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Readaholic

Bewertungen

Insgesamt 380 Bewertungen
Bewertung vom 19.02.2021
Der Solist
Seghers, Jan

Der Solist


ausgezeichnet

Gigantisch gut
Neuhaus, Ermittler beim BKA, wird für einen Sondereinsatz von Frankfurt nach Berlin geschickt. Die Kollegen von der Sondereinheit Terrorabwehr, kurz SETA, sind nicht gerade begeistert darüber, dass Neuhaus ihnen bei der Aufklärung des Mordes an dem jüdischen Aktivisten David Schuster quasi vor die Nase gesetzt wird. Nur die deutsch-türkische Kollegin Grabowski ist offen für eine Zusammenarbeit und lässt sich von Neuhaus’ kurz angebundener Art nicht abschrecken.
Es wird davon ausgegangen, dass der Mörder aus islamistischen Kreisen stammt, da bei der Leiche ein Bekennerschreiben des „Kommando Anis Amri“ gefunden wurde. Neuhaus und Grabowski suchen daher zunächst im Dunstkreis um den Terroristen Anis Amri, der den Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz begangen hatte, nach dem Schuldigen. Dann wird eine zweite Person ermordet. Dieses Mal handelt es sich um eine bekannte muslimische Anwältin. Was verbindet die beiden Opfer?
Die Geschichte spielt kurz vor der letzten Bundestagswahl 2017. Die Themen, die dieser Roman behandelt, sind so aktuell wie damals: Fremdenhass, islamistische Gewalt, Rechtsextremismus, auch in den Reihen der Polizei.
Jan Seghers Schreibstil hat mir ausnehmend gut gefallen. Seine Sätze sind kurz und prägnant mit einer gehörigen Portion Wortwitz. Es war ein Vergnügen, diesen Roman zu lesen, zumal er auch durchgehend spannend und hervorragend recherchiert ist.

Für mich war dies der erste Roman von Jan Seghers, aber mit Sicherheit nicht der letzte. Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung der Reihe um den eigenwilligen Ermittler Neuhaus. Möglicherweise wird ja auch Suna-Marie Grabowski darin wieder eine Rolle spielen?

Bewertung vom 14.02.2021
Die Frau vom Strand (eBook, ePUB)
Johann, Petra

Die Frau vom Strand (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Rebecca lebt seit einer Fehlgeburt, nach der sie Hamburg verlassen wollte, mit ihrer Frau Lucy in dem beschaulichen Küstenort Rerik an der Ostsee. Sie haben sich ein Häuschen in Strandnähe gekauft. Inzwischen haben sie ein kleines Mädchen, Greta. Während Rebecca die ganze Woche mit Greta in Rerik ist, arbeitet Lucy in Hamburg und verbringt nur die Wochenenden und einen Abend unter der Woche in Rerik.
Eines Morgens lernt Rebecca, die sehr zurückgezogen lebt, unter ziemlich ungewöhnlichen Umständen am Strand eine junge Frau kennen. Die beiden sind sich sympathisch und verabreden sich jeden Tag für den Rest der Woche. Am Samstag möchte Rebecca Lucy die neue Freundin vorstellen, doch Julia taucht nicht auf, sie ist wie vom Erdboden verschwunden. Rebecca versteht die Welt nicht mehr und beginnt, nach Julia zu suchen, dabei merkt sie, dass Julia nicht mit offenen Karten gespielt hat.
Nach einer Auseinandersetzung mit Lucy verschwindet Rebecca mit Greta. In dieser Nacht kommt Lucy ums Leben. Ein Nachbar findet sie am nächsten Morgen tot am Strand. Bald ist klar, dass es kein Unfall war. Wer hatte einen Grund, die überaus beliebte Lucy umzubringen?
„Die Frau am Strand“ ist ein gut konstruierter und packender Kriminalroman, als Thriller würde ich das Buch allerdings nicht bezeichnen. Momentan scheint dies eine Unart zu sein, jedes Buch als „Thriller“ anstatt als Kriminalroman oder Roman auszuweisen. Ich finde das äußerst ärgerlich. In diesem Fall ist die Story wenigstens wirklich spannend. Die Autorin hat es geschafft, mich mit unvorhersehbaren Wendungen immer wieder zu überraschen. Mir hat die Lektüre großen Spaß gemacht.

Bewertung vom 25.01.2021
Das Verschwinden der Erde
Phillips, Julia

Das Verschwinden der Erde


sehr gut

Unbekanntes Kamtschatka

„Das Verschwinden der Erde“ spielt in einem Teil der Welt, von dem ich rein gar nichts wusste, schon allein deshalb wollte ich dieses Buch lesen. Das Buch beginnt mit der Entführung zweier kleiner Mädchen. Es wird viel Spannung aufgebaut und ich war gespannt zu lesen, wie es weitergeht. Immerhin war das Buch als literarischer Thriller angekündigt. Was dann folgte, waren voneinander unabhängige Kapitel über Frauen, die alle irgendetwas mit der Entführung verband. Dies wurde jedoch sehr weit ausgelegt, es reichte schon, dass der Freund der einen Frau an der Suchaktion teilgenommen hatte oder eine andere Sekretärin an der Schule war, die die entführten Mädchen besuchten. Wer also erwartet, dass es sich um eine fortlaufende Ermittlung handelt, wird enttäuscht.
Ich fand die einzelnen Kapitel nicht uninteressant. Kamtschatka ist eine Halbinsel in Russland, die lange Zeit regelrecht von der Außenwelt abgeschnitten war. Für manchen war das „die gute alte Zeit“, denn es kamen keine Touristen oder Gastarbeiter ins Land. Es gibt dort etliche indigenen Bevölkerungsgruppen, beispielsweise Ewenen und Tschutschuken, die dunkelhäutiger sind und von vielen „Weißen“ mit Argwohn betrachtet werden. Diesen unterschwelligen Rassismus und die damit verbundenen Vorurteile spricht das Buch auch an.
Die Sprache der Autorin hat mir sehr gut gefallen, sie ist sehr bildhaft und lyrisch. Ich mag eigentlich kaleidoskophafte Bücher, in denen jedes Kapitel ein Teil eines Puzzles ist. Aber der Sinn der einzelnen Kapitel hat sich mir nicht immer erschlossen. Es war auch ausgesprochen anstrengend, die vielen Namen auseinanderzuhalten. Es gab zwar eine Auflistung der Hauptpersonen und –familien, aber trotzdem war es nicht einfach, nicht zuletzt deshalb, weil viele der Personen mit ihrem Kosenamen bezeichnet wurden, z.B. Jekaterina, genannt Katja, Alexandra, genannt Sascha usw.
Meine Hauptkritik bezieht sich auf den Klappentext, der einfach vollkommen irreführend ist. Doch dafür kann die Autorin nichts. Was allerdings der Autorin anzulasten ist, ist der für mich unbefriedigende Schluss. Es bleiben viele Fragen offen, die ich hier allerdings nicht stellen kann ohne zu spoilern.
Die bildhafte Sprache hat für mich vieles wettgemacht, aber das Buch war bei weitem nicht so spannend wie erhofft. Durch manche Kapitel habe ich mich regelrecht gequält und die auf der Rückseite des Covers geäußerte Meinung, dass dieses „Meisterwerk in einer einzigen Nacht verschlungen werden kann“, kann ich nicht teilen. Es ist ein Buch, das in mir nachwirkt und ich bereue nicht, es gelesen zu haben, aber man darf keineswegs einen spannenden Thriller erwarten.

Bewertung vom 20.12.2020
Der Bruder
Katzenbach, John

Der Bruder


gut

Sloane Connelly ist Architekturstudentin kurz vor ihrem Abschluss. Sie lebt ein abgeschiedenes Leben ohne viele soziale Kontakte. Von ihrem Freund Roger will sie sich trennen. Als sie ihre Mutter, zu der sie ohnehin kein enges Verhältnis hat), nicht telefonisch erreichen kann, fährt sie hin und muss erfahren, dass diese sich wohl umgebracht hat. Ihre Mutter hat ihre Angelegenheiten geregelt und Sloane alles vermacht, einschließlich eines Revolvers und der Nachricht, sie solle so schnell wie möglich das Weite suchen. Einen Grund dafür nennt ihr die Mutter nicht.
Die Leiche der Mutter wird nicht gefunden und Sloane kehrt in ihr Studentenleben zurück. Bald darauf wird sie von einem Anwalt kontaktiert, der ihr im Namen seines Mandanten ein äußerst lukratives Angebot unterbreitet: sie soll ein Denkmal für 6 Personen entwerfen. Mehr erfährt sie nicht, noch nicht mal den Namen des Auftraggebers. Sloanne wittert die Chance ihres Lebens und nimmt den Auftrag an. Mit der Namensliste der sechs Personen im Gepäck reist sie durchs Land, um mehr über sie herauszufinden. Was sich ihr offenbart, ist ziemlich verstörend...
„Der Bruder“ ist ein Verwirrspiel, wie man es von Katzenbach kennt. Manche Abschnitte sind äußerst spannend und man möchte das Buch kaum aus der Hand legen, doch dann gibt es auch leider wieder lange Passagen, die unglaublich in die Länge gezogen sind. Das Ende des Buchs empfand ich als äußerst schwach. Das Buch ist mit Sicherheit nicht Katzenbachs bestes. Es ist okay, mehr aber auch nicht.

Bewertung vom 03.12.2020
Dark
Fox, Candice

Dark


ausgezeichnet

Blair Harbour, in ihrem früheren Leben Kinderchirurgin, wurde wegen Mordes an einem Nachbarn verurteilt und ist mittlerweile wieder in Freiheit. Ihre Approbation wurde ihr entzogen, deshalb jobbt sie in einer Tankstelle in einer nicht sonderlich sicheren Gegend, die prompt eines Abends überfallen wird. Die jugendliche Täterin entpuppt sich als die Tochter ihrer früheren Zellengenossin Sneak. Diese taucht entgegen der Bewährungsauflagen bei Blair auf und bittet sie, ihr bei der Suche nach ihrer Tochter Dayly zu helfen.
Jessica Sanchez, Ermittlerin bei der LAPD, ist den Lesern schon aus früheren Büchern bekannt. In ihrem letzten Fall löste sie den Mord an einer jungen Frau. Aus Dankbarkeit für ihre Hartnäckigkeit bei der Aufklärung des Verbrechens vererbt der Vater der jungen Frau Jessica sein millionenschweres Anwesen, was Jessica zur meistgehassten Frau im Kollegenkreis macht. Ihr stinkfauler Kollege Wallert ist der Meinung, die Hälfte der Villa gehöre ihm, und auch die Mehrzahl der anderen Polizisten gönnt Jessica das Erbe nicht. Als es zu einem gefährlichen Einsatz kommt, lässt Wallert Jessica im Stich, was sie fast das Leben kostet.
Im übrigen ist Jessica ausgerechnet die Polizistin, die Blair vor Jahren des Mordes überführte. Als sie jetzt durch Zufall Blairs 11jährigen Sohn Jamie kennenlernt, beschließt sie, den alten Fall noch einmal aufzurollen. Mit interessanten Ergebnissen...
„Dark“ ist ein ungeheuer spannender Krimi, in dem es vor brutalen Tätern (und Täterinnen!) nur so wimmelt. Er ist definitiv nichts für schwache Nerven. Obwohl ich normalerweise keine Krimis mag, in denen das Blut literweise fließt, konnte ich diesen kaum aus der Hand legen. Absolute Leseempfehlung und 5 Sterne!

Bewertung vom 16.11.2020
Ohne Schuld / Polizistin Kate Linville Bd.3
Link, Charlotte

Ohne Schuld / Polizistin Kate Linville Bd.3


ausgezeichnet

Die Ermittlerin Kate Linville hat beschlossen, in die Dienststelle von Caleb Hale bei der North Yorkshire Police zu wechseln. Umso größer ist ihre Enttäuschung, als sie bei Dienstantritt feststellt, dass Caleb Hale suspendiert wurde. Ihr neuer Vorgesetzter ist der unsichere Robert Stewart, dem Caleb indirekt die Suspendierung zu verdanken hat. Keine gute Ausgangslage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Dazu kommt, dass die Dienststelle unterbesetzt ist und es mehr als genug Arbeit für die Beamten gibt.
Da ist zunächst der rätselhafte Fall, in dem ein Unbekannter im Zug die aus Russland stammende Xenia Paget erschießen wollte. Kurze Zeit später wird ein Attentat auf die allseits beliebte Lehrerin Sophia Lewis verübt. Bei ihrem morgendlichen Workout wird ihr Fahrrad durch einen über den Weg gespannten Draht zu Fall gebracht. Als Sophia schwer verletzt am Boden liegt, wird auf sie geschossen, doch die Kugel verfehlt ihr Ziel. Obwohl die beiden Frauen sich nicht kennen und auf den ersten Blick rein gar nichts gemeinsam haben, stellt sich heraus, dass auf beide mit derselben Waffe geschossen wurde.
Kate beginnt die Vergangenheit der beiden Frauen zu durchleuchten und geht jedem noch so kleinen Hinweis nach. Auch Caleb Hale macht sich Gedanken zu den Fällen. Kate ist froh, sich mit ihm austauschen zu können.
Nach und nach kommt ein Puzzleteil zum nächsten und Kate nähert sich der Lösung der Fälle. Dabei begibt sie sich selbst in Lebensgefahr...
„Ohne Schuld“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Ich mag Charlotte Links Schreibstil sehr und finde auch die Personen sehr gelungen. Weder Kate noch Caleb sind die typischen Superhelden-Ermittler. Kate hat mit mangelndem Selbstwertgefühl zu kämpfen, Calebs Feind ist der Alkohol.
Die Ermittlungen kommen nur langsam voran, mühsame Polizeiarbeit geht der Lösung des Falls voraus. Dies macht den Roman für mich glaubhaft. Nicht jedes Detail wird am Ende aufgeklärt, und so muss sich der Leser bis zum nächsten Fall gedulden, bei dem Caleb Hale, der beschlossen hat, dem Polizeidienst den Rücken zu kehren, hoffentlich trotzdem – vielleicht als Privatdetektiv? – in Erscheinung treten wird. Für mich ein rundum gelungener Krimi, bei dem Charlotte Link-Fans auf ihre Kosten kommen.

Bewertung vom 10.11.2020
Die Krieger / Nick Marzek ermittelt Bd.1
Maurer, Martin

Die Krieger / Nick Marzek ermittelt Bd.1


sehr gut

Der Berliner Kommissar Nick Marzek ist nach dem Tod seiner Frau am Boden zerstört. Sein Freund Aki, Kommissar in München, bietet ihm an, nach München in die Mordkommission zu wechseln. Nick nimmt das Angebot an. Schon bald findet im Rotlichtbezirk Münchens ein schrecklicher Brandanschlag statt. Was zunächst wie ein Bandenkrieg um die Vorherrschaft im Rotlichtmilieu aussieht, bekommt eine politische Dimension, als ein mit Hakenkreuzen und Runen versehenes italienisches Bekennerschreiben einer Gruppe Ludwig eintrifft, einer Gruppe, die sich schon zu verschiedenen Anschlägen in Europa, vornehmlich in Italien, bekannt hat. Ein Ermittler soll vor Ort in Italien recherchieren und die Wahl fällt auf Nick. Da dieser jedoch der italienischen Sprache nicht mächtig ist, wird ihm aus Mangel an Alternativen die italienische Putzfrau der Mordkommission, Graziella, zur Seite gestellt, die für ihn übersetzen soll. In Italien angekommen, stellt Nick fest, dass Graziella sich mit dem Lesen schwer tut, was aus dem Durchforsten der Aktenberge eine Mammutaufgabe macht. Trotzdem ist Graziellas Hilfe Gold wert, denn sie versteht die Mentalität der italienischen Kommissare und schafft es sogar, Nick ein Stück weit mit ihrer Lebensfreude anzustecken.
Das ungewöhnliche Duo besucht die Orte in Italien, an denen die Anschläge der Gruppe Ludwig stattgefunden haben und erhalten Amtshilfe der italienischen Polizei und eines mittlerweile pensionierten Ermittlers, den die ungelösten Fälle jedoch nie losgelassen haben.
Die Geschichte, die auf wahren Tatsachen beruht, spielt im Jahr 1984. Der Anschlag auf die Diskothek Liverpool in München hat tatsächlich stattgefunden und auch die Gruppe Ludwig ist real. Die Ermittler und die abenteuerliche Reise nach Italien sind jedoch fiktiv. Martin Maurer ist es gelungen, aus dem nach wie vor in Teilen ungelösten Fall einen spannenden Roman mit zeitgeschichtlichem Hintergrund zu machen. Das Ende habe ich als ein wenig unbefriedigend empfunden, da nicht alle Fragen geklärt werden, aber dass ein oder mehrere Mittäter der Gruppe Ludwig nie gefasst wurden, entspricht nun einmal den Tatsachen, an die sich der Autor gehalten hat. Ein gut recherchierter, spannender und gleichzeitig unterhaltsamer Krimi!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.11.2020
Mord in Highgate / Hawthorne ermittelt Bd.2
Horowitz, Anthony

Mord in Highgate / Hawthorne ermittelt Bd.2


sehr gut

Amüsanter klassischer Whodunnit
Der renommierte Scheidungsanwalt Richard Pryce wird erschlagen in seinem Haus in Highgate aufgefunden. Mordwaffe war eine ausgesprochen teure Flasche Wein, was seltsam ist, da Pryce keinen Alkohol trank. An die Wand hat jemand die Zahl 182 gemalt. Ein Hinweis auf den Mörder?
Der Ex-Polizist Hawthorne wird von Scotland Yard damit beauftragt, parallel zu den Ermittlungen der Polizei ebenfalls zu ermitteln, woraufhin dieser den Schriftsteller Anthony Horowitz informiert und in seine Ermittlungen einbezieht. Horowitz ist sozusagen sein persönlicher Biograph, der die genialen Ermittlungsmethoden Hawthornes für die Nachwelt festhalten soll. Kein besonders dankbarer Job, doch dummerweise hat Horowitz mit seinem Verlag einen Vertrag über eine 3-teilige Bücherreihe über Hawthorne abgeschlossen.
Trotz anfänglicher Vorbehalte weckt der Fall jedoch auch Horowitz’ kriminalistischen Ehrgeiz. Die Liste der Verdächtigen ist lang. Hängt der Mord an Pryce womöglich mit einem Jahre zurückliegenden Unglück in einer Höhle zusammen? Damals war Pryce zusammen mit zwei alten Studienfreunden unterwegs, als einer von ihnen, von plötzlichen Regenfällen überrascht, in der Höhle ertrank. Besonders mysteriös wird es, als der andere Teilnehmer der damaligen Expedition, ebenfalls zu Tode kommt. Doch auch eine feministische Autorin, deren Ex-Ehemann sich bei der Scheidung von Pryce vertreten ließ und die in aller Öffentlichkeit Pryce ein Glas Wein überkippte, kommt als Täterin infrage.
Horowitz ist ein Meister im Legen von (falschen) Fährten. Jedes Mal, wenn ich dachte, den Mörder zu kennen, nahm die Geschichte eine neue Wendung und die Geschehnisse erschienen in einem neuen Licht.
Es ist äußerst amüsant, wie Anthony Horowitz quasi über sich selbst schreibt und Reales und Fiktives miteinander vermischt. Sein Sprachwitz ist unübertroffen, ich habe mich köstlich amüsiert. Allerdings fehlte mir ein wenig die Spannung. Der eigentliche Kriminalfall hat mich nicht so gefesselt wie das Drumherum. Warum ist Hawthorne so zugeknöpft und gibt nicht Privates preis? Welches Geheimnis aus der Vergangenheit versucht er um jeden Preis zu verbergen? Eine Antwort auf diese Frage wird in diesem Band nicht gegeben, so muss sich der Leser wohl oder übel bis zum nächsten Band der Reihe gedulden.

Bewertung vom 27.10.2020
Wolfssommer / Hanna Wester Bd.1 (2 MP3-CDs)
Rosenfeldt, Hans

Wolfssommer / Hanna Wester Bd.1 (2 MP3-CDs)


ausgezeichnet

Ausnahmezustand in Haparanda
In der Nähe der schwedischen Kleinstadt Haparanda werden zwei tote Wölfe gefunden. An und für sich nichts Ungewöhnliches, immer wieder kommt es vor, dass Wölfe vergiftet werden. Doch dieses Mal finden sich menschliche Überreste im Magen der Wölfe. Die Polizisten, die sich sonst eher mit Falschparkern und Eigentumsdelikten beschäftigen, machen sich auf die Suche nach der Leiche und werden fündig. Es stellt sich heraus, dass der Tote an einem Drogendeal beteiligt war, doch die Drogen sind verschwunden. Auch der Besitzer der Drogen, ein russischer Mafiaboss, wüsste gerne, wo sein Eigentum abgeblieben ist und schickt die Profikillerin Katja in den verschlafenen Ort. Sie findet bald Hinweise und bringt auf der Suche nach den Drogen mehrere Menschen um, doch sowohl die Drogen als auch eine größere Summe Bargeld bleiben verschwunden.
Die Ermittler vor Ort haben derweil noch ganz andere Probleme. Hannah Wester spürt zum Beispiel, dass ihr Mann etwas vor ihr verheimlicht. Er weicht ihren Fragen aus, geht ihr aus dem Weg. Hat er etwa eine Geliebte? Auch im Team hat so mancher etwas zu verbergen. Zum Beispiel befindet sich ein Maulwurf unter ihnen...
„Wolfssommer“ ist ein ausgesprochen spannender Krimi mit vielen verschiedenen Handlungssträngen, was am Anfang etwas verwirrend ist, doch am Schluss wird –fast- alles aufgelöst. Allerdings bleiben auch etliche Fragen offen und es ist zu hoffen, dass eine Fortsetzung nicht allzu lang auf sich warten lässt.
Ich habe „Wolfssommer“ als Hörbuch gehört, ganz hervorragend gelesen von Vera Teltz. Spannende Unterhaltung garantiert.

Bewertung vom 14.10.2020
Kalmann
Schmidt, Joachim B.

Kalmann


ausgezeichnet

Auf Kalmann ist Verlass
Kalmann Odinsson lebt in Raufarhöfn, einer kleinen Gemeinde im menschenleeren Nordosten Islands. Früher, als es noch Heringsschwärme gab, war es ein prosperierender Ort, doch diese Zeiten sind längst vorbei. Jetzt zählt Raufarhöfn nur noch 173 Einwohner. Auch Touristen verirren sich nur selten in die Gegend. Das Leben in Raufarhöfn ist beschaulich bis zu dem Tag, an dem der reichste Mann des Ortes, Robert McKenzie, spurlos verschwindet. Allerdings nicht ganz spurlos, denn Kalmann findet während der Fuchsjagd eine große Blutlache im Schnee. Wurde Robert McKenzie etwa an dieser Stelle ermordet?
Bald steht Kalmann im Mittelpunkt des Interesses von Polizei und Medien. Kalmann ist, wie sein Großvater immer sagte, „besonders“. Mit über 30 hat er das Bewusstsein eines Kindes, doch er ist mutig und ehrlich und im Dorf durchaus angesehen, nicht nur, weil er den zweitbesten Gammelhai Islands herstellt. Den besten machte Kalmanns Großvater, der inzwischen jedoch dement in einem Pflegeheim lebt.
Kalmanns Vater, ein Amerikaner, den er nur einmal als Kind zu Gesicht bekam, vererbte ihm eine Mauser, einen Sheriffstern und den dazu passenden Hut. So ausgestattet patroulliert Kalmann die Straßen von Raufarhöfn und sorgt dafür, dass alles seine Ordnung hat.
Seit sein Großvater im Pflegeheim lebt, ist Kalmann viel allein. Seine Mutter arbeitet in einer größeren Stadt, seinen einziger Freund Noi kennt er nur vom Computerbildschirm und die wenigen Frauen im Ort, die ihm gefallen, sind alle schon vergeben.
Wir begleiten Kalmann in seinem Alltag, erfahren viel von seinen Gedanken und erfahren durch seine Augen die grandiose Natur Islands. Es ist ein ruhiger und poetischer Roman, der Kriminalfall steht nicht unbedingt im Vordergrund, auch wenn manches eine überraschende Wende nimmt und sich als ganz anders herausstellt als zunächst angenommen. Ein besonderer Protagonist und ein ungewöhnliches Buch.