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Benutzername: 
Zabou1964
Wohnort: 
Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 195 Bewertungen
Bewertung vom 26.08.2009
Fliehganzleis / Kea Laverde Bd.2
Schmöe, Friederike

Fliehganzleis / Kea Laverde Bd.2


sehr gut

Aufmerksam geworden auf diesen Krimi von Friederike Schmöe, bin ich durch das Thema. Ich bin sehr interessiert an der deutsch-deutschen Vergangenheit. Das ansprechende Äußere des Paperbacks zeigt einen Kieselstrand. Die Verarbeitung des Buches ist sehr gut und die Papierstärke angenehm dick, was den verhältnismäßig hohen Preis von € 11,90 für mich rechtfertigte.

Kea Laverde, eigentlich Reisejournalistin, hat keine Lust mehr, dauernd unterwegs zu sein. Deshalb hat sie sich entschlossen, als Ghostwriterin ihr Geld zu verdienen. In dieser Eigenschaft ist die üppige Enddreißigerin zu Gast bei Larissa Gräfin Rothenstayn, um deren Memoiren zu Papier zu bringen. Larissa lebte einst in der DDR, aus der ihr 1975 die Flucht gelang. Eines Morgens findet Kea ihre Auftraggeberin schwer verletzt im Park. Sie wurde niedergeschlagen und hat lebensbedrohliche Kopfverletzungen davongetragen. Schon bald fühlt sich auch Kea in dem Schloss der Gräfin bedroht. Zusammen mit ihrem Freund, dem Münchner Kommissar Nero Keller, begibt sie sich auf Spurensuche und deckt dabei Stückchen für Stückchen die Ereignisse in den 70er Jahren in der DDR auf. Gelingt es ihr, den Attentäter zu finden, bevor sie selbst zum Opfer wird?

Auffallend an diesem Roman von Friederike Schmöe ist die Sprache. Die habilitierte Germanistin nutzt sie, um die charakterlichen Eigenschaften der Protagonisten zu unterstreichen. Die Sicht von Kea Laverde ist als Icherzählung in der Vergangenheit beschrieben. Sie ist geprägt von kurzen Sätzen, die darauf schließen lassen, dass die Journalistin gestresst ist. Zum Teil werden originelle Wortschöpfungen eingebaut – wie z.B. die Bezeichnung „Indianer der WWW-Prärie“ für den Kommissar Keller, der sich auf Internetkriminalität spezialisiert hat. Dies soll wohl unterstreichen, dass es sich bei Kea Laverde um ein Mitglied der schreibenden Zunft handelt. Einige dieser kreativen Formulierungen waren mir jedoch zu krampfhaft um Originalität bemüht.

Die Sicht von Nero Keller wird in der personellen Perspektive beschrieben. Hier ist der Schreibstil wesentlich ruhiger und bedachter, so wie der Kommissar auch der ruhende Pol in der Beziehung ist.

Ereignisse aus der ehemaligen DDR werden in der Gegenwartsform geschildert. Das hat mich etwas verwirrt. Aber ich habe mich recht schnell an diesen Stil gewöhnt.

„Fliehganzleis“ ist bereits der zweite Teil der Kea-Laverde-Reihe. Obwohl ich den ersten Teil noch nicht kannte, bin ich schnell mit den Figuren und deren Lebensumständen vertraut geworden. Mir hat besonders die Idee gefallen, eine Ghostwriterin als ermittelnde Hauptfigur einzusetzen. Das war für mich ganz neu in diesem Genre.

Anfangs war ich, genau wie Kea, verwirrt von der Vielzahl der Figuren. Im Gegensatz zu ihr hatte ich als Leserin jedoch Einblick in die Ereignisse vor fünfunddreißig Jahren in der DDR. So konnte ich miträtseln, war der Journalistin jedoch immer einen winzigen Schritt voraus. Dieser kleine Vorteil des Lesers hat die Spannung nicht beeinträchtigt, im Gegenteil, ich fragte mich stets, wann Kea die Geschehnisse von damals aufdeckt.

Meine Lieblingsfigur in diesem Krimi ist eindeutig Juliane, die 77-jährige Freundin Keas, die ihr mit Weitsicht und absoluter Ehrlichkeit des Öfteren einen Schubs in die richtige Richtung gibt. Alle Nebenfiguren sind anschaulich beschrieben.

Am Ende laufen alle Fäden der Geschichte zusammen und im Epilog klärt die Autorin die noch verbleibenden Fragen auf. Im Nachwort erläutert die Autorin die historischen Zusammenhänge und nennt Quellenangabe ihrer Recherche. Einige Figuren sind

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.04.2009
Bruderkuss
Dominik, Bartels

Bruderkuss


ausgezeichnet

Paolo kann sich nicht mit dem Gedanken abfinden, dass seine Schwester wenige Monate vor der Maueröffnung bei der Republikflucht erschossen wurde. Er beantragt Einsicht in die Stasi-Akten und findet seine Ahnungen bestätigt. Die brisantesten Seiten wurden jedoch aus der Akte entfernt. Also macht er sich auf die beschwerliche Suche nach der Wahrheit.

Mit großer Spannung habe ich ihn bei dieser Suche begleitet. Die Geschichte, die auf einem wahren Fall beruht, hat mich sehr nachdenklich gemacht. Mir als Westdeutsche war nicht bewusst, welche Mittel die Stasi einsetzte, um Menschen zu manipulieren und Dinge, die dem sozialistischen Staat schaden könnten, zu vertuschen. Oft musste ich das Buch beiseite legen und das Gelesene verdauen.

Besonders bewegt hat mich die Geschichte von Paolos Eltern. Die Stasi hatte damals Gerüchte über den Vater verbreitet, von denen alle wussten, nur der Vater selbst nicht. Als ihm dieser Umstand nach über zehn Jahren klar wird, bricht für ihn eine Welt zusammen.

Trotz des ernsten Themas versteht es Dominik Bartels jedoch, immer wieder ein paar lustige Szenen, z.B. mit Paolos Kumpel Sven, einzustreuen. Auch die philosophische Gedanken zu Themen wie z.B. Beziehungen oder Reisen haben mir sehr gut gefallen und mich von meiner Fassungslosigkeit abgelenkt.

Die Sprache des Autors ist sehr ausgefeilt, man merkt, dass er sein Handwerk versteht. Es war eine Freude, seine Sätze zu lesen.

Besonders erwähnenswert finde ich die Gestaltung des Covers: In der Mitte prangt in roten Lettern der Titel Bruderkuss und drum herum sind die Teile einer russischen Matrjoschka, einer Schachtelpuppe, angeordnet. Dieses Bild passt sehr gut zum Inhalt des Buches.

Auch dieses Werk ist, wie Bettina Sternbergs „Neumärker 5“, aus dem Blaulicht-Verlag, einem noch ganz jungen Verlag aus Helmstedt. Ich werde diesen Verlag, genau wie den Autor Dominik Bartels, auf jeden Fall im Auge behalten. Bruderkuss hat mir so gut gefallen, dass ich mir gleich das Erstlingswerk des Autors „Black Taxi“ bestellt habe.

Bewertung vom 11.03.2009
Das Rätsel der Templer / Die Templer Bd.1
André, Martina

Das Rätsel der Templer / Die Templer Bd.1


ausgezeichnet

Der Templer Gero von Breydenbach wird 1307 zu seinem Komtur gerufen. Er soll von Frankreich, wo die Templer verfolgt und vernichtet werden, in die deutschen Lande reisen und dort das „Haupt der Weisen“ retten. Mit ein paar Brüdern und seinem Knappen Mattis macht er sich auf den Weg, die feindlichen Krieger des französischen Königs immer auf den Fersen. Zu viert erreichen sie schließlich Geros Heimatort, doch kurz vor dem Ziel erscheint ein geheimnisvolles Licht und Gero und Mattis sind wie vom Erdboden verschluckt.

Im Jahr 2004 forscht eine amerikanische Firma an dem Phänomen Zeitreise. Eines Abends gibt es einen Unfall. Das Forschungszentrum wird zerstört und zwei mittelalterliche Gestalten liegen in den Trümmern. Die Forscher Tom und Paul verstecken die beiden bei Toms Ex-Freundin Hannah. Gemeinsam mit ihren Gästen aus dem Mittelalter versucht sie in der Gegenwart das Haupt der Weisen aufzuspüren. Doch auch hier werden Gero und Mattis verfolgt: Die amerikanischen Auftraggeber der Forschung sind hinter ihnen her.

Martina André hat in diesem Buch zwei Genre vereint: Zum einen ist das Rätsel der Templer ein historischer Roman, der bis ins kleinste Detail recherchiert wurde und mir das Mittelalter und vor allem die Templer sehr nahe brachte. Zum anderen ist dies ein Zeitreise- und somit Fantasy-Roman. Die verschiedenen Zeiten und die Sprünge zwischen Mittelalter und Gegenwart sind gekonnt beschrieben. Die Art und Weise, wie die Gäste aus der Vergangenheit mit unseren Errungenschaft konfrontiert werden, hat die Autorin pointiert und witzig dargestellt. Gleichzeitig werden aber auch die Probleme, die eine solche Zeitreise mit sich bringt, nicht vernachlässigt. Die Spannung kommt an keiner Stelle des immerhin 759 Seiten starken Buches zu kurz.

Die verschiedenen Zeitebenen werden am Anfang jedes Kapitels benannt, so dass ich immer wusste, wo und in welcher Zeit ich mich befand. Die Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit sind immer an der richtigen Stelle, ich verlor nie den Faden durch unlogische oder unpassende Sprünge.

Was ich an Martina Andrés Büchern besonders mag, ist ihre Genauigkeit und ihre Liebe zum Detail. Sie recherchiert gründlich und hat in diesem Buch sogar z.B. die Mondphasen in den verschiedenen Zeiten und die Essensgewohnheiten der Templer im Mittelalter beachtet.

Ich hatte das Glück, das Buch mit ihr gemeinsam in einer Leserunde zu lesen.

Fazit: Dieser Roman vereint historische mit phantastischen Elementen. Er hat mich zum Lachen, Weinen und Mitfiebern gebracht. Ich empfehle „Das Rätsel der Templer“ uneingeschränkt. Ein fesselnder Roman, den ich kaum aus der Hand legen konnte.

20 von 26 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.