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Insgesamt 577 Bewertungen
Bewertung vom 20.04.2008
Mein Amerika
Bryson, Bill

Mein Amerika


ausgezeichnet

Amerika in den 50ern, 60ern von Bill Bryson beschrieben, ist nicht nur etwas für Amerika-Liebhaber, die sich mit so etwas Fremdartigem wie Baseball auskennen, er betrachtet das Amerika seiner Zeit aus Kinderaugen und erinnert in seinen Streichen an Ludwig Thoma. Mag es da draußen auch die McCarthy Ära geben, Bryson behält seinen Blick auf Familie, Freunde, Heimat, auf Rituale, auf all das, was sich mit der Zeit verklärt und im Abstand von fast fünfzig Jahren zumeist milde betrachtet wird. Es ist die Schilderung eines Lebens, das sich im Zentrum befindet. Draußen glaubt man noch es reiche aus, unter den Tisch zu kriechen, um sich gegen eine Atombombe zu schützen. Eine naive Zeit, mit vereinfachten Weltbildern von Gut und Böse. Vom Krieg ausgelaugt, doch schon in den 60er spürt man den Aufbruch wieder. Es ist ein Zeitbild, das die Menschen in den Mittelpunkt rückt. Mag die Mutter das Essen anbrennen lassen, der Vater Sportjournalist sein, mögen wir heute die 50er als bleiern konservative Zeit empfunden haben, aus der Sicht des Jungen war es ein Abenteuer, und das vermittelt Bryson auf eindringliche, amüsante Weise. Er hat die Welt schon in Eine kurze Geschichte von fast allem als Kuriosum beschrieben und mit diesem Ton widmet er sich auch seiner Kindheit. Das heißt nicht, dass er kritiklos umherwandert, er weiß sehr wohl, wie Nuancen zu setzen sind, und dass das Lachen, die beste Art überhaupt ist, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen und Maskeraden als solche kenntlich zu machen.
Polar aus Aachen

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.04.2008
Die Liebesblödigkeit
Genazino, Wilhelm

Die Liebesblödigkeit


ausgezeichnet

Das Flanieren steht häufig im Mittelpunkt der literarischen Betrachtungen Wilhelm Genazinos. Es kommt einem vor, als streife er auch bei seiner Themenauswahl umher und bleibe nur kurz stehen, um mit einer Geschichte zu spielen. In Ein Regenschirm für einen Tag läuft der Held Schuhe ein. In Die Liebesblödigkeit streunt ein Seminarleiter und Apokalypse-Fachmann durch die Straßen, um sich über sich und seine Lieben klar zu werden und fängt gleichzeitig jede Menge Eindrücke ein. Ein Verweilen, dann geht’s weiter. Wer allerdings auf die Apokalypse spezialisiert ist, darf sich nicht wundern, wenn sein Privatleben nicht gerade harmonisch aussieht. Ein Mann zwischen zwei Frauen, das ist nicht neu, aber mit wunderbarem Humor von Genazino eingekleidet. Natürlich wissen die Frauen nichts voneinander, was den besonderen Reiz ausmacht. Der Ich-Erzähler verwendet viel Aufmerksamkeit darauf, das Leben mit der einen, nicht mit dem der anderen durcheinander zu bringen. Wäre da nicht das Alter und die Anstrengung, die ein solches Dreiecksverhältnis erfordert, sie würden bis ans Ende ihrer Tage miteinander auskommen. Am besten er trennt sich von einer. Aber von welcher? Genazino beschreibt mit einer ihm inne ruhender Leichtigkeit, die Krise und die Nöte seines Helden. Sein Entschluss sein Leben zu vereinfachen, kompliziert es nur. Und so verfängt sich ausgerechnet jener, der sich die Freiheit erlaubte, seine Liebe gleich im Doppelpack zu verschenken, im eigenen Netz und ist gefangener denn je.
Polar aus Aachen

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.04.2008
Der alte Gringo
Fuentes, Carlos

Der alte Gringo


ausgezeichnet

Carlos Fuentes gehört zu den großen Schriftstellern Lateinamerikas. Dass ihn die Geschichte Ambrose Bierce faszinierte, er an dem verschwundenen Schriftsteller das Exempel eines Amerikaners sanktioniert, dem die schriftstellerische Kraft ausgeht, und er deshalb auf die Idee fällt, sie gleichermaßen durch einen Input, der Teilnahme am mexikanischen Bürgerkrieg wiederzubeleben, ist fast boshaft. Da will jemand den Heldentod sterben, anstatt in einem Bett zu verenden. Da sieht sich einer heroisch für die gerechte Sache an die Wand gestellt, damit er auf immer zum Mythos wird. Natürlich spielt da das Bild auf den kraftstrotzenden Amerikaners, den reichen Nachbar im Norden, eine Rolle, der glaubt, die Welt gehöre ihm, er brauche sie sich nur zu nehmen. Für den alten Gringo kommt es anders. Er stirbt tatsächlich, aber auf jämmerliche Weise gleich zweimal von einer Kugel getroffen und seine Leiche wird auch wieder außer Landes gebracht. Mexiko ist im Roman ein Land voller Vergangenheit und Kultur, voller sozialer Gegensätze, aber auch ein Land, das sich mitten in der Umwälzung befindet. Während der alte Gringo, eigentlich ein Mensch der modernen Zeit ist, statisch wirkt, verbraucht. Jemand, der sich trotz aller Vorsätze über die Gegensätze zwischen den USA und Mexiko nicht hinwegzusetzen vermag. Der Rio Bravo trägt sein Wasser zum Meer, egal auf welchem seiner Ufer sich jemand fremd fühlt. Dass der alte Gringo ausgerechnet durch einen Revolutionsgeneral stirbt, der Mexiko von seinem verstaubten Mief befreien will, gehört zu den Feinheiten, die Fuentes einstreut, um davon zu erzählen, dass Unterschiede verschwimmen, dass sie kultiviert werden, um sich irgendwo zugehörig zu fühlen. Der alte Gringo erfährt eine letzte Liebe, einen letzten Kampf, dann kommt der Tod. Wenn auch anders als er ihn sich gewünscht hat.
Polar aus Aachen

Bewertung vom 19.04.2008
Der Poet / Jack McEvoy Bd.1
Connelly, Michael

Der Poet / Jack McEvoy Bd.1


ausgezeichnet

Wenn jemand aus der Familie Selbstmord begeht, will man dies zuerst nicht wahrhaben. Ist dieser dann auch noch ein Cop gewesen, geht man davon aus, dass er durch seinen Beruf abgebrüht genug sein müsste, um diesen Ausweg nicht zu wählen. Der erste Satz des Thrillers lautet: Der Tod ist mein Ressort. Womit über den Journalisten Jack McEvoy, der Zwillingsbruder des Toten, alles gesagt ist. Er geht den Dingen nach und stößt auf eine Spur, die eine Serie mysteriöser Selbstmorde aufdeckt, in denen Cops dem Leben überdrüssig diesem scheinbar ein Ende gesetzt haben. Rasant flechtet Connelly die Kapitel ineinander. Da sind die Selbstmörder, da ist der Ring der Kinderschänder, in deren Umfeld die toten Cops ermittelt haben. Selbst der Poet bekommt eine Stimme in diesem Roman, so dass der Leser auf mehreren Erzählsträngen der Aufklärung entgegenfiebert und einem überraschenden Ende entgegensieht. Dass Michael Connelly den Guten Schatten aus der Vergangenheit anheftet, verleiht der Geschichte Farbe. Selbst die Liebe in Person von Rachel, einer FBI-Agentin, bringt für Jack McEvoy eher Probleme mit sich und seien sie hausgemacht. Connelly führt seine Leser immer wieder geschickt auf falsche Fährten, sei es ein Nebenbuhler bei Rachel, sei es ein Informant, der die Story zu früh lanciert, sei es beim vorzeitigen Finale des Falls. Connelly verschafft seinen Lesern Einsicht in die Arbeit eines Journalisten, wie in die Sisyphosarbeit der Ermittler, indem er selbst von Details spannend zu erzählen weiß.
Polar aus Aachen

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.04.2008
Der Virtuose
Moor, Margriet de

Der Virtuose


sehr gut

Nicht ganz so geheimnisvoll wie in Erst grau dann weiß dann blau vermag Margriet de Moor in diesem Roman doch zu verstören. Es ist die völlige Auflösung ins Gefühl, die grenzenlose Liebe zur Musik, die Schimären in dieser Geschichte hervorrufen. Wer geliebt wird, muß zurücklieben. Muss. Anders kann es nicht sein. Contessa Carlotta flieht aus einer unglücklichen Ehe erst in die Welt der Oper, wo die Leidenschaft grenzenlos, die Liebe rein, der Gesang betörend ist. Dann verfällt sie dem Kastraten Gasparo und läßt sich durch nichts aufhalten, selbst sein Phlegma überwindet sie. Margriet de Moor hat einen Roman über die Kunst der Verführung geschrieben und spielt kunstfertig mit der Vergänglichkeit. Ist die Oper erst einmal zu Ende, bleibt einem nur die Erinnerung, verweht der Moment der Liebe, bleibt einem, in sich aufzuspüren, wie es sich angefühlt hat. Margriet de Moor versucht für uns die Musik einzufangen und sie in Worte zu verwandeln. Auch wenn wir Gasparo nicht zu hören vermögen, bezaubert er uns doch. De Moor gelingt es, für uns jene Scheinwelt der Offenbarung, die große Oper in ihre Geschichte zu übersetzen, obwohl bei ihr die Liebe nicht ganz so rein erscheint, mehr dem Selbstzweck als der Leidenschaft dient, jedoch verzweifelt genug erscheint, um tragisch oder beseligt zu enden.
Polar aus Aachen

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.04.2008
Kismet / Kemal Kayankaya Bd.4
Arjouni, Jakob

Kismet / Kemal Kayankaya Bd.4


sehr gut

Man kann nicht behaupten, dass Kayankaya die Fälle in den Schoß fallen. Sie stürzen gleichsam auf ihn ein. Entweder stürmen sie sein Büro in bester Chandler-Manier oder wie in diesem Fall fühlt er sich herausgefordert, seine Freundschaft unter Beweis zu stellen, indem er Schutzgelderpresser in die Flucht schlägt. Die dann jedoch leider tot in einem Restaurant liegen. Pech gehabt. Kann passieren. Aber warum immer wieder Kayankaya? Das dies nicht ungesühnt bleibt, zumal wenn er sich mit der Mafia anlegt, dürfte selbst jemandem klar sein, der kein Fettnäpfchen auslässt. Dass er im Verlauf der Geschichte selber darauf angewiesen sein wird, eine mehr als zwielichtige Freundschaft aufzufrischen, um sich aus der Schusslinie zu bringen, ist ein Zeichen für Arjounis ausgefeilte Ironie, mit der er seine Romane, neben den famosen Dialogen würzt. Arjounis Welt erweitert sich diesmal um den Wahnsinn eines zerfallenden Jugoslawiens und seine Auswirkung bis nach Deutschland hin. Er zeigt auf, wie mit dem Elend Gewinne gemacht werden. Dass der Sinn nach Gerechtigkeit einen in Schwierigkeiten bringt, ist nicht neu. Wenn er jedoch mit solchem Schwung und Gefühl für Spannung vorgetragen wird, schlagen wir uns gern auf die Seite von Arjounis Helden. Zumal er keinen Respekt kennt, sein chaotisches Privatleben nicht in den Griff bekommt, er sein Liebesleben eher dem Ausleben als der Erfüllung überantwortet und leider nie den Makel des netten Verlierers abzustreifen vermag, der am Ende Glück gehabt hat. Wir mögen ihn trotzdem.
Polar aus Aachen

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Bewertung vom 14.04.2008
Die Hirnkönigin
Dorn, Thea

Die Hirnkönigin


sehr gut

Allein für den Titel hat Thea Dorn schon einen Preis verdient. Ebenso für ihre erfrischende Dialoge, die abseits der perversen Szenarien erfolgreicher Thriller uns nicht selten schmunzeln lassen, so als spiele da eine Autorin geschickt mit einem Genre. Natürlich geht es auch bei Dorn grausam zu. Doch dass ausgerechnet der Chefredakteur einer Journalistin kopflos aufgefunden wird, nachdem sie sich angeödet vom Kulturgeschwafel Berlins abwendet, ist eine fulminante Nuance, die der ganzen Geschichte eine aufmüpfige, freche Note verleiht. Kyra Berg durchlebt nicht nur die gewohnt kriminalistischen Verwirrungen eines um Aufklärung bemühten Ermittlers, sie sieht sich auch privat allerlei Wirrungen um vergessene Liebesnächte, ungewollten Nachstellungen von Kollegen und eigenen Bedürfnissen ausgesetzt. Es ist ein Chaos um die Toten wie die Lebenden. Auch wenn der Schluss etwas zu dramatisch erscheint, schafft die Autorin es bestens zu unterhalten. Augenzwinkernd führt sie einen durch das Berlin der Nachwendezeit, in der Männer in verantwortlicher Stellung weiterhin ihren weiblichen Angestellten nachstellen, in denen der aufgebauschte Intellekt weiterhin Langweile und viel leere Luft hervorzaubert. In ihrem Gespür für ungewollte Komik erinnert Thea Dorn an Tom Sharp. Nimmt man seine Figuren richtig ernst, können sie nur witzig sein.
Polar aus Aachen

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Bewertung vom 13.04.2008
Kein Friede den Toten
Coben, Harlan

Kein Friede den Toten


weniger gut

Matt Hunter gerät durch eine Schlägerei in der Jugend ins Gefängnis. Die Schilderung wie das Schicksal erbarmungslos zuschlägt, ihn mit einem Kainsmerkmal versieht, gehört mit zu den wenigen Höhepunkten in diesem Roman. Der Held bekommt nach der Freilassung sein Leben in den Griff und ist scheinbar glücklich mit seiner Jugendliebe verheiratet. Wer andere Romane von Coben kennt, wird leicht enttäuscht sein. Nicht dass der Autor plötzlich nicht mehr schreiben kann oder sein Gefühl für Spannung verloren hat, er macht in Kein Friede den Toten einfach zu viel. So als traue er seiner eigenen Geschichte nicht. Man muss die einzelnen Fäden genau auseinander halten, die Coben auswirft, um Matt Hunter und Olivia erst mit Mißtrauen zu übergießen, dann zu einer unerschütterlichen Gemeinschaft zusammenzuschweißen. Die Liebe überspringt einmal mehr alle Hürden. Als Fazit etwas sehr blauäugig. Die Geheimnisse, die an den Tag kommen, Olivias Vergangenheit durchleuchten, sind schon grob gestrickt. Vor allem enttäuscht diesmal der Schluss, die wieder gefundene Tochter ist doch arg banal. Es mag angehen, dass Matt Hunter sich von den Schattenseiten seines Lebens zu befreien vermag, aber wie sich dann alles zum Guten wendet, ist unter Cobens Niveau. Er wird Opfer seines eigenen Konstrukts, das es vor allem darauf anlegt, seine Zuhörer zu verwirren. Wer wen umgebracht hat, dass das Milieu knallhart ist, es korrupte Ermittler, geldgierige Zuhälter gibt, Videobänder dazu dienen, Kunden zu erpressen, hat man in dieser Form schon irgendwo gelesen. Trotzdem legt man den Roman nicht einfach zur Seite, was sicher an Cobens Talent liegt, Momente zu erschaffen, die einen Leser zu packen verstehen. Weniger wäre in diesem Fall mehr gewesen. Und die Geschichte käme einem nicht so vor, als sei sie von hinten nach vorne geschrieben worden.
Polar aus Aachen

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.04.2008
Schlußlichter
Simenon, Georges

Schlußlichter


sehr gut

Viele Geschichten von Georges Simenon sind derart, dass man sich vorstellen kann, zufällig ihren Weg gekreuzt zu haben. Sie spielen im Alltag und bergen ihre Tragödien in sich, bis sie an einem Tag, zu einer bestimmten Stunde zum Ausbruch kommen. Mann und Frau fahren die Kinder abholen. Wie Millionen andere auch. Eine Kleinigkeit hält sie auf, bringt sie aus der Bahn. Der Mann trinkt, die Frau verschwindet und schon ist die bürgerliche Fassade zum Einsturz verurteilt, bietet das Leben Platz für etwas, das, hätte es den Zwischenstopp nicht gegeben, womöglich an ihnen vorbeigezogen wäre. Diese Nuance, die Simenon seinen Beobachtungen abringt, macht den Unterschied zu vielen anderen Schriftstellern aus. Auch in Schlusslichter scheint alles so, als stolpere Steve Hogan nahezu unschuldig in die Arme eines Kriminellen, als müsse er an den Rand geführt werden, um herauszufinden, wer er ist. Dies so herbeizuführen, dass man das Konstrukt dahinter gerne in Kauf nimmt, es mit solch einer Leichtigkeit zu beschreiben, alles wegzulassen, was als Ballast erscheint, macht Georges Simenon zu einem großen Schriftsteller. Auch wenn ihm in seinen amerikanischen Romanen teilweise die traumwandlerische Sicherheit abgeht, mit denen er zuvor genau den Ton getroffen hat, den seine anderen Geschichten auszeichnen.
Polar aus Aachen

Bewertung vom 12.04.2008
Top Dogs
Widmer, Urs

Top Dogs


ausgezeichnet

Vermutet haben wir es schon lange, auch wenn wir es nicht gerne wahrhaben wollen. Immer dann wenn uns ein Kredit nicht gewährt, Arbeitsplatzabbau begründet, die Globalisierung verteidigt wurde, blieb als einziger Trost die Hoffnung, dass die da oben irgendwann auch an der Reihe wären. Top Dogs zeigt: Manager sind auch nur Menschen, man sieht es ihnen nur nicht an. Ihr Charakter verschwindet unter gestärkten Oberhemden und in Einheitsanzügen. Einmal vor die Tür gesetzt beginnt bei Ihnen genauso das Lamentieren, Klagen, Jammern wie bei allen anderen Arbeitslosen. Allerdings erscheint ihr Sturz umso gravierender, da sie sich lange Zeit im Olymp, unangreifbar wähnten. Urs Widmer hat dieses Drama um Macht und Scheitern humorvoll eingekleidet. Seine Helden werden zwar bloßgestellt, aber erwirken sofort Mitleid. Das Drama als Tragödie des nach Einfluss und Macht gierenden Entscheidungsträgers, über dessen Kopf hinweg entschieden worden ist. Wenn ich es gewohnt bin, Mitarbeiter zu führen, mit ausgestrecktem Finger in die Zukunft zu weisen, ist es bitter, miterleben zu müssen, dass es eine Zukunft ohne mich gibt. Die Selbsthilfegruppe, die Widmer für sie als Auffangbecken ins Leben ruft, hat viel zu tun. Die Schicksale scheinen so unterschiedlich zu sein und bleiben im Kern dieselben. Man wird nicht mehr gebraucht. Wer ist man überhaupt, wenn man nicht mehr mitspielen darf? Gibt es ein Leben nach der Abfindung? Mit Widmer gehen wir auf die Suche danach.
Polar aus Aachen

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.