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Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 989 Bewertungen
Bewertung vom 18.02.2022
Die Vanderbeekers und der versteckte Garten / Vanderbeekers Bd.2
Glaser, Karina Yan

Die Vanderbeekers und der versteckte Garten / Vanderbeekers Bd.2


ausgezeichnet

»Ein Garten. Das wäre etwas, was wir für Miss Josie und Mr. Jeet tun könnten. Miss Josie bittet sonst nie um irgendwas, aber sie redet jetzt schon seit Jahren von diesem Garten. Und Mr. Jeet fehlt es, dass er draußen sein und sich mit seinen Freunden treffen kann. Wir könnten ihn mit dem Garten überraschen, wenn er aus dem Krankenhaus zurückkommt.«

Die Vanderbeekers lernte ich mit einem Weihnachtsbuch kennen. Sofort eroberte diese tolle Familie aus Harlem mein Herz und mir war klar, dass ich mehr von ihnen lesen wollte. Die Vanderbeekers, das sind neben den Eltern fünf Geschwister, ein Junge und vier Mädchen. Sie sind grundverschieden, alle haben unterschiedliche Vorlieben und Talente. Natürlich gibt es Differenzen und Eifersüchteleien, aber was sie auszeichnet ist ein großer Zusammenhalt, wenn es darauf ankommt.

So wie im aktuellen Fall. Miss Josie und Mr. Jeet sind so was wie Großeltern für die Kinder. Als richtig gute Nachbarn helfen sie bei der Kinderbetreuung, denn die Eltern sind einfache Leute, alles andere als Großverdiener, und daher ständig beschäftigt, um Geld für den Unterhalt der großen Familie zu verdienen. Das tun sie mit enormem Einsatz und viel Liebe. Und einen solchen Einsatz zeigen nun auch die Kinder, als es darum geht, für die Lieblingsnachbarn einen Garten auf einem verwilderten Grundstück in der Nähe anzulegen. Mr. Jeet, der gerade mit einem Schlaganfall im Krankenhaus liegt, soll sich dort wohlfühlen, wenn er wieder nach Hause kommt.

Die Kinder knien sich voll rein, schuften jeden Tag und investieren all ihr Ersparnisse, um Gartengeräte und Pflanzen zu erwerben. Der Traum vom Garten scheint wahr zu werden, doch dann taucht ein Makler mit Bebauungsplänen für das Grundstück auf. War nun alles vergebens? Anfangs macht sich Verzweiflung breit, doch die Vanderbeekers geben nicht so leicht auf…

Meine Güte, was habe ich mit den Geschwistern gezittert! Obwohl ich mir natürlich dachte, dass es ein gutes Ende geben wird, war das Buch sehr spannend. Witzige Momente gab es natürlich auch und dazu die liebenswerten Eigenarten der Kinder, über die ich immer wieder schmunzeln konnte. Gut gefielen mir auch die Illustrationen im Buch, die häufig Bilder des Gartens und von Pflanzen zeigten, aber auch die Wohnung der Vanderbeekers oder gleich vorne eine große Karte ihres Stadtteils, in dem alle wichtigen Orte der Handlung eingezeichnet sind.

Fazit: Ich liebe diese Familie! Eine spannende und witzige Geschichte, bei der sicher jeder einen oder mehrere Lieblingscharaktere finden wird.

Bewertung vom 15.02.2022
Wen der Tod betrügt / Kripochef Alexander Gerlach Bd.15
Burger, Wolfgang

Wen der Tod betrügt / Kripochef Alexander Gerlach Bd.15


sehr gut

»Obwohl nach wie vor alle Indizien auf einen Selbstmord hindeuteten, sagte mir mein Instinkt, dass irgendetwas faul war an Juliana von Lembkes Tod.«

Eine Leiche im Fluss, keine Hinweise auf Gewalteinwirkung und dazu eine Abschieds-SMS auf dem Handy des Ehemanns – alles deutet darauf hin, dass Juliana von Lembke freiwillig von einer Brücke in den Tod sprang. Aber irgendein Gefühl warnt Alexander Gerlach, den Chef der Kripo Heidelberg, die Akte einfach zu schließen. Er beginnt zu ermitteln und entdeckt immer mehr Ungereimtheiten, zum Beispiel schlicht und ergreifend kein Motiv für einen Selbstmord. Die Tote war eine Top-Managerin, gehörte zur absoluten Elite, reich, erfolgreich, begehrt und gefürchtet zugleich. Eine Frau, die sich neben dem Ehemann diverse Liebhaber hielt und niemals Skrupel zeigte. Wäre da ein Mord nicht viel wahrscheinlicher…?

An Verdächtigen für einen möglichen Mord ist bald schon kein Mangel. Zudem wird um ihre aktuellen beruflichen Aktivitäten ein Geheimnis gemacht, war Juliana möglicherweise in etwas Illegales verstrickt? Als der nächste Tote aus ihrem Umfeld aufgefunden wird, ist endgültig Alarmzustand im schönen Heidelberg angesagt.

Ich mag diese Krimireihe, habe mit diesem hier bereits dreizehn Bände gelesen. Zwei fehlen mir irgendwo (das hier ist Band 15), aber das macht nichts. Es gibt zwar einige nette private Handlungsstränge, denen kann man aber auch ohne Vorkenntnisse gut folgen. Alexander ist alleinerziehender Vater von fast erwachsenen Zwillingstöchtern, das ist recht unterhaltsam zu lesen. Ziemlich lebensnah empfand ich auch den Stress, den er mit seinen eigenen, aktuell schwer zerstrittenen, Eltern hat.

Den Stil mag ich, er liest sich locker und hat oft einen sarkastischen Unterton. Spannend wird es auch, Alexander und sein Team werden mächtig gefordert. Überhaupt sein Team: Ein paar sehr unterschiedliche Charakterköpfe, die alle sehr sympathisch wirken. Wenn ich etwas an Alexander zu bemängeln habe, dann seine Art, manchmal zu viel im Gespräch mit Zeugen und/oder Verdächtigen preiszugeben. Das wirkt unprofessionell von einem Kripochef, aber irgendeine Schwäche hat ja jeder.

Fazit: Ein weiterer spannender Band dieser umfangreichen Reihe. Ich fühlte mich gut unterhalten und lese gerne weiter.

Bewertung vom 13.02.2022
Dunkler Grund / Theo Krumme Bd.7
Berg, Hendrik

Dunkler Grund / Theo Krumme Bd.7


gut

»Krumme hockte sich hin, betrachtete die Tote nachdenklich. Für einen Augenblick verspürte er tiefe Trauer. … Bei seiner früheren Arbeit bei der Neuköllner Sitte hatte er schlimmer zugerichtete Opfer gesehen. Aber das war etwas völlig anderes gewesen. Berlin war eine Großstadt, in deren dunklen Ecken sich viele unheimliche Überraschungen versteckten. Aber hier in den friedlichen Norden gehörte so ein Anblick einfach nicht hin.«

Kommissar Krumme ist erschüttert. So sehr liebt er seine neue Wahlheimat in Nordfriesland – und nun steht er vor der Leiche einer jungen Frau, die erstochen auf einer Segeljacht im Husumer Hafen liegt. Ein schreckliches Ende für die in der Gegend sehr beliebte Nantje. Niemand kann sich vorstellen, weshalb jemand einen Grund haben könnte, sie zu ermorden. Krumme verdächtigt, im Gegensatz zu seinen Kollegen, den Ehemann. Doch dann ist der plötzlich verschwunden…

Der siebte Fall für Theo Krumme, ich habe alle Teile gelesen und mag die Reihe sehr. Wie auch in den Vorgängerbänden darf man sich hier über eine tolle Atmosphäre und eine spannend geschriebene Handlung freuen. Dazwischen gibt es unterhaltsame Abschnitte, beispielsweise mit Krummes Versuchen, seinen Hund zu erziehen. Auch Harke, ein sehr spezieller Charakter, hat wieder einen seiner typischen Auftritte mit Kultcharakter.

Der Fall war auch durchaus reizvoll, Krummes Ermittlungstätigkeiten haben mich aber diesmal enttäuscht, das kann er besser. Alles wirkte auf mich leicht gezwungen, manchmal zufällig und planlos. Trotzdem fühlte ich mich von dem flott zu lesendem Buch gut unterhalten und werde auch den nächsten Band wieder lesen.

Fazit: Es gab schon bessere Fälle für Krumme, aber das Buch liest sich flott und unterhaltsam.

Bewertung vom 04.02.2022
Demon - Sumpf der Toten / Pendergast Bd.15
Preston, Douglas;Child, Lincoln

Demon - Sumpf der Toten / Pendergast Bd.15


sehr gut

»Und Sie glauben tatsächlich, dass dort drin ein Mensch eingemauert war?«
»Ja.«
»Und dass dieser ganze Diebstahl inszeniert worden ist … um das Skelett fortzuschaffen?«
»Zweifellos.«

Die Tatsache, dass New York City momentan „auf deprimierende Art frei von Serienmördern“ ist und die Verlockung einer sehr seltenen Flasche Wein als Bezahlung lässt Special Agent Pendergast einen für ihn höchst ungewöhnlichen Auftrag annehmen. Als Privatermittler macht er sich auf in die Kleinstadt Exmouth, um dort den Diebstahl einer wertvollen Weinsammlung aufzuklären. Bei der Untersuchung des Tatorts macht er jedoch eine gruselige Entdeckung, nämlich eine frisch zugemauerte Nische und dahinter ganz eindeutige Hinweise, dass ein Mensch dort lebendig zum Sterben eingemauert wurde. Das Skelett jedoch fehlt. Ein großes Rätsel und genau die richtige Herausforderung für Pendergast. Gemeinsam mit Constance Green macht er sich an die Ermittlungen und stellt schnell fest, dass das so harmlos wirkende Städtchen eine sehr dunkle Vergangenheit hat…

Ich glaube, ich habe schon einige Male erwähnt, dass diese Reihe eine meiner Lieblingsreihen ist? Auch dieses Buch machte wieder viel Spaß! Der Fall wirkt skurril: Warum stiehlt jemand ein Skelett? Und natürlich folgen weitere Verbrechen, beispielsweise der rätselhafte Tod eines Historikers, der vor Ort forschte. War er einer Sache auf der Spur, die in der Stadt lieber verschwiegen wird? Constance, die Pendergast vor allem bei den historischen Nachforschungen unterstützt, stößt auf einige sehr mysteriöse Dinge in der Stadtgeschichte.

In der Summe ergibt das einen interessanten Mix aus Thriller, etwas Mystery und einem Schuss Horror. Mir gefielen besonders eine überraschende Entwicklung und mal wieder die Tatsache, dass die Autoren großen Wert auf starke Frauencharaktere legen. Constance ist entscheidend an der Aufklärung beteiligt und ohne ihre Mitwirkung wäre Pendergast aufgeschmissen. Zudem ist sie ein mindestens so ungewöhnlicher Charakter wie Pendergast selbst. Ich denke nur, dass Leser, die die Vorgängerbände nicht kennen, ihre Besonderheiten nicht richtig einordnen können.

Etwas traurig war ich, dass D’Agosta nicht dabei war. Auch auf Corrie, Margo oder Laura hoffte ich vergeblich. Dafür taucht am Ende mal wieder ein unliebsamer Besuch aus Pendergasts Vergangenheit auf und macht richtig Ärger. Dieses Problem wird wohl erst im kommenden Band gelöst, ich werde es bald herausfinden.

Fazit: Eine Reihe mit Suchtpotential. Faszinierende Charaktere tun spannende Dinge – das mag ich sehr!

Bewertung vom 30.01.2022
Old Bones - Das Gift der Mumie / Nora Kelly und Corrie Swanson Bd.2
Preston, Douglas;Child, Lincoln

Old Bones - Das Gift der Mumie / Nora Kelly und Corrie Swanson Bd.2


ausgezeichnet

»Hören Sie, Sie sind diejenige, die an meiner Ausgrabungsstätte aufgetaucht ist und mich um Hilfe angefleht hat. Sie haben mein Interesse an der Sache geweckt, und zwar im genau falschen Moment meiner beruflichen Laufbahn. Und jetzt werden wir das Richtige tun und aufdecken, was da passiert ist, die ganze Geschichte.«

Der zweite Fall für die junge FBI-Agentin Corrie Swanson und die Archäologin Dr. Nora Kelly – ich war sehr gespannt und wurde nicht enttäuscht! Die beiden starken Frauencharaktere gehen sich regelmäßig fürchterlich auf die Nerven, ergänzen sich aber sehr gut.

Als in der Geisterstadt High Lonesome eine mumifizierte Leiche gefunden wird, erkennt Corrie, dass sie für die weiteren Untersuchungen Nora hinzuziehen sollte. Die Ausgrabungen bringen dann auch faszinierende Erkenntnisse: Das Opfer starb einen fürchterlichen, ganz und gar nicht natürlichen Tod und hatte ein historisch bedeutendes, enorm wertvolles Goldkreuz bei sich. Und aus irgendeinem Grund scheint dieses alte Verbrechen auch Kreise in die Gegenwart zu ziehen. Es wird gefährlich!

Die folgenden Ermittlungen gestalten sich spannend und faszinierend. Nora zieht wieder alle Register ihrer Fähigkeiten als Archäologin, da wird ausgegraben, Funde werden untersucht und analysiert und Corrie tut dasselbe mit ihren Kenntnissen als forensische Anthropologin. Wie immer bei den Thrillern von Preston und Child liegt ein Fokus auf den wissenschaftlichen Vorgängen und Methoden, ich mag das sehr.

Was diesmal für einen zusätzlichen Unterhaltungswert sorgt, sind die Örtlichkeit samt interessanter Historie und einige Charaktere, die dem Ganzen einen ordentlichen Touch von Wildem Westen verleihen. Das habe ich sehr gerne gelesen! Großen Spaß hatte ich auch an einem Kurzauftritt meines absoluten Lieblingscharakters der beiden Autoren. Diesen gab es auch im ersten Band und ich hoffe, dass daraus ein Running Gag wird.

Fazit: Eine Schatzsuche, interessante Historie und das FBI im Wilden Westen. Das hat Spaß gemacht und ich bin schon jetzt gespannt, was den Autoren für den im Sommer erscheinenden dritten Band eingefallen ist.

Bewertung vom 23.01.2022
Old Bones - Tote lügen nie / Nora Kelly und Corrie Swanson Bd.1
Preston, Douglas;Child, Lincoln

Old Bones - Tote lügen nie / Nora Kelly und Corrie Swanson Bd.1


sehr gut

»Ist irgendjemand aus diesem Lost Camp gerettet worden?«
»Eine Person. Als der Retter dort oben ankam, waren alle tot – bis auf einen Mann namens Peter Chears, der wirres Zeug redete und kurz danach, völlig wahnsinnig geworden, starb. Was der Retter in dem Lager sah, war ziemlich entsetzlich. Er hat jemandem kurz von seinen Erlebnissen berichtet, der es sich einprägte, er selber hat danach aber nie wieder davon gesprochen.«

Im Jahr 1846 erlangte eine Gruppe von Siedlern, genannt die Donner-Gruppe, in der Sierra Nevada traurige Berühmtheit. Von einem Schneesturm überrascht und eingeschlossen versuchten sie, durch Kannibalismus zu überleben. Eine grauenhafte Vorstellung, auch den Schock der Retter kann man sich leicht vorstellen.
In der Jetztzeit hat sich die Archäologin Dr. Nora Kelly auf die Suche nach bislang noch unentdeckten Teilen der Siedlergruppe gemacht. Mitten in ihre Ausgrabungen platzt eine junge FBI-Agentin namens Corrie Swanson, die einen Zusammenhang zwischen den dort erhofften Funden und einigen aktuellen, höchst ungewöhnlichen Verbrechen, sieht. Dabei kann es sich doch aber nur um Hirngespinste einer übereifrigen Anfängerin handeln, oder?

Auf dieses Buch war ich sehr neugierig gewesen. Die Pendergast-Reihe der beiden Autoren zählt zu meinen Lieblingsreihen, Corrie Swanson ist mir dabei schon einige Male als Nebencharakter begegnet und ich verfolgte ihre Entwicklung von einem rebellischen Teenager hin zu einer jungen Frau, die gelernt hat, ihr Potential zu nutzen. Als junge Agentin, frisch von der Akademie und mit einer Spezialisierung als forensische Anthropologin, hat sie viel Wissen gesammelt, aber Erfahrung hat sie natürlich noch keine. Entsprechend hat sie große Schwierigkeiten, sich zu behaupten und dass sie eine junge Frau ist, sorgt für noch mehr Vorurteile ihr gegenüber. Als sie nun die Spur einiger aktueller Verbrechen zu der Ausgrabungsstätte eines historischen Dramas führt, glaubt niemand ihren Theorien und sie erwirbt sich in kürzester Zeit den Status einer Nervensäge.

Auch Nora Kelly war mir bereits aus der Pendergast-Reihe bekannt. Ihr Vorteil gegenüber Corrie ist der, dass sie bereits eine renommierte Wissenschaftlerin ist und mit Recht ein ordentliches Selbstbewusstsein besitzt. Stur ist sie allerdings auch und wenn ihr jemand auf die Nerven geht und ihre Arbeit stört, kann sie mächtig schwierig werden. In der Summe ergibt das eine reizvolle Grundlage für die Zusammenarbeit eines ungleichen Gespanns.

Wie immer bietet auch dieses Buch der Autoren Preston und Child einen Mix aus Thriller und wissenschaftlichen Elementen. Die Grundlage bildet eine fiktive Handlung, die rund um die historischen Ereignisse gestrickt wird. So etwas mag ich sehr. Die Spannung baut sich dabei langsam und unterschwellig auf, auch das fand ich gelungen. Und letztlich sind beide Protagonistinnen sehr starke Frauen, die sich bei jedem Zusammentreffen gegenseitig nerven und zugleich wunderbar ergänzen. Ich freue mich auf weitere Fälle für die beiden!

Fazit: Dieses Autorenteam ist einfach klasse, die Zusammenarbeit einer Archäologin und einer jungen FBI-Agentin spannend und unterhaltsam zugleich.

Bewertung vom 16.01.2022
Der dunkle Bote / August Emmerich Bd.3
Beer, Alex

Der dunkle Bote / August Emmerich Bd.3


ausgezeichnet

»Der Tod war nicht das Schlimmste. In Zeiten wie diesen war er das nie.«

Wien, im November 1920. Die Stadt leidet nach wie vor unter den Folgen des 1. Weltkriegs. Große Teile der Bevölkerung sind arbeitslos, hungern und kämpfen täglich ums Überleben. Der Schwarzmarkt blüht und Verbrecherbanden treiben ihr Unwesen. Kriminalinspektor August Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter von der Abteilung Leib und Leben können sich über mangelnde Arbeit nicht beklagen – und nun beschäftigt sie auch noch ein grausamer Mordfall samt bizarrem Bekennerschreiben, der innerhalb von wenigen Tagen zu einer Serie wird.

Privat findet Emmerich ebenfalls keine Ruhe, denn immer noch sucht er nach seiner Lebensgefährtin Luise, die mitsamt ihren Kindern entführt wurde. Und letztlich treibt ihn die Sorge um die Zustände in der Gesellschaft um, was aus der vielen Not, der Gewalt und den politischen Unruhen entstehen könnte. Keine ungerechtfertigte Sorge, wie sich bald herausstellen wird…

Schon die ersten beiden Bände der Reihe gefielen mir sehr und auch dieser hier konnte mich von der ersten Seite an begeistern. Die Morde faszinierten und erschütterten zugleich, die Ermittlungen brachten dann hochinteressante Motive hervor. Zusammen mit den sehr eindringlichen Schilderungen der damaligen Lebensumstände fühlte ich mich hin- und hergerissen zwischen Abscheu und Verständnis für gewisse Taten. Vor allem die schreienden Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen machten mich einfach nur wütend. Wie schrecklich muss es gewesen sein, in einer solchen Zeit zu leben!

Das Ende und die Auflösung empfand ich als stimmig. Nicht schön, aber stimmig. Bis dahin blieb die Spannung hoch und ich ans Buch gefesselt. Diese Reihe verfolge ich ganz sicher weiter!

Fazit: Sehr spannend und erschütternd. Die damaligen Lebensumstände werden so eindringlich geschildert, dass es beim Lesen wehtut.

Bewertung vom 11.01.2022
Echo einer Winternacht / Karen Pirie Bd.1
McDermid, Val

Echo einer Winternacht / Karen Pirie Bd.1


sehr gut

»Ich sag euch was. Wir sollten beten, dass Maclennan herausfindet, wer es getan hat, und denjenigen einsperrt. … Wenn er es nicht tut, werden wir den Rest unseres Lebens die Typen sein, die ungestraft einen Mord begangen haben.«

1978, St. Andrews in Schottland. Eine kalte Winternacht, kurz vor Weihnachten, nimmt einen dramatischen Verlauf. Das Leben der erst 19jährigen Rosie endet, sie wird vergewaltigt und ermordet. Aber auch das Leben der vier Studenten, die sie auf dem Heimweg von einer Party finden, wird niemals wieder so sein wie zuvor, denn die jungen Männer gelten plötzlich als Hauptverdächtige.
Die Tat kann ihnen nicht bewiesen werden, allerdings wird der Mord auch nicht aufgeklärt, sie somit auch nicht entlastet. Im Jahr 2003 leben sie bereits 25 Jahre mit dem üblen Verdacht und den Spuren, die er in ihr Leben gegraben hat. Als eine Ermittlergruppe beauftragt wird, sich den alten Fall neu vorzunehmen, keimt Hoffnung auf. Doch schon bald beginnt ein neuer Alptraum, denn zwei der Männer werden ermordet…

Meine Güte, war das spannend! Die Autorin schaffte es von der ersten Seite an, mich in ihren Bann zu ziehen. Der erste Teil umfasst die Vorgänge rund um den Mord und die erste Zeit danach, man ist als Leser nah bei den jungen Männern und ebenfalls bei den damaligen Ermittlern, erlebt eine eindringliche und sehr dichte Atmosphäre. Die Anschuldigungen und Vorurteile, denen die Studenten ausgesetzt sind, machten mich manches Mal richtig wütend, an anderer Stelle bemerkte ich aber auch kleine Auffälligkeiten, die mich grübeln ließen, ob möglicherweise doch einer von ihnen in die Tat verstrickt sein könnte. Auch andere Personen kamen mir verdächtig vor, nirgends passte aber alles zusammen. Ich freute mich auf die Auflösung im zweiten Teil!

Hier wurde es dann erst recht spannend. Zu den zwei Morden kamen weitere Gewalttaten hinzu und ein zunächst namenloser Täter machte deutlich, dass seine Taten mit dem alten, ungesühnten Mord zusammenhängen. Aber weshalb? Und warum nach so langer Zeit? Nun gilt es, nicht nur den Cold Case aufzuklären, sondern auch die aktuelle Serie zu stoppen. Auch hier gibt es neue Ansatzpunkte, geschehen schlimme Dinge, die mich mitfühlen und rätseln ließen. Es wäre wirklich wünschenswert, wenn sich jeder Mensch mit Vorverurteilungen zurückhalten würde, die Auswirkungen können fatal sein!

Ein Charakter blieb allerdings noch reichlich blass und das ist genau der vom Untertitel. „Ein Fall für Karen Pirie“ – also das ist mehr als übertrieben. Sie taucht im zweiten Teil zwar theoretisch als zuständige Ermittlerin auf, kommt aber über eine Position als Randfigur nicht hinaus. Vielleicht geschieht das in den Folgebänden – ich werde es herausfinden.

Fazit: Spannende Krimiunterhaltung, die mich so richtig gepackt hat. Gerne mehr davon!

Bewertung vom 04.01.2022
Ein irischer Landarzt
Taylor, Patrick

Ein irischer Landarzt


sehr gut

»Heißt das, dass ich Patienten in die Rosenbüsche schmeißen muss?«

Ballybucklebo, ein kleines Nest in Nordirland, in den 1960er Jahren. Barry Laverty hat gerade sein Medizinstudium abgeschlossen und seine erste Stelle angenommen. Dr. O’Reilly, alteingesessener Landarzt, benötigt dringend einen Assistenten – und Arbeit gibt es für die beiden Ärzte wirklich mehr als genug. Barry wird eine Menge Erfahrung sammeln, wenn es ihm gelingt, sich mit O’Reilly zu arrangieren, vor allem mit seinen manchmal recht ungewöhnlichen Methoden.
Ohnehin ist das Leben in Ballybucklebo ein anderes als in Belfast, seiner bisherigen Station. Doch bald schon merkt Barry, dass ihm genau das gefällt und ihm die teils skurrilen Bewohner des Dorfs ans Herz wachsen. Zusammen mit der Haushälterin Kinky, zupackend, ein wenig rau und mit viel Herz. Und einer jungen Frau namens Patricia…

Diese Art von Romanen lese ich nicht sehr häufig, meist nur vor Weihnachten. Den irischen Landarzt lernte ich folglich auch mit dem dritten Band der Reihe („Ein irisches Weihnachtsfest“) kennen und da mir dieser sehr gefiel, landete Band Eins in meinem Regal.

Beim Lesen fühlte ich mich von der ersten Seite an wohl und sehr gut unterhalten. Die Charaktere sind einfach liebenswert und der Stil des Autors so locker und humorvoll, dass ich immer wieder schmunzeln konnte. Natürlich amüsiert zunächst schon der Kulturschock, den Barry bei seinem Start als Landarzt erlebt. Das ist kein neues Thema, aber gelungen umgesetzt. Auch überrascht es nicht, dass sich unter der rauen Schale O’Reillys ein sensibler Kern versteckt, aber dafür ist das hier halt ein Wohlfühlroman, bei dem man zuversichtlich auf ein gutes Ende und eine Lösung sich zuvor auftürmender Probleme hoffen darf.

Was sehr schön rüberkommt ist das Lebensgefühl dieser ländlichen, irischen Region. Der Autor hat selbst als Landarzt gearbeitet und lässt in seine Romane einen Teil Erfahrung und einen Teil Wunschdenken einfließen. Das fiktive Ballybucklebo ist besser als der Rest der Welt und lädt den Leser ein, sich ein wenig von der Wirklichkeit zu erholen. Bei mir hat es funktioniert.

Fazit: Sehr schöner Wohlfühlroman, Ballybucklebo, seine Bewohner und Ärzte sind mir ans Herz gewachsen.

Bewertung vom 02.01.2022
Opferlamm / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.11
Ludwig, Stephan

Opferlamm / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.11


sehr gut

»Es handelte sich um eine Ankündigung. Was genau passieren würde, war unmöglich zu sagen. Nur der Zeitpunkt war klar und deutlich auf dem Display abzulesen.
12:04:45
Etwas mehr als zwölf Stunden.
Punkt vier Uhr morgens.
Wie bei Arvid Walkow.«

Die Kommissare Zorn und Schröder haben es in ihrem elften Fall mal wieder mit einem besonders üblen Fall von Serienkiller zu tun. Er inszeniert seine Taten, agiert extrem blutig und schockierend und spielt mit den Ermittlern, indem er ihnen ohne weitere Infos einen laufenden Timer zukommen lässt. Das Problem ist nur: Selbst, wenn man weiß, dass um vier Uhr morgens ein furchtbares Verbrechen geschehen wird, weiß man noch lange nicht, wo…

Bei der fieberhaften Suche nach dem Täter analysieren Zorn und Schröder unter anderem religiöse Szenarien und diverse Beispiele moderner Kunst. Diese Szenen unterhalten durch die grundverschiedenen Charaktere der beiden Protagonisten, die sich so oft auf die Nerven gehen, aber auf gar keinen Fall ohne einander sein könnten. Für mich sind sie schlicht zwei Kultcharaktere. Und generell lebt auch dieser Fall wieder von dem Mit- und Gegeneinander der beiden und der persönlichen Entwicklung insbesondere Zorns. Obwohl man den reinen Thriller auch ohne Vorkenntnisse der anderen Bände lesen könnte, sollte man die Reihe daher auch von vorne beginnen.

Der Fall war nicht einer der besten, ich fand ihn recht vorhersehbar. Trotzdem jedoch fesselte mich die Lektüre, Stephan Ludwig hat es einfach raus, spannend zu schreiben. Zusammen mit dem Unterhaltungswert war das Grund genug, das Buch am Ende zufrieden zuzuklappen und sich auf den hoffentlich im kommenden Jahr erscheinenden zwölften Band zu freuen.

Fazit: Nicht der stärkste Band der Reihe, aber trotzdem spannend und unterhaltsam.