Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
hasirasi2
Wohnort: 
Dresden

Bewertungen

Insgesamt 1115 Bewertungen
Bewertung vom 12.04.2023
Im Glanz der Macht / Club Paradies Bd.1
Benedikt, Caren

Im Glanz der Macht / Club Paradies Bd.1


sehr gut

Schöne heile Welt

„Er wollte auffallen, wollte besonders sein. Er war wie besessen davon, dass man staunend über ihn sprach und ihn bewunderte. Vor allem aber wollte er Macht haben …“ (S. 27) Hanns Borchardt ist ein Macher, der sich selber gern in den Zeitungen sieht – als DER Baulöwe von Berlin, der sich natürlich auch in sozialen Projekten engagiert. Er hat sich nach ganz oben gearbeitet und jongliert bei seinen engagierten Projekten mit Millionen und Grundstücken, lebt ein Vorzeige-Luxusleben mit der perfekten Familie.
Seine Frau Maria ist dabei immer an seiner Seite. Auch mit 50 noch wunderschön und ihm zugewandt, doch so langsam kommt sie ins Grübeln. Hanns hat sich verändert, geht nicht mehr auf sie und ihre Wünsche ein, sie hat zu funktionieren. „Sie fand in ihrem Leben überhaupt nicht statt, vor allem aber hatte sie das Gefühl, einen Teil ihrer Lebenszeit einfach vergeudet zu haben.“ (S. 25)
Seine erwachsenen Kinder Holger und Hanna rebellieren. Holger hasst das Studium der Wirtschaftswissenschaften, das Hanns festgelegt hat, und auch Hanna will ein unabhängiges Leben führen, bei dem ihre Eltern nicht alles bestimmen. Als sie ihren Vater vor dem Nachtclub „Golden Paradise“ in einer kompromittierenden Situation mit dessen Besitzerin Lea Stern sieht, kommt sie ins Grübeln. Doch Hanns kann sich rausreden. Er ist nur an Leas Grundstück interessiert …

Hanns geht über Leichen, ist ein Lügner und Betrüger, ein Emporkömmling, der die Not anderer ausnutzt und (fast) alle manipulieren kann – ein Protagonist, den man so richtig schön hassen kann. Bei Maria, seiner naiven Ehefrau, die ihm alles glaubt und alles verzeiht, funktioniert seine Masche noch am längsten, aber auch sie denkt irgendwann über Scheidung nach.
Seine Kinder haben ihn schon lange durchschaut. Holger zieht aus, engagiert sich bei den Studentenprotesten und lernt dabei Monika kennen, eine gefährliche Frau, in die er sich unsterblich verliebt. Sie plädiert für freie Liebe und kämpft gegen den Staat. „Ich bin Freiheitskämpferin. Wir sind die Stadtguerilla.“ (S. 237). Damit stößt sie bei Holger auf offene Ohren. Er hat schon lange den Verdacht, dass bei den Geschäften und Projekten seines Vaters nicht alles mit rechten Dingen zugeht und will ihn zerstören. Doch nicht mit den Mitteln, zu denen Monika und ihre Freunde greifen. Und Hanna ist von Lea Stern fasziniert, der einzigen Frau, die ihrem Vater offen die Stirn bietet und sich nicht unterkriegen lässt, egal was Hanns versucht, um ihr Grundstück doch noch zu bekommen. „Nur wer die Kontrolle hat, kann verhindern, zum Spielball zu werden.“ (S. 223) Außerdem freundet sich Hanna mit Cord an, der ganz besondere „Filmchen“ dreht.

All das passiert in nur 5 Wochen. Caren Benedict hat die Handlung extrem dicht gedrängt, lässt sich die Dramen immer schneller immer höher schaukeln, bis es zum großen Knall kommt. Mir war es leider etwas zu überladen, ich hätte neben den oben erwähnten Problemen nicht auch noch (Achtung Spoiler) Diversität, RAF und Pornos gebraucht, obwohl das damals aktuelle Themen waren. Zudem waren mir die Protagonisten teilweise zu stereotyp. Allerdings hört es so spannend auf, dass ich den 2. Band unbedingt lesen muss.

Bewertung vom 10.04.2023
Abschied auf Italienisch / Commissario Grassi Bd.1
Bonetto, Andrea

Abschied auf Italienisch / Commissario Grassi Bd.1


sehr gut

Levanto sehen und sterben

„Sie haben sicher keine Zeit, sich den Kopf über einen Fall zu zerbrechen, der Sie nicht kümmern muss.“ (S. 37) Schon an seinem ersten Arbeitstag in La Spezia stolpert Commissario Vito Grassi über eine Leiche, die ihn allerdings nichts angeht, da es sich bei der Toten augenscheinlich um ein Unfallopfer und nicht um Mord handelt. Trotzdem lässt ihm der Fall keine Ruhe, irgendetwas stört ihn an der Auffindesituation. Kurz darauf taucht eine zweite Leiche auf, ausgerechnet an seiner Grundstücksgrenze und eindeutig erschossen. Noch bevor Grassi, der nach dem Tod seines Vaters gerade erst von Rom hierher in dessen Häuschen gezogen ist, auch nur die Koffer ausgepackt hat, ermittelt er schon in 2 Mordfällen.

Grassi ist ein ruppiger Zeitgenosse, der schnell aus der Haut fährt und nicht frei von Vorurteilen ist. Damit verärgert er gleich mal seine neue Kollegin Marta Ricci, deren ungewöhnliches Äußeres ihn pikiert, doch zum Glück ist sie nicht nachtragend. Außerdem liebt er rasante Fahrten mit seinem roten Elektro-Roadster und gute Musik, natürlich nur von Schallplatten.
Privat läuft es nicht toll. Seine Kinder sind bereits erwachsen und aus dem Haus und seine Ehe plätschert seit Jahren so vor sich hin, seine Frau ist in Rom geblieben.
Im Haus seines Vaters erwartet ihn eine weitere Überraschung. Toni, die er für einen Mann und den Gärtner gehalten hat, war anscheinend mehr für seinen Vater, denn sie lebt in dessen Haus und hat auch jetzt nicht vor, auszuziehen. Hatten sie eine Beziehung oder sah er in ihr die Tochter, die er nie hatte? Noch kann sich Grassi nur oberflächlich mit ihr beschäftigen, denn die Ermittlungen halten ihn auf Trapp.

Der Fall besticht weniger durch Tempo, als durch Grassis ausgebuffte Ermittlungen, die Unterstützung seiner Kollegen und Hinweise aus der Bevölkerung. Denn in der dörflichen Gemeinschaft, in der die Opfer lebten, kennt man sich natürlich.

„Abschied auf Italienisch“ ist der Auftakt einer neuen Krimireihe und mein erstes Buch, dass in Ligurien spielt. Die tolle Landschaft hat mich sofort begeistert. Raue Küstenlandschaften, gefährliche Serpentinen, großzügige Olivenhaine und das Meer fast direkt vor der Haustür – was braucht man mehr?!

Andrea Bonetto hat mich ausgesprochen gut unterhalten, mich haben nur zwei Dinge irritiert: Grassis Beweggrund, allein aus Rom wegzugehen, erschließt sich mir nicht wirklich, denn er scheint noch sehr an seiner Frau zu hängen, und dass ihn der Gerichtsmediziner sofort ins Vertrauen zieht und ihm vorab Ergebnisse zukommen lässt.

Bewertung vom 05.04.2023
Das verschwundene Fräulein / Viktoria Berg Bd.4
Dix, Elsa

Das verschwundene Fräulein / Viktoria Berg Bd.4


ausgezeichnet

3 Tage Angst

Seit einem Jahr wartet Kriminalassistent Christian Hinrichs, dass Viktoria Berg endlich wieder zur Sommerfrische nach Norderney kommt und ihm die Frage aller Fragen beantwortet – ob sie ihn heiratet. Doch alles kommt anders. Badekommissar Eduard von Treptow braucht erneut dringend ihre Hilfe. Ilse, die Tochter des Flottenadmirals Adolph von Manteuffel, ist auf einem Spaziergang verschwunden. Noch während sie die Suche organisieren, kommt ein Brief des Entführers: Ilse hat nur noch 3 Tage zu leben. Verwunderlich ist, dass er keinerlei Forderungen für eine eventuelle Freilassung stellt. Trotzdem ist Manteuffel überzeugt: „Meine Tochter wurde entführt, um militärische Geheinisse zu erpressen.“ (S. 52) Also suchen die Männer nach politischen und privaten Feinden des Admirals. Viktoria vermutet den Grund der Entführung eher bei Ilse selbst und redet mit deren Mutter und den Bediensteten der Familie. Hatte Ilse vielleicht eine geheime Liebschaft oder ein unschickliches Hobby und war dadurch angreifbar?!

„Das verschwundene Fräulein“ ist leider der letzte Band der Reihe von Elsa Dix, dabei hätte ich Viktoria und Christian noch viele weitere Abenteuer gewünscht.
Die Bücher leben von den unterschiedlichen Ermittlungsansätzen und -methoden der beiden Protagonisten, die sich im Laufe der Fälle stets neu zusammenraufen müssen. Diesmal hängt zusätzlich Viktorias seit einem Jahr aufgeschobene Entscheidung wie ein Damoklesschwert über ihnen. Sie liebt Christian sehr, ihren Beruf als Lehrerin, für den sie so hart kämpfen musste, aber auch. Und als Ehefrau dürfte sie nicht mehr unterrichten. Kein Wunder, dass die bisher so amüsanten Wortgefechte zwischen ihnen diesmal deutlich härter ausfallen. „Ich glaube, du willst mich nur heiraten, damit du mich kontrollieren kannst.“ (S. 146)
Außerdem mischt sich Viktorias Tante Rosamunde, die sie auf die Insel begleitet hat, dauernd in die Beziehung mit Christian ein, da sie ihn nicht mal für annähernd standesgemäß hält.

Elsa Dix hat abermals einen sehr spannenden und temporeichen Kriminalfall mit ständig wechselnden Verdächtigen geschaffen, denen man die Entführung allerdings nicht nachweisen kann. Dazu kommen verschiedene Geheimnisse innerhalb der Familie Manteuffel, die nach und nach aufgedeckt werden und den Fokus der Ermittler (und Leser) in bestimmte Richtungen drängen und damit gewisse Erwartungen und Vermutungen implizieren.
Letztlich gipfelt die atemlose Jagd nach dem Entführer und gegen die Zeit wieder in einem filmreifen Showdown. Aber kann Ilse gerettet werden und gibt für Viktoria und Christian es ein Happy End? Das verrate ich natürlich nicht! Schade, dass die Reihe jetzt zu Ende ist.

Bewertung vom 31.03.2023
Einfach leben / Glückstöchter Bd.1
Schuster, Stephanie

Einfach leben / Glückstöchter Bd.1


sehr gut

Zurück zur Natur

Tonkaalm 1918: Die junge Gräfin Anna vom Quast lebt mit ihrer kleinen Tochter allein und autark in 1320 m Höhe. Fast alles, was sie zum Leben braucht, baut sie selber an oder stellt es her. Ihr Wissen über Pflanzen hat sie von ihrem Vater, einem berühmten Naturforscher und Pflanzenjäger. Sein Tod vor 8 Jahren änderte ihr Leben radikal ...

München 1976: Eva studiert Pharmazie und arbeitet nebenher in einer Apotheke, denn ihre Leidenschaft ist die Herstellung von pflanzlicher Kosmetik, Salben und Schönheitsprodukten. Sie hat „die Nase“, kann unzählige Gerüche erkennen und unterscheiden, beeindruckt mit ihrem Wissen sogar ihre Professoren. Ihre Eltern hoffen, dass sie trotzdem irgendwann den Friseursalon der Familie übernimmt. Als sie kurz vor ihrem 22. Geburtstag auf dem Dachboden einen alten Koffer entdeckt, kommt sie einem gut gehüteten Familiengeheimnis auf die Spur …

„Glückstöchter – Einfach leben“ ist der Auftakt der neuen Reihe von Stephanie Schuster und erzählt von zwei jungen Frauen, die sich auf die Natur (zurück-) besinnen und versuchen, im Einklang mit ihr zu leben.

Anna hat früh ihre Mutter verloren und wurde von ihrem Vater mit mehr Freiheiten und Bildung als zu ihrer Zeit üblich erzogen. Seit sie denken kann, unterstützt sie ihn bei seinen botanischen Studien, er hat ihr alles beigebracht, was er weiß. Außerdem lernt sie auf dem Gut der Familie schon als Kind, wie Landwirtschaft funktioniert.

Evas zieht nach ihrer Entdeckung zu Hause aus und nach Schwabing in eine Studenten-WG, in der alle frei zusammenleben und verschiedene Spielarten der Liebe (und Rauschmittel) ausprobieren. Sie lernt fair gehandelten Kaffee und Rohstoffe direkt vom Erzeuger kennen, engagiert sich auf einem Demeterhof und Anti-Atomkraft-Demos und baut sich mit ihren Mitbewohnern neben ihrem Studium ein kleines Geschäft auf.

Stephanie Schuster erzählt in zwei parallelen Strängen von Annas und Evas Leben, die etwas sehr Wichtiges verbindet, was dann hoffentlich im nächsten Band gelüftet wird – obwohl man es natürlich schon ahnen kann.
Sie schreibt mitreißend über starke, selbstbewusste und selbstbestimmte Frauen, die ihren Weg und ihre Stimme erst finden müssen. Aus der Geborgenheit ihrer Familien werden sie ins pralle Leben geworfen, machen dabei verschiedene Erfahrungen und müssen Entscheidungen treffen, die ihr weiteres Leben nachhaltig prägen werden.
Die beiden Protagonistinnen befinden sich in einer Phase der Rebellion und Selbst-findung. Anna will nicht als gelangweilte Ehefrau und Gutsherrin enden, sondern träumt davon, wie ihr Vater früher die ganze Welt zu bereisen. Eva sitzt irgendwie immer zwischen den Stühlen, will sich weder auf einen Partner noch einen Beruf festlegen, probiert gern Neues aus. Doch auch sie träumt vom Ankommen.

Annas Weg vom Familiengut über München und den Monte Verità bis auf die Alm ist extrem spannend und hat mir ein kleines bisschen besser gefallen als Evas, auch weil mehr Tempo drin und sie entschlossener war.

Mein Fazit: Ein toller Auftakt, der neugierig auf das weitere Leben und die Geheimnisse der Protagonistinnen macht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.03.2023
Schießt nicht auf die MörderMitzi
Archan, Isabella

Schießt nicht auf die MörderMitzi


sehr gut

Waffe oder nicht Waffe, das ist hier die Frage

„Ich glaub, auf mich is g`schossen worden.“ (S. 145) Mitzi ist gerade auf einer romantischen Donaukreuzfahrt, als plötzlich etwas ihr Ohr streift. Dabei wollte sie eigentlich endlich mal abschalten, ein paar schöne Tage mit ihrem Freund Rudolfo verbringen und nicht an Verbrechen oder ihre traumatischen Kindheitserinnerungen denken. Doch Rudolfo, der auf dem Schiff nur Klavierspielen sollte, muss in der Küche aushelfen und hat kaum Zeit für sie. Und dann stolpert sie ausversehen in eine fremde Kabine und sieht eine Waffe – oder doch nicht? „Möglicherweise waren Mitzis Sinne nach all ihren früheren Erlebnissen zu sehr auf Alarm eingestellt. Sie meinte, bei Rauch stets ein gefährliches Feuer zu sehen, wo einfach bloß gegrillt wurde.“ (S. 96)

Man muss die Mitzi einfach lieben. Eine herzensgute junge Frau, die in ihrem Leben schon viel durchgemacht und eine Schwäche für gutes Essen, Cafébesuche und Bücher hat. Leider wittert sie überall Mord und Totschlag und wendet sich dann an ihre beste Freundin Agnes Kirschnagel, ihres Zeichens Kriminalinspektorin. Aber diesmal will sie Agnes nicht stören, da die selbst einen sehr kniffeligen Fall zu lösen hat. Eine „Uhrenbande“ hat schon vier Juweliere überfallen und immer nur hochpreisige Uhren mitgehen lassen. Bei ihrem letzten Überfall muss irgendwas schiefgegangen sein, denn einer von ihnen wurde angeschossen – allerdings nicht vom Juwelier.

Die Mitzi kann einem schon leidtun. Ihren Spitznamen „Mördermitzi“ wird sie wohl nie mehr los. Wobei es inzwischen eher an ihrem guten Näschen liegt, weil sie den Mördern und Verbrechern oft eher auf die Schliche kommt als die Polizei.

Isabella Archan hat ihrer Mitzi wieder einen spannenden Fall auf den Leib geschrieben und auch nicht mit Dramatik gegeizt. Mitzi gerät ins Visier des Mörders und in Lebensgefahr. Ich habe bis zum Ende mitgerätselt und mitgefiebert, konnte den Täter aber leider nicht allein ermitteln.
Auch der Humor und die Kulinarik kommen nicht zu kurz und das Setting macht Lust auf eine Donau-Kreuzfahrt – aber bitte ohne Leiche und Verbrecher!

Bewertung vom 29.03.2023
Tödlicher Genuss / Die Hausboot-Detektei Bd.1
Achterop, Amy

Tödlicher Genuss / Die Hausboot-Detektei Bd.1


sehr gut

Gourmets unter sich

„Das heißt, dass in dieser Detektei ausschließlich Vorbestrafte arbeiten?“ (S. 52) Nun, nicht ganz. Schließlich gehören zu Aries neu gegründeter Firma auch Elin, eine erfolglose Krimiautorin mit Liebeskummer, ein Hund namens Hund und das Eichhörnchen Fru Gunilla. Aber die anderen haben wirklich ein bisschen was auf dem Kerbholz, nichts Schlimmes natürlich.
Arie hat seinen Job als Polizisten, seine Frau und sein Haus verloren, weil er einmal zu früh nach Hause gekommen ist. Kav-Maga-Trainerin Maddie ist ein wenig übergriffig geworden, als ihre Schwester Isa wegen ihres Handicaps beleidigt wurde. Jan hat bei der Stadtverwaltung gearbeitet und Einwanderern aus Überzeugung mit gefälschten Pässen ausgeholfen und Jack in England Spielautomaten für Plüschtiere manipuliert. Ihnen allen hat wie Arie eine Perspektive gefehlt, also haben sie sich von ihm anwerben lassen.
Zugegeben, ihre Ausbildung lässt vielleicht etwas zu wünschen übrig, sie besteht überwiegend aus dem Gucken von alten Detektiv-Filmen bzw. -serien, und auf ihren ersten Auftrag müssen sie eine Weile warten, dafür erledigen sie den dann aber zur vollsten Zufriedenheit ihres Auftraggebers. Ein Sternekoche lässt seine Konkurrentin ausspionieren. Beiden droht die Insolvenz und sie brauchen den Auftrag für DIE High-Society-Hochzeit des Jahres, da wird mit allen Mittel gekämpft. Als dann ein berühmter Sommelier tot aufgefunden wird, der die Weine für die Hochzeit liefern sollte, laufen die Ermittler zur Höchstform auf …

„Die Hausboot-Detektei – Tödlicher Genuss“ ist der Auftakt einer neuen Cosy-Crime-Reihe von Amy Achterop und bezaubert mit eigenwilligen, aber warmherzigen Protagonisten, malerischem Setting und amüsanter Erzählweise.
Ich mochte die ungewöhnlichen Ermittler sofort. Sie scheinen mitten aus dem Leben gegriffen, mit kleinen Schwächen und Divergenzen. Außerdem können oder wissen sie etwas, das sie für Arie interessant macht. Und die Tiere geben der Handlung einen besonderen Twist. So erweist sich Fru Gunilla als begnadete Einbrecherin und auch Hund greift im Rahmen seiner Möglichkeiten helfend ein.
Die Detektei befindet sich auf einem etwas altersschwachen Hausboot auf einer Amsterdamer Kracht und das Leben der Detektive verläuft meist ziemlich friedlich und entspannt. Sie wachsen schnell zu einer kleinen Familie zusammen und verbringen auch die arbeitsfreie Zeit gemeinsam.
Mein Highlight ist übrigens, dass sich die Autorin selber mit ins Buch geschrieben hat – aber die Stelle müsst ihr schon selber entdecken.

Die Handlung ist spannend, nicht zu dramatisch oder brutal bzw. blutig, und lädt zum Miträtseln ein. Ich hätte mich zwar manchmal über etwas mehr Tempo gefreut, bin aber trotzdem sehr gespannt auf den nächsten Band, der schon Ende August erscheint.

Bewertung vom 27.03.2023
Zwischen den Zeilen / Die Repoterin Bd.1
Simon, Teresa

Zwischen den Zeilen / Die Repoterin Bd.1


ausgezeichnet

Die Reporterin – zwischen den Zeilen

Die Gräfin

… wird Marie-Louise Graf alias Malou genannt, nachdem sie sich endlich einen Namen in der Zeitungsbranche gemacht hat, aber bis dahin ist es ein langer steiniger Weg. Ihre Eltern wollen, dass sie unbedingt die Familien-Drogerie übernimmt, dabei wollte sie schon immer Journalistin werden. „Journalismus – das ist doch kein anständiger Beruf für eine junge Frau! Du bist abhängig von der Gunst Deiner Vorgesetzten, in der Regel schlecht bezahlt, und wenn du Pech hast, auch noch ständig auf Achse.“ (S. 20/21)

Teresa Simon hat mich mit Maries Geschichte von der ersten Seite an gefesselt. Auf Wunsch ihrer Eltern studiert sie Pharmazie, obwohl es sie langweilt. Nur ihre beste Freundin Roxy und ihr Onkel Julius wissen, dass sie heimlich kurze Artikel schreibt und sich bei diversen Zeitungen für ein Praktikum beworben hat. Ihr Traum wird wahr, als „Der Tag“ ihr eins anbietet.

Sehr bildlich und farbenprächtig beschreibt Teresa Simon das Leben Anfang der 60er Jahre in München und Maries Weg auf der Suche nach dem Glück. Die traut sich nicht, ihren Eltern von dem Praktikum zu erzählen, weil sie weiß, dass es sie enttäuschen würde – aber wie lange kann und will sie es verheimlichen?

Der Redaktionsalltag ist schnelllebig, immer am Puls der Zeit und leider oft von Männern und deren Sichtweise bestimmt. Marie durchläuft alle Ressorts, zum Glück unterstützt sie schon ihr erster Vorgesetzter, der Sportjournalist Freddy, wo er nur kann. Zwischen ihnen prickelt es und eines Tages macht er ihr ein Angebot, dass sie kaum ablehnen kann. Auch ihr großes Vorbild, der Gesellschaftsjournalist Viktor Bárthoy, nimmt sie unter seine Fittiche. Er prägt ihr Pseudonym „Malou. Geheimnisvoll, anziehend, mit einem Hauch surprise – ja, das merkt man sich.“ (S. 186) und weiht sie in die Geheimnisse des Umgangs mit den Reichen und Schönen ein.

„Im Grunde geht es doch um Menschen und ihre Schicksale, um Hoffnungen und Enttäuschungen, um Aufstieg und Fall, Liebe und Hass – die ganze Skala der Emotionen, die in jedem von uns stecken. … Bei den sogenannten celebreties kommt uns das alles nur viel größer und bunter vor, weil wir wie mit einer Lupe auf sie starren. Dabei sind sie eigentlich nicht viel anders als wir – nur eben prominent.“ (S. 181)

Marie hat mir imponiert. Sie arbeitet hart, ist (nie zu) neugierig, intelligent und ignoriert gekonnt die dummen Sprüche und Anmachen mancher Kollegen. Außerdem hat sie ein großes Herz und kann Geheimnisse bewahren, nicht nur die der Stars, die sie ihnen bei den Interviews mit ihrer natürlichen und freundlichen Art entlockt, sondern auch die ihrer Kollegen und Familie. Doch als sie dahinterkommt, dass ihre Eltern ihr etwas Wichtiges verschwiegen haben, droht ihre Welt zu zerbrechen.

Das Buch liest sich wie das Who-is-Who der 60er Jahre. Teresa Simon lässt alle wichtigen politischen und kulturellen Ereignisse und (zum Teil längst vergessenen) Stars und Persönlichkeiten einfließen, was es extrem unterhaltsam macht. Sie macht aber auch nachdenklich, wenn sie auf die Schwierigkeiten hinweist, die Männern damals noch durch den § 175 drohten, oder die alten Nazi-Verbrechen und die dadurch resultierenden Konflikte zwischen den Jugendlichen und ihren Familien.

Ich habe das Buch an nur zwei Abenden durchgeschmökert und nach dem fiesen Cliffhanger kann ich die Fortsetzung im August kaum erwarten. 5 mehr als verdiente Sterne für dieses Lesehighlight!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.03.2023
Schritte in eine neue Welt / Die Frauen vom Reichstag Bd.3
Gabriel, Micaela A.

Schritte in eine neue Welt / Die Frauen vom Reichstag Bd.3


ausgezeichnet

Berührender Abschuss

New York, Mai 1941: „Endlich. Nach so vielen Jahren auf der Flucht war sie angekommen. Und doch konnte sie nicht restlos glücklich sein, war die Freiheit ohne Max an ihrer Seite, nicht vollständig.“ (S. 212) Die ehemalige Abgeordnete Marlene Emden (geborene von Runstedt) kommt in Amerika an. Wo ihr Mann Max ist, weiß sie nicht, denn seit Jahren haben sie nur noch losen Kontakt. „Ich habe ihn irgendwo in Frankreich verloren.“ (S. 104)

„Schritte in eine neue Welt“ ist der Abschluss der Trilogie über „Die Frauen vom Reichstag“ von Micaela A. Gabriel und das Buch der Reihe, dass mich am meisten berührt hat. Sie erzählt, wie es mit den ehemaligen Reichstagsabgeordneten Marlene Emden, Sophie Maytrott und Paula von Hagedorn nach 1933 weitergeht, wie sehr sich ihr Leben unter den Nazis verändert und welche Repressalien und Einschränkungen sie hinnehmen müssen. Es ist aber auch die Geschichte zweier großer Lieben.

Marlene ist als Sozialdemokratin nach dem Brand des Reichstags im Februar 1933, den die Nazis einem Kommunisten zur Last legen, besonders gefährdet. Max überredet sie, sich in Frankreich in Sicherheit zu bringen. Er will nachkommen, sobald sich die Situation beruhigt hat. Keiner von ihnen ahnt, wie sehr sich die Lage in Deutschland zuspitzen wird und was Max als Jude in den nächsten Jahren noch bevorsteht. Während sich Marlene in Paris notgedrungen ein neues Leben aufbaut, hält er in Deutschland durch. Irgendwann muss auch er fliehen, doch ohne gültige Papiere scheint ein Wiedersehen unmöglich. Trotzdem findet Max immer wieder Mittel und Wege, dass sie sich wenigstens kurz irgendwo in Europa treffen.

Sophie und den Pfarrer Leonard Harnack verbindet eine heimliche, platonische und vor allem verbotene Liebe, schließlich ist sie auf dem Papier immer noch verheiratet, auch wenn sie seit Jahren von ihrem Mann getrennt lebt, und er hat sich als Pfarrer dem Zölibat verpflichtet. Aber warum führt Gott sie dann immer wieder zusammen, damit sie sich in ihren schwersten Stunden beistehen können?
Sophie betreibt seit Jahren ein Landjugendheim, in dem sie auf Leonards Bitte jüdische und aus politischen Gründen gefährdete Kinder versteckt. Unter ihnen ist auch Lena, die uneheliche Tochter von Sonja Grawitz und Justus von Ostwald. Als Sophie Lena aus dem Land bringen will, tarnt sie die Reise als Besuch bei ihren Eltern – ein fataler Fehler, der sie in große Gefahr bringt …

Paula hat Berlin schon 1933 verlassen und arbeitet seitdem in New York für eine jüdische Organisation, die politisch Verfolgte und Juden nach Amerika holt. Eines Tages findet sie Marlenes und Max` Namen auf den Listen von Inhaftierten und setzte sie auf die Liste derer, die die nächsten Visa erhalten sollen. Aber Marlene lehnt ab …

Micaela A. Gabriel schreibt sehr lebendig und mitreißend und gewährt einen umfassenden Einblick in die von der Verfolgung Andersdenkender bzw. -glaubender und vom Krieg geprägten Zeit. Die Politik ist hier zu Gunsten der Liebe etwas in den Hintergrund gerückt, was mir persönlich gut gefallen hat. Ich fand die Schicksale der drei Frauen und ihrer Partner extrem bewegend.

Bewertung vom 20.03.2023
The Veg Box
Flynn, David;Flynn, Stephen

The Veg Box


sehr gut

100 Rezepte aus 10 Gemüsesorten

Bei uns gibt es zwar oft veganes Essen und ich folge auf Instagram auch einigen Food-Bloggern, Stephen & David Flynn alias „The happy Pear“ kannte ich bisher aber noch nicht. In ihrem Kochbuch „The Veg Box“ stellen sie 100 vegane Rezepte aus 10 Gemüsesorten vor, ergänzt durch Saucen und Dips.

Da Buch ist sehr hochwertig ausgestattet und ich mag auch das gezeichnete Cover, weil es nicht überladen ist und man sofort erkennt, dass es um Gemüse geht.
Vor dem eigentlichen Rezeptteil gibt es eine umfangreiche Einleitung, in der sie u.a. ihre Philosophie und Beweggründe vorstellen, Tipps zum Gemüseanbau und gegen Lebensmittelverschwendung geben.
Die Rezepte sind in die 10 Gemüse (Aubergine, Blumenkohl, Brokkoli, Karotte, Kartoffel, Kohl, Lauch, Pilze, Rote Beete, Zucchini) getrennt, die wiederum auf je 2 Doppelseiten ausführlich vorgestellt werden.

Die ausprobierten Rezepte haben (fast) alle gut funktioniert und geschmeckt, sind sich allerding zum Teil in ihrer Hauptkomponente und der Zubereitung recht ähnlich (wie z.B. der Karottenhumus mit einfachen Falafeltalern und der Karotten-Sesam-Burger). Außerdem wird mir zu viel mit Hülsenfrüchten und Tomaten aus der Dose gearbeitet, letztere gibt es ja nun wirklich das ganze Jahr frisch. Überhaupt habe ich mich gewundert, dass es die Tomate nicht ins Buch geschafft hat.

Die Gerichte bestehen aus maximal 10 Zutaten. Die Zubereitungszeit und Personen-anzahl hat bei den getesteten Rezepten gut funktioniert. Leider gibt es nicht zu jedem Essen ein Foto und dann gibt es Gerichte, wo auf dem Foto eine Zutat drauf ist, die dann im Rezept fehlt (z.B. die Granatapfelkerne der mexikanischen Karotten-Tajine oder die Avocado und der Rotkohl (?) bei den Zucchinipuffern).

Mein Fazit: Schönes veganes Kochbuch, auch für Anfänger geeignet, aber ich hätte mit mehr Abwechslung und frisches Gemüse statt Konserven erwartet.

Bewertung vom 18.03.2023
Die Entdeckerin des Lebens / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.17
Hucke, Petra

Die Entdeckerin des Lebens / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.17


sehr gut

Als Frau in einer Männerwelt

„Im Kindesalter hatte Rosalind nie das Gefühl gehabt, sich als Mädchen besonders behaupten oder zurückhalten zu müssen. … Vermutlich hatte sie in Cambridge das erste Mal über ihre Rolle als Frau in der Arbeitswelt nachgedacht.“ (S. 68) Rosalind Franklin ist erst 31, hat sich aber schon einen Namen als Biochemikerin und Spezialistin für Kristallfotografie gemacht, als sie 1951 von Paris nach London zurückkehrt und ans King´s College wechselt. Entgegen vorheriger Absprachen soll sie den Aufbau der DNA mit Ultraviolett- und Rotlicht erforschen. Aber das ist nicht ihr einziges Problem. In Paris war das Leben und Arbeiten frei und gleichberechtigt, in ihrer neuen Fakultät ist die Luft testosteron-geschwängert. Ihr Laborkollege ignoriert sie und die anderen Männer behandeln sie wie eine Putzfrau oder Assistentin, oder, noch schlimmer, beschimpfen sie als Jüdin. Und der Fakultätschef mischt sich nur dann in die internen Streitigkeiten ein, wenn diese die Arbeit behindern. Dabei droht die größte Gefahr von außen. Das King´s ist nämlich nicht die einzige Einrichtung, die sich mit der Erforschung der DNA befasst. Der Wettlauf gegen die Zeit und Konkurrenten hat längst begonnen und es wird mit harten Bandagen und unlauteren Mitteln gekämpft ...

Petra Hucke hat es geschafft, mich von Beginn an in Rosalinds Kosmos zu ziehen, in der Bildung für Mädchen kein Privileg war, sondern von ihrer gutsituierten Familie, der ein Bankhaus gehört, auch erwartet wurde. Als eine Cousine von ihr nicht studieren, sondern jung heiraten will, läuft die Verwandtschaft Sturm.

Rosalind ist eine mutige, intelligente, selbstbewusste und streitbare Frau, aber Männern gegenüber etwas unbeholfen, wenn es um Partnerschaften und das Zwischenmenschliche geht. Sie ist sich nie sicher, ob jemand mit ihr flirtet und hat auch kein Interesse an einer Beziehung oder gar Familie. „Rosalind wollte selbst keine Kinder, denn mit einer Karriere war das nicht zu vereinbaren.“ (S. 117) Zudem ist sie durch ihre Herkunft und Erziehung snobistisch und nicht frei von Standesdünkeln, regt sich z.B. niedere Akzente und Dialekte auf oder kann sich nicht vorstellen, dass jemand kein Geld für eine neue Brille hat, wenn die alte kaputt ist.
Ihr Chef sammelt gute Wissenschaftler wie andere Briefmarken, setzt die Leute dann aber nicht in ihren Spezialgebieten ein. Auch die Ablehnung durch ihre männlichen Kollegen macht ihr zu schaffen. Einzig ihr Assistent Oliver, der ihr aus Paris gefolgt ist, steht (meist) zu ihr.
Ich konnte verstehen, dass sich Rosalind da sehr unwohl gefühlt hat und war wütend wegen der extrem frauenfeindlichen Sprüche und dem, was ihr zum Teil angetan wurde. Mir wurde wieder einmal bewusst, wie gut wir Frauen es heutzutage haben.

Natürlich geht Petra Hucke auch auf die Untersuchungsmethoden, Verfahren und chemischen Vorgänge ein, die Rosalind und ihre Kollegen bei der Entschlüsselung der DNA nutzen, erklärt diese aber allgemeinverständlich und vermittelt so einen guten Einblick in die wissenschaftliche Arbeit und Forschung der damaligen Zeit.

Mein Fazit: Eine interessante Biographie über eine spannende Frau und die Entschlüsselung der DNA.