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Benutzername: 
Lesefee23.05
Wohnort: 
Stepenitztal

Bewertungen

Insgesamt 290 Bewertungen
Bewertung vom 07.11.2020
Es war einmal in Italien
Di Fulvio, Luca

Es war einmal in Italien


ausgezeichnet

Luca Di Fulvio ist einfach ein Autor, den man kennen muss, wenn man historische Romane liebt. Immer wieder schreibt er bildgewaltige und wunderschöne Romane, die sich kaum aus der Hand legen lassen. Genauso erging es mir auch mit „Es war einmal in Italien“. Ein Roman, der die Geschichte von drei völlig unterschiedlichen Personen erzählt, die dann aber doch vieles gemeinsam haben. Drei Waisenkinder, die sich selbst und ihren Platz im Leben erst finden müssen oder finden mussten und die mehr oder weniger ungewollt in den Freiheitskampf Italiens hineinrutschen.
Jede Figur für sich ist dabei unglaublich vielschichtig und interessant beschrieben. Die Contessa ist stark und selbstbewusst. Sie weiß, wie sie ihren Willen durchsetzt und wirkt gleichzeitig unsicher und teilweise fast hilflos. Sie verbirgt eine Vergangenheit, vor der sie geflohen ist, die sie aber niemals loslassen konnte und baut daher eine Mauer um sich herum – niemals wieder will sie enttäuscht werden. Im Laufe des Romans beginnt ihre Fassade jedoch zu bröckeln, sie fängt an, sich selbst zu akzeptieren und zu sich zurückzufinden und beginnt dann auch endlich Liebe und Gefühle für andere zuzulassen…
Pietro, der Waisenknabe, der sich zwar durchsetzen kann, aber dennoch nicht so richtig etwas vom wirklichen Leben weiß. Ein Junge mit einem großen Herzen und Gerechtigkeitssinn, der schließlich sein Leben riskiert, um die Contessa zu beschützen. Eine Figur, die ich zunächst etwas skeptisch betrachtet habe, die mich aber am Ende vollkommen überzeugt hat, denn Pietro und sein Handeln sowie seine persönliche Entwicklung sind einfach faszinierend!
Schließlich noch Marta. Marta, das Mädchen, das im Zirkus aufwächst und plötzlich beginnt zu rebellieren. Obwohl sie intelligent und irgendwie interessant ist, habe ich mich mit ihr am wenigsten zurechtfinden können. Ihr Verhalten und ihr Misstrauen den Zirkusleuten gegenüber hat mir überhaupt nicht zugesagt, denn offensichtlich sind die Leute aus dem Zirkus um sie bemüht und es geht ihr keinesfalls schlecht. Zwar verstehe ich ihre Beweggründe und ihre Gefühle, denn die eigene Herkunft nicht zu kennen, muss ein schweres Los sein, dennoch hat mir ihre forsche und teilweise naive Sichtweise nicht immer gefallen. Doch ebenso wie Contessa und Pietro entwickelt auch Marta sich und erkennt am Ende, was den Zirkus wirklich ausmacht – Zusammenhalt, Familie und Freundschaft.
Auch die Nebenfiguren waren unglaublich interessant gestaltet und liebevoll charakterisiert, sodass man jeden einzelnen ins Herz schließen muss.
Bildgewaltig beschreibt der Autor zudem das vergangene Rom und den Freiheitskampf Italiens. Nicht nur einmal habe ich bestimmte Teile der Stadt bildlich vor Augen gehabt und im Kampf um die Stadt schließlich regelrecht mit den Figuren mitgefiebert.
Neben den persönlichen Schicksalen der drei Protagonisten geht es ebenso um die Fotografie und den Freiheitskampf Italiens, dazu um Liebe, Freundschaft und Zusammenhalt. Eine großartige Kombination mit geschicktem Erzählstil, Spannung und Überraschungen.
Gerade der historische Hintergrund zum Freiheitskampf von Italien hat mir sehr gut gefallen, da ich hierüber bisher noch gar nichts wusste.
Ebenso gefallen hat mir die Idee von Pietro die „Wahrheit“ zu fotografieren und nicht nur das „Schöne“ darzustellen. Er reiht sich damit in den Realismus der Kunst ein, der im 19. Jahrhundert aufkam und so manche kontroverse Meinung hervorgerufen hat. Dieses geschieht auch im Buch, doch es gelingt Pietro seine Sicht der Dinge allgemein bekannt zu machen…

Mein Fazit: „Es war einmal in Italien“ ist ein weiterer Roman von einem großartigen Autor, der mich vollständig überzeugt hat. Ein mitreißender und bildgewaltiger Erzählstil, sowie greifbare und unglaublich authentische Figuren in einer Geschichte, die einem ans Herz geht. Ich vergebe 5 von 5 Sternen und empfehle das Buch jedem Liebhaber historischer Romane!

Bewertung vom 07.11.2020
Weihnachten im kleinen Laden am Strand (eBook, ePUB)
Rogasch, Julia

Weihnachten im kleinen Laden am Strand (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Julia Rogasch schreibt mit ihrem neusten Werk wieder einen absoluten Wohlfühlroman. „Weihnachten im kleinen Laden am Strand“ ist im Grunde der Folgeband zu „Der kleine Laden am Strand“, kann aber unabhängig gelesen werden. Zu Beginn der Geschichte wird knapp aber verständlich umrissen, was vorher geschah, sodass ich der Handlung mühelos folgen konnte. Zudem geht es in diesem Roman nicht ausschließlich um Ebba und Magnus, sondern viel mehr um die Zwillingsschwestern Lene und Anni, die ein fürchterlicher Streit vor einigen Jahren auseinandergetrieben hat.
Für beide ist Sylt die Insel ihrer Kindheit und ein Herzensort. Dies ist auch der Grund, warum Anni bereits einige Jahre auf der Insel wohnt, während Lene sich seit dem Tod ihrer „Tante Emma“ nicht mehr nach Sylt gewagt hat. Um ihre Schwester zu suchen, reist nun aber auch Lene wieder auf die Insel.
Zunächst begegnet Lene auf Sylt dann aber der herzensguten Ebba und ihrem Freund Magnus, die der jungen Frau trotz ihrer Nierenkrankheit, einen Aushilfsjob in ihrem Laden anbieten. Neben der Fortsetzung von Ebba und Magnus Geschichte, dreht sich die Handlung also um die beiden jungen Frauen, die Wahrheit über ihre richtige Herkunft und weitere rührende Nebenhandlungen, die im Grunde jede für sich ein eigenes Buch verdient hätte. Geschickt verknüpft die Autoren alle Einzelhandlungen zu einer Gesamtgeschichte und entführt den Leser auf die wunderschöne Nordseeinsel Sylt. Gleichzeitig schafft sie es, dem Leser einen wunderschönen Vorgeschmack auf die bald bevorstehende Weihnachtszeit zu verschaffen und gibt uns die Möglichkeit, sich weit weg von der Realität zu träumen.
Alle Figuren waren mir auf Anhieb sympathisch und ihre authentische Gestaltung sowie die Darstellung ihrer Gedanken und Gefühle hat mir sehr gut gefallen. Ebba und Magnus sowie ihre Familie und Freunde haben ein unglaublich großes Herz und die Unterstützung die sie Lene, als einer vollkommen Fremden, sofort geben, lässt einen nahezu sprachlos zurück.
Der leichte und flüssige Schreibstil, gepaart mit einer Geschichte, die im Großen und Ganzen unkompliziert und einfach zum Wohlfühlen geschrieben ist, lässt die Buchseiten nur so dahinfliegen, sodass ich den Roman innerhalb kürzester Zeit verschlungen habe.
Tiefgründige und ernste Themen, die durchaus zum Nachdenken anregen, bleiben dabei aber nicht auf der Strecke, sind aber so gestaltet, dass man sich nicht an ihnen festhalten muss und das Happy End am Ende entschädigt dann sowieso alles Leid zuvor.
Insgesamt hat mich die Handlung also wirklich berührt und unglaublich gut gefallen. Lediglich an manchen Stellen fand ich, dass das schwere Schicksal von Ebba und Magnus einmal zu oft erwähnt wurde, was auf mich etwas übertrieben wirkte. Zudem hätte der Roman für mich noch ein paar Seiten länger sein dürfen, denn im Epilog sind dann noch einmal viele Erzählstränge aufgegriffen und beendet worden, die vielleicht ein bisschen mehr Raum hätten haben dürfen.
Nichtsdestotrotz ist Julia Rogasch aber wieder ein toller Roman gelungen, der uns daran erinnert, dass wir das Leben genießen sollten und dass es wichtig ist, sich mit seiner Familie auszusöhnen. Denn Familie und Freunde sind es, die im Leben zählen. Ohne sie sind wir nicht vollständig und auch, wenn wir uns unsere Familie nur bis zu einem gewissen Grad selbst aussuchen können, ist sie es, die uns unterstützt. Und das kompromisslos.

Mein Fazit: „Weihnachten im kleinen Laden am Strand“ ist definitiv ein Roman für die Vorweihnachtszeit: Eine Geschichte mit Herz vor wunderschöner Kulisse und unglaublich vielen Emotionen und ausreichend Tiefgang. Ich habe den Roman sehr gerne gelesen und mich für ein paar Stunden auf die Herzensinsel geträumt und vergebe daher 4,5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 31.10.2020
Touch My Heart
Ferguson, Emily;Schrenk, Michelle

Touch My Heart


sehr gut

Auf den zweiten Band der New York Dreams-Reihe hatte ich mich sehr gefreut, denn die Geschichte von Tad und Mary fand ich sehr berührend und emotional. Dieser zweite Band konnte mich dann jedoch leider nicht vollkommen erreichen, denn es gab zu viel Klischee und ein für mich völlig unnötiges und zu klassisches Missverständnis zum Ende der Handlung. Die Plotidee sowie die angerissenen Themen haben mir dabei zwar im Grunde sehr gut gefallen, die Umsetzung wirkte auf mich allerdings etwas zu konstruiert und letztendlich nur wenig einzigartig.
Logan und Lillian gefallen mir als Figuren allerdings sehr gut. Lillian kann man im Grunde nur gernhaben und die Art, mit der sie mit der kleinen Haley umgeht, ist wirklich einzigartig und toll. Lillian schafft es innerhalb kurzer Zeit wieder Freude in das Leben der Familie Westwick zu bringen und lockert die Stimmung im Haus deutlich auf. Der langsame Beginn einer Beziehung zu ihrem Chef Logan ist dabei sehr schön beschrieben und definitiv romantisch. Insgesamt hat es mir sehr gut gefallen, wie die beiden einander näherkommen und füreinander einstehen. Hierbei gibt es genug Probleme und Konflikte, jeder von ihnen hat „Gepäck“ dabei, denn die Vergangenheit lässt sich nun mal nicht begraben. Der Umgang der beiden mit diesen Altlasten und das gemeinsame bewältigen der Krise ist aber einzigartig und wunderschön.
Die Ich-Perspektive von Lillian veranschaulicht ihre Gedanken und Gefühle dabei sehr gut und verstärkt die Spannung um das Ereignis ihrer Vergangenheit, welches sie um jeden Preis verbergen will, das sie aber noch immer stark belastet und schließlich einholt…
Die ersten dreiviertel des Buches haben mir daher sehr gut gefallen und wirkten auf mich sehr authentisch und nachvollziehbar. Erst im letzten Viertel des Buches wurde die Geschichte für mich dann ein bisschen klischeehaft, denn obwohl der eigentliche Hauptkonflikt bereits gelöst war, musste ein weiterer, völlig unbegründeter und durch ein typisches Missverständnis entstandener Streit zwischen dem jungen Paar entstehen, der die zarte Verbindung direkt vollständig in Frage stellt. Dieser, für mich gewollte und übertriebene Konflikt hat für mich leider die gesamte Handlung zerstört und den sonst gut überlegten und romantischen Roman in einem anderen Licht dargestellt – wirklich schade! ☹
Als zweiter Band der „New York Dreams“-Reihe fehlte mir zudem eine klare Verbindung zum ersten Teil der Reihe. Mary und Tad spielen nur zu Beginn eine winzig kleine Rolle, eine weitere Verbindung stellt die Agentin von Tad dar, die auch als Jobvermittlerin für Logan kurz erwähnt wird. Obwohl Mary zu Beginn als Freundin von Lilian vorgestellt wird, taucht sie im Rest des Romans nicht mehr auf und Sam, von der vorher nicht erkennbar war, dass sie eine Freundin von Lillian ist, ist die einzige Verbindung zu Teil 1 der Reihe. Hier fand ich also die Zusammenhänge nicht ganz logisch und finde es sehr schade, dass man von Mary und Tad nichts mehr erfährt. Was ich ebenfalls schade finde ist, dass Logans Vergangenheit lediglich angerissen, aber im Gegensatz zu Lilians Vergangenheit nicht vollständig aufgelöst wird.
Der Schreibstil ist während des gesamten Romans locker und leicht, die Handlung im Grunde ebenfalls eher unkompliziert und leicht lesbar. Humorvolle und niedliche Szenen wechseln sich mit durchaus ernsten Themen ab, die ich als gut gewählt und auch nachvollziehbar und einfühlsam dargestellt empfunden habe.

Mein Fazit: „Touch my Heart“ ist ein unterhaltsamer Roman zum „weglesen“. Mit einer unkomplizierten und leichten Geschichte enthält er berührende, aber auch spannende Momente mit durchaus tiefgründigen Themen. Dabei kann er unabhängig von Band 1 der Reihe gelesen werden, da es keine größeren Verknüpfungen gibt. Mich konnte er leider nicht überzeugen weshalb es von mir nur 3,5 von 5 Sternen gibt.

Bewertung vom 26.10.2020
All das Ungesagte zwischen uns
Hoover, Colleen

All das Ungesagte zwischen uns


ausgezeichnet

Mein erster Roman von Colleen Hoover. Als ich angefangen habe ihn zu lesen, kam ich zunächst nicht richtig in die Geschichte hinein. Ein paar Seiten später hat mich das Buch dann aber tatsächlich gepackt und mich vollständig überrascht. Ich wurde regelrecht in die Handlung eingesogen und konnte den Roman nur noch schlecht aus der Hand legen. Meine Erwartungen wurden indirekt zwar erfüllt, aber insgesamt hatte ich mit einer anderen Handlung gerechnet, weshalb mich die Autorin definitiv überrascht hat.
Colleen Hoover schafft es mit ihrem flüssigen und rasanten Schreibstil durch die gewählte Ich-Perspektive von Morgan und ihrer Tochter Clara Gefühle und Emotionen brillant zu transportieren. Man kann nicht anders, als mit den Figuren mitzuleiden und zu fühlen. Die ausgetragenen Konflikte spiegeln die Realität exakt wider und beschönigen dabei nichts. Lügen, Hass und Ehebruch werden thematisiert und aus mehreren Perspektiven betrachtet. Besonders gut gefallen hat mir dabei, dass die Handlungen von Clara und Morgan von ihnen selbst in Gedanken reflektiert und bewertet werden, sodass man als Leser Teil der Entwicklung der jeweiligen Person ist.
Einige Gedanken und Handlungen regen dabei definitiv zum Nachdenken an und gerade die Aussage von Morgan, dass man, wenn man eine Beziehung eingeht, nicht verspricht, nie wieder jemand anderen attraktiv zu finden, sondern verspricht seinem Partner gegenüber ab sofort loyal zur Seite steht, hat mir unglaublich gut gefallen.
Insgesamt hat mir Morgan sehr gut gefallen. Mit ihrer besonnenen und verantwortungsbewussten Haltung ist sie jemand, den man nur bewundern kann. Sie stellt ihr eigenes Glück hinten an und lebt für ihre Familie. Mit ihrer Schwangerschaft hat sie ihre eigenen räume aufgegeben und sich vollständig auf ihre Familie eingelassen, ohne dabei unglücklich zu sein. Erst durch den Unfall bemerkt sie, dass ihr die Leidenschaft verloren gegangen ist. Sie weiß nicht, was sie gerne macht und wofür sie brennt und muss lernen, was ihre Gefühle ihr schon viele Jahre lang sagen wollten. Ihr innerer Kampf und ihr Umgang mit ihrer Verwirrung und ihren Gefühlen ist sehr intensiv beschrieben und gut nachvollziehbar. Das Loch, in das sie nach dem Unfall fällt ist nachvollziehbar und obwohl sie allen Grund hätte, in diesem zu versinken, kämpft sie sich heraus und baut ihr Leben neu auf.
Der Umgang mit ihrer Tochter Clara zeugt von einer innigen Mutter-Tochter-Beziehung, die durch den Unfall und die daraus resultierenden Ereignisse gehörig aus den Fugen gerät. Clara selbst kämpft dabei mit typischen Teenagerproblemen, der ersten Liebe und der Frage, was Liebe überhaupt bedeutet. Gleichzeitig hat sie einen großen Verlust zu bewältigen und ihre trotzigen Reaktionen sind damit mehr als verständlich. Imponiert hat mir dabei aber ihre persönliche Entwicklung und die Stärke, die sie beweist, als sie schließlich die Wahrheit akzeptiert.
„All das Ungesagte zwischen uns“ ist nicht nur ein Liebesroman, sondern eine Geschichte, die ernste Themen anschneidet und reflektiert. Verknüpft mit einer großartigen Erzählkunst, unerwarteten Wendungen und tiefgründigen Themen wird aus dem Roman ein Werk, das große Gefühle und Emotionen hervorruft und einfach unglaublich berührend und emotional ist. Man ist gezwungen, sich mit dem Thema Loyalität in einer Beziehung auseinanderzusetzen und sich zu fragen, wie man selbst wohl gehandelt hätte.
Einziger Kritikpunkt von mir ist, dass ich gerne noch mehr über die anderen Personen des Romans und ihre Handlungsgründe erfahren hätte, was durch den Unfall allerdings nicht mehr möglich ist. Die von Morgan gefundenen Briefe hätten mich daher sehr interessiert, so lässt die Autorin einen großen Interpretationsspielraum und man kann sich überlegen, was wohl am Ehesten zutrifft.

Mein Fazit: „All das Ungesagte zwischen uns“ ist ein bewegender und emotionaler Roman mit tiefgründigen Themen und rasantem Handlungsverlauf. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen und werde definitiv schnells

Bewertung vom 20.10.2020
Die Erben von Seydell - Das Gestüt / Die Gestüt-Saga Bd.1
Martaler, Sophie

Die Erben von Seydell - Das Gestüt / Die Gestüt-Saga Bd.1


ausgezeichnet

„Die Erben von Seydell“ ist eine Familiensaga ganz nach meinem Geschmack. Von Beginn an hatte ich das Gefühl mich mitten im Geschehen zu befinden, wobei die Haupthandlung bisher nicht wie erwartet in Elizabeths Zeit spielt, sondern deutlich früher, 1890 auf Gut Seydell beginnt.
Auf dem Gut gerät der Leser in eine Familienfehde, die die beiden Brüder Seydell entzweit und den jüngeren Alexander zu einem Neuanfang im fernen Spanien treibt.
Nahezu alle Figuren konnte ich mehr oder weniger schnell ins Herz schließen, wobei meine Sympathien klar bei dem gradlinigen und zuverlässigen Alexander liegt. Die Brüder könnten unterschiedlicher kaum sein und ein Streit zwischen ihnen war nach dem Tod ihres Vaters meiner Meinung nach unvermeidbar.
Mit Luise, der Frau von Ludwig, konnte ich nur schlecht warm werden, aber ich denke sie ist eine Schlüsselfigur, die polarisieren muss. Sie hat Ecken und Kanten und sieht hauptsächlich ihren eigenen Vorteil, vergisst darüber aber nahezu alle Menschen um sich herum. Trotzdem imponiert sie mir, denn sie kämpft für ihre Ziele und letztlich auch für das fast ruinierte Gestüt Seydell. Gerade der Ehrgeiz und der Mut den sie dabei zeigt, finde ich bemerkenswert.
Neben den gut charakterisierten und authentisch dargestellten Hauptfiguren, sind aber auch die Nebenfiguren liebevoll gezeichnet und haben ihre eigenen Geheimnisse und Geschichten. Gerade die Zofe Martha von Luise finde ich sehr interessant, denn bisher habe ich nicht durchschauen können, was sie verbirgt.
Insgesamt ist die Geschichte der Familie bildlich und emotional dargestellt, auch an Spannung mangelt es nicht. Die Kapitelgestaltung ist wahnsinnig gut gelungen, die Übergänge zwischen den verschiedenen Handlungssträngen sowie die zeitlichen Abläufe sind brillant miteinander verknüpft, die Szenenwechsel geschehen häufig in „Echtzeit“, sodass man das Gefühl hat wirklich mitten im Geschehen zu sein. Die Handlung ist dabei an keiner Stelle zu langatmig oder zu kurz, sondern auf das Wichtigste zusammengefasst. Immer wieder gibt es spannende Wendungen oder offene Fragen, die einen zum Weiterlesen animieren. Der flüssige und mitreißende Schreibstil tut sein Übriges: Man kann den Roman nur schlecht beiseitelegen und auch ich habe ihn in kürzester Zeit ausgelesen.
Neben der fiktiven Geschichte sind zudem historische Fakten mühelos eingearbeitet, was mir in Romanen immer besonders gut gefällt.
Das Ende barg dann gehörige Cliffhanger, weshalb ich nun unendlich gespannt auf die Fortsetzung der Reihe bin und mich wahnsinnig auf die nächsten Bände der Trilogie freue. Bisher ist für mich noch nicht recht klar, wie Elizabeth und Javier aus Spanien miteinander verwandt sein könnten und auch die Rolle von Elizabeths Onkel Robert habe ich noch nicht vollständig verstanden. Auch bin ich gespannt, wie es mit Elizabeth weitergeht, denn sie steckt in Geldsorgen, hängt aber im Grunde ebenso an Pferden wie ihr Onkel es tat… Vielleicht kann es ja sogar eine Zukunft für das Gestüt Seydell geben…?

Mein Fazit: „Die Erben von Seydell“ ist eine Familiensaga mit einer guten Mischung aus Familiendrama und Liebesgeschichte. Ich habe den Roman regelrecht verschlungen und kann die Fortsetzung kaum abwarten. Ich vergebe für den Auftaktband der Buchreihe 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 05.10.2020
Das Schmetterlingszimmer
Riley, Lucinda

Das Schmetterlingszimmer


ausgezeichnet

„Du siehst also, dass alles auf einem fragilen Gleichgewicht beruht. Ein einziger Flügelschlag eines Schmetterlings kann große Folgen haben.“

„Das Schmetterlingszimmer“ ist ein Roman von Lucinda Riley, übersetzt von Ursula Wulfekamp. Er erschien im August 2019 im Goldmann Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Als Posy als Kind ihren Vater verliert und von ihrer Mutter verlassen wird, wächst das junge Mädchen bei ihrer Großmutter auf. Trotzdem bleiben die Erinnerungen an ihren geliebten Vater bestehen und ihr Leben lang bleibt er ihr in guter Erinnerung. Als sie schließlich ihre große Liebe Freddie kennenlernt, verlässt dieser sie eines Tages ohne Erklärung. Jahre später begegnen die beiden sich wieder, doch kann es für die Liebe eine zweite Chance geben…?

Zunächst konnte ich mich in die Geschichte des Romans nicht richtig hereinfinden. Zu viele, zunächst scheinbar unzusammenhängende Figuren tauchten auf und jede schien ihr eigenes Geheimnis zu hüten.
Im Laufe der Handlung und der Zeitsprünge in die Vergangenheit von Posy werden die Verbindungen dann jedoch klarer und auch der Handlungsverlauf flüssiger. Neben Posys Geschichte werden in der Gegenwart auch die Lebenswege ihrer Söhne Nick und Sam beschrieben, die ebenfalls das ein oder andere Problem mit sich herumtragen und unterschiedlicher nicht sein können. Während Nick, der jüngere Bruder, ausgeglichen, ehrlich und zuverlässig ist, ist Sam eher aufbrausend, unzuverlässig und vor allem Alkoholiker. Trotzdem werden beide von Posy leidenschaftlich unterstützt und auch ihre Schweigertöchter sowie eigentlich jeder, den die alte Frau in ihr Herz schließt, wird rührend umsorgt.
Für diese Haltung bewundere ich Posy sehr, denn sie besticht durch ihre unglaubliche Loyalität zu den Menschen, auch wenn diese einen Fehler machen. Sie verzeiht nicht vollständig und ist auch nicht naiv, aber sie ist zur Stelle, wenn sie gebraucht wird und übersieht dabei auch dann die Tatsachen nicht, wenn einer ihrer Familienangehörigen derjenige ist, der beschuldigt wird.
Ebenso geht es ihr auch mit ihrem Vater, an den sie nur gute Erinnerungen hat, da er mit ihr immer sehr liebevoll umging. Auch Freddie, der sie in jungen Jahren kommentarlos verlassen hat, bekommt von der liebenswerten Frau eine zweite Chance, denn die beiden scheinen füreinander gemacht. Doch auch der zweite Anlauf startet turbulent und zerbricht fast ein weiteres Mal an dem Geheimnis, das Freddie vor Posy verbirgt. Nur durch das gute Zureden eines gemeinsamen Freundes ist Freddie schließlich bereit, Posy die Wahrheit über ihren Vater zu berichten… Eine Wahrheit, an der Posy zerbrechen könnte…
Obwohl „Das Schmetterlingszimmer“ hauptsächlich Posys Geschichte erzählt, bekommt auch ihre Familie eine große Rolle im Roman wodurch die Hauptstory durch viele kleine Nebenschauplätze ergänzt wird. Zu Beginn hat mich dies verwirrt, im Verlauf fügte sich aber ein Gesamtbild zusammen, in dem ein großartiger Roman über Liebe, Loyalität und Freundschaft ersichtlich wird.
Es geht um die große Frage, ob man seine Kinder belügen sollte, um sie zu schützen, oder ob die Wahrheit manchmal nicht doch der bessere, wenn auch schwere Weg ist. Es werden für beide Varianten Beispiele angeführt und letztendlich muss wohl jeder entscheiden, was er selbst für richtig hält. Klar wird aber, dass Menschen eben nicht immer so sind, wie man sie in Erinnerung hat und auch, dass Lügen häufig weitreichende Folgen haben.
Der Schreibstil der Autorin war wieder einmal flüssig und leicht lesbar, die Verknüpfung von Gegenwart und Vergangenheit brillant gelöst.
Der Roman birgt unerwartete Wendungen und hat mich als Familiendrama am Ende tatsächlich begeistern können.

Mein Fazit: Ein weiterer großer Roman aus der Feder Lucinda Rileys, der die Probleme und Sorgen einer ganzen Familie darstellt und auf großartige Weise beschreibt. Ich habe mit den Figuren gelitten und mich mit ihnen gefreut und vergebe 4,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 05.10.2020
Herz zu gewinnen
Bybee, Catherine

Herz zu gewinnen


sehr gut

„Wer auch immer diese Parker Sinclair sein mochte, sie war jedenfalls völlig anders als alle anderen kalifornischen Mädchen, die er kannte.“

„Herz zu gewinnen“ ist ein Liebesroman von Catherine Bybee. Er ist in sich abgeschlossen, aber gleichzeitig auch der Auftaktband der Buchreihe „Creek Canyon“. Er erschien im Juli 2020 im Montlake Verlag von Amazon Publishing.
Deit dem Tod ihrer Eltern kümmert Parker sich um ihre jüngeren Geschwister und das Grundstück ihrer Familie. Als ein Waldbrand über das Gelände hereinbricht, lernt Parker den attraktiven Colin kennen, der beim Schutz der im Canyon liegenden Grundstücke helfen will…

„Herz zu gewinnen“ war für mich der erste Roman der Autorin. Insgesamt fand ich ihn sehr unterhaltsam und die Liebesgeschichte zwischen Parker und Colin auch sehr herzerwärmend und niedlich.
Die Protagonisten haben mir sehr gut gefallen. Parker mit ihrer selbstbewussten und starken Art, Colin mit seiner führsorglichen und freundlichen Seite. Das Annähern der beiden ist ebenfalls sehr gut gelungen und unglaublich romantisch beschrieben.
Auch die anderen Figuren sind authentisch und anschaulich beschrieben, ich kann mir schon jetzt gut vorstellen, wie es im zweiten Band der Reihe weitergehen wird und freue mich auch tatsächlich auf die nächsten Protagonisten.
Trotzdem konnte ich mich nicht vollständig auf die Geschichte einlassen, denn die gefühlt permanent auftauchenden Katastrophen waren für mein Empfinden zu zahlreich und dramatisch. Ich habe mir mehrfach die Frage gestellt, warum man an so einem gefährlichen Ort überhaupt Häuser baut und warum es sich lohnt, in diesem Rahmen gegen Naturgewalten anzukämpfen. Natürlich sehe ich ein, dass man, wenn man Häuser baut und Landschaften erschließt, nicht immer sofort weiß, was in diesen Landstrichen geschehen kann, aber auf mich wirkte es in diesem Roman so, als ob dies durchaus schon deutlich länger bekannt wäre… Tatsächlich beruht die Geschichte aber auf einer wahren Geschichte, was mir dann am Schluss des Buches noch einmal zu denken gegeben hat. Die Menschen, die täglich so um ihr Leben und ihr Hab und Gut bangen müssen tuen mir unglaublich leid. Wenn die Ereignisse, Feuer und Überschwemmungen, dann auch noch Gas, in diesem Rahmen in gewissen Teilen Amerikas an der Tagesordnung sind, dann haben die Menschen dort meinen größten Respekt verdient und es tut mir Leid, dass ich gerade diese Katastrophen im Roman bemängele. Trotzdem muss ich aber für diesen Roman bei meiner Haltung bleiben.
Parker ist eine so starke und selbstbewusste Frau, die weiß was sie kann und die sich nicht scheut anzupacken. Die immer wieder kehrenden Katastrophen, die das Leben der jungen Frau immer und immer wieder erschüttern sind meines Erachtens zu viel für ein ganzes Menschenleben und definitiv zu viel für einen solchen Roman.
Auch der Schreibstil hat mir leider nicht vollständig zugesagt. Die eher blumige und sanfte Wortwahl im größten Teil des Romans steht im starken Kontrast zu der Sexszene, die zwischen Parker und Colin beschrieben wird. Plötzlich wird die Sprache deutlich obszöner und hebt sich daher deutlich vom Rest des Romans ab, was mich sehr irritiert hat. Als Erzählperspektive wird die klassische personale Erzählung von Parker und Colin im Wechsel gewählt, wodurch Gedanken und Gefühle beider Hauptfiguren gut dargestellt werden.

Mein Fazit: Obwohl mir die Hauptfiguren und die Plotidee des Romans sehr gut gefallen haben, haben die fortwährend passierenden Katastrophen an meinen Nerven gezehrt. Ich fand sie unglaubwürdig und anstrengend, weshalb mich der Roman leider nicht vollständig erreichen konnte. Trotzdem freue ich mich auf die folgenden Bände der Reihe, da mir die Figuren schon sehr ans Herz gewachsen sind. Für „Herz zu gewinnen“ vergebe ich aber leider nur 3,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 05.10.2020
Die Mondschwester / Die sieben Schwestern Bd.5
Riley, Lucinda

Die Mondschwester / Die sieben Schwestern Bd.5


ausgezeichnet

Intuition

„Der Mensch lässt sich von der Intuition leiten, dazu kommt eine Prise Logik. Wenn du die richtige Balance aus beidem findest, ist jede Entscheidung richtig.“

„Die Mondschwester“ ist der fünfte Band der „Sieben-Schwestern-Reihe“ von Lucinda Riley, übersetzt von Sonja Hauser. Er erschien im November 2018 im Goldmann Verlag.
Tiggy ist die fünfte Schwester, die von ihrem Adoptivvater Pa Salt aufgenommen wurde. Und sie ist anders als die restlichen Schwestern, denn sie ist eher esoterisch veranlagt und hat häufig ein „Bauchgefühl“, das ihr Dinge verrät, die sonst keiner bemerkt. Als sie schließlich bei ihrer Arbeit zufällig einen alten Zigeuner kennenlernt, erfährt sie einiges über ihre wahre Herkunft und begibt sich nach Spanien um ihre richtige Familie zu finden und kennenzulernen…

Tiggy war mir eine der liebsten Schwestern. Obwohl sie sehr esoterisch veranlagt ist und eher an übermenschliche Dinge glaubt, ist sie unglaublich sympathisch, freundlich und fürsorglich. Außerdem ist sie tierlieb und sehr naturverbunden, weshalb sie mir nochmal doppelt gut gefallen hat!
Tiggys Vergangenheit führt sie nach Spanien, in den Ort Granada, wo sie sich auf die Spuren ihrer Vorfahren begibt und damit tief in das Leben der spanischen Zigeuner eintaucht.
Erstmals hat mir die Geschichte der Gegenwart besser gefallen als die Geschichte in der Vergangenheit. Für Tiggys Vorfahrin Lucia konnte ich nämlich leider keinerlei Sympathien aufbringen. Lucias Art – arrogant, ignorant und nur an sich selbst und den Ruhm als Flamenco-Tänzerin denkend – fand ich unglaublich anstrengend. Natürlich hatte sie es in ihrem Leben nicht immer einfach, sie hatte aber eine Chance ihr Leben zu ändern. Diese hat sie aber leider aus Liebe zum Ruhm nicht ergriffen und sich auch kein Stück verändert, weshalb ich mit ihr während der gesamten Geschichte nicht warm werden konnte.
Beide Zeitebenen sind wieder brillant miteinander verknüpft, sodass man nach und nach versteht, wie es zu Tiggys Adoption durch Pa Salt kommen konnte. Neben Tiggys persönlicher Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geht es aber auch wieder um die Gesamthandlung der Romanreihe. Es gibt erneut einige Hinweise und Andeutungen auf Pa Salt und auch Zed Efron tritt zum wiederholten Mal in Erscheinung. Ich bin so unendlich gespannt, wie am Ende alle Fäden zusammenhängen und was es mit dem Tod von Pa Salt wirklich auf sich hat… Auch die Verknüpfung zu den anderen Bänden und Schwestern sowie die Überleitung auf die sechste Schwester gelingt der Autorin wieder mühelos.
Ebenfalls erneut gefallen hat mir die Aussage, dass „Familie sich findet“ und am Ende wieder zusammenkommt. Ich finde den Gedanken schön, dass man als Familie zusammengehört und sich auch findet, wenn man am jeweils anderen Ende der Welt lebt. In Tiggys Geschichte spielen zwar auch übernatürliche Kräfte in diesem Punkt eine Rolle, trotzdem ist ähnliches ja auch den anderen Schwestern schon passiert und vielleicht ist ja auch im wahren Leben etwas an dieser These dran.
Neben der fiktiven Geschichte werden zudem wieder historische Fakten aufgegriffen und die Handlung miteingewoben, sodass man sie zwar aufnehmen kann, aber nicht zwingend über sie nachdenken muss. Auch mythologische Aspekte spielen erneut eine große Rolle.
Auch der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und mitreißend. Ich habe den Roman in kürzester Zeit durchgelesen und war einfach nur begeister!

Mein Fazit: Auch Tiggys Geschichte hat mich überzeugt und beim Lesen regelrecht gefesselt. Ich bin unglaublich gespannt, wie es mit den Schwestern weitergeht und freue mich auf die nächsten Bände! Für Band 5 vergebe ich 5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 05.10.2020
Schmetterlinge unerwünscht
Overbeck, Maja

Schmetterlinge unerwünscht


ausgezeichnet

Schein statt Sein

„Wenn das Telefon brummte, flogen die Schmetterlinge, ohne gleich wieder abzustürzen.“

„Schmetterlinge unerwünscht – Liebe kann warten“ ist ein Liebesroman von Maja Overbeck. Er ist ihr Debutroman und erschien im September 2019 im Selfpublishing.
Gina und Hannah sind Frauen, die mitten im Leben stehen. Beide haben schon viel erlebt und kennen sich schon eine sehr lange Zeit. Über ihre wahren Gefühle reden sie miteinander trotzdem häufig nicht, warum? Vielleicht, weil sie die Freundschaft nicht belasten wollen und auch, weil sie an den gemeinsamen Nachmittagen nicht auch noch die schlimmsten Probleme wälzen wollen, sondern eine schöne Zeit miteinander verbringen wollen. Als sich plötzlich über das Leben beider Frauen ein großer Schatten legt, sollten sie füreinander da sein, da sie jedoch nicht offen miteinander reden, müssen beide alleine kämpfen…

„Schmetterlinge unerwünscht“ ist kein normaler Liebesroman. Er ist realitätsnah und unglaublich authentisch. Maja Overbeck beschönigt nichts und nennt die Dinge beim Namen. Sie thematisiert langjährige Beziehungen, die mit Liebe nichts mehr zu tun haben, den Wunsch nach einem Kind, der eine Beziehung nachhaltig zerstören kann, aber auch den Zusammenhalt von Freundschaft und den Kampf vieler Menschen im realen Leben.
Lange Zeit war mir der Roman zu negativ, zu düster. Einfach zu nah am realen Leben, das leider nicht immer auf einer rosafarbenen Wolke stattfindet. Erst im Laufe der Handlung habe ich erkannt, dass es sich bei dem Roman um ein wundervolles Werk handelt. Beide Protagonistinnen kämpfen um ihr Glück und am Ende wendet sich auch tatsächlich alles zum Guten. Der Weg dahin ist steinig und nicht immer leicht, verdeutlicht aber, dass es sich lohnt, nicht aufzugeben. Ja, das Leben bringt uns manchmal zum verzweifeln und ja, manchmal ist es einfacher sich in seinem Alltag zu verkriechen und nicht darüber nachzudenken was sein könnte, doch häufig ist es für einen selbst besser, sich eben nicht damit abzufinden. Man sollte versuchen zu kämpfen, um schließlich glücklich im Leben zu sein!
Dies wird am Beispiel der beiden Freundinnen Hannah und Gina deutlich. Beide könnten nicht verschiedener sein, was sich auch an ihren jeweiligen Problemen und der schließlichen Lösung widerspiegelt. Denn während Gina zur „Upper-Class“ der Münchner Schickeria zählt und darum kämpft, den Schein einer heilen und glücklichen Familie vor der Öffentlichkeit zu wahren, ist Hannah genau das Gegenteil. Bodenständig und eher weniger gut situiert, zudem eher unsicher und von dem Wunsch getrieben, sich in die Reihe der „Reichen und Schönen“ einzureihen. Mit dieser Art ist sie mir zwischendurch ein wenig auf die Nerven gefallen, zum Glück entwickelt sie sich aber im Laufe des Romans und erreicht schließlich einen Punkt, am dem sie sich selbst und ihr Leben endlich akzeptieren und lieben kann. Ihren Mann Fredi findet sie mittlerweile eher langweilig und häufig ist er ihr auch peinlich – wo sind bloß die Gefühle von Damals geblieben…?
Der Schreibstil des Romans ins insgesamt sehr flüssig, an Sarkasmus und Witz, aber auch an interessanten Handlungsverläufen und Tiefgang mangelt es nicht. Gewöhnungsbedürftig war für mich nur der teilweise auftretende (bayrische?) Dialekt. Die klassische personale Erzählperspektive wechselt zwischen Gina und Hannah und zeigt so die Handlungen und Gedanken beider Frauen.

Mein Fazit: Ein realitätsnaher und authentischer Roman, der keine heile Welt vortäuscht und dennoch mit einem Happy End abschließt. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen und ziehen den halben Stern nur ab, da ich am Anfang Schwierigkeiten mit der zunächst recht tristen Romanstimmung hatte.

Bewertung vom 05.10.2020
Lessons from a One-Night-Stand / Baileys-Serie Bd.1 (eBook, ePUB)
Rayne, Piper

Lessons from a One-Night-Stand / Baileys-Serie Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Folgen eines One-Night-Stands

„Lessons from a One-Night-Stand“ ist ein Liebesroman von Piper Rayne. Er ist der Auftaktband der „Baileys“-
Das Autorenduo Piper Rayne schreibt eine Lovestory außerhalb der üblichen College- und Highschoolromane und macht die Geschichte damit authentischer – denn mal ehrlich, wie viele Jugendromanzen bleiben wirklich ein ganzes Leben bestehen…?
Neben der wirklich gut umgesetzten Handlung haben mir ebenso der flüssige und leichte Schreibstil sowie die wechselnde Ich-Perspektive von Austin und Holly gefallen. Gefühle und Gedanken werden dadurch für beide Protagonisten eindeutig beschrieben und man kann sehr gut mit den Figuren leiden und lachen. Zusätzlich zur Ich-Perspektive enthält der Erzählstil aber auch erzählende Abschnitte, in denen Holly als Erzähler auftritt und ihre Gedanken und Handlungen dem Leser direkt erklärt. Diese Textpassagen binden den Leser noch mehr in die Handlung ein und haben mir sehr gut gefallen. Auch an humorvollen Szenen mangelt es nicht und gerade die Darstellung von „Klatsch und Tratsch“ in einer Kleinstadt hat mir gut gefallen. Austin und Holly als Protagonisten haben mir sehr zugesagt. Austin imponiert mir sehr, denn nicht viele junge Männer würden ihre Karriere und ihre größten Träume aufgeben, damit sie die Erziehung ihrer Geschwister übernehmen können. Verständlich ist es daher auch, dass er sich weiterhin wünscht aus der Kleinstadt hinauszukommen und als Trainer einer Collegebaseballmannschaft anzufangen. Seine Geschwister verurteilen ihn teilweise für diesen Wunsch, doch für mich scheint es selbstverständlich, dass man an seinen Träumen festhält und sich selbst auch mal an die erste Stelle setzt.
Hollys Art fand ich zwar zunächst ein bisschen schwierig, ich fand sie kindisch und überheblich, dieses Gefühl legte sich aber schnell, als ich mehr über Hollys wahre Gedanken erfuhr.
Die Beziehung zwischen Holly und Austin ist auf wunderschöne Art und Weise beschrieben, an erotischen und heißen Szenen mangelt es nicht, sie nehmen aber auch keine Überhand. Mir hat gefallen, dass das Kennenlernen der beiden authentisch und realitätsnah ist und nicht überstürzt eingefädelt wird. Dass eine Beziehung der beiden jedoch nicht auf Dauer sein kann, steht für beide schnell fest. Denn trotz der offensichtlichen Anziehung zwischen ihnen, werden sich ihre Wege bald trennen. Holly wird nur vorübergehend Rektorin an der Schule sein, Austin wird die Kleistadt verlassen, daher lassen sie sich auf einen Deal ein: „Keine Übernachtungen, kein Dinner, keine Dates, keine Blumen.“ – kurzum, eine Affäre zum Spaß haben.
Verwirrende Gefühle sind hierbei jedoch vorprogrammiert und so beginnt für beide ein Spießrutenlauf zwischen Gefühlen, Wünschen und der Erkenntnis, dass sich Träume verändern können...
Insgesamt haben mir aber alle Charaktere in der Geschichte gefallen und wie man dem Charme der Familie Bailey widerstehen soll, ist mir ein Rätsel. Die tragische Familiengeschichte legt dabei zwar einen kleinen Schatten auf das Leben der sieben Geschwister, wird aber zum Glück nicht häufiger als notwendig thematisiert und fügt sich so mühelos in die Handlung ein. Zeitgleich macht das Schicksal der Familie deutlich, dass man den Moment genießen sollte und dankbar für das sein sollte, was man hat. Viel zu schnell kann alles vorbei sein…

Mein Fazit: Hollys und Austins Geschichte ist originell und häufig humorvoll, gleichzeitig aber auch bewegend und zeitweise sogar traurig: Wiedermal ein wundervoller Roman des Autorenduos Piper Rayne. Ein Roman zum Dahinschmelzen, Wohlfühlen und Genießen – ich vergebe 4,5 von 5 Sternen!