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mosaik
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Neumarkt a. W., Salzburg
Über mich: 
Meine Leidenschaft gehört der Geografie, meine "zweite Heimat" war über Jahrzehnte Italien und alles rund ums Kulinarische interessiert mich immer. So versuche ich eben auf das eine oder andere Buch aufmerksam zu machen und hoffen, mit meinem Rezensionen ein wenig weiter zu helfen

Bewertungen

Insgesamt 451 Bewertungen
Bewertung vom 12.11.2015
Apropos Gestern
Markus, Georg

Apropos Gestern


ausgezeichnet

Faszinierende Erinnerungen an große und kleinere Leute
Fragt den Portier beim „Kurier“ in Wien „Entschuldigen Sie, wie wird man Journalist?“. So begann die journalistische Karriere von Georg Markus. In diesem abwechslungsreichen und interessanten Buch erzählt Markus aus vier Jahrzehnten, was und wen er erlebt, interviewt oder für wen er Biografien aufgeschrieben hatte.

Bei der Familie des Maxi Böhm ging er als Kind ein und aus, vom unvergesslichen Kabarettisten Karl Farkas war er Assistent, ein für seine Journalistenkollegen fast für unmöglich gehaltenes Interview mit Gunther Philipps gelang ihm, Udo Proksch, Ephraim Kishon, UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim und viele andere Persönlichkeiten besuchte und interviewte er.

Er erlebte die Geburtsstunde des Edmund Sackbauers als „Mundl“, kam im Hotel Seewirt in der Innviertler Gemeinde Franking um eine Stunde zu spät zum Interview mit Sophia Loren, die in Bayern 1978 gerade einen Film drehte und spürte dem Geheimnis von Mary Vetsera und ihrem Tod in Mayerling nach. Und noch etwas erzählt der Autor: wie er auf den Nachweis stieß, dass Kaiser Franz Joseph I. tatsächlich mit der Schauspielerin Katharina Schratt verheiratet war.

Jahr für Jahr erinnert sich Markus an wirklich lesenswerte Geschichten. Am Ende eines jeden Jahres gibt er einen kurzen Überblick, was seinerzeit in der Welt geschah. Wissen Sie noch, wann Indira Gandhi Premierministerin von Indien wurde oder der Flugpionier Charles Lindbergh starb? Aufgelockert wird dieses Buch mit etlichen schwarz-weiß Fotografien und im Personenregister finden sich weit über 900 Namen. Gut 100 Geschichten auf knapp 300 Seiten – ich habe das Buch nur zur notwendigen Schlaf-Unterbrechung aus der Hand gelegt. Mit dem praktischen Leseband fand ich stets den Faden wieder. Mir hat dieses Buch ausgesprochen gut gefallen!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.10.2015
Wege, die man nicht vergißt
Grieser, Dietmar

Wege, die man nicht vergißt


sehr gut

Es geht mehr um Entdeckungen und Erinnerungen des Autors als um Wege

Ja natürlich geht es in fast jedem Kapitel (auch) um eine Straße oder einen Weg. Zumindest wird (meist) wenigstens eine erwähnt. Aber beim Lesen des Buches hatte ich mehr den Eindruck gewonnen, der Autor möchte lieber über Menschen und Erlebnisse schreiben, die in irgendeiner Form mit eben einer Straße oder einem Weg in Zusammenhang standen.

Bei der Wiener Fahnengasse erzählt er schon wie sie zu ihrem Namen gekommen ist. In der nächsten Geschichte spielt zwar eine Gasse Wiens eine Rolle, aber im Grunde schreibt Grieser über Hugo Bettauer. Und weil Joseph Kyselak seinen Namen in eine Säule an der Schwarzenbergallee geritzt hatte, erzählt der Autor eben über Kyselak – der hatte sich aber auch auf vielen anderen Objekten entlang vieler anderer Straßen verewigt. Im Kapitel „Händler, Schnorrer und Hausierer“ geht es recht bunt zu, nur eine (oder mehrere) „Wege, die man nicht vergißt“ (der Autor verwendet die alte Rechtschreibung) mag ich nicht so recht entdecken.

Warum man die Kaiserpromenade in Bad Gastein „nicht vergisst“ erklärt Grieser nicht wirklich. Dafür bietet er unterhaltsame Erinnerungen aus der Kaiserzeit und an Kaiserin Sisi. Der F-Weg in Südfrankreich dürfte wieder aber ein Weg sein, den zumindest Franz Werfel nie vergessen hatte. Und von dem erzählt er. Bei der Reise auf den Spuren des Salzburger Dichters Georg Trakl reist Grieser an den Schauplatz der Entstehung von Trakls Gedichten in der Nähe von Lemberg an einen Ort, aber nicht an einen Weg oder Straße. Von einem Briefträger-Denkmal in einem Kreisverkehr auf Fuerteventura, aus dem Leben von Ödön von Horváth (der an den Pariser Champs-Elysées von einem Ast eines Baumes während eines Sturms erschlagen wurde) und von anderem schreibt Grieser. Nur, das mit dem „Wege, die man nicht vergißt“ kommt irgendwie in dem an sich interessanten Buch nicht so recht hervor.

Grieser schreibt, wie soll ich mich ausdrücken, in einem angenehmen Wiener Stil, schweift mal da ab, mal dort, weiß von dem eine Geschichte und von jenem ein Gerücht zu erzählen, findet Wege und Straßen, die zu den verschiedenen Personen und Handlungen passen, bietet Anekdoten und viel Informationen. Deswegen ist das Buch auch nicht schlecht, nur sein Titel irreführend.

Bewertung vom 14.10.2015
Verschwundene Bräuche
Wolf, Helga M.

Verschwundene Bräuche


sehr gut

Ein Buch, in dem auch noch lebende Bräuche beschrieben werden!

Ein ungerechter Deutschprofessor würde doch glatt dem Buch einen Fünfer geben, weil „Thema verfehlt“: „Verschwundene Bräuche“, „untergegangene Rituale“ … und was ist dann das Karfreitagratschen, beispielsweise alljährlich im Salzburger Thalgau? Oder der Metzgersprung, beispielsweise alljährlich im Hof der Salzburger Erzabtei St. Peter? Oder Erntedank, der Haussegen C+M+B, Osterfeuer, Maibaum und und und?

Die Autorin Dr. phil. Helga Maria Wolf mag wohl ein großes Wissen haben, aber oben genannte Beispiele zählen für mich noch nicht zu verschwundenen Bräuchen. Und mit dem Wissen der Autorin bin ich auch schon bei meinem eingangs geschriebenen „würde“ einen Fünfer geben. Den ich aber nicht gebe, weil der Inhalt an sich – und um den sollte es ja gehen – ist gut geschrieben, umfangreich und informativ ist. Etwa 300 Bräuche und Riten beschreibt sie in dem mit vielen historischen Aufnahmen, handkolorierten Bildern und Zeichnungen illustrierten Buch.

In elf Gastbeiträgen schildert Sepp Forcher Erlebnisse rund um Bräuche wie dem Gipfelkreuz oder der Philippi-Nacht. Die Autorin wiederum stellt manche Bräuche und Rituale in farblich unterschiedlich dargestellten, längeren Beiträge genauer vor wie beispielsweise im Kapitel „Tod“ die Hausaufbahrung, Trauerkleidung, das Begräbnis, Leichenschmaus, Wiedergänger und Totenbruderschaft. Sie berichtet über Heischebräuche, von bestraften Heiligen, dem Gewittersegen, von Hirtenbräuchen, dem Luzientag, von Pflanzen und Bräuche, von Rechtsbräuchen und vielem mehr.

In den Texten verweist die Autorin im Zusammenhang auf andere von ihr beschriebenen Bräuchen mittels eines Pfeils, am Ende des Buches gibt es auf drei Seiten eine Auswahl an Literaturhinweisen und im Register und Quellennachweis auf neun Seiten findet man die Bräuche und Riten mit Seiten- und Abbildungshinweisen.

Abgesehen vom nicht zutreffenden Buchtitel ist es ein Buch, das ich sicherlich gerne zum Nachschlagen und Zitieren nehmen werde.

Bewertung vom 12.10.2015
Rebeller, Opfer, Siedler
Lindenmeyer, Christoph

Rebeller, Opfer, Siedler


sehr gut

Grausame Katholiken, hoffende Protestanten und ergreifende Zeitdokumente

Mit dem Emigrationserlass vom 31. Oktober 1731 begann der leidvolle Exodus von rund 20.000 Salzburgern, die zum evangelischen Glauben konvertiert waren. Mit unglaublicher Argumentation (sie planen den Sturz des Fürsterzbischofs und schmieden Waffen in den Wäldern) und unvorstellbarer Brutalität (Folterung, Vertreibung vom Feld weg im Hemd wie sie dort angetroffen wurden und das Anfang Winter, Trennung von Ehepartnern und Kindern u. a.) griff Fürsterzbischof Leopold Anton Freiherr von Firmian gegen die „Teufeln“, die Andersglaubenden, durch. Katholische Pfarrer entlang des Weges bespuckten die Auswanderer, bayerische Orte verweigerten den Durchreisenden Wasser und Essen, verlangte überhöhte Nächtigungssteuern u. a.

Weil Kriegsgerüchte im Land Salzburg auftauchen, werden die Wachen verstärkt. Bauernhöfe werden nach Lutherischen Büchern durchsucht. Niemand der katholischen Bevölkerung bezweifelt, dass die „lutherischen Höllenhunde“ den Untergang des Salzburger Staates vorbereiten. Evangelische Mütter versuchen verzweifelt, ihre Kinder mitnehmen zu können, die der Fürsterzbischof ihnen wegnahm, um sie „im rechten Glauben“ erziehen zu lassen. Bauern müssen ihre Höfe verlassen ohne dafür eine Entschädigung zu erhalten. Sie sind Rebellen in den Augen des Fürsterzbischofs und müssen aus dem Land, schnell. Fürsten, Könige aus ganz Europa protestieren, der Kaiser in Wien will es sich nicht mit dem Fürsterzbischof vertun und schweigt.

Der Autor schildert an Hand von zeitgenössischen Dokumenten einerseits die mühevolle Wanderung aus dem Salzburger Erzstift nach Ostpreußen, wo ihnen König Friedrich Wilhelm I. eine neue Heimat angeboten hatte. Andererseits berichtet der Autor, gestützt auf die Tagebücher des Johann Martin Boltzius, der als evangelischer Seelsorger die Salzburger nach Amerika begleitete, vom schwierigen, fast aussichtslosen Aufbau der Salzburger Kolonie Eben-Ezer in Georgia. Die englische Krone hatte die Ausreise der Salzburger nach Georgia ermöglicht.

Es ist kein Buch, das auslegt oder interpretiert, sondern aufgrund von Tatsachenberichten die Vertreibung und Neubeginn der Salzburger Protestanten schildert. Die Informationen stammen aus den Tagebüchern Boltzius, der diese regelmäßig nach Deutschland an Samuel Urlsperger in Augsburg schickte. Urlperger war in England Hofprediger gewesen und hatte großen Einfluss in London und sammelte unermüdlich Geld für die Salzburger in Amerika.

Der Leser erlebt die Verzweiflung der Siedler in Eben-Ezer, wenn wieder die Ernte durch Sturm oder Hochwasser verdorben, die kleinen Kuhherden durch Wölfe oder Bären dezimiert wurden und durch das ungute Klima ein Salzburger nach dem anderen stirbt. Sie überlebten nur durch vom Gouverneur zugeteilte Essensrationen und ihrem eisernen Willen, dem Urwald fruchtbaren Boden abzugewinnen. Der Stil des Buches wechselt zwischen sachlich beschriebene Fakten und Begebenheiten und Originalausschnitten aus den Tagebüchern von Boltzius. Letztere sind mitunter etwas mühsam zu lesen, da Schreibweise und Ausdrucksweise im 18. Jahrhundert von heutigen manchmal sehr voneinander abweichen.

Das Buch schildert ungeschönt das wahrscheinlich dunkelste Kapitel in der Salzburger Geschichte, in der Geschichte der katholischen Kirche in unserem Land. Es ist kein Buch, das man sofort in einem Zug liest. Ich habe immer nur ein oder zwei Kapitel gelesen und erst Tage später wieder weitergelesen. Auf jeden Fall ist es ein aussagekräftiges und erschütterndes Buch mit vielen Details.

Bewertung vom 12.10.2015
Off Season
Janacs, Christoph

Off Season


weniger gut

Eigenartige, eher abstoßende Texte, die Bilder unterhaltsam ausdrucksvoll

Dem Verlagstext folgend gehen Schreiber und Fotograf den Fragen nach, was nach Saisonende mit den geschlossenen Strandbädern an Salzburgs und den Bayerischen Seen geschieht und ob und welche Menschen es in der Nebensaison in diese geschlossenen Bäder zieht. Sie wollen den „den poetisch-melancholischen Zauber einfangen“. Diese Zeilen haben in mir so etwas wie zu erwartende Romantik oder Melancholie mit abblätternden Farben an Badehüttln erweckt. Ich wurde beim Lesen schwer enttäuscht.

Peter Schlager, der Fotograf, hat mit seinen Bilder meiner Vorstellung aufgrund des Verlagstextes durchaus entsprochen: auf einer Kiosk-Bank stehen noch zwei leere Bierflaschen, während daneben schon der Schnee liegt; Stege, die teilweise abmontiert oder grau in Seen ragen; ein schmuddeliges Waschbecken mit grünem Belag – darüber ein Schild „kein Trinkwasser“; eine mit Plastik umhüllte Holzbox und zu lesen steht „Johannes Evangelium – bitte mitnehmen“ oder ein Christbaum mit elektrischen Kerzen auf einem Badesteg direkt am Wasser; rund 80 Farbbilder zeigt Schlager von 15 Seen, in die der Betrachter so seine Gedanken hinein interpretieren darf;

Ganz anders die Texte von Janacs: Ein in Hauspatschen und Schlafanzug gärtnernder Rentner erlebt einen Herzinfarkt, ein zerstrittenes Ehepaar verbringt die Nacht in einem Stausee, der da ist und doch nicht, ein Badenixe ertrinkt beim winterlichen Schwimmen, der Feuerschein eines Sandlers bringt einen Kajakfahrer an den Rand seiner Kräfte, ein anderer scheint sich in einem verlassenen Strandbad das Leben zu nehmen und ein anderer Abgängige in einer Sandkiste vergraben zu haben, zwei Freunde verzweifeln daran, dass sie Schlüsseln verlieren, was für den einen böse endet und so geht es weiter in den zwölf Geschichten von Janacs.

Gut, zwei oder drei so eigenartig-skurrile Geschichten mögen ja auch passend zu einer Nebensaison sein. Aber wenn zehn von zwölf Geschichten eher grausig-gruselig sind, dann spiegelt das für mich nicht einen „poetisch-melancholischen Zauber“ einer Nachsaison wider. Und sie weichen auch von den Bildern ab, die genügend Stoff für durchaus anspruchsvolle Texte böten. Denn anspruchsvoll und ausdrucksstark sind sie geschrieben, die Texte von Janacs, aber eben eher grauslich.

Das Buch als Buch mit Bildern von Seen in der Nachsaison – ja. Das Buch als Buch mit Texten über die Nachsaison – für mich nein. Ganz einmal davon abgesehen, dass ich kein Freund englischer Titel für österreichisch-bayerische Angelegenheiten bin: Nachsaison heißt das!

Bewertung vom 20.08.2015
Augen auf!
Hutter, Clemens M.

Augen auf!


ausgezeichnet

Dinge, an denen man achtlos vorbeigeht, erzählen Geschichten

Der heutige Salzburger Dom entstand erst im 17. Jahrhundert. Doch wo kann man noch interessante Reste aus den früheren Dombauten entdecken? Was erinnert wo an das einstige fürsterzbischöfliche Diplomatenviertel in der Altstadt? Was erzählen die Bilder über vielen Hauseingängen? Ein Tanzbär an einer Hauswand, Schlackenputzfassaden im Flachgau, eine doppelte Madonna, der Hausspion in Hallein, die Linde des protestantischen Kirchenwirts, der Salzburg verlassen musste, ein marmorner Hochaltar im Pinzgau, ein Dach über einem Opferstock, der das Münzfischen verhindern sollte und viele andere Dinge hat der Autor aus Stadt und Land Salzburg in diesem Buch zusammengetragen.

Oft gehen wir an Dingen vorbei ohne zu wissen, welche Geschichte sie erzählen. Wir gehen durch Straßen mit Blick in die Auslagen; darüber, an den Hauswänden, finden sich Figuren und Bilder. Gedenktafeln an Menschen, die heute kaum jemand noch kennt. Clemens M. Hutter hat in diesem Buch eine Unzahl solcher Kleinode aus allen Salzburger Landesteilen gesammelt, beschrieben und bebildert. Zum Schluss beschreibt er noch die Kennzeichen der „Volksheiligen“, damit der interessierte Leser auf seinen Entdeckungsfahrten vielleicht noch das eine oder andere unbekannte Rätsel lösen kann. Ich habe es diesen Sommer im Pongau und Pinzgau selbst ausprobiert. Da werden 30 Kilometer zu einem tagesfüllenden Erlebnis. Ein Buch für alle, die mehr als Mozart, Tauernautobahn und Mountainbiken im Land Salzburg entdecken möchten.

Bewertung vom 20.08.2015
Das Sternbräu
Ammerer, Gerhard; Waitzbauer, Harald

Das Sternbräu


ausgezeichnet

Gut bebildert, wissenschaftlich aufbereitet und lesenswerte Geschichten

Obwohl das Buch von zwei Historikern geschrieben wurde liest es sich ganz und gar nicht wissenschaftlich-fad. Damit die Leser gleich einmal wissen, was mit dem 1543 erstmals erwähnten Gebäude heute noch los ist, erzählt der erste Beitrag vom letzten Umbau 2013/14, der das Haus an die modernen Gegebenheiten angepasst hatte. Danach gibt es einen Einführungsbeitrag zu den Themen wie die Brauerei begonnen hatte, über Bierbrauen und Biertrinken im ausgehenden Mittelalter in Salzburg und schließlich die Geschichte des Hauses.

Hauszeichen, Feuerpolizei, Bierausstoß, Poststation, Konkurswirtshaus, die Tittmoninger Familie Wilhelmseder in Salzburg, Sternbräukapelle (die es heute leider nicht mehr gibt) und andere Kapitel führen ins 19. Jahrhundert. Damals begann der Weg vom Einzelunternehmen zur Aktiengesellschaft. So war Otto Spängler, ein Mitglied der bekannten Salzburger Bankierfamilie, Anfang des 20. Jahrhunderts Vorstand der Sternbräu AG. 1958 kostete eine Leberknödelsuppe zwei Schilling und das Kalbsgulasch mit Nockerl elf Schilling – eine alte Speisenkarte gibt Aufschluss über die Preise dazumal. Der Brief eines reuigen Zechprellers samt Wiedergutmachung ist ebenso abgedruckt wie historische Dokumente aus dem Spätmittelalter, Zeichnungen, Briefe, Zeitungsartikel, Bilder und Ansichtskarten.

Zahlreiche Anmerkungen am Ende des Buches, ein Bildnachweis sowie ein umfangreiches Literaturverzeichnis runden das wirklich gelungene Buch über die Geschichte eines fast 500 Jahre alten Brau- und Wirtshauses in der Altstadt von Salzburg ab.

Bewertung vom 27.05.2015
Lesereise Rom
Höfferer, Christina

Lesereise Rom


sehr gut

Nicht Reise-, nicht Kunstführer, bietet aber durchaus Lesenswertes

Die österreichische Autorin, die in Rom lebt, geht in diesem kleinen, sehr handlichen Büchlein, manch Unbekanntem nach. In ihren 17 Geschichten wandelt sie u.a. auf den Spuren von Ingeborg Bachmann und Keats Shelley, besucht das Caffe Sant’Eustachio, berichtet über das Besondere am Ponte Milvio, erklärt, warum das Vatikanische Geheimarchiv gar nicht so geheim ist, beleuchtet den rätselhaften Tod von Pier Paolo Pasolini und schildert vom Leid der Roma und Sinti in Rom. Spannend auch die Sache mit Obst entlang der Straßen Roms.

Diese und andere Themen führen den Leser kreuz und quer durch Rom, seine Geschichte und seine Kultur. Sie greift eigentlich banale Themen wie beispielsweise zwei Terrassen mit Blick über Rom auf und lässt die Bewohner dieser Terrassen sprechen. Wie überhaupt der Leser das Gefühl bekommt von Höfferer auf ihre Streifzüge mitgenommen zu werden. Sie verwendet eine sehr kultivierte Ausdrucksweise, die an manchen Stellen fast schon anstrengend zu lesen ist.

Ich meine, das mit viel Detailwissen und Recherchen geschriebene Buch wäre etwas für den „fortgeschrittenen Rom-Besucher“, für einen Rom-Besucher, der ein wenig in die wahre römische Atmosphäre eintauchen möchte. Wenngleich er dies nicht so intensiv erleben kann, wie es die Autorin erlebte, da sich nicht alle (privaten) Türe für den Rom-Besucher öffnen werden.