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Volker M.

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Insgesamt 374 Bewertungen
Bewertung vom 25.03.2023
The Fantastic Gustave Doré
Paré, Alix;Sueur-Hermel, Valérie

The Fantastic Gustave Doré


ausgezeichnet

Gustave Doré schuf in seinem kurzen Leben ein ungeheuer großes und vielfältiges Werk, das nicht nur handwerklich durch seine Perfektion beeindruckt, sondern auch in der Kunstgeschichte Spuren hinterlassen hat. Als Illustrator und Grafiker gelang es kaum einem, mit Licht und Schatten so virtuos zu spielen und seine surrealen Erfindungen und figurenreichen Historienszenen haben bedeutende Nachfolger gefunden. Er war in seiner Zeit absolut stilprägend.

Seine neben „Don Quijote“ wichtigste Publikation war die Illustration der Bibel, für die er 230 Stiche fertigte. Die Zahl der Auflagen in fast allen gedruckten Sprachen ist unfassbar groß und wenn man an „die“ illustrierte Bibel denkt, dann ist es auch heute noch die Doré-Bibel.
„The Fantastic Gustave Doré“ ist selber auch ein bisschen eine Bibel geworden: auf starkem, getönten Papier gedruckt, fast sechs Zentimeter dick, mit reliefgeprägtem Buchdeckel und illustriertem Farbschnitt wurde buchtechnisch (bis auf Lesebändchen und Schuber) so ziemlich alles aufgefahren, was industriell möglich ist. Die Abbildungen sind hervorragend reprografiert, meist in Originalgröße, teilweise aber auch in Ausschnittsvergrößerungen, wodurch die handwerkliche Qualität noch einmal betont wird. Auf eine kurze bibliografische Einleitung zum jeweiligen Werkkomplex folgen Illustrationen, die den Inhalt beispielhaft wiedergeben, kurze Legenden oder auch Originalzitate geben dem Leser Orientierung. Insgesamt sind etwa 500 Stiche und noch einmal 22 Ölgemälde wiedergegeben, wobei sehr deutlich wird, woran sich Doré stilistisch orientierte: Seine durchkomponierten Figurenstaffagen, die Dynamik und Dramatik, mit der Landschaften und Menschenmassen in Szene setzt, erinnern an die großen Meister des 16. und 17. Jahrhunderts: Dürer, Altdorfer, Rubens, aber auch Goya lassen grüßen. Immer wird daraus aber etwas ganz Eigenes: ein typischer Doré.

„The Fantastic Gustave Doré“ ist keine akademische Biografie oder verkopfte Werkschau, es ist ein Buch zum Staunen, zum Blättern und darin versinken. Die Texte sind kurz und prägnant verfasst und geben nur die nötigste Hintergrundinformation, nichts lenkt vom eigentlichen Bild ab. Die Auswahl zeigt einen relevanten Teil seines Gesamtwerks, so dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Wer Doré noch nicht kennt, wird ganz sicher zum Fan, wer ihn kennt und bewundert, wird sich bestätigt finden.

(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

Bewertung vom 24.03.2023
Einfach genial entscheiden im Falle einer Finanzkrise
Walz, Hartmut

Einfach genial entscheiden im Falle einer Finanzkrise


ausgezeichnet

Der Zusammenbruch der US-amerikanischen Silicon Valley Bank sorgt weltweit für Unruhe, in der Finanzbranche geht die Angst vor einem Dominoeffekt um. Als dann auch noch die Credit Suisse ins Wanken gerät und mit Unterstützung der Schweizer Notenbank von der UBS übernommen wird, sind die Crash-Propheten wieder da und die Medien voll mit alarmierenden Fragen, ob unser Geld noch sicher ist.
Pünktlich zu diesem Termin erscheint – natürlich rein zufällig – die zweite Auflage von „Einfach genial entscheiden im Falle einer Finanzkrise“ von Hartmut Walz. Auch er beunruhigt zwar seine Leser mit Fakten und Details über versteckte Staatsfinanzierung durch die nationale Notenbanken oder die in vielen Anlage- und Vorsorgeprodukten schlummernden Risiken, aber Walz zeigt immer auch Handlungsoptionen, um im Fall der Fälle gut gerüstet zu sein.

Gegenüber der ersten Auflage, die noch als Taschenbuch erschien, fokussiert sich Walz in der zweiten Auflage auf neuere Entwicklungen wie z. B. dem mühsamen Ausstieg aus der Null- und Negativzinspolitik oder dem Wunsch nach nachhaltigen („grünen“) Investments. Zudem hat er sein Datenmaterial aktualisiert. Ältere Erläuterungen und Analysen sind nicht mehr enthalten, sollen aber noch auf der Webseite des Autors kostenlos als PDF zur Verfügung gestellt werden. Da sich die Überarbeitungen in Grenzen halten, müssen Besitzer der Vorauflage selbst entscheiden, ob sich der Neukauf für sie lohnt.

Im Durchschnitt verfügen deutsche Bürger ganz eindeutig über zu viel inflations- und damit ausfallgefährdetes Geldvermögen im Verhältnis zu Sachvermögen, das von diesen Risiken weniger betroffen ist. Oft dominieren gerade bei weniger vermögenden Menschen, die über kein Immobilienvermögen verfügen, die Geldvermögensanteile in den Reserven über 90 %. Vor dem Hintergrund eines möglichen Euro-Crashs ist dies besonders kritisch zu sehen. Was also tun?

Walz empfiehlt die Erstellung einer Privatbilanz, die als Vorlage auch auf seiner Webseite zur Verfügung steht. Was sich kompliziert anhört, ist in der Praxis einfach umzusetzen, da zu den einzelnen Posten wie "Spareinlagen", "Immobilien" und "Aktiendepot" nur grobes Zahlenmaterial notwendig ist, um eine Übersicht über die vorhandenen Vermögensanteile und ihre Aufteilung in Geld- und Sachvermögen zu erstellen. Selbst für eine überschlägige Berechnung der Altersrente in der Zukunft (Barwert), hat Walz eine einfache Abschätzung parat.

Er erklärt mit einem 12-Punkte-Plan, wie man seine Privatbilanz robuster macht (ausgewogenes Verhältnis Geld- und Sachvermögen, Einlagensicherung kritisch bewerten, Staatsanleihen in Fremdwährungen, Immobilie, Gold, möglichst wenig Schulden etc.) und sich dadurch auf einen möglichen Crash vorbereiten kann, bei geringen Kosten und überschaubarem Aufwand. Er erläutert, welche relevanten Risiken der Leser kennen sollte, um diese dann mit seiner eigenen Risikotragfähigkeit (Was kann ich wirtschaftlich verkraften?) und Risikotoleranz (Mit welchen Risiken kann ich "leben"?) in Übereinstimmung zu bringen. Besonders nützlich haben mir die vielen konkreten, praxisnahen und sehr hilfreichen Fallbeispiele gefallen, die das Gelesene nochmals verdeutlichen.

Die Bewertung von Anlageklassen und -produkten ist bemerkenswert konkret (Euro-Anleihen, Fremdwährungen, Gold usw.), genauso wie Walz‘ Hilfestellung bei der Steuerung von Risiken (Einlagensicherung, Klumpenrisiken). Auch sein kritischer Blick auf die Gefahren aus manchen Anlagevehikeln (z. B. die Kapitallebensversicherung) ist sehr hilfreich.

Walz zeigt mit seiner sachlichen und praxisnahen Darstellung, warum man dem Aktivitätsdruck von selbsternannten Crash-Propheten nicht nachgeben sollte. Statt einem "Schwarzmaler-Geschäftsmodell" auf den Leim zu gehen, ist eine Crashvorsorge auch mit einfachen und kostengünstigen Anlagen und vertretbarem Aufwand möglich. Erfreulicherweise ist der Text nach wie vor komplett genderfrei und liest sich daher angenehm flüssig und sehr verständlich.

(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

Bewertung vom 22.03.2023
Roma Christiana
Gatz, Erwin

Roma Christiana


ausgezeichnet

Rom hat zwar antike Fundamente, aber ohne das Christentum wäre seine heutige Stadtstruktur nicht vorstellbar. Fast alle antiken Bauwerke, die bis heute nutzbar sind, haben sich nur erhalten, weil sie zu Kirchen umfunktioniert wurden. Wer einen Eindruck von der Innenausstattung antiker Basiliken (Markt- und Gerichtshallen) oder Bäder haben will, muss S. Sabina oder S. Maria degli Angeli besuchen, zahlreiche Tempel leben als Kirchen bis heute weiter (z. B. das Pantheon). Das christliche Rom ist allgegenwärtig, selbst in der Antike.

„Roma Christiana“ ist ein Themen-Reiseführer mit einem besonderen Fokus auf diesem Aspekt. Angefangen bei den frühchristlichen Kirchen und Katakomben bis zu den Prachtbauten der Renaissance und des Barock leitet Erwin Gatz den Leser strukturiert durch Kirchen, Stadtviertel und deren Geschichte. Die Inhalte sind in erster Linie regional zusammengefasst, nur die 10 Hauptkirchen haben eigene, umfangreiche Kapitel.
Die zahlreichen Illustrationen ergänzen den informativen und pointiert formulierten Text, der nicht nur die jeweilige Lokalgeschichte aufbereitet, sondern auch auf besondere Objekte gezielt hinweist. Hierbei beschränkt sich der Autor keineswegs auf die christliche Geschichte, sondern bezieht weltgeschichtliche Entwicklungen mit ein, die sehr oft direkte oder indirekte Spuren in Rom hinterlassen haben.

Besonders ausführlich ist das Kapitel über St. Peter und den Vatikan, die anderen Kirchen werden je nach ihrer kunsthistorischen oder kirchengeschichtlichen Bedeutung kürzer abgehandelt. Fotos und Kartenmaterial geben einen anschaulichen Eindruck, sowohl von Innen- und Außenansichten, aber auch von Distanzen und Wegführungen. Auf dem Innendeckel befindet sich hierfür noch eine zusätzliche Übersichtskarte von Roms Zentrum mit allen Straßen (meist ohne Straßennamen) und den wichtigsten im Text genannten Kirchen und Plätzen. Herausragende Objekte werden sowohl abgebildet als auch im Text gesondert erwähnt, wobei die Auswahl natürlich ein subjektives Element enthält. Kartenausschnitte sind über Ziffern mit den Textreferenzen verbunden, wodurch sich in vielen Fällen automatisch ein geeigneter Stadtspaziergang ergibt. Die Entfernungen im Zentrum sind alle fußläufig, für die Ausflüge in die Umgebung kann man die Bahn oder besser noch einen Mietwagen nutzen.
Außerhalb Roms werden Castel Gandolfo, Subiaco, Anagnis, Viterbo und Orvieto beschrieben, allerdings gibt es hier kein Kartenmaterial, da nur die jeweils bedeutendsten Bauten vorgestellt und kenntnisreich in einen geschichtlichen Kontext gestellt werden. Die genannten Orte sind nicht so groß, dass man sich nicht auch ohne Kartenmaterial leicht zurechtfindet.

Durch sein handliches Format und den flexiblen Einband eignet sich „Roma Christiana“ als Reiseführer für unterwegs, ist aber auch zur Vorbereitung zu Hause hervorragend geeignet. Durch die zahlreichen Illustrationen bekommt man einen lebendigen Eindruck von dem, was einen vor Ort erwartet und zusammen mit den weiteren Informationen erlauben sie die Priorisierung der eigenen Auswahl. Die allgemeinen Reiseinformationen zu Unterkunft und Verpflegung bleiben allerdings oberflächlich und sind vor Ort nicht unbedingt hilfreich, genauso wie die Eintrittspreise und Öffnungszeiten im Anhang nicht mehr aktuell sind. Ggf. hilft aber ein kurzer Blick ins Internet.

(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

Bewertung vom 22.03.2023
Games of Greed
Dennin, Torsten

Games of Greed


ausgezeichnet

Die Finanzmärkte werden von zwei starken Emotionen angetrieben: Gier und Angst. Sie führen unweigerlich zu irrationalen Marktübertreibungen wie Spekulationsblasen (Gier) und Crashs (Angst). In „Games of Greed“ beschreibt Torsten Dennin die verschiedenen Spielarten der Gier.

Er geht ausführlich auf die Datenlecks aus Offshore-Steueroasen ein. Panama, Paradise und Pandora Papers enthüllten Steuervermeidungsstrategien der globalen Elite (mehr als 100.000 Personen und Unternehmen), lieferten aber auch Beweise für Geldwäsche im großen Stil. Namen wie Bernie Madoff, der König der Schnellballsysteme, die skrupellosen Händler Nick Leeson von der britischen Barings Bank und Jérôme Kerviel von der französischen Société Générale verblassen dagegen. Aber an ihre Stelle treten neue Skandale, größere Betrügereien, kreativere Diebstähle und größere Exzesse. Unternehmen wie Enron, WorldCom und Wirecard, deren Geschäftsmodell auf Angst und Gier basieren und haben ihre Investoren am Ende Milliarden gekostet. Inzwischen verlagern sich Exzesse und Betrügereien in weniger regulierte Bereiche wie FinTech und Krypto, wie der Diebstahl von 850.000 Bitcoins (heute 50 Milliarden Dollar wert) an der Krypto“börse“ Mt. Gox oder die OneCoin-Betrügereien der Kryptoqueen Ruja Ignatova zeigen.

Die Liste der Börsenskandale im Buch ist lang und die Fälle sind oft atemberaubend dreist. Der Autor zeigt anhand vieler auch hierzulande bekannter Beispiele, wie einzelne Broker durch unerlaubte und kriminelle Geschäfte ihre Arbeitgeber um Milliarden Dollar schädigten. Allzu oft schauten die Unternehmen nicht so genau hin, solange die Gewinne sprudelten - bis sie irgendwann doch versiegten.

Es ist schon erstaunlich, dass es immer wieder Menschen gibt, die auf Schneeballsysteme, Multi-Level-Marketing-Methoden und betrügerische ICOs hereinfallen. Gier, die Angst, etwas zu verpassen und Dummheit kommen zusammen und setzen unser rationales Denken außer Kraft.

Leider gibt es kein Stichwort- und Personenregister, dafür aber umfangreiche Anmerkungen mit weiterführenden Internetlinks sowie Buch- und Filmempfehlungen.

Torsten Dennin gelingt es, die größten Finanzskandale der letzten Jahre spannend und sehr unterhaltsam aufzuarbeiten. Erfreulicherweise ist der Text komplett genderfrei geschrieben und liest sich daher angenehm flüssig und sehr verständlich. Am Ende jedes Kapitels fasst der Autor die Erkenntnisse kurz zusammen, aber dem Leser entgeht vieles, wenn er sich nur auf die sehr knappe Zusammenfassung konzentriert. Hier lohnt sich jede Seite!

(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

Bewertung vom 17.03.2023
Die Welt in meinem Garten
Nagel, Cynthia

Die Welt in meinem Garten


ausgezeichnet

Jeder Garten ist ein Ökosystem. Selbst die Steinwüsten, die man derzeit gerne als „Vorgärten“ bezeichnet, sind nicht völlig tot, aber das sind nicht die Ökosysteme, für die sich Cynthia Nagel interessiert. Ihre Liebe gilt der Biodiversität und was sie in ihrem Garten schon alles beobachtet hat, ist wirklich eindrucksvoll. Mit einem guten Makroobjektiv bewaffnet, macht sie Jagd auf die kleinen Besucher an Blüten, unter Laub und im Geäst und wenn sie einen gefunden hat, ist das oft der Startpunkt für eine spannende Geschichte. Aber es sind keine losgelösten, einzelne Geschichten, sondern alles ist mit allem verbunden: Die Pflanzen mit den Tieren, die Parasiten mit ihren Wirten, Schädlinge mit Nützlingen, Räuber mit ihrer Beute. Die Vielfalt ist fast unermesslich und dennoch gelingt es Cynthia Nagel, nicht nur die Übersicht zu bewahren, sondern auch ihre Leser dabei mitzunehmen. Zwar beschränkt sie sich auf die häufigen oder zumindest auffälligen Vertreter einer Gattung, aber ihre Auswahl geht weit über das hinaus, was man üblicherweise in Naturbüchern zu lesen bekommt. Mit großer Sachkenntnis und vielen Illustrationen zeigt sie die kleinen aber feinen Unterschiede, an denen man einzelne Arten erkennt und mit Erstaunen stellt man plötzlich fest, dass im eigenen Garten alleine ein halbes Dutzend verschiedener Blattlausarten leben.

Diese Vielfalt in Cynthia Nagels Garten kommt nicht von ungefähr. Sie schafft ganz gezielt Naturräume, die für viele Arten gute Lebensbedingungen bieten und dazu gehört weniger das „Insektenhotel“. Es ist eher ein pädagogisches Hilfsmittel, um Kinder an die ökologischen Zusammenhänge heranzuführen, der Biodiversität hilft so ein Häuschen nicht wirklich auf die Sprünge. Da sind Totholzhaufen, ein Gartenteich oder eine gezielt angelegte, sonnenbeschienene Freifläche für bodenbrütende Insekten viel nützlicher. Die Autorin erklärt die komplexen Zusammenhänge zwischen Nahrungsspezialisten und ihren Futterpflanzen, was sich in der Folge wieder auf Räuber und ebenso spezialisierte Parasiten auswirkt. Ihr Hauptaugenmerk liegt eindeutig auf den Insekten (die auch bei weitem die größte Artenzahl im Garten liefern), aber auch Amphibien, Säugetiere, Vögel, Schnecken, Spinnen, kurz, alles was laufen oder kriechen kann, bekommt seinen angemessenen Raum.

„Die Welt in meinem Garten“ ist so ein Buch, in dem man sich festlesen kann, weil auf jeder Seite irgendeine Überraschung wartet. Und das Wunderbare ist, dass man mit unkomplizierten Maßnahmen auch im eigenen Garten Bedingungen schaffen kann, dass viele der interessanten Besucher einziehen (solange es in der Umgebung nach einen genügend großen Bestand gibt, dass sie auch einwandern können).

Kaum eine Art, die Cynthia Nagel vorstellt, ist so selten, dass es unwahrscheinlich wäre, dass man sie zu Gesicht bekommt und das ist angesichts der präsentierten Vielfalt schon erstaunlich. Wir werden unsere Natur mit unseren Gärten alleine sicher nicht retten können, aber Bücher wie dieses wecken ein Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge, das vielleicht irgendwann dazu führt, dass auch die Politik aus ihrem Dämmerschlaf erwacht und nicht nur wohlfeile Sonntagsreden hält, sondern auch etwas tut.

(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

Bewertung vom 15.03.2023
Antikenimitationen aus Stein und Bronze

Antikenimitationen aus Stein und Bronze


ausgezeichnet

In jedem Antikenmuseum der Welt gibt es Nachschöpfungen antiker Werke. Manche wurden in eindeutiger Fälschungsabsicht hergestellt, andere sind dagegen künstlerische Verbeugungen späterer Meister vor den Leistungen der antiken Bildhauer und Bronzegießer oder auch offizielle Auftragsarbeiten, um enzyklopädische Sammlungen zu komplettieren und Villen auszustatten. In allen Fällen werden die Objekte heute meist verschämt im Depot verwahrt, sind sie doch manchmal Zeugnis eines missglückten Ankaufs. Publiziert werden sie dagegen so gut wie nie, was in vieler Hinsicht ein Versäumnis ist: Zum einen sind viele dieser Stücke Kunstwerke eigener Art, technisch auf allerhöchstem Niveau und mittlerweile selber kostbare Antiquitäten. Zum anderen ist es von besonderem Interesse, die Unterscheidungsmerkmale herauszuarbeiten, die ein antikes Original von seiner Imitation unterscheidet. Da antike Originale häufig nachantik überarbeitet wurden, insbesondere, wenn der Fund länger als 200 Jahre zurückliegt, ist die Oberflächenpatina nicht immer ein sicheres Indiz. Oft sind es verarbeitungstechnische und stilistische Charakteristika, die entscheidende Hinweise geben.

Mit dem Band V des „Katalogs der antiken Bildwerke“ ist jetzt nach über 10 Jahren der gesamte Bestand der antiken Skulpturensammlung der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden publiziert. Insgesamt enthält der letzte Band 79 nachantike Imitationen, zumeist aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die mit der gleichen Sorgfalt dokumentiert und analysiert werden, wie die Originale.

Die Provenienz der Dresdner Stücke ist ausgesprochen gut belegt. Besonders das Inventar von Wacker (1765) ist für seine Zeit ungewöhnlich detailliert und bildet immer noch ein wichtiges Element bei der Datierung, trotz gelegentlicher Fehlinterpretationen. Die Illustrationen legen besonderen Wert darauf, die typischen Merkmale zu zeigen, die auch im Text benannt sind, wobei Frontalansicht, sowie relevante Seiten- und Rückansichten dem Leser einen guten dreidimensionalen Raumeindruck geben. Die originalen antiken Vorbilder werden zwar nicht abgebildet, aber in nicht wenigen Fällen sind es allgemein bekannte Bildwerke. Bei den restlichen gibt es genügend Hinweise, um nach kurzer Recherche fündig zu werden. Die Quellenarbeit ist, wie schon in den vorangegangenen Bänden, mustergültig.

Insgesamt 12 Bildwerke wurden als Nachtrag zu den Bänden II (Idealskulptur der römischen Kaiserzeit) und III (Portraits) ergänzt. Ein eigener Anhang liefert weitere Nachträge und Corrigenda zur Provenienz, Restaurierung und Überarbeitung, die im Laufe der letzten 10 Jahre notwendig wurden. Da schon lange keine Neuerwerbungen mehr in die Sammlung gekommen sind und nicht damit zu rechnen ist, dass sich das in naher Zukunft ändert, wird dieser Gesamtkatalog für sehr lange Zeit die maßgebliche Referenz bleiben.

(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

Bewertung vom 12.03.2023
Die Akte Pegasus
Richard, Laurent;Rigaud, Sandrine

Die Akte Pegasus


ausgezeichnet

Als im Juli 2021 weltweit die ersten Berichte über die Spionagesoftware Pegasus erschienen, ließ sich das Ausmaß des Angriffs auf Privatsphäre, Pressefreiheit und Demokratie nur erahnen. Einmal auf dem Smartphone installiert, übernimmt die Spyware des israelischen Überwachungssoftwareherstellers NSO die Kontrolle über das betroffene Smartphone und überwindet geräteinterne Sicherheitshürden, inklusive Verschlüsselungstechniken. Das gilt für jede ein- und ausgehende Text- oder Sprachkommunikation, für Standortdaten, Fotos und Videos und Suchverläufe, selbst die Kamera und Mikrofon können für den Nutzer unbemerkt aktiviert werden. Dabei ist die Überwachungssoftware kaum zu entdecken. Über Sicherheitslücken gelangt sie unbemerkt und ohne einen Klick des Users auf das Smartphone– der digitale „heilige Gral“.

„Die Akte Pegasus“ wirft einen Blick hinter die Kulissen des Pegasus-Projekts. Geschrieben wurde es von den beiden Investigativjournalisten Laurent Richard und Sandrine Rigaud von der Non-Profit-Organisation Forbidden Stories, die Zugang zu einer geleakten Liste mit 50.000 Handynummern erhielten. Mit dieser Liste in der Hand initiierten und koordinierten sie die internationale Zusammenarbeit von mehr als 80 Investigativjournalisten von 17 Medienhäusern auf 4 Kontinenten, aus 11 Zeitzonen und in 8 verschiedenen Sprachen.

Ihr Bericht umfasst nicht nur die riskante und spannende Recherche selbst, sondern auch die Geschichte des Unternehmens NSO und seiner Kunden. Obwohl NSO immer wieder beteuert, seine Software nur an souveräne Staaten zur Strafverfolgung und für geheimdienstliche Zwecke zu lizenzieren, gelang es den Journalisten durch aufwändige forensische Untersuchungen, den Missbrauch durch einige der repressivsten und autoritärsten Regime der Welt nachzuweisen.

Das Buch erzählt aber auch die Geschichte der Opfer von Pegasus, angefangen bei den unzähligen Journalisten, über Staatsoberhäupter, Mitglieder von Königshäusern, Spitzenpolitiker bis hin zu Oppositionellen, Menschenrechtsaktivisten und Dissidenten.

Die Berichte geben auch einen guten Einblick in die Arbeitsweise der Journalisten. Mit einer Geschichte, die nur auf einer zugespielten Liste basierte, mussten sie deren Bedeutung verstehen, interpretieren, Zusammenhänge erkennen und andere Medienunternehmen weltweit für eine koordinierte Zusammenarbeit begeistern. Die Autoren schildern, wie organisatorische Probleme und inhaltliche Differenzen überwunden wurden und wie es gelang, das Projekt bis zum Veröffentlichungstag am 18. Juli 2021 geheim zu halten.

Auch wenn die Veröffentlichungen weltweit für Aufsehen und Entsetzen sorgten, hat sich seitdem wenig geändert, wie Laurent Richard im Nachwort ernüchternd feststellt: „In den achtzehn Monaten seit der Veröffentlichung des Pegasus-Projekts hat es eine Unmenge von Lippenbekenntnissen, aber sehr wenige konkrete Maßnahmen zur Regulierung gegeben. […] Die schlimmsten Überwachungsstaaten – Aserbaidschan, Vereinigte Arabische Emirate, Marokko, Ruanda, Saudi-Arabien – haben kaum oder gar keine Konsequenzen zu spüren bekommen“.

Die „Akte Pegasus“ ist spannend wie ein Thriller und gibt einen guten Einblick in die Recherchearbeit von Investigativjournalisten. Der Leser erfährt aus erster Hand, was sich hinter sich der Überwachungssoftware Pegasus verbirgt, wer die Opfer und Auftraggeber sind und welche Gefahren von der als militärische Waffe eingestuften NSO-Spyware ausgehen. Glücklicherweise ist der Text komplett genderfrei und liest sich daher angenehm flüssig und sehr verständlich.

(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

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Bewertung vom 10.03.2023
Mehr als nur Europa
Haitzinger, Horst

Mehr als nur Europa


ausgezeichnet

Horst Haitzinger war eine Institution der politischen Karikatur. 2019 hat er leider aufgehört und es ist nicht erkennbar, wer qualitativ diesen Platz eingenommen haben könnte. In seinem Arbeitsleben hat er sagenhafte 16000 s/w Karikaturen gezeichnet (neben den farbigen Aquarellen). Dass es dabei zu Wiederholungen gekommen ist, bleibt nicht aus, alleine die Virtuosität, mit der er ein einmal gefundenes Motiv variiert hat, ist Haitzingers besondere Leistung.

Die Ausstellung „Mehr als nur Europa“ im Limes-Museum in Aalen zeigte diese enorme Kreativität, indem sie vordergründig ähnliche Bilderfindungen in immer neue Zusammenhänge stellt. Das führende Thema ist die Antike, aus deren Mythen und Geschichte sich Haitzinger allgemein bekannte Elemente borgt und sie in satirischer Weise verarbeitet. Ob das nun eine unglückliche Europa auf dem Stier, ein steineschleppender Sisyphos oder der Mord an Cäsar ist – es drängen sich sofort Parallelen in der Gegenwart auf. Haitzinger hat eine so ungebändigte Phantasie, dass er alleine mit dem Europa-Motiv über 50 Varianten in die Ausstellung liefert! Jedes Einzelne originell und in seiner typischen Handschrift unverwechselbar. Denn auch das zeichnet ihn aus: Die perfekte Beherrschung des Pinsels. Das ist handwerklich außergewöhnlich gut gemacht und ich muss gestehen, dass mir in der heutigen Karikaturistenszene nicht einer einfiele, der ihm diesbezüglich das Wasser reichen könnte. Und genau diese zeichnerische Virtuosität hat Haitzinger erst befähigt, Ideen zu verwirklichen, die andere vielleicht auch hatten, die sie aber nicht originell und überzeugend ins Bild setzen konnten. Kunst kommt eben von Können. Wer nicht zeichnen kann (und das ist bei erstaunlich vielen „Karikaturisten“ der Fall), dem bleiben viele Türen verschlossen.

Im Buch sind etwa 150 Zeichnungen und Aquarelle aus der Zeit von 1972 bis 2019 versammelt. Es ist ein repräsentativer Querschnitt durch Haitzingers gesamte Schaffensphase und erstaunlicherweise ist er qualitativ von Anfang an in Höchstform. Karl Kraus hat mal gesagt, „man muss nicht nur keine Ideen haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken“. Horst Haitzinger hat jedenfalls weder das eine, noch das andere Problem.

(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

Bewertung vom 10.03.2023
Schattenstauden
Lugerbauer, Katrin

Schattenstauden


ausgezeichnet

Bücher über Schattenstauden gibt es mittlerweile ziemlich viele und ich habe mich gefragt, warum Katrin Lugerbauer denen noch eins hinzufügen will. Nachdem ich es jetzt gelesen habe, muss ich aber zugeben, dass es seine Berechtigung hat. Katrin Lugerbauer vermittelt nicht nur einfach Pflanzideen oder listet geeignete Pflanzkandidaten auf, sondern sie erklärt sehr anschaulich und mit viel botanischem Fachwissen die ökologischen Zusammenhänge und leitet aus existierenden Pflanzengesellschaften und Biotopen neue Ideen ab.

Schatten ist nicht Schatten. Es gibt zahlreiche Unterkategorien, die sehr unterschiedliche Anforderungen an geeignete Kandidaten stellen und bei denen sich die Autorin dann auch in unterschiedlichen Sortimenten bedient. Ein grundsätzliches Problem ist der Umstand, dass Schattenstauden fast immer (und egal wo auf der Welt) aus einem Waldbiotop stammen, d. h. viele dieser Pflanzen sind auf eine relativ gleichmäßige Wasserversorgung angewiesen, mögen keine vollständig austrocknenden Böden, lieben hohe Luftfeuchtigkeit und benötigen vor allem im Frühjahr ein offenes Kronendach mit guten Lichtbedingungen. In vielen Hobbygärten ist das nur schwer realisierbar, das ist auch Katrin Lugenbauer klar. Ihre Auswahl berücksichtigt daher zusätzlich Pflanzen mit einer etwas variableren ökologischen Breite, die auch mit Wurzeldruck, trockenen Böden und geringerem Lichtangebot klarkommen. Dabei nimmt sie nicht nur die üblichen Verdächtigen ins Visier, wie z. B. Epimedium (Elfenblumen), Storchenschnabel oder Waldsteinia, die man auch in anderen Schattenstaudenbüchern (und Baumärkten) regelmäßig findet. Ihre Auswahl ist deutlich kreativer und zeigt ein sehr breites botanisches Wissen, das den gesamten nordamerikanisch-europäisch-asiatischen Raum umfasst. Es kommen frische Ideen zusammen und die vielen Illustrationen, sowohl aus gut geplanten Gartenanlagen als auch von Naturstandorten, sind nicht nur ein ästhetischer Genuss, sondern sie zeigen anschaulich die pflanzensoziologischen Zusammenhänge, die die Autorin im Text erklärt hat.

Der Leser bekommt Tipps, wie man den Boden für Schattenstauden vorbereitet (eine etwas langwierigere Sache als bei einem English Border-Beet...), wie man die Luftfeuchtigkeit mit möglichst einfachen Maßnahmen beeinflusst und vor allem, wie man identifiziert, um welchen Standort es sich beim eigenen Garten überhaupt handelt. Davon abgeleitet entwickelt sie Pflanzideen (und Pflanzenlisten), die sie dann durch das ganze Jahr hindurch begleitet. Eines muss dem Gärtner allerdings klar sein: Die Hauptblütezeit im Schattenbeet ist das Frühjahr und nicht wenige Schattenstauden ziehen im Hochsommer bereits ein. Auch dafür hat Katrin Lugerbauer Lösungen, die sie sich in der Natur abgeschaut hat: Blatt- statt Blütenschmuck. Die Fotobeispiele sind atemberaubend schön und spielen so geschickt mit Höhenstaffelungen, Blattstrukturen und -farben, dass man die Blüten wirklich nicht vermisst.

Katrin Lugerbauers Konzept funktioniert, weil sie sich an realen Pflanzengesellschaften und realen Lebensräumen orientiert. Das ist natürlich nicht ganz neu, aber die Art, wie sie diese Zusammenhänge beschreibt, ist nicht nur fachlich qualifiziert, sondern auch sprachlich elegant umgesetzt. Und wer wird etwas dagegen haben, wenn man bei einer spannenden Lektüre auch noch etwas dazulernt?

(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.03.2023
Handbuch Geldanlage
Kühn, Stefanie;Kühn, Markus

Handbuch Geldanlage


ausgezeichnet

Eine positive Rendite bei Geldanlagen zu erwirtschaften und ist nach Abzug von Steuern, Kosten und Inflation heute kaum mehr möglich. Um den Verlust in Grenzen zu halten, muss man sich aktiver um sein Geld kümmern als zuvor, z. B. durch Ausnutzen von Neukundenangeboten bei Tages- und Festgeld oder Investition in neue Anlageklassen.
In der Buchreihe von Finanztest (gehört zu Stiftung Warentest) haben sich Stefanie und Markus Kühn im "Handbuch Geldanlage" sehr übersichtlich und fachkundig dieses Themas angenommen. Es ist ein Arbeitsbuch, das den Leser systematisch zu seiner persönlichen, auf sein Risikoprofil zugeschnittene Geldanlagestrategie führt.

Gegenüber der dritten Auflage wurde das gesamte Buch aktualisiert, insbesondere Tabellen und Grafiken, so dass die Daten nun wieder auf dem aktuellen Stand sind. Besitzer der Vorauflage müssen selbst entscheiden, ob sich für sie der Neukauf lohnt.

Ansonsten hat sich inhaltlich und strukturell nichts geändert (warum auch). Daher hier noch einmal meine ursprüngliche Bewertung, der ich nichts hinzufügen muss:

Nach einem kurzem Überblick gehen die Autoren auf gängige Zinsanlagen, wie Sparangebote der Banken und Sparkassen (wie z. B. Tages- und Festgeld, Sparbriefe), Anleihen sowie Aktien, Fonds, Immobilien und Gold ein. Sie erläutern, für wen die Anlagen geeignet sind und welche Vor- und Nachteile sie haben. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Renditemöglichkeit und Sicherheit der Anlage. Die Autoren geben dem Leser wertvolle Entscheidungshilfen an die Hand, um vor dem Hintergrund der Nullzinspolitik sinnvolle Anlagen zu finden, die auf die persönliche Lebenssituation passen und die eigene Risikobereitschaft und -tragfähigkeit berücksichtigen. Die richtige Diversifikation ist Thema in allen Kapiteln: "Nicht alle Eier in einen Korb legen" klingt zunächst trivial, aber man erlebt so manche Überraschungen, wenn man sein Portfolio genauer analysiert. Dann liegen die Eier eben doch wieder in nur wenigen Körben - und möglicherweise den falschen. Man sollte daher mindestens einmal im Jahr sein Portfolio überprüfen und ggf. die ursprüngliche Gewichtung der Anlageklassen wiederherstellen.

Kein Fondsmanager erzielt mit seinen aktiv gemanagten Fonds auf Dauer bessere Ergebnisse als der Vergleichsindex, weshalb in den letzten Jahren die Indexfonds (ETFs) in der Beliebtheit stark gestiegen sind. Die Autoren zeigen, dass sich ETFs besonders gut zur Diversifikation eignen, kostengünstig in der Anschaffung und Verwaltung und aufgrund ihrer Einordnung als Sondervermögen vor einer Insolvenz ihrer Emittenten geschützt sind.

Für erfahrene Anleger und Spekulanten gehen die Autoren auch auf Zertifikate und Derivate ein, weisen aber immer wieder darauf hin, dass diese Produkte nur für risikobereite Anleger geeignet sind, die an der Wertentwicklung eines Index und Marktes teilhaben wollen und auch einen Totalverlust verkraften bzw. akzeptieren. Ein guter Überblick, der aber für die meisten Anleger aufgrund der Risiken eher zur Abschreckung dient. Für dieses Themengebiet sollte man sich lieber tiefergehende Spezialliteratur besorgen, bevor man sein Geld "verzockt".

Auf ein Literaturverzeichnis mit weiterführender Literatur haben die Autoren leider verzichtet. Weblinks gibt es zwar in den einzelnen Kapiteln, diese hätten aber durchaus umfangreicher sein können.

Insgesamt ist den beiden Autoren mit diesem Ratgeber ein didaktisch gutes Einführungsbuch gelungen, dass das trockene Thema "Geldanlage" optisch (mehrfarbige Darstellung, Textboxen, Checklisten) und inhaltlich gut strukturiert und sachlich neutral darstellt.

(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)