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Europeantravelgirl

Bewertungen

Insgesamt 327 Bewertungen
Bewertung vom 11.07.2023
Let's be bold / Be Wild Bd.2
Böhm, Nicole;Stehl, Anabelle

Let's be bold / Be Wild Bd.2


ausgezeichnet

Sei mutig!

Der Titel des zweiten Bands dieser Reihe gibt auch das Motto vor für die New Yorker Clique um Shae, Tyler, Evie und Ariana vor. Viele Konflikte wurden im ersten Teil bereits angedeutet, doch erst jetzt ist die Zeit, sich diesen zu stellen. Das braucht Mut und Entschlossenheit. Aber egal wie erschütternd die Probleme auch sein mögen, der Freundeskreis hält zusammen, und die vier unterstützen einander vorbehaltlos.

Hauptdarstellerin des Romans ist wieder die Stadt, die niemals schläft. Die Vibes sind einfach hervorragend eingefangen. Ich war ja erst kürzlich in New York und fand meine Empfindungen und Eindrücke erstaunlich authentisch wiedergegeben. Dazu habe ich begeistert Orte wiedererkannt, was für mich persönlich das Lesevergnügen auf die Spitze getrieben hat. Auch die Gerüche, das Feeling, alles super dargestellt.

Die Handlung selbst springt zwischen den Stimmen der vier Protas hin und her, was für spannende Handlungsstränge sorgt. Mehr als einmal musste ich mich beherrschen, nicht heimlich weiterzublättern! Es gibt viel Dramatik, tiefe Gefühle, aber auch herrlich gechillte Momente.

Da noch nicht alle Handlungsstränge abschließend zu Ende geführt sind, hoffe ich sehr auf eine Fortsetzung der Reihe!

Bewertung vom 10.07.2023
Vita und der Garten der Liebe / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.3
Martin, Stefanie H.

Vita und der Garten der Liebe / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.3


ausgezeichnet

Virginia und Vita und die Liebe

Seit meiner Zeit als Studentin lese und schätze ich das Werk von Virginia Woolf. Dabei sind es in erster Linie nicht so sehr ihre Romane, sondern vor allem ihre klugen und reflektierten Essays, die es mir angetan haben. Mit der Stimme der großen Schriftstellerin bin ich also durchaus vertraut. Sie nun selbst als Romanfigur zu erleben, war ein äußerst spannender Perspektivwechsel.

In die Erzählung konnte ich recht schnell eintauchen, da mir der Personenkreis schon vorher bekannt war. Allerdings würde ich weniger vertrauten Leser:innen wohl raten, mit dem ersten Band der Reihe rund um den Bloomsbury-Zirkel zu beginnen, um das volle Lesevergnügen genießen zu können.
Im Mittelpunkt dieses dritten Bandes steht die Beziehung zwischen Virginia Woolf und Vita Sackville-West. Letztere ist eine ganz außergewöhnliche Erscheinung und Persönlichkeit. Zwischen den beiden Frauen entspinnt sich eine Beziehung voller Leidenschaft. Ganz wunderbar gipfelt der historische Roman in der Entstehungsgeschichte von Virginia Woolfs „Orlando“, was sehr elegant in die Handlung eingeflochten ist und so einen ganz neuen Blick auf das Werk beschert. Der Schreibstil lässt einen beim Lesen schnell in die Erzählung eintauchen, und zahlreiche Briefe bereichern die Handlung durch persönliche Einblicke.

Die Recherchearbeiten der Autorin sind äußerst beeindruckend und verleihen dem Roman eine ganz besonders authentische Atmosphäre. Ein wirklich bemerkenswerter Roman!

Bewertung vom 08.07.2023
Malibu Rising
Reid, Taylor Jenkins

Malibu Rising


ausgezeichnet

Leben auf dem Pulverfass

Die Riva-Party ist das Highlight des Jahres. Man wird nicht eingeladen zur Riva-Party. Wer weiß, wo Nina Riva wohnt, geht zur Party und feiert dann mit den Großen, den Models, den Hollywood-Stars. Denn Nina Riva hat es geschafft. Immerhin ist sie die Tochter des legendären Sängers Mick Riva.

Soweit der äußere Schein.

Taylor Jenkins Reid seziert mit feinem Besteck Schicht um Schicht dieser ach so traumhaften Scheinwelt rund um das Surfermodel und gewährt uns Blicke hinter die Kulissen. Dabei gilt der Spruch „Beauty lies within“ ganz offensichtlich nicht für die Welt der Schönen und Reichen, denn je mehr wir uns dem Inneren dieser Welt nähern, desto mehr Hässliches tritt zutage. Und auch Nina muss schmerzlich begreifen, dass sie einer Scheinwelt aufgesessen ist.

In Rückblenden springen wir weit in die Vergangenheit, als Mick Riva noch ein Niemand war, und mit seiner June den Traum von einer Familie träumt. Wir sehen, wie die kleine Nina diesen Traum scheinbar wahr werden lässt, und beobachten den Niedergang. Alkoholismus und bittere Armut begleiten die Riva-Kinder durch ihre Kindheit und Jugend, und doch gibt es Raum für magisch schöne Erlebnisse. Unvergessen die Szene, in der sich die Kinder am Strand mit einem „geliehenen“ Surfbrett selbst das Wellenreiten beibringen und losgelöstes Glück erleben. Es ist vor allem eine Familiengeschichte, verbunden mit der Frage, inwieweit wir frei sind oder Opfer unserer Herkunft.

Wie immer schafft Taylor Jenkins Reid, ein eigenes Universum so meisterhaft zu schildern, dass man irgendwann Realität und Fiktion kaum mehr voneinander unterscheiden kann, so meisterhaft sind sie verwoben. Nicht zuletzt liebe ich die Querverweise zwischen ihren Romanen und habe mich ganz besonders über ein Wiedersehen mit Carrie Soto gefreut.

Das Zeitgefühl der 1950er bis 1980er Jahre lässt sie höchst lebendig wiederauferstehen, die Schilderungen auch hässlicher Seiten und Exzesse ist erschütternd realistisch geschildert.

Und so ist es nur konsequent, dass Malibu am Ende nichts Geringeres als in Flammen aufgeht.

Bewertung vom 04.07.2023
Der Tote in der Dorfkirche / Ein Fall für Pfarrer Daniel Clement Bd.1
Coles, Richard

Der Tote in der Dorfkirche / Ein Fall für Pfarrer Daniel Clement Bd.1


gut

Die sehr englische feine Gesellschaft

Reverend Daniel Clement hat es nicht leicht in seiner Gemeinde, muss er sich doch mit starrköpfigen älteren Damen und gar dem Komitee zur Vorbereitung des Blumenfestivals herumschlagen. Sein Vorschlag, die Kirche durch Einbau einer Toilette zu modernisieren, stößt auf breiten Widerstand und Empörung. Und zusätzlich muss er sich auch noch mit seinem schauspielernden Bruder herumplagen, der ihm bei der Arbeit über die Schulter schauen will. Da erschüttert ein Mord in der Dorfkirche die ganze Gemeinde.

Der Roman schildert hervorragende Beobachtungen einer ländlichen Kirchengemeinde Ende der 1980er Jahre. Die einzelnen Persönlichkeiten sind wahre Charakter mit Ecken, Kanten und Spitzfindigkeit. Vor allem schimmert immer wieder der typisch englische Humor und Wortwitz durch. Hier gilt es insbesondere die Übersetzung zu loben, die sehr sinnstiftend ins Deutsche überträgt und sehr gelungen ist. Wer sehr viel britisches Feeling und englische Eigenheiten sucht, ist hier bestens aufgehoben.

Als Krimi jedoch ist der Roman leider ein glatter Reinfall. Es geschehen zwar Morde, aber ermittelt wird kaum. Die Handlung kommt nicht voran, es gibt keine Finten oder falschen Fährten, nur Geplänkel mit den Dorfbewohnern, das dann aber durchaus charmant ist. Die Auflösung des Falles ist beschämend banal und unglaubwürdig.

Ich kann dieses Buch daher als amüsante Lektüre über den englischen Landadel und die schrulligen Dorfbewohner:innen empfehlen, keineswegs jedoch als den angekündigten Kriminalroman.

Bewertung vom 02.07.2023
Sterne über dem Salzgarten / Salzgarten-Saga Bd.3
Bach, Tabea

Sterne über dem Salzgarten / Salzgarten-Saga Bd.3


ausgezeichnet

Abschied vom Salzgarten

Die Erwartungshaltung an den letzten Band einer Reihe ist hoch, schließlich wünscht man sich, dass alle Fäden zusammengeführt, alle Konflikte gelöst und man als Leser:in sehnsüchtig mit einem zufriedenen Seufzen zurückbleibt. Tabea Bach hat das bei mir geschafft: „Sterne über dem Salzgarten“ ist ein Nachhausekommen ins Méson Flor de Sal und greift noch einmal die tragenden Motive der Reihe auf. Heldin Julia muss sich ungeahnten Problemen stellen und ihr gesamtes diplomatisches Geschick in die Waagschale werfen, wenn es um Patenkind Emil oder ihre Angestellte geht. Farbe und Lebendigkeit erhält der Roman von der einzigartigen Landschaft La Palmas, den geschilderten kulinarischen Köstlichkeiten und den mittlerweile lieb gewonnenen Charakteren. Diese werden um neue Gesichter bereichert; so tritt der schottische Wissenschaftler Douglas auf den Plan, der im Observatorium die Sterne beobachtet – und ganz offensichtlich ein Auge auf Julia geworfen hat. Besonders schön zu sehen war in diesem Band, welche Entwicklungen einige Charaktere durchlaufen haben. Besonders Julias Bruder Jens, der immer für einen Konflikt gut war, lässt nun endlich hinter seine raue Fassade blicken, was das Verhältnis der Geschwister grundlegend ändert. Aber auch Julia selbst behauptet sich beeindruckend und zeigt sich reifer und selbstbewusster.

Was dem Finale die Krone aufsetzt, ist nichts weniger als der Vulkanausbruch, der La Palma 2021 erschütterte. Tabea Bach hat bereits in den Vorgängerbänden bewiesen, wie grandios sie actionreiche Szenen beherrscht, und so hält man auch hier vor Dramatik die Luft beim Lesen an.

Am Ende schafft es die Autorin meisterhaft, alle losen Fäden miteinander zu verknüpfen und nahezu alle Konflikte zu bereinigen. Dabei tappt sie jedoch nicht in die Falle eines allzu kitschigen Happy Ends, sondern einiges bleibt bewusst offen und vage, die Richtung jedoch angedeutet.

Ein fulminanter Abschluss einer wunderschönen Reihe!

Bewertung vom 29.06.2023
Cafè mit Sylt und Zucker
Schrenk, Michelle

Cafè mit Sylt und Zucker


ausgezeichnet

Ein Seestern auf der Suche nach dem Sommerglück

Kaum musste ich mich schweren Herzens vom Café mit Sylt und Zucker verabschieden, durfte ich nun mit Fine dorthin zurückkehren im zweiten Band der Sylt-Reihe. Fine will endlich etwas wagen, will endlich am Meer leben, und so bricht sie mit ihrer Freundin Tatti an die Nordsee auf. Den Job im „Café mit Sylt und Zucker“ hat sie so gut wie in der Tasche, und dazu hat sie per Tinder dafür gesorgt, dass auch an der Liebesfront etwas in Aussicht ist mit dem heißen Surferboy Matti. Der kann sein Glück kaum fassen, als Fine, sein „Seestern“, wie er sie im Chat liebevoll genannt hat, plötzlich in Natura vor ihm steht. Alles wäre so schön, wenn Fine nicht plötzlich feststellen müsste, dass sie nicht Mattis einziger Seestern ist! Ach Mist! Frustriert betrinkt sich Fine und entscheidet sich spontan zum nächtlichen Nacktbaden im Meer. Das wäre an sich ja vielleicht lustig, wenn sie danach nicht pudelnackig Jan in die Arme laufen würde. Zu allem Überfluss stellt sich heraus, dass Jan einer der Lieferanten des Cafés ist!

Es ist wieder einmal eine herrlich witzige Geschichte, die Michelle Schrenk uns hier in ihrem Café mit Sylt und Zucker serviert! Schlagfertige Wortwechsel, prickelnde Gefühle und ein wahnsinnig schönes maritimes Flair bilden die Zutaten für diesen wundervollen Sommerroman! Ich hatte viel Spaß beim Lesen, und vor allem war das Wiedersehen mit den Personen aus Band 1 so schön, die einem dort schon ans Herz gewachsen waren. Dazu gibt es jede Menge Verwicklungen, aber auch romantische Gefühle, und so langsam fühlt man sich schon bei den liebenswerten Bewohnern in Hörnum ganz zu Hause.

Ein wunderschönes Sommerbuch für romantisch-witzige Lesestunden am Strand!

Bewertung vom 27.06.2023
So weit der Fluss uns trägt
Read, Shelley

So weit der Fluss uns trägt


ausgezeichnet

Wild wie ein Fluss

Rau und ungezähmt, so ist die Landschaft Colorados.

Rau und ungezähmt, so fließt der Gunnison River durch diese Landschaft.

Rau und ungezähmt, so sind auch die Menschen in dieser Gegend.

Und mitten in all diesen rauen Gegebenheiten findet die zarteste aller Begegnungen statt, so zart wie ein Nash-Pfirsich, so zart ist die Begegnung der 17jährigen Victoria Nash mit Wilson Moon. Und wie ein reifer Pfirsich geradezu explodiert, wenn man in ihn hineinbeißt, so explodieren auch die Gefühle zwischen den beiden jungen Fremden, die einander plötzlich ganz nah und vertraut sind. Doch Wilson ist ein Fremder, ein Native American, und im Colorado des Jahres 1969 damit nicht willkommen. Und so wird das Raue, das Ungezähmte vor allem in Gestalt von Victorias Bruder Seth dem sanftmütigen jungen Mann zum Verhängnis. Und Victoria findet sich in einer ungeahnten Notlage.

Der Roman war für mich eine wahre Überraschung. Ich hatte mit Schilderungen des Lebens in Iola, Colorado, gerechnet, ehe die Stadt vom neu gebauten Staudamm geflutet wurde. Nicht jedoch hatte ich mich gegen die Flut von Gefühlen gewappnet, die mich mit dieser Erzählung überrollt hat. Victoria Nash ist eine außergewöhnlich stark ausgeformte Protagonistin, und so bin ich beim Lesen nicht nur in den Stausee, sondern auch in ihre Gefühlswelt völlig abgetaucht und wurde von ihren Nöten, ihrer Wut, ihren Ängsten und ihrem unbändigen Überlebenswillen mitgerissen wie in einem Strudel des Gunnison River. Die Autorin versteht es auf einzigartige Weise, Bilder vor dem inneren Auge entstehen zu lassen und uns in das Geschehen mitzunehmen. Ein aufwühlendes, intensives Leseerlebnis.

Für diesen Roman gibt es von mir eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 26.06.2023
Tinte und Knochen - Die Magische Bibliothek
Caine, Rachel

Tinte und Knochen - Die Magische Bibliothek


gut

Spannend und rätselhaft

Der Roman katapultiert uns in eine Welt, in der es echte Bücher nur in der Bibliothek von Alexandria gibt. Außerhalb sind Bücher streng verboten, was einige Schmuggler nicht davon abhält, Bücher heimlich weiterzugeben. Jess entstammt einer dieser Schmugglerfamilien, möchte diese Tradition aber nicht fortführen, denn diesen bedeuten die Bücher nichts, sondern sind für sie nur Schmuggelware, Jess hingegen liebt Bücher. Als Jess gezwungen wird, sich als Lehrling in die Bibliothek einzuschleusen, muss er feststellen, dass jeder dort ein Geheimnis hütet und nichts ist wie es scheint. Plötzlich stellt er die Ziele und Handlungen der Bibliothek in Frage.

Ich habe diesen Jugendroman im Buddyread mit meiner jüngsten Tochter gelesen. Dies war insbesondere deshalb interessant, weil sie eigentlich genau zur Zielgruppe dieses Buches gehört. Entsprechend unterschiedlich war unsere Rezeption. Für mich persönlich war die Handlung schwer nachvollziehbar, bereits der Einstieg war äußerst verwirrend. Besonders frustrierend waren die fehlenden Erklärungen für alle Vorgänge. Meiner Tochter hingegen fiel der Einstieg deutlich leichter, aber auch sie bemängelte fehlende Hintergründe und Zusammenhänge, so dass vieles nur vage und rätselhaft blieb. Insbesondere wie es zur Vormachtstellung der Bibliothek von Alexandria überhaupt kam, wird an keiner Stelle erläutert, das musste man beim Lesen einfach hinnehmen.

Die Handlung an sich war actionreich und spannend. Wenn man die fehlenden Informationen außer Acht ließ und sich auf die Geschichte einfach einließ, konnte diese durchaus mitreißen und in ihren Bann ziehen. Grundsätzlich kam das Buch eindeutig bei meiner Tochter besser als bei mir an, was für eine Leseempfehlung an jüngere Leser spricht.

Bewertung vom 25.06.2023
Mittsommerbriefe (eBook, ePUB)
Tietgen, Madita

Mittsommerbriefe (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Warm ums Herz wie in der Mittsommersonne

Nach dem Tod ihres geliebten Großvaters, bei dem sie aufgewachsen war, steht Alva ganz allein da mit der riesigen Aufgabe, dessen Buchhandlung „Ekströms Bokhandel“ in der Altstadt von Stockholm zu übernehmen. Diese steht, gelinde gesagt, kurz vor dem Ruin. Doch dann tritt Siljan in ihr Leben. Der junge Mann mietet sich in ihrer Buchhandlung ein, um dort in Ruhe arbeiten zu können. Was er ihr verschweigt? Dass er Schwedens erfolgreichster Thrillerautor ist und ihren Großvater sehr gut kannte. Dies droht ans Licht zu kommen, als Alva Briefe von dem großen Siljan Dahlberg an ihren Großvater findet. Weil er Vertrauensängste hat und unerkannt bleiben möchte, erfindet Siljan sich kurzerhand neu, und so glaubt Alva, zwei verschiedene Menschen in ihrem Leben zu haben: Siljan den Untermieter, und dazu einen Briefwechsel mit dem unbekannten Autor Siljan Dahlberg.

Wenn deutsche Autor:innen Romane in Schweden ansiedeln, zucke ich immer ein wenig zusammen, weil manchmal durch die hartnäckige Streuung des Wortes „hygge“ und ein paar aufdringlich platzierte Accessoires eine schwedische Atmosphäre erzwungen werden soll. Dabei ist Schweden doch so viel mehr und für mich vor allem ein Herzensland. Und dann kommt Madita Tietgen und erzeugt unaufgeregt, liebevoll und sehr authentisch ein wundervolles Setting in der Altstadt Gamla Stan von Stockholm und im Schärengarten, und beim Lesen wird mein Herz weit und froh. Nicht umsonst heißt ihre Reihe „Schweden im Herzen“, und das trifft so gut zu.

Die Geschichte um Alva und Siljan ist einfach nur herzerwärmend. Beim Lesen konnte man sich in beide Charaktere hervorragend hineinfühlen, mit ihnen leiden und trauern. Überhaupt sind alle Figuren bis in die kleinste Nebenbesetzung liebevoll ausgeformt. Nebencharaktere gibt es eigentlich gar nicht, sie füllen alle eine bedeutsame Rolle aus. Besonders gut gefiel mir, dass Alva als Heldin nicht naiv ist, sondern auch in Trauer und Schwäche eine starke Person ist. Es war so schön, der behutsamen Annäherung zwischen Alva und Siljan zuzusehen, wie sie sich langsam öffnen und weiterentwickeln. Auch weiß die Autorin wunderbare und lebendige Bilder zu erschaffen, die die übermächtigen Gefühle greifbar und nachfühlbar machen und tief berühren und sogar die Tränen fließen lassen. Diese Erzählung geht direkt ins Herz.

Große Leseempfehlung für diesen wunderbaren Roman.

Bewertung vom 20.06.2023
Gretas Versprechen / Die Winzerin Bd.3
Engel, Nora

Gretas Versprechen / Die Winzerin Bd.3


ausgezeichnet

Der Kreis schließt sich

Ein guter Wein braucht Zeit. Er muss angebaut, gepflegt werden. Selbst mit der Lese ist es noch nicht getan, denn ist er erst einmal gekeltert, kommt der lange Prozess der Lagerung, und erst mit viel Geduld und Können entfalten sich mit der Reife die hinreißendsten Aromen.

Ähnlich ist es mit guten Erzählungen. Auch die brauchen Zeit, müssen sich entfalten dürfen, Handlungsstränge wie Weinreben austreiben, und am Ende steht einfach nur das Genießen der Geschichte, wenn sich die losen Enden zusammenfügen.

„Gretas Versprechen“ ist der Abschlussband der Winzerin-Trilogie, und nachdem wir Greta von Kindheit an begleitet, mit ihr die 70er Jahre durchlitten und die 80er Jahre erlebt haben, später ihre Ehe mit Bruno und die Geburten ihrer vier Kinder, finden wir uns nun plötzlich im Jahr 2019 wieder. Die Kinder sind in alle Himmelsrichtungen verstreut, Greta ist seit knapp 20 Jahren spurlos verschwunden. Brunos plötzlicher Tod bringt dann jedoch Bewegung in die Geschichte, und so finden sich nach und nach fast alle Familienmitglieder wieder auf Gut Freudberg in der Pfalz ein.

Der letzte Teil der Reihe hält einige Überraschungen bereit, und es müssen noch zahlreiche Hindernisse überwunden und Geheimnisse aufgedeckt werden. Dennoch besteht dieser Band für mich vor allem aus purer Wiedersehensfreude mit vertrauten Charakteren und dem großen und spannenden Vergnügen, zu sehen, wie diese sich weiterentwickelt haben. Es fühlte sich beim Lesen an wie ein Nachhausekommen.

Ganz besonders berührend fand ich auch die in New York spielenden Szenen. Nachdem ich gerade erst dort gewesen war und teilweise genau diese Orte besucht hatte, gingen mir diese so richtig unter die Haut.

Für mich ein wirklich emotionaler Abschluss der wunderbaren Winzerin-Trilogie.