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rewa
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wien

Bewertungen

Insgesamt 367 Bewertungen
Bewertung vom 13.09.2021
Das Jahr, in dem wir verschwanden
Jones, Tayari;Somann-Jung, Britt

Das Jahr, in dem wir verschwanden


sehr gut

Das Jahr 1979 sollte für die Kinder Tasha, Rodney und Octavia ein besonderes werden. Eine unheimliche Mordserie hält Atlanta in Atem. Immer mehr afroamerikanische Kinder verschwinden und werden ermordet. Jeder versucht auf seine eigene Art und Weise damit zurecht zu kommen. Doch als Kind ist das gar nicht so leicht.

Die Ereignisse und die Figuren in dem Roman ,,Das Jahr in dem wir verschwanden“ von Tayari Jones sind zwar fiktiv, aber die Verbrechen der Kindermorde hat es tatsächlich gegeben. Da die Autorin als junges Mädchen diese Verbrechen selber miterlebt hat, war es ihr ein großes Anliegen diesen Roman zu schreiben. Das besondere daran ist, dass alles aus der Sicht der Kinder erzählt wird. In drei Kapiteln wird der Leser Zeuge davon welche Sorgen und Ängste die drei Protagonisten ausstehen mussten. Jede Geschichte hat dabei einen anderen Erzählstil. Bei Tasha wird aus der dritten Person erzählt, wo Tasha oft mit ihren Gedanken alleine gelassen wird. Sie hört viele unschöne Dinge, kann sie aber nicht wirklich zuordnen. Sie ist eine Außenseiterin, die gerne zu den anderen Mädchen dazu gehören möchte. Eine unbedachte Äußerung verändert ihr Leben und ihre Schuld trägt dabei schwer. Bei Rodney wechselt die Autorin in die ,,du“ Perspektive, wo man sich als Leser immer intensiv angesprochen fühlt. Auch er hat es nicht immer leicht in seinem Leben und er tut Dinge, die er eigentlich gar nicht tun möchte. Eine herzlose und brutale Erziehung seines Vaters hat dabei dramatische Folgen. Bis man im dritten Kapitel auf Octavia stößt, die ihre Geschichte in der ,,Ich “ Form erzählt. Da ihre Mutter nachts arbeitet ist sie oft alleine und wenn sie da ist, dann hört Octavia viele Lügen von ihr. Auch die Beziehung zu ihrem kaum vorhandenen Vater zeigt, dass das Mädchen in ihrem Leben ziemlich alleine da steht.
Die Autorin zeigt sich in ihren Geschichten sehr einfühlsam und es sind oft nur kleine oder unbedeutende Dinge, die die Kinder ängstigen oder unsicher machen. Sie fühlen sich dabei sehr oft allein gelassen und werden dabei mit Situationen konfrontiert mit denen sie oft gar nichts anfangen können. Die Welt der Erwachsenen ist dabei immer wieder zu groß für sie, wo sie sich verloren fühlen und sie es oft schwer haben, diese zu verstehen. Es ist ein emotionales Buch, wo die Hilflosigkeit der Kinder gut zu spüren ist und wo es oft Familienmitglieder sind, die ihnen nicht zuhören, wenn sie Hilfe brauchen würden. Menschliche Schicksale werden dabei berührend erzählt.

Bewertung vom 12.09.2021
Zwielicht 14
Hildebrand, Achim

Zwielicht 14


sehr gut

Das Horrormagazin Zwielicht beschert dem Leser in Band 14 wieder einige gruselige Gustostücke. 14 Kurzgeschichten und 2 interessanten Artikeln, die sich unter anderem mit Kannibalismus oder dem Filmklassiker ,, Was geschah wirklich mit Baby Jane “ befassen, lassen wieder einmal das Horrorherz höher schlagen.
Die Bandbreite reicht dabei von unheimlichen Begegnungen bis abgefahrenen höllischen Szenen.
Interessant war dabei unter anderem die Geschichte von Holger Voss in ,,Scullcity“ , wo man als Leser die Handlung rückwärts, also vom Ende bis zum Beginn lesen konnte.
Wer so wie ich keine Spinnen mag wird bei Harry Harrison Kroll in ,,Altweibersommer“ auf seine gruseligen Kosten kommen.
Es ist immer schön, wenn man bekannte und auch neue Autoren kennen lernen kann, sowie Geschichten von Altmeistern des gepflegten Horrors wie Algernon Blackwood. Viele Geschichten überraschen zum Schluss, wie die eigentlich süße Geschichte von Jesse Franklin Bone ,, Einfuhrverbot für Horgels. Wo man als Leser nie ahnen würde, wie sich diese entwickelt. Man findet berührende Geschichten wie von Karin Reddemann in ,,Weh Mutterherz“, die fast einer Tragikomödie ähnelt, aber auch unheimliche und blutige wie bei Sascha Dinse in ,, Mel“.
Die bunte Bandbreite an Geschichten macht die Zwielicht Reihe immer zu einem Lesevergnügen. Die Artikeln am Ende von Achim Hildebrand und Karin Reddemann lesen sich sehr spannend und sind informativ geschrieben, so dass man sie fast schon als eigene Kurzgeschichten lesen könnte.
Das toll gestaltete Cover von Björn Ian Craig passt perfekt zu der Zwielicht Reihe.

Bewertung vom 04.09.2021
Engelspost
Muhl, Iris

Engelspost


sehr gut

Der erfolgreiche Unternehmer Eliott White wird als Studiogast beim New Yorker Radio eingeladen um über seinen Erfolg und sein Leben zu erzählen. Was keiner dabei ahnt ist, dass es eine Lebensbeichte sein wird , die die Hörer in Atem halten wird.
Im Jahre 1913 lebt Eliott als Betrüger und Dieb und egal wo und wie er andere ums Ohr hauen kann, tut er es. Dass er sogar früher einmal in einem Bordell seiner Cousine als Türsteher gearbeitet hat und er dort Dinge getan hat, die im später noch einmal leid tun werden, zeigt, dass es um seinen Charakter nicht zum besten steht.
Auf einer Zugfahrt aber trifft er auf ein kleines, verwahrlostes Waisenkind, das man wie eine Ware mit einer Briefmarke frankiert hat und ohne Essen und Trinken auf eine Reise durch halb Amerika in ein anderes Waisenhaus verschickt. Was Eliott bei dieser Fahrt mit dem Kind und den Mitreisenden erlebt, prägt ihn für den Rest seines Lebens.
Der Roman ,, Engelspost“ von Iris Muhl ist die traurige und sehr emotionale Geschichte aus einer Zeit, in der es tatsächlich zum verschicken kleiner Kinder gekommen ist, wo ein Mensch einfach einer Ware gleichgestellt war. Die Interaktion zwischen Eliott und dem kleinen Mädchen wird von der Autorin sehr bildhaft erzählt. Besonders Eliott muss dabei für sich selbst einen beschwerlichen Weg gehen, da er sprichwörtlich vom Saulus zum Paulus wird. Er macht in der Zeit der Zugfahrt eine große Wandlung durch wo er immer wieder von Selbstzweifel geplagt wird, ob seines Lebens, wo ihn bisher die Gefühle, Sorgen und Probleme anderer nicht tangiert haben. Ein Betrüger lebt nur für sich selbst und seinen Vorteilen. Das kleine Mädchen wird von der Autorin bislang etwas geheimnisvoll und auch ,,engelhaft“ dargestellt. Es war oft als Leser nicht leicht den Gesprächen, der versnobten Mitreisenden emotionslos zu folgen. Da hat Iris Muhl sehr gut die verschiedenen Charaktere heraus gearbeitet, wo Vorurteile, Ablehnung und wenig Mitgefühl für das verarmte Mädchen deutlich zu spüren waren. Die Kleine hingegen wird stets freundlich und dankbar dargestellt wenn sie merkt, dass es jemand gut mit ihr meint. Obwohl sie bisher unter widrigen Umständen aufgewachsen ist umgibt sie trotzdem eine Aura der Zufriedenheit und auch scheinbar einem sechsten Sinn, da sie es immer wieder schafft mit Worten oder Handlungen ihre Gegenüber zu verblüffen und auch demütig zu machen. Die Geschichte über Schuld und Sühne hat Iris Muhl mit angenehmen und intensiven Worten erzählt und dem Leser somit schöne und auch emotionale Lesestunden beschert. Die liebevolle Aufmachung des Romans sollte auch noch erwähnt werden, da die Hardcover Ausgabe mit Goldlettern und einem angenehm haptischen Stoffeinband versehen ist. Wer das toll gelungene Cover mit dem verwahrlosten Mädchen und dem Gentleman mit dem Zug sieht wird davon schon animiert den Roman lesen zu wollen, was er sicher nicht bereuen wird.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.09.2021
Totentier: Psychothriller
Siemer, Nicole

Totentier: Psychothriller


ausgezeichnet

Kriminalhauptkommissar Markus Penning hat eine schwierige Zeit hinter sich. Seine geliebte Frau ist tot, er ist suspendiert worden und der Alkohol ist mittlerweile sein bester Freund geworden. Dass auch noch Aussetzer dazu kommen, wo er plötzlich an einem anderen Ort aufwacht, macht seine Situation noch schlimmer. Als eine brutale Mordserie beginnt, die sich gegen Tierquäler richtet, bietet ihm sein Vorgesetzter und Freund Frederick Weimar die Leitung der ,,Soko Tierrächer an und gemeinsam gehen sie auf Verbrecherjagd. Doch schon bald wird dabei Markus mit seiner Vergangenheit konfrontiert, in der seine wieder aufgetauchte Schwester Sabine eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Schon bald ist Markus in einen Strudel von Ereignissen gefangen wo er selbst nicht mehr weiß, was richtig und was falsch ist. Kann es sein, dass sogar er selbst der mordende Tierrächer ist?
Wieder einmal entführt die Autorin Nicole Siemer den Leser zu dem fiktiven Ort Grubingen, wo es nicht immer mit rechten Dingen zu geht. Dieses Mal hat sich die Autorin ein wichtiges und auch emotionales Thema für ihren Psychothriller ausgesucht. In dem Roman ,, Totentier“ lässt sie einen eiskalten Killer Jagd auf Tierquäler machen. Dass sie dabei nicht immer zimperlich ist, sei nur als Warnung gesagt. So wie die Tiere getötet wurden, so werden auch die Menschen getötet. Die Autorin schafft es dabei durch eine bildhafte und eindringliche Art und Weise nicht nur teils gruselige Spannung, sondern auch emotionale Gefühle aufkommen zu lassen. Das wichtige Thema der Tierquälerei steht dabei im Fokus. Die Morde, wie sie hier beschrieben werden, sind natürlich nicht in Ordnung, aber es soll ein wachrütteln sein um über die oft lächerlichen Strafen nachzudenken. Denn Tiere sind keine Sache, sondern Lebewesen, die es Wert sind dass man sie schätzt und gut behandelt.
In dem Roman muss Markus einen schweren Weg gehen. Selbst als Leser weiß man nie so genau, was ist Wahrheit und was Fantasie. Es ist ein Psychothriller, der auch ein wenig mystisch angehaucht ist, was die ganze Geschichte somit auch gruselig erscheinen lässt. Ein spannender Roman also, den man sicher nicht so schnell vergessen wird.

Bewertung vom 28.08.2021
Fantom
Ehlers, Jürgen

Fantom


sehr gut

Im Oktober 1966 detoniert im Hamburger Hauptbahnhof eine Bombe in einem Schließfach und der Erpresser fordert 100 000 DM. Das Fantom, das sich selbst Roy Clark, nach einem Titelheld eines Fortsetzungsromans aus der Bild Zeitung nennt, spielt ab dem Zeitpunkt ein Katz – und Mausspiel, nicht nur mit der Bundesbahndirektion Hamburg, sondern auch mit der Polizei, allen voran mit Horst Berger, dem leitenden Ermittler. Immer wieder kommt es zu Sabotageakten bei der Bahn und auch die Lösegeldforderungen variieren ständig. Eine vermasselte Geldübergabe macht das Fantom nur noch wütender und für Berger und sein Team ist es nur eine Frage der Zeit, bis die ganze Sache endgültig eskaliert.

Der Kriminalroman ,,Fantom“ von Jürgen Ehlers entführt den Leser in eine Zeit in der die Bundesrepublik Deutschland selbst noch auf unsicheren Beinen gestanden ist.
In einem eher ruhigen und nüchternen Erzählstil beschreibt der Autor die auf wahren Ereignissen beruhende Geschichte von ,,Roy Clark“ dem Eisenbahn Erpresser, der mit etlichen Erpresserbriefen und Anschlägen die Menschen in Atem gehalten hat. Der Roman liest sich dadurch auch spannend, da der Autor immer wieder tatsächliche Ereignisse mit fiktiven Geschichten gemischt hat. So trifft man auf den Schah von Persien, der im Juni 1967 Hamburg besucht hat, ebenso wie auf den Student und Demonstrant Benno Ohnesorg, der dabei von einem Polizist erschossen wurde. Es ist interessant zu lesen wie dabei der Autor sich nicht nur auf die Fantom Geschichte konzentriert hat, sondern auch noch andere Handlungen dabei eingebaut hat. Die Polizei ist dabei noch nicht so ,,entwickelt“ wie heutzutage und deshalb mutet es auch immer wieder für den Leser seltsam an, wenn diese keinen wirklichen Fahndungserfolg aufweisen können. Jürgen Ehlers zeigt aber auch immer wieder sehr persönliche Gedanken der verschiedenen Protagonisten auf, so dass sowohl Horst Berger mit seiner Familie als auch ,,Roy Clark“ menschlich und verletzlich rüber kommen. Der Autor hat viel und gut recherchiert und lässt somit den Leser auch den damaligen Zeitgeist der Bundesrepublik miterleben, wo vieles aus der unrühmlichen Vergangenheit noch nicht wirklich aufgearbeitet war und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft trotzdem schon spürbar war.

Bewertung vom 08.08.2021
Der Seehecht und die Kaffeebrille
Wiegand, Michael

Der Seehecht und die Kaffeebrille


sehr gut

Für ein kurioses Tagebuch braucht man einen interessanten Titel und ein ungewöhnliches Cover. Beides findet man in dem Buch ,, Der Seehecht und die Kaffeebrille“ - Ein kurioses Tagebuch, geschrieben von Michael Wiegand. Der Autor nimmt darin die Leser auf eine humorvolle und witzige Reise durch sein Leben mit. Im Laufe vieler Jahre hat er begonnen Erlebnisse und Ereignisse die ihm mehr oder weniger widerfahren sind, nieder zu schreiben. Dabei findet man keine chronologische Reihenfolge, sondern die Jahre werden dabei bunt durcheinander gemischt.
Jeder kennt Situationen im Alltag, wo man selber den Kopf schütteln muss, ob der Skurrilität und man sich noch lange Zeit daran erinnert. Deshalb hat der Autor nicht immer ganz ernst gemeinte Geschichten aufgeschrieben, wo man sich als Leser hin und wieder selbst ertappt, weil einem schon ähnliches passiert ist. Wie oft wird man angerufen von einer fremden Person und muss erklären, dass man nicht derjenige ist, den der andere sprechen möchte. Oder welche Tics hat wohl der eine oder andere, wenn es darum geht Dinge in immer wieder der gleichen Reihenfolge zu erledigen und wehe, wenn dabei etwas nicht passt.
Egal ob es Erlebnisse beim Einkaufen sind oder besondere Begegnungen bei seiner Arbeit als Taxifahrer, immer wieder blitzt ein wenig Boshaftigkeit bei ihm durch, die er aber immer charmant verpackt. Viele Geschichten sind dabei interessant zu lesen, vor allem, weil er es schafft aus scheinbar belanglosen Begegnungen und Erlebnissen, eine humorvolle Geschichte daraus zu machen. Dass dabei manche eher nur für den Autor als für den Leser bedeutsam sind, ist auch klar. Erwähnenswert sind auch die paar Illustrationen von seiner Tochter Alessa Mar Wiegand Cáceres ( Mara de la Cruz ), die manche Szenen dabei sehr trefflich wieder gegeben hat. Von meiner Seite aus, hätten es sogar noch mehr sein können.
Das kuriose Tagebuch ist ein netter Zeitvertreib und ich denke, dass nach dem Lesen sicherlich der eine oder andere noch mehr seine Augen und Ohren offen hält, da es oft die kleinen Erlebnisse sind, die einem zum Schmunzeln bringen.

Bewertung vom 05.08.2021
Kurzgeschichten gegen Krebs

Kurzgeschichten gegen Krebs


ausgezeichnet

,,Kurzgeschichten gegen Krebs“ nennt sich das Buch, in dem sich 22 Autoren zusammengefunden haben um für eine tolle Sache ihre Kurzgeschichten nieder zu schreiben. Die Gewinne aus dem Verkauf der Kurzgeschichtensammlung werden nämlich zu 100% an die Deutsche Krebshilfe gespendet. Da sicherlich jeder bereits einmal selbst, in der Familie oder im Freundeskreis mit der Diagnose Krebs konfrontiert worden ist, ist dieses Buch eine tolle Möglichkeit eine gute Sache zu unterstützen.
32 Kurzgeschichten entführen den Leser in eine Welt der Spannung und Emotionen aber auch humorvolle und witzige Geschichten sind darin zu finden.
Die Herausgeber Jonas Philipps und Tom Davids haben dabei eine gute Auswahl an Geschichten getroffen. In vier verschiedenen Themenabschnitten bekommt der Leser ein breites Spektrum an Geschichten geboten, die alle sehr gut geschrieben sind und gut erzählt werden.
Im Abschnitt ,,Zum Schmunzeln“ wird man Zeuge, wie schrecklich ein ,,Männerschnupfen“ doch sein kann oder welche Abenteuer man dabei erlebt, wenn man sich einfach nur einen telefonischen Termin beim Arzt ausmachen möchte.
Der Abschnitt ,,Spannung und Staunen “ beschert dem Leser im Teufelsmoor ein Gänsehautgefühl und ein Paar einfache Handschuhe, werden einem Verbrecher zum Verhängnis.
Der 3. Abschnitt hingegen bietet ,,Nachdenkliches“ wo viele Geschichten emotional und auch traurig sind. Wird man eines Tages ein Außenseiter sein, wenn man sich nach echten Menschen und Zusammentreffen sehnt und nicht nur seine vielen ,,Freunde“ übers Internet, Facebook und Co trifft? Aber auch Erinnerungen an einen lieben Menschen können ein Anker für das Leben sein.
Im letzten Abschnitt mit dem Titel ,,Hoffnung“ zeigt es sich, wie wichtig gute Freundinnen sein können und in Zeiten, wo es einem schlecht geht mit einer ungewöhnlichen Aktion wieder Hoffnung geben. Dass sogar ein leeres Paket einem Menschen eine neue Lebensperspektive bietet, wird berührend und schön beschrieben.
Auch wenn der Titel ,,Kurzgeschichten gegen Krebs“ heißt, bekommt man wenige Geschichten, die sich mit Krankheiten oder Krebs beschäftigen. Es geht einzig und allein um den guten Zweck mit dem Verkauf des Buches einen kleinen Beitrag gegen diese Krankheit zu leisten.
Eine tolle Sache also und ein Lesevergnügen noch dazu.

Bewertung vom 26.07.2021
Pepe S. Fuchs - Schatzjäger
Schulze, Steffen

Pepe S. Fuchs - Schatzjäger


sehr gut

Ein geheimes Treffen auf dem Campingplatz mit Oberbootsmann Schulze sollte für Oberfeldwebel Pepe S. Fuchs wieder einmal der Beginn eines Abenteuers werden, mit dem er nicht gerechnet hätte.
Nicht nur, dass er ungewollt in eine Schlägerei verwickelt wird, trifft er auch auf die Hauptgefreite Rossi, die heimlich ihren Kontaktmann treffen wollte und ebenso wie Pepe überrascht ist, ihn hier zu sehen. Plötzlich ist Pepe in einen Fall verwickelt, wo ein geheimnisvolles Tagebuch aus dem Jahr 1944 eine große Rolle spielt. Seine Gegner sind gnadenlos, denn ein sagenumwobener Schatz soll sich noch immer versteckt in einem Zug in einem unterirdischen Tunnelsystem befinden. Gemeinsam mit der Eisenacher Kommissarin Beate Jäger, die ungewollt auch persönlich in den Fall verwickelt wird, beginnt nun eine abenteuerliche Jagd, wo so mancher den nächsten Tag nicht mehr erleben wird.
Es ist kaum zu glauben, aber Oberfeldwebel Pepe S. Fuchs ist in dem Band ,, Schatzjäger“ bereits zum 6. Mal auf Verbrecherjagd. Wer die Reihe vom Autor Steffen Schulze kennt, weiß, dass es wieder einmal Actionreiche, spannende und humorvolle Szenen geben wird. Schön bei den Geschichten ist auch immer wieder, dass bekannte und vertraute Figuren aus den vorigen Bänden vorkommen, wo es sich also emphiehlt, dass man diese kennt. Wie gewohnt gibt es immer wieder mehrere Handlungsstränge, wo man zuerst noch ein wenig planlos wirkt, wie alles zusammen hängt, aber mit der Zeit bekommt man immer mehr den Durchblick und man ist schon gespannt, wie die Geschichte weitergeht. Bei Pepe darf man nicht zimperlich sein wenn man seine Abenteuer liest, denn der Autor zeigt sich dabei das eine oder andere Mal von seiner brutalen Seite und es fließt dabei auch Blut und Tote sind dabei an der Tagesordnung. Es ist eine wilde Verfolgungsjagd durch Tunnel und Bunker, wo es nicht immer leicht fällt den Überblick zu bewahren, wo sich gerade wer befindet. Die Mischung zwischen Spannung, Menschen Schicksalen und Humor macht für mich die Reihe rund um Pepe sympathisch. Es tauchen immer wieder Protagonisten auf die leicht verrückt sind oder herrlich vorlaut ihre Meinung kund tun, sodass es eine willkommene Abwechslung in dem Roman ist. Wie jeder Band endet auch dieser wieder so, dass man weiß, dass das nächste Abenteuer bereits auf Pepe wartet und man als Leser mit Spannung darauf wartet.

Bewertung vom 22.07.2021
Zum Sterben zu viel
Kinskofer, Lotte

Zum Sterben zu viel


ausgezeichnet

Es ist das Jahr 1922 in München Pasing, als der bekannte Heimatdichter Carus von Waldfels ermordet aufgefunden wird. Zuerst gibt es scheinbar kein Motiv, aber da die Menschen einen Schuldigen brauchen ist mit dem armen Schreiner Benno Stöckl schnell ein Tatverdächtiger gefunden. Auch wenn er für Oberkommissar Benedikt Wurzer nicht wirklich ein Tatmotiv hat, sind ihm von seinem Vorgesetzten die Hände gebunden, der sich über die schnelle Lösung des Falles freut. Bennos Frau Agnes ist froh, dass Anwalt Strate, bei dem sie einen lukrativen Auftrag haben, bereit ist, ihren Mann zu verteidigen. Doch es passiert ein weitere Mord und sowohl der Kommissar, als auch der Anwalt glauben nicht daran, dass Benno wirklich ein Mörder sein soll. Während Agnes in ihrer Verzweiflung sogar ihre beiden Kinder in die Obhut von Strate und seiner Frau gibt, ermittelt Wurzer weiter und kommt dabei den wahren Täter immer näher und sogar Anwalt Strate wird dabei mit Dingen konfrontiert, die ihn selbst betreffen und erschüttern.
Der Kriminalroman ,, Zum Sterben zu viel“ entführt den Leser in die Zeit nach den Ereignissen als Deutschland einen Kaiser und Bayern einen König hatte, der Erste Weltkrieg vorbei war und das Leben in der Weimarer Republik die Menschen noch zu tiefst verunsichert hatte. Die Autorin Lotte Kinskofer lässt dabei sehr anschaulich das Leben der Menschen vor den Augen der Leser Revue passieren. Man spürt dabei die Verzweiflung der armen Menschen, die tagtäglich ums Überleben kämpfen müssen aus Angst, dass das wenige Geld das sie besitzen nicht am nächsten Tag schon wieder an Wert verliert. Ihre Hoffnungen, dass sich Recht und Ordnung endlich wieder einstellt und es mit dem Leben wieder bergauf geht. Sehr sympathisch war dabei der Oberkommissar Wurzer dargestellt, der trotz schweren Schicksalsschlag stets versucht hat objektiv zu bleiben und für ihn jeder Mensch, egal ob arm oder reich, gleich ist. Seine Handlungen sind dabei stets bedächtig und ruhig und man spürt immer wieder seinen Widerstand gegenüber seinem übereifrigen Mitarbeiter und seinem Vorgesetzten, denen es nicht wirklich um die Aufklärung des Mordes geht, sondern nur um einen schnellen Erfolg. Die Autorin beschreibt aber auch sehr gut die Gedanken und Gefühle der Menschen, wo sich damals viele so verhalten haben, wie es für sie gerade passend war und somit auch politische Kämpfe an der Tagesordnung waren. Damit der Roman noch intensiver zur Geltung kommt hat Lotte Kinskofer immer wieder je nach Herkunft einer Person oder deren Gefühlslage einmal mehr oder weniger Dialekte in ihre Schreibweise einfließen lassen. Eine gute Erklärung diesbezüglich hat die Autorin dabei am Ende des Romans angefügt.
Der Roman ist nicht nur spannend, sondern auch sehr emotional und einfühlsam geschrieben. Schön war dabei auch , dass die damalige Rolle der Frau nicht nur mit dienen und folgsam sein behaftet war, sondern dass auch sie gezeigt haben, dass sie sehr wohl auch zu eigenständigem Handeln fähig waren. Menschen Schicksale werden gut dargestellt und es gibt immer wieder neue Spuren, wo man als Leser nie so genau weiß, wer nun der wirkliche Täter ist. Ein toller Roman also, der zeigt, dass Menschlichkeit und Herzenswärme sehr wohl bei arm als auch bei reich möglich ist.