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vielleser18
Wohnort: 
Hessen
Über mich: 
Ich lese querbeet, am liebsten aus den Bereichen Historisch, Krimi/Thriller, Frauen und Fantasy

Bewertungen

Insgesamt 830 Bewertungen
Bewertung vom 24.03.2021
Das Licht in dir ist Dunkelheit
Voltenauer, Marc

Das Licht in dir ist Dunkelheit


ausgezeichnet

Ein Toter in der Kirche, nackt auf dem Altar drapiert, ein Messer im Herzen, so beginnt der Krimi von Marc Voltenauer. Schauplatz ist das (real existierende) malerisches Schweizer Bergdorf Gryon. Zufällig auch der Wohnort von Kommissar Andreas Auer, der die Untersuchung leitet. Ihm schwant schnell, dass eine derartige Zurschaustellung der Leiche nicht nur einen bestimmten Zweck verfolgt, sondern wahrscheinlich auch der Auftakt zu weiteren Morden ist. Und er sollte recht behalten. Es beginnt ein Wettlauf mit dem Mörder, der immer brutaler und in kürzeren Abständen mordet und dabei immer biblische Botschaften hinterlässt, deren Sinn die Ermittler enträtseln müssen. Geht es um Rache, Neid oder sind die Opfer zufällig ausgewählt?

Marc Voltenauer ist es gelungen einen sehr spannenden Krimi zu schreiben. Die Opfer werden grausam zugerichtet, dennoch kann man es lesen ohne Alpträume zu bekommen . Ein guter Ausgleich zu den reinen Krimimomenten ist hier das private Leben des Kommissars. Auer, sein Lebensgefährte und seine Kollegen bilden zudem ein eingespieltes Team, dass alles dran setzt um den Mörder zur Strecke zu bringen. Auch das Dorf und die Umgebung kommen so zur Geltung, dass man dem Ort am liebsten einen Besuch abstatten würde.

Hier passen die lebendigen Dialoge genauso wie die Gedankengänge, als Leser ist man ( fast) genau so unwissend wie der Ermittler. In eingeschobenen Kapitelabschnitten erfährt der Leser allerdings wie nah der Mörder sich in der Nähe der Ermittler bewegt. Das erhöht den Nervenkitzel beim Leser ohne den Spannungseffekt zu nehmen, denn bis fast zum Schluss bleibt seine Identität geheim. Am Ende laufen die Fäden zusammen. Die Auflösung lässt den Leser am Ende noch über Recht und Zorn und über so manches, was man erfährt Nachdenken und Einordnen.

Gefallen hat mir auch, dass es nicht nur eine Erzählperspektive gibt, in dem man dem Kommissar über die Schulter schauen kann, sondern auch aus Sicht des Mörders mehr erfährt. Rückblenden in die Vergangenheit rollen ein weiteres Bild auf, dass sich erst langsam dem Leser enthüllt.

Der Krimi erschien im Französischen bereits 2016 mit sehr großem Erfolg. Marc Voltenauer hat viel mit seinem Protagonisten Auer gemeinsam, auch er lebt mit seinem Partner in Gryon und hat u.a. auch Theologie studiert. Sein zweiter Vorname ist übrigens Andreas. Alle anderen Parallelen wären hier aber rein spekulativ

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Bewertung vom 24.03.2021
Prost, auf die Erben
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Erben


sehr gut

Ich liebe ja Krimis mit Lokalkolorit und Humor.
In "Prost auf die Erben" spielt sich (fast) alles im vermeintlich beschaulichen bayrischen Örtchen Brunngries in der Nähe vom Chiemsee (der hier auch eine Nebenrolle hat) ab.

In der Badewanne seiner Luxusvilla wird der Bauunternehmer Ludwig Holzinger tot aufgefunden. Schnell wird allerdings klar, dass hier so einiges nicht mit rechten Dingen zu gegangen ist, Ludwig ist weder freiwillig aus dem Leben geschieden noch eines natürlichen Todes gestorben, genauso wenig ist die heimische Badewanne der Tatort gewesen. Hauptkommissar Tischler, den Lesern aus dem (unabhängig zu lesenden) Band "Prost auf die Wirtin") bereits bestens bekannt, ermittelt wieder mit seinem Kollegen Fink. Sie müssen schnell feststellen, dass es so einige Kandidaten mit Motiven gibt. Die Suche nach dem wahren Täter bleibt daher spannend. Auch privat wird es bei Tischler interessant, denn zwischen ihm und Frau Dr. Neufeld scheint sich (endlich) was anzubahnen. Aber alles ganz gemach.....Tischler ist eher der ruhige Typ, der nichts überstürzen will. Beziehungen betreffend ist er eher unerfahren...und der neue Mord hat natürlich für ihn in jeder Lebenslage Vorrang. Zudem erfährt der Leser wieder ein bisschen mehr über seine bisher unbekannte, sehr geheimnisvolle Vergangenheit.

Mit viel Humor, bayerischem Charme einem interessanten Fall und interessanten Nebenschauplätzen hat mich Autor Friedrich Kalpenstein wieder fesseln können. Die Mischung aus Humor und Spannung ist wieder gelungen. Betonen möchte ich aber, dass hier Lokalkolorit, Schmankerl, Lebensart und Humor im Vordergrund stehen. Wen dies stören sollte, der sollte zu einem reinen Krimi greifen.
Ich freue mich schon auf den dritten Band, der im September erscheinen soll.

Bewertung vom 12.03.2021
Unter Wasser Nacht
Hauff, Kristina

Unter Wasser Nacht


ausgezeichnet

13 Monate ist es her. Damals ertrank Aaron auf bisher ungeklärte Weise, der einzige Sohn von Thies und Sophie. Die beiden leben seitdem aneinander vorbei. Ihre tiefe Freundschaft zu ihren Nachbarn Inga und Bodo und deren Vorzeige-Kindern ist zerbrochen. Schweigen umhüllt sie alle. Dann taucht eine Fremde in ihrem Leben auf, diese bringt Farben, Leben, Wünsche, Sehnsüchte, Schwung in ihren Alltag, aber sie bringt auch lang versteckte Geheimnisse ans Tageslicht.

Von Anfang an hat mich diese ganz besondere Atmosphäre, die die Autorin hier mit ihren Worten erzeugt, gefesselt. Anfangs ist die Handlung wie eine ruhige Flussfahrt, aber man spürt von Anfang an, das unter dem Schweigen der Protagonisten Untiefen und Strömungen lauern. Je mehr die Fremde in das Geschehen eingreift und Veränderungen bewirkt, desto mehr nimmt auch der Erzählstrom an Fahrt auf. Lange ist nicht klar, wohin die Reise geht, was sich hinter den Biegungen verbirgt, was geschah und was geschehen wird.

Es sind Freunde, Ehepaare, Familien. Jeder von ihnen hat sein Päckchen im Leben zu tragen. Sie schweigen sich an, gehen sich aus dem Weg. Jeder versucht für sich selbst und alleine das Geschehene zu verarbeiten. Die Fäden, die sie einst verbunden haben, sind unterbrochen.
Durch abwechselnde Erzählperspektiven bekommen die Akteure Tiefe und wirken daher sehr real, man schaut hinter ihre Fassaden und erkennt Neid und Schuldgefühle, Trauer, Scham, Hoffnungen, Ängste, Schmerz, Verlust, Wünsche...so viele unterdrückte und unausgesprochene Gefühle brodeln hier. Die Fremde wirbelt alles durcheinander.

Die Autorin hat hier das, was die Protagonisten nicht aussprechen können, nicht zugeben oder miteinander teilen wollen, sehr gut in Worte gefasst und dadurch eine ganz besondere Stimmung erzeugt. Auch das Aufbrechen der Wunden, das, was folgt, ist in eine sehr stimmige und sehr spannende Handlung umgesetzt worden.

Ich bin in diese Geschichte eingetaucht und habe mich mitreißen lassen. Unter Wasser Nacht ist eine eher ruhige Erzählung, die aber eine unglaubliche Sogwirkung entfaltet, je weiter man liest und die mich ziemlich gefesselt hat.
Die Autorin hat hier unter ihrem Pseudonym geschrieben, unter ihrem realen Namen Susanne Kliem schreibt sie erfolgreich Kriminalromane.

Bewertung vom 11.03.2021
Blutroter Schatten
Walter, Patricia

Blutroter Schatten


ausgezeichnet

Nervenkitzel pur. Der neue Thriller von Patricia Walter ist nichts für schwache Nerven!


Aber erst einmal zum Inhalt:
Eine grausame Mordserie beschäftigt die Münchner Kripo. Die Opfer haben eins gemeinsam, ihnen wurden die Ohren abgeschnitten und ein Zettel mit den Worten "mit den besten Empfehlungen von Thomas Rohde" wurde hinterlassen. Thomas Rohde, ebenfalls ein Serienmörder, sitzt allerdings seit 10 Jahren unter höchsten Auflagen in der forensischen Psychiatrie ein. Er verspricht der Kripo Hinweise auf den aktuellen Täter zu liefern, will diese aber nur seiner Tochter Samantha (Sam) mitteilen. Sam hat seit seiner Verhaftung jeden Kontakt zu ihm abgebrochen. Sie willigt ein ihn zu besuchen, nicht ahnend, auf was sie sich wirklich einlässt....

Autorin Patricia Walter hat mich mit "blutroterschatten von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Die abwechslungsreichen Sichtweisen erzeugen genauso einen unheimliche Sogwirkung wie der atemberaubende Wettlauf der Kripo den Täter zu fassen. Doch genau wie Thomas Rohde sein ganz eigenes Spiel mit den Beamten spielt, hat auch der Täter immer die Nase vorn und ist nicht zu fassen. Er wird zudem immer gefährlicher und agiert von Fall zu Fall grausamer.

Psychologisch sehr gut aufgebaut, fiebert man beim Lesen mit Sam, jedes neue Opfer lässt einen atemlos weiterlesen. Der Spannungsbogen bleibt konstant sehr hoch, von der ersten Seite bis zum Epilog. Vor allem die Entwicklung von Sam, deren Sicht eine zentrale Rolle in dem Thriller einnimmt, ist authentisch geschildert. Gefallen hat mir aber auch, dass auch aus Sicht von dem Mörder, von Rhode und auch der Kripo erzählt wird. Dennoch bleibt der Leser immer im Dunkeln, was als nächstes passiert. Der Spannungsbogen bleibt dadurch konstant hoch.

Ein wahrer Pageturner, ein richtig packender Thriller, allerdings nichts für schwache Nerven , ansonsten sind schlaflose Nächte vorprogrammiert. Am Ende kommt dann noch eine ganz besondere Zugabe beim Nachwort, das mir dann wirklich noch ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Da war die Autorin ziemlich kreativ!

Bewertung vom 03.03.2021
Noch ganz dicht?
Bulla, Birgit

Noch ganz dicht?


sehr gut

Ein Ratgeber, der amüsant zu lesen ist und dennoch den Aufbau der Blase und die verschiedenen "Fehlfunktionen" (so nenne ich es Mal) gut erklärt und vor allem Tipps zur Besserung gibt.

Zielgruppe sind vor allem jüngere Frauen, die unter häufigen Blasenentzündung, Reizblase oder Blasenschwäche leiden. Autorin Birgit Bulls ist selbst betroffen, von Beruf Journalistin und hat daher recherchiert und das Thema aufgearbeitet. Es ist kein hochwissenschaftlicher Ratgeber, sondern leicht zu lesen und zu verstehen. Wer sich schon selbst tief in die Materie eingelesen hat, für den ergibt sich vielleicht nicht allzu viel neues, aber für alle anderen ist es ein hilfreicher Ratgeber.

Zum Inhalt:

- Die Blase und ihre Arbeitskolleginnen

- Wissenswertes über das Wasserlassen

-Blasenentzündungen

-Blasenfunktionsstörungen

-Blasenschwäche und Inkontinenz

-Schwangerschaft und Blase

-Pflege für die Blase


Die Inhaltsangabe ist vorweg gestellt und noch einmal unterteilt in viele Unterbereiche, so dass man auch immer mal schnell nachschlagen kann. Zum Abschluss gibt es noch ein paar witzige Anekdoten rund um die Blase, ein paar Links zu weiterführenden Portalen runden den Ratgeber ab. Übrigens hat die Zwillingsschwester der Autorin, Annette Bulla, die ergänzenden Zeichnungen im Buch gemacht, die genau zum Ton und Stil des Buches passen: witzig, aber erklärend.

Bewertung vom 02.03.2021
Die Schwestern Chanel
Little, Judithe

Die Schwestern Chanel


sehr gut

Der Roman beginnt 1897, die drei Chanel- Schwestern Gabrielle, Antoinette und Julia-Berthe leben in einem Kloster. Die Halbwaisen wurden zwei Jahre zuvor, nach dem Tod der Mutter, von ihrem Vater dort abgegeben. So beginnt der historische Roman.


Einfühlsam und bewegend erzählt die Autorin @judithelittle von den ersten Jahrzehnten der Schwestern. Aus Sicht von Antoinette erzählt Little von den Schwierigkeiten, der Armut, der untersten Klassengesellschaft, in der sie leben und dem Bestreben sich davon zu befreien, von dem Streben nach Unabhängigkeit und Selbständigkeit. Einem Weg, den vor allem Gabriella, die als Coco Chanel berühmt werden wird, konsequent, -und vor allem später auch erfolgreich- verfolgt.
Coco Chanel ist ihrer Zeit weit voraus, sie ist unkonventionell und mutig. Sie eckt an, prägt später allerdings nicht nur die Modewelt, sondern setzt Trends und ist überaus kreativ. Doch der Erfolg fiel ihr nicht in den Schoß.
Hinter der erfolgreichen Geschäftsfrau steckt auch ein Mensch, der sich diesen Weg erkämpfen musste, der viele Verluste und Ablehnung verkraften musste und eine Frau, die Freiheit, Anerkennung, aber vor allem Liebe gesucht hat.

Sehr gelungen ist der Blickwinkel aus Sicht der jüngeren Schwester, die viele Jahre das Leben von Gabrielle, der späteren Coco, begleitet hat. Dadurch konnte die Autorin die bekannten geschichtlichen Fakten nutzen und ihnen Leben einhauchen. Die Perspektive war für mich sehr passend.

Die beiden Schwestern haben so einiges miteinander erlebt und haben sich aus sehr ärmlichen Verhältnissen herauskämpfen müssen. Dies als Leser nicht nur durch einen trockenen Lebenslauf abzulesen, sondern es in einem abwechslungsreichen Roman zu lesen, bedeutet für mich, historische Ereignisse bildhaft und interessant zu vermitteln. Dies ist hier der Autorin sehr gut gelungen. Die Autorin hat sich intensiv mit dem Leben der Chanel Schwestern beschäftigt und die wahren, belegten Begebenheiten mit künstlerischen Freiheiten zu einer sehr fesselnden Geschichte verknüpft

Wichtig ist mir dabei immer, dass in einem Nachwort Fakten von fiktiven Begebenheiten getrennt werden. Judithe Little hat nicht nur eine Zeitleiste dem Roman hintenan gestellt, sondern auch ein ausführliches Nachwort. . Dieses wirklich ausführliche Nachwort zeigt auf, was belegt und was aufgrund dünner Quellen ausgeschmückt wurde und beschreibt kurz das weitere Leben der Protagonisten.

"Die Schwestern Chanel ist eine sehr interessante und spannend zu lesende Lektüre, bei der mir vor allem Antoinette als erzählende Figur sehr gut gefallen hat. Am Ende des Romans habe ich dir letzten Seiten mit Wehmut gelesen.

4,5 Sterne von mir !

Bewertung vom 02.03.2021
Erinnerungen aus Glas
Dobson, Melanie

Erinnerungen aus Glas


sehr gut

Josie und Eliese sind Kindheitsfreundinnen, 1942 sind sie 19 Jahre alt und leben in Amsterdam. Josie macht eine Ausbildung an einem Lehrerkolleg, an dem auch ein Kinderheim angeschlossen ist. Sie wähnt Eliese in London und in Sicherheit, denn diese ist Jüdin. Die Niederlande sind inzwischen besetzt. Doch Eliese ist schon seit zwei Jahren wieder zurück, aber sie hält ihre Rückkehr genauso geheim wir ihren (unehelichen) Sohn. Während Josie Helferdienste für eine Widerstandsgruppe im Untergrund ausübt, sieht sich Eliese gezwungen als Registrierungshelferin für den Judenrat zu arbeiten und Listen von Menschen anzufertigen, die aus Amsterdam in den Osten gebracht werden... ein Theater gegenüber dem Kinderheim dient als Sammelstelle.

Im zweiten Erzählstrang geht es um Ava, die sich auf die Spurensuche nach der Vergangenheit ihrer Familie macht und dabei auf ein dunkles Geheimnis stößt.

Ein Roman, der mich gerade in dem Erzählstrang, der in der Vergangenheit spielt, sehr berührt hat, denn diese Geschichte beruht zudem im Kern nach auch noch auf wahren Begebenheiten. Hier wurde der Geschichte Gesichter gegeben und man fühlt sehr mit. Der zweite Erzählstrang ist meines Erachtens ein bisschen überfrachtet mit Verwicklungen und auch Zufällen, dennoch wurde auch hier Spannung erzeugt und die Fäden wurden am Ende gelungen verknüpft.

Der Erzählstil der Autorin ist sehr fesselnd und man taucht ein in das Leben der Protagonisten. Man fühlt sich mitten im Geschehen beim Lesen. Gerade die historischen Ereignisse bewegen. Gelungen finde ich auch, dass im Nachwort die Autorin dazu Anmerkungen zu den wahren Begebenheiten gibt.

Ein Roman, der Historie lebendig macht und den ich ziemlich schnell verschlungen habe. Eine bewegende Geschichte.

Bewertung vom 27.01.2021
Engelsgrund / Born-Trilogie Bd.3
Geschke, Linus

Engelsgrund / Born-Trilogie Bd.3


ausgezeichnet

Nach Tannenstein und Finsterthal ist nun der finale Band der Born-Trilogie erschienen. Und was für ein Hammerbuch. Beim Lesen erlebt man ein auf und ab der Gefühle. Man fühlt und fiebert mit, man weiß nicht, auf welche Seite man sich schlagen kann, man fühlt mit Opfern, aber auch mit so manchem Täter. Warum? Jeder hat hier anscheinend gute und schlechte Seiten, als Leser muss man sich damit auseinandersetzen. Es gibt bei den Protagonisten viele Grau-Schwarz-Schattierungen - auch etwas, über das man beim Lesen nachdenken kann. Über Recht und Gewalt, staatliche Ordnung und Machtlosikgeit, Selbstjustiz und Machtspiele. Auch Born ist dabei keine Ausnahme, handeln er und Carla Diaz doch auch nicht immer nach Vorschrift und Recht. Hauptthema ist aber die Sekte, in der sich Malin, Carmen Diaz Tochter, befindet. Dazu liefert der Autor auch viele Verweise auf andere Sekten, die ein brutales Ende genommen haben, was natürlich auch wieder die Spannung hier steigert.

In dem finalen Band erfährt man auch einiges aus der Vergangenheit der Protagonisten, um die Gegenwart und das Handlen im Heute zu verstehen. Währenddessen geht es in der Handlung Schlag auf Schlag weiter. Man ist mitgerissen, man wird zum Miträtseln angeregt, man hat aber auch kaum Zeit, um selber Ideen den gesuchten Täter betreffend, anzustellen, so abwechslungsreich und vor allem spannungsgeladen ist hier die Erzählweise. Als Leser muss man so manche Theorie, auf die man sich eingelassen hat, verwerfen ....und dann kommt das grandiose Ende und toppt nochmal alles.

Um das geht es:
Malin, die Tochter von Borns ehemaliger Kollegin und guter Freundin Clara, ist aus Berlin verschwunden und lebt in einer sektenähnlichen Gemeinschaft in den Ardennen, im Engelsgrund. Nachdem dort zwei Frauen auf bestialische Weise ermordet worden sind, versucht Born sie von einer Abkehr zu überzeugen....als dies scheitert, greift Born zu einem gewagten Mittel, um Malin vor der Gefahr, in der sie schwebt, zu retten: er bittet seinen alten Gegner, den Russen Andrej Wolkow, um die Einlösung einer Ehrenschuld.


Fazit:

Engelsgrund kann natürlich auch ohne das Vorwissen der anderen beiden Bände gelesen werden, aber um die ganze Entwicklung mitzuverfolgen, empfehle ich die Reihe von Anbeginn zu lesen.

Ob Engelsgrund der "spannendste" Teil von den drei war, sei dahin gestellt, er war auf alle Fälle sehr sehr spannend. Zudem empfand ich ihn als denjenigen Band, bei dem ich auf alle Fälle am meisten aufs "Glatteis" geführt wurde, mit vielen überraschende Wendungen, vor allem mit sehr vielschichtigen Protagonisten und sehr abwechslungsreich erzählt. Die wechselnden Sichtweisen mit Cliffhangern beim Wechsel haben dafür gesorgt, dass man dieses Buch in rasantem Tempo liest. Für mich war es der beste Band der Reihe, wenn auch mit Finsterthal auf gleicher Höhe.

Eine Geschichte, bei der man auch nach dem Zuklappen noch viel drüber nachdenken kann. Der krönende Abschluss der Born-Trilogie.

Bewertung vom 21.01.2021
Ladies
Highsmith, Patricia

Ladies


ausgezeichnet

In dem Band "Ladies" hat der Diogenes Verlag frühe, zum Teil noch nie veröffentlichte Kurzgeschichten der Autorin Patricia Highsmith (1921-1995) veröffentlicht. Zum 100, Geburtstag, wenn sie denn so alt geworden wäre, hat der Verlag diesen Band mit neuen und alten Kurzgeschichten herausgegeben. Die Stories entstanden zwischen 1937 und 1949, man merkt es auch am Sprachgebrauch und den geschilderten Lebensumständen.

Faszinierend empfand ich, dass die Autorin mit winzigen Streiflichtern, kurzen Sequenzen und manchmal nur durch Momentaufnahmen verschiedenste Protagonisten beschreiben konnte, aber dem Leser in jeder Geschichte nur einen Ausschnitt aus dem jeweiligen Leben des Protagonisten oder der Protagonistin beschreibt. Das kann ein Nachmittag umfassen, einen Tag oder eine kurze Periode. Dann ist die Geschichte auch schon zu Ende, oft kann man -oder muss man sogar- die Geschichte weiterspinnen. Es regt zum Nachdenken an. Manchmal fühlt man sich ein Voyeur, ein heimlicher Beobachter. Jede Geschichte ist anders und einzigartig. Sie handeln von einem Au-Pair Mädchen, dass aus Liebe ein Haus anzündet; von zwei jungen Müttern, die sich im Park begegnen; einem Schneckenforscher; einer Frau, die aus ihrer Ehe flieht, einer Frau, die Hilfe beim Psychiater sucht; und und und. Alle sehr unterhaltsam und am besten in Häppchen zu genießen.

Ich bin normalerweise kein Typ von Kurzgeschichten, aber diese hier haben es mir wirklich angetan und haben mich sehr gefesselt.

Bewertung vom 21.01.2021
Auf sieben Beinen
Sturm, Fine

Auf sieben Beinen


ausgezeichnet

Eintauchen und abtauchen, so erging es mir bei diesem abwechslungsreichen, gefühlvolle erzähltem Buch mit ziemlich viel Tiefgang der Jungautorin Fine Sturm . Es geht um ein nicht bewältigtes Trauma, Hunde, eine fast 30jährige liebenswerte, aber anfangs sehr sture und gehemmte Protagonistin, um Freundschaft, aber natürlich auch um Liebe. Fast 400 Seiten und ich habe knapp 2,5 Tage dafür gebraucht, so sehr hat mich diese Geschichte gefesselt.