Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
rewa
Wohnort: 
wien

Bewertungen

Insgesamt 361 Bewertungen
Bewertung vom 08.08.2021
Der Seehecht und die Kaffeebrille
Wiegand, Michael

Der Seehecht und die Kaffeebrille


sehr gut

Für ein kurioses Tagebuch braucht man einen interessanten Titel und ein ungewöhnliches Cover. Beides findet man in dem Buch ,, Der Seehecht und die Kaffeebrille“ - Ein kurioses Tagebuch, geschrieben von Michael Wiegand. Der Autor nimmt darin die Leser auf eine humorvolle und witzige Reise durch sein Leben mit. Im Laufe vieler Jahre hat er begonnen Erlebnisse und Ereignisse die ihm mehr oder weniger widerfahren sind, nieder zu schreiben. Dabei findet man keine chronologische Reihenfolge, sondern die Jahre werden dabei bunt durcheinander gemischt.
Jeder kennt Situationen im Alltag, wo man selber den Kopf schütteln muss, ob der Skurrilität und man sich noch lange Zeit daran erinnert. Deshalb hat der Autor nicht immer ganz ernst gemeinte Geschichten aufgeschrieben, wo man sich als Leser hin und wieder selbst ertappt, weil einem schon ähnliches passiert ist. Wie oft wird man angerufen von einer fremden Person und muss erklären, dass man nicht derjenige ist, den der andere sprechen möchte. Oder welche Tics hat wohl der eine oder andere, wenn es darum geht Dinge in immer wieder der gleichen Reihenfolge zu erledigen und wehe, wenn dabei etwas nicht passt.
Egal ob es Erlebnisse beim Einkaufen sind oder besondere Begegnungen bei seiner Arbeit als Taxifahrer, immer wieder blitzt ein wenig Boshaftigkeit bei ihm durch, die er aber immer charmant verpackt. Viele Geschichten sind dabei interessant zu lesen, vor allem, weil er es schafft aus scheinbar belanglosen Begegnungen und Erlebnissen, eine humorvolle Geschichte daraus zu machen. Dass dabei manche eher nur für den Autor als für den Leser bedeutsam sind, ist auch klar. Erwähnenswert sind auch die paar Illustrationen von seiner Tochter Alessa Mar Wiegand Cáceres ( Mara de la Cruz ), die manche Szenen dabei sehr trefflich wieder gegeben hat. Von meiner Seite aus, hätten es sogar noch mehr sein können.
Das kuriose Tagebuch ist ein netter Zeitvertreib und ich denke, dass nach dem Lesen sicherlich der eine oder andere noch mehr seine Augen und Ohren offen hält, da es oft die kleinen Erlebnisse sind, die einem zum Schmunzeln bringen.

Bewertung vom 05.08.2021
Kurzgeschichten gegen Krebs

Kurzgeschichten gegen Krebs


ausgezeichnet

,,Kurzgeschichten gegen Krebs“ nennt sich das Buch, in dem sich 22 Autoren zusammengefunden haben um für eine tolle Sache ihre Kurzgeschichten nieder zu schreiben. Die Gewinne aus dem Verkauf der Kurzgeschichtensammlung werden nämlich zu 100% an die Deutsche Krebshilfe gespendet. Da sicherlich jeder bereits einmal selbst, in der Familie oder im Freundeskreis mit der Diagnose Krebs konfrontiert worden ist, ist dieses Buch eine tolle Möglichkeit eine gute Sache zu unterstützen.
32 Kurzgeschichten entführen den Leser in eine Welt der Spannung und Emotionen aber auch humorvolle und witzige Geschichten sind darin zu finden.
Die Herausgeber Jonas Philipps und Tom Davids haben dabei eine gute Auswahl an Geschichten getroffen. In vier verschiedenen Themenabschnitten bekommt der Leser ein breites Spektrum an Geschichten geboten, die alle sehr gut geschrieben sind und gut erzählt werden.
Im Abschnitt ,,Zum Schmunzeln“ wird man Zeuge, wie schrecklich ein ,,Männerschnupfen“ doch sein kann oder welche Abenteuer man dabei erlebt, wenn man sich einfach nur einen telefonischen Termin beim Arzt ausmachen möchte.
Der Abschnitt ,,Spannung und Staunen “ beschert dem Leser im Teufelsmoor ein Gänsehautgefühl und ein Paar einfache Handschuhe, werden einem Verbrecher zum Verhängnis.
Der 3. Abschnitt hingegen bietet ,,Nachdenkliches“ wo viele Geschichten emotional und auch traurig sind. Wird man eines Tages ein Außenseiter sein, wenn man sich nach echten Menschen und Zusammentreffen sehnt und nicht nur seine vielen ,,Freunde“ übers Internet, Facebook und Co trifft? Aber auch Erinnerungen an einen lieben Menschen können ein Anker für das Leben sein.
Im letzten Abschnitt mit dem Titel ,,Hoffnung“ zeigt es sich, wie wichtig gute Freundinnen sein können und in Zeiten, wo es einem schlecht geht mit einer ungewöhnlichen Aktion wieder Hoffnung geben. Dass sogar ein leeres Paket einem Menschen eine neue Lebensperspektive bietet, wird berührend und schön beschrieben.
Auch wenn der Titel ,,Kurzgeschichten gegen Krebs“ heißt, bekommt man wenige Geschichten, die sich mit Krankheiten oder Krebs beschäftigen. Es geht einzig und allein um den guten Zweck mit dem Verkauf des Buches einen kleinen Beitrag gegen diese Krankheit zu leisten.
Eine tolle Sache also und ein Lesevergnügen noch dazu.

Bewertung vom 26.07.2021
Pepe S. Fuchs - Schatzjäger
Schulze, Steffen

Pepe S. Fuchs - Schatzjäger


sehr gut

Ein geheimes Treffen auf dem Campingplatz mit Oberbootsmann Schulze sollte für Oberfeldwebel Pepe S. Fuchs wieder einmal der Beginn eines Abenteuers werden, mit dem er nicht gerechnet hätte.
Nicht nur, dass er ungewollt in eine Schlägerei verwickelt wird, trifft er auch auf die Hauptgefreite Rossi, die heimlich ihren Kontaktmann treffen wollte und ebenso wie Pepe überrascht ist, ihn hier zu sehen. Plötzlich ist Pepe in einen Fall verwickelt, wo ein geheimnisvolles Tagebuch aus dem Jahr 1944 eine große Rolle spielt. Seine Gegner sind gnadenlos, denn ein sagenumwobener Schatz soll sich noch immer versteckt in einem Zug in einem unterirdischen Tunnelsystem befinden. Gemeinsam mit der Eisenacher Kommissarin Beate Jäger, die ungewollt auch persönlich in den Fall verwickelt wird, beginnt nun eine abenteuerliche Jagd, wo so mancher den nächsten Tag nicht mehr erleben wird.
Es ist kaum zu glauben, aber Oberfeldwebel Pepe S. Fuchs ist in dem Band ,, Schatzjäger“ bereits zum 6. Mal auf Verbrecherjagd. Wer die Reihe vom Autor Steffen Schulze kennt, weiß, dass es wieder einmal Actionreiche, spannende und humorvolle Szenen geben wird. Schön bei den Geschichten ist auch immer wieder, dass bekannte und vertraute Figuren aus den vorigen Bänden vorkommen, wo es sich also emphiehlt, dass man diese kennt. Wie gewohnt gibt es immer wieder mehrere Handlungsstränge, wo man zuerst noch ein wenig planlos wirkt, wie alles zusammen hängt, aber mit der Zeit bekommt man immer mehr den Durchblick und man ist schon gespannt, wie die Geschichte weitergeht. Bei Pepe darf man nicht zimperlich sein wenn man seine Abenteuer liest, denn der Autor zeigt sich dabei das eine oder andere Mal von seiner brutalen Seite und es fließt dabei auch Blut und Tote sind dabei an der Tagesordnung. Es ist eine wilde Verfolgungsjagd durch Tunnel und Bunker, wo es nicht immer leicht fällt den Überblick zu bewahren, wo sich gerade wer befindet. Die Mischung zwischen Spannung, Menschen Schicksalen und Humor macht für mich die Reihe rund um Pepe sympathisch. Es tauchen immer wieder Protagonisten auf die leicht verrückt sind oder herrlich vorlaut ihre Meinung kund tun, sodass es eine willkommene Abwechslung in dem Roman ist. Wie jeder Band endet auch dieser wieder so, dass man weiß, dass das nächste Abenteuer bereits auf Pepe wartet und man als Leser mit Spannung darauf wartet.

Bewertung vom 22.07.2021
Zum Sterben zu viel
Kinskofer, Lotte

Zum Sterben zu viel


ausgezeichnet

Es ist das Jahr 1922 in München Pasing, als der bekannte Heimatdichter Carus von Waldfels ermordet aufgefunden wird. Zuerst gibt es scheinbar kein Motiv, aber da die Menschen einen Schuldigen brauchen ist mit dem armen Schreiner Benno Stöckl schnell ein Tatverdächtiger gefunden. Auch wenn er für Oberkommissar Benedikt Wurzer nicht wirklich ein Tatmotiv hat, sind ihm von seinem Vorgesetzten die Hände gebunden, der sich über die schnelle Lösung des Falles freut. Bennos Frau Agnes ist froh, dass Anwalt Strate, bei dem sie einen lukrativen Auftrag haben, bereit ist, ihren Mann zu verteidigen. Doch es passiert ein weitere Mord und sowohl der Kommissar, als auch der Anwalt glauben nicht daran, dass Benno wirklich ein Mörder sein soll. Während Agnes in ihrer Verzweiflung sogar ihre beiden Kinder in die Obhut von Strate und seiner Frau gibt, ermittelt Wurzer weiter und kommt dabei den wahren Täter immer näher und sogar Anwalt Strate wird dabei mit Dingen konfrontiert, die ihn selbst betreffen und erschüttern.
Der Kriminalroman ,, Zum Sterben zu viel“ entführt den Leser in die Zeit nach den Ereignissen als Deutschland einen Kaiser und Bayern einen König hatte, der Erste Weltkrieg vorbei war und das Leben in der Weimarer Republik die Menschen noch zu tiefst verunsichert hatte. Die Autorin Lotte Kinskofer lässt dabei sehr anschaulich das Leben der Menschen vor den Augen der Leser Revue passieren. Man spürt dabei die Verzweiflung der armen Menschen, die tagtäglich ums Überleben kämpfen müssen aus Angst, dass das wenige Geld das sie besitzen nicht am nächsten Tag schon wieder an Wert verliert. Ihre Hoffnungen, dass sich Recht und Ordnung endlich wieder einstellt und es mit dem Leben wieder bergauf geht. Sehr sympathisch war dabei der Oberkommissar Wurzer dargestellt, der trotz schweren Schicksalsschlag stets versucht hat objektiv zu bleiben und für ihn jeder Mensch, egal ob arm oder reich, gleich ist. Seine Handlungen sind dabei stets bedächtig und ruhig und man spürt immer wieder seinen Widerstand gegenüber seinem übereifrigen Mitarbeiter und seinem Vorgesetzten, denen es nicht wirklich um die Aufklärung des Mordes geht, sondern nur um einen schnellen Erfolg. Die Autorin beschreibt aber auch sehr gut die Gedanken und Gefühle der Menschen, wo sich damals viele so verhalten haben, wie es für sie gerade passend war und somit auch politische Kämpfe an der Tagesordnung waren. Damit der Roman noch intensiver zur Geltung kommt hat Lotte Kinskofer immer wieder je nach Herkunft einer Person oder deren Gefühlslage einmal mehr oder weniger Dialekte in ihre Schreibweise einfließen lassen. Eine gute Erklärung diesbezüglich hat die Autorin dabei am Ende des Romans angefügt.
Der Roman ist nicht nur spannend, sondern auch sehr emotional und einfühlsam geschrieben. Schön war dabei auch , dass die damalige Rolle der Frau nicht nur mit dienen und folgsam sein behaftet war, sondern dass auch sie gezeigt haben, dass sie sehr wohl auch zu eigenständigem Handeln fähig waren. Menschen Schicksale werden gut dargestellt und es gibt immer wieder neue Spuren, wo man als Leser nie so genau weiß, wer nun der wirkliche Täter ist. Ein toller Roman also, der zeigt, dass Menschlichkeit und Herzenswärme sehr wohl bei arm als auch bei reich möglich ist.

Bewertung vom 18.07.2021
Flussaufwärts
Buxbaum, Sabine

Flussaufwärts


ausgezeichnet

Die aus New York kommende Journalistin Ally Wyatt soll in dem kleinen Städtchen Clinton im Bundesstaat Iowa eine Reportage schreiben über die Opfer des brutalen Serienmörder Sven Sjörgen Was sie nicht weiß ist, dass sie gleich bei ihrer Ankunft auf ihn trifft und sie durch eine unbedachte Äußerung Ziel seines Hasses wird. Der Killer, der flussaufwärts des Mississippi River, schon eine lange und blutige Spur hinter sich gelassen hat, plant schon sein nächstes Verbrechen. Doch dieses Mal pfuscht ihm der Kopfgeldjäger Hank Hunter dazwischen, der es fast geschafft hätte ihn dingfest zu machen. Für Ally steht nun fest, dass sie länger in Clinton bleiben möchte um alles
über die Opfer und den Täter heraus zu finden. Sie weiß schon bald nicht mehr so genau was sie mehr reizt, eine ehrliche Reportage zu schreiben und dabei hinter die Geschichten der Menschen zu blicken, oder auf Drängen ihres Chefs den Artikel so schnell wie möglich fertig zu stellen. Aber auch die ruppige und unfreundliche Art von Hank zieht sie irgendwie an und sie spürt, dass hinter der harten Schale ein weicher Kern steckt. Als sich sogar das FBI an der Tätersuche beteiligt
ist Ally bereit einen waghalsigen Schritt zu gehen, der ihr sogar das Leben kosten könnte.
Der Roman ,,Flussaufwärts“ von Sabine Buxbaum ist ein spannungsgeladener und rasanter Thriller, der schnell zu lesen ist, weil es keine Leerläufe oder langweilige Szenen gibt. Dass die Schrift eine angenehme Größe aufweist, ist dabei auch positiv zu erwähnen.
Man kennt den Killer zwar von der ersten Seite an, aber das folgende Katz- und Mausspiel zwischen ihm und Ally ist spannend zu lesen. Es sind immer kleine Puzzleteile die Ally dabei
zusammen setzt und leider für die Opfer zu spät kommen. Es gibt immer wieder abwechselnde Kapitel, wo man auch einiges über Sven erfährt und dabei in die kranke Gedankenwelt des Killers eindringt und man dabei erfährt warum er auf gewisse Frauen einen Hass hat und es ihm dadurch seiner Meinung nach zusteht diese zu töten. Seine Methoden sind dabei recht brutal beschrieben und gehen unter die Haut. Ally ist eine taffe und kluge Frau, die ihre Arbeit ernst nimmt und nicht auf Erfolg aus ist, sondern wirklich an Menschen Schicksalen interessiert ist. Dadurch ist sehr sympathisch dargestellt. Generell kann ich sagen, dass im Grunde alle Protagonisten viel an Gefühl, Verständnis und Sympathie aufweisen. Selbst Sven ist nicht als Mörder geboren und seine Gedanken sind dabei interessant zu lesen. Sabine Buxbaum hat es geschafft einen tollen Thriller zu schreiben, der einem von Beginn weg in Atem hält und man gespannt mitverfolgt, wie es ein Mann schafft so viele Morde zu begehen und dabei immer wieder davon kommt, bis ihm sein Hass auf Frauen irgendwann einmal zum Verhängnis wird.

Bewertung vom 13.07.2021
Gold, Gauner und türkischer Honig
Schreiber Pekin, Yasemin

Gold, Gauner und türkischer Honig


gut

Der Roman ,,Gold, Gauner und türkischer Honig“ beschreibt das turbulente und abenteuerliche Leben von 3 Frauen, deren Lebensgeschichte sich über 111 Jahren zieht. Die Autorin Yasemin Schreiber Pekin hat ihre Protagonistinnen Rokselana, Sofia und Ayda viele Abenteuer bestehen lassen, wo sie um die halbe Welt gereist sind. Angefangen von Aydas Urgroßmutter Rokselana einer lebenslustigen Tänzerin aus Thessaloniki, über Aydas Großmutter Sofia einer knallharten Geschäftsfrau begegnet man noch sehr vielen Personen die mit Diamantenhandel, Kunstfälschung oder Waffenschieberei zu tun haben. Da es ca 20 Personen waren, die mehr oder weniger immer wieder aufgetaucht und dann wieder verschwunden sind, habe ich schwer den Überblick behalten können. Auch waren mir die vielen Zeit Sprünge zu viel, da es sich über 111 Jahre hingezogen hat, kann man sich vorstellen, dass es dabei nicht immer leicht war sich zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart zurecht zu finden. Ich mag zwar humorvolle und skurrile Geschichten, aber hier war es mir ein wenig zu viel. Nett waren zwar auch, die vielen damaligen Berühmtheiten die die Autorin eingebaut hat wie Coco Chanel, Marilyn Monroe oder Doris Day.... aber für die Geschichte selbst hätte ich diese ,,Begegnungen“ nicht gebraucht. Es ist eine abenteuerliche Reise, die durch viele Städte führt und man in Hollywood, Zürich, Berlin, Izmir, Paris ,Thessaloniki oder in Istanbul landet. Dabei werden Diamanten gestohlen, Gemälde gefälscht, während der eine oder andere Mord passiert und man die Leiche dabei in der Kühltruhe verstecken muss. Es ist wie gesagt eine sehr turbulente und rasant geschriebene Geschichte, die vielen Lesern gefällt. Für mich war es aber leider zu viel an Action und Verworrenheit.

Bewertung vom 11.07.2021
Ein letzter Frühling am Rhein
Wilmes, Frank

Ein letzter Frühling am Rhein


gut

Die Mode Welt trauert um das junge und schöne Model Chira Walldorf. Keiner kann verstehen, warum sie ermordet wurde. Kommissar Stockberger und sein Team bekommen die schwierige Aufgabe, diesen Fall zu lösen, wo sie eintauchen in eine unbekannte Welt. Nicht einmal ihre Nachbarn wissen wirklich etwas über Chira und ihrem Leben. Eingebettet in Promi Partys und religiösen Wahn gibt es im Grunde nicht viele Hinweise die zur Ergreifung des Täters führen. Es ist ein langer Weg, den das Ermittlerteam gehen muss, wo vieles nicht so ist, wie es im ersten Moment aussieht.
In dem Roman ,, Ein letzter Frühling am Rhein“ entführt der Autor Frank Wilmes den Leser in die trügerische Welt der Reichen und Schönen, wo man am Ende merkt, dass sich vieles hinter verborgenen Türen abspielt. Die Ermittler tappen sehr lange im Dunkeln und die Lösung des Falles zieht sich bis zum Ende. Ich muss gestehen, dass mir die Ermittler nicht wirklich sympathisch waren und ich weder zum Kommissar Kilian Stockberger, noch zu seinen Kollegen Cosima und Miko eine Beziehung aufbauen konnte. Wenn sich die Kommissarin ihre Gegenüber als Affen vorstellt, kann ich nicht viel damit anfangen und auch sonst waren die Ermittler nicht wirklich greifbar für mich und sie zeigten auch kaum Gefühle. Der Roman ist mehr ausgelegt auf die langsam aufbauende Ermittler Arbeit, wo es für mich keine Spannung gegeben hat. Der Fokus der Geschichte spielt sich eher im psychologischen Aspekt ab. Wie gehen Menschen miteinander um, in welcher Welt leben Models? Chira wird dabei skizziert von Himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt, ebenso werden viele Szenen beschrieben, die einen religiösen Hintergrund haben. Für mich hat es einfach an Spannung gefehlt und das langsame Dahinplätschern der Geschichte war recht mühsam.

Bewertung vom 06.07.2021
Everything We Lose
Oppenlander, Annette

Everything We Lose


ausgezeichnet

Der amerikanische Bürgerkrieg hat seine Spuren in Tennessee hinterlassen. Der 15 jährige Adam Brown, der mit seiner Mutter und seiner Schwester Sara auf einem kleinen Hof lebt verliert seinen geliebten Vater, der im Krieg gefallen ist im Kampf gegen die Sklaverei. Adam erlebt ständig, wie es seinem Freund Tip ergeht, der als Sklave auf der Billings Plantage lebt und arbeitet und immer wieder Opfer von brutalen Attacken Nathans wird. Eines Tages kann Adam diese Grausamkeit nicht mehr ertragen und bei einem Kampf mit Nathan kommt es zu einem unheilvollen Zwischenfall. Von nun an ist Adam auf der Flucht und er schließt sich der Unionsarmee an, wo er viele Jahre grausame Dinge erlebt und nicht mehr glaubt, dass der Krieg ein gutes Ende nimmt. Auch Tip ist mittlerweile auf der Flucht und hofft eines Tages in die Nordstaaten zu gelangen, wo Schwarze als freie Menschen leben können. Sowohl Adam als auch Tip müssen viel Leid ertragen und keiner von beiden weiß, ob der andere überhaupt noch lebt und ob sie ihre Familien jemals wieder sehen werden.
Die Autorin Annette Oppenlander hat mit ihrem Roman ,,Bis uns nichts mehr bleibt“ eine spannende und berührende Geschichte aus der Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs zwischen 1861- 1865 geliefert. Ihre tollen Recherchen zu diversen Ereignissen und Schlachten an denen ihr Protagonist teilgenommen hat, zeigt ein erschütterndes Bild der damaligen Zeit. Ihre Beschreibungen wie die Soldaten untergebracht waren, unter welchen Entbehrungen sie gelitten haben waren sehr bildhaft. Die Autorin hat es generell geschafft ihren Roman sehr lebhaft dar zu stellen. Berührende Szenen ob der brutalen Misshandlungen die Tip erleben musste oder bedingungslose Hilfsbereitschaft zwischen den Soldaten waren wunderschön zu lesen. Die gelungene Mischung zwischen Spannung, hoffen und bangen das alles gut ausgeht, waren gut aufgeteilt. Annette Oppenlander hat in ihrem Roman sehr gut tatsächliche geschichtliche Ereignisse und eine fiktive Handlung zusammen gemischt und dem Leser dadurch ein zweifaches Lesevergnügen beschert. Schön war auch zu lesen, dass es trotz schlimmer Kriegserlebnissen immer wieder Menschen gegeben hat, die bereit waren anderen zu helfen, selbst auf die Gefahr hin, dass sie dadurch selbst zu Schaden kommen könnten. Die ungleiche Freundschaft zwischen Adam und dem Sklaven Tip hat die Autorin ebenfalls sehr berührend beschrieben. In abwechselnden Kapiteln konnte man dabei immer wieder mit verfolgen, wie es den beiden über Jahre hin weg ergangen ist. Ein schöner und spannender Roman der zeigt, dass Menschlichkeit kein Fremdwort sein muss.

Bewertung vom 26.06.2021
Donau so rot
Baum, Thomas

Donau so rot


sehr gut

Eigentlich wollte Kommissar Robert Worschädl mit seiner Frau Karoline ihren Hochzeitstag auf einer Schifffahrt auf der Donau genießen, doch der unerwartete Tod des Fußballpräsidenten Breitwieser, macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Da der Kommissar nicht an einen Herzinfarkt glaubt, beginnt er sehr zum Leidwesen seiner Frau mit dem Ermitteln und er sollte Recht behalten, dass es nicht ein normaler Tod war. Ungewollt sticht er in ein Wespennest, wo es um Wettbetrug und die albanische Mafia geht, die nicht immer zimperlich mit denen umgeht, die nicht so wollen wie sie es gerne möchten. Dass selbst der Kommissar in Lebensgefahr gerät, macht die Hochzeitsreise nicht gerade zu einem Vergnügen und so wird die eigentlich geplante ruhige Reise zu einer besonderen abenteuerlichen Fahrt, wo es viele Geheimnisse auf zu decken gibt.
,,Donau so rot“ ist bereits der dritte Kriminalroman rund um den sympathischen Kommissar Robert Worschädl und seiner Kollegin Sabine Schinagl, die der Autor Thomas Baum auf eine spannende und unterhaltsame Reise schickt. Auch ohne Vorkenntnisse kann man in die neue Geschichte problemlos einsteigen. In 40 Kapiteln kann man den Kommissar begleiten, wie er ungewollt Zeuge eines Verbrechens wird und man als Leser dabei zeitgleich einem anderen Verbrechen beiwohnen kann. Die Geschichte rund um betrügerische Fußballwetten und brutale Methoden der Mafia um an ihr Ziel zu kommen hat der Autor gut beschrieben. Die Mischung zwischen Spannung, Nervenkitzel und Humor und witzigen Szenen passen gut zusammen. Auch wenn man manche Handlungen des Kommissars, die nicht immer überlegt wirken, nicht ganz nachvollziehen kann. Sympathisch ist dabei auch seine Frau, die seine Eskapaden anscheinend schon gewohnt ist und mit ihrer Ruhe und Klugheit so manches Unheil abwenden kann. Gut beschrieben wird auch, wie Spieler und deren Familien unter Druck geraten können, wenn ein Spielergebnis nicht zur Zufriedenheit der Wettmafia beendet wurde. Der Schreibstil ist locker und so manche Dialekt gefärbte Wörter lockern die Geschichte herrlich auf. Witzige Nebenfiguren bringen immer wieder einen extra Schwung in die Handlung. Der Roman liest sich locker und schnell und man bekommt eine spannende und unterhaltsame Geschichte noch dazu, wo man sich schon auf den nächsten Fall von Robert Worschädl freuen kann.

Bewertung vom 18.06.2021
Perchtoldsdorfer Schweigen
Schleifer, Christian

Perchtoldsdorfer Schweigen


ausgezeichnet

Charlotte Nöhrer könnte eigentlich zufrieden sein. Wenn nicht vor dem geplanten Showkeller eines Tages eine Leiche mit einer geheimnisvollen Botschaft, die an sie gerichtet ist, liegen würde. Doch es sollte noch schlimmer kommen, als beim Hiataeinzug ihr Lieblingsfeind Herbert Zaitler durch ein seltsames Unglück auch noch stirbt. Plötzlich wird ein geheimnisvoller Nazi Bunker in den
Perchtoldsdorfer Weinbergen entdeckt und dieser fördert eine tragische Geschichte ans Licht, in die sogar die geliebte Omama verstrickt ist. Wer Charlotte kennt weiß nun, dass sie erst Ruhe gibt, bis alle Geheimnisse aufgeklärt sind.
,,Perchtoldsdorfer Schweigen“ ist der zweite Band aus der Krimireihe rund um die
Winzerin Charlotte Nöhrer. Wer den ersten Band nicht kennt, kann zwar problemlos in die neue Geschichte einsteigen, trotzdem ist es aber spannender, wenn man die Protagonisten und ihre Vorgeschichte bereits kennt. Der Autor Christian Schleifer erzählt in diesem Band eine tragische Familiengeschichte, die in der Nazi Zeit beginnt und in der Gegenwart endet. Man findet alle liebgewonnenen Protagonisten wieder und es ist schön zu lesen, wie sich so manche weiterentwickelt haben und sich gut in das aufregende Familienleben der Nöhrers eingefügt haben. Der Schreibstil ist ein wenig ungewohnt weil jedem Namen ein bestimmter Artikel vorangesetzt wird und das für jemanden, der den Roman nicht kennt, sicherlich seltsam vorkommt. Die Geschichte zeigt ein Stück Zeitgeschichte auf, die nicht nur berührend und traurig ist, sondern auch wie sehr Hass und Gier viele Menschenleben zerstören kann. Die unterirdischen Bunker und Tunnelsysteme hat der Autor gut beschrieben und man konnte sich als Leser gut vorstellen, welch Tragödien sich darunter abgespielt haben. Da die Nazi Zeit auch heute noch bei so manchen verherrlicht wird, war die Geschichte durchaus glaubhaft. Die Rückblenden der damaligen Ereignisse haben den Roman noch intensiver wirken lassen. Trotz ernstem Themas schafft es der Autor immer wieder dazwischen humorvolle und slapstick artige Szenen einzubauen, die die Geschichte wunderbar auflockern. Die Gespräche werden immer wieder recht locker und manchmal auch etwas frech geführt. Schön ist auch, dass immer wieder ein wenig an Lokalkolorit zu finden ist, egal ob bekannte Orte oder ländliche Traditionen beschrieben werden. Eine gut gelungene Fortsetzung also, wo man sich auf weitere Abenteuer von der Charlotte freuen kann.