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anette1809 - katzemitbuch.de
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Sulzheim
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Bewertungen

Insgesamt 1011 Bewertungen
Bewertung vom 26.04.2019
Power People - Frauen und Männer, die die Welt verändert haben

Power People - Frauen und Männer, die die Welt verändert haben


ausgezeichnet

Das Buch “Power People” versammelt 25 Porträts mutiger Frauen und Männer aus verschiedenen Jahrhunderten, die auf unterschiedliche Weise Mut bewiesen und die Welt verändert haben.
Dabei ist die Auswahl bunt gemischt und sicherlich ist nicht jeder der vertretenen Namen geläufig. Häufig sind aktuellere Weltverbesserer bekannter als jene aus längst vergangenen Jahrhunderten, manchmal sind uns Europäer geläufiger als Menschen aus Übersee. Es ist gerade die Mischung, die den Reiz des Buches ausmacht, denn so liest man nicht nur bereits Bekanntes, sondern entdeckt viel Neues, von dem man im Vorfeld noch nie gehört hat.
Die Abwechslung wird noch verstärkt durch den Aspekt, dass das Buch nicht durchgängig von einem Illustrator bebildert wurde, die Porträts stammen von verschiedenen Künstlern.
Jede Vorstellung ist folgendermaßen aufgebaut:
Sie enthalten den Namen und die Lebensdaten der vorgestellten Persönlichkeit, sowie eine Kurzvita und die Vorstellung ihrer außergewöhnlichen Taten.
In einer fiktiven Situation – dargestellt durch Frage und Antwort – wird deren Mut in unsere heutige Zeit transferiert. Dies soll ein Beispiel dafür geben, wie wir uns in einer Lage verhalten können, wenn wir so mutig sein wollen wie die porträtierte Person
Das Ganze wird ergänzt durch ein farbenprächtiges Portrait und in den meisten Fällen auch durch ein Zitat.

Für Kinder, die nicht so gerne lesen und möglicherweise zunächst skeptisch sind, ob sie Gefallen an einem Sachbuch finden, ist es sicherlich ein Anreiz, dass sich unter den 25 Persönlichkeiten auch Joanne K. Rowling befindet.
Zudem sind die gestellten Frage-Antwort-Situationen sehr interessant und hilfreich.
Ein besonderes Schmankerl ist außerdem der Multiple-Choice-Test am Ende des Buches, anhand dem man herausfinden kann, welcher der vorgestellten Personen man am meisten ähnelt.
Zugegebenermaßen mögen diese Mitmachsequenzen für erwachsene Leser überflüssig sein, aber ich denke, dass man damit junges Lesepublikum sehr gut ködern und mehr Interesse an diesem Buch wecken kann.
Im Anhang befinden sich noch ein Zeitstrahl, an dem man direkt ablesen kann, wann die einzelnen Personen gelebt haben und ein alphabetisches Stichwortregister.

“Power People” ist ein farbenfrohes und wunderschön gestaltetes Sachbuch mit 25 Kurzporträts mutiger Menschen, welches sehr kurzweilig zu lesen ist.
Dank des Mitmachkonzepts ist es selbst für Lesemuffel interessant und auch für Erwachsene nicht langweilig, da sehr viele wissenswerte Fakten vermittelt werden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.04.2019
Was mir von dir bleibt
Silvera, Adam

Was mir von dir bleibt


ausgezeichnet

'Du hast mir versprochen, niemals zu sterben. Dass du es dennoch getan hast, tut umso mehr weh, weil es nicht das erste Versprechen ist, das du gebrochen hast.' (S.7)

Adam Silvera setzt seine Leser gleich zu Beginn der Trauer Griffins und den Trümmern seines Lebens aus. Sein Lieblingsmensch Theo ist mit gerade mal 18 Jahren gestorben und die Beerdigung steht kurz bevor.

Auf Grund Theos Studiums in Kalifornien musste Griffin ihn zwar schon vor längerer Zeit ziehen lassen, dennoch hatte er immer einen hoffnungsvollen Blick auf eine gemeinsame Zukunft. Diese Hoffnung wurde ihm jedoch genommen, als Theo in Kalifornien Jackson kennen- und liebenlernte. Und nun ist es kein geringerer als Jackson, mit dem Griffin auf Theos Beerdigung konfrontiert wird.

Sicherlich hätte keiner der beiden gedacht, dass sein jeweiliger Konkurrent um Theos Liebe und Freundschaft eines Tages zu seinem Rettungsanker werden könnte, und doch tritt genau dies ein… Jackson und Griffin fangen an miteinander zu reden, sich auszutauschen und sich gegenseitig Erlebnisse und Geschichten von Theo zu schenken.
Die Beziehung zu Wade hingegen, mit dem Theo und Griffin jahrelang in New York ein Team bildeten, scheint erkaltet.
Nach und nach erhascht der Leser verschiedene Blickwinkel auf die Figuren aus vergangenen und aktuellen Ereignissen, die zwar gänzlich aus Griffins Sicht geschildert werden, aber dennoch die Sicht auf seine Freunde vertiefen und letzten Endes sogar verändern.
Irgendwann werde ich dieses Buch ein zweites Mal mit dem Wissen um diese Entwicklungen lesen, denn ich werde einige Figuren und Ereignisse im Verlauf der Story mit ganz anderen Augen sehen als ich es beim ersten Lesen getan habe.

Adam Silveras Geschichte von Griffin, Theo, Jackson und Wade ist gleichermaßen traurig wie lustig und hoffnungsvoll. Er versteht es die komplette Bandbreite an Gefühlen zu bedienen.
Die traurige Grundstimmung lässt sich zwar niemals völlig ausblenden, da der Leser von der ersten Seite an um Theos viel zu frühen Unfalltod weiß, dennoch besitzt Adam Silvera einen derart wundervollen Humor, dass man nicht umhin kann bei einigen Szenen herzhaft zu lachen oder zumindest zu schmunzeln. Ein Highlight ist hier sicherlich die Kondomkaufszene, bei der Griffin, Theo und Wade von Griffins Vater überrascht werden. Dazu Griffins und Theos Outing und Zusammenkommen – einfach herzergreifend schön und ebenfalls voller Humor!
Man weiß wirklich nie, ob man auf den nächsten Seiten Tränen vor Lachen oder Weinen aus den Augen wischen muss.
Über den kompletten Verlauf der Geschichte schwingt zudem eine Grundspannung mit: Warum ist Theo gestorben? Was ist zwischen dem “New Yorker Team” vorgefallen? So kommt man nicht umhin “Was mir von dir bleibt” in einem Rutsch zu verschlingen, insofern es die Zeit zulässt.

Obwohl Adam Silvera verschiedene Themen, wie Homosexualität, Eifersucht, Verlust, Tod und Zwangsstörungen behandelt, wirkt die Geschichte niemals zu schwer oder überladen. Sein Schreibstil sowie die Figuren wirken zu jederzeit authentisch und ihre Gefühle nachvollziehbar.

“Was mir von dir bleibt” lege ich jedem Leser ans Herz, der über wahre Gefühle lesen und mal wieder zu einem Buch greifen möchte, das einen im Innersten berührt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2019
Du bringst mein Leben so schön durcheinander
Christian, Claire

Du bringst mein Leben so schön durcheinander


ausgezeichnet

“Weißt du, was die Japaner über zerbrochene Dinge sagen?” Robbie sieht mich an. “Kintsukuroi nennen sie sie. Sie nehmen die Porzellanscherben und flicken die Sprünge mit Gold. Sie stellen das her, was war, aber auch etwas Neues. Sie glauben, dass Sprünge eine Sache schöner machen können, wertvoller.” (S.129)

In Ava ist nach dem Selbstmord ihrer besten Freundin Kelly etwas zerbrochen. Nachdem einer ihrer Mitschüler etwas Negatives über Kelly gesagt hat und der Großteil ihres Umfeldes so tut, als müsste ein halbes Jahr nach dem Verlust alles wieder so sein wie zuvor, rastet Ava bei einer Schulversammlung aus. Vielleicht war es auch diese Ignoranz und das Unverständnis ein Grund dafür, dass Ava nach Kellys Tod mit deren älterem Bruder Lincoln im Bett gelandet ist.
Eines Tages fängt der schüchterne Gideon im Magic Kebab zu arbeiten an, dem Laden, in dem auch Ava angestellt ist. Zunächst schenkt sie ihm kaum Beachtung, doch nachdem Gideon von einigen anwesenden Gästen zum Rap Battle herausgefordert wird, erregt er Avas Aufmerksamkeit. Gideon hat seine Therapie im Poetry Slam gefunden. Ein Weg, den er nicht zuletzt dank seines Therapeuten Robbie eingeschlagen hat. Ava und Gideon kommen sich nach diesem Ereignis im Magic Kebab näher.
Da Gideon schon seit einiger Zeit weder ein Handy noch Social Media verwendet, schreiben die beiden sich ganz altmodisch Briefe und offenbaren so stückweise dem jeweils anderen ihre Gefühle. Vertrauen macht aber auch verletzlicher, und gerade Ava in in dieser Hinsicht noch nicht soweit wie Gideon. Die Schatten der Vergangenheit drohen die aufkeimende Freundschaft zwischen den beiden zu ersticken.

Zwar erscheinen sowohl Ava als auch Gideon zu Beginn der Geschichte recht unnahbar, da ihre Reaktionen jedoch nachvollziehbar sind und die Geschichte abwechselnd aus Avas und Gideons Sicht erzählt wird, legt sich dieses Gefühl jedoch spätestens zu dem Zeitpunkt, als die beiden sich miteinander anfreunden.
Die Poetry Slam Texte, sowie die Briefe, die die beiden sich schreiben, machen Ava und Gideon immer nahbarer und sympathischer, sowie ihre Trauer und Probleme greifbarer.
Zudem hat Claire Christian einige sehr liebenswerte und einzigartige Nebencharaktere erschaffen. Kellys großen Bruder Lincoln mochte ich zwar nicht – meiner Meinung nach rührt hier auch die anfängliche Abneigung gegen Ava her – aber der Inhaber des Magic Kebabs, Gideons Therapeut Robbie, sowie seine beiden Mütter und seine besten Freunde sind auf eine coole Art einfühlsam, verständnisvoll und witzig.

Es ist wie Laufen auf zerbrochenem Glas, wenn zwei kaputte Menschen versuchen sich gegenseitig zu stützen. Ob es Ava und Gideon gelingt, wie den Japanern beim Kintsukuroi, sich mit Hilfe ihrer Freundschaft gegenseitig zu reparieren oder ob sie dabei Ausrutschen und sich noch größere Verletzungen zufügen, das verrät die Geschichte erst ganz am Ende.

Mich hat Claire Christian mit Avas und Gideons Geschichte sehr berührt und in meinen Augen hat sie darüberhinaus einen wertvollen Beitrag zur Verarbeitung von psychischen Problemen geleistet, da sie anhand der beiden Schicksale aufzeigt, wie wichtig es ist miteinander zu reden und sich gegebenenfalls professionelle Hilfe zu holen.
Mit der Geschichte allein lässt sie es nicht bewenden, sie gibt im Nachwort Tipps und Adressen, an die man sich wenden kann, wenn man beispielsweise unter Depressionen leidet oder Beistand bei der Trauerverarbeitung benötigt.

Es ist okay, nicht okay zu sein. Es wird wieder besser. Rede darüber.
Du bist wichtig.
Alles Liebe
Claire

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2019
Gordon und Tapir
Meschenmoser, Sebastian

Gordon und Tapir


ausgezeichnet

Gordon und Tapir teilen sich eine Wohnung. Doch auch, wenn die beiden gute Freunde sind, gestaltet sich das Zusammenleben schwierig.
Wo Pinguin Gordon ordentlich und minimalistisch ist, verbreitet Tapir nur Chaos und Unordnung. Ständig ist das Klopapier leer, das Bad wird von Tapirs Freundin blockiert, der Boden ist verklebt von Obstsaft und auch Tapirs Liebe zu Tieren und Pflanzen teilt Gordon nicht.
Doch auch das Zusammenleben mit Gordon ist nicht immer einfach. In der Küche stinkt es nach den Fischabfällen seiner Mahlzeiten und wenn er sich mit anderen Pinguinen trifft, lässt er Tapir außen vor.
Eines Tages eskaliert die Situation und Gordon fasst einen folgenschweren Entschluss…

“Gordon und Tapir” ist eine besondere Freundschaftsgeschichte, die aufzeigt, dass es unmöglich ist, sein Leben miteinander zu teilen, wenn man keine Rücksicht aufeinander nimmt oder Kompromisse schließen kann. Umgekehrt soll sich aber auch niemand selbst verleugnen.
Um eine Freundschaft aufrecht zu erhalten und gleichzeitig sich selbst treu zu bleiben, sind Freiräume wichtig. Gordon zieht in dieser Geschichte vielleicht einen auf den ersten Blick extremen Entschluss, aber am Ende wird deutlich, dass dies passieren musste, damit sowohl Gordon als auch Tapir glücklich werden und trotz aller Unterschiede befreundet bleiben können.

Auch wenn die Geschichte von Gordon und Tapir schon Kindern aufzeigen kann, dass jeder nach seiner Fasson selig werden muss, so ist das Buch in meinen Augen noch weitaus mehr für Erwachsene geeignet. Ich denke, die Geschichte kann so einigen die Augen öffnen – als Erwachsener ist man doch häufig festgefahrener in seinen Ansichten als im Kindesalter und es liegt wohl den meisten im Blut, dass man sich und seinen Geschmack in einer gemeinsamen Wohnung durchsetzen möchte. Kompromisse finden und einen gemeinsamen Nenner finden, wird mit zunehmendem Alter eher schwerer als leichter.

Die Gestaltung der Geschichte ist sehr interessant: sie gliedert sich in drei Teile, wobei der Mittelteil zwischen Streit und wieder aufeinander zugehen klar abgegrenzt ist durch verschiedene stilistische Mittel. Wo die anderen beiden Teile farbig gestaltet sind, beschränkt sich Sebastian Meschenmoser hier auf schwarzweiß Illustrationen und lässt die Bilder für sich alleine stehen. Statt einen Begleittext mit auf den Weg zu geben, lässt Sebastian Meschenmoser die Zuschauer alleine mit ihren Gedanken und Ideen, was in diesem Moment wohl in den Köpfen von Gordon und Tapir vorgehen mag. Auch nutzt er hier nicht die Gänze des Blattes, sondern zwingt den Leser einen Schritt zurückzutreten, als wären wir nicht mehr Teil des Geschehens, sondern würden nur noch einen Blick durch ein Fenster auf die beiden ungleichen Freunde werfen, um Abstand zu gewinnen und damit die Chance zu erhalten, eine Lösung für das Problem zu finden.

“Gordon und Tapir” ist eine sehr vielschichtige Geschichte, die weitaus mehr vermittelt, als es auf den ersten Blick scheint. Ich finde die Geschichte liefert viele Perspektiven und Denkanstöße und offenbart mit jedem Ansehen und Lesen neue Facetten.
Erwachsene werden die Botschaft(en) zu schätzen wissen, wohingegen Kinder nicht nur durch das Gewimmel in Tapirs Chaos fasziniert sein werden.
Es ist ein Buch, das verschiedene Generationen anzusprechen weiß. Außerdem ist es in meinen Augen ein tolles Geschenk für beste Freunde, die trotz dessen und eben aus dem Grund beste Freunde sind, weil sie ganz anders sind als wir selbst und damit unseren Horizont erweitern.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2019
Kekse - Lebkuchen - Teegebäck
Ruckser, Elisabeth

Kekse - Lebkuchen - Teegebäck


sehr gut

Das Buch “Kekse – Lebkuchen – Teegebäck” lässt keine Wünsche offen, was Klassiker und traditionelle Rezepte angeht.
Man findet in dem Buch nicht nur zahlreiche Rezepte für die Weihnachtszeit, sondern auch Gebäcke, die für das ganze Jahr geeignet sind. Zudem wurde nicht nur an süße Kleinigkeiten gedacht. Für all jene, die es lieber herzhaft statt süß mögen, enthält dieses Buch Rezepte wie verschiedene Käsekekse und Knusperstangen mit unterschiedlichen Zutaten. So wurde wirklich an jeden Geschmack und vielerlei Anlässe gedacht.

Da die Autorin aus Österreich stammt, sind die Rezepte und Zutatenliste von österreichischen Ausdrücken geprägt. Diese werden leider nicht alle im angehängten Glossar übersetzt, so dass man sich gegebenenfalls anderweitig über deren Bedeutung informieren muss, falls einem die Begriffe nicht geläufig sind. Hier hätte man das Glossar ausweiten sollen in Hinblick auf die deutschsprachige Leserschaft in anderen Regionen.
Ein weiterer, kleiner Kritikpunkt ist für mich das Layout, dass durch die Farbgestaltung und die Arrangements der Fotos etwas altbacken und sehr auf die Winterzeit hin ausgerichtet wirkt. Es wird dem umfangreichen und äußerst vielseitigen Werk in meinen Augen nicht gerecht und wird die jüngeren Backfans möglicherweise einen Bogen um das Buch machen lassen.

Von der Rezeptauswahl, sowie der Zubereitungsfolge und Zutatenliste, gibt es kaum etwas zu kritisieren. Bestenfalls hätten für Backanfänger einige Erklärungen noch ausführlicher ausfallen können, aber jeder Bäcker mit etwas Backerfahrung sollte keine Probleme beim Nachbacken haben, zudem einem die Fotos der Endprodukte ja auch einen Anhaltspunkt bieten.
Die Zutatenliste ist immer ergänzt darum, wie viele Kekse und Knabbereien aus dem Rezept entstehen. Zudem ist der Zeitaufwand mit aufgeführt.

Neben den Rezepten beinhaltet des Buch ein Inhaltsverzeichnis, ein interessantes und kurzweilig zu lesendes Vorwort, das Glossar und ein Register von A-Z.

Ein umfangreiches “Backwerk”, das hinsichtlich der Rezeptauswahl keine Wünsche offen lässt!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2019
Songbird
Fischer, Anna Rosina

Songbird


sehr gut

Sich in den besten Freund des älteren Bruders verlieben, der selbst fast wie ein Bruder für einen ist, ist die eine Sache. Wenn dieser jedoch sein Referendariat an der eigenen Schule absolviert und man von ihm unterrichtet wird, sind die Probleme vorprogrammiert…
Genau so ergeht es Ella. Sam und sie kennen sich eine gefühlte Ewigkeit. Irgendwann muss sich Ella eingestehen, dass sie für den besten Freund ihres Bruders mehr empfindet als Geschwisterliebe oder Freundschaft. Auch Sam hegt tiefere Gefühle für Ella und bei einem Unfall, der sich auf der Klassenfahrt von Ellas Klasse ereignet, nimmt die Beziehung der beiden eine Entwicklung, die zwischen Schüler und Lehrer verboten ist.
Statt nach einer Lösung zu suchen, wie einem Schulwechsel durch Sam, spielen die beiden ein Versteckspiel, was selbst vor Freunden und Familie nicht Halt macht. Dazu kommen persönliche Probleme wie Sams schwierige Kindheit und Ellas offensichtliche Essstörung… Die Beziehung von Ella und Sam scheint von vornherein zum Scheitern verurteilt. Oder kann ihre Liebe dennoch eine Zukunft haben?

Beim Inhalt von “Songbird” reiht sich ein Klischee an das nächste und die Autorin hat die Figuren eindeutig mit zu vielen Problemen ausgestattet. Dennoch konnte ich nicht von dem Buch lassen. Sie hat einen tollen und flüssigen Schreibstil und einige Charaktere erschaffen, die den Leser für sich einnehmen, auch wenn das für mich auf keinen Fall Ella war. Von Ella – und manchmal auch Sam – war ich stellenweise sehr genervt, aber ich mochte Ellas Eltern beispielsweise unheimlich gerne. Da Ellas Eltern sehr lieb und verständnisvoll sind und Sam wie ein zweiter Sohn für sie ist, habe ich mir häufig die Frage gestellt, warum man solch enge Bezugspersonen nicht in seine Probleme einweiht. Noch unverständlicher war es für mich, warum ständig von Ellas Essstörung zu lesen war, aber keiner eingreift. Gefühlt war jedem bewusst, dass Ella magersüchtig ist, aber außer sie darauf hinzuweisen, dass sie doch bitte mal etwas essen soll, hat keiner etwas getan. Und das hat man verdammt oft gelesen! An manchen Stellen habe ich gedacht, wenn ich das noch einmal lesen muss, schmeisse ich das Buch in die Ecke.

Trotz aller Klischees und Kritik hat “Songbird” irgendetwas, was einen total von sich einnimmt. Ich kann es nicht anders erklären, warum ich trotz aller Probleme, die ich mit dem Buch hatte, es dennoch sehr gerne gelesen habe. Vielleicht soll das Draufstoßen auf Ellas Essstörung auch Lesern die Augen öffnen, dass man jemandem schnellstmöglich helfen muss, wenn man von so einer Erkrankung Wind bekommt. Denn am Ende der Geschichte wirken plötzlich die anderen auf Ella ein und sie erkennt, dass sie Hilfe von außen braucht, um ihre Magersucht zu bekämpfen.
Ich hätte mir diese Wendung dennoch um einiges früher gewünscht, da ich mir gut vorstellen kann, dass es Leser gibt, die das Buch wirklich in die Ecke pfeffern, bevor dieser Umschwung einsetzt – viel hat bei mir dazu ja auch nicht gefehlt!

Sehr schön ist der allgegenwärtige Bezug zur Musik, der dank der angeführten Playlist das Leseerlebnis noch intensiver werden lässt.

“Songbird” ist ein intensives Leseerlebnis mit Charakteren, die greifbar sind. Jedoch hätte ich mir einen sensibleren Umgang mit den angeschnittenen Problemen gewünscht. Auch wäre hier weniger mehr gewesen. Die verbotene Lehrer-Schüler-Beziehung, sowie Ellas Magersucht wiegen alleine schon schwer genug.

Wie schon gesagt: ich kann es niemandem schlüssig erklären, warum ich das Buch letzten Endes dennoch gerne gelesen habe, jedoch kann ich die kritischen Stimmen zu “Songbird” nur zu gut nachvollziehen.

Bewertung vom 18.04.2019
Cat & Cole: Vergessene Wunden (eBook, ePUB)
Suvada, Emily

Cat & Cole: Vergessene Wunden (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

“Vergessene Wunden” ist eine kostenlose Short Story zur Cat & Cole Reihe von Emily Suvada, die die Vorgeschichte von Cole und vier weiteren Kindern erzählt, die abgeschottet von der Außenwelt im Labor des berühmten Genetikers Lachlan Agatta leben, der an ihnen forscht, um einen Impfstoff gegen das ausgebrochene Virus zu finden.

Obwohl es ein Prequel ist, lässt es sich vom Verständis her besser nach dem Reihenauftakt “Die letzte Generation” lesen, da die Autorin hier keine weiteren Erklärungen zu dem Virus oder den Panels, die alle Menschen in sich tragen, gibt, wodurch Leser, denen die Cat & Cole Reihe noch unbekannt ist, mit dieser Kurzgeschichte möglicherweise überfordert sind. Andererseits kann man sich damit einen kostenlosen Appetithappen holen, ob einem der Schreibstil von Emily Suvada zusagt und die Neugierde auf eine höchst technische Dystopie geweckt wird.

Die Leser, die den ersten Band der Serie bereits kennen, dürfen sich hier in fünf Kapiteln über fünf Portraits der Kinder Jun Bei, Cole, Anna, Leoben und Ziana freuen, die jeweils aus der Sicht eines von ihnen erzählt wird, so dass der Leser die Möglichkeit bekommt in die Gefühlswelt von allen fünf einzutauchen und so mehr über die Vorgeschichte der späteren Protagonisten zu erfahren.

Die Geschichte ist interessant zu lesen. Trotz der kapitelweise wechselnden Hauptfigur ist der Ablauf flüssig, da die einzelnen Kapitel zeitlich aufeinander aufbauen, nur der Blickwinkel wechselt von einer Figur zur nächsten.

Man muss die Kurzgeschichte zwar nicht kennen, um die Serie beziehungsweise ihre Figuren zu verstehen, sie ist aber eine nette Ergänzung zum Hauptplot, die gerade in Hinblick auf Jun Beis Charakter einen Mehrwert bietet.

Bewertung vom 18.04.2019
Insekten: Das große Summen
Diterlizzi, Angela

Insekten: Das große Summen


ausgezeichnet

“Das große Summen” ist eine wunderbare Hommage an die Insektenwelt.
In farbenfrohen Bildern gibt es zahlreiche Tiere dieser Spezies zu entdecken. Der Text hält sich dabei angenehm im Hintergrund und erzählt nur in wenigen, dafür umso treffenderen und reimenden, Worten, was diese kleinen Wesen alles können.
Die Darstellung der Insekten ist eine Mischung aus Verniedlichung und Realität. Wobei der Niedlichkeitsfaktor hauptsächlich in den übergroß dargestellten Augen begründet ist.
Die Insekten stehen zwar auf allen Bildern im Vordergrund, aber es gibt auch andere Tiere wie einen Maulwurf oder einen Waschbär zu entdecken. Außerdem laden Autorin und Illustrator in Reim und Bild anhand eines Jungen und seiner Katze kleine Bücherfreunde dazu ein, selbst aktiv zu werden und die Welt der Insekten zu erkunden, denn Insekten findet man nahezu überall, auch im eigenen Garten. Die Farbgestaltung ist kräftig und strahlend. Das weckt zusätzlich die Lust darauf nach draußen und auf Forschungsreise in die Welt der kleinen Krabbeltiere zu gehen.
Auf der letzten Doppelseite des Buches sind noch einmal alle im Buch dargestellten Insekten versammelt. Hier kann man zudem nachlesen, wie sie heißen. Denn nicht jedes im Buch vertretene Insekt ist so bekannt wie eine Spinne oder eine Hummel. Es gibt auch den Schwimmkäfer, die Kamelhalsfliege oder den Rüsselkäfer zu entdecken.
Kleine wie große Naturforscher werden erstaunt sein, wie vielfältig die Welt der Insekten ist und wie wunderschön diese außergewöhnlichen Tiere sind!

Bewertung vom 18.04.2019
LAMA (Kartenspiel)

LAMA (Kartenspiel)


sehr gut

Die Idee hinter L.A.M.A. (L-eg A-lle M-inuspunkte A-b) ist zwar nicht neu, macht aber dennoch großen Spaß. Der Vorteil von diesem – und vielen anderen Kartenspielen – liegt unter anderem darin, dass es schnell erklärt ist und über eine kurze Rundendauer mehrfach hintereinander gespielt werden kann. Außerdem ist der Karton kompakt, so dass man es gut auf Reisen und Ausflügen mitnehmen kann, zudem zum Ausspielen der Karten nicht allzu viel Platz benötigt wird.
Vom Spielprinzip hat es mich zunächst an den Klassiker Mau Mau erinnert, da es ebenfalls ein Ablegespiel ist mit dem Ziel möglichst schnell seine Handkarten loszuwerden.
Das Spielmaterial umfasst 56 Karten mit einem Wert von 1-6, sowie Lama-Karten, von denen jeder Mitspieler zu Beginn sechs Handkarten erhält. In jeder Runde hat der Spieler die Wahl zwischen drei Optionen: eine Karte ablegen, eine Karte nachziehen, oder aus dem Spiel aussteigen. Das heißt, man kann das Spiel auch vorzeitig beenden, obwohl man noch Karten übrig hat. Dies ist die einzige Stelle im Spiel, an der man taktieren kann, ansonsten muss man auf sein Glück beim Ziehen hoffen.
Das Ablegen verläuft folgendermaßen: auf die Vorgängerkarte des Ablagestapels kann immer der gleiche Wert oder ein Zähler höher gelegt werden. Nach einer 6 folgt das Lama, danach geht es mit einer 1 wieder von vorne los. Nach jeder Runde werden Minuspunkte gezählt, dafür erhält man Chips im Gegenwert der Minuspunkte. Man kann über eine bestimmte Anzahl Runden spielen oder bis ein Mitspieler einen bestimmten Wert an Minuspunkten überschreitet. Der Spieler, der dann die wenigsten Minuspunkte gesammelt hat, geht als Sieger hervor.
Die Spielregeln liegen nur in Deutsch vor, obwohl das Spielmaterial sprachneutral ist und von daher auch in anderen Sprachen ohne Einschränkungen funktioniert. Da die Spielregel sehr kompakt ist, hätte ich zumindest eine Ausführung in Englisch erwartet.
Das Spiel ist schon ab zwei Spielern spielbar, was mir sehr zusagt, da ich öfter alleine mit meiner Tochter spiele. Allerdings denke ich, dass es mit mehreren Spielern spannender und reizvoller ist, da es mehr taktisches Denken erfordert, wenn man nicht nur von einem Gegenspieler herausgefordert wird. Zu zweit fehlt es etwas an Reiz, was das taktische Aussteigen aus dem Spiel angeht. Es kommt fast rein auf das Glück beim Ziehen der Karten an, was den Spielspaß doch sehr mindert.
Da die Spielregeln wirklich sehr einfach sind, kann man das Spiel bereits mit fitten Kindern ab sechs Jahren spielen. Notfalls helfen ältere Mitspieler beim Zusammenzählen der Punkte.
Ohne die Lama-Karten wäre das Spielmaterial recht fade, dass finde ich sehr schade, da gerade Kinderspiele in der Ausführung etwas mehr Pepp haben sollten.
Trotz der Kritik kann ich L.A.M.A. empfehlen, allerdings eher für eine größere Runde von Spielern, da es in einer Zweierrunde seinen Reiz nicht voll entfalten kann.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2019
Der große schwarze Vogel
Höfler, Stefanie

Der große schwarze Vogel


ausgezeichnet

An einem sonnigen Herbsttag ist auf einmal nichts mehr wie es war. Bens Mutter stirbt ganz plötzlich und hinterlässt Ben, seinen jüngeren Bruder Krümel und deren Vater. In “Der große schwarze Vogel” erzählt Stefanie Höfler aus Bens Perspektive im zeitlichen Wechsel zwischen “Davor”, “Jetzt” und “Danach” wie Ben und seine Familie mit dem Tod der Mutter klarkommen, aber auch davon, wie das Familienleben vor ihrem Tod war, denn der Tod umfasst nie nur den Verlust eines Menschen, sondern auch die Erinnerung an ihn, die in denen weiterlebt, die er zurücklässt.

Das Buch ist sprachlich auf das Niveau der Zielgruppe abgestimmt, aber dennoch anspruchsvoll und aus meiner Sicht auch für ältere Leser empfehlenswert, da es sehr gut beschreibt, wie unterschiedlich sich Trauer auf Menschen auswirken kann. Ben, Krümel und deren Vater gehen ganz unterschiedlich mit dem Verlust und der Trauer um.
Es gibt Menschen, die scheinbar stark sind und den Schmerz alleine verarbeiten, es gibt Menschen, die leise und zurückgezogen trauern und es gibt solche, die ihre Trauer am besten dadurch verarbeiten, in dem sie mit anderen darüber sprechen. Stefanie Höfler stellt diese unterschiedlichen Arten sehr gut an Bens Familie dar, aber auch an einer neugewonnenen Freundin, die für Ben eine große Stütze in der schweren Zeit nach dem Tod seiner Mutter wird. Umgekehrt wird Ben zu einer Hilfe für seine neue Freundin, was ihm bei seiner Trauerverarbeitung weiterhilft.
Gleichzeitig spart die Autorin aber auch Freunde und Familie nicht aus, die durch den Verlust nicht ganz so nah betroffen sind, die aber gleichermaßen trauern und nun vor der Frage stehen, wie sie Ben und seiner Familie am besten beistehen können.

'Der Tod ist wie ein Flügelschlag, hatte Ma mal gesagt. Sie liebte solche Sprüche. Wie der Flügelschlag von einem großen schwarzen Vogel, der vorbeifliegt, und sein Schatten fällt kurz auf den, der zufällig darunter sitzt, und etwas länger auf diejenigen, die vielleicht gerade drum herum sind.' (S.96f)

Ich finde Stefanie Höflers Buch zum einen sehr authentisch, denn ich kenne Bens Situation aus eigener Erfahrung und habe mich an verschiedenen Stellen wiedererkannt. Schon zu Beginn des Buches konnte ich die Intensität spüren, wie sich Details des Todestages in den Erinnerungen der Hinterlassenen einbrennen, weil die Sinne ganz sonderbar reagieren und sensibilisiert sind, wenn sie mit einer solchen Situation konfrontiert werden.
Zum anderen ist “Der große schwarze Vogel” eine sehr wichtige Geschichte, da sie aufzeigt, dass nicht jeder Mensch gleich mit seiner Trauer umgeht, und dass es in Ordnung ist, wenn auch die scheinbar starken Parts – wie hier der Familienvater – Schwäche zeigen und Zeit und Hilfe brauchen, um den Verlust zu verarbeiten, um irgendwann wieder soweit zu funktionieren, um ihren täglichen Pflichten nachgehen zu können.

Stefanie Höfler meistert die Gradwanderung zwischen Trauer und Hoffnung, dem “Jetzt” und dem “Danach”, zwischen Tränen und dem wieder Lachen können, bravourös.
Es ist eine trostspendende Geschichte, die nicht nur jugendliche Leser anspricht, sondern für die ganze Familie geeignet ist und möglicherweise als Stütze oder gar als Hilfe in ähnlichen Situationen dienen kann.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.