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Bri
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Kröslin

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Insgesamt 227 Bewertungen
Bewertung vom 04.09.2017
Der Vater, der vom Himmel fiel
Henderson, J. Paul

Der Vater, der vom Himmel fiel


sehr gut

*skurrile Familie*

Kann eine Geschichte, die mit einem tödlichen Unfall beginnt, dennoch humorvoll sein? Ohja, J. Paul Hendersons "Der Vater, der vom Himmel fiel" kann!

Der seit Jahren verwitwete Lyle Bowman stirbt durch ein irrwitziges Missgeschick. Dabei hat er das Gefühl, daß er vieles noch nicht erledigt hat. Seine Söhne, Greg und Billy, sind seit langem verstritten, der Ältere lebt seit Jahren in Amerika. Lyles Bruder Frank scheint an Demenz erkrankt zu sein oder warum stellt er sich der Polizei wegen Vergehen, die er nicht beging?

Sie alle treffen auf Lyles Beerdigung aufeinander und es gibt noch weitere offene Fragen- wer war die junge Frau bei der Rede des Pfarrers- hatte Lyle etwa eine Geliebte? Wenn ja, wer ist sie?

Um das Haus des Vaters zu verkaufen will Greg es zuvor renovieren. Billy ist mit seiner Familie und seinem Job zu sehr eingespannt, sagt er.
Denn jeder in dieser Familie hat Geheimnisse und Sehnsüchte, deren Auflösungen manchmal so obskur sind, daß man nicht weiß, ob man Lachen oder doch eher Mitgefühl haben soll. Und so macht Greg eine "übersinnliche" Erfahrung in seinem Elternhaus, die ihn dazu verleitet, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und somit den letzten Willen seines Vaters zu erfüllen.

Henderson gelingt es in seiner Geschichte viele Emotionen aufzugreifen und dennoch weiterhin einen äußerst spannenden Unterhaltungsroman abzuliefern. Es wird nie langweilig!
Liebevoll zeichnet er seine Figuren, ohne den Zeigefinger zu erheben oder zu urteilen.
Sein Roman besticht neben dem Humor, den überraschenden Wendungen und den skurrilen Akteuren vor allem mit einer überraschenden Tiefe.

Denn schlußendlich lautet das Fazit: es ist nie zu spät, dein Leben zum Besseren zu verändern!

Bewertung vom 21.08.2017
Ein Gentleman in Moskau
Towles, Amor

Ein Gentleman in Moskau


ausgezeichnet

*Der glückliche Graf*

Das Cover ist eher schlicht in seiner (Farb-)Gestaltung, jedoch darin passend auf den Inhalt abgestimmt- so zurückhaltend, höflich, gebildet und von einer ausgesuchten Integrität wie der Graf dargestellt wird.

(Der) Graf Alexander Rostov hat ein genußfreudiges Leben in Müßiggang geführt. Das soll sich nun grundlegend ändern.
Im Rußland der 20er Jahre wird er von der Revolutionsregierung unter lebenslangen Hausarrest gestellt, allerdings im legendären Moskauer Hotel Metropol. Nur bewohnt er dort nicht weiter seine Suite, sondern eine winzige Dachkammer.

Das privilegierte Leben gewohnt, richtet er sich in seinen neuen Lebensumständen ein. Trotz aller Beschränkungen führt er weiterhin ein beschauliches Dasein. Bis er Nina kennenlernt.
Das kleine Mädchen, dessen Vater zur neuen Regierung gehört, lebt ebenfalls im Hotel und begeistert Alexander durch ihre Neugierde.
Durch sie lernt Alexander, hinter die Kulissen des Hotels zu schauen. Dieses kleine, in sich geschlossene, Universum- in dem es nicht um eine Masse geht, sondern um jeden Einzelnen.

Das ist auch die Parallele zu diesem Buch, in dem der Hauptprotagonist zum großen Star avanciert- und das mit leisen Tönen.
Mutig stellt er sich dem Leben, erinnert sich dabei stets an seine "gute Kinderstube", stellt seine Bedürfnisse hinter denen anderen hintenan.
Und dennoch schafft er es, dabei ein zufriedenes Glück auszustrahlen, das in unserer Zeit seinesgleichen sucht.

Der Autor Amor Towles sagt, er hätte diesen Roman geschrieben, um von der Bestimmung zu sprechen, die jeder für sich finden muß.
Alexander ist dies gelungen. Und Amor Towles mit seiner Wahl, uns von Alexander zu erzählen ebenso.

Der Schreibstil ist so lebendig, dabei ironisch, jedoch mit ganz viel Charme versetzt, sodaß man gar nicht anders kann, als mit dem Grafen zu sympathisieren.

Ein pures (Lese-)Vergnügen!

Bewertung vom 21.08.2017
Projekt Orphan / Evan Smoak Bd.2
Hurwitz, Gregg

Projekt Orphan / Evan Smoak Bd.2


ausgezeichnet

*Killer mit Herz*

"Projekt Orphan" ist der Folgeroman nach "Orphan X" um den Hauptakteur Evan Smoak. Da ich den ersten Band vorher nicht kannte, kann ich sagen, daß man diese Teile auch einzeln, ohne Zusammenhang, lesen und nachvollziehen kann.

Das Cover wirkt im Vergleich zum dramatischen Inhalt für meinen Geschmack zu schlicht, denn die Handlung ist dramatisch und brisant.

Evan, der als "Nowhere Man" verzweifelten Menschen in ausweglosen Situationen hilft- auch durch Mord an ihren Peinigern- ist Hauptprotagonist des Thrillers.
Doch aufgrund seiner Vergangenheit ist er nun selbst in Gefahr.

Als 12-jähriger nahm er am Orphan-Programm teil und wurde dabei zu einem Killer ausgebildet. Nach vielen Jahren der Auftragsmorde im Namen der Regierung unter strengster Verschwiegenheit stieg er aus.... doch ist einem Killer das möglich?
Da er nach seinem Austieg gejagt wird ist Evan besonders vorsichtig und lebt äußerst zurückgezogen und mit vielen Sicherheitsvorkehrungen.
Nach der Erledigung eines neuen Auftrages wird er dennnoch überwältigt und gefangen gehalten. Aber wer steckt hinter der Entführung- sein früherer Auftraggeber oder jemand, der Rache nehmen will?

Hauptperson des Buches ist Evan Smoak: intelligent, charmant und sympatisch- obwohl er mordet und Selbstjustiz übt.
Detailliert beschreibt der Autor den Charakter einzelner Personen und stellt Szenen immer nachvollziehbar dar.
Man fühlt sich z.T. an James Bond erinnert und Evan Smoak braucht den direkten Vergleich nicht zu scheuen. Die Spannung ist dauerhaft präsent, ohne Schwächen und die Handlung äußerst vielschichtig.

In kurzen Rückblenden, die deutlich als Nebenhandlung gekennzeichnet sind, erfährt der Leser, warum die Nebendarsteller sich an Evan rächen wollen. Diese Rückblenden wirken jedoch immer sich selbst erklärend und nie störend im Verlauf der Erzählung.

"Projekt Orphan" ist ein knallharter, temporeicher und sehr spannender Thriller, der sich nicht vor passenden Actionszenen scheut. Spannung und Nervenkitzel werden hier in einer ansprechenden Geschichte verpackt, die auch mein Mitgefühl für Evan ansprach und deshalb sehr empfehlenswert ist.

Bewertung vom 21.07.2017
Die Sage um Ihartar
Herbst, Ramona Elena

Die Sage um Ihartar


sehr gut

*"fantastische" Spannung*

Das Cover des Buches und der Klappentext versprachen einen Fantasyroman, dessen Geschichte ich unbedingt lesen wollte.

Die Autorin Ramona Elena Herbst schreibt in einem angenehmen, leichten und sehr flüssigen Schreibstil, der mich sofort in die Geschichte eintauchen ließ.
Den Beginn fand ich etwas zu langatmig, aber als klar wurde, weshalb Varim sich auf die Reise machen muß nahm die Geschichte rasant an Fahrt auf und konnte die hohe Spannung bis zum Schluß halten.

Die beiden sehr unterschiedlichen Schwestern Arbell und Sinea werden im Verlauf ebenso detailliert gezeichnet (auch wenn Varim bzgl. der Zuneigung zwischen ihnen schwankt wie ein junger Baum im Wind) wie jede weitere Figur- etwas, das mir überaus positiv auffiel.

Die Reise und ihre Gefahren werden äußerst spannend und bildgewaltig erzählt, sodaß man sich eher in einem Film statt beim Lesen wähnte.
Durch ihren Blick und die Kunst, die richtigen Worte zu verwenden, schafft die Autorin es spielend, uns mit in ihre Fantasywelt zu nehmen und die Schauplätze der Handlung wirklich werden zu lassen. Dabei gibt es jedoch einige Wendungen, die für Überraschungen sorgen.

Dennoch versteht sie es, auch eine Lehre einfließen zu lassen, sodaß dieses Buch nicht nur der Unterhaltung allein diente. Es geht um Freundschaft und Zusammenhalt und der Erkenntnis, daß man gemeinsam alles schaffen kann!

Ein sehr unterhaltsamer Fantasyroman, der vor Abenteuerlust nur so strotzt und noch dazu eine wichtige Botschaft vermitteln kann.

Bewertung vom 21.07.2017
Dunkels Gesetz
Heuchert, Sven

Dunkels Gesetz


gut

*Eher Erzählung denn Krimi*

Sven Heuchert legt mit „Dunkels Gesetz“ einen recht harten, kurzen Roman vor, dessen Hauptmerkmal wohl die ruppige Sprache darstellt.

Positiv fiel auf, daß die Kapitel sehr übersichtlich (kurz) gehalten wurden, weshalb man das Gefühl hat, auch einmal eine Pause machen zu können, was angesichts der 187 Seiten allerdings unnötig ist.

Innerhalb der Geschichte blieben dadurch jedoch viele Hauptakteure zu blaß. Dadurch wurde der Spannungsbogen nicht ausgereizt und der angekündigte Krimi war für mich keiner.
Es las´sich eher wie eine Erzählung, die inhaltlich sich fast nur auf das Thema Gewalt beschränkte.

Landschaftlich sind die Beschreibungen jedoch greifbar, hier zeichnet sich die gute Beobachtungsgabe des Autors aus, ein gewollter Gegensatz zu den romantisch-malerischen Romanen.
Die Darstellung von Ödnis, Verwahrlosung, Trostlosigkeit ... Mafiageschäfte, Geldwäsche, Prostitution...ist mehr als gelungen und die daraus resultierenden Träume, diesem zu entfliehen, mehr als nachvollziehbar.

Sven Heuchert nutzt eine derbe Sprache, um seine Protagonisten agieren zu lassen. Fast alle spielen ein doppeltes Spiel und so wird es zwar nicht wie in einem üblichem Krimi spannend bis zum furiosen Finale, aber dennoch interessant.

Bewertung vom 17.07.2017
Fangirl
Rowell, Rainbow

Fangirl


sehr gut

*Fanfiction und die erste Liebe*







Bis ich das Buch "Fangirl" von Rainbow Rowell las´, waren mir die Begriffe Fangirl und Fanfiction noch nie untergekommen- nun aber kann ich mich sehr gut in diese Welt hineinfühlen.

Die Autorin schafft es hervorragend, diese Welt so klar darzustellen und faszinierend zu beschreiben, daß man sich dort zuhause fühlt. Und obgleich ich bereits eine Tochter im Teeniealter habe, konnte ich mich sehr leicht in die (pubertären) Probleme der Protagonistin einfühlen.

Cath lebte bislang mit ihrer Zwillingsschwester Wren und ihrem Vater recht abgeschottet in einer Kleinstadt. Die Mutter verließ die Familie, als die Mädchen 8 waren. Der Vater kam nie darüber hinweg, bescherte den Mädchen dennoch eine sichere, liebevolle Kindheit.

Nun ist es Zeit für das College und Wren will sich abnabeln, zugleich sich auch von Cath lösen, die davon völlig überrascht wird.
Sie muß sich allein in dieser ihr fremden Welt zurechtfinden- eine fremde Stadt, eine andere Zimmernachbarin anstelle von Wren, Collegepartys, Vorlesungen.
Dabei hilft ihr ihre Leidenschaft, Fanfiction, die sie mit vielen anderen und für ihre treuen Leser um die Figur Simon Snow schreibt.
Cath lernt dabei eine Menge über sich selbst und findet ihren Platz im Leben.

Besonders wird dieser Roman über das Erwachsenwerden durch die Zwischenstücke und Auszüge aus dem Originalromanen "Simon Snow" und Cath´s Geschichten über ihn.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm, locker und entspannt- dabei schafft sie es spielend zwischen humorvollen und dramatischen Szenen zu wechseln, sodaß es weder langweilig wird, noch an Tiefe fehlt.

Ein wunderbares Buch über das Erwachsenwerden, Loslassen, Freundschaft, Familienbande und die erste Liebe, in dem sich wahrhaft jeder ein Stück weit wiederfinden wird.

Bewertung vom 24.06.2017
Teufelskälte / Kommissar Tommy Bergmann Bd.2
Sveen, Gard

Teufelskälte / Kommissar Tommy Bergmann Bd.2


sehr gut

*nordischer Thrill*

Das Cover ist passend zum Genre und der Handlung dunkel und etwas mysteriös gestaltet- durchaus ansprechend und mit Wiedererkennungswert.

"Teufelskälte" ist der 2. Roman um den Kommissar Tommy Bergmann, der jedoch auch unabhängig der Kenntnis des Vorbandes gelesen werden kann.

Zu Beginn des Buches führt uns der Autor in das Jahr 1988, als Bergmann noch ein ganz junger Polizist war. Er sieht sich zum ersten Mal einem Mordopfer (Kristiane) gegenüber.
Fast 30 Jahre später: Der verurteilte Mörder Kristianes, sitzt im Gefängnis und doch deutet ein erneuter (versuchter) Mord – das Opfer hat überlebt – auf den gleichen Täter hin.
Zeitgleich muß Bergmann zur Therapie, weil er seine Freundin verprügelt hat.
Hat er sich damals geirrt? Bekommt er seine jetzige Probleme in den Griff?
Wie groß ist sein Selbsthass und wird dieser ihn zerstören, bevor er den wahren Täter überführen kann?

Zusammen mit seiner neuen Kollegin Susanne, ehrgeizig, aber auch psychisch labil, recherchiert Tommy akribisch, um diesen Fall zu lösen. Der inhaftierte Anders Rask hat erreicht, daß sein Fall neu aufgerollt wird.
Schon bald entdecken die beiden, daß bei den alten Ermittlungen viele Fehler gemacht worden sind- damit wird Bergmann´s schlimmster Alptraum wahr...

Daß Tommy aufgrund seiner Agressionsprobleme verlassen und nun Single ist, bringt zusätzliche Probleme. Er stellt sich Fragen über seine Abstammung und sinniert, ob in ihm das Böse wohnt, ob sein ihm unbekannter Vater ein Gewalttäter war/ ist, ...

Autor Gard Sveen führt seine Leser gekonnt durch die unterschiedlichen Erzähl-und Zeitstränge. Man ist sofort von der Handlung gefesselt.
Ein echter nordischer Thriller mit einem düsteren Ende!