, den Mörder zu finden.

Wieder einmal ein sehr auffälliges Cover, das geradezu verführt, das Buch in die Hand zu nehmen. Aber auch der Klappentext klang spannend und so musste ich diesen Krimi lesen.

Der Einstieg fiel mir sehr leicht, denn das Autorenduo schreibt sehr fesselnd und dabei wirklich leicht und einnehmend. Man befindet sich von der ersten Seite an mitten im Geschehen und ist hautnah an den Ermittlungen aber auch an den Privatleben der beiden Protagonisten.

Was für mich hier etwas besonderes war, war die gesamte Atmosphäre der Geschichte. Man ist hier so eng mit dem Geschehen verbunden, dass man die Hitze direkt mitspürt. Auch sonst punktet der Krimi mit einem sehr lebhaften Szenario, das man sich beim Lesen hervorragend vorstellen kann.

Der Fall selber ist sehr spannend angelegt und man fiebert bei den Ermittlungen förmlich mit. Den Autoren gelingt es immer wieder, Verdächtigungen gegen bestimmte Charaktere aufkommen zu lassen, die aber im Grunde nicht sein können und doch merkt man selber, dass man immer wieder zweifelt. Definitiv ein sehr cleverer und glaubwürdiger Aufbau.

Neben dem Fall bekommt auch das Privatleben sowohl des Kommissars als auch der Reporterin viel Raum. Für mich persönlich hätte das ruhig ein wenig kürzer sein können, da es hier den ganzen Umfang etwas sprengt, allerdings erfährt man auch von beiden ganz viel über deren Hintergründe, was sie in ihren Handlungen deutlich authentischer wirken ließ.

Die Perspektive wechselt hier zwischen dem Kommissar, der Reporterin und weiteren Nebencharakteren, wie z. B. die des Schauspielers Micael Bratt. Dabei beschreibt ein neutraler Erzähler immer wieder mehr über die Handlungen, so dass man als Leser immer einen guten Überblick erhält und selber mit Theorien bezüglich des Täters aufstellen kann.

Mir waren beide Protagonisten auf ihre eigene Art sehr sympathisch, denn beide haben ihre Vergangenheit und sind beide keine mustergültigen Vorzeigefiguren. Sie kämpfen mit ihren Dämonen der Vergangenheit und wissen beide nicht so genau, was sie mit sich, ihrer Zukunft, aber auch mit ihrer eigenen Verantwortung anderen gegenüber anfangen sollen.

Mein Fazit: mit Sommersonnenwende haben die beiden Autoren einen sehr atmosphärischen und spannende Kriminalroman geschrieben,  der mich über weite Teile fesseln konnte und nur hin und wieder gab es ein paar Längen. Sehr glaubwürdige Charaktere und ein spannender Fall sorgten ebenfalls für absolut solide Unterhaltung und ich empfehle diesen Krimi sehr gerne weiter.

Bewertung vom 07.08.2023
Askendor - Spiel mit der Wirklichkeit
Schellhammer, Silke

Askendor - Spiel mit der Wirklichkeit


gut

Eigentlich ist die fünfzehnjährige Florentine, genannt Flo, alles andere als begeistert von Online-Rollenspielen. Doch als sie beim kleinen Bruder ihrer besten Freundin Paula einen Blick auf Askendor wirft, wird sie neugierig, denn es scheint, als könnte sie der Krieger Thosse von Baar tatsächlich sehen. Doch das ist einfach unmöglich, oder?
Der Klappentext machte mich neugierig und da ich sehr gerne Jugendfantasybücher lese, wurde ich hier gleich neugierig, zumal ich auch ein wenig an Erebos von Ursula Poznanski denken musste.
Der Einstieg in die Geschichte fällt leicht, denn der Schreibstil liest sich leicht und flüssig. Allerdings merkt man schon schnell, dass sich dieses Buch definitiv an die jüngere Zielgruppe richtet, denn permanent tauchen in Kursivschrift die Gedanken der Protagonistin auf, die zwar frech und lustig, mir persönlich aber irgendwann einfach zu viel des Guten waren. Auch sprachlich liest es sich wirklich so, als würden sich Teenager unterhalten. Klar, es ist auch ein Jugendbuch und genau das erhält man hier auch.
Für mich hat es hier einfach auch viel zu lange gedauert, bis die angeteaserten Ereignisse des Klappentextes wirklich stattfanden. Bis dahin bekommt man aber von Askendor immer nur kleine Momente mit. Dafür erfährt man allerhand aus dem Leben der Protagonistin Flo. Diese hat ständig Probleme mit ihrer Helikopter Mum und ihr Dad taucht nur hin und wieder am Rande auf. Ansonsten ist sie ein recht typischer Teenager mit allem was dazu gehört.
Die Spannung blieb hier auf jeden Fall hinter meinen Erwartungen, denn ich hatte mir eine Fantasy Geschichte erhofft, mit viel Spannung und Tempo. Das gab es zwar zwischendurch hin und wieder, aber nicht so, wie ich anhand des Klappentextes vermutete.
Das Worldbuilding hatte ganz viel Potential, man switcht hier so ein bisschen zwischen unserer Gegenwart und der Welt Askendors hin und her. Wobei ich mir auch hier genauere Beschreibungen der Fantasywelt gewünscht hätte. Insgesamt konnte ich mir diese Welt aber vorstellen.
Protagonistin Flo ist ein typischer Teenager, mit Alltagssorgen, die sich aber in Grenzen halten. Die Konflikte mit ihrer Mutter sind eher harmlos, Mama möchte mehr als Flo, ist überbesorgt und behütet ihre fünfzehnjährige noch über alle Maßen. Ich mochte sie sehr gerne, sie ist frech und doch loyal und aufgeschlossen, auf jeden Fall sehr sympathisch. Genauso wie ihre Freunde, nebst Thosse von Baar, die alle miteinander sehr gut charakterisiert worden.
Mein Fazit: Askendor ist ein Buch, das sich absolut an die jüngere Zielgruppe wendet, seien es die Alltagssorgen eines Teenagers oder auch die Freundschaften, in diesem Falle bin ich hier definitiv raus. Nichtsdestotrotz hat mich der Klappentext hier ein wenig fehlgeleitet und meine Erwartungen in eine andere Richtung gedrängt. Ein solides Jugendbuch, das für gute Unterhaltung sorgt.

Bewertung vom 01.08.2023
Perlenbach
Caspari, Anna-Maria

Perlenbach


ausgezeichnet

Die Eifel am Ende des 19. Jahrhunderts. Hier wachsen die drei Kinder Jacob, Wilhelm und Luise in der kleinen Tuchmacherstadt Monschau, damals noch Montjoie, auf. Während Jacobs Vater ein wohlhabender Tuchmacher und Luises Vater ein Arzt ist, wächst Wilhelm auf dem elterlichen Hof in Wollseifen unter harten Bedingungen auf. Nur gelegentlich darf er Herrn Becker, Jacobs Vater nach Montjoie begleiten, um Jacob ein wenig Abwechslung zu bieten. Doch trotz unterschiedlicher Herkunft haben alle drei Kinder große Träume, die den damaligen Konventionen widersprachen.
Aufmerksam wurde ich auf das Buch, weil es in der Eifel spielt, gerade das Städtchen Monschau ist mir wohl bekannt, da ich nicht sehr weit von dort entfernt lebe und schon oft dort war. Auch Wollseifen, das heute verlassen ist, ist mir sofort ein Begriff gewesen. Dementsprechend spannend fand ich das Buch zu lesen, denn die Orte, die die Protagonisten besuchen, sind mir zum großen Teil bekannt und dementsprechend konnte ich das Geschehen vor mir sehen.
Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen, er ist der Zeit, in der das Buch handelt angepasst und wirkt dadurch lebendig. Die Geschichte liest sich sehr anschaulich und flüssig und die damaligen Begebenheiten, sowohl die politischen als auch die persönlichen Entwicklungen, sind authentisch und gut recherchiert.
Im Nachhinein habe ich erfahren, dass Perlenbach der zweite Band einer Eifel Trilogie ist, doch beim Lesen der Geschichte gab es keine Verständnisprobleme, zumal der erste Band, Ginsterhöhe, zeitlich erst nach Perlenbach spielt. So kann ich hier guten Gewissens sagen, dass die Bücher auch unabhängig voneinander gelesen werden können.
Da ich die Eifel und die gesamte Umgebung persönlich kenne, kann ich sagen, dass es der Autorin hervorragend gelungen ist, die Atmosphäre Monschaus, aber auch die Landschaft der Eifel darzustellen. Es war wie eine Zeitreise für mich, in der das rote Haus noch kein Museum war und Wollseifen noch bewohnt. Auch das politische Geschehen, die damalige Rolle der Frau und das Leben der Bevölkerung wird hier sehr gut geschildert, auch die Entwicklungen der Zeit, wie z. B. in der Medizin, werden mit eingebracht. Insgesamt hatte ich hier das Gefühl eine wahre Begebenheit zu lesen.
Die Träume und Wünsche der Kinder sind für damalige Zeiten schon beinahe revolutionär. Gerade Luise, die in die Fußstapfen des Vaters treten und Ärztin werden möchte, muss sich hier so manch einer Herausforderung stellen. Aber auch Wilhelm und Jacob werden vor schwierigen Entscheidungen gestellt.
Erzählt wird die Geschichte aus den Perspektiven der drei Kinder und aus Tagebucheinträgen von Luises Gouvernante Frederike von Knobloch. Gerade auch durch letzteres erfährt der Leser viel vom Zeitgeschehen. Mir hat diese Abwechslung sehr gut gefallen, denn hier konnten die gesellschaftlichen Unterschiede noch einmal deutlich hervorgehoben werden und man fühlte sich auf eine besondere Art mit den Kindern verbunden.
Mein Fazit: Perlenbach ist ein Buch mit viel Tiefe und wird eindringlich erzählt. Als Leser fühlt man sich hier regelrecht in die damalige Zeit versetzt und es macht unheimlich viel Spaß, sowohl den Charakteren zuzuschauen als auch Entwicklungen und Geschehen mitzuverfolgen. Absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 31.07.2023
Projekt 22
Linell, Alexa

Projekt 22


ausgezeichnet

Zeit ihres Lebens hat Alice Medikamente nehmen müssen, war zu Hause so gut wie isoliert von anderen und verbrachte viel Zeit in der Anstalt von GP Tech, manchmal monatelang am Stück. Man sagte ihr, sie würde an Schizophrenie leiden und deshalb benötigt sie all diese Untersuchungen, doch Alice hofft mehr als alles andere, doch noch ein normales Leben führen zu dürfen. Dann kommt alles ganz anders und plötzlich bleibt ihr nur ein Ausweg: fliehen, um nicht für immer in der Anstalt leben zu müssen.

Mit Projekt 22 erschien das Debüt der Autorin Alexa Linell, dessen Cover mich ansprach und dessen Klappentext neugierig macht.

Man findet hier sehr leicht in die Geschichte, denn Alexa Linell schreibt nicht nur sehr flüssig und mitreißend, sondern verbirgt so manch ein Geheimnis zwischen den Zeilen. Man saugt hier regelrecht den Text ein, um nicht etwas zu verpassen und man muss ganz schön aufpassen, dass die Autorin ihren Leser nicht an der Nase herumführt.

Die Geschichte rund um Alice ist spannend und macht zum Ende sehr nachdenklich. Im großen und ganzen hat die Autorin hier ein, leider, durchaus denkbares Szenario geschaffen. Wie der Titel des Buches bereits verrät, geht es um ein Projekt der Firma GP Tech, allerdings werde ich an dieser Stelle kein Wort mehr dazu verraten, denn worum es da geht, ist wirklich Gänsehaut bereitend.

Aus unterschiedlichen Perspektiven beobachtet der Leser die Entwicklungen, sowohl die inneren, vor allem Alices Gedanken- und Gefühlswelt, aber auch das, was um sie herum geschieht. Es gibt viele Momente voller Action, aber auch ruhigere Momente zum Nachdenken. Wer weiß, was bald schon möglich ist?!

Protagonistin Alice hat mir unheimlich gut gefallen und ich habe intensiv mit ihr mitgefühlt. Sie ist völlig weltfremd und man spürt, dass sie so gut wie keine Kontakte zu anderen hatte. Im Laufe der Handlung entwickelt sie sich glaubwürdig weiter und es war spannend, ihr dabei zuzusehen.

Desweiteren gibt es diverse weitere Charaktere, die Einfluss auf die Handlung nehmen, wie z.B. das Geschwisterpaar Simon und Frauke, die ebenfalls in der Forschung tätig sind, allerdings bei der Konkurrenz der Firma GP Tech. Aber auch Viktor, mit dem Alice bereits in der Anstalt Erfahrung machen musste, war ein interessanter Charakter.

Mein Fazit: Was für ein Debüt und was für ein spannendes Thema. Mir hat die Umsetzung unheimlich gut gefallen und ich habe den Thriller in einem Rutsch gelesen. Wer gerne miträtselt und Vermutungen aufstellt, wird hier seine Freude dran haben. Lesetipp!

Bewertung vom 31.07.2023
Alles muss man selber machen
Berg, Ellen

Alles muss man selber machen


ausgezeichnet

Die alleinerziehende Nele ist ratlos, gesteigerte Kosten im Lebensmittelbereich und bei der Energie machen es ihr unmöglich, über die Runden zu kommen. Alles könnte leichter sein, wenn zumindest ihr Ex sich am Unterhalt der Kinder beteiligen würde, doch dieser meldet sich seit 3 Jahren nicht mehr. Als jetzt noch vier Kundinnen gleichzeitig ihren Kosmetikservice kündigen, ihr im Parkverbot stehender Wagen nicht mehr anspringen will und sie dabei ausgerechnet von der Polizei angesprochen wird, glaubt Nele, alles sei vorbei. Doch der Polizist beweist sich als Freund und Helfer und vielleicht noch mehr. Jetzt kann es doch nur noch bergauf gehen, oder?
Ich mag die Romane der Autorin Ellen Berg, denn sie sind für witzige, leichte Unterhaltung perfekt geeignet. Auch mit dem neuen Buch hat sie mich ständig zum Lachen oder Schmunzeln gebracht. Ellen Berg hat ein Talent für Wortwitz, lustige Dialoge und ganz viel Situationskomik.
So schleudert Protagonistin Nele, oft gemeinsam mit einer oder beiden Freundinnen, von einer zum Schreien komischen Situation in die nächste. Doch trotz allem Humor gelingt es der Autorin hier in einem ganz besonderen Maße auf die Missstände und Nöte, gerade von Alleinerziehenden, hinzuweisen. So scheut sie sich nicht, hier die horrenden Energiekosten oder die ungebremste Inflation mit einzubringen und die für viele dadurch entstandenen Kosten, die kaum noch zu bewältigen sind. Natürlich ist hier manches überzogen, aber genau das bringt hier die Situationskomik.
Protagonistin Nele war mir von der ersten Seite an sympathisch und ihre Sorgen und Probleme treffen wohl leider einige, dementsprechend leicht fällt es, sich mit ihr zu identifizieren. Sie ist eine junge Frau, die sich trotz aller Widrigkeiten nicht unterkriegen lässt. An ihrer Seite stehen ihre Freundinnen Fiona und Hermine. Auch diese beiden haben ihr eigenes Päckchen zu tragen und auch hier konnte Frau Aktion und Reaktion durchaus nachvollziehen, wenn man auch so einiges sich eher nicht trauen würde. Aber wer weiß das schon? Not macht erfinderisch.
Die Nebencharaktere sind zwar nicht so zahlreich, aber gerade dadurch auch absolut ausreichend gezeichnet. Auch hier kann man Sympathien oder eben nicht sehr leicht vergeben.
Erzählt wird das Ganze in der Ich-Form durch Protagonistin Nele, so dass man hier permanent aus erster Hand Gefühle, Gedanken, Zweifel etc. miterleben kann.
Mein Fazit: wie immer sorgt Ellen Berg für gute Unterhaltung und das Buch liest sich fast von selbst. Einfach eine perfekte Lektüre, um sich selbst wieder aufzuheitern oder um zu entspannen. Locker, leichte und charmant witzige Lektüre, die einfach Spaß macht.

Bewertung vom 28.07.2023
Die letzte Nacht / Georgia Bd.11
Slaughter, Karin

Die letzte Nacht / Georgia Bd.11


ausgezeichnet

Zwei Jahre ist es her, dass die junge Dani Cooper schwer verletzt in die Notaufnahme des Grady Hospitals eingeliefert wurde und verstarb. Doch kurz zuvor gelang es ihr, mit Dr. Sara Linton zu sprechen und ihr zu erzählen, dass sie vergewaltigt wurde und der Beschuldigte ist der Sohn ihres ehemaligen Kommilitonen Mac. Nun muss Sara vor Gericht aussagen und sich dabei ihrer eigene Vergangenheit stellen. Ist es möglich, dass das, was ihr vor fünfzehn Jahren widerfahren ist, mit Dani in Verbindung steht?
Schon seit ich vor vielen Jahren Karin Slaughters Buch Belladonna gelesen habe, gehört sie zu meinen Lieblingsautorinnen. Ihr Schreibstil ist einfach genial, denn sie schafft es, dass man das Geschehen direkt vor dem inneren Auge mitverfolgt und gleichzeitig mit ihren Figuren eine Beziehung aufbaut. Ich freue mich jedes Mal, Sara und Will wiederzutreffen.
Dabei sind die Fälle, die der GBI Beamte Will Trend und Gerichtsmedizinerin Sara Linton bearbeiten, oftmals wirklich harter Tobak. Dieses Mal muss sich Sara ihrer Vergangenheit stellen und damit auch ihrer Vergewaltigung im Grady Hospital. Dadurch ist der Fall absolut spannend und die Atmosphäre teilweise erdrückend und beklemmend. Die Ermittlungen führen in die Vergangenheit und doch tauchen während der Ermittlungen ständig Bezüge zur Gegenwart auf. Wie abwertend die Männer über Frauen reden, macht fassungslos und wütend und wie selbstverständlich sie sich im Recht fühlen einfach nur erschreckend.
Die Handlung ist dieses Mal sehr komplex, Slaughter holt oftmals weit aus und schweift in die Vergangenheit. Dadurch, dass auch die persönlichen Geschichten der Protagonisten weitererzählt wird oder in Rückblicken dargestellt ist, macht es Sinn, die Bücher auch in chronologischer Reihenfolge zu lesen. Gerade in diesem Fall würde man hier zwar dank der ausschweifenden Erklärungen halbwegs parat kommen, trotzdem fühlt man viel mehr mit, wenn man die Charaktere kennt.
Mit ihren Protagonisten gelingt es Karin Slaughter auch immer wieder, dass ich mich fühle wie beim nach Hause kommen. Will und Sara, aber auch Faith sind mir richtig ans Herz gewachsen. Sie haben eine eigene Dynamik untereinander und man spürt, dass sie sich gut kennen. All das macht sie einfach authentisch und glaubwürdig.
Aber auch die Antagonisten werden extrem gut gezeichnet und sie lassen den Leser zwischen entsetzt, ungläubig und fassungslos zurück.
Mein Fazit: Karin Slaughter schafft es immer wieder aufs Neue, mich von ihren Büchern zu überzeugen. Auch mit dem elften Band der Reihe rund um Sara Linton konnte sie mich fesseln und ich habe das Buch erst aus der Hand legen können, als es beendet war. Für Liebhaber der Reihe ein Muss und für die, die diese nicht kennen: fangt endlich an!