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magicadehex
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Norrköping
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Ich bin eine Deutsche, die der Liebe wegen in Schweden lebt. Zudem bin ich eine Buchliebhaberin, Rezensentin, Testleserin und Buch-Bloggerin.

Bewertungen

Insgesamt 230 Bewertungen
Bewertung vom 02.10.2015
Truthahn, Mord und Christmas Pudding / Null-Null-Siebzig Bd.4
Ferber, Marlies

Truthahn, Mord und Christmas Pudding / Null-Null-Siebzig Bd.4


ausgezeichnet

Ein Ex-Agent muss seinen wohl schwersten Fall lösen ...
James Gerald, ist siebzig Jahre alt, er ist ein ehemaliger Spitzenagent des englischen Secret Intelligent Service (SIS). Aber seine eigentlich wohlverdiente Pension kann er nicht genießen, zu viele Störfaktoren hindern ihn daran. Zum Glück kann er immer noch messerscharf kombinieren und hegt zudem eine gehörige Portion Misstrauen gegen ihm Unbekannte. Seine drei Jahre jüngere Freundin Sheila Humphrey, die übrigens ebenfalls beim SIS tätig war, jedoch nicht als aktive Agentin, bringt seine Ruhe gehörig durcheinander. Sheila kümmert sich nicht nur rührend um den kleinen dreijährigen Jamie, einen Satansbraten – wie James findet, Großsohn einer verflossenen Liebe ihrer Mutter, sie hat sich außerdem einen kleinen Hund, Higgins, zugelegt und als ob dies nicht schon genug wäre, taucht urplötzlich wie aus dem Nichts ein Jugendfreund von ihr auf, dem James (zurecht?) misstraut. Als dann Sheilas beste Freundin Rosalind auf brutale Weise ermordet wird, muss James ermitteln, vielleicht in seinem schwersten Fall, denn er ist in großer Sorge um Sheilas Sicherheit.

Ich bin wunderbar in die Geschichte hinein gekommen und fühle mich bereits wie in die Vorweihnachtszeit versetzt. Ein Buch mit dem man schöne und spannende Lesestunden auf dem Sofa bei einer guten Tasse Tee verbringen kann. Die Autorin Marlies Ferber hat herrliche und in sich stimmige Charaktere erschaffen, z.B. Sheila, eine agile, temperamentvolle und willensstarke Person wird von der Autorin regelrecht zum Leben erweckt, doch auch die Nebencharaktere sind ihr ebenfalls bestens geglückt. Marlies Ferber schafft es jede Situation bis in die liebevoll gestalteten Details zu schildern,so dass ich die Szenen wie einen Film vor meinem geistigen Auge ablaufen sehe. Es gelingt der Autorin uns Leser lange im Unklaren zu lassen, wer hinter den schrecklichen Vorkommnissen steckt und warum sie geschehen, eine Eigenschaft, die ich an guten Krimis besonders schätze.

Obwohl dies der erste Band ist, den ich aus Marlies Ferbers Reihe um den Ex-Agenten James Gerald gelesen habe, so ist es mir dennoch mehr als leicht gefallen, die Charaktere kennen und lieben zu lernen; der neu vorliegende Band eignet sich hervorragend um ihn absolut unabhängig und gut als Solo-Band zu lesen. Trotzdem landen die ersten drei Bücher der Reihe nun auf meiner Wunschliste. Ich vergebe dem Buch seine mehr als verdienten fünf von fünf möglichen Sternen und möchte es sehr gerne weiter empfehlen, gerade anglophil angehauchte Leser werden es lieben und es passt außerdem hervorragend in die anstehende Vorweihnachtszeit und kann jedem Krimiliebhaber den grauen November versüßen.

Bewertung vom 21.09.2015
Experiri
Durrani, Katharina

Experiri


ausgezeichnet

Die Abenteur der jungen Ina - Ein beeindruckendes SF-Erstlingswerk

Ina ist fünf Jahre alt, als sich ihre Eltern von ihr verabschieden, nachdem sie das Mädchen in die Obhut der Großmutter übergeben haben. Schon bei der überstürzten Abreise hat das Mädchen das Gefühl, ihr Daheim nie wieder zu sehen. Ein Jahr später werden die Eltern und Inas kleine Schwester Theresa offiziell für tot erklärt, nachdem ihr Auto ausgebrannt aufgefunden wurde, ohne irgendwelcher Anzeichen des Überlebens der Restfamilie. Inzwischen ist Ina zu einer jungen Frau von 20 Jahren herangereift, ihre Großmutter hat sie ein Jahr zuvor durch eine Herzerkrankung verloren. Nachdem sich ihr Freund vor drei Wochen von ihr getrennt hat, fühlt sich Ina nun ein wenig verlassen von der Welt, zu viele Verluste hat sie in ihrem jungen Leben durchgemacht. Ihre beste Freundin Eva ermuntert Ina dazu eine Fahrradtour mit ihr zusammen zu unternehmen, sie weiß, ihre Freundin braucht jetzt in erster Linie Abwechslung, um aus ihrer Niedergeschlagenheit heraus zu finden. Während der Fahrradtour beginnt Ina, seltsame Vorgänge wahrzunehmen, für die sie keine Erklärung findet. Wieder einmal wird ihr Leben komplett verändert und sie stürzt von einem Abenteuer in das nächste.

Experiri erweist sich als ein unterhaltsames Leseereignis, das durch die schöne Sprache der Autorin geprägt ist und durch ihrem flüssigen Schreibstil besticht. Katharina Durrani versteht es, einen Spannungsbogen aufzubauen und ihn den gesamten Roman hindurch aufrecht zu erhalten. Für mich ist Experiri ein hochwertig qualitativer Sciencefiction-Roman, wohlgemerkt das Erstlingswerk der Autorin, mit allen Elementen, die er für sein Genre benötigt. Die Charaktere sind Katharina Durrani hervorragend geglückt, ich konnte während des Lesens mit der Protagonistin mitfiebern und habe das Buch an einem Wochenende verschlungen.

Ich vergebe dem Buch seine verdienten fünf von fünf möglichen Sternen, denn die Autorin konnte mich mit ihrem Buch überzeugen und von der ersten bis zur letzten Seite einfangen und mitnehmen. Experiri von Katharina Durrani, ist ein spannender Sciencefiction-Roman - nicht nur für Jugendliche. Veröffentlicht wurde das Buch im Windsor-Verlag. Es ist außerdem als E-Book und in englischer Sprache verfügbar.

Bewertung vom 17.09.2015
Auf der Flucht
Gawhary, Karim El-;Schwabeneder, Mathilde

Auf der Flucht


ausgezeichnet

Auf der Flucht – gibt es Hoffnung für diese Generation?
Der Autor des Buches "Auf der Flucht - Reportagen von beiden Seiten des Mittelmeers" Karim El-Gawhary hat in einem Interview mit „Wienerin“ gesagt, „Manchmal fühle ich mich ohnmächtig“, seit über zwanzig Jahren berichtet der Journalist nun bereits als Nahost-Korrespondent über unter anderem die Flucht der Menschen. Dass er sich zeitweise hilflos und ohnmächtig fühlt kann ich nach der Lektüre des Buches nur allzu gut nachvollziehen. Zusammen mit Mathilde Schwabeneder hat er nun ein Werk vorgelegt, das aktueller und brisanter gerade zu dem jetzigen Zeitpunkt nicht hätte erscheinen können. Europa schottet sich ab, schließt seine Grenzen. Verschließt somit seine Augen für das Elend und die Not der Menschen, die kommen, weil sie Hilfe benötigen. An der Grenze zu Ungarn gab es gerade gestern erneut Ausschreitungen, die Polizei hat Flüchtlinge mit Tränengas und Wasserwerfern bekämpft. In den Gruppen befinden sich Frauen, Schwangere, Kinder, Babys. Das und ähnliches jeden Tag in den Nachrichten zu sehen, lässt mein Herz bluten.
Die beiden Autoren geben in ihrem Buch den Schicksalen einzelner Familien stellvertretend für die Schicksale unzähliger weiterer Familien ein Gesicht, denn sie erzählen uns Lebens-Geschichten, die berühren, traurig machen und das sollten wir alle nicht vergessen, auch uns ganz genauso geschehen könnten. Das Buch ist aufgeteilt in Abschnitte, die uns Lesern berichten von der Gnade des Geburtsortes, dem Schrecken von Krieg und Vertreibung, der Flucht aus Syrien, der Flucht im Irak, die Reise der Hoffnung, der Ausbeutung des Elends, dem Gesetz des Meeres. Im letzten Kapitel von "Auf der Flucht - Reportagen von beiden Seiten des Mittelmeers" versuchen die Autoren dann aber auch Hoffnung zu vermitteln, indem sie im Beispiel eines kleinen österreichischen Ortes aufzeigen, dass ein friedliches Zusammenleben mit Geben und Nehmen auf beiden Seiten möglich und erreichbar ist. Und das ist etwas, was wir in Österreich, Deutschland und Schweden in den letzten Wochen bereits verfolgen konnten, vielerorts engagieren sich Menschen, um Flüchtlingen zu helfen. Aber auch Wohnraum stellen Gemeinden zur Verfügung. Das Buch bietet zudem Fakten und Zahlen. Erklärungsansätze, stellt Fragen, auch die um eine verlorene Generation, legt Erschütterndes offen, von dem ein Normalbürger bisher keinerlei Kenntnisse hatte.
Ich wünsche mir sehr, dass das Buch zur Pflichtlektüre an allen Schulen in der Oberstufe eingeführt wird, hoffe aber auch, dass zumindest ein Teil der Bevölkerung Europas und ganz wichtig seine Politiker durch das Lesen dieses Sachbuches wachgerüttelt werden und endlich handeln. Wir müssen alle zusammen Geschlossenheit demonstrieren, wir können dieses immense Problem nur gemeinsam bewältigen und extrem wichtig, wir müssen Rassisten den Wind aus den Segeln nehmen und ihnen kein Forum bieten. Europa braucht eine einheitliche Politik zu diesem großen, humanitären Projekt, endlich verbindliche, dauerhafte Hilfe anzubieten, die Flüchtlinge nach einem Schlüssel zu verteilen und ihnen auf längere Zeit eine neue Heimat zu bieten. Dem Autor Karim El-Gawhary und seiner Co-Autorin Mathilde Schwabeneder vergebe ich für ihre Reportage fünf von fünf möglichen Sternen und ein persönliches Extra-Sternchen für ihre Tapferkeit und ihr unermüdliches Durchhaltevermögen im Kampf für Gerechtigkeit für alle Menschen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.09.2015
Billy
Einzlkind

Billy


ausgezeichnet

Auch Auftragskiller machen Fehler

Mit dem Roman Billy erzählt uns Team einzlkind die Geschichte von Billy, einem Auftragskiller. Billy ist in Schottland bei seinem Onkel und seiner Tante aufgewachsen. Er selbst hat seine Hippie-Eltern kurz nach seiner Geburt verloren, sie starben an einer Überdosis. Er liebt die Musik und die Philosophen, beide Vorlieben hat er geerbt, die zur Musik von seinen Eltern und die zur Philosophie von seinem Onkel. Der Onkel ist es auch, der Billys Leben verändert, als dieser 19 Jahre alt wird, bietet er ihm doch an, in seine Firma einzusteigen. Eine Firma, die Morde ausübt, allerdings werden nur Mörder getötet – der Gerechtigkeit wegen. Inzwischen ist Billy 34 Jahre alt und hat bereits 12 Morde begangen. Bevor Billy seine Opfer tötet, lässt er sich deren Lebensgeschichte erzählen, damit weckt er in seinen Opfern Hoffnung und sie beginnen um ihr Leben zu betteln, doch er erfüllt seine Aufträge pflichtbewusst. Nun hat er dieses eine Mal versehentlich den Falschen getötet, das bringt ihn selbst in große Schwierigkeiten. In Las Vegas, bei einem Treffen seiner Firma, bei der die nächsten Aufträge besprochen werden sollen, kommt es zur finalen Entscheidung.

Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, der Roman ist flüssig verfasst, so dass das Lesen angenehm ist. Die Geschichte ist durchaus als teilweise zynisch zu bezeichnen, einige Szenen muten bizarr an, was ich als ansprechend, abwechslungsreich und neuartig empfinde. Team einzlkind hat eine sonderbare Manier von Humor, die mich in geschmackvoller Art und Weise fasziniert hat.

Dem Buch vergebe ich fünf von fünf möglichen Sternen, denn es hat mich von der ersten bis zur letzten Seite wunderbar unterhalten und mitgenommen. Billy, ein Auftragskiller, der sich selbst vor seinen Taten mit Philosophie beruhigt und ablenkt ist eine tragische und doch liebenswerte Figur, mit der ich als Leserin gerne mitgefiebert habe und dessen Geschichte mir ein herrliches Lesevergnügen bereitet hat.

Bewertung vom 06.09.2015
Mädchenröte
Hartz, Cornelius

Mädchenröte


ausgezeichnet

Mädchenröte – ein Mord als Dessert
Familie Reichmann aus Hannover möchte die Herbstferien in einem Ferienhaus in Varde in Dänemark verbringen, alles soll in dieser Woche schön, exklusiv und ein wenig luxuriös sein. So zumindest hat es Ole Reichmann für sich und seine Familie geplant. Doch es soll anders kommen, denn die vierjährige Tochter Janine findet im Whirlpool eine Leiche. Welch ein Schock für die Familie! Da es sich bei dem Toten um einen Bürger Schleswigs handelt, schaltet die dänische Polizei die deutschen Kollegen ein. Diese erkennen mit einem Blick, um wen es sich bei dem Toten handelt: Hans-Werner Siggendiek, Geschäftsführer der Windkraftanlagen Njördwind, wurde mit einem Drahtgestell stranguliert und somit ermordet. Die so zusammengewürfelten Teams beginnen mit ihrer Arbeit. Da die Njördwind gerade mit sieben Millionen Euro in den Konkurs gegangen ist, finden sich baldigst Verdächtige aus dem Umkreis von ehemaligen Anlegern, die in die Windkraftanlage investiert hatten, und nun aufgebracht ihr Geld zurückfordern und einen Schuldigen suchen und den in Siggendiek gefunden zu haben glauben.

Mit „Mädchenröte“ ist dem Autor Cornelius Hartz ein kleines Glanzstück gelungen, ein Heimat-Krimi aus dem Norden Deutschlands. Sein Gemischtes Doppel, nämlich sein Schleswiger Team in Zusammenarbeit mit den dänischen Kollegen fungieren zu lassen, macht seinen Kriminalroman noch einmal spannender und lässt die Unterschiede zwischen der Arbeitsweise, dem technischen Equipment und der Charaktere beider Teams deutlich werden. Sein Schreibstil ist flüssig, leicht lesbar und unterhaltend. Mit seiner Kriminalkommissarin Anke Langenbrück hat der Autor eine Protagonistin erschaffen, die mir schnell ans Herz gewachsen ist. Selbst angeschlagen versucht sie den Fall zu lösen und arbeitet mit ihrem Team, trotz ihrer persönlichen Schwierigkeiten, die sie so ganz nebenbei zu verkraften hat, verbissen und mit eingebenden Geistesblitzen hart an der Aufdeckung des Falles.

Dem Buch vergebe ich verdientermaßen fünf von fünf möglichen Sternen. Gerne möchte ich den Krimi weiter empfehlen, an natürlich zum einen Leser, die den Norden ihre Heimat nennen, doch ebenso an Leser aus dem restlichen deutschsprachigen Raum, eben jene, die die Besonderheiten und Eigenarten von uns Norddeutschen kennen lernen möchten und einen qualitativ hochwertigen Kriminalroman mit ehrlicher Polizeiarbeit zu schätzen wissen.

Bewertung vom 02.09.2015
Die Würfel sind gefallen / Leona Bd.1
Rogneby, Jenny

Die Würfel sind gefallen / Leona Bd.1


ausgezeichnet

Siebenjähriges Mädchen verübt Bankraub – damit sind die Würfel gefallen
Ein kleines, siebenjähriges Mädchen, nackt und blutverschmiert, steht mitten in einer Bank. Niemand kann später sagen, wie es dorthin gekommen ist. Verängstigt presst es einen Teddybären an sich, neben ihm auf dem Boden steht ein Tonbandgerät. Eine Aufnahme wird abgespielt, die Stimme eines Mannes hallt durch den Raum, nur wenn dem Mädchen Geld ausgehändigt würde, bleibe ihm weiteres Leid und Verletzungen erspart, nur damit wäre das Leben des Kindes garantiert. Die Bankangestellten sind völlig perplex, wollen das Mädchen nicht in zusätzliche Gefahr bringen und händigen ihm sieben Millionen schwedische Kronen aus. Kurz darauf verschwindet es spurlos. Selbst Fährtenhunde können ihrem Geruch nicht folgen. Bei der Stockholmer Polizei wird der Fall, der die Presse sofort in Aufruhr versetzt, der 34-jährigen Ermittlerin Leona Lindberg, selbst Mutter zweier kleiner Kinder, übertragen. Die Arbeit erweist sich sehr schnell als äußerst schwierig für Leona, die nebenher noch ihre eigenen Konflikte auszutragen hat.

Mit „Leona – Die Würfel sind gefallen“ ist es der schwedischen Autorin Jenny Rogneby, die selbst als Ermittlerin bei der Stockholmer Polizei tätig war, geglückt, einen Kriminalroman in einem völlig neuartigen Stil zu verfassen. Mit ihrer Protagonistin Leona hat sie einen Charakter erschaffen, der gelinde ausgedrückt alles andere als liebenswert ist. Leona lebt nach ihren eigenen Regeln, möchte aus jeglicher Norm ausbrechen und ihr bisheriges Leben hinter sich lassen und dafür geht sie auch über von der Gesellschaft gesetzte Grenzen hinaus. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und leicht lesbar. Der Plot erfüllt mit purer Spannung, nicht zu überbietender Dramatik und nicht zu erwartenden Wendungen alle Anforderungen an einen ausgezeichneten sowie brisanten Kriminalroman.

Dem Buch verleihe ich fünf von fünf möglichen Sternen, und ich empfehle es gerne weiter an Leser, die Hochspannung ertragen können und das Kontroverse lieben, denn dieses Buch wird auf Grund seiner Hauptfigur Leona polarisieren, da bin ich mir ganz sicher.

Bewertung vom 02.09.2015
Himmel, Hölle, Mensch
Mansour, Monika

Himmel, Hölle, Mensch


ausgezeichnet

Ein Luzern Krimi, der das Prädikat "Pageturner" mehr als verdient
Am frühen Morgen des 1. August, dem Nationalfeiertag der Schweiz, wird auf einer Weide ein toter, nackter, junger Chinese gefunden. War es ein schrecklicher Unfall bei einer der im gesamten Land stattfindenden Feiern oder gar Mord? Da der Polizei ob der Nacktheit des Toten lediglich ein Tattoo als Anhaltspunkt für die Ermittlung der Identität zur Verfügung steht, erweist sie sich ziemlich schnell als äußerst schwierig. Kommissar Cem Cengiz ist eigentlich noch zu einem weiteren halben Jahr Schreibtischdienst verdonnert, doch Barbara Amato, die leitende Ermittlerin der Kriminalpolizei Luzern holt ihn vorzeitig ins Team zurück, denn sie benötigt jeden Mann für diesen Fall, der das Team in die Tattooszene führt, auf Menschenhändler stoßen lässt und sogar in die Tiefen der chinesischen Triaden blicken lässt. Für Cem persönlich werden die Wochen besonders hart, da er neben dem Fall auch noch sein Privatleben zu ordnen hat.

Mit „Himmel, Hölle, Mensch“ ist der Autorin Monika Mansour ein Meisterstück gelungen, ein Luzern Krimi, der mitreißender nicht sein könnte. Das Buch ist ein perfekter Cocktail aus niveauvoller Spannung, einem erstklassigem Plot, einem Spritzer Humor, einem guten Schuss Erotik und nicht zuletzt herrlichen Charaktern aller Figuren. Der Schreibstil der Autorin ist beachtenswert, flüssig und stimmig und ich bewundere Monika Mansour für ihre wunderbare Sprachwahl; richtig charmant wird das Buch durch die eingestreuten Schweizer Ausdrücke. Ein wahrer Pageturner, bei dem ich einerseits schnell das Ende wissen wollte und gleichzeitig nicht wollte, das er endet; ein Buch, das man nicht aus der Hand legen mag. Das Kopfkino konnte die Autorin ziemlich schnell bei mir starten und sie konnte mich bis zur letzten Seite mitnehmen und gut unterhalten.

Dem Buch vergebe ich seine mehr als verdienten fünf von fünf Sternen und noch einen gedachten Stern plus für die fabelhaft realen Dialoge, die das Buch so einzigartig machen. Sehr gerne möchte ich diesen Krimi weiter empfehlen, an Leser, die gerne vollständig abtauchen in ein Buch und sich faszinieren lassen wollen von einem rundherum erstklassigen Kriminalroman.

Bewertung vom 23.08.2015
Lichtblaue Sommernächte
Bold, Emily

Lichtblaue Sommernächte


ausgezeichnet

Sommernächte voller Erinnerungen - wunderschön und zutiefst wehmütig

Tim begeht zusammen mit seiner 13-jährigen Tochter Mia den fünften Geburtstag seiner kleinen Tochter Alyssa, ihr Geburtstagsgeschenk ist ein kleiner Hundewelpen, sie nennen ihn Rowdy, das Geschenk war eine Idee von Lauren, der Mutter der beiden Mädchen, doch Lauren kann diesen Geburtstag selbst nicht mehr miterleben. Wunderschön, gefühlvoll, eindringlich schreibt die Autorin Emily Bold diese Geschichte, ich kann den Schmerz fühlen, der über dieser Restfamilie liegt. Tim und Mia versuchen sich gegenseitig zu stützen, einander Kraft zu geben. Mia, die sich in den letzten Monaten sehr verändert hat, schon rein äußerlich: schwarzgefärbte Haare, Bikerboots, sie ist verschlossen und unnahbar; nun taut sie ein wenig auf wegen des kleinen Hundewelpen. Alyssa, die kindlich unbeschwert ist und sich darauf freut, ihrer Mama beim nächsten Besuch auf dem Friedhof, Rowdy vorzustellen.

Eine herzzerreißende Story mit Charakteren, die Tiefe versprechen und diese auch erfüllen. Ein Buch mit Momenten von verzweifelter Traurigkeit über einen viel zu frühen Abschied, mit Momenten der Hoffnung und des Erkennens und Momenten der Aufarbeitung der Zurückgebliebenen. Eindringlich und einfühlsam beschreibt die Autorin den Weg der zum Tode verurteilten Lauren, wie sie versucht, den Weg, den sie alle zusammen gehen müssen, ihren Liebsten erträglich zu machen und dann erkennt, sie muss auch an sich denken und ein Stück weit egoistisch sein, um erträglich und friedlich gehen zu können. Wie die Familienmitglieder verschieden mit ihrer Trauer umgehen und aus der Schwärze herauszufinden versuchen.

Ich vergebe dem Buch fünf von fünf möglichen Sternen, da mich das Gewicht der Geschichte beeindruckt, mit der die Autorin schreibt und mich ihre Sprachwahl und ihr Gefühl für Sprache faszinieren und die Story trotz ihrer Traurigkeit und Melancholie ebenso Lichtblicke und Hoffnung vermittelt, das macht sie rund und stimmig. Emily Bold selbst sagt zu ihrem Buch, es sei ihre Liebeserklärung an das Leben und ich kann ihr da nur voll und ganz zustimmen, genauso habe ich beim Lesen ebenfalls gefühlt.

Bewertung vom 14.08.2015
Wintergäste / Familie Boysen Bd.1
Volks, Sybil

Wintergäste / Familie Boysen Bd.1


ausgezeichnet

Als Inge Boysen die Augen aufschlägt, sieht sie Schwarz; der Spiegel gegenüber ihrem Bett zeigt nicht wie gewohnt ihren weißen Haarschopf, er ist abgehängt, das Zimmer völlig abgedunkelt. Da muss sie wohl tot sein, denkt sich Inge; keinesfalls jedoch hätte sie gedacht, dass man als Tote immer noch denken würde. Aber nein, Inges Tod ist ein Fehlalarm, doch da haben sich ihre Kinder und Schwiegerkinder sowie Enkelkinder samt dem Ungeborenem in Tochter Gesas Bauch bereits auf den Weg gemacht zu ihr auf die Insel und das kurz vor Silvester. Im Gepäck bringen sie alle ihre Probleme und Streitigkeiten mit. Gerade auf der Insel angekommen, hindert ein Schneesturm die Familienmitglieder daran, sofort wieder abzureisen. Nun müssen sie sich auseinander setzen mit sich selbst und ihren Konflikten. Da ist Gesa, die älteste Tochter Inges; die Frauenärztin hat sich von ihrem Ehemann Jochen getrennt und ist gerade hochschwanger von ihrem Geliebten Matteo, den sie ziemlich verklärt durch eine rosarote Brille sieht. Jochen, ein Sozialarbeiter, würde Gesa gerne zurück gewinnen, doch zu den gemeinsam verbrachten Weihnachtsfeiertagen ist dieser Versuch missglückt.
Mir ist speziell der Schreibstil der Autorin aufgefallen, denn er ist hervorragend; er lässt sich flüssig lesen, ich kann ihre Gedankengänge gut nachvollziehen, damit macht sie ihre gesamte Story äußerst lebensecht.
„Wintergäste“ ist ein Roman über Liebe und Familie, über Streit und Zusammenhalt, den Sybil Volks humorvoll und in anregender Weise erzählt. Ich mag es, dass sie in ihrem Buch oftmals einen Persperktivenwechsel einbaut, so folgt man abwechselnd den Familienmitgliedern und erfährt ihre Sicht der Dinge.
Die Autorin Sybil Volks konnte bei mir mit ihrem Roman „Wintergäste“ voll punkten, ich habe mich zu jedem Zeitpunkt prächtig unterhalten gefühlt. Deshalb vergebe ich dem Buch fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es von Herzen kommend weiter. Besonders aber nicht nur denke ich da an die Leser von Judith Lennox, die ich im übrigen ebenfalls sehr verehre.