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Bewertungen

Insgesamt 212 Bewertungen
Bewertung vom 28.11.2016
Sie kennen dich! Sie haben dich! Sie steuern dich!
Morgenroth, Markus

Sie kennen dich! Sie haben dich! Sie steuern dich!


ausgezeichnet

Seit Edward Snowden, ist die Datenspionage ja in aller Munde. Weswegen ich ja umso mehr begeistert war, wo ich dieses Buch in der Hand hielt.

Markus Morgenroth zeigt in einfachen aber eindringlichen Worten auf, wo der Zug in unserer Gesellschaft hingeht. Er deckt schonungslos auf, wie wir von Google, Facebook und Co. ausspioniert werden - ohne dass wir etwas wirklich dagegen tun können.

Es wird immer wieder dargestellt, dass wir, wenn wir ein Kostenloses Produkt nutzen, bei unseren Apps, unserem doch allgegenwärtigen Smartphone immer noch weiter ausspioniert werden. Wir geben ihnen Zugriff auf unsere Kontakte, unsere Bewegung, wie wir ein Nachricht eintippen etc. Bei all diesem geben wir bei den Vertragsbedingungen auch die Einwilligung, dass alles weiter an das Unternehmen und an Dritte weitergegeben wird.

Er erläutert, dass auch wenn es anonymisiert ist, Werbung und anderes trotzdem mit ein wenig Wissen auf uns zugeschnitten werden kann. Dies alles nennt man Big Data und es wird auch von Menschen gesammelt, die sich nicht im Internet bewegen. Mit Payback-Karten, Kreditkarten und EC-Karten kann man ein fast genauso lückenloses Profil erstellen. Man gibt dann bekannt was man isst, trinkt, wo man sich bewegt etc.

Natürlich wird immer wieder gesagt, dass alles anonymisiert wird, aber Herr Morgenroth zeigt auf, dass dies doch mehr oder weniger ein Ammenmärchen ist.

Alles in allem ist es ein Buch, welches einem Angst macht und dies nicht nur im privaten Bereich, sondern auch, und dort besonders, im Beruflichen!

Unser Arbeitgeber beobachtet, wie schnell wir eine E-Mail beantworten, mit wem man wie Kontakt hat. All dieses kann man aus E-Mails erkennen.

Er zeigt aber auch auf, wie man sich wenigstens ein wenig Freiraum behalten kann, und wie man mit dieser Sucht nach dem Big Data umgehen kann. Denn wenn wir uns dem ganzen verschließen wollen, sind wir in der heutigen Zeit doch sehr ausgegrenzt.

Ich finde dies ist ein Buch welches man lesen sollte, einfach um zu wissen was auf uns zukommt und wie wir uns ein wenig davor schützen können, auch wenn wir uns nicht mehr komplett davor schützen können. Die Lobby Arbeit wird dafür sorgen, dass der Datenschutz etc. immer weiter aufgeweicht wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.11.2016
Sayonara, Bulle
Germis, Carsten

Sayonara, Bulle


sehr gut

Am Anfang des Krimis dachte ich, O Gott ein trotteliger Provinzpolizist, der sein Leben in einer Kneipe an der Ecke lebt. Er wird mehr oder weniger strafversetzt nach Tokio und stolpert am Anfang in jedes noch so kleines Fettnäpfchen, welches sich in seinem Weg befindet.

Man muss einfach ab und zu schmunzeln über Bernie, der sich aber trotzdem sehr schnell mit Yoko zu einem Team formt. Er lebt sich recht schnell in Tokio ein und findet dort doch rasch Freunde in dem er seinem Wesen trotz allem treu bleibt.

Durch seine Menschenkenntnis, die er ohne Zweifel besitzt, und seine Unbestechlichkeit macht er sich schnell einen Ruf bei der Yakuza in Tokio.

Alles in allem ein Krimi, der wirklich zu fesseln weiß. Am Anfang durch die plumpe Art wie Bernie durch die Stadt geht, und er sich nicht verbiegen will, aber gerade dies macht Ihn auch so sympathisch. Er sieht dadurch Dinge, die seine Kollegen, die sich mehr auf Computer und Daten verlassen, einfach nicht sehen wollen.

Alles in allem ein intelligent geschriebener Krimi, der ohne großes Tempo auskommt, aber trotzdem nie langatmig wirkt. Da man entweder etwas zum Schmunzeln bekommt oder einfach man etwas über Japan lernt, ohne dass das Buch schulmeisterlich wirkt.

Man erfährt, dass in Japan die Vergangenheit anders bewertet wird, aber das man vielleicht einfach beide Welten ein wenig miteinander verknüpfen sollte.

Ich persönlich würde mich freuen, Bernie weiter in Japan sehen zu können, zumal mir bestimmte Personen sehr schnell ans Herz gewachsen sind, und es mir aufgezeigt hat, dass man sich immer mal ein wenig verändern kann. Man muss sich einfach nur ein wenig auf fremde Menschen und Kulturen einlassen.

Alles in allem also ein Lesevergnügen für jeden der kurzweilige aber auch intelligent geschriebenen Krimis mag.

Bewertung vom 11.11.2016
Fette Fee
Brendler, Claudia

Fette Fee


gut

Bei dem Titel Fette Fee, musste ich einfach einmal ein wenig schlucken, ich konnte im ersten Moment nicht wirklich lachen, noch weinen, auch als ich die Inhaltsangabe des Verlages gelesen hatte.

Mein erster Gedanke war, werden in dem Buch kräftigere Mädchen, die so oder so schon mit dem Spott der anderen leben müssen, aufs Korn genommen?

Weit gefehlt, schon auf den ersten Seiten merkt man, dass alles leicht zum Schmunzeln anregt und doch irgendwie aufzeigt mit welchen Problemen die Comedian Jill zu leben hat, die sich trotz einem gewissen Talentes nicht gerade auf der Höhe des Comedy-Himmels befindet.

Schnell entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden. Die laut der Beschreibung nun wirklich fetten Felicia, leeidet unter ihrer ach so tollen Mutter, bei der alles perfekt ist - vom Aussehen bis hin zur beruflichen Karriere. Wobei gerade die Karriere der Mutter dazu geführt hat, dass Felicia bei Ihrem Vater geparkt wurde. Was nicht unbedingt zu Hochstimmungen von Felicia geführt hat.

Felicia hat eine Fantasie, welche Sie auch in eine Fantasiewelt einfließen lässt. Und wo sie sich immer wieder hineinflüchtet.

Jill ist eine Frau, die im Gegensatz zu Felicias Mutter wenig Erfolg hat, und so bei Ihrem Ex-Freund, Felicias Vater, einzieht. Die dann aber schnell feststellt, dass ausgerechnet Felicia einiges an Witz in ihrem Umfeld hat und sie entwickelt ein Comedy Programm auf den Schultern von Felicia.

Gerade da fängt es dann an interessant zu werden. Die Autorin zeigt immer wieder eindringlich, dass Jill doch irgendwie immer mehr zur Freundin und Vertrauten von Felicia wird. Was dann dazu führt, dass sie das Programm, das sie geschrieben hat nicht so aufführen kann.

Alles in allem ist es ein Lustiges Buch, was recht schnell klar werden lässt, dass alles nicht einfacher wird, sobald Gefühle, und mögen es „nur“ Muttergefühle sein, im Leben dazu kommen.

Es regt aber auch immer wieder zum Nachdenken an, und zeigt auf, dass es manchmal wirklich gut wäre, wenn wir nicht immer die Menschen nach dem Äußeren beurteilen, sondern einfach einmal versuchen, die Menschen kennenzulernen.

Bewertung vom 31.10.2016
Die Burg der Könige
Pötzsch, Oliver

Die Burg der Könige


sehr gut

Historische Romane und dann noch über die Trifels um die Bauernkriege, Karl der V und den König Franz, da dachte ich allen Ernstes, es wird ein zäher Roman über 900 Seiten, mit vielen geschichtlichen Daten und wenig Roman.

Aber weit gefehlt, vom ersten Moment an, nimmt einen Herr Pötzsch mit auf eine Reise in die Welt der Burgen, des Bauernkrieges und dies auf eine wirklich beeindruckende Art und Weise.

Man riecht die Burg. Man hört das alte Gemäuer krachen. Man spürt den Wind durch die zugigen Fenster. Man wird mitgenommen in eine Welt, wo langsam der zaghafte Versuch des Umbruches in Deutschland stattfinden. Wo einem ein Herr namens Luther das erste Mal begegnet.

Auch habe ich einiges über Florian Geyer erfahren, von dem ich bei den Pfadfindern oft in einem Lied gesungen habe.

Also alles in allem sehr viel Rahmenbedingung und dann kommt da halt so eine zaghafte Liebesgeschichte, wo man sich denkt wann kriegen sie sich endlich.

Ich weiß nicht wirklich, wie ich die 900 Seiten beschreiben soll, es ist einfach ein tolles Buch auf dem Spielfeld der deutschen Geschichte mit total sympathischen Charakteren, die man einfach lieben muss, ob es der ob es der Schmied Mathis ist, der einfach nur Gleichberechtigung zwischen den Ständen haben will, oder die Vogtstochter, die einfach eine Verbindung zu der Stauferburg hat, und die Ihren Mathis eigentlich über alles liebt, aber wegen der Stände ihn nicht heiraten darf.

Der Autor hat eine wirklich feine Sprache für den Roman gewählt, welche irgendwie in die Zeit passt und nicht zu „abgedreht“ ist, also modern ist aber trotzdem nicht zu modern.

Besonders nett fand ich den Schluss, wo der Autor eine Art Reiseführer zu dem Buch hinzugefügt hat. Man bekommt Tipps für Speyer, die Loreley, Trifels etc. Ich musste des öfteren schmunzeln und ich muss sagen, es ist mit das beste was ich seit langem an Romanen im Rahmen der deutschen Geschichte, besonders im Bauernkrieg, gelesen habe.

Durch die Ausdrucksweise muss man sich erst einmal ein wenig einlesen, aber dann geht man in diesem Buch einfach auf.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.09.2016
Lust auf FIKKEN?
amaryllis26

Lust auf FIKKEN?


gut

Bei dem Buch Lust auf Fikken, hatte ich am Anfang ein wenig Angst, als ich es in die Hand genommen habe. Ein Buch einer Frau über das Internetdating, das kann ja heiter werden.

Es wurde mir auch mehr oder weniger gleich bestätigt, als es um die Namen ging. Zum Schießen fand sie den Namen DerEggi. Menschen die mich kennen, nennen mich Eggi. Aber dann wurde es dann doch noch interessant, und ich habe einfach verstanden warum sie dieses Buch geschrieben hat.

Es ist nicht nur zum Lachen und Fremdschämen, sondern es ist einfach auch einmal wichtig, den Spiegel vorgehalten zu bekommen.

Sie hat die Finger in die Wunde gelegt. Warum wollen viele das Nonplusultra und geben aberr Nichts von sich preis.

Warum wollen Menschen von dem Gegenüber einen lustigen Text der Einfallsreich ist, aber gleichzeitig kopieren sie, mehr oder weniger, das Profil eines anderen, ohne sich etwas Eigenes einfallen zu lassen.

Man erwartet von dem Gegenüber ein schönes Foto, zeigt sich aber selbst in der Jogginghose - am besten noch mit den Pizzaresten der letzten Woche.

Es gibt viele Stellen, wo ich lachen musste und mich auf der anderen Seite einfach für die Personen im Netz geschämt habe.

Ich selbst, erwische mich ja auch, wenn ich mir Profile anderer ansehe und ich mich manchmal frage, warum zeigen Sie denn genau dieses Bild oder, warum sehe ich immer die gleichen Zitate auf den Profilen. Muss man immer möglichst gebildet rüberkommen? Oder warum lächeln einfach so wenige auf den Profilfotos, sondern sehen einfach nur verkrampft aus?

Alles in allem, gehe ich seitdem ich das Buch gelesen habe mit manchen Dingen, die mich betreffen etwas Kritischer um. Aber auch mit dem was andere Menschen so im Netz treiben.

Also würde ich sagen, dieses Buch ist einfach einmal ein Leitfaden wie man sich im Netz verhalten sollte. Man sollte sich trotz allem nicht verstellen, sondern sich selber treu bleiben mit allem was man tut und schreibt.

Das was man von seinem Gegenüber erwartet, sollte man aber auch selbst in die Seite investieren, aber auch in das Anschreiben bei der ersten Kontaktaufnahme - und auch in den folgenden Tagen. Nehmt das Buch einfach als eine kleine Hilfestellung, nicht mehr und nicht weniger. Und hinterfragt einfach einmal euch selbst, wie Ihr wohl so wirkt im Dating-Tümpel Internet.

Bewertung vom 26.09.2016
Gated - Die letzten 12 Tage
Parker, Amy Christine

Gated - Die letzten 12 Tage


sehr gut

Gated die letzten 12 Tage, war für mich ein wenig bedrückend und auch nachdenklich. Frau Parker zeigt anhand des Beispiels der 17 Jährigen Lyla und ihren Eltern, wie man eigentlich recht schnell in die Fänge eines charismatischen Fanatikers geraten kann.

Dieses Buch zeigt auf, wie man relativ unbemerkt, wenn man ein persönliches Schicksal hinter sich gebracht hat, von den falschen Personen beeinflusst werden kann, so dass man dann wirklich an das glaubt, was einem vorgegaukelt wird. Man hinterfragt nicht mehr, man nimmt es als Fakt hin. In dem Falle von Sekten nimmt man diese geistige Bevormundung einfach in Kauf und gibt alles Denken recht schnell auf.

Man zieht um, fühlt sich in einer Gemeinschaft total wohl, und im Falle von Lyla, kann man von Glück reden, dass ihr die Liebe die Augen geöffnet hat. Es wurde immer klarer, dass ihre Eltern dem Pioneer total hörig waren. Welche Eltern würden zusehen, wenn ein anderer Mensch ihre eigene Tochter praktisch foltert?

Es ist ein Jugendbuch, welches einfach gelesen werden sollte, auch von Eltern oder Erwachsenen allgemein, weil es einem doch vor Augen führt, dass man Dinge einfach einmal hinterfragen sollte. Warum bekommen Menschen es den sonst in der heutigen Zeit hin, Sekten zu gründen, oder warum gibt es in der heutigen Zeit den so viele verschiedene Strömungen, in unserer Gesellschaft, die sagen das einige Menschen nicht so viel wert sind wie andere? Es liegt wohl vieles daran, dass man Dinge einfach nicht hinterfragt, sondern einfach als solches hinnimmt.

Es ist egal wie alt man ist, man sollte einfach bestimmte Dinge in unserer Gemeinschaft hinterfragen und vielleicht einfach einmal mit dem Anderen reden, anstatt einfach vor dem PC zu sitzen, oder dem Handy. Wenn wir es wieder lernen, mehr aufeinander zu achten und auf unsere innere Stimme, dann haben Sektenführer oder andere extreme Strömungen in unserer Gesellschaft weniger Chancen auf uns einzuwirken.

Dies sind alles Dinge die wir von Lyla mit ihren 17 Jahren lernen können. Sie ist aufgestanden, hat sich gegen die Welt, die sie umgeben hat aufgelehnt, hat reflektiert. Sie war in diesem Buch ein Rebell. Lasst uns doch einfach auch Dinge, die unser Umfeld gut findet auch mal hinterfragen.

Ich denke auch, dass dieses Buch Literatur für Schulen sein könnte. Es ist nicht kompliziert geschrieben, aber es regt schlicht zum Nachdenken an. Und dies sollten wir einfach wieder lernen.

Bewertung vom 22.09.2016
Heldenfabrik / Kommissar Eugen de Bodt Bd.1
Ditfurth, Christian von

Heldenfabrik / Kommissar Eugen de Bodt Bd.1


sehr gut

Christian von Ditfurth hat einen neuen Kommissar erschaffen, der für mich im ersten Moment ein wenig schwierig ist. Er hält sich wenig an die Regeln und man hat einfach das Gefühl, er hält sich für etwas Besseres.

Aber gerade dies macht ihn auch irgendwie liebenswert. Er ist nicht so schrullig, wie Herr Stachelmann es teilweise gewesen ist. Was einem immer wieder auffällt ist, dass er immer wieder auch zu seinem Wort gegenüber Verbrechern steht.

Die Geschichte, hat teilweise ein sehr hohes Tempo, teilweise auch zu schnell. Dies liegt daran, dass die verschiedenen Institutionen immer wieder versuchen die Aufklärung des Falles heimlich still und leise in ihr Ressort zu bringen, und die Polizei dumm dastehen zu lassen.

Teilweise bekam ich das Gefühl, dass Herr Ditfurth, um sich in die Söldner hineinzudenken, recht tief recherchiert hat.

Es wird wirklich eine Blutspur mit fast kriegsähnlichen Zügen durch unser Land gezogen. Auf der einen Seite geht es dabei immer wieder ums Überleben, aber auch um viel Geld.

Alles in allem ist es ein Krimi, der teilweise ein wenig abgedreht ist, aber wesentlich mehr Tempo hat wie die letzten Romane von Christian von Ditfurth. Ich hoffe, dass der neue Kommissar vielleicht in den nächsten Büchern ein wenig mehr schärfe und Tiefe bekommt; und nicht nur kleine Andeutungen. Für mich birgt die Familie von De Bodt noch einiges an Potenzial und ich hoffe, dass dies noch ein wenig mehr herausgestellt wird.

Gelungen finde ich die beiden Kollegen, mit denen de Bodt zusammenarbeitet und ich freue mich auch, diese beiden etwas besser kennenzulernen.

Etwas weniger Tempo, dafür etwas mehr Tiefe, dann denke ich, wird aus dem neuen Helden, wirklich ein richtiges Meisterwerk. Der Anfang ist gemacht. Ich werde das Team auf alle Fälle weiter begleiten; und ich denke, dass auch andere Krimifans meine Meinung teilen.

Bewertung vom 19.09.2016
Miederhosenmord
Blasl, Klaudia

Miederhosenmord


gut

Miederhosenmord von Klaudia Blasl ist einfach nur köstlich zu lesen! Ok, es steht ja auch Schräg, Skurril und Köstlich drauf auf einem Aufkleber, aber hat dies etwas zu sagen?

Die Erfahrung zeigt mir, dass man darauf eigentlich nie etwas geben kann. Aber es ist dann doch irgendwie alles sehr schräg, und ich musste in manchen Situationen an die Schildbürger denken, die auch immer alles besonders gut machen wollten, aber dann doch immer wieder sich selbst ein Bein stellten.

Besonders angetan hat es mir der Dorfpolizist Kapplhofer, der doch eigentlich nur einmal in Ruhe essen möchte, und irgendwie immer wieder vom Bürgermeister oder sonstigen Personen gestört wird.

Es gibt in diesem Buch in jedem Kapitel mehrere Stellen, wo man einfach herzhaft am Lachen ist über die wirklich sehr komischen Situationen. Wie etwa die Herzverkleidung der Pilger, die die Erstbegehung des Pilgerwegs machen, und dieses gebackene Herz als Schutz vor umherirrende Kugeln tragen, um nur ein Beispiel von vielen zu nennen.

Wie gesagt man versucht immer wieder, alles besonders gut zu machen, aber man erlebt halt immer wieder, dass der Versuch nie 100% Durchdacht ist.

Alles in allem ein sehr erheiterndes Buch, welches einem in trüben Wochen oder Tagen einfach einmal ein Lichtblick bietet.

Als Deutscher, muss man sich in den ersten Seiten einfach erst auf bestimmte Ausdrücke einlassen, die im österreichischen Dialekt geschrieben wurden. Aber genau dies macht dann auch den Charme des Buches aus.

Alles in allem ein wirklich lustiger und irgendwie anderer Kriminalroman, der immer wieder ein leichtes Lachen bei mir als Leser hervorgerufen hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2016
Ein gutes Leben ist die beste Antwort
Dönhoff, Friedrich

Ein gutes Leben ist die beste Antwort


sehr gut

Rezension :

Die Geschichte eines Juden im dritten Reich, gibt es ja schon viele aber irgendwie ist diese Geschichte doch anders wie die anderen.

Jerry Rosenstein lebt mittlerweile in San Francisco. Führt dort ein sehr offenes Leben, mit wechselnden Beziehungen als Schwuler. Mit vielen Freunden, mit denen er alles teilt. Er ist mehr oder weniger ein aktives Mitglied in der „schwulen“ Synagoge in San Francisco.

Man hat das Gefühl, dass Jerry immer das Lebensmotto hat „ A good life ist the best revenge“ Er möchte einfach ein gutes Leben leben und etwas zurückgeben Man bekommt das Gefühl, dass er dies einfach geschafft hat, und dass seine Lebenserfahrungen als Kind oder junger Erwachsener ihm etwas gebracht haben, nämlich eine gewisse Lockerheit. Auch die Fotos in der Mitte tun ihr Übriges dazu. Es sind nicht die Fotos, die man erwartet, sondern es sind einfach Familienfotos oder Fotos auf Reisen. Wen man ihn so auf den Fotos sieht, hat man das Gefühl das ist ein „Lausbub“ auch wenn er mittlerweile weit über 80 ist.

Er hat so ziemlich alles mitgemacht was man als Jude im dritten Reich so erleben konnte. Er ist mit den Eltern von Bensheim an der Bergstraße nach Darmstadt umgezogen, um vor der Kleinstadt zu fliehen, weil man sich erhofft hatte, dass man vor dem rechten Mob fliehen könne.

Von Darmstadt ging es weiter nach Amsterdam, da die Eltern hofften, dass Holland wie im ersten Weltkrieg neutral bleibe. Aber wie wir wissen, wurde auch Holland von den Nazis erobert. Und so ging die Reise leider weiter - über Theresienstadt weiter nach Auschwitz.

Friedrich Dönhoff erzählt es mit sehr viel Feingefühl. Die Wechsel zwischen der Reise zusammen mit Jerry Rosenstein und dem früher selbst erlebten sind so fein abgestimmt, dass man das Buch einfach nicht aus der Hand legen kann.

Jerry Rosenstein, zusammen mit Friedrich Dönhoff, gibt einem das Gefühl, dass man sich als Deutscher heute nichts vorzuwerfen hat. Man sollte einfach nur ehrlich zu seiner eigenen Geschichte sein und diese nicht vergessen.

Ich hatte das Gefühl, dass Jerry Rosenstein seinen Frieden mit seinem durchweg schwierigen Leben in den 30ern bis in die 80ern gemacht hat. Er nimmt das Leben als das an was es ist - mit all seinen Höhen und Tiefen.

Alles in allem ein bewegendes Buch, welches einem die eigene Geschichte ein wenig näher bringt - in dem aufgezeigt wird, dass man auch als jüdisches Kind dem „Führer“ zugejubelt hat, weil man als Kind nicht wusste, was da auf einen zukommt; oder man noch immer auf Menschen trifft, die einem Heutzutage sagen, es habe Auschwitz nicht wirklich gegeben.

Wir dürfen es nicht vergessen, egal ob Deutsche oder andere Nationalitäten, damit so etwas nicht wieder passiert, aber wir sollten uns vielleicht eine gewisse Lockerheit eines Jerry Rosensteins zu Eigen machen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.