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Philo
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Bewertungen

Insgesamt 407 Bewertungen
Bewertung vom 21.05.2019
Das wilde Leben der Cheri Matzner
Barone, Tracy

Das wilde Leben der Cheri Matzner


sehr gut

Zunächst einmal ist der Titel des Buches verwirrend. Cheri Matzner führt kein Wildes Leben, sondern eher ein bewegtes und nicht immer leichtes. Zuerst erfährt man von ihr, wie sie in die jüdische Familie von Cici und Sol Matzner aufgenommen wird, nachdem die lebenslustige und temperamentvolle Cici eine Fehlgeburt erlitten hat. Ihre Fröhlichkeit geht ihr dadurch verloren und Cheri hat es nicht immer leicht in diesem Elternhaus.

Der erste Teil des Buches hat mir sehr gut gefallen. In bewegender Weise erfährt der Leser von den schwierigen Umständen der Geburt von Cheri und auch viel von Cici und Sol, bei denen Cherie aufwächst.

Dann macht das Geschehen einen großen Sprung. Wir erleben Cheri als 40-jährige Universiätsprofessorin, nachdem sie ihre Arbeit bei der Polizei aufgegeben hat. Sie ist jetzt verheiratet mit Michael, einem viel ältern Mann. Die Ehe ist nicht glücklich, und beide denken über Trennung nach, als Michael schwer erkrankt, was Cheri vor neue Probleme stellt.

Von einem wilden Leben der Cheri Matzner kann also keine Rede sein. In einer von Männern dominierten Welt bei der Polizei und auch an der Universität ist sie immer eine Kämpfende. Sie hat einen starken Willen, aber nicht immer gelingt es ihr, sich durchzusetzen.

Schade, daß der Titel und die Buchbeschreibung nicht zum Inhalt passen, was aber keinen Einfluß auf meine Leseempfehlung hat. Interessant ist es allemal, sich mit dem Leben der Cheri Matzner auseinanderzusetzen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.05.2019
Auris / Jula Ansorge Bd.1
Kliesch, Vincent

Auris / Jula Ansorge Bd.1


ausgezeichnet

Die Idee zu Auris kommt von Sebastian Fitzek. Geschrieben hat das Buch aber Vincent Kliesch, dem Sebastian Fitzek seine Idee überlassen hat. Entstanden ist ein hochspannender Thriller, der den Leser fesselt bis zur letzten Seite. Die Idee zum Buch ist genial und läßt für Thrillerfans keine Wünsche offen.

Der forensische Phonetiker Matthias Hegel, der sich auf akustische Beweisführung spezialisiert hat, gesteht einen Mord, den er scheinbar nicht begangen hat, und geht dafür ins Gefängnis. Die junge Podcasterin Jula Ansorge will die Unschuld von Hegel beweisen, was dieser aber ihr gegenüber ablehnt. Nach zähen Verhandlungen mit dem Anwalt von Hegel bekommt sie eine Besuchserlaubnis im Gefängnis. Es kommt zu mehreren Gesprächen mit Hegel und Jula gerät in einen Strudel von Ereignissen, die lebensgefährlich sind. Hegel ist ein undurchsichtiger Mensch, der sich nicht in die Karten schauen läßt. Mal glaubt man ihm, mal mißtraut man ihm. Nach und nach deckt Jula Vorgänge auf, die sie, wie sie glaubt, der Wahrheit näherbringen. Sie ist fest von Hegels Unschuld übezeugt.

Jula beißt sich fest in ihren Nachforschungen. Sie will Hegel von dem Makel eines Mordes befreien, wie sie sich selbst von einem traumatischen Erlebnis befreien will. Sie verliert ihre Arbeit, trennt sich von ihrem Freund Paul und gerät immer mehr in einen Sumpf von Verstrickungen und Verbrechen.

Das Buch hat Gänsehautcharakter und zum Schluß ist alles ganz anders als erwartet. Es gibt aber einen Hinweis auf eine Fortsetzung, und darauf darf man wirklich gespannt sein.

Daß nun der Autor Kliesch und nicht Fitzek heißt muß man nicht bedauern. Vincent Kliesch hat einen hochspannenden Thriller geschrieben, den ich allen Thrillerfans nur empfehlen kann.

Bewertung vom 02.05.2019
Der Zopf meiner Großmutter
Bronsky, Alina

Der Zopf meiner Großmutter


ausgezeichnet

Alina Bronskys kleine Geschichten sind wahre Kunstwerke. Ich war sehr gespannt auf das neue Buch und bin nach dem Lesen, wie auch bei ihren vorhergehenden Büchern, total begeistert. Zwischen Tragik und Komik wechselt ihre Geschichte und jeder Satz ist eine Offenbarung. Großmutter, Großvater und Max, der Enkel, sind als russische Auswanderer nach Deutschland in ein Flüchtlingsheim gekommenn. Die Großmutter macht aus ihrer Unzufriedenheit keinen Hehl, traut niemandem und tut dies auch lautstark kund. Zu leiden haben Großvater und Enkel. Insbesondere Max wird von ihr als zurückgeblieben und krankes Kind bezeichnet und vor anderen nennt sie ihn auch den Idioten. Leicht zu verstehen, daß der Großvater sich in die hübsche und junge Nacharin verliebt.

Warum, fragt man sich, ist die Großmutter so bösartig geworden. Nach und nach erfährt man einiges aus ihrem Leben, was ein gewisses Verständnis aufbringen läßt. Trotzdem gehört mein ganzes Mitgefühl dem kleinen Max, der niemals eine Süßigkeit oder etwas leckeres zum Essen bekommt. Alles wegen seiner angeblichen Krankheit und wegen krankheitserregender Keime. Erstaunlich, daß sich Max zu einem klugen und aufgeweckten Kind entwickelt, der die Großmutter nach und nach durchschaut und sie auch austrickst.

Als die Nachbarin einen Jungen zur Welt bringt, der dem Großvater zum Verwechseln ähnlich sieht, kommt die Großmutter hinter sein Geheimnis, was sie aber dazu bringt, über sich hinauszuwachsen. Man muß es unbedingt lesen.

Die Figuren des Buches könnten untesrchiedlicher nicht sein. Die Autorin zeichnet die einzelnen Charaktere so treffend, daß sie für die Leser lebendig werden. Dies ist eines der wenigen und besonderen Bücher, die lange nachwirken und die man nicht vergißt.

Bewertung vom 02.05.2019
ALLES WAS ICH DIR GEBEN WILL
Redondo, Dolores

ALLES WAS ICH DIR GEBEN WILL


ausgezeichnet

Dies ist eines der besten Bücher, die ich seit langem gelesen habe. Ein Buch, das man nicht aus der Hand legen möchte, weil es alles enthält, was eine besondere Lektüre ausmacht: die spannende Familiengeschichte einer spanischen Adelsfamilie, die sich nur ihrem eigenen Ansehen verpflichtet fühlt und für die die Menschen, die für sie arbeiten, nichts bedeuten. Seit ewigen Zeiten sind die Menschen es auch gewohnt, der gräflichen Familie mit Hochachtung und Ehrerbietung zu begegnen. Die Familie aber hält nur scheinbar zusammen, so daß der Zerfall unaufhaltsam scheint.

Die Autorin verwebt die Familiengeschichte mit einem Kriminalroman, und so gelingt ihr in ihrer wunderbaren bildhaften Sprache ein ganz besonderes Buch. Wir begegnen starken Charakteren, willensschwachen Menschen und der bitterbösen Gräfin, die ihrer Familie und insbesondere ihren drei Söhnen keinen Funken Liebe entgegenbringt.

Die tragischen Hauptfiguren sind Manuel, ein spanischer, sehr erfolgreicher Schriftsteller, und sein Mann Alvaro, Sohn der gräflichen Familie. Manuel ist in seiner Liebe zu Alvaro gefangen und genießt seinen Erfolg als Schriftsteller. Erst durch einen tödlichen Verkehrsunfall von Alvaro muß Manuel erkennen, daß er den wahren Alvaro nicht gekannt hat. In Galicien, der Heimat von Alvaro, und dort auf dem gräflichen Gut, kommt Manuel nach und nach hinter die Familiengeheimnisse, die ihn in die Verzweiflung treiben. Mit Lucas, dem Beichtvater der Familie und Nogueira, einem pensionierten Kommissar, gelingt es ihm, die Tragödien in der Familie aufzuklären und Alvaro wieder in einem neuen Licht zu sehen.

Die Charakterisierung der einzelnen Protagonisten gelingt der Autorin in einzigartiger Weise, und man kann sich mit jeder einzelnen Person auseinandersetzen, obwohl es in den meisten Fällen schwer ist, deren Handlungen nachzuvollziehen oder zu verstehen. Über allem schwebt der Duft der Gardenien und ein bißchen verliebt man sich auch in die wunderbare Landschaft Galiciens. Meine ganze Anerkennung gilt Manuel, der unbeirrbar nach dem Mann sucht, den er zu kennen glaubte und mit dem er verheiratet war. Er geht einen langen und schwierigen Weg, bis er sich endlich auch selbst findet.

Wie immer in einem guten Kriminalroman hat man während des Lesens immer wieder eine Lösung parat, aber auch hier ist alles anders als erwartet. Das Buch ist spannend bis zum Schluß. Es ist ein Versäumnis, dieses Buch nicht zu lesen.

Bewertung vom 24.04.2019
Eine eigene Zukunft
Dueñas, María

Eine eigene Zukunft


sehr gut

Ich war sehr gespannt auf dieses Buch, da ich das großartige Buch der Autorin "Wenn ich jetzt nicht gehe" gelesen habe. Einen solchen Erfolg zu wiederholen, ist gewiß nicht einfach und hier auch nicht wirklich gelungen. Maria Duenas behandelt ein interessanes Thema, in dem es um spanische Einwanderer nach New York geht, die hier ums Überleben und eine eigene Zukunft kämpfen. So auch die drei Schwestern Victoria, Mona und Luz Arenas mit ihrer Mutter Remedios. Der Vater Emilio holte seine Familie im Jahr 1936 nach New York, nachdem er beschlossen hatte, sein Leben als Weltenbummler aufzugeben und in New York seßhaft zu werden. Mit einem kleinen Lokal wollte er den Lebensunterhalt seiner Familie sichern. Da Emilio aber kurz darauf durch einen Unfall ums Leben kommt, ist seine Familie gezwungen, alleine für das Überleben zu kämpfen.

Ohne Sprachkenntnisse und aus eigener Kraft schaffen die drei Schwestern es trotz aller Bemühungen nicht, das kleine Restaurant in einen Nachtclub zu verwandeln. Es gibt etliche Personen, die sie daran hindern wollen. Da sind zum Beispiel der windige Anwalt Mazza mit seinem Neffen und der Talentsucher Kruzan. Aber es gibt auch helfende Hände, z. B. Fidel, den Sohn eines Bestatters, Luciano Barona und sein Sohn Chano, Tony, der Sohn eines Freundes und Schwester Lito, eine Nonne, die mir am meisten imponiert hat.

Packend und in einer lebhaften und bildreichen Sprache beschreibt die Autorin das Leben der Einwanderer in der damaligen Zeit und deren Wunsch, eines Tages wieder in die alte Heimat zurückzukehren. Zunächst einmal aber müssen sich die Schwestern Arenas mit den Widrigkeiten auseinandersetzen, die der tägliche Überlebenskampf mit sich bringt. Zu einfach tun sich für mein Verständnis immer wieder neue Wege auf, indem Tony eine Unmenge Leute kennt und Zugang zu vielen Hilfsmöglichkeiten hat. Daß er obendrein auch noch zum Privatsekretär des enterbten spanischen Thronfolgers wird, hat mit der eigentlichen Handlung wenig zu tun. Ich finde das Buch ist mit zu vielen Personen und Ereignissen überfrachtet und hätte sich besser auf den Lebensweg der Schwestern konzentriert. So finde ich den Epilog unbedingt lesenswert, weil er aufzeigt, was letztendlich aus den Schwestern wird.

Alles in allem fand ich das Buch gut geschrieben und lesenswert. Was hat die Menschen veranlaßt, ihre Heimat zu verlassen, um in Amerika ein neues Leben zu beginnen, ohne zu wissen, was sie dort erwartet. Diese Frage hat die Autorin sehr gut beantwortet und das Buch somit eine Leseempfehlung verdient.

Bewertung vom 04.04.2019
Was uns erinnern lässt
Naumann, Kati

Was uns erinnern lässt


ausgezeichnet

Zunächst einmal habe ich den Stammbaum studiert, der zu Beginn des Buches Aufschluß über die Familie gibt. So ist es möglich, den einzelnen Familienmitgliedern gleich zu Anfang näher zu kommen.

Dieses Buch beschreibt das Leben der Familie Dressel von der Gründung ihres Hotels "Waldeshöh" im Thüringer Wald, von dessen Blütezeit bis hin zu dessen Untergang zu Zeiten der DDR. Da das Hotel nach der Teilung Deutschlands in der Sperrzone direkt an der Grenze liegt, abgetrennt durch einen Stacheldrahtzaun, bleiben die Gäste aus. Die Dressels leben zwischen ständiger Angst und Hoffnung, stützen sich aber gegenseitig in dem Glauben, das Hotel eines Tages wieder aufmachen zu können. So werden vor allem die Gästezimmer nach einem festgelegten Plan der alten Marie Dressel peinlichst sauber gehalten. Es nutzt alles nichts, die Familie wird zwangsumgesiedelt. Das Hotel Waldeshöhe verschwindet.

Viele Jahre später entdeckt Milla bei einer Wanderung im Thüringer Wald in der Nähe des Rennsteigs auf der Suche nach einem "Lost Place" unter Blättern und Unrat verborgen den Zugang zu einem Keller, in dem noch alles intakt ist, sogar der Johannisbeerwein und die Brombeermarmelade. Bei ihren Recherchen stößt sie auf die Familie Dressel und nimmt Kontakt zu ihnen auf.

In Rückblicken läßt die Autorin ihre Protagonisten sich erinnern an das Hotel Waldeshöh von dessen Anfang bis zu dessen Ende. Sie beschreibt spannend und einprägsam zwischen Wahrheit und Fiktion das Leben des Familie Dressel hinter Stacheldraht. "Was uns erinnern läßt" ist auch die Geschichte all derer, die diese Zeit miterlebt haben und in deren Erinnerung sie weiterlebt. Ein wirklich lesenswertes Buch.

Bewertung vom 24.03.2019
Rückwärtswalzer
Kaiser, Vea

Rückwärtswalzer


ausgezeichnet

Dies ist die außergewöhnliche Geschichte der drei Schwestern Mirl, Wetti und Hedi sowie ihrem Neffen Lorenz und Onkel Willi, dem Ehemann von Hedi. Alle fünf Protagonisten habe ich ins Herz geschlossen, mit ihnen gelacht und auch gelitten. Hier und im Jetzt leben alle eng zusammen in Wien und können sich nicht vorstellen, an ihrer Familienkonstellation etwas zu ändern. Nur Willi wird es manchmal zu eng. Die Übermacht der drei Schwestern ist zu groß. Und jetzt ist auch noch Lorenz bei den Tanten untergeschlüpft, nachdem er als Schauspieler kein Engagement in Aussicht hat und pleite ist, so daß er seine Wohnung nicht mehr bezahlen kann. Zu allem Unglück hat ihn auch noch seine Freundin Stephi verlassen und ist von Wien nach Heidelberg gezogen.

Die drei Schwestern und Willi hatten in ihrer Jugend ein traumatisches Erlebnis, an dessen vemeintlicher Schuld sie alle ein Leben lang litten, auch deswegen, weil nicht darüber geredet wurde.

Als Willi plötzlich stirbt, sind alle gefordert, seinen letzten Willen zu erfüllen. Willi möchte in seiner Heimat in Montenegro im Familiengrab bestattet werden. Da das Geld für eine offizielle Überführung fehlt, wird der Onkel kurzerhand in sein Auto gesetzt und unter Begleitung der ganzen Familie - Lorenz fungiert als Fahrer - geht die Fahrt in Richtung Montenegro.

Die Fahrt ist abenteuerlich und aufregend, manchmal auch heiter, dann wieder angsteinflößend, weil man an den Grenzen mit dem toten Willi im Auto um die Weiterfahrt bangen muß.

Via Kaiser hat eine ganz wunderbare Familiengeschichte geschrieben und dabei ihr besonderes Augenmerk auf die Charakterisierung ihrer Protagonisten gelegt. In Rückblicken erzählt sie in ihrem unverwechselbaren Schreibstil von deren Leben bis hin zu ihrer Jugendzeit. Und was sie ihren Lesern erzählt, und vor allem, wie sie es erzählt, ist so interessant und spannend, daß man das Buch gar nicht aus der Hand legen möchte. Es regt sehr zum Nachdenken an. Nicht nur die Protagonisten wissen jetzt, wie wichtig die Familie ist. 5 Sterne für ein besonderes Buch, für das ich gerne eine Leseempfehlung ausspreche.

Bewertung vom 05.03.2019
Niemals ohne sie
Saucier, Jocelyne

Niemals ohne sie


ausgezeichnet

Diese Familiengeschichte läßt mich nicht los. Ganz wunderbar geschrieben, hatte ich das Gefühl, auch in dem Haus mit den 21 Kindern zu wohnen, so sehr konnte ich mich mit der Familie identifizieren. Die Mutter so genau beschrieben, daß man sie förmlich vor sich sieht. Den ganzen Tag in der Küche stehend und kochen, um die übergroße Familie zu versorgen. Die Kinder übergab sie immer wenige Tag nach der Geburt ihrer ältesten Tochter, die sich um ihre Geschwister kümmerte. Der Vater, ein verträumter Einzelgänger, der Tag für Tag durch den Wald streift, auf der Suche nach einem Erzvorkommen.

Die Carlingkinder sind eine eingeschworene Gemeinschaft. "Niemals ohne sie" ist ihre Leitlinie. Sie treten immer gemeinsam auf und sind in ihrer Überzahl nicht überall beliebt. Als eines Tages etwas Ungeheuerliches passiert, sprengt dies ihre Gemeinschaft, und über den Vorfall wird nicht geredet. Die Kinder suchen ihr eigenes Leben, jeder für sich, und erst 30 Jahre später treffen sie wieder aufeinander. Der Vater soll eine Ehrung erhalten und alle Kinder sind gekommen.

In dem Buch kommen die einzelnen Protagonisten zu Wort und geben ihren Blick auf die Familie wider. So lernt man die einzelnen Familienmitglieder besser kennen. Jeder hat in den vergangenen 30 Jahren ganz offensichtlich mit einer großen Schuld gelebt, die nicht aufgedeckt wurde, weil nicht miteinander geredet wurde. Jeder trug sein eigenes Bild in sich.

Wenn man sich auf das Buch erst einmal eingelassen hat, kann man es nicht mehr aus der Hand legen. Jeder der Protagonisten ist es wert, sich mit ihm auseinanderzusetzen. Ganz besonders zu Herzen gehend, fand ich die Beziehung der Zwillingsschwestern zueinander, die sich zunächst sehr nahe waren, deren Bindung aber einer schweren Belastung ausgesetzt wurde. Bewundert habe ich die Mutter, die alle ihre Tage in der Küche verbracht hat, aber jeden Abend an das Bett ihrer Kinder ging, um ihnen eine gute Nacht zu wünschen. Bei 21 Kindern. Und auch, wenn alle dachten, daß sie wesentliche Dinge gar nicht mitbekam, wußte sie immer über alles Bescheid. Für mich eine bewundernswerte, starke Frau.
Dies ist eine ganz und gar besondere Familiengeschichte, die eine absolute Leseempfehlung verdient.

Bewertung vom 05.03.2019
Lago Mortale / Simon Strasser Bd.1
Conti, Giulia

Lago Mortale / Simon Strasser Bd.1


gut

Zunächst einmal sticht die Landschaft auf dem Cover ins Auge, das ganz wunderbar zur Geschichte paßt. Und so erfährt man auch viel über die Gegend, in die der ehemalige Polizeireporter Simon Strasser sich aus Frankfurt zurückgezogen hat, um die italienische Lebensart zu genießen. Was ihm nur teilweise gelingt. Von seiner Terrasse, die unmittelbar am Lago d'Orta liegt, entdeckt er ein Boot mit einer Leiche. Es ist der Sohn eines der angesehensten Industriellen der Gegend. Natürlich nimmt die Polizei die Ermittlungen auf, aber Simon ermittelt auf eigene Faust, und man muß ihm zugestehen, seine Ermittlungen sind weit erfolgreicher als die der Ermittler.

Der Krimi liest sich gut ohne große Höhen und Tiefen. Ihm fehlt auf alle Fälle die Spannung, die man von einem Krimi erwartet. Zu viel dreht sich um die schöne Landschaft des Piemont und um die Person des Simon Strasser. Die ermittelnde Kommissarin gerät dadurch zu sehr in den Hintergrund, und man erfährt wenig von ihren Recherchen. Da dies aber der erste Fall für den Polizeireporter Simon Strasser ist bleibt dem Leser die Hoffnung auf mehr Spannung in den Fortsetzungen.

Bewertung vom 01.03.2019
Liebende
Ho-seung, Jeong

Liebende


ausgezeichnet

Von philo
Was ist das für eine Freude, dieses kleine Büchlein in den Händen zu halten. Das wunderbare bunte und fröhliche Cover, das so herrlich zu der Geschichte paßt und ergänzt wird durch die wunderschönen Illustrationen im Buch.

Man muß sich darauf einlassen auf dieses Buch, das sich liest wie ein Märchen. Es geht um die Liebe zwischen Blauperlenauge und Schwarzperlenauge, zwei Windspiele, die sich auf den ersten Blick ineinander verlieben und denen im Laufe der Jahre die Liebe verlorengeht. Blauperlenauge mag sich damit nicht zufrieden geben und macht sich auf in die Welt, um seine wahre Liebe zu suchen. Durch Blauperlenauge vermittelt der Autor in einer sehr bildhaften Sprache dem Leser seine Sicht auf die Liebe und das Leben. Mal heiter, mal traurig, macht die Geschichte nachdenklich und manchmal auch betroffen und oftmals erkennt man sich auch selbst wieder. Ein sehr lesenswertes "fabel"haftes Buch über die Liebe und das Leben.