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gst
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pirna

Bewertungen

Insgesamt 201 Bewertungen
Bewertung vom 24.10.2016
Was soll ich hier?
Kotulla, Thomas Christian

Was soll ich hier?


ausgezeichnet

Ein Plädoyer für die göttliche Liebe

Thomas Christian Kotulla hat mit diesem Buch seine spannende Suche nach dem Sinn des Lebens nachvollziehbar gemacht. Er fragt nicht nur, ob wir Menschen nur Materie, also eine Ansammlung von Atomen, sind, sondern auch, woher wir kommen. Seine eigenen Fragen entstanden, als er schwer erkrankte und sein Leben wie ein „zusammenstürzendes Kartenhaus“ empfand. Er entdeckte schon in sehr jungen Jahren, dass er selbst vergänglich ist. „Es ging für mich nicht mehr nur um Erkenntnis an sich, sondern um meine eigene Existenz und um den eigentliche Wert des Menschseins“, schreibt er in seinem Einstieg.

Bei seiner Suche hält sich der promovierte Autor an wissenschaftliche Maßstäbe. Im ersten Teil resümiert er darüber, ob Dinge, die wir nicht sehen oder anfassen können (wie beispielsweise die Seele oder auch Gott) tatsächlich existieren können. Er hinterfragt die Evolutionstheorie und klärt auf wenigen Seiten grundlegende Unterschiede zwischen verschiedenen Religionen, um dann beim Christentum hängen zu bleiben. Besonders hat mir seine plausible Argumentation gefallen, dass er unsere Welt als eine vorübergehende Notwendigkeit auf dem Weg zum Paradies sieht.

Nachdem Kotulla „die ewigen Suche nach der Wahrheit“ thematisiert, wird das Buch mit zahlreichen Bibelzitaten praxisnäher. Nach und nach erfahren wir Leser, dass wir auf der Welt sind, um zu lernen und zu begreifen, dass wir selbst fürs Paradies verantwortlich sind.

„Wenn wir einander lieben, lebt Gott in uns“ war für mich einer der Schlüsselsätze dieses Buches, das beim Lesen einige Konzentration erfordert. Dass der Autor nicht nur eigenen Überlegungen einfließen ließ, zeigen die umfangreichen Anmerkungen am Ende des Buches.

Bewertung vom 24.10.2016
Das Schicksal ist ein Schläger
Rammler, Christina

Das Schicksal ist ein Schläger


gut

„Wenn die Faust des Schicksals zuschlägt, sind homöopathische Rescuetropfen nicht stark genug, um uns zu retten, und die guten Ratschläge eines Buches nicht hilfreich genug, um uns zu trösten. Denn wenn wir in eine Schlägerei mit dem Schicksal geraten, ist der Schock jedesmal wieder überwältigend.“ (Seite 196)

Christina Rammler macht in ihrem Buch anhand von fünf verschiedenen, vom Schicksal gebeutelten Menschen auf die Schwierigkeiten hin, die uns das Leben so vorsetzt. Da ist zum Beispiel Eliza, die bereits als Kind ihren Papa durch einen Motorradunfall verloren hat. David fühlt sich wegen seiner nicht vorhandenen körperlichen Größe minderwertig. Er glaubt, seine Frau hätte sich deshalb von ihm scheiden lassen. Jonathan muss drei Todesfälle in der Familie verkraften und Gabriel wird durch seinen Krebs gleich selbst vom Sensenmann bedroht. Schließlich lernen die Leser dieses Buches noch Eliana kennen, die durch einen Missbrauch die Lebensfreude verloren hat. Alle fünf finden nach schwierigen (Um-)Wegen Trost im Glauben an Gott, obwohl sie sich während der schlimmsten Zeit völlig allein gelassen fühlten.

Die Autorin erzählt wertfrei, verurteilt niemanden. Sie durchleuchtet Situationen und macht sie so gut verständlich. Das gefällt mir an ihrem Stil. Doch dass sie, um Leid und Unsicherheiten hervorzuheben, Worte extrem oft wiederholt, hat mir die Lesefreude etwas genommen. Mir kam dieses Predigen so vor, als traue sie uns Lesern nicht zu, ihre Worte auf Anhieb zu verstehen.

Aber vielleicht habe ich hier zum falschen Buch gegriffen, denn schon das schwarze Cover mit der pinkfarbenen Schlägerin spricht wahrscheinlich eher junge Menschen an, die an Schicksalsschlägen schneller verzweifeln, als diejenigen, die schon länger durch die Schule des Lebens gehen und begriffen haben, dass Leid untrennbar zum Leben gehört.

Bewertung vom 15.10.2016
Stacheln in der Partnerschaft
Berger, Jörg

Stacheln in der Partnerschaft


ausgezeichnet

Man lernt nie aus

„Die Liebe verpflichtet uns, uns auf Nähe und Intimität einzulassen. Sie fordert uns heraus, unser eigenes Ich los und in einem gemeinsamen Leben aufgehen zu lassen. In einem gewissen Maß werden wir auch für das Wohl des anderen verantwortlich. Außerdem lernen wir die Schattenseiten des anderen kennen und seine Schwächen und Nöte aushalten. All dies ist der Preis, den jeder für das Glück der Liebe zahlen muss und diesen können Sie auch ihrem Partner nicht ersparen.“ (Seite 140).

Im seinem dritten Stachel-Buch beleuchtet der Autor, der als Psychotherapeut und Paartherapeut eine eigene Praxis hat, sieben „Stacheln“, die das Zusammenleben eines Paares erschweren können. Egal, ob es um Grenzüberschreitungen, Einschüchterungen oder Racheüben geht, jeder „Stachel“ ist mit Beispielen verdeutlicht. Berger sorgt dafür, dass man sich selbst und den Partner mit offenen Augen betrachten kann und versteht, woher die „Stachel“ kommen. Er gibt für den Verursacher und den Erleider der ungeliebten Eigenschaften Tipps zum Entschärfen von brenzligen Situationen. Doch damit nicht genug: Am Ende jeden Kapitels weist der Autor mit diversen Bibelzitaten darauf hin, wie man auch im christlichen Glauben Hilfe und Annahme finden kann.

Summa summarum ist dieses Buch für jeden hilfreich, der seine Partnerschaft verbessern will. Es lohnt sich, es als Arbeitsbuch zu benutzen und die Stellen, die einen besonders ansprechen, auch farbig zu kennzeichnen, um sie bei einem späteren Blick ins Buch wieder zu finden. Dann könnte zur Wirklichkeit werden, was das Cover verspricht: Nicht mehr die Dornen der Rose stehen im Vordergrund, sondern die Blüte, die auf der Rückseite zu sehen ist.

Bewertung vom 26.09.2016
Sierra - Der rote Faden des Lebens
Rivers, Francine

Sierra - Der rote Faden des Lebens


sehr gut

In jedem der insgesamt 27 Kapitel erfährt der Leser etwas von Sierra und von Mary Kathryn. Beide Frauen entwickeln sich nach und nach vom „Landei“ zum selbständigen Menschen. Während Sierra so brav und bodenständig wie sie ist, in ein ihr fremdes Luxusleben hineingeworfen wird, beklagt sich ihre Vorfahrin: „Gott, hörst du nicht zu, wenn die Menschen beten? Kümmerst du dich nicht um uns? Mama sagt, du machst es. Aber kann das wirklich stimmen, bei all der Not, die wir haben? Bist du überhaupt noch da?“

Auch Sierra hat eine gläubige Mutter an ihrer Seite. Das ist Mary Kathryn nicht lange vergönnt, aber sie erfährt von einer Tante, was Glauben heißt. Doch damit können beide nicht so viel anfangen. Mary Kathryn schreibt sogar in ihr Tagebuch (in dem Sierra immer wieder liest): Tante Martha „ist glücklich in ihrer Ahnungslosigkeit. Ich hoffe, für sie, sie bleibt so blind. Es wäre schlimm, wenn sie merken würde, wie schmutzig und gemein das Leben ist“.

Erst nachdem die Probleme der beiden Frauen überhand nehmen und sie an die Grenzen ihrer Existenz führen, finden sie zum Glauben zurück. Der hilft ihnen, das Leben zu ertragen und macht es wieder lebenswert. Gut gefällt mir, dass Mary Kathryn, die den Oregon-Trail mit all seinen Entbehrungen und Ängsten hinter sich bringen musste, nach ihrer Ankunft aus Stoffresten eine Patchworkdecke schuf, die sich Sierra als Wandschmuck aufhängt und darin den roten Faden des Lebens entdeckt.

Insgesamt ist das Buch mit den vielen Tränen und Unzufriedenheiten sehr realistisch geschrieben. Allerdings ist die Situation, in der die Umkehr bei Sierra eingeleitet wird, für meinen Geschmack zu märchenhaft beschrieben, weshalb ich das ansonsten gut zu lesende Buch nur mit vier Sternen bewerten kann. Es ist keine große Literatur, dafür aber sehr lebensnah und regt seine Leser sicherlich zum Nachdenken an.

Bewertung vom 21.09.2016
Die schwedischen Gummistiefel
Mankell, Henning

Die schwedischen Gummistiefel


ausgezeichnet

Das Altern war ein Nebel, der still übers Meer herangezogen kam.“ (Seite 74) In seinem letzten Buch behandelt der vor einem Jahr an Krebs gestorbene Bestseller-Autor Gedanken über das Ende des Lebens, die er seinem Protagonisten Frederik Welin in den Kopf legtt.

Der ehemalige Arzt hat seinen Beruf an den Nagel gehängt und sich auf eine schwedische Schäreninsel zurückgezogen. Dort bewohnt er das Haus seiner Großeltern. Zu Beginn des Buches erwacht er im brennenden Haus und kann gerade noch sein fast nacktes Leben aus den Flammen retten. Alle seine Besitztümer sind dahin – bis auf einen alten Bootsschuppen und einen Wohnwagen, der einst seiner Tochter gehörte. Die wohnt jetzt in Paris, also weit weg; kommt aber, um ihm in seinem Elend beizustehen. Wir Leser erfahren von einer schwierigen Beziehung zwischen Vater und Tochter und erleben hautnah die Einsamkeit der Schärenbewohner mit. Gut nachvollziehbar beschreibt Mankell wie es ist, alles verloren zu haben und den Neuanfang bedroht zu sehen, weil der Hausbesitzer für einen Brandstifter gehalten wird.

Welin lebt in seinen Erinnerungen, vor Ort geschieht nicht viel. Doch gerade dieses Nachdenken übers Leben hat mich in diesem ruhigen Buch sehr angesprochen. Welin beschreibt sich schonungslos ehrlich mit all seinen Ecken und Kanten, die er sich im Laufe seines Leben zugelegt hat. Und immer wieder spielt das Alter eine Rolle. „Plötzlich fiel mir auf, dass alle Menschen, die mir begegneten, bis auf wenige Ausnahmen jünger waren als ich.“(Seite 253).

Trotz der Abschiedsthematik kommen weder die Hoffnung auf Freundschaft und Liebe, noch die Zukunftsaussichten zu kurz. Gerne bin ich der Erzählung des Autors gefolgt, die letztendlich noch einige aufgeworfene Fragen offen lässt. Doch gibt es überhaupt ein Leben, in dem alle Fragen beantwortet werden?

Henning Mankells letzter Roman war zwar mein erster, den ich von diesem Autor las – aber sicher nicht der letzte!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.02.2016
Israel Trail mit Herz
Seebauer, Christian

Israel Trail mit Herz


ausgezeichnet

Eine Reise zu sich selbst

„Nur darum geht es: sich im Leben für etwas begeistern, dem eigenen Leben >Leben < einhauchen“ (Seite 177)

Sieben Wochen lang (von Februar bis April 2014) ist Christian Seebauer durch Israel gewandert, um einer Depression zu entkommen. Er hatte nur einen Rucksack mit den nötigsten Utensilien (vor allem Wasser) dabei und kein Geld. Seine Erlebnisse hat er in diesem Buch festgehalten. Er nimmt den Leser mit in ein Land, das ganz anders ist, als man es sich als Nachrichtenverfolger vorstellt.

Das Cover zeigt zwar eine Marslandschaft, aber zu Beginn führt uns der Autor durch – dank neu aufgeforsteter Wälder – fruchtbare Gegenden. Selbst die Wüste beschreibt er mit einer Begeisterung, die den Leser an Gottes Wunder heranführt. Anders als „normale“ Touristen besucht er nicht die Sehenswürdigkeiten des Landes, sondern nimmt Kontakt zu den Menschen auf. Dabei erlebt er von fast allen Seiten eine unvorstellbare Hilfsbereitschaft.

Auf Seite 109 schreibt Seebauer: „Ich sehe das Land und ich sehe die Herzen“. Wir Leser erfahren, wie der hungrige Wanderer unmittelbar Gottes Gegenwart spürt. Immer wieder hat man das Gefühl, dass Christians Gebete erhört werden, wenn er nicht nur einmal an den Rand seiner Kräfte gerät.

Erst nach vier Wochen hat er das Bedürfnis nach einem Begleiter, den er übers Internet findet. Bis dahin hat er seine Etappen allein zurückgelegt. „Es ist wichtig, dass du dir selbst nahe kommst. Nur wenn du dich selbst gefunden hast, kannst du anderen Menschen deine Kraft und deine Hilfe geben“ (Seite 202)

Für ihn bedeutete das Gehen des Weges immer wieder loslassen. Loslassen von Menschen, die einem nahe kommen, loslassen von Gedanken, von schönen Anblicken, „um wieder völlig offen zu sein, für den nächsten schönen Moment“ (Seite 75)

Es sind wahrlich atemberaubende Momente, die Seebauer in seinem Buch beschreibt. Einige davon hat er im Bilderteil eingearbeitet. Und am Ende des Buches gibt es eine Übersichtskarte des über 1000 Kilometer langen Weges, sowie eine Zusammenstellung der einzelnen Etappen, so dass derjenige, der sich selbst auf den Weg machen will, Anregungen dafür holen kann. Doch auch für diejenigen, die nur von diesem Weg träumen wollen, lohnt sich die Lektüre.

Ich vergebe begeisterte fünf Sterne.

Bewertung vom 17.02.2016
Aufbruch zur Stille
Hybels, Bill

Aufbruch zur Stille


sehr gut

Wie man die Gegenwart Gottes in sein Leben holen kann

Wer kennt das nicht: Man rennt durch den Tag und sobald man zur Ruhe kommt, dann holen einen die Sorgen ein. Die drehen sich im Kopf und man weiß nicht, wie man sich helfen soll. Doch es gibt Möglichkeiten, diesen Gedankenkreisel hinter sich zu lassen. Man muss es nur ausprobieren!

Dieses Buch gibt Anregungen. Der Autor erzählt von der Macht des Gebetes und wie man sich darein findet:
Wenn wir arbeiten, dann arbeiten wir; wenn wir beten, dann arbeitet Gott“, teilt er auf Seite 21 mit. Er erzählt von Vätern, die jederzeit für ihre Kinder erreichbar sind und lässt beim Leser Sehnsucht nach solch einem Vater aufkommen. Er gibt Tipps, wie man das tägliche Gespräch mit dem Vater im Himmel in seinen Alltag einbauen kann und wie es sich am besten gestalten lässt. Er bespricht Gründe, die einen am Beten hindern und fordert auf, an die Kraft des Gebetes zu glauben. Wer dann alles verinnerlicht hat, beginnt vielleicht auch, Gottes Stimme zu vernehmen …

Es lohnt sich, das Buch langsam zu lesen und den einen oder anderen Vorschlag auszuprobieren. Das Buch endet mit vielen Fragen zu den einzelnen Kapiteln. Spätestens da bekam ich Lust, noch einmal von vorne zu beginnen oder das Gelesene in einer Gruppe zu besprechen.

Bewertung vom 09.02.2016
Leotas Garten
Rivers, Francine

Leotas Garten


sehr gut

Wenn aus Keimlingen der Hoffnung bunte Pflanzen werden

Annie hatte nie die Gelegenheit, ihre Großmutter richtig kennenzulernen. Das will sie nun, nachdem sie gerade 18 geworden ist, nachholen – auch gegen den Willen ihrer Mutter.

Die hat feste Vorstellungen von der Zukunft ihrer Tochter und große Vorbehalte gegen die 84jährige. Sie weigert sich beharrlich, ihre Erinnerungen mit denen der Mutter zu vergleichen. „Sie muss es erst wissen wollen. Vor dem Pflanzen muss man den Boden auflockern. Und die Wurzeln strecken sich erst aus, wenn man genug gegossen hat“, versucht Leota ihre Enkelin zu trösten.

Bis Annie zu ihr kam, lebte Leota allein und verlassen in ihrem Haus und ließ den ehemals so geliebten Garten verwildern. Voller Sehnsucht wünschte sie sich Versöhnung mit ihren Kindern Nora und George oder – wenn das nicht möglich wäre – den Tod. Doch Annies Besuche verändern alles ...

Zeitgleich hatte sich der Soziologiestudent Corban gemeldet, um Leota beim Einkaufen zu helfen. Das geschah allerdings nicht ohne den Hintergedanken, sich dadurch eine bessere Note für seine Semesterarbeit zu ergattern ...

Francine Rivers ist mit diesem Buch ein von christlichen Glaubenssätzen getragenes, gut lesbares Buch gelungen. Viele der hier versammelten Personen schicken Stoßgebete zum Himmel. Ob sie erhört werden, sollte jeder selbst lesen.

Ganz ohne Tränen in den Augen konnte ich diesen emotionalen Roman, der mehr durch die wundervollen Charaktere als durch seinen literarischen Wert besticht, nicht aus den Augen legen. Aber: muss man immer nur Romane lesen, die wegen ihres Schreibstils Preise gewinnen? Wer sich nach einer heilen Welt sehnt, bekommt hier Anregungen, wie sie vielleicht gestaltet werden kann. Fazit: ideale Lektüre fürs Herz!

Bewertung vom 02.02.2016
Die Treppe
Sita, Fabienne

Die Treppe


ausgezeichnet

Dieses Buch ist ein wahrer Schatz! Und das nicht nur wegen des vielen Goldes auf den Grafiken vor jedem Kapitel. Es ist der Inhalt, der mich für sich eingenommen hat.

Die Schweizerin Fabienne Sita hat dieses Buch in einer Zeit des „inneren Zerbruchs“ geschrieben. Sie war nach ihrem Abschluss als Fotodesignerin und ihrer Hochzeit gemeinsam mit ihrem Mann für ein Jahr nach Australien gezogen. Während sich ihr Mann schnell einlebte (er hatte ja schließlich während seines Studiums genug Aufgaben) fand sie keine Jobmöglichkeit, keine Freunde und das Geld wurde knapp. Dazu kam eine Erkrankung in der Familie. Sie fühlte sich alleingelassen und von Gott vergessen. Nach der Rückkehr in die Schweiz hatte sie in einem ganz normalen Gottesdienst Visionen, die sie in diesem Buch festhielt. Sie hat darin all ihre Begabungen vereint. Die grafische Gestaltung und die Texte berühren Menschen, die sich zu Gott hingezogen fühlen, im Innersten.

Das Buch ist in 30 Kapitel aufgeteilt. Jedes zeigt den Weg der Autorin, deren Gedanken und Ideen sie dem Schöpfer näher brachten. Da erfährt der Leser alte Weisheiten wie „Warten ist genauso wichtig wie Loslaufen“ und „Wenn du lernst, Ruhe und Warten nicht nur auszuhalten, sondern auch zu schätzen, wirst du auch in anstrengenden Zeiten in der Lage sind, zur Ruhe zu kommen und Kraft zu schöpfen“ (Seite 31). Es ist von den Erwartungen die Rede, die man an sich selbst hat, und von Menschen, die nicht in der Lage sind, sich für andere zu öffnen.

Die Geschichten des mittleren Buchteiles machen klar, wie wichtig es ist, im Jetzt anzukommen und seine Sorgen – zumindest vorübergehend – abzulegen. (Innere) Regentage sind trotzdem unvermeidlich, „weil dein Leben wie ein Baum nicht nur Sonne, sondern auch Regen braucht.“

Je mehr von den insgesamt 30 Tagen auf dem Weg zum Thronsaal vergehen, desto mehr hat man das Gefühl, dem Sinn des Lebens näher zu kommen. Da wird dem Leser nochmal verdeutlicht, dass nicht jedes Problem besser wird, „indem man ihm mehr Aufmerksamkeit schenkt.“ Je mehr man zur Ruhe kommt, desto deutlicher spürt man Leichtigkeit und Ruhe, Schönheit und Frieden. „Da war Zärtlichkeit und Stille, und diese Gefühle blieben wie die Sonnenstrahlen und die Musik nicht im Raum um mich stehen, sondern drangen in mich und begannen nach und nach, mich auszufüllen“ (Tag 26).

Wer sich auf diese Treppe einlässt, dem kann es wie der Autorin ergehen. Wer sich also selbst oder einem lieben Menschen etwas Gutes tun will, dem kann ich dieses Buch von ganzem Herzen empfehlen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.01.2016
Im fahlen Licht des Mondes
Groeper, Kerstin

Im fahlen Licht des Mondes


ausgezeichnet

Schon das ansprechende Cover macht deutlich, dass wir uns mit diesem Buch zu den Indianern begeben. Wir begleiten die Cheyenne Moekaé durch eine schwere Zeit: Sie muss ihre Heimat verlassen und wird von den Weißen gezwungen, sich deren völlig anderem Lebensstil anzupassen. Mehr möchte ich hier nicht über den Inhalt des Buches verraten.

Auch ich wusste nicht mehr, als ich mich auf dieses spannende Leseabenteuer einließ. Schon nach drei Seiten war ich mitten in der Geschichte und fieberte mit Moekaé, deren Leben sich von einer Stunde zur nächsten so grundlegend veränderte. Einige Ereignisse erinnerten mich an die Flüchtlinge von heute; was das Buch, das im Jahre 1876 beginnt, sehr aktuell erscheinen lässt.

Man merkt beim Lesen, dass sich Kerstin Groeper intensiv mit der Geschichte der Indianer auseinandergesetzt hat. Sie schreibt sehr lebensnah, fängt den Leser mühelos ein und lässt ihn nicht mehr los. Es fällt schwer, das knapp 600 Seiten dicke Buch aus der Hand zu legen – zu groß ist die Neugier, wie sich Moekaé durchs Leben kämpft, während kopflose Soldaten sagen: „Meine Befehle kommen aus Washington. Ich hinterfrage nicht ihren Sinn. Ich bin Soldat und führe die Befehle ordnungsgemäß aus.“ Gleichzeitig wird aber auch deutlich, dass sich Indianer und Weiße weder in ihrer Gefühlswelt noch in ihrem Glauben extrem unterscheiden - sobald es ihnen gelingt, die Angst voreinander in den Griff zu bekommen und sie es schaffen, aufeinander zu zu gehen.