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Benutzername: 
dorli
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Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 08.05.2019
Aufbruch in ein neues Leben / Das Weingut Bd.2
Lacrosse, Marie

Aufbruch in ein neues Leben / Das Weingut Bd.2


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Das Weingut - Aufbruch in ein neues Leben“ entführt Marie Lacrosse den Leser in die 1870er Jahre in die Pfalz und ins Elsass und zeichnet ein eindrucksvolles Bild der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Zahlreiche historische Fakten und Gegebenheiten wurden mit einer spannenden fiktiven Handlung verwoben und ermöglichen dem Leser einen umfassenden und facettenreichen Blick auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen zur damaligen Zeit.

„Aufbruch in ein neues Leben“ ist der zweite Band der mitreißenden Familiensaga rund um die Weinhändler-Familie Gerban und knüpft direkt an die Geschehnisse des ersten Teils an. Ich halte es für ratsam, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da das Wissen über die vorherigen Ereignisse den Lesegenuss dieser spannenden Fortsetzung noch erhöht.

Marie Lacrosse hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Schon nach wenigen Seiten war ich wieder mit den Akteuren vertraut und habe gespannt das Geschehen verfolgt. Die Geschichte beginnt im Februar 1871 und wird in mehreren Handlungssträngen erzählt.

Der Krieg ist zu Ende und Franz Gerban versucht, seinen Platz im Leben zu finden. Gar nicht so leicht für den beinamputierten knapp 21-Jährigen, denn sein Vater Wilhelm versucht ihn mit hinterhältigen Machenschaften zu gängeln. Franz Mutter Pauline – sie wurde auf Wilhelms Veranlassung wegen ihrer Laudanum-Sucht in die Irrenanstalt Klingenmünster eingewiesen – verweigert mittlerweile jeglichen Kontakt zu ihm. Außerdem ist seine große Liebe Irene spurlos verschwunden.

Pauline erholt sich zunächst und versucht einen Ausweg aus ihrer Verwahrung zu finden, wird aber mit Medikamenten ruhiggestellt. Erst als in der Anstalt eine Pocken-Epidemie ausbricht, wendet sich das Blatt für sie.

Irene ist mittlerweile Mutter eines Sohnes und versucht, den Lebensunterhalt für sich und den kleinen Fränzel als Textilarbeiterin in einer Tuchfabrik zu verdienen. Sie arbeitet bis zur völligen Erschöpfung und hat dennoch kaum genug zum Leben. Als sie den Arbeiterführer Josef kennenlernt, hofft sie auf eine bessere Zukunft.

Marie Lacrosse wartet mit einer Fülle spannender Themen auf, die die Menschen damals bewegt und beschäftigt haben. Neben der Produktion von Wein geht es um die katastrophalen Arbeitsbedingungen in den Fabriken und die ersten Versuche der Arbeiter, die Zustände zu verbessern. Es geht um Kinderarbeit, Unfallschutz und gerechtere Löhne. Außerdem werden die unwürdigen Verhältnisse in der Psychiatrie sowie damals anerkannte Heilmethoden beleuchtet. Und auch die Probleme bezüglich der politischen Zugehörigkeit Elsass-Lothringens nach dem Deutsch-Französischen-Krieg spart die Autorin nicht aus.

„Das Weingut - Aufbruch in ein neues Leben“ hat mir sehr gut gefallen – eine spannende, mit vielen historischen Fakten verwobene Familiengeschichte, die anschaulich und lebendig erzählt wird.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.05.2019
Die Tote vom Titlis
Mansour, Monika

Die Tote vom Titlis


ausgezeichnet

In ihrem Kriminalroman „Die Tote vom Titlis“ nimmt Monika Mansour den Leser mit in die faszinierende Gletscherwelt der Schweizer Alpen. Es geht hoch hinauf auf die Bergstation des Titlis. Eigentlich ein atemberaubendes Erlebnis - doch weder die zwanzig Gäste einer in der Gletschergrotte stattfindenden Hochzeit noch der Luzerner Ermittler Cem Cengiz und die Staatsanwältin Eva Roos, die ihr Flitter-Wochenende in Engelberg mit einem Besuch auf dem Gipfel des Titlis abrunden wollen, können das Alpenidyll mit den schneebedeckten Bergen genießen, denn ein Schuss setzt der Beschaulichkeit ein jähes Ende. Die Braut wurde während der Zeremonie in der Grotte ermordet! Damit nicht genug, ein gewaltiger Schneesturm macht die Anwesenden - unter ihnen natürlich auch der Mörder - zu Gefangenen auf dem Berggipfel. Ein von der Autorin großartig ausgeklügeltes Verwirrspiel beginnt, das die Ermittler in höchstem Maße fordert und den Leser zum Miträtseln einlädt.

Monika Mansour hat einen sehr fesselnden Schreibstil. Schon nach wenigen Seiten entwickelt die Handlung einen Sog, dem man sich als Leser nicht entziehen kann. Es ist spannend und sehr unterhaltsam, das Miteinander und Gegeneinander der illustren Hochzeitsgäste in dieser für sie extremen Situation zu beobachten. Nicht nur, dass jeder Einzelne seine Eigenheiten und Macken hat, auch die Beziehungen und Verwicklungen zwischen den Familienangehörigen, Trauzeugen sowie Freunden und Bekannten des Brautpaares sind mehr als explosiv und geben dem Verwirrspiel rund um den Mord immer wieder neuen Zündstoff. Der Täter nutzt dies raffiniert aus und scheint Cem und Eva bis zur überraschenden Auflösung immer einen Schritt voraus zu sein.

„Die Tote vom Titlis“ hat mir sehr gut gefallen – ein Krimi, der mit seinen zahlreichen Überraschungen und Wendungen zu keiner Zeit Langeweile aufkommen lässt. Ein absolut spannendes Leseerlebnis.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.05.2019
Im Namen des Sohnes / Jana Berzelius Bd.4
Schepp, Emelie

Im Namen des Sohnes / Jana Berzelius Bd.4


sehr gut

Sam Witell steht im Supermarkt an der Kasse, als er einen Anruf von seinem 6-jährigen Sohn Jonathan bekommt. Der Junge ist völlig verängstigt und erzählt seinem Vater, dass ein Fremder in ihr Haus eingedrungen ist und die Mutter niedergeschlagen hat. Sam beschwört seinen Sohn, sich schnell zu verstecken, doch als der Familienvater zu Hause ankommt, ist seine Frau tot und Jonathan spurlos verschwunden…

„Im Namen des Sohnes“ ist bereits der vierte Fall für die Staatsanwältin Jana Berzelius und ihr Team - für mich war dieser Einsatz im schwedischen Norrköping der erste, den ich mit der unnahbaren Ermittlerin erleben durfte. Auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir wichtige Informationen für das Verständnis dieses Thrillers gefehlt haben.

Emelie Schepp hat einen sehr fesselnden Schreibstil. Der Thriller wird spannend erzählt und besticht vor allen Dingen durch eine temporeiche Handlung. Mehrere Handlungsstränge, eine Vielzahl an Personen und häufige Perspektivwechsel sorgen für ein abwechslungsreiches Geschehen. Der Fall selbst ist knifflig. Immer neue Fakten und Ereignisse rund um Jonathans Entführung haben mich mit den Ermittlern mitfiebern lassen und mir zudem viel Platz zum Miträtseln über Hintergründe, mögliche Motive und die Identität des Täters gegeben.

Eine Extra-Portion Spannung bekommt der Thriller durch die zwei Gesichter der Jana Berzelius. Die erfolgreiche Staatsanwältin hat eine dunkle Vergangenheit, die einen großen Teil ihrer Persönlichkeit ausmacht, die sie aber unbedingt vor ihrem Umfeld verbergen will – koste es, was es wolle.

„Im Namen des Sohnes“ hat mir sehr gut gefallen – ein rasanter Thriller, der mir ein paar spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 01.05.2019
Die Perlenfischerin
Weiß, Sabine

Die Perlenfischerin


ausgezeichnet

In ihrem Roman „Die Perlenfischerin“ nimmt Sabine Weiß den Leser mit auf eine Reise ins mittelalterliche Norddeutschland und wartet mit einer lebendig erzählten Mischung aus Historie, Familiengeschichte, Spannung und Romantik auf. Die Autorin hat die historischen Ereignisse rund um die Wende zum 13. Jahrhundert mit einer facettenreichen fiktiven Geschichte verknüpft und damit ein sehr authentisches Bild der damaligen Zeit gezeichnet.

Sabine Weiß hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Schon nach wenigen Seiten war ich mit den Figuren vertraut und habe gespannt das Geschehen verfolgt. Die Autorin erzählt sehr anschaulich, so dass ich mir nicht nur die Handlungsorte und die vorherrschenden Gegebenheiten bestens vorstellen konnte, ich habe auch Seite um Seite mit den Akteuren gelebt und gelitten.

Die Handlung beginnt Ende Oktober 1189 – Heinrich der Löwe hat mit seinen Truppen nach kurzer Belagerungszeit die Handelsstadt Bardowick zerstört und damit auch das Schicksal der Familie Ostmann neu bestimmt. Die Familie wird in den Wirren des Überfalls getrennt – während es Baumeister Gerold mit seiner Frau Magda und dem 8-jährigen Sohn Bendix nach Lübeck verschlägt, wird die schwer verletzte 6-jährige Ida von der Einsiedlerin Neslin am Ufer der Ilmenau gefunden. Ida, die jegliche Erinnerung an ihr bisheriges Leben verloren hat, wächst in Neslins Hütte im Wald nahe dem Fluss auf und entwickelt sich zu einer hervorragenden Perlenfischerin. Als Ida viele Jahre später Hinweise über ihre Abstammung erhält, macht sie sich auf die Suche nach ihrer Familie…

Die Ostmanns durchleben über vierzig Jahre hinweg viele Höhen und Tiefen und müssen nicht nur ihren Alltag meistern, sondern werden im Verlauf der Handlung auch mit den Dingen konfrontiert, die die Menschen damals beschäftigt und bewegt haben. Sowohl die politische Lage, das Machtgerangel und die zahlreichen Fehden der Herrschenden, die Christianisierung der Slawen, die Entwicklung von Adel und Ritterschaft, die Stadtgeschichte Lübecks und der Salzhandel in Lüneburg wie auch die Gefahren, mit denen die Kaufleute und Seefahrer zu kämpfen hatten, sind Thema in diesem Roman. Nicht zu vergessen natürlich die Geschichte und Geschichten rund um die Flussperlen.

„Die Perlenfischerin“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert. Es hat Spaß gemacht, die Familie Ostmann und ihre Weggefährten durch eine für sie sehr aufregende Zeit zu begleiten und ihr Miteinander und Gegeneinander zu beobachten.

Bewertung vom 30.04.2019
Versuchung à la Provence
Heineke, Andreas

Versuchung à la Provence


sehr gut

Luberon/Provence im Frühjahr. Ein halbes Jahr ist es jetzt her, dass Pascal Chevrier Paris den Rücken gekehrt und seine Tätigkeit als Dorfgendarm in dem kleinen Ort Lucasson aufgenommen hat. Er genießt den ruhigen Arbeitsalltag nach dem jahrelange Trubel in der Großstadt – nicht ahnend, dass sein zweiter großer Mordfall bereits die Finger nach ihm ausstreckt! Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn abgetrennte menschliche Finger in Fleischlieferungen versetzen die Sterneköche der Region in Angst und Schrecken. Da die Finger nachweislich von einem Toten stammen, wird Pascal mit der Suche nach der Leiche beauftragt und befindet sich plötzlich mittendrin in den Auseinandersetzungen zwischen radikalen Tierschützern und einer alten Gourmet-Bruderschaft, die mit ihren barbarisch zubereiteten Menüs für reichlich Zündstoff sorgt.

Neben den Ermittlungen spielen auch die privaten Angelegenheiten des sympathischen Gendarmen eine große Rolle. Der Leser kann an all den Dingen teilhaben, die dem passionierten Hobbykoch abgesehen von seinem Polizeialltag wichtig sind – seine Leidenschaft für Wein und gutes Essen, seine Familie, seine Begeisterung für die Landschaft um ihn herum oder auch die Renovierung seines Hauses. Außerdem geht es in diesem Krimi um uralte Kochbücher und Delikatessen aus der Zeit des Mittelalters, die nach den ursprünglichen Rezepten zubereitet werden.

Ganz besonders punkten kann Andreas Heineke mit einer großen Portion Lokalkolorit. Dank der ausführlichen Beschreibungen konnte ich mir die Schauplätze inmitten der beeindruckenden Natur des Luberon sehr gut vorstellen. Die Besonderheiten des beschaulichen Landstriches werden hervorgehoben und sowohl die lokalen Begebenheiten als auch die Eigenarten der Einheimischen fließen in die Handlung ein.

Andreas Heineke erzählt sehr anschaulich - das hat mich begeistert, wenn es um die Beschreibungen der Landschaft ging und hat mich ein ums andere Mal schaudern lassen, wenn die traditionellen Zubereitungsmethoden der „Feuerköche“ geschildert wurden, denn die Gourmet-Bruderschaft bewegt sich mit ihren Kreationen am Rande der Legalität und überschreitet skrupellos die Grenzen der Ethik.

„Versuchung à la Provence“ hat mir sehr gut gefallen – ein Krimi, der mit ganz viel provenzalischem Flair daherkommt und mir interessante Einblicke in die Historie der Kochkunst ermöglicht hat.

Bewertung vom 29.04.2019
Zum Teufel mit den fiesen Friesen / Ostfriesen-Krimi Bd.6
Franke, Christiane;Kuhnert, Cornelia

Zum Teufel mit den fiesen Friesen / Ostfriesen-Krimi Bd.6


ausgezeichnet

Christiane Franke und Cornelia Kuhnert erzählen auch ihren sechsten Krimi mit dem Neuharlingersieler Ermittlertrio wieder mit viel Pep und Schwung. Es geht in diesem Buch gewohnt frisch, locker und lebhaft zu – den Leser erwarten neben einer guten Portion Spannung vor allen Dingen Wortwitz und jede Menge Situationskomik.

Auch wenn der Humor und die spannende Verbrecherjagd im Vordergrund stehen, darf eine kräftige Dosis Lokalkolorit natürlich nicht fehlen. Neben einem Ausflug in die Historie des Landstrichs – es geht um die ostfriesischen Häuptlinge – wurde auch der Alltag der Dorfgemeinschaft mit allem, was die Küstenbewohner interessiert und bewegt, in die Handlung integriert. Themen aus Kultur und lokaler Politik werden genauso beleuchtet wie regionale Projekte. Auch auf einige Spezialitäten und Leckereien aus der ostfriesischen Küche nebst Rezepten im Anhang kann sich der Leser wieder freuen.

„Zum Teufel mit den fiesen Friesen“ hat mich durchweg begeistert – ein großartiges Lesevergnügen.

Bewertung vom 29.04.2019
Nur wer die Hölle kennt / Nola van Heerden & Renke Nordmann Bd.4
Wendelken, Barbara

Nur wer die Hölle kennt / Nola van Heerden & Renke Nordmann Bd.4


ausgezeichnet

Martinsfehn/Ostfriesland. Zwanzig Jahre ist es her, dass die ehemalige Springreiterin Verena Matzke, ihr kleiner Sohn Michel sowie Daniela Finke, die auf dem Pferdehof der Matzkes eine Ausbildung absolvierte, bei einer schrecklichen Brandkatastrophe ums Leben gekommen sind. Obwohl damals schnell feststand, dass es sich um Brandstiftung gehandelt hat, wurde der Täter nie dingfest gemacht. Noch heute gehen allerdings viele Dorfbewohner davon aus, dass Verenas damals 15-jährige Tochter Melody das verheerende Feuer gelegt hat. Daher ist es kaum verwunderlich, dass Melody nicht mit offenen Armen empfangen wird, als sie jetzt in ihr Heimatdorf zurückkehrt. Nur ihre frühere Freundin Simone Jakobi freut sich über das Wiedersehen. Simone will ein Buch über die Feuernacht schreiben und verkündet auf ihrer Geburtstagsfeier - zu der sie auch Melody eingeladen hat - lautstark, dass sie den wahren Brandstifter kennt. Kurz darauf brennt wieder ein Haus in Martinsfehn. In den Trümmern wird eine völlig verkohlte Leiche gefunden: Simone.

„Nur wer die Hölle kennt“ ist bereits der vierte Fall für Nola van Heerden und ihren Kollegen Renke Nordmann - dieser Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände bestens verständlich.

Barbara Wendelken hat einen sehr fesselnden Schreibstil. Der Krimi wird spannend erzählt und entwickelt schon nach wenigen Seiten einen Sog, dem man sich als Leser nicht entziehen kann.

Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen. Das gegenwärtige Geschehen mit den Ermittlungen von Nola und Renke im Fall Simone Jakobi wird immer wieder von den Ereignissen im Jahr 1997 unterbrochen. In den Rückblenden erfährt der Leser nach und nach, was in der Zeit rund um den furchtbaren Brand geschehen ist und kann sich ein Bild von den damals beteiligten Personen machen, von denen ein großer Teil auch in dem aktuellen Fall eine wichtige Rolle spielt. Häufige Perspektivwechsel machen es möglich, dass man die damaligen und heutigen Vorgänge aus unterschiedlichen Blickwinkeln beobachten und dabei sehr intensiv an den Gedanken und Gefühlen aller Akteure teilhaben kann.

Falsche Fährten, viele Verdächtige sowie immer neue Hinweise, Indizien und Ereignisse halten das Geschehen lebendig und haben mir viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über Motiv und Identität des Täters gegeben.

„Nur wer die Hölle kennt“ hat mich durchweg begeistert – ein abwechslungsreicher, gut durchdachter Krimi, der mir mit seiner fesselnden Handlung ein paar äußerst spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 11.04.2019
Der Gesang der Bienen
Dorweiler, Ralf H.

Der Gesang der Bienen


ausgezeichnet

Münstertal im Schwarzwald, 1152. Das beschauliche Leben des Zeidlers Seyfried gerät völlig aus den Fugen, als seine heilkundige Frau Elsbeth für den Tod von Fronika - der Tochter Gottfrieds von Staufen, des ministerialen Marschalls der Zähringer - verantwortlich gemacht und zum Tode verurteilt wird. Vom zuständigen Gericht bekommt Seyfried eine Frist von zwei Wochen und damit die Gelegenheit, die Fürsprache der Äbtissin Hildegard von Bermersheim einzuholen und das Leben seiner Frau zu retten. Seyfried macht sich unverzüglich auf den Weg nach Bingen…

In seinem historischen Roman „Der Gesang der Bienen“ nimmt Ralf H. Dorweiler den Leser mit auf eine Reise mitten hinein in das 12. Jahrhundert und wartet mit einer tollen Mischung aus Historie, Abenteuer und Spannung auf.

Ralf H. Dorweiler erzählt mit viel Pep und Schwung. Obwohl die Akteure einiges an
Leid ertragen müssen, wirkt die Geschichte farbenfroh und lebendig. Dank der detailreichen Beschreibungen und Schilderungen kann man sich alles bestens vorstellen und wird von der vorherrschenden Atmosphäre schnell eingefangen.

Der Autor hat wenig Mitleid mit seinen Protagonisten. Seyfried bekommt auf der selbst unter günstigen Bedingungen kaum zu schaffenden Strecke nach Bingen allerhand Steine in den Weg gelegt. Und als er endlich angekommen ist, wird seine Geduld auf eine harte Probe gestellt, denn die Äbtissin Hildegard konfrontiert den Zeidler mit allerlei Aufgaben und Bedingungen, bevor sie über sein Anliegen entscheiden will.
Elsbeths Ausharren im Kerker ist natürlich alles andere als ein Zuckerschlecken und auch Seyfrieds 14-jährige Tochter Anna, die gemeinsam mit ihrem Bruder Jasper auf der Staufener Burg abwarten muss, bis Seyfried zurück ist, hat mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen.

Ralf H. Dorweiler erzählt nicht nur die spannende Geschichte rund um Seyfried und seine Familie, er macht den Leser auch mit einem alten Handwerksberuf bekannt: dem des Zeidlers. Ein Zeidler war mit dem Sammeln von Honig und Wachs von wilden Bienen beschäftigt. Die vielfältigen Aufgaben, die Arbeitsweise und die Schwierigkeiten, die bei der Ausübung dieses Berufes auftraten, werden interessant beschrieben und verständlich erläutert.

„Der Gesang der Bienen“ hat mir sehr gut gefallen. Es hat Spaß gemacht, die Akteure durch die für sie sehr aufregende Zeit zu begleiten und ihr Miteinander und Gegeneinander zu beobachten.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.04.2019
Die Erleuchtung der Welt
Wild, Johanna von

Die Erleuchtung der Welt


ausgezeichnet

Neckargemünd, 1425. Die 10-jährige Helena steht am Straßenrand inmitten einer der kurfürstlichen Familie zujubelnden Menschenmenge und bekommt ein unerwartetes Geschenk: Prinzessin Mechthild - erstgeborene Tochter von Kurfürst Ludwig und seiner Gattin Matilde – wirft ihr eine kleine Puppe zu. Welche Bedeutung das kleine Präsent für ihren weiteren Lebensweg haben wird, ahnt Helena zu diesem Zeitpunkt nicht…

Zwei Jahre nach dieser ersten Begegnung mit Mechthild nimmt Helenas Leben eine furchtbare Wendung – ihr Vater, ein Tagelöhner, kann seine Spielschulden nicht begleichen und verkauft Helena an den brutalen Winzer Cuntz Wengerter. Als Magd soll sie die Schulden abarbeiten. Wochenlang ist Helena den Grausamkeiten des Winzers ausgeliefert, bis ihr schließlich die Flucht gelingt und sie Schutz in einem Kloster findet…

Johanna von Wild ist mit „Die Erleuchtung der Welt“ ein ausgezeichnetes Porträt über eine außergewöhnliche Frau des 15. Jahrhundert gelungen: Mechthild von der Pfalz.

Mechthild von der Pfalz war eine gebildete und selbstbewusste Frau, der es wichtig war, freies Denken zu fördern. Eine Büchersammlerin, die sich als Gönnerin von Wissenschaft und Kunst hervorgetan und ihren Sohn Graf Eberhard V. von Württemberg (Eberhard im Bart) bei der Gründung der Universität Tübingen unterstützt hat.

Johanna von Wild hat das Schicksal ihrer Protagonistin Helena eng mit dem Leben und Wirken Mechthilds verwoben. Helena wird im Verlauf des Romans zu Mechthilds Vertrauter und bleibt - bis auf eine mehrjährige Auszeit, die sie nach einem heftigen Streit in Rom verbringt - stets an deren Seite. Doch auch die Nähe zu dem Adelshaus kann nicht verhindern, dass Helena immer wieder von ihrer Vergangenheit eingeholt wird und mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen hat.

Die Autorin hat einen angenehm flott zu lesenden Schreibstil und erzählt nicht nur sehr anschaulich von den Höhen und Tiefen in Helenas und Mechthilds Leben, sondern hat auch viele Begebenheiten aus der regionalen Historie - wie zum Beispiel die Teilung Württembergs durch den Nürtinger Vertrag - in ihre Geschichte eingeflochten und damit ein facettenreiches und glaubwürdiges Bild von Zeit und Ort gezeichnet.

„Die Erleuchtung der Welt“ hat mir sehr gut gefallen – eine spannend erzählte Geschichte, die mir nicht nur unterhaltsame Lesestunden beschert, sondern mich auch realitätsnah an einem Stückchen deutscher Geschichte teilhaben lassen hat.

Bewertung vom 09.04.2019
Die Blutchronik
Le Hingrat, Liliana

Die Blutchronik


ausgezeichnet

Edirne, Osmanisches Reich im Mai 1448. Vlad Draculea – seit mehreren Jahren gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Radu in osmanischer Geiselhaft – wird von Sultan Murad entlassen und zum Fürsten der Walachei ernannt. Der 18-jährige Vlad fiebert der Rückeroberung des walachischen Throns entgegen, endlich kann er den Tod seines Vaters rächen. Und damit beginnt sich das Karussell aus grausamen und blutigen Machtkämpfen zu drehen…

In ihrem historischen Roman „Die Blutchronik“ entführt Liliana Le Hingrat den Leser in das 15. Jahrhundert nach Südosteuropa und erzählt die Geschichte des walachischen Fürsten Vlad III. Draculea.

„Die Blutchronik“ ist die Fortsetzung von Liliana Le Hingrats Debütroman „Das dunkle Herz der Welt“ – obwohl die Kenntnis des ersten Bandes nicht unbedingt vonnöten ist, halte ich es für ratsam, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da das Wissen über die vorherigen Ereignisse den weiteren Lebensweg Vlads verständlicher und nachvollziehbarer macht.

Liliana Le Hingrat erzählt in diesem Roman nicht nur die Lebensgeschichte des Vlad Draculeas, sondern nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die südosteuropäische Historie. Die Autorin hat dafür die historischen Ereignisse in der Region zwischen Mai 1448 und Dezember 1476 mit einer spannenden fiktiven Geschichte verknüpft und so ein vielschichtiges und glaubwürdiges Bild von Ort und Zeit gezeichnet.

Schnell ist man mittendrin im Geschehen und wird mit einer Welt aus Machtgier, Intrigen, Verrat und Mord konfrontiert. Man merkt dem Roman auf jeder Seite an, dass Liliana Le Hingrat sehr intensiv recherchiert hat. Viele Fakten, die - wie die Autorin in ihrem Nachwort erläutert - durch eigene Interpretationen ergänzt wurden, lassen die politische Situation und das Gerangel um den Thron der Walachei, mit all der Brutalität und Grausamkeit, wie sie in der damaligen Zeit üblich war, vor den Augen des Lesers lebendig werden. Neben den ganzen kriegerischen Handlungen beleuchtet Liliana Le Hingrat aber auch das persönliche Umfeld Vlad Draculeas und zeigt den Fürsten als Ehemann und Vater.

„Die Blutchronik“ hat mir sehr gut gefallen – auch wenn das Ringen um die Macht und die ganzen Kriegswirren nicht immer leicht zu durchschauen waren, war es sehr interessant, das vielfältige Miteinander und Gegeneinander der Akteure zu beobachten und damit einen Einblick in die Geschichte Südosteuropas zu bekommen.