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Benutzername: 
Lunamonique
Wohnort: 
Bremen

Bewertungen

Insgesamt 413 Bewertungen
Bewertung vom 06.05.2019
Mord am Mandela Square (eBook, ePUB)
Boll, Matthias

Mord am Mandela Square (eBook, ePUB)


weniger gut

„Mord am Mandela Square“ von Autor Matthias Boll ist nach „Das Muthi“, „Verbindung Y“, „Das Jahr mit den zwei Sommern“ und „Das Koeberg Projekt“ Band 5 der Krimireihe mit dem exotischen Handlungsort Südafrika.

Mfuneni findet seinen treuen Freund und Wegbegleiter Bongomusa tot in der Badewanne. Polizei und Gerichtsmediziner erscheinen überraschend schnell und stellen einen ungewöhnlichen Mordfall fest. Was ist passiert? Naturwissenschaftler Frank Sattler reist aus Deutschland an, um die Tochter eines guten Freundes zu beschützen und nach Hause zu bringen. Mit Menschenrechtsaktivistin Pia gerät auch Frank in Lebensgefahr.

Der Krimi startet effektvoll mit einer erschütternden Entdeckung und einem nicht gerade zimperlichen Gerichtsmediziner. Südafrikas Widrigkeiten und Eigenarten bilden die Kulisse für rätselhafte Vorfälle. Anfangs wollen die verschiedenen Handlungsstränge nicht so recht zusammenpassen. Ein Ingenieur, der noch gerade pünktlich zu einem wichtigen Termin erscheint. Ein Vater, der sich Sorgen um seine Tochter macht und ein Mord, der eigentlich nicht hätte passieren dürfen. Aktivistin Pia wird zur Schlüsselfigur. Frank Sattler findet sich bald zwischen den Fronten wieder. Ein interessanter Handlungsort, bei dem eigentlich von alleine Atmosphäre aufkommen müsste und spannende Ansatzpunkte. Leider überzeugt der Erzählstil nicht. Situationsbeschreibungen und Dialoge wirken zu gestellt und gekünstelt. Viele Kommentare und Erklärungen sind überflüssig. Die Geschichte nimmt einen nicht gefangen. Es fehlt am eigenen Stil. Trotz sich überschlagender Ereignisse und überraschender Wendungen, alles hat etwas zu Konstruiertes und viel zu wenig Intensität. Gut gewählt ist ein zentraler Handlungsort, der viel Spielraum für Düsteres und Undurchsichtiges bietet. Hauptfigur Frank Sattler überrascht mit für ihn untypischen Talenten. Eine Affäre will nicht so richtig passen. Die Charaktere, ob Gut oder Böse, wirken zu eindimensional und haben zu wenig Ecken und Kanten. Der Showdown ist zu kurz geraten. Die wenigen Seiten halten den Spannungseffekt auf Sparflamme. Größtenteils nicht nötig gewesen wäre die Zusammenfassung zum Schluss. Insgesamt hapert es an der Umsetzung. Dabei hätte aus den neuen, originellen Ideen und Südafrika-Flair ein spannender Krimi entstehen können. Schade. Die Anmerkungen des Autors am Buchende sind informativ und interessant.

Das Cover setzt den Handlungsort kreativ in Szene. Der Titel weckt die Neugierde. „Mord am Mandela Square“ erfüllt zwar nicht die Erwartungen eines fesselnden Krimis. Als Urlaubslektüre z.B. für Südafrikareisende eignet sich das Buch aber allemal.

Bewertung vom 06.05.2019
Dschungel
Karig, Friedemann

Dschungel


sehr gut

„Dschungel“ ist nach „Wie wir lieben. Vom Ende der Monogamie" das zweite Buch des Autors Friedemann Karig. Die Suche nach dem verschwundenen Freund führt zum eigenen Ich.

Vier Wochen und zwei Tage hat sich Felix weder bei Freunden noch Familie gemeldet. Seine Mutter bittet seinen besten Freund, ihn in Kambodscha zu suchen und nach Hause zu bringen. Eine Reise ins Ungewisse beginnt. Lebt Felix noch? Ist er freiwillig untergetaucht oder längst tot?

„Wenn man mit Felix zusammen war, konnten sich die Ladungen ändern, die Statik eines Moments, einer Geschichte, wie in einem Traum, in dem man eben noch der Gute war und plötzlich als Bösewicht gejagt wurde. Ich konnte damit umgehen, hatte es lernen müssen. Fremde verstanden das nicht.“ Zwei Männer verbindet eine ungewöhnliche Freundschaft. Kindheits- und Jugend-Erinnerungen wechseln mit der Suche nach Felix ab. Felix mit seinen Extravaganzen, immer auf der Suche nach Extremen, neugierig, unvernünftig, wild. Was hat ihn nach Kambodscha geführt? Warum ist er verschwunden? Das Rätselhafte bildet den roten Faden der Geschichte und sorgt für eine unterschwellige Spannung. Der Ich-Erzähler, Spitzname „Doktor“, bleibt namenlos. Es geht um gemeinsame Geheimnisse, Manipulation, Lektionen und Abgründe. Die Suche stellt vor Herausforderungen. Sich überwinden, Fremde fragen, Spuren suchen, die Ungewissheit im Nacken. Irrwege führen ins Nichts. Dann wieder ein Fünkchen Hoffnung. Wer weiß oder verschweigt etwas? Der suchende Freund überschreitet Grenzen, bringt sich in Gefahr. Anfangs nimmt einen die Geschichte gefangen. Der eigenwillige Erzählstil lässt Atmosphäre aufkommen. Eine Wendung kommt etwas spät, ist aber gut gelungen. Mit den Aussteiger- und Hippie-Begegnungen nimmt das Tempo ab. Ein Aufenthalt erscheint zu lange. Hoffnung, stoische Geduld, Verzweiflung. Zum Ende dreht die Geschichte noch einmal voll auf. Mut, Energie und Wagnisse. Der Ich-Erzähler wächst über sich hinaus. Irrwege und Täuschungen sind gelungen. Die Wahrheit geht unter die Haut.

Der Titel wirkt schlicht, passt aber zum Inhalt. Das Chamäleon ist mit dem blauen Hintergrund gut in Szene gesetzt. „Dschungel“ verpackt das Thema "Rebellion" in eine ungewöhnliche, teils schräge Geschichte. Berührend ist der Zusammenhalt zwischen zwei Freunden, der immer wieder zu Ausnahmesituationen führt.

Bewertung vom 03.05.2019
Siralen Befendiku Issirimen. Neuland / Chroniken von Chaos und Ordnung Bd.5
Praßl, J. H.

Siralen Befendiku Issirimen. Neuland / Chroniken von Chaos und Ordnung Bd.5


ausgezeichnet

In „Chroniken von Chaos und Ordnung. Band 5: Siralen Befendiku Issirimen. Neuland“ von J.H. Praßl gilt es, die Welt hinter den bekannten Grenzen zu entdecken. Die Zukunft Amaleas steht auf dem Spiel.

Die Helden der Allianz führen die Weltretter-Mission an. Von Tamang aus macht sich die Flotte auf den Weg mit ungewissem Ziel. Der „Große Abgrund“ muss überwunden werden, um neue Verbündete gegen das Chaosbündnis zu finden. Die Zeit drängt.

Jeder „Chroniken von Chaos und Ordnung“-Band ist einer Hauptfigur gewidmet. Mit der charismatischen Siralen Befendiku Issirimen nimmt ein Abenteuer voller unbekannter Gefahren seinen Lauf. Stärken und Schwächen der Beteiligten werden deutlich. Es gilt eine Einheit gegen die Feinde zu bilden, was allein durch die kollidierenden Gegensätze zur Herausforderung wird. Wem können die Helden der Allianz vertrauen? Machtgier, Lügen und Intrigen, die Gegner sind viel zu nah und agieren kaltblütig aus dem Hinterhalt. Originelle Ideen und überraschende Wendungen halten Unterhaltungswert und Spannung auf einem hohen Niveau. Hintergründe, Motive, Zielobjekte und die Suche nach der Wahrheit setzen Spekulationen in Gang. Das Undurchsichtige hält an. Wer verfolgt welchen Plan? Das Bangen um Sympathieträger wie Hitzkopf Chara, Siralen und Tauron geht weiter. Immer mehr geheimnisvolle, vielschichtige Akteure werden in die Geschichte verwoben. Welche Rolle spielen Lindawen, Kerrim und Kasai? Emotionen, Atmosphäre, drohende Gefahren sind stets greifbar. Die Intensität ermöglicht dem Leser größtmögliche Nähe zu den Charakteren und Ereignissen. Mystische Vorfälle schüren Panik und Misstrauen. Der Tod lässt sich nicht abschütteln. Wer ist Feind, wer Freund? Die Antworten verschwimmen. Das gegenseitige Misstrauen wächst. Jeder kommt an seine Grenzen. Bei allem Ernst der Lage, der Humor kommt nicht zu kurz. So mancher Dialog und die ein oder andere Reaktion bringt zum Schmunzeln oder Lachen. Ein raffiniert konstruierter Plot mit allen Zutaten, die ein Mammutprojekt und Pageturner nötig hat. Gefühlt mitten im packenden Abenteuer kommt das Ende von Band 5 nach 646 Seiten. Zu schnell, zu abrupt, trotz Epilog. Etwas mehr Ausklang wäre schön gewesen.

Das Cover hat Seriencharakter und ist, gemessen an dem Inhalt, pure Zurückhaltung. Das Grau wirkt sehr schlicht. „Chroniken von Chaos und Ordnung. Band 5: Siralen Befendiku Issirimen. Neuland“ stellt alle vorherigen Bände in den Schatten. Grandios und absolut packend erzählt. Unberechenbare Schicksale, fesselnde Gefühle und ein Paukenschlag kurz vorm Schluss. Unmöglich Band 6 zu verpassen. Vieles ist noch offen.

Bewertung vom 22.04.2019
Das Verschwinden der Stephanie Mailer
Dicker, Joël

Das Verschwinden der Stephanie Mailer


sehr gut

Für seinen Roman „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ wurde Autor und Jurist Joël Dicker u.a. mit dem „Grand Prix du Roman der Académie Française“ ausgezeichnet. In „Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ kommt eine Journalistin der Wahrheit auf die Spur.

Haben die Polizisten Jesse Rosenberg und Derek Scott vor zwanzig Jahren einen Unschuldigen hinter Gitter gebracht? Journalistin Stephanie Mailer entdeckt einen entscheidenden Hinweis, den die damals sehr jungen Ermittler übersehen haben. Wenig später ist sie verschwunden.

Mit den Geschehnissen von 1994 und einer berührenden Suche nimmt der Roman einen ergreifenden Anfang. Eine Begegnung streut Zweifel bei Captain Jesse Rosenberg. Journalistin Stephanie Mailer ist die Schlüsselfigur des Romans. Sie hofft auf die große Story und gibt deswegen keine Recherche-Details preis. Jesse und sein Partner Derek wurden für ihren damaligen Ermittlungserfolg gefeiert. Jesse steht kurz vor seinem selbstgewählten Abschied aus dem Polizeidienst. Er gilt als der 100prozentige. Die Hinweise verdichten sich, dass Jesse und Derek bei ihrem ersten Fall einen verhängnisvollen Fehler begangen haben. Von Anfang an entwickelt der Roman eine intensive und greifbare Atmosphäre. Das liegt an den packenden Beschreibungen, unzähligen, eingestreuten Puzzlestücken und an einem perfekt inszenierten Plot. Perspektivwechsel verdichten die Geschichte. Rückblicke gewähren Einblicke in Jesses und Dereks damalige Ermittlungen. Sie standen unter Erfolgsdruck. Haben sie sich deswegen zu schnell auf einen Verdächtigen festgelegt? Die Suche nach dem Motiv und der Wahrheit zieht sich hin. Einzelne Geschichten/Schicksale sind miteinander verbunden. Im Mittelteil nimmt die Atmosphäre mit allzu schrägen Akteuren und einer Theaterposse ab. Falsche Fährten und jede Menge Täuschungen, bald haben die Krimielemente wieder Oberhand. Ein Ermittler-Trio lässt nicht locker. Der Druck steigt wie damals. Erschütternd und berührend sind zwei Geschehnisse aus der Vergangenheit. Nach einigen Andeutungen erfährt der Leser immer mehr Wahrheiten. Nichts ist immer so wie es scheint. Ein komplexes Verwirrspiel bis zum Schluss. In diesem Roman steckt eine Menge Planung und Arbeit. Bis zum Ende lässt sich nichts durchschauen. Die zahlreichen Ideen, Details und Überraschungen bringen zum Staunen. Jeder Charakter hat Persönlichkeit und bringt auf seine Weise die Geschichte voran. „Die Liste der wichtigsten Personen“ am Ende des Buches kann im Zweifelsfall zur Orientierung genutzt werden. Wer zwischendurch den Überblick verliert, findet aber schnell in die Verwicklungen zurück.

Der Titel weckt die Neugierde und ist passend zum Inhalt in Szene gesetzt. Ein alter Fall, der wieder aufgerollt wird und immer mehr Fragen aufwirft. „Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ lässt den Leser nicht mehr los. Nie war die Suche nach einem Täter schwieriger. Oder ist Stephanie Mailer freiwillig untergetaucht? Alles bleibt offen, und die Liste der Verdächtigen für die damaligen Morde wird länger und länger. Unterhaltsam, packend und manchmal schräg.

Bewertung vom 14.04.2019
Gefangen im Riesenbuch / Abenteuer in Mirathasia Bd.3
Aretz, Veronika

Gefangen im Riesenbuch / Abenteuer in Mirathasia Bd.3


gut

„Abenteuer in Mirathasia – Gefangen im Riesenbuch“ ist nach „Abenteuer in Mirathasia – Die Skaterbahn“ und „Abenteuer in Mirathasia – Das Ankunftszentrum“ „Band 3 der Kinderbuchreihe von Autorin Veronika Aretz.

Emily hasst Bücher. Für den Deutschunterricht soll sie ein Buch mit drei Fröschen auf dem Cover lesen. Das kann ja nur todlangweilig sein. Klar, dass sie ihre Hausaufgabe bis zum letzten Moment hinauszögert. Dann passiert etwas Ungewöhnliches. Die Luft im Raum glitzert, und etwas erregt Emilys Aufmerksamkeit.

Ein Kind, dass keine Bücher liest. Allein dieses Detail macht Emily zu einer ungewöhnlichen Hauptfigur. Warum hat es Emily nicht gelernt, in Geschichten einzutauchen? Ist Emily eine von vielen? Band 3 befasst sich mit dem aktuellen Thema „Smartphone verrückte Welt und ihre Auswirkungen“. Gerät das Buch aufgrund moderner Technik ins Hintertreffen? Die Liebe zum Buch wird in eine abenteuerliche Geschichte verpackt. Die Reise in eine andere Welt ist nicht neu. Wodurch sind Wirbel und Öffnung nach Mirathasia entstanden? Das, und auch wie es funktioniert, wird nicht näher erklärt. Originell ist die Idee zur „Käsestadt“. Wie genau sieht diese Welt aus? Es fehlt an detaillierten Beschreibungen, die die ungewöhnliche Atmosphäre greifbar machen. Emilys Staunen und Verwunderung hätte mehr einfließen müssen. Die Sprache ist nicht immer dem Alter angepasst. Mehr Flair kommt im Riesenbuch auf, aber auch hier hätte das Unglaubliche mehr in Worte gefasst werden können. Illustrationen der Autorin in Schwarz-Weiß lockern die Geschichte auf und setzen Emily in Szene. Kurze Kapitel ermöglichen einen guten Lesefluss. Die beiden Hauptfiguren bleiben eher blass und austauschbar. Auch hier fehlt es an Beschreibungen und Eigenarten. Büchernarr trifft auf Bücherhasserin, es lässt sich erahnen, wie die Geschichte ausgeht. Toll ist ein ungewöhnlicher Einfall, der bald das Abenteuer trägt. Zu kurz kommt die Spannung. Mit dem Riesenbuch wäre alles möglich gewesen. Der Text-Umfang mit nur 76 Seiten ist zu gering für diese eigentlich schöne Buchidee.

Das Cover macht Lust auf ein unglaubliches Abenteuer und hätte als Hardcover mehr Wirkung entfaltet. Der Titel weckt zusätzlich die Neugierde aufs Buch. „Abenteuer in Mirathasia – Gefangen im Riesenbuch“ ist für Kinder ab 8 Jahren gedacht und hat eine lehrreiche Botschaft parat: Bücher sind unschlagbar zauberhaft. Eine unterhaltsame Geschichte für eine kurze Auszeit. Das Kinderbuch eignet sich gut z.B. für ein Gute-Nacht-Geschichte oder Urlaubsreise.

Bewertung vom 12.04.2019
Vogelfrei
Strycker, Noah

Vogelfrei


ausgezeichnet

In „Vogelfrei“ erzählt Autor Noah Strycker von seinem Big Year, einer ganz besonderen Weltreise. Aus seiner Schreibfeder stammen auch „The Magic & Mystery of Birds - The Surprising Lives of Birds and What They Reveal About Being Human“, „Birding without Borders“ und „Among Penguins: A Bird Man in Antartica“.

„Kurz vor meinem 30. Geburtstag fasste ich einen kühnen Plan: Ich wollte den Planeten bereisen, die passioniertesten Birder der Welt kennenlernen, vielleicht einen nicht ganz ernstgemeinten Rekord aufstellen und eine einzigartige Momentaufnahme von der Erde machen – alles auf einen Schlag. Ich machte mich auf den Weg, um Vogel für Vogel die Welt zu erkunden.“

„Der erste Vogel, den man am Neujahrestag sieht, ist ein Omen. Das behaupten jedenfalls viele abergläubische Vogelbeobachter.“ Noahs Reiseauftakt in der Antarktis läuft nicht ganz so wie gewünscht. Die Leidenschaft des Birders schwappt auf den Leser über. Ob seltene Exemplare oder kuriose Begegnungen, die Einblicke in Noahs Big Year ermöglichen große Nähe zu einem unglaublichen Abenteuer. Unterstützung erhält er in 41 Ländern von einheimischen Birdern. Die vogelbegeisterten Gefährten führen ihn in die entlegensten Regionen, zu Geheimplätzen, immer auf der Suche nach einer endemischen Spezies oder raren Art. Ambitioniert ist nicht nur die Reiseroute. Die Zeit sitzt Noah stets im Nacken, eine bestimmte Anzahl Vögel pro Tag zu entdecken und seinen Weltrekord aufzustellen. Bei Wind und Wetter setzt er sich auch Gefahren aus und erlebt die ein oder andere Überraschung. Wie viel Vorbereitung für die Weltreise notwendig war, wird u.a. mit dem Foto Noahs neben einem Stapel Vogelbestimmungsbüchern deutlich, die er für sein Abenteuer eingescannt hat. Ein paar wenige Reisefotos sind im Mittelteil des Buches platziert. Vom Fleckbrustwürgerling über den Elsteradler bis zur Vulkanelfe, mit seinen detaillierten, leidenschaftlichen Beschreibungen macht der sympathische Abenteurer Lust auf einen ganzen Weltreise-Bildband. Das rasante Reisetempo spiegelt sich im Text wieder. Viele Stationen hätten gerne ausführlicher beschrieben werden können. Hundert Seiten mehr Umfang wären toll gewesen. Das Buchende kommt viel zu schnell. Zum Schluss werden noch ein paar offene Fragen beantwortet, und es gibt z.B. Infos zum Budget. Im Anhang steht die Ausrüstungsliste. „Momentaufnahme eines großen Jahres“ und die „Big-Year-Liste“ runden das Leseabenteuer ab.

Das Cover macht Lust aufs Reisen und fängt einen melancholischen Moment ein. Die Kontinente mit Reiserouten sind gut als Hintergrund für den Titel platziert. „Vogelfrei“ übertrifft die Erwartungen und bringt einem das Birding und vogelbegeisterte Abenteurer näher. Noahs Big Year zeigt, was mit viel Reisemut und besonderem Einsatz möglich ist. Natur- und Tierwelt faszinieren.

Bewertung vom 04.04.2019
Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem / Golden Cage Bd.1
Läckberg, Camilla

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem / Golden Cage Bd.1


sehr gut

In „Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem.“ von Autorin Camilla Läckberg zerbricht Fayes Idylle. Ihr Ehemann Jack bringt ihr nur noch Verachtung entgegen.

Faye ist in Jacks Leben die Schlüsselfigur. Mit ihrer Intelligenz und ihren Ideen hat sie ihm und seinem Freund Hendrik geholfen, eine Firma aufzubauen. Bald schwimmen alle Drei im Reichtum. Das Glück hält nicht lange an. Faye hält verzweifelt an ihrem Traum von der Familie fest.

Der Roman ist in drei Teilen aufgebaut. Alle Spuren deuten auf ein Verbrechen hin. Was ist geschehen? Stockholm, Sommer 2001, in Rückblicken wird in der Ich-Perspektive aus Sicht von Faye erzählt, wie ihre Liebe zu Jack begann. Der Wechsel zwischen damals und heute ermöglicht Einblicke in zwei verschiedene Leben. Wann hat sich Jack verändert? Welche dunklen Seiten schlummern in ihm? Faye wird zum Beispiel einer gedemütigten Frau. Abhängigkeit, verlorene Selbstachtung, Selbstaufgabe. Die Frau, die Jack zu Studienzeiten kennenlernte, war völlig anders. Taff, selbstbewusst, ehrgeizig. Das Gegensätzliche, Fayes Verwandlung schockiert. Sie erkennt erst spät, was aus ihr geworden ist. Wie eskaliert die Situation? Wie passen die Andeutungen vom Anfang zum Rest der Geschichte? Das bleibt lange Zeit rätselhaft. Fayes Schicksal berührt. Die erwartete Spannung bleibt jedoch in den ersten beiden Teilen auf der Strecke. Das Tempo ist langsam, den Entwicklungen angepasst. Was hat es mit dem Geheimnis aus der Vergangenheit auf sich? Der Fokus liegt auf der Hauptfigur. Ein tiefer Fall und Wunden, die niemals vergehen. Für Unterhaltungswert sorgt Jugendfreundin Chris mit Elan, Lebensfreude und Abenteuerlust. Angst, Trauer, Abschied, im letzten Teil verknüpfen sich Schicksale. Jemand hält die Fäden in der Hand. Wut, Hass, Rache, wer lässt sich wozu hinreißen? Erst zum Schluss, teils vorhersehbar, zeigt der Plot seine Raffinesse. Wirkungsvoll ist die Auflösung trotzdem. Der Ausklang setzt noch einen drauf.

Das Cover lässt einen Thriller erwarten. Das Wort „ Roman“ geht fast unter. Auch der Titel schürt die Vorfreude auf Spannung. Details und Schrift ziehen die Blicke aufs Buch. „Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemanden.“ befasst sich auf ungewöhnliche Weise mit dem Schicksal einer erniedrigten Frau. Auf das Buch kann man nicht vorbereiten. Kein Thriller, aber auf andere Art schonungslos.

Bewertung vom 31.03.2019
Zara und Zoë - Rache in Marseille / Die Profilerin und die Patin Bd.1
Oetker, Alexander

Zara und Zoë - Rache in Marseille / Die Profilerin und die Patin Bd.1


ausgezeichnet

Alexander Oetkers erster Kriminalroman „Retour: Luc Verlains erster Fall“ landete auf der Spiegel-Bestsellerliste. Unter dem Pseudonym „Yanis Kostas“ erschien zuletzt „Tod am Aphroditefelsen - Sofia Perikles` erster Fall“. In „Zara und Zoë - Rache in Marseille“ raufen sich ein Cop und eine Mafiosa zusammen, um einen Fall zu lösen.

Nach der Trennung der Eltern hatte Zara lange Zeit keinen Kontakt zu Zwillingsschwester Zoë. Ein schrecklicher Mädchenmord und Verdachtsmomente lassen ihr keine andere Wahl, als Mafiosa Zoë aufzusuchen. Wird diese Hass und Wut überwinden und Zara helfen?

Temporeicher Einstieg und Einblick in Zoës rasantes Leben. Handlungswechsel, der Mord an einem 14jährigen Mädchen gibt Rätsel auf. Dank ihrer schnellen Auffassungs- und Kombinationsgabe entdeckt Zara erste Anhaltspunkte. Sehr kurze Kapitel und schnelle Perspektivwechsel bestimmen den Thriller. Zara und Isaakson sind ein interessantes Ermittlerteam, das noch am Anfang der gegenseitigen Vertrauensbildung steht. Zara wird vom Einzelkämpfer zum Teamplayer. Genau wie Schwester Zoë ist sie eigentlich unnahbar und lässt nur den engsten Familien- und Freundeskreis an sich heran. Die eineiigen Zwillingsschwestern könnten gegensätzlicher nicht sein. Zoë gibt Zara die Schuld an der Trennung ihrer Eltern. Umso schwieriger für Zara, sie um Hilfe zu bitten. Zwei Welten, Cop und kaltblütige Mafiosa, treffen aufeinander. Gibt es einen gemeinsamen Weg oder muss Zara um ihr Leben fürchten? Ähnlichkeiten und Unterschiede der Hauptfiguren sind gut in Szene gesetzt. Beide setzen sich auf ihre Weise Gefahren aus. Durch die ständigen Perspektivwechsel werden auch Nebenfiguren in die Handlung integriert und die Zwillingsschwestern und ihre Lebensweisen von mehreren Seiten beleuchtet. Der Aufbau des Thrillers ist sehr gut durchdacht. Ein ungewöhnlicher Schachzug steigert den Unterhaltungswert. Von Südfrankreich bis Italien, die Handlungsorte sorgen für ein gewisses Urlaubsflair. Was ist Lüge, was Wahrheit? Über lange Strecken bleibt es undurchsichtig. Das aktuelle Thema „Gefährder“ wird gekonnt in die rätselhaften Verstrickungen verpackt. Intrigen und Abgründe, zum Schluss überschlagen sich die Ereignisse. Überraschende Wendungen und ein Showdown, der es in sich hat. Am Ende deutet Einiges daraufhin, dass dies der Auftakt zu einer Thrillerreihe ist. Isaakson überzeugt mit Intelligenz, guter Beobachtungsgabe und Persönlichkeit als dritte Hauptfigur.

Das Cover zieht mit prägnantem Titel, Landschaft und Farbkombination alle Blicke aufs Buch. Klug, nicht auf eine einzelne Szene oder die Darstellung der Zwillingsschwestern zu setzen, sondern die Atmosphäre vor Ort aufzugreifen. „Zara und Zoe - Rache in Marseille“ eignet sich perfekt als Urlaubslektüre und zeigt Thrillerfans eine neue Facette von Ermittlerteam. Zwar wirken Zara und Zoë etwas überzeichnet, aber ihre Coolness und besonderen Fähigkeiten ermöglichen ein hohes Erzähltempo.

Bewertung vom 17.03.2019
Die Spur der Toten / Witchmark Bd.1
Polk, C. L.

Die Spur der Toten / Witchmark Bd.1


ausgezeichnet

„Witchmark – Die Spur der Toten“ ist das Fantasy-Debüt von Autorin C. L. Polk. Eine Begegnung bringt Dr. Miles Singer in Gefahr.

Das Beauregard-Veteranen-Hospital ist normalerweise nicht für ärztliche Notfälle zuständig. Trotzdem hält eine Kutsche mit einem Fremden und Sterbenskranken, der unbedingt von Dr. Miles Singer behandelt werden will. Mit den letzten Worten nimmt Nick Elliot Miles ein Versprechen ab.

Der direkte Einstieg mit gleich zwei ernsthaften Problemen ist sehr gelungen. Die Geschichte nimmt sofort Fahrt auf. Miles hat die Vergangenheit hinter sich gelassen und bewahrt ein gefährliches Geheimnis. Nick Elliots Schicksal berührt ihn. Er setzt alles daran, den Mord an Nick aufzuklären. Das ungleiche Ermittlerteam Dr. Miles Singer und Tristan Hunter hat einen hohen Unterhaltungswert. Beide sind Gentleman mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Der undurchsichtige Tristan ist eher bereit, Regeln zu brechen. Es geht um Macht, Vertrauen, Freundschaft und Versuchungen. Wer wollte Nicks Tod und ist bereit, über weitere Leichen zu gehen? Das Rätselhafte zieht sich durch die Geschichte. Die Spannung bleibt auf einem hohen Niveau. Von unerwarteter Seite zieht sich der Strick um Miles enger. Das Verwirrspiel um Magie, Feinde und Motive ist sehr gelungen. Es fällt leicht, mit Miles und Tristan mitzufiebern. Die Emotionen der einzelnen Akteure sind greifbar. Durch den stilvollen Erzählton und die gediegenen Kulissen kommt eine besondere Atmosphäre auf. Noch sind Automobile rar gesät. Kutschen und Fahrräder sind die gängigen Verkehrsmittel. Ein bisschen erinnert das intelligente Ermittlerteam an Sherlock Holmes und Dr. Watson, trumpft aber mit magischen Talenten und Geheimnissen auf. Nur langsam setzen sich die Puzzlestücke zusammen. Hinterlist, Intrigen und Verrat, das Ausmaß wird erst nach und nach deutlich. Gefahr und Spannung steigen, je näher Miles und Tristan der Auflösung kommen. Packende Szenen zum Schluss und ein herzerweichendes Ende. Band 2 steht schon in den Startlöchern.

Das Cover setzt Magie und Abenteuer perfekt in Szene. Das Kreative und Ungewöhnliche zieht die Blicke aufs Buch. Sehr gelungen ist die Farbwahl, die das Mystische unterstreicht. „Witchmark – Die Spur der Toten“ ist ein bemerkenswertes Fantasy-Debüt mit Suchtcharakter. Unmöglich die nächsten Bände zu verpassen. Miles und Tristan sind originelle und unwiderstehliche Hauptfiguren. Als Ermittlerteam kultverdächtig. Ein sehr empfehlenswerter Pageturner!

Bewertung vom 12.03.2019
Sag dem Abenteuer, ich komme
Rieck, Lea

Sag dem Abenteuer, ich komme


sehr gut

„Sag dem Abenteuer, ich komme – Wie ich mit dem Motorrad die Welt umrundete und was ich von ihr lernte“ ist das Debüt-Reisebuch von Autorin Lea Rieck.

„Plötzlich weiß ich ganz genau, was zu tun ist. Einfach so. Ohne ein Wenn oder tausend Aber. Dies ist meine Zeit. Meine Chance. Vielleicht die einzige, die sich mir jemals bieten wird. Ich will dorthin, wo Avocados am Baum hängen, wo Bananenstauden stehen und wo der Reis, den ich so liebe, auf üppigen, grünen Feldern wächst: „Ich habe den Job. Aber ich mache eine Weltreise auf dem Motorrad.“

Eine Volontärin, die die Büropflanzen mit Evian-Wasser gießt, ist der kuriose Auslöser für ein Weltreise-Abenteuer. Der großen Sehnsucht, die in den meisten von uns schlummert, gibt Lea Rieck in einem ungewöhnlichen Augenblick ihres Lebens nach. Denn sie hat gerade die Nachricht erhalten, dass es mit dem neuen Job klappt. Was im ersten Moment seltsam erscheint, ist schnell einleuchtend. Die Begeisterung für die Entscheidung steckt an. Auf der ersten ausklappbaren Seite lässt sich die Reiseroute der Weltenbummlerin nachvollziehen. Viele Reisestationen sind nicht geplant. Der Zufall hat auch bei dieser Weltreise die Finger im Spiel. Überraschend ist die Bucheinteilung mit Überschriften wie „Mut“, „Leidenschaft“, „Glaube“, „Empathie“. Tatsächlich ist der Titel Programm. Lea Rieck erzählt hauptsächlich von Orten und Begegnungen, die ihr etwas bewusst gemacht und/ oder in ihr etwas verändert haben. Neben den Anekdoten nehmen Erkenntnisse und Lebensweisheiten viel Gewicht ein. Gewöhnungsbedürftig sind die abrupten Reise- und Zeitsprünge. Ein bisschen wirkt das Reisebuch wie ein Flickenteppich. Zu viele Erlebnisse, die nicht auf die paar hundert Seiten gepasst hätten, und deswegen ein Exkurs in eine Auswahl der Länder. Fotos machen das Abenteuer zusätzlich greifbar. Auch der Humor blitzt bei manchen Reiseerfahrungen durch. Davon hätte es gerne mehr geben können. Abschiede und Neuorientierungen, es sind die besonderen Begegnungen, die Reise und Buch Gewicht verleihen. Am Berührendsten ist der Zufallsstopp an einer Steinhütte in Pakistan und das Gespräch mit der Hunzukuc-Familie. Fremde Menschen heißen willkommen, öffnen ihre Herzen, sind hilfsbereit und beschützen. Eine Frau allein mit dem Motorrad unterwegs, das ist etwas Besonderes. Angst vorm Scheitern, der inneren Dunkelheit, eine Achterbahn der Emotionen. Den vorgeschriebenen Weg verlassen, sich ins Ungewisse stürzen. Am meisten Herzenswärme verströmt das letzte Buchdrittel. Es bleiben offene Fragen. Was ist Schenja passiert? Längst sind einem ein paar Menschen der Reise selbst ans Herz gewachsen.

Die Coverszene wirkt ein bisschen sehr gestellt. Im Vordergrund stehen Titel und Untertitel. In „Sag dem Abenteuer, ich komme“ geht es nicht nur um Glück sondern auch um Tiefschläge, Zweifel und Zerrissenheit. So mancher emotionale Ausbruch überrascht, zeigt aber auch die Ehrlichkeit der Autorin. Das Buch macht Mut, sich seinen Wünschen, Träumen und den damit verbundenen Herausforderungen zu stellen, und es macht Lust auf die Welt mit ihren unbekannten Facetten und besonderen Vielfalt.